18 Jahre Schriftstellerforum!
 
Suchen
Suchabfrage:
erweiterte Suche

Login

Jetzt erhältlich! Eine Anthologie von und mit unseren Usern. Jetzt bestellen! Die erste, offizielle DSFo-Anthologie! Lyrikwerkstatt Das DSFo.de DSFopedia


Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Zehntausend 11/2014
Auf Basalt

 
 
Gehe zu Seite Zurück  1, 2
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
 Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  « | »  
Autor Nachricht
Ithanea
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 34
Beiträge: 1062

Ei 3 Pokapro 2017


Beitrag14.11.2014 13:40

von Ithanea
Antworten mit Zitat

Mir gefallen dein Schreibstil und die Bilder, die du verwendest.
Manche Bilder sind allerdings so gut gewählt und angefangen, und dann meines Empfindens nach nicht richtig zu Ende gegangen, dass ich es ein bisschen schade finde. (Leopard: geschmeidiger Kämpfer, gefährliche Verlockung, trohnt und grinst. Hyäne: Bleckt Zähne, sonst nichts. Schwer zu sagen, aber irgendwie fehlt mir da etwas)
Oder vielelicht auch nicht und es hat schon seine Richtigkeit, dass der Leopard so viel kann und kämpft und tut und erobert und die Hyäne nur die Zähne bleckt und das Aas auffrisst...Hm.

Definitiv ein Punkte-Text, im Moment glaube ich, sechs.


_________________
Verschrieben. Verzettelt.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Flush
Geschlecht:weiblichWortedrechsler

Alter: 50
Beiträge: 74



Beitrag14.11.2014 18:37

von Flush
Antworten mit Zitat

Hallo,
die Geschichte ist ruhig, gut und anschaulich erzählt.
Mich stört nur das ständige "Er", als wenn es um einen Gott gehen würde...
Ist vielleicht auch Absicht...
Geht es zuletzt nur um den Triumph über den anderen Bruder, der hier
zum Ausdruck gebracht werden soll?
Grüßle
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
anderswolf
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1069



Beitrag18.11.2014 14:15

von anderswolf
Antworten mit Zitat

Ich habe aus Zeitmangel vor der Siegerehrung nur jene Texte kommentiert, denen ich keine Punnkte gegeben habe. Darum nachfolgend noch eine Begründung für meine Bepunktung.

So sehr die Sprechblasen gleich zu Beginn demotivieren, überhaupt weiterzulesen, so sehr gefällt der danach im Text auftauchende Bilderreichtum, der an manchen Stellen auch zu übersättigend wirkt. Den Tanz auf dem über die Länge des Textes abkühlenden Vulkan mit stimmigen Figuren zu bestücken ist schwer, die gefundene Paarung Hyäne und Leopard ist in sich zwar stimmig den Charakteren zuzuordnen, im Sinne Grundmetapher der geschichte aber so feuerfrei, dass es mitunter irritiert.

Der Konflikt der Brüder wird aber schon so lange und auf so vielen Schlachtfeldern geführt, dass es durchaus stimmig scheint, wenn sich ein drittes, ein viertes Bild (und im Hintergrund wahrscheinlich noch viele mehr) ergeben. Es klingt plausibel und doch schießt sich der Text damit selbst ab.

Ansonsten sichere Sprache, solide Konstruktion der Geschichte, schöner Nachhall nach dem letzten Satz. Insgesamt aber sind mehr als vier Punkte nicht drin, zu überladen ist der Leser nach dem Ende.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
holg
Geschlecht:männlichExposéadler

Moderator

Beiträge: 2396
Wohnort: knapp rechts von links
Bronzenes Licht Der bronzene Roboter


Beitrag21.11.2014 14:39

von holg
Antworten mit Zitat

Wow, deine Geschichte hat mich mitgenommen. (Lese Lina)

Weniger hätte in meinem Lesen den Text noch stärker gemacht …
Dennoch einer der Texte, weshalb ich die Begrenzung auf 10 Punktevergaben bedauere.  (Einar Inperson)

