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[Reizwortgeschichte) Der Skiunfall

 
 
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amanda11
Geschlecht:weiblichErklärbär


Beiträge: 3
Wohnort: jwd in Mittelfranken


Beitrag13.06.2013 19:36
[Reizwortgeschichte) Der Skiunfall
von amanda11
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Beim Anblick der Piste schnürte es Sarah die Kehle zu. Von hier oben sah der Hang noch viel steiler aus. Warum nur hatte sie sich von ihrem Freund Jens zu diesem vermaledeiten Skiurlaub überreden lassen. Erst das zweite Mal in ihrem Leben stand sie auf Skiern und man konnte wahrlich nicht behaupten, dass sie ein Naturtalent war. Schon die Auffahrt in dem schwankenden Sessellift hatte ihr viele neue graue Haare beschert. Ständig hatte sie den Absturz des Liftes befürchtet und sich zerschmettert am Grund liegen sehen. Jens hatte sich nur darüber amüsiert – er war schließlich ein erfahrender Skifahrer, der elegant und entspannt jede noch so schwierige Piste hinunterwedelte. Nun standen Sarah und Jens vor einer Abfahrt, die ganz und gar nicht für Anfänger geeignet war. Zugegeben, von hier oben war der Ausblick auf die umlegenden Berggipfel grandios aber Sarah hatte keine rechte Freude daran. Der Glühwein, den sie unten im Ort als Mutmacher getrunken hatte, konnte auch nichts gegen die Panik ausrichten, die langsam von ihr Besitz ergriff und ihre Hände schwitzen ließ. Sarah blickte Jens unsicher von der Seite an. Ein wenig sah er jetzt aus wie ein kleiner Junge vor einem Berg Weihnachtsgeschenke. Sie wusste, dass sie ihn ungeheuer enttäuschen würde, wenn sie kniff und den Lift zurück ins Tal nahm. Komm, reiß dich zusammen. Sei nicht immer so eine verdammte Memme, sagte sie zu sich selbst. Mit ihren mittlerweile 32 Jahren, war sie in ihrem bisherigen Leben kaum Risiken eingegangen. Sarah liebte einfach den sicheren Weg. Dem entsprach auch ihr Beruf als Versicherungskauffrau. Tja, und dann hatte sie sich in Jens verliebt. Als regelrechter Adrenalin-Junkie suchte er das Abenteuer und tat all ihre Befürchtungen (und derer gab es viele) meist als Kinderkram ab. Eine ihrer größten Ängste war es Jens zu verlieren. Deshalb stand sie auch heute auf diesem verdammten Berg, vor dieser verdammt steilen Piste und versuchte einen gelassenen Eindruck zu machen. Dabei war sie einem Herzstillstand nahe. Inzwischen hatte es angefangen zu schneien. Leicht und unbeschwert sahen die Flocken aus, wie sie auf dem Weg zur Erde hin und her tanzten.
Jens blickte zu Sarah, zog seine Skibrille über die Augen und fuhr mit einem enthusiastischen „Pack mers“ gen Tal. Noch einmal tief einatmend fuhr auch Sarah langsam mit gegrätschten Beinen los. Leider erwies sich ihre „Schneepflug-Technik“ als ungünstig, da Jens eine Buckelpiste ausgewählt hatte. Bei dem Versuch die kleinen „Hügel“ zu umfahren, landete Sarah regelmäßig auf dem Hosenboden. Inzwischen konnte man kaum mehr die Hand vor Augen sehen, so dicht war der Schneefall inzwischen geworden. Links und rechts von ihr schossen immer wieder andere Skifahrer vorbei. Sarah fühlte sich verlassen und allein. Von Jens war keine Spur mehr zu sehen. Würde er sie hier wirklich komplett allein lassen? Tapfer kämpfte sie sich bergab – Meter für Meter. Wurde ihr die Geschwindigkeit zu schnell, ließ sie sich einfach fallen. Inzwischen war der Schnee überall in ihre Skihose eingedrungen. Ihr war kalt. Ein dumpfer Knall und ein Schrei ganz in der Nähe, rissen sie aus ihrem Selbstmitleid. Sarah kniff die Augen zusammen, konnte aber nichts erkennen. Dann hörte sie ein leises Wimmern und rutschte weiter mit ihren Skiern darauf zu. Bald erkannte sie zwei Umrisse im Schnee. Trotz der schlechten Sicht erkannte sie schon aus ein paar Metern Entfernung, dass sich der Schnee um die beiden Menschen, die dort am Boden lagen, blutrot gefärbt hatte. Sarahs Herz raste. Plötzlich hörte sie die vertraute Stimme von Jens „Sarah, bist Du es? Ich hab hier auf Dich gewartet und plötzlich ist jemand in mich rein gefahren. Ich glaube, den hat es schwer erwischt.“ „Oh Gott Jens, ist Dir was passiert? Was soll ich machen?“ „Bei mir ist es nur das Bein. Bitte kümmere Dich um den Mann. Er blutet stark. Ich glaube, du musst die Wunde abbinden.“ Am Boden neben Jens lag älterer ein Mann mit grauem Haar und schwarzem Skianorak. Aus einer Wunde am Bein spritzte ständig Blut. Sarah fühlte sich wie gelähmt. Sie konnte nur daran denken, dass sie ohne Einmalhandschuhe auf keinen Fall das blutige Bein anfassen wollte. „Was ist denn Sarah? Er verblutet. Nimm deinen Schal und binde das Bein ab.Beeil dich.“ Da erwachte Sarah aus ihrer Schockstarre, nahm ihren Schal und band ihn fest um das Bein des Mannes. Inzwischen war ein anderer Skifahrer zu ihnen gestoßen und versprach schnell ins Tal zu fahren um Hilfe zu holen. Es dauerte aber fast eine ganze Stunde bis endlich die Bergwacht mit zwei Tragen am Unfallort ankam. In dieser Stunde litt Sarah Höllenqualen vor Angst und Sorge. Die Retter brachten beide Verletzten ins nahegelegene Krankenhaus. Jens Bein war mehrmals gebrochen und er würde noch einige Zeit in der Klinik bleiben müssen. Der andere Mann, ein Herr Borchert aus München, war nach mehreren Bluttransfusionen auch wieder auf dem Wege der Besserung.
Zurück im Apartment, welches Sarah und Jens für die Dauer ihres Skiurlaubs gemietet hatten, ließ sich Sarah erschöpft auf ein Sofa fallen. Wieder einmal hatte sich bestätigt, dass ruhige und gefahrlose Urlaube eher ihr Ding waren. Auf keinen Fall würde sie sich wieder zu einem solchen Blödsinn überreden lassen. Man sah ja, wie das enden konnte. Aber Gott sei Dank waren sie mit einem blauen Auge davongekommen. Aus Dankbarkeit würde sie eine kleine Summe an die Bergwacht spenden. Das Spendenkonto stand auf dem kleinen Flyer, den sie aus dem Krankenhaus mitgenommen hatte. Und den nächsten Urlaub, so nahm Sarah sich fest vor, würde sie wieder ganz beschaulich in dem ruhigen Wallfahrtsort im Allgäu verbringen. Mit – oder ohne Jens.


