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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Zehntausend 11/2014
HeimWeh

 
 
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hobbes
Geschlecht:weiblichTretbootliteratin & Verkaufsgenie

Moderatorin

Beiträge: 4290

Das goldene Aufbruchstück Das goldene Gleis
Der silberne Scheinwerfer Ei 4
Podcast-Sonderpreis


Beitrag02.11.2014 20:00
HeimWeh
von hobbes
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

HeimWeh

Ich verteidige mich nicht. Ich hatte keine klare Vorstellung davon, was ich wirklich wollte. Vielleicht war es ein Impuls unbewusster Loyalität oder die Konsequenz eines dieser ironischen Zwänge, die in den Gegebenheiten der menschlichen Existenz lauern. Ich weiß es nicht. Ich kann es nicht sagen. Aber ich ging hin. Natürlich ging ich hin. Immer. Wenn er den Befehl gab, war ich da. Wie sein Hund. Pawlowscher Zwang.
Und von wegen Loyalität. Loyal sind wir - er und ich - doch nur uns selbst gegenüber.  
"Wie ähnlich ihr euch doch seid!" Mit einem Lächeln sagen sie es. Und ich könnte kotzen.
Ich verteidige mich nicht. Kein hätte, wäre, wenn doch nur. Kein: anstatt hinzugehen, hätte ich mein Brett nehmen und mich in den Eisbach stürzen sollen, jedes verdammte Mal.
Eisbachsurfen ist auch nicht mehr das, was es mal war. Alle machen es. Die ganzen Idioten machen es. Früher, da -

Nie bist du allein.

Vielleicht bin ich deshalb zur Hütte gegangen. Die Hütte war schon immer ein verlassener Ort, keiner geht dahin, niemand. Nur – er. Und ich.
Einmal haben sich Pilzsammler verirrt – Pilze! Guter Witz. Nie im Leben findest du dort einen Pilz. Ausgenommen solche, die dein Bewusstsein erweitern. Oder es töten, dich töten. Jedenfalls, die Pilzsammler. Traten auf einmal aus dem Wald heraus in ihren lächerlichen Outdoorklamotten. Partnerlook, beige natürlich. Hatten einen Weidenkorb dabei, voll süß. Fehlte eigentlich nur noch die rote Kappe. Großvater, warum haben sie so eine große Flinte? Ist die etwa geladen?
Der Wolf in diesem Fall harmlos, keine Großmutter in seinem Bauch. Die Großmutter trotzdem tot und begraben; auf dem Friedhof, wie es sich gehört. Wir gedenken unserer geliebten Frau, Mutter und Großmutter. Habe ich sie geliebt? Ich weiß nicht. Hat er es? Als würde das etwas ändern.
Vor der Hütte eine tote Sau am Haken.
Die Pilzsammler haben geglotzt. Großvater ebenfalls vor der Hütte, saß da, mit der Flinte über den Knien. Der Hund zu seinen Füßen und der Hund war es auch, der die Pilzsammler bemerkte, ein jämmerliches Fiepen; er traute sich nicht, aufzustehen, traute sich nie was, gar nichts, führte immer nur Befehle aus.
Großvater sah auf. Die Pilzsammler starrten.
Lauft!, wollte ich ihnen zurufen. Oder vielleicht auch nicht. Das ist es ja. Ich wusste nie, auf wessen Seite ich stehe. Wusste nie, was ich will. Wer ich bin. Was in mir ist.
Und selbst wenn sie laufen -

Er hat mir immer gesagt, was ich wollen soll. Was ich will. Als könne er meine Gedanken lesen und vielleicht konnte er das ja auch. Wer bin ich jetzt, ohne ihn?
Dabei wollte ich nie das wollen, von dem er sagt, ich will es. Nie so sein wie er. Aber warum bin ich dann hingegangen, warum?
Ich hätte diese scheiß Hütte abbrennen können. Ich hätte ein paar Pilze sammeln, sie ins Essen mixen können, Wildsau mit Knödeln und Sauce, Pilzsauce. Rehbraten. Hirschgulasch. Hasenfilet. Entenbrust. Es gab Gelegenheiten genug.
Vegetarier wollte ich mal werden. Aber verdammt, ich bin es nicht. Werde es nie sein.