Das alles in unter 10000 Wörtern unterzubringen - Respekt. (saher)

… den Charakter des Protagonisten sowie des Bruders gut eingefangen. Deine Geschichte liest sich spannend.  (gold)

Kain und Abel. Das Zitat ist gut untergebracht …
… kann den Schmerz und die Wut des Erzählers nachvollziehen. Aber das Simile über die verbrannte Landschaft ist für mich nicht ganz so stimmig. (lapidar)

Metaphern-Overkill … springen ständig zwischen den verschiedensten Bildebenen … unfreiwillig komisch … Auf inhaltlicher Ebene empfand ich den Text leider als wenig interessant (Akiragirl)

Sie nahm sich das Leben.
Das ist die Stelle, an der du für mich aus der Reihe der potentiellen Punktekandidaten herausgeflogen bist … Weil du es dir damit so einfach machst … weil es so unnötig ist. (hobbes)

"Bruderzwist"-Geschichte fein geschrieben und gut konstruiert. Das Zitat hast du passend in deine Geschichte integriert und das Thema "Aufbruchstellen" prima erfüllt.  (Constantine)

sehr knapp nicht in die Punkteränge geschafft … Ein gutes Ende … verschiedene Bildwelten … Leider sind es mir zu viele (crim)

in deinem Text sehe ich nichts experimentelles, nichts, das ich deuten müsste … aber E? Ich glaube nicht. (fancy)

diese Arbeit erschlägt mich … der wundervollen Einfachheit der Sprache gegenüber zu stellen … das war mir (fast grotesk) zu viel an Umschreibung und Vergleichen und Bildsprache … Inhaltlich mag ich es sehr … zuviel Substanz im Vergleich. (Maria)

etwas überfrachtet, gewollt in die E-Richtung gehend. (Merope)

… Zitat auch ziemlich schlüssig untergebracht. Was mir hier etwas fehlt ist eine Überraschung, etwas nicht Erwartetes, Hintergründiges … Sprachlich mit ganz vorne … (shatgloom)

Gesamtpunkte 11 (tronde)

da wird viel angedeutet, viel umschreiben … mir gefiel aber auch, wie du das Zitat eingearbeitet hast. Es wirkte hier auf mich gar nicht so wie in den Texten, die ich bisher gelesen habe, nämlich wie ein Fremdkörper, … (Rainer Zufall)

1 Punkt (Malaga)

… sehr rund erzählt, schöne schlichte Sprache, auch schöne Bilder darunter. Das Zitat finde ich hier sehr gelungen eingebaut, … Beim wiederholten Lesen … eröffnet mir nichts darüber hinaus (Jenni)

Sprechblasen vollgepfropft mit Bildsprache, die ich teils nur als Worthülsen deuten kann … Sympathisch ist mir keiner der Protagonisten … Aber ist ja E-Lit … bin mir nicht ganz sicher was ich erahnen soll … Deutung ganz und gar rätselhaft … Sprachlich ist das nicht ungeraten, … (Mardii)

interessante, sprachlich anspruchsvolle, bilderreiche, aber teils zu verrätselte Geschichte … Bilder … ziehen sich als gestalterische Mittel für den Zustand in dieser Familie durch den Text … Wobei bleibt unklar. Das bleibt dem Kopfkino des Lesers überlassen … zu vieles schemenhaft angedeutet und zu klischeehaft … (lilli.vostry)

Zu Beginn nimmt mich der Text mit hinein … jedoch krampfig, … hingekopft … (Zinna)

gefallen dein Schreibstil und die Bilder … nicht richtig zu Ende gegangen … Oder vielleicht auch nicht … Hm. (Ithanea)

ruhig, gut und anschaulich erzählt … stört nur das ständige „Er" … Geht es zuletzt nur um den Triumph über den anderen Bruder … ? (Flush)



