Schreibhemmung

[Gast]

Servus zusammen,

vielleicht könnt ihr mir ja helfen.
Ich leide seit einiger Zeit an Schreibhemmungen, die ich als sehr unangenehm empfinde.
Ich bekomme meine Geschichte auf kein Medium gepreßt, egal welches ich nutze.
Ich weiß einfach nicht wo ran es liegt.
Meine Geschichten male ich mir immer bei schlafen aus. Dort kommen dann die tollsten Formulierungen  zustande.
Wenn ich dann die Geschichte, auf ein Medium übertragen will, geht gar nichts mehr. Dann taucht die  Hemmung wieder auf.

Könnt ihr mir helfen?

[bibiro]

Siehst du denn im Traum deinen Plot wie einen Film?

Wenn ja, könnte ich dir vielleicht helfen.

Denn so geht es mir, und ich verwende Meditationsübungen, um mich an die Träume zu erinnern.

Grüßle Bibi

[Gast]

Servus Bibiro,
 
-->Siehst du denn im Traum deinen Plot wie einen Film?
Schön wenn es so wäre. Nein. Ich setzte Wort für Wort an einander um das einschlafen zu überbrücken.
Und dabei entstehen die tollsten Ideen und Geschichten.
Nur wenn ich die dann auf ein Medium übertragen will, bekomme ich Hemmungen.  

-->Wenn ja, könnte ich dir vielleicht helfen.
Das wäre super.

-->Denn so geht es mir, und ich verwende Meditationsübungen, um mich an die Träume zu erinnern.

Meditation habe ich schon aus anderen Anlässen versucht, hilft mir nur nicht.
Danke dennoch für deine Mühe. ^^

[Fuchsia]

Vielleicht könntest du diktieren? Einfach deine Gedanken in ein Aufnahmegerät (z.B. smartphone) einsprechen. Später dann abtippen, oder mit einer Software in Geschriebenes umwandeln...

[zwima]

Nicht denken. Machen. Nicht jedes Wort muss in der ersten Niederschrift sitzen, das kann man in der Überarbeitung gerade biegen.
Aber was nicht da ist, kann auch nicht überarbeitet werden.
Ich halte richtige Stimmung, etc. für überbewertet. Entweder, man schreibt, oder man lässt es bleiben. Aber nur, wenn man schreibt, gibt es am Ende auch was zu Lesen.

Das klingt jetzt härter, als ich es meine. Was ich sagen will ist: Leg einfach los, nur so kannst du erfahren, ob es dir gelingen würde, den Text zu Ende zu bringen.

[Gast]

Fuchsia:

-->Vielleicht könntest du diktieren? Einfach deine Gedanken in ein Aufnahmegerät (z.B. smartphone) einsprechen. Später dann abtippen, oder mit einer Software in Geschriebenes umwandeln...

Wie gesagt, ich habe