Er hat mir gezeigt, wie man schießt. Ich war gut, lernte schnell, musste ich ja. Sicherheitsregeln, klar, hat er mir auch gesagt. Den Lauf immer in eine sichere Richtung, selbst wenn wir wissen, dass die Waffe nicht geladen ist. Er sagte: Den Lauf niemals dorthin, wo du nicht verletzen, zerstören, töten willst.
Der Lauf zeigte auf mich. Er lachte.
Ich nicht.
Später gab er mir das Gewehr. Er lachte. Ich nicht.
Wenn ich wirklich gewollt hätte -

Dann war er tot, endlich, also warum stand ich schon wieder vor dieser Hütte? Jetzt, wo er längst begraben war? Friedhof, anständig, feierliche Reden, Trauermienen, Leichenschmaus, fickt euch doch alle.
Als hättet ihr ihn gekannt.
Als würdet ihr mich kennen.

Ich musste dahin zurück. Ich dachte, dann könnte, dann würde,
Endlich frei. Mehr will ich doch gar nicht.
Freiheit schmeckt wie tote Wildsau.

Vielleicht bin ich auch nur hingegangen, weil er sie mir vermacht hat. Die Hütte. Und den ganzen scheiß Wald drumherum, in seinem scheiß Testament. Wer weiß, vielleicht liegt irgendwo ein toter Pilzsammler begraben. Anständig beerdigt.

Ein Mal gehe ich noch hin. Dachte ich. Dann bin ich weg. Endlich alles hinter mir lassen. Als könne man das - seine Vergangenheit hinter sich lassen. Als könne man ein andrer sein in einer Ahnenreihe voller. Solcher.
Ich kann's nicht. Diese scheiß Hütte. Scheiß Ahnen. Die Gene sind an allem schuld. Nein, ich verteidige mich nicht.  
Ich habe ein Vermächtnis zu erfüllen. Deshalb hat er sie mir vermacht, deshalb gehe ich hin. Deshalb komme ich nie, nie!, dort weg.
Irgendwann, ja. Begräbnis, Friedhof und so. Anständig. Inklusive Traueranzeige in der Zeitung: „Wir trauern um unseren geliebten Sohn.“ Liebe, alles Lüge, Liebe gibt es nicht, nicht bei uns, nicht in unserer Familie.
Obwohl -
Der Alte hat mich geliebt. Auf seine Art, eine komische Art. Aber vielleicht hat er auch nur sich selbst geliebt und mich, weil: aus dem gleichen Holz geschnitzt.  
Er hat sich nie verteidigt, warum auch, keiner hat ihn angegriffen. Was er wollte, hat er sich genommen. Er wusste immer, was er will.
Alles ganz einfach. Wenn man keine Angst hat, ist alles ganz einfach.
Ich weiß nicht, ob ich noch Angst habe. Er hatte keine. Nie.

Das Gewehr war noch dort. Niemand wusste davon, er hat es gekauft, da war das Waffenrecht, Waffengesetz nicht das Papier wert, auf das es gedruckt war. Waffenschrank, getrennte Aufbewahrung von Waffe und Munition? Ja klar.
Es war noch dort und ich dachte
Dachte, geh hin.
Und dann bin ich hingegangen.