Hallo.
zunächst danke ich Euch allen für Eure Zeit und Eure Auseinandersetzung mit meinem Text. Ich weiß, ich habe es Euch nicht einfach gemacht (das hätte meiner Meinung nach dem Geist dieses speziellen Wettbewerbs widersprochen). Entsprechend uneins sind sich die Kommentare über den Text. Was der eine gelungen findet, findet der andere unfreiwillig komisch. Was dieser interessant findet, findet jener nicht. Mal werden die Bilder als passend empfunden, mal nicht, oft sind es einfach zu viele. Der Text wird als E klassifiziert oder als ganz sicher nicht E. Er gewinnt bei mehrmaligem Lesen, hallt nach oder auch nicht.
Anderen Bewertern war er für  einen Kommentar zu schlecht.
Sosehr es mich ärgert, dass mein Text nicht ein paar Pünktchen mehr abgekriegt hat, freut es mich doch, dass er ganz unterschiedlich wahrgenommen wird.
In vielen Kommentaren lese ich (vielleicht interpretiere ich das auch zu Unrecht hinein), dass ein paar Dinge häufig nicht so angekommen sind, wie sie gedacht waren.

Die Einbindung des Zitats wird mehrheitlich gelobt. Danke dafür. Das war für mich der Ausgangspunkt der ganzen Geschichte (und ich bin gelinde entsetzt, wie einfach sich das hier und da im Wettbewerb gemacht wurde). Da werden
 ein paar zentrale Vorgaben gemacht, die kein Text einfach so ignorieren darf (mMn) Loyalität, Ironie (in welcher Spielweise auch immer - I. des Schicksals, sprachliche, intellektuelle I. …) der menschlichen Existenz immanente Zwänge. Zudem eine gewisse Verteidigungshaltung, die auf ein Bewusstsein von Schuld oder zumindest Angreifbarkeit deuten lässt. in gewissem Maße Unsicherheit, Orientierungslosigkeit. Auf jeden Fall eine stark selbstreflektierende, möglicherweise sich selbst entfremdete Persönlichkeit. Icherzähler.

Die Bilderflut, die Metaphern, sind allen aufgefallen. Vielen unangenehm.
Das war das Experiment.
Eine weitestgehend assoziative Erzählweise: Schnappschüsse, Erinnerungsbilder für Erinnerungen (Sprechblasen, Fußball [Sturm, Akiragirl, ist eine Spielposition im Fussball, genau wie Linksaußen, aber in sich selbst wieder eine Metapher, die ich als solche gar nicht auf dem Schirm hatte, für dich aber wohl zuviel war], Militär, Schule, Elle auf dem Beifahrersitz), Metaphern statt Emotionsbeschreibungen, die jeweils die Beziehungen des Protas zu seinen Geschwistern darstellen (Marie - Medizin, Bruder - Tier). Im Geflecht der Beziehungen untereinander sind die nicht ganz klar abzugrenzen, laufen ineinander (Pflaster auf Basalt), tauchen in Erinnerungsbildern auf. Das ist an zwei, drei Stellen durchaus ironisch gemeint (schließlich behauptet der Icherzähler nicht nur, der Ironie fähig zu sein). Auch die Vulkanmetapher (Basalt ist vulkanisches Gestein, erkaltete Lava) soll - wie die anderen Bilder auch - intuitiv das Innenleben, die Seelenlandschaft des Protas vermitteln (hallo crim).

Die ganze Geschichte erschließt sich natürlich nur, wenn die Bilder (die bei jedem Leser andere Assoziationen und Emotionen wecken) ein schlüssiges Gesamtwerk ergeben, durch Überladung neue Bilder generieren und am Ende ein Piepsen in den Synapsen zurücklassen. („Tree of Life“ gesehen?)
Das ist ein Risiko, gerade bei einem so heterogenen Publikum wie hier im Forum.

