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Feierabend!


 
 
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Adriana Teichert
Geschlecht:weiblichErklärbär

Alter: 52
Beiträge: 3



Beitrag13.11.2014 21:50
Feierabend!
von Adriana Teichert
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hi folks,

da ich noch über kein wirkliches Oeuvre verfüge, stelle ich mich hier mit einer Fingerübung zum Erlernen der Struktur von Kurzgeschichten vor. Kurz und bündig - vorläufig jedenfalls noch Wink

Lieben Gruss,

Adriana

------------------------------------

Feierabend


Kerstin Reimann warf die Wohnungstür hinter sich zu. Ihr Herz pochte gegen ihren Brustkasten, als wolle es ebenso ausbrechen wie sie es soeben getan hatte. Ihr Kopf fühlte sich an, als wollte demnächst pfeifender Dampf aus ihren Ohren schießen. Sie hatte es getan. Sie hatte Eva den Schlüssel an den Kopf geworfen und sechseinhalb Jahre Beziehung beendet. Das fühlte sich so gut an, das war so befreiend!

Kerstin stand mit rasendem Puls am Treppenabsatz des schönen Altbaus, der nun so lange ihre zweite Heimat gewesen war. Hinter Evas Wohnungstür hörte sie gedämpftes Poltern. War ja klar, dass sie ihre Wut über Kerstins Ausstieg an der Inneneinrichtung auslassen würde. Ob gleich die Tür aufgeht und mir das Bügeleisen an den Kopf fliegt? Sie hätte beinahe hysterisch gegiggelt, fasste sich aber und schritt nun sittsam und erhobenen Hauptes die Treppen hinab. Apropos Kündigung. Ich muss mich auf die Vorstandssitzung konzentrieren.

Abrupt blieb Kerstin stehen, ihre Augen weiteten sich, ihre Hand flog an den Mund. Die Unterlagen! Die Ausdrucke der überarbeiteten Version. Die ausgefeilte Powerpoint mit den raffiniert visualisierten neuen Quartalszahlen. Bei Eva, auf ihrem Schreibtisch. Und auf ihrem Laptop. Kerstin schluckte hart und begann fieberhaft zu überlegen. Wenn sie es in einer halben Stunde ins Büro schaffte, könnte sie die letzten Änderungen von gestern Abend mit heißer Nadel neu stricken. Blitzschnell kalkulierte sie die Chancen, doch bevor das ernüchternde Ergebnis überhaupt an die Oberfläche ihres Bewusstseins treten konnte, ging oben die Wohnungstür auf. Eva brüllte: „Damit du's weißt, ich schreib jetzt ne Mail und oute dich bei allen deinen Kollegen. Und bei der Vorstandssekretärin! Mit nettem Fotoanhang! Du kriegst in der Firma kein Bein mehr auf den Boden, du blöde Kuh!“. Sie schlug die Tür zu. RUMS. Dann riß sie sie erneut auf: „Schönes Leben noch!!!“ RUMS.

Der Tsunami, der in Kerstins Innerem gewütet hatte, legte sich augenblicklich. Zeitdruck und Kummer fielen von ihr ab. Sie hatte sich nicht nur Evas Kontrolle entzogen. Auch den Job in der reaktionären Unternehmensberatung konnte sie jetzt getrost vergessen. Ja, dachte sie, das Leben kann jetzt in der Tat noch ganz schön werden!

Sie hob das Kinn und schritt die Treppen hinab.

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tronde
Klammeraffe
T


Beiträge: 522

Das goldene Aufbruchstück Das silberne Niemandsland


T
Beitrag15.11.2014 14:49
Re: Feierabend!
von tronde
Antworten mit Zitat

Hallo!
Gefällt mir, alleine die zweite Befreiung vom geplanten Posten im Vorstand kann ich nicht so ganz nachvollziehen, bzw. geht mir zu schnell. Was für ein Wechselbad der Gefühle:
Angst davor, endlich Schluss zu machen
Erleichterung, es getan zu haben
Befriedigung, dass Eva so reagiert, wie Kerstin es erwartet
Schrecken, dass ihre Unterlagen noch drin sind (klingt dann allerdings eher nach einem ungeplanten Beziehungsende)
Fraglich Scham, dass sie geoutet wird? Oder auch Befreiung.
Erleichterung, dass alles vorbei ist.
Je öfter ich den Text lese, desto eher verstehe ich die letzte Reaktion, vielleicht fehlt mir auch noch etwas Ärger, bevor sie akzeptiert, dass jetzt das Leben anders schön wird.

Grüße

Adriana Teichert hat Folgendes geschrieben:


Feierabend


Kerstin Reimann warf die Wohnungstür hinter sich zu. Ihr Herz pochte gegen ihren Brustkasten, als wolle es ebenso ausbrechen KOMMA wie sie es soeben mir würde hier "gerade" besser gefallen, ebenso und soeben klingen mir zu ähnlich getan hatte. Ihr Kopf fühlte sich an, als wollte demnächst "jede Sekunde"? pfeifender Dampf aus ihren Ohren schießen. Sie hatte es getan. Sie hatte Eva den Schlüssel an den Kopf geworfen und sechseinhalb Jahre Beziehung beendet. Das fühlte sich so gut an, das war so befreiend!

