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Lorraine Klammeraffe
Beiträge: 648 Wohnort: France
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08.10.2014 05:09 schlussstein junktor: inschrift von Lorraine
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schlussstein junktor:
inschrift
Code: | soweit sprich insofern
und wohingegen auch so
wohl nicht sondern als
während statt oder ent
weder ja soweit sprich
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Weitere Werke von Lorraine:
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Rübenach Exposéadler
R
Beiträge: 2837
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R 08.10.2014 08:51
von Rübenach
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Vorbemerkung:
Auf den ersten Blick sticht die Zeile Code: heraus. Ich gehe davon aus, dass sie nicht Teil des Textes ist (zumindest nicht in dieser optischen Hervorhebung), sondern ein notwendiges Übel, um das Format richtig hinzubekommen.
vgl. http://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?p=896578#896578
Eindrücke nach dem ersten Lesen:
Das Gedicht erinnert an konkrete Poesie, wobei im Titel die Sprache durchaus auf Bedeutungen außerhalb ihrer selbst verweist.
Der Schlussstein, der ein Gewölbe/einen Bogen erst selbsttragend macht. Junktion als etwas, was Verbindungen schafft. Mit dem Schlussstein werden die beiden "Schenkel" eines Bogens miteinander verbunden. Junktion erinnert an den logischen "Junktor" und an die grammatische Konjunktion.
Der Textkorpus im Blocksatz als Quader. Die Autorin beschreibt den Schlussstein nicht, sondern zeigt ihn uns. Unter diesem Aspekt wäre es egal, welche Konjunktionen der Text verwendet und in welcher Reihenfolge.
Andererseits: Der Text ist rhythmisch, arbeitet mit Enjambements. Und auf der Inhaltsebene fällt das Wort "sprich" heraus, das es sowohl als Konjunktion, als auch als Imperativ gelesen werden kann und neben "soweit" auch als einziges doppelt vorkommt.
Dies nur mein erster Eindruck, ich bin gespannt, wie andere diese Verse lesen.
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nebenfluss Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5976 Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
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09.10.2014 14:38
von nebenfluss
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Für mich stecken da noch zwei Wortspiele drin. Dies ist der Schlussstein eines Junk-Tores (wohin das auch führen mag, vielleicht in einen Junkfood-Tempel). Und ein Junktor in_Schrift(sprache) ist eben eine Konjunktion.
Allerdings sind Schlusssteine von Torbögen leicht keilförmig, etwa so:
Code: | soweit sprich insofern
wohingegen und statt
weshalb auch während
oder entweder eben
sondern als also
so ja wohl nicht |
LG
_________________ "You can't use reason to convince anyone out of an argument that they didn't use reason to get into" (Neil deGrasse Tyson) |
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Lorraine Klammeraffe
Beiträge: 648 Wohnort: France
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09.10.2014 16:13
von Lorraine
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Rübenach hat Folgendes geschrieben: |
Andererseits: Der Text ist rhythmisch, arbeitet mit Enjambements. Und auf der Inhaltsebene fällt das Wort "sprich" heraus, das es sowohl als Konjunktion, als auch als Imperativ gelesen werden kann und neben "soweit" auch als einziges doppelt vorkommt.
Dies nur mein erster Eindruck, ich bin gespannt, wie andere diese Verse lesen. |
Herr Rübenach am Brunnen ...
Ein herzliches Dankeschön für deine Ausführungen, ich überreiche dir gleich mal den goldenen Schlüssel, es gibt nicht viel hinzuzufügen von meiner Seite. Könnte interessant sein, sich die Inschrift mal bei Mondlicht anzusehen ... bis dann!
GlGL
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Lorraine Klammeraffe
Beiträge: 648 Wohnort: France
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09.10.2014 16:26
von Lorraine
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nebenfluss hat Folgendes geschrieben: | Für mich stecken da noch zwei Wortspiele drin. Dies ist der Schlussstein eines Junk-Tores (wohin das auch führen mag, vielleicht in einen Junkfood-Tempel). Und ein Junktor in_Schrift(sprache) ist eben eine Konjunktion.