Den Hund hat er erschossen, später. Keine Tränen. War doch nur ein Hund. Altersschwäche, ein Gnadenakt. Ja klar. Alles aus Liebe.
Wenn ich an den Hund denke, fasse ich mir an den Ellenbogen, den linken. Man sieht nichts mehr davon, es war nur ein kleiner Riss, musste nicht genäht werden. Mit Alkohol desinfiziert. Branntwein, endlich verstand ich. Aber geschrien habe ich nicht. Der Alte sah mich an, seine Augen so blau wie der Himmel.
Augen lügen.
Meine sind dunkel, fast schwarz.
Ich war es, der den Hund begraben hat. Draußen im Wald, vor der Hütte. Der Alte hat mich ausgelacht. War ja nicht so, als hätte ich ihn gemocht, den Hund.
Aber eine anständige Beerdigung, die
Kriegt nicht jeder.

Das Gewehr war mir eigentlich egal. Aber die Messer. Die nicht.
Weidblatt, Hirschfänger, Saufeder. Jagdmesser, unzählige.
Jetzt gehören sie mir. Vielleicht bin ich wegen der Messer hingegangen, so viele Erinnerungen, die

Schau, hat er gesagt und meine Hand genommen. So findest du heraus, ob es ein gutes Messer ist, ein scharfes.
Meine Hand in seiner.
Ich habe nicht geschrien, nie.
Er fährt mit der Klinge über die Innenseite meines Arms, der Druck der Klinge immer eine Spur zu fest. Himmelblaue Augen, er lächelt.
Ich nicht.

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Einar Inperson
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1675
Wohnort: Auf dem Narrenschiff


Beitrag03.11.2014 23:01

von Einar Inperson
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Hallo Mr Conrad, hallo Ms Conrad,

ein sprechender Titel. Schmerz physischer, zumindest, nur? Eine Hinterwäldlerstory. Man kennt die, seltsame Typen in karierten Hemden, Wanderer meide den Wald. Das hier ist spannend und aus einem Guss. Bin bis zum Schluss…, aber gelächelt habe ich nicht.

Ich kann nur 10 Texte mit Punkten bedenken. Ob du dabei bist, werde ich mir erlesen.

Lord Jim sagt: 2 Punkte


_________________
Traurige Grüße und ein Schmunzeln im Knopfloch

Zitat: "Ich habe nichts zu sagen, deshalb schreibe ich, weil ich nicht malen kann"
Einar Inperson in Anlehnung an Aris Kalaizis

si tu n'es pas là, je ne suis plus le même

"Ehrfurcht vor dem Leben" Albert Schweitzer
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Merope
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 716
Wohnort: Am Ende des Tals
Der Goldene Käse


Beitrag04.11.2014 15:31

von Merope
Antworten mit Zitat

Der Text nimmt mich mit (nicht nur wegen dem Eisbach im Englischen Garten).
Die paar Schreibfehler nehme ich gerne in Kauf!
Der Text gefällt mir!
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saher
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 39
Beiträge: 154
Wohnort: baiuvarische Großstadt


Beitrag05.11.2014 15:27

von saher
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Danke für deinen Beitrag. Intensität durch Knappheit. Melodie durch wohlgesetzte längere Sätze. Die Geschichte an sich schon intensiv. Überdosis an Intensität? Ja, aber dafür ist es immerhin eine Kurzgeschichte. Wäre sie länger, hätte ich sie nicht bis zum Ende gelesen.
Habe ich sie gut gefunden? Nein, sie war anders, als erwartet. Besser. Wie also soll ich dein Werk bewerten? Weiß ich doch selbst, dass ich zu so etwas nicht fähig bin. Da ich aber die andern auch schon bewertet habe, kann ich meiner eigenen Unfähigkeit nicht nachgeben. Wäre ja nicht fair.
Also: Du bist auf jeden Fall in meinen Topten. Wo genau, muss ich noch auspendeln... wink
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firstoffertio
Geschlecht:weiblichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5854
Wohnort: Irland
Das bronzene Stundenglas Der goldene Spiegel - Lyrik (1)
Podcast-Sonderpreis Silberner Sturmschaden


Beitrag06.11.2014 00:46

von firstoffertio
Antworten mit Zitat

Dieser Text kommt unter meine ersten zehn. Genauen Platz weiß ich noch nicht, noch, ob ich Zeit zu einem ausführlicherem Kommentar finden werde.

Es war etwas schwierig, diesen Text bewertungsmaessig einzuordnen. Ich mag den Schreibstil sehr.
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag06.11.2014 16:57

von Constantine
Antworten mit Zitat

Bonjour!

Liebe/r Verfasser/in,

deine Geschichte liest sich sehr flüssig und ich mag die lakonische Atmosphäre und Sprache.
So richtig verstanden habe ich auch nach mehrmaligem Lesen den Sinn des Befehls bzw. des Zitats in Zusammenhang mit der Motivation des Protagonisten zur Hütte zu gehen nicht.

Da ich zehn Texte bepunkten muss, damit alle Punkte zählen, musste ich abwägen, mit welchen Beiträgen ich auf die gewünschten Zehn auffülle. Obwohl mir die Integrierung des Conrad-Zitats in die Geschichte nicht optimal mit der Motivation des Protagonisten gelöst erscheint, gefiel mir dein Schreibstil ausgesprochen gut, wodurch du es unter die zehn Texte geschafft hast, die Punkte bekommen: un point.

Merci beaucoup!

LG,
Constantine
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gold
Geschlecht:weiblichPapiertiger


Beiträge: 4936
Wohnort: unter Wasser
DSFo-Sponsor


Beitrag06.11.2014 19:33
Re: HeimWeh
von gold
Antworten mit Zitat

Guy Incognito hat Folgendes geschrieben:
HeimWeh

 Großvater, warum haben sie Sie so eine große Flinte? Ist die etwa geladen?

herrlich sarkastisch Laughing

Zitat:
Großvater sah auf. Die Pilzsammler starrten.
Lauft!, wollte ich ihnen zurufen.


Tolle Beschreibung. Wink

 

Zitat:
Er hat mir gezeigt, wie man schießt. Ich war gut, lernte schnell, musste ich ja. Sicherheitsregeln, klar, hat er mir auch gesagt. Den Lauf immer in eine sichere Richtung, selbst wenn wir wissen, dass die Waffe nicht geladen ist. Er sagte: Den Lauf niemals dorthin, wo du nicht verletzen, zerstören, töten willst.
Der Lauf zeigte auf mich. Er lachte.
Ich nicht.
Später gab er mir das Gewehr. Er lachte. Ich nicht.
Wenn ich wirklich gewollt hätte -


 Wink

Zitat:
fickt euch doch alle.

Hätte Thomas Bernhard schreiben können.


Zitat:
Wenn ich an den Hund denke, fasse ich mir an den Ellenbogen, den linken. Man sieht nichts mehr davon, es war nur ein kleiner Riss, musste nicht genäht werden. Mit Alkohol desinfiziert. Branntwein, endlich verstand ich. Aber geschrien habe ich nicht.

Zitat:
Ich war es, der den Hund begraben hat. Draußen im Wald, vor der Hütte. Der Alte hat mich ausgelacht. War ja nicht so, als hätte ich ihn gemocht, den Hund.


paradox.

Es gibt dieser zitierungswürdigen Stellen viele.

Hallo Inko,

ein klasse Text. Wunderbare Charakterisierung der Protas.

LG Gold

Edit: Der Text wirkt sehr authentisch.


_________________
es sind die Krähen
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shatgloom
Geschlecht:weiblichEselsohr


Beiträge: 372
NaNoWriMo: 27985
Wohnort: ja, gelegentlich


Beitrag06.11.2014 21:26

von shatgloom
Antworten mit Zitat

Auch hier steht das Zitat direkt am Anfang, womit ich so meine Probleme habe. Es stört mich hier, weil es ein bisschen vom restlichen Text abgehoben scheint.
Ansonsten finde ich diesen Text wirklich gut gelungen. Die Sprache, durchgängig jugendlich, nicht aufgesetzt, klingt echt.
Dann die Beziehung zum Großvater - echt kompliziert, glaubhaft geschildert.
Was hier bei diesem Jungen nach dem Tod des Großvaters hochkommt, wird nur angedeutet. Hier kann man weiterspinnen und noch Abgründe entdecken.
Das Ende finde ich genial.
Ganz klar einer meiner Favoriten
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tronde
Klammeraffe
T