Kerstin stand mit rasendem Puls hatten wir oben schon, vielleicht "schwitzigen Händen/wackligen Beinen"? am Treppenabsatz des schönen Altbaus, der nun so lange ihre zweite Heimat gewesen war. Hinter Evas Wohnungstür hörte sie gedämpftes Poltern. War ja klar, dass sie ihre Wut über Kerstins Ausstieg an der Inneneinrichtung auslassen würde. Ob gleich die Tür aufgeht und mir das Bügeleisen an den Kopf fliegt? Sie hätte beinahe hysterisch gegiggelt, fasste sich aber und schritt Hier vielleicht "stieg", "schritt" passt unten besser nun sittsam und erhobenen Hauptes die Treppen hinab. Apropos Kündigung. Ich muss mich auf die Vorstandssitzung konzentrieren.

Abrupt blieb Kerstin stehen, ihre Augen weiteten sich, ihre Hand flog an den Mund. Die Unterlagen! Die Ausdrucke der überarbeiteten Version. Die ausgefeilte Powerpoint mit den raffiniert visualisierten neuen Quartalszahlen. Bei Eva, auf ihrem Schreibtisch. Und auf ihrem Laptop.
Schöner Wendepunkt!
Kerstin schluckte hart und begann fieberhaft zu überlegen. Wenn sie es in einer halben Stunde ins Büro schaffte, könnte sie die letzten Änderungen von gestern Abend mit heißer Nadel neu stricken. Blitzschnell kalkulierte sie die Chancen, doch bevor das ernüchternde Ergebnis überhaupt an die Oberfläche ihres Bewusstseins treten konnte, ging oben die Wohnungstür auf. Eva brüllte: „Damit du's weißt, ich schreib jetzt ne Mail und oute dich bei allen deinen Kollegen. Und bei der Vorstandssekretärin! Mit nettem Fotoanhang! Du kriegst in der Firma kein Bein mehr auf den Boden, du blöde Kuh!“. Sie schlug die Tür zu. RUMS. Dann riß sie sie erneut auf: „Schönes Leben noch!!!“ RUMS.

Der Tsunami, der in Kerstins Innerem gewütet hatte, legte sich augenblicklich. Sie ließ sich an der Wand auf den Boden rutschen. Zeitdruck und Kummer fielen von ihr ab. Sie hatte sich nicht nur Evas Kontrolle entzogen. Auch den Job in der reaktionären Unternehmensberatung konnte sie jetzt getrost vergessen. Ja, dachte sie, das Leben kann jetzt in der Tat noch ganz schön werden! Das ist ein schöner Ausklang, aber dass sich Kerstin davor von 100 auf 0 beruhigt, kaufe ich ihre nicht ab. Andererseits, wenn sie sowieso keinen Bock drauf hatte, dann ist das ja auch eine Befreiung, mmh.

Sie hob das Kinn und schritt die Treppen hinab.
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Adriana Teichert
Geschlecht:weiblichErklärbär

Alter: 52
Beiträge: 3



Beitrag15.11.2014 18:51
Re: Feierabend!
von Adriana Teichert
pdf-Datei Antworten mit Zitat

tronde hat Folgendes geschrieben:
Hallo!
Gefällt mir, alleine die zweite Befreiung vom geplanten Posten im Vorstand kann ich nicht so ganz nachvollziehen, bzw. geht mir zu schnell. Was für ein Wechselbad der Gefühle:
Angst davor, endlich Schluss zu machen
Erleichterung, es getan zu haben
Befriedigung, dass Eva so reagiert, wie Kerstin es erwartet
Schrecken, dass ihre Unterlagen noch drin sind (klingt dann allerdings eher nach einem ungeplanten Beziehungsende)
Fraglich Scham, dass sie geoutet wird? Oder auch Befreiung.
Erleichterung, dass alles vorbei ist.
Je öfter ich den Text lese, desto eher verstehe ich die letzte Reaktion, vielleicht fehlt mir auch noch etwas Ärger, bevor sie akzeptiert, dass jetzt das Leben anders schön wird.



Hallo tronde,

es ist klasse, dass Du Dich mit meinem Text so intensiv auseinandergesetzt hast, für mich als Anfängerin ist das sehr hilfreich!

Dass die Taktung der Gefühlsschwankungen in Relation zur Textlänge arg verdichtet ist, hast Du mit mir Deiner Zusammenfassung gut vor Augen geführt. Der Schluss kommt dann wirklich wie eine Vollbremsung daher. Dieser Text könnte der Rumpf einer längeren Geschichte sein, dann werde ich die Hinweise berücksichtigen. Auch die stilistischen Verbesserungen kann ich voll und ganz nachvollziehen und bin dankbar für Dein Feedback! Daumen hoch²

Schönes Wochenende und viel Spaß beim Schreiben
Adriana
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