Allerdings sind Schlusssteine von Torbögen leicht keilförmig, etwa so:
Code: | soweit sprich insofern
wohingegen und statt
weshalb auch während
oder entweder eben
sondern als also
so ja wohl nicht |
LG |
So kommt frisches FLEISCH auf den Hauer, verehrter Nebenfluss, wer hat je angedeutet, man hätte bei Ihnen irgendwas gestaut? Die Formatierung übernähme ich gern, aber da müsste ich erstmal sandstrahlen und neu meißeln ... hab mir gedacht: Je größer der Halbkreis des Torbogens, desto quadriger der Stein?
Junktor? Genau.
Danke auch dir sehr!
L.
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lupus Bücherwurm
Alter: 56 Beiträge: 3914 Wohnort: wien
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09.10.2014 17:47
von lupus
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Schlusssteine gibt es im Rippengewölbe wie in romanischen Rundbögen. Die Form der Schlusssteine im Rippengewölbe kann rund, quadratisch, sechs-oder achteckig sein (jeweils mit anderer Symbolik behaftet), aber eben auch rechteckig sein, wo dann meistens die Dimensionen des Rippengewöbes innerhalb eines Jochs verkleinert wider gegeben werden.
Hier eben rechteckig.
Das Rippengewölbe zeichnet schon die Ewigkeit/Unendlichkeit wieder, der Schlussstein selbst ist ein Symbol für die Nähe Gottes (Ewigkeit/Unendlichkeit), wenn man halt alte gotische Symbolik mitdenkt.
Mit der 'soweit sprich'-Klammer ergibt sich eine Endlosschleife, die an sich dem Begriff Schluss widerspricht, so wie der Begriff Schlussstein seiner Symbolik widerspricht.
Gleichzeit könnte, wenn man 'ja: soweit sprich' einfach nur als Verstärkung des vorhin gesagten lesen: soweit sprich: Konjunktoren. Ja, soweit sprich. (und Schluss) - zwei Widersprüche, die für mich den Reiz dieses Textes ausmachen.
Außerdem kann man auch inhaltliche Varianten lesen - wenn man, und das mach ich - davon ausgeht, dass die Konjunktoren nicht nur deshalb so angeordnet sind, weil sich auf diese Art am Besten ein Rechteck formen lässt.
Mir gefällt das ausnehmend gut, gerade wegen der vielen Interpretationsmöglichkeiten
lgl
_________________ lg Wolfgang
gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben
-------------------------------------------------------
"Ich bin leicht zu verführen. Da muss nur ein fremder Mann herkommen, mir eine Eiskugel kaufen und schon liebe ich ihn, da bin ich recht naiv. " (c) by Hubi |
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nebenfluss Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5976 Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
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09.10.2014 17:55
von nebenfluss
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Verstehe, Lorraine, du klotzt statt zu kleckern ... passt schon.
Bin ja kein Architekt.
Glückwunsch übrigens! Dir stehen jetzt alle Werkstore offen, ohne dass sich jemand für dich 'verwenden' muss.
_________________ "You can't use reason to convince anyone out of an argument that they didn't use reason to get into" (Neil deGrasse Tyson) |
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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09.10.2014 22:19
von firstoffertio
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Ich google. Finde erst mal, falsch geschrieben, mit c statt mit k, dass junctor irgendwas ist bei Telefonverbindungen. Dann richtig deutsch, mit k, eine logische Verknüpfung wie und, oder, und sonstige KonJUNKtionen. Weiter fällt mir das englische Wort junk ein.
Alles meine ich, hier zu finden. Ich assoziiere:
Das 'sprich' nehme ich als Telefongespräch, das wegen faulty junctor nicht richtig klappt. Dabei kommt nur junk heraus. Lauter logische Junktoren bleiben übrig, aber keine Inhalte werden damit verknüpft.
Schlussstein mag ein anderes Wort für so eine wesentliche Verbindung sein. Wenn sie aber nicht zustande kommt, oder nur so ein Schlussstein übrigbleibt, ist vielleicht etwas zusammengestürzt. Übrig bleibt eine Inschrift. Vielleicht auf dem Schlussstein?
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Lorraine Klammeraffe
Beiträge: 648 Wohnort: France
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10.10.2014 15:05
von Lorraine
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lupus hat Folgendes geschrieben: | Schlusssteine gibt es im Rippengewölbe wie in romanischen Rundbögen. Die Form der Schlusssteine im Rippengewölbe kann rund, quadratisch, sechs-oder achteckig sein (jeweils mit anderer Symbolik behaftet), aber eben auch rechteckig sein, wo dann meistens die Dimensionen des Rippengewöbes innerhalb eines Jochs verkleinert wider gegeben werden.