Warum musste Elle sterben?
hobbes, deine Entrüstung hat mich getroffen. Das war der Punkt, über den ich am meisten gegrübelt habe. Was wäre schlimm genug, dass der Prota sich über Jahre von seiner Familie zurückzieht. Ich habe sie schwer angeschlagen in seine Arme zurückkommen lassen. Ich habe sie nach Frankreich zurückgehen lassen. Ich habe sie einfach unter den Tisch fallen (um mal bei der Metapher der Gefallenen zu bleiben), den Sitz neben ihm leer sein lassen.
Was war sie für eine Frau? Wie würde sie reagieren, wenn sich die Skandalreporter auf sie stürzen, sie dazu missbrauchen, den Bruder fertig zu machen?
Was müsste passieren, um den Prota zu dem zu machen, der er ist. Nur dem Bruder die Kandidatur versaut zu haben, ist bei weitem nicht Schuld genug. Und ist es nicht Ironie des Schicksals, dass Elle auf die gleiche Weise aus dem Leben geräumt wird, wie der Pauker; nur unbeabsichtigt (blind vor Zorn und der Folgen nicht gewahr) und mit dem bitterst möglichen Geschmack im Mund?Ist es nicht verstörendste Ironie, gerade den Menschen ultimativ zu schädigen, wegen dessen Verlust (er will sie zurück) man einen ganz anderen angreift?
Am Ende tickte die Uhr und ich habe sie umgebracht. Vielleicht zu billig und platt, aber weder einfach noch unnötig.
Im Nachhinein hätte ich den Satz am liebsten gestrichen und den Leser sich fragen lassen „was ist eigentlich mit Elle passiert? Wo ist sie?“
Aber wer sich fragt, wer der Komapatient ist, welcher Zug da kommt, was der Bruder eigentlich vorhat und ob es um den Triumph über den übermächtigen Bruder geht (NEIN!!!), hätte den Hinweis - der ja in der Abwesenheit von Hinweisen bestanden hätte -  sicher nicht verstanden.
Kannst du das halbwegs nachvollziehen?

und anderswolf: Wo hast du die ganze Zeit gesteckt? Ich kann aus deinem Fazit nichts rausschneiden, weil es ziemlich komplett ist. Ich füge es einfach hier ein.

Zitat:
So sehr die Sprechblasen gleich zu Beginn demotivieren, überhaupt weiterzulesen, so sehr gefällt der danach im Text auftauchende Bilderreichtum, der an manchen Stellen auch zu übersättigend wirkt. Den Tanz auf dem über die Länge des Textes abkühlenden Vulkan mit stimmigen Figuren zu bestücken ist schwer, die gefundene Paarung Hyäne und Leopard ist in sich zwar stimmig den Charakteren zuzuordnen, im Sinne Grundmetapher der geschichte aber so feuerfrei, dass es mitunter irritiert.

Der Konflikt der Brüder wird aber schon so lange und auf so vielen Schlachtfeldern geführt, dass es durchaus stimmig scheint, wenn sich ein drittes, ein viertes Bild (und im Hintergrund wahrscheinlich noch viele mehr) ergeben. Es klingt plausibel und doch schießt sich der Text damit selbst ab.

Ansonsten sichere Sprache, solide Konstruktion der Geschichte, schöner Nachhall nach dem letzten Satz. Insgesamt aber sind mehr als vier Punkte nicht drin, zu überladen ist der Leser nach dem Ende.
(anderswolf)

War wohl ein bisschen zuviel des Guten.

holg


_________________
Why so testerical?
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Emmy
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 65
Beiträge: 30
Wohnort: Ruhrgebiet


Beitrag22.11.2014 00:42

von Emmy
Antworten mit Zitat

-----
Disclaimer:
Ich schreibe meine Kommentare zu den Wettbewerbsgeschichten als völliger Frischling im Forum. Dabei gebe ich nur meine persönliche Resonanz auf die jeweilige Geschichte wieder, und zwar auf der Grundlage meiner subjektiven Deutung. Diese Deutung kann natürlich von der Absicht des jeweiligen Autors bzw. der jeweiligen Autorin abweichen. Ich berücksichtige in meinen Gedanken nicht, ob und inwieweit die Kriterien des Wettbewerbs erfüllt wurden, der ja bereits abgeschlossen und entschieden ist. Wenn ihr an der Form meines Feedbacks etwas auszusetzen habt, so lasst es mich bitte wissen.
-----

Hallo holg!