Beiträge: 522

Das goldene Aufbruchstück Das silberne Niemandsland


T
Beitrag06.11.2014 23:28

von tronde
Antworten mit Zitat

HeimWeh

Die unten folgende Liste war mir Anhaltspunkt, eine Reihenfolge in die Texte zu bekommen.
Es gab nach subjektiver Einschätzung Plus- oder Minuspunkte für die Stichpunkte, am Ende noch Minuspunkte für Fehler. Grob jeweils von +2 bis -2, wobei es keine absoluten Bewertungsmaßstäbe gab, und - so befürchte ich - die Bewertung auch von den unterschiedlichen Tagen/Stimmungen abhängen könnte. Rechenfehler gehen auf meine Kappe.

Das Subjektive sei besonders bei den Punkte Neue Wege und die Frage nach dem E vorgehoben, weil ich das einerseits gar nicht bewerten will/kann, es aber hinsichtlich der Aufgabe dazugehört. Falls Du (AutorIn) dich falsch verstanden fühlst, liegt das möglicherweise an meinem fehlenden Wissen/Verständnis. Das gilt auch für alle anderen Dinge, die ich nicht wahrgenommen habe. Nachvollziehbar wäre für mich auch, wenn sich jemand ungerecht behandelt fühlen würde.

Weil es mir schwerfiel, eine Reihenfolge zu erstellen, war ich bei der Rechtschreibung, Satz recht pingelig, nur alleinige doppelte Leerzeichen haben keinen Abzug gegeben.

Bei Gleichstand unter den 10 platzierten Texten hat das Subjektive den Ausschlag gegeben.

Cut-off für die Platzierungen: ≥ 8,5

Aus Zeitgründen fallen die Kommentar nicht ausführlicher aus, sondern bestehen aus meinen kaum überarbeiteten Notizen beim Lesen der Texte. Wenn Ihr genauere Anmerkungen zu Stichpunkten haben wollt, meldet Euch. Inhaltlicher Art; Fragen zur Punktevergabe werden nicht beantwortet, weil diese subjektiv ist und auch nicht korrigiert wird.

Dieser Text steht vor allen meinen Kommentaren, beim nächsten könnt Ihr ihn überspringen.


Plus-/Minuspunkte
Neue Wege/Experimentell?: Ja, Nein, welche?
abgebrochene Sätze one Punkte
0,5

Eigene Einstellung überprüfen, zum Nachdenken anregen, Mehrdimensionalität, Kanten?
Parallele Hund/ Prota, wirkt in seiner Trostlosigkeit nach
0,5

Zitat flüssig integriert?
ja
1

Bezug auf Loyalität (Regierung, Übergeordnet, auch Gegenüber)
mmh, nimmt er selber wieder raus
0,5

Aufbruchstellen (tatsächlich mehrere Aufbrüche/Aufbrüche an mehreren Stellen, in welchem Sinn auch immer?)
Sau am Haken, versuchter Aufbruch/loslösoung vom Großvater
1

Einstieg
das Zitat alleine. Schwierig, das unvoreingenommen zu Bewerten (Ich mag es nicht mehr lesen.) Wahrscheinlich würde ich den Text lesen wollen, um zu wissen, gegen was er sich nicht verteidigen will.
0,5

Idee
Reflexion über den sadistischen Großvater, aufgehängt an dessen Jagdhütte
1

Plot (Wendung?, Schlüssig?)
unabgeschlossen. Passt alles zueinander
1,5

Titel
gefällt mir, Heim und Weh,
1,5

Stil
gefällt mir sehr, Schöne Bilder,gute Charakterisierung des Großvaters
2

Subjektiv
Schöner Text
1,5

MinusPunkte
Schrift (Schreibfehler, Komma, Grammatik)
0


Gesamtpunkte 11,5
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Lese Lina
Geschlecht:weiblichWortedrechsler

Alter: 58
Beiträge: 60
Wohnort: Teneriffa


Beitrag07.11.2014 02:50

von Lese Lina
Antworten mit Zitat

Oh-ha,  Waidmanns Heil.

Liebe Grüße
Lese Lina
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crim
Geschlecht:männlichsex, crim & rock'n'roll


Beiträge: 1578
Wohnort: München
Die lange Johanne in Gold Lezepo 2015
Pokapro und Lezepo 2014 Pokapro VII & Lezepo V



Beitrag08.11.2014 13:00

von crim
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So knapp, du mein elftliebster Text. Eigenwillig. Stilistisch deshalb für mich gut. Aber für mich verbirgt sich hinter dieser Sprache bei genauerem Hinschauen zu wenig. Was wirklich schade ist.
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lilli.vostry
Wortschmiedin


Beiträge: 1219
Wohnort: Dresden


Beitrag09.11.2014 01:46
aw:HeimWeh
von lilli.vostry
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Hallo,

eine interessant erzählte Geschichte, die mich fesselt, auch Unbehagen auslöst, weil die Angst des Erzählers sich beim Lesen überträgt.
Es geht um Erinnerungen an den Großvater und seinen Hund, wohl ein Jäger, die immer noch wehtun. Weil er so roh war, immer wusste was er wollte und der Icherzähler ihn faszinierend und abstoßend zugliech findet. Er kehrt zu der Hütte zurück, warum, was hofft er dort zu finden?
Warum tritt er das ungeliebte Erbe an? Aus Trotz, Sturheit, FamilienTradition?

Die Sätze mit den Bindestrichen bzw. Auslassungen sind irritierend beim Lesen.

Auch den Schlusssatz verstehe ich nicht ganz. Es klingt als lebe der Großvater noch. Doch weiter vorn stand, dass er tot ist.

Bin noch unschlüssig beim Befedern.
Kehre noch mal zurück.

VG,
Lilli


_________________
Wer schreibt, bleibt und lebt intensiver
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Akiragirl
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Alter: 33
Beiträge: 3632
Wohnort: Leipzig
Der goldene Spiegel - Prosa DSFo-Sponsor


Beitrag10.11.2014 10:34

von Akiragirl
Antworten mit Zitat

Hallo Inko!

Ich versuche, jedem Text des Wettbewerbs einen kurzen Kommentar dazulassen, bitte aber um Verständnis dafür, dass ich denjenigen, die Punkte von mir bekommen, ausführlicher schreibe und allen anderen nur kurz umreißen kann, warum es nicht zu Punkten gereicht hat.

Dieser Text steht auf meiner Liste auf Platz 2, das entspricht 10 Punkten. Jetzt, wo ich mich aber hinsetzen und dazu einen Kommentar schreiben soll, merke ich, wie schwer es mir fällt auszudrücken, was an diesem Text mich so gefesselt und begeistert hat. Dieser Kommentar könnte daher etwas wirr werden wink

Der Text deutet vieles an und löst wenig auf. Das haben auch andere Texte in diesem Wettbewerb versucht, aber oft wirkte das auf mich nur willkürlich, als würde ich als Leser gezwungen, irgendwelche Versatzstücke zu einer Geschichte zu konstruieren. Hier funktioniert es dagegen, weil ich das Gefühl habe, ja, das ist eine Geschichte dahinter und es macht alles Sinn, auch wenn mir nicht jedes Detail offenbart wird. Alles wirkt insgesamt einfach „stimmig“. Hm, lässt sich schwer beschreiben.

Ich mochte den „Alten“ im Text, hatte ihn sehr schnell als dreidimensionale Figur, als Menschen im Kopf. Mir gefällt, dass er so ambivalent gezeichnet wird; man weiß stellenweise nicht mehr, ob man ihn abstoßend oder interessant finden soll.

Die Sprache ist für mich ebenfalls ein großer Pluspunkt. Sehr sauber, klar, dabei nie trivial. Sicher. Keine schiefen Metaphern oder seltsamen Vergleiche, wie sie in diesem Wettbewerb öfter mal vorkommen.
Besonders das Ende finde ich herausragend gut gelungen.

Dass es nicht zu Platz 1 gereicht hat liegt eigentlich nur daran, dass der Platz 1 Text mich noch stärker beschäftigt hat und ich beim erneuten Lesen dort noch mehr finden konnte.

Nichtsdestotrotz einer meiner klaren Favoriten! smile

Liebe Grüße
Anne


_________________
"Man bereut nicht, was man getan hat, sondern das, was man nicht getan hat." (Mark Aurel)
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Lapidar
Geschlecht:weiblichExposéadler

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Beiträge: 2701
Wohnort: in der Diaspora


Beitrag10.11.2014 14:25

von Lapidar
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irgendwie sind alle immer irgendwo misshandelt worden. Ob das nun wirklich E ist oder Mode?
Jedenfalls: es entsteht ein Bild im Kopf eines Mannes im Wald. So gesehen: Gern gelesen.


_________________
"Dem Bruder des Schwagers seine Schwester und von der der Onkel dessen Nichte Bogenschützin Lapidar" Kiara
If you can't say something nice... don't say anything at all. Anonym.
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Malaga
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Beiträge: 826



Beitrag10.11.2014 18:53

von Malaga
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Bewertungskommentar: 8 Punkte. Bei Interesse wird Begründung nachgereicht.
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Maria
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Alter: 52
Beiträge: 6000

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Ei 4


Beitrag10.11.2014 22:01

von Maria
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Servus,

ich denke bei dem Beitrag immer sofort an
Zitat:

Freiheit schmeckt wie tote Wildsau.


Und gleichzeitig denk ich an brunftige Keiler, die nach Urin riechen. Und schmecken. Und bin froh, dass meine Freiheit nicht nach toter Wildsau schmeckt.

ich mag den Ton des Textes, er ist unterschwellig immer zornig, das trägt manche Formulierung stärker.

Ich kann icht viel zu dem Text sagen, für mich lebt er durch richtig gute kleine winzigkeiten, die mich mitreißen.

Zitat:
Als könne man ein andrer sein in einer Ahnenreihe voller. Solcher.


uvm

Richtig gut. Ein bisschen ausgefranst, aber das entspricht meinem fransigen oft sprunghaften Lese... auge. Gehirntätigkeiten. Solche. Weißt schon. ^^


VG, Maria


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fancy
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Beitrag12.11.2014 14:23

von fancy
Antworten mit Zitat

Hallo,

HeimWeh passt perfekt zu deiner Geschichte. Sie hat mir gleich beim ersten Lesen gefallen. Besonders die Gedanken, die nicht zu Ende gedacht werden.

Auch wenn mir dein Erzähler zu schwach ist, weiß ich, dass es solche Personen gibt und du hast sie sehr realistisch beschrieben.

Liebe Grüße

fancy


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Mardii
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Beiträge: 1774



Beitrag13.11.2014 19:35

von Mardii
Antworten mit Zitat

Ich bin mir nicht sicher, ob ich hier einen Alm-Thriller vor mir habe oder ob es um einen Vater-Sohn-Konflikt handelt. Es läuft anscheinend alles auf ein Blutbad hinaus. Nur der Schluss bremst den Leser aus. Aber die Sache mit der Klinge auf der Innenhaut eines Armes ist halt auch nicht ohne.
Ich bin geteilter Meinung.


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Zinna
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Das Silberne Pfand Der silberne Durchblick
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Beitrag13.11.2014 20:45

von Zinna
Antworten mit Zitat

Hallo Inko!

Auch eine Geschichte fürs zweite Mal.
Der Ton ist ehrlich, rotzt aus dem LI heraus
Text hat seine zweite Chance genutzt, bei mir.

Lieber Gruß
Zinna


_________________
Wenn alle Stricke reißen, bleibt der Galgen eben leer...
(c) Zinna
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag13.11.2014 21:47

von Jenni
Antworten mit Zitat

Aufbruchstellen, das sind für mich in diesem Text die echten Momente, die hinter dem trotzig-wütenden Ton hervorbrechen, bevor sie sich sofort wieder versagt werden.
Solche wie
Zitat:
Ich weiß nicht, ob ich noch Angst habe.
gefolgt von
Zitat:
Er hatte keine. Nie.

oder
Zitat:
Obwohl -
Der Alte hat mich geliebt. Auf seine Art, eine komische Art.
aber
Zitat:
Aber vielleicht hat er auch nur sich selbst geliebt und mich, weil: aus dem gleichen Holz geschnitzt.


Natürlich passt dieser Ton perfekt zur Geschichte, oder eigentlich die Geschichte zum Ton. Selbst die Überleitung vom Zitat in deine eigene Sprache hinein klingt völlig natürlich, und dann passiert der Text und wird nicht erzählt, das gefällt mir sehr gut.
Passiert so wie hier:
Zitat:
Es war noch dort und ich dachte
Dachte, geh hin.
Und dann bin ich hingegangen.
oder da:
Zitat:
Vielleicht bin ich wegen der Messer hingegangen, so viele Erinnerungen, die

Schau, hat er gesagt und meine Hand genommen. So findest du heraus, ob es ein gutes Messer ist, ein scharfes.
Meine Hand in seiner.
u.a.

Eigentlich geht es aber wohl (was die Aufbruchstellen anbelangt) um die Unfähigkeit aufzubrechen? Die Zerrissenheit des Erzählers finde ich sehr gut umgesetzt, inklusive dieses Zorns nicht nur auf die Familie, sondern auch auf die vermeintlich glücklicher lebenden Pilzsammler - und das trotz der Erkenntnis, dass die geleckte Fassade (anständige Beerdigung etc.) schützt, was sich auch immer dahinter verbirgt.

Das Einzige, was mich nach wie vor irritiert ist die Sache mit dem Gewehr und den Messern. Ist das jetzt nur persönlicher Trotz gegenüber dieser "Schreibregel", wenn man das Gewehr im ersten Kapitel an die Wand gehängt hat, müsse man es im letzten abfeuern? Denn Erzähler(in) geht wegen des Gewehrs zurück, Leser ahnt Böses, aber ach nein, eigentlich ging es doch eher um die Messer - die aber letztlich in der Geschichte bzw. der Erinnerung nur eine Variation des Gewehrs sind. Die Funktion dessen mir (noch) unklar.

Gerne gelesen, Punkte gibt's auch.
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anderswolf
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1069



Beitrag14.11.2014 00:50

von anderswolf
Antworten mit Zitat

Aus Zeitmangel nur ein Kommentar zur Punktabgabe. Ausführlicher Kommentar vorbehalten.

Acht Punkte.
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Ithanea
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 34
Beiträge: 1062

Ei 3 Pokapro 2017


Beitrag14.11.2014 13:10

von Ithanea
Antworten mit Zitat

Gefällt mir sehr gut. Sprachlich wunderbar, ich mag die Stellen, an denen sich die Gedanken verzetteln und abbrechen.
Oder das:
Zitat:
Lauft!, wollte ich ihnen zurufen. Oder vielleicht auch nicht. Das ist es ja. Ich wusste nie, auf wessen Seite ich stehe.

Deine Geschichte ist ganz oben auf meiner Rangfolge dabei!


_________________
Verschrieben. Verzettelt.
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