Hier eben rechteckig.
Das Rippengewölbe zeichnet schon die Ewigkeit/Unendlichkeit wieder, der Schlussstein selbst ist ein Symbol für die Nähe Gottes (Ewigkeit/Unendlichkeit), wenn man halt alte gotische Symbolik mitdenkt. |
Danke für diese Ausführungen. Sie passen sehr gut hierher.
lupus hat Folgendes geschrieben: | Mit der 'soweit sprich'-Klammer ergibt sich eine Endlosschleife, die an sich dem Begriff Schluss widerspricht, so wie der Begriff Schlussstein seiner Symbolik widerspricht.
Gleichzeit könnte, wenn man 'ja: soweit sprich' einfach nur als Verstärkung des vorhin gesagten lesen: soweit sprich: Konjunktoren. Ja, soweit sprich. (und Schluss) - zwei Widersprüche, die für mich den Reiz dieses Textes ausmachen.
Außerdem kann man auch inhaltliche Varianten lesen - wenn man, und das mach ich - davon ausgeht, dass die Konjunktoren nicht nur deshalb so angeordnet sind, weil sich auf diese Art am Besten ein Rechteck formen lässt.
Mir gefällt das ausnehmend gut, gerade wegen der vielen Interpretationsmöglichkeiten
lgl |
Junktoren, auch "Satzverknüpfer" oder "logische Bindewörter" genannt, sind hier ohne die zu verbindenden Aussagen in einer "Inschrift" zwar lesbar, aber es scheint ein Aussagelogik so nicht begreifbar zu sein. Der Lesende wird, so stelle ich mir das vor, automatisch versuchen, Leerstellen zu füllen. Die einzelnen Junktoren, die wiederum Bestandteile besitzen, die zusammen mit der "Umgebung" in eine interpretatorische Verbindung gebracht werden können, sind nicht zufällig gewählt, wie du richtig vermutest.
Erneut: Dankeschön.
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Lorraine Klammeraffe
Beiträge: 648 Wohnort: France
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11.10.2014 05:26
von Lorraine
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firstoffertio hat Folgendes geschrieben: | Ich google. Finde erst mal, falsch geschrieben, mit c statt mit k, dass junctor irgendwas ist bei Telefonverbindungen. Dann richtig deutsch, mit k, eine logische Verknüpfung wie und, oder, und sonstige KonJUNKtionen. Weiter fällt mir das englische Wort junk ein.
Alles meine ich, hier zu finden. Ich assoziiere:
Das 'sprich' nehme ich als Telefongespräch, das wegen faulty junctor nicht richtig klappt. Dabei kommt nur junk heraus. Lauter logische Junktoren bleiben übrig, aber keine Inhalte werden damit verknüpft.
Schlussstein mag ein anderes Wort für so eine wesentliche Verbindung sein. Wenn sie aber nicht zustande kommt, oder nur so ein Schlussstein übrigbleibt, ist vielleicht etwas zusammengestürzt. Übrig bleibt eine Inschrift. Vielleicht auf dem Schlussstein? |
Salut firstoffertio
Deine Assoziationskette ist für mich nachvollziehbar. Inhalte, die nicht miteinander verknüpft bzw. durch das alleinige Übrigbleiben der Konnektoren zwangsläufig nicht interpretierbar sind ... Kommunikation hängt da vom Zufall ab.
Allerdings: Inschriften, oder Reste davon - das fiele in dann in Bereiche irgendwo zwischen Archäologie und Linguistik. Wie ich schon andeutete, ist nahezu jedes der verwendeten Wörter auch in Einzelteile zerlegbar, "Junk" kann allein viele Verbindungen eingehen, "Schlussstein" ist auch ein tragfähiges Wort. Das, was es (als Zusammensetzung) bedeutet, also dieses konkrete Bauelement, sollte aus langlebigem Material bestehen, bruchfest sein - als Zeichenkombination enthält das Wort jedoch eine Sollbruchstelle.
Ein weiterer Widerspruch.
Hab mich gefreut, dass du hier warst,
Lorraine
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Edith à Rübenach: Im Französischen heißt der Schlussstein "clé de voûte" oder "clé d'arc" ... clé=Schlüssel
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