Mir gefallen die Schilderungen des inneren Wesens der Geschwisterfamilie einzeln gut. Nur mit dem Zusammenfügen der einzelnen Szenen zu einem Gesamteindruck tue ich mich schwer.

Die Dompteurin, der Leopard, die Hyäne: das ist ein starkes, ergiebiges Bild. Ihr heikles, misstrauisches Zusammenspiel, ihr jeweiliges Bedachtsein auf eigene Interessen und Vorteile: da werden bei mir alle Sinne aufgeweckt, denn es ist eine gefährliche Konstellation, die allein deshalb Achtsamkeit von mir verlangt. Als Leserin kann ich mich mit keinem der Drei so recht anfreunden, aber das ist völlig in Ordnung. Allerdings würde ich beim Lesen gerne tiefer in die Perspektive des Protagonisten eintauchen, also in dem von dir gewählten Setting in die Perspektive der Hyäne. Faszinierend für mich die Vorstellung am Ende, dass sie einmal wieder die Macht erhalten hat, im Hintergrund zu wirken, sich von dem schwer Verletzten oder bereits Getöteten zu nähren. Da beginnt meine Fantasie sofort, selbständig weiterzugehen.

So jedenfalls, also wenn ich ganz in der Raubtiermetapher bleibe, führt mich diese Geschichte zum Nachdenken und Sinnen. Nur leider wird diese Perspektive für meinen Geschmack nicht konsequent genug eingehalten. Der "Komapatient" - so originell das Bild ist - gehört nicht in die Savanne oder den Zirkus. Auch die Bilder von verbundenen Wunden widersprechen mir zu stark dem grundlegenden Gefühl, mich hier in einer archaischen Familienwildnis zu bewegen. Und der Basalt bzw. die Basaltrisse sind möglicherweise durch Marie besser mit Sand zuzuschütten, als dass sie sie verpflastert?

Als der Bruder dem Protagonisten die Freundin ausspannte, wollte der Protagonist sich rächen und nahm dafür in Kauf, die Frau zu opfern. Das ist eine dramatische und verhängnisvolle Entscheidung. Für meinen Geschmack geht das im Text zu sehr unter, und zwar dadurch, dass vom Textumfang her zu sehr auf den "Leoparden" und seinen Raub geschaut wird, anstatt auf die Bewegungen und Beweggründe der "Ich-Hyäne". Es liest sich für mich ein wenig so, als wolle der Protagonist sich für sein damaliges Verhalten rechtfertigen, anstatt es einfach nur aus seiner Hyänen-Perspektive zu beschreiben. Kurz gesagt: eine Frage der Gewichtung.

Und wenn es so gedacht ist, dass alle drei Perspektiven gleichgewichtet nebeneinander stehen sollen, das ginge natürlich auch, dann ist mir diejenige von Marie ein wenig zu diffus, zu pflegerisch: immerhin ist Marie als Longenhalterin die Dompteurin und hat damit sehr viel Macht. Was ist ihr Interesse?

LG,
Emmy
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
hobbes
Geschlecht:weiblichTretbootliteratin & Verkaufsgenie

Moderatorin

Beiträge: 4298

Das goldene Aufbruchstück Das goldene Gleis
Der silberne Scheinwerfer Ei 4
Podcast-Sonderpreis


Beitrag23.11.2014 00:24

von hobbes
Antworten mit Zitat

Oje. Du bist also der zweite, dem ich ans Bein getreten habe.

holg hat Folgendes geschrieben:
Nur dem Bruder die Kandidatur versaut zu haben, ist bei weitem nicht Schuld genug.