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svea79
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
S

Alter: 44
Beiträge: 25
Wohnort: Brandenburg


S
Beitrag13.06.2013 21:49

von svea79
Antworten mit Zitat

Hallo Amanda!

Ich kann mich gut in Sarah hineinversetzten. Ich mag lieber das Meer. Mit Schnee und Skiern kann ich nichts anfangen. Bis auf ein paar Wiederholungen (inzwischen, kommt drei mal sehr schnell hintereinander) liest es sich sehr flüssig.
Was ich nicht ganz verstehe, ist der Beruf. Unter einem sicheren Beruf stelle ich mir eine Steuerberaterin oder Buchhalterin vor. Versicherungen sind nie sicher. (ich komme aus der Branche) Wink

Zitat:
 Aus einer Wunde am Bein spritzte ständig Blut

... floss unaufhörlich das Blut. Ist vielleicht etwas geschmeidiger. Smile

Vielleicht könntest du die längste Stunde etwas ausgiebiger beschreiben. Am Anfang beschreibst du das Gefühlsleben von Sarah auch sehr schön. Ich würde gern wissen, was an der Stunde so schlimm war.

Ist meine persönliche Meinung und ich hoffe, du kannst damit etwas anfangen.

Lg
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amanda11
Geschlecht:weiblichErklärbär


Beiträge: 3
Wohnort: jwd in Mittelfranken


Beitrag14.06.2013 08:54

von amanda11
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Svea, vielen Dank für Deine Anmerkungen und Tipps - ich fand sie sehr hilfreich. Ich muss auch zugeben, dass ich mich am Ende der Geschichte ein wenig sehr kurz gefasst habe Rolling Eyes

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Harald
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant

Alter: 76
Beiträge: 5132
Wohnort: Schlüchtern


Beitrag14.06.2013 09:02

von Harald
Antworten mit Zitat

svea79 hat Folgendes geschrieben:


Zitat:
 Aus einer Wunde am Bein spritzte ständig Blut

... floss unaufhörlich das Blut. Ist vielleicht etwas geschmeidiger. Smile


Das mit dem "Blut spritzen" ist schon besser, signalisiert  eher eine verletzte Arterie, zumindest  "floß pulsierend hellrotes Blut" zeigt die Gefahr auch auf, bei "floß unaufhörlich das Blut" genügt als Erstversorgung schon ein Druckverband …


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Harald

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Lese Lina
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Beitrag18.10.2014 02:15

von Lese Lina
Antworten mit Zitat

Hallöchen Zusammen!

Auch wenn dein Text schon eine Weile her ist, will ich auch noch meinen "Senf" dazu abgeben.

Smile

Vielleicht kannst du in der "längsten Stunde" einbringegen, wie sie sich vor Erfrierungen schützen und/oder wie Sarah und Jens auf den Mann beruhigend einwirken.

LG
Lese Lina
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