Nein? Ich finde schon. Gerade in diesem Text. Gerade wegen der überbordenden Bilderflut.
Ich habe kürzlich einen fürchterlich schlechten Film gesehen. Den will ich jetzt sicher nicht mit deiner Geschichte vergleichen, aber die Ursache meines Problems ist ähnlich.
Im Film packten sie ein Problem aufs nächste, tragisch, noch tragischer, am tragischsten. Bei so viel geballter Tragik tendiere ich dazu, irgendwann dicht zu machen. Zuerst will ich noch "Jaha, ich habe es verstanden" rufen. Irgendwann kommt dann aber der Punkt, an dem ich augenrollend aus dem Kino flüchten will.
(Ich übertreibe gerade. Oder nein, was den Film betrifft, nicht. Wenn man es auf deine Geschichte bezieht, dann natürlich schon.)

Was auch noch mit hineinspielt:
Ich mag den Prota nicht. Er ist mir zu selbstmitleidig. Natürlich, es geht um Schuld und natürlich, er hat sich nicht immer mit Ruhm bekleckert. Aber irgendwie habe ich den Eindruck, als Leser manipuliert zu werden, so in Richtung: Sieh dir das doch mal an! Wo wärst du denn gelandet mit so einem Bruder? Jetzt hab gefälligst Mitleid mit mir.
Das wäre vielleicht auch nicht weiter schlimm, hätte ich nicht noch dazu den Eindruck, der Prota würde eher in seiner Schuld schwelgen, in einem "eigentlich kann ich doch gar nichts dafür" verharren. Selbstreflektion ist das für mich jedenfalls eher nicht, denn dem Eigentlichen geht er doch im Grunde die ganze Zeit aus dem Weg. Dem Eigentlichen im Sinn von: sich eingestehen, klar benennen, was das mit ihm macht.

Tja. Ich fürchte, das war jetzt mein nächster Tritt ans Schienbein.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
holg
Geschlecht:männlichExposéadler

Moderator

Beiträge: 2396
Wohnort: knapp rechts von links
Bronzenes Licht Der bronzene Roboter


Beitrag23.11.2014 12:27

von holg
Antworten mit Zitat

hobbes hat Folgendes geschrieben:
Oje. Du bist also der zweite, dem ich ans Bein getreten habe.
So sehe ich das nicht. Du hast da ein klares Bild und gleich konkretisierst du es. Du bleibst nur eine Antwort darauf schuldig, was für dich denn funktionieren würde. Was genug und schlüssig gewesen wäre.

hobbes hat Folgendes geschrieben:
holg hat Folgendes geschrieben:
Nur dem Bruder die Kandidatur versaut zu haben, ist bei weitem nicht Schuld genug.

Nein? Ich finde schon. Gerade in diesem Text. Gerade wegen der überbordenden Bilderflut.

Genau genommen passiert doch gar nichts dramatisches bis zu Elles Tod. Zwei Brüder, die füreinander einstehen und sich prügeln, der eine schnappt dem anderen die Frau weg, dafür ruiniert der andere dem einen die Karriere. Wenn das genug und alles wäre, hättest du recht mit deinem larmoyanten Selbstbemitleider.

hobbes hat Folgendes geschrieben:
Ich habe kürzlich einen fürchterlich schlechten Film gesehen...
Ich hasse so'n Scheiß. Ein Grund, warum mir z.B. die Säulen der Erde unerträglich waren

hobbes hat Folgendes geschrieben:
Was auch noch mit hineinspielt:
Ich mag den Prota nicht. Er ist mir zu selbstmitleidig. Natürlich, es geht um Schuld und natürlich, er hat sich nicht immer mit Ruhm bekleckert. Aber irgendwie habe ich den Eindruck, als Leser manipuliert zu werden, so in Richtung: Sieh dir das doch mal an! Wo wärst du denn gelandet mit so einem Bruder? Jetzt hab gefälligst Mitleid mit mir.
Das wäre vielleicht auch nicht weiter schlimm, hätte ich nicht noch dazu den Eindruck, der Prota würde eher in seiner Schuld schwelgen, in einem "eigentlich kann ich doch gar nichts dafür" verharren. Selbstreflektion ist das für mich jedenfalls eher nicht, denn dem Eigentlichen geht er doch im Grunde die ganze Zeit aus dem Weg. Dem Eigentlichen im Sinn von: sich eingestehen, klar benennen, was das mit ihm macht.

Tja. Ich fürchte, das war jetzt mein nächster Tritt ans Schienbein.

Das muss ich ein bisschen aufdröseln. "Was macht das mit ihnen" ist einer der Sätze, die ich meiner Therapeutin verbieten wollte, weil ich ihn für pseudopsychologisierenden Unsinn halte und eine meiner Meinung nach bedenkliche Denkhaltung unterstützt. Zudem wird geschildert, was das mit ihm macht. In Bildern.
Wenn ich dich richtig verstehe wirfst du dem Text vor, dass der Prota sich nicht mit den Geschehnissen auseinandersetzt, nicht darüber hinweg kommt, stattdessen in seinem Basaltpanzer einigelt und verharrt. Du wirfst ihm also genau das vor, was er schildert.  Selbstreflexion findet statt, wenn auch eines Zustandes und nicht einer Entwicklung.
Ob dabei Selbstmitleid oder das Empfinden von Schuld oder Verlust (der Brudernähe und der Geliebten) im Vordergrund stehen, liegt bei den angebotenen Bildern im Ermessen und Erleben des Lesers.
Entwicklung findet statt. Schließlich bricht er zu der Familienfeier auf, ist bereit, sich mit dem Bruder an einen Tisch zu setzen, den "imagenisierten" Panzer aufzubrechen, unter den Verband zu lugen (wo er doch sonst ein so großer Verdränger ist).
Natürlich wird der Leser manipuliert! Das ist doch Sinn und Zweck jedes Schreibens! Jeder Zeitungsartikel soll dich manipulieren, jeder Roman, jedes Gedicht! Zudem ist der Protagonist ein Manipulationsprofi. Das steht doch mehrfach im Text drin, sollte also offensichtlich sein. Nur an Richtung Mitleid habe ich als Autor nicht gedacht. Interessant, dass das so auf dich wirkt.
"Ich mag den Prota nicht." Vielleicht liegt da ja der Hase im Pfeffer. (Ist schwer, das zu trennen. Ging mir gerade in diesem Wettbewerb mehrfach so, dass ich mir unsicher war, ob ich meine Abneigung gegen einzelne Figuren oder Geschichten sauber von meinem Urteilsvermögen über die Qualität des ein oder anderen Textes trennen kann. Das ist mit ein Grund, warum ich hier und da nicht kommentiert und nicht bewertet habe. Wenn ich den ein oder anderen Kommentar lese, hätte ich mir die gleiche Zurückhaltung öfters gewünscht. Deinen nehme ich da aus. Der klang ehrlich entrüstet. Als hätte ich dir ans Schienbein getreten.)


_________________
Why so testerical?
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
hobbes
Geschlecht:weiblichTretbootliteratin & Verkaufsgenie

Moderatorin

Beiträge: 4298

Das goldene Aufbruchstück Das goldene Gleis
Der silberne Scheinwerfer Ei 4
Podcast-Sonderpreis


Beitrag23.11.2014 12:54

von hobbes
Antworten mit Zitat

holg hat Folgendes geschrieben:
Als hätte ich dir ans Schienbein getreten.)

lol

holg hat Folgendes geschrieben:
Natürlich wird der Leser manipuliert!

Ja, das stimmt natürlich. Wenn ich aber nicht merke, dass ich manipuliert werde, macht es mir auch nichts aus.
Vermutlich hängt tatsächlich alles hiermit zusammen:
holg hat Folgendes geschrieben:
"Ich mag den Prota nicht." Vielleicht liegt da ja der Hase im Pfeffer.

Ich mag ihn nicht. Warum auch immer. Und dann fühle ich mich auch noch in eine Richtung gedrängt (manipuliert), die ich nicht einschlagen will.
Vermutlich bin ich also einfach nicht der passende Adressat für diesen Text. Passend im Sinn von: ich kann mich auf den Text einlassen, ohne von persönlichen Befindlichkeiten torpediert zu werden.
Noch dazu scheine ich generell mit allem Überbordendem ein Problem zu haben. Wenn du mir weniger gibst, kann ich mehr draus machen. Wenn du mir zu viel gibst, blicke ich gar nicht mehr, was das Problem ist.

Daher kann ich dir auch hierzu
holg hat Folgendes geschrieben:
Du bleibst nur eine Antwort darauf schuldig, was für dich denn funktionieren würde. Was genug und schlüssig gewesen wäre.

keine Antwort bieten, denn: ich weiß es ja auch nicht.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
holg
Geschlecht:männlichExposéadler

Moderator

Beiträge: 2396
Wohnort: knapp rechts von links
Bronzenes Licht Der bronzene Roboter


Beitrag23.11.2014 12:57

von holg
Antworten mit Zitat

Hallo Emmy.
Willkommen und danke für deinen Beitrag.

Du bist - für mich sehr befriedigend - offensichtlich gut mit den Metaphernebenen klar gekommen. Die Beziehung der Brüder untereinander als Raubtiere, ihre Beziehung zur Schwester als Dompteurin. Gestört hast du dich an den Krankenpflegebildern. Die sind auch etwas komplizierter.
Vielleicht könnte der Protagonist sagen: "Ich sehe mich als Vulkan, meinen Bruder und mich als Raubtiere und dich als meine (liebevolle) Dompteurin. Und ich glaube, du siehst dich als Krankenpflegerin. Aber das (und da gebe ich dir, Emmy, ganz recht) passt gar nicht in unsere Raubtierwelt."
Deshalb sind ihre Versuche auch untauglich und zum Scheitern verurteilt. Natürlich ist es sinnlos, Balsam in Basaltscharten zu streichen, natürlich wäre Sand sinnvoller, natürlich ist es liebevoll aber totaler Unsinn, Pflaster auf Stein zu kleben. Damit markiert man vielleicht die Wunden, aber man hilft nicht bei der Heilung. Das ist an dieser Stelle ironisch (und bitter) gemeint.

Den Raub finde ich wichtig, weil er dem Leser als Motivation und dem Prota als Rechtfertigung für seinen Rachefeldzug dient. Ich will gar nicht noch mehr über Elles Tod reden. Ich habe mich bemüht, ihn so unspektakulär wie möglich, geradezu nebenbei erwähnt, einzubauen. Einerseits natürlich, um nicht so ein offensichtliches Drama drum zu machen (auch wenn Hobbes da voll drauf eingestiegen ist), andererseits um das Drama "hintenrum" wirken zu lassen.


_________________
Why so testerical?
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Seite 2 von 2 Gehe zu Seite Zurück  1, 2

Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Zehntausend 11/2014
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen.
In diesem Forum darfst Du Ereignisse posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
 Foren-Übersicht Gehe zu:  


Ähnliche Beiträge
Thema Autor Forum Antworten Verfasst am
Keine neuen Beiträge Agenten, Verlage und Verleger
Wie lange wartet ihr auf Antwort von ...
von Nezuko
Nezuko Agenten, Verlage und Verleger 14 17.04.2024 16:20 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Feedback
Wieder auf Null
von dyfso
dyfso Feedback 0 14.04.2024 21:51 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Einstand
Elon Musk und Donald Trump, wie Arsch...
von El
El Einstand 4 31.03.2024 20:56 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Rechtliches / Urheberrecht / Copyright
Einzelne Sätze auf Insta
von Michitarre
Michitarre Rechtliches / Urheberrecht / Copyright 5 26.03.2024 11:32 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Feedback
Wie wirkt diese Landschaftsbeschreibu...
von BerndHH
BerndHH Feedback 50 26.03.2024 08:11 Letzten Beitrag anzeigen

BuchEmpfehlungEmpfehlungBuchEmpfehlungEmpfehlungBuchEmpfehlungBuchEmpfehlung

von Heidi Christina Jaax

von d.frank

von KeTam

von Lapidar

von Papagena

von Gefühlsgier

von fancy

von czil

von fancy

von MShadow

Impressum Datenschutz Marketing AGBs Links
Du hast noch keinen Account? Klicke hier um Dich jetzt kostenlos zu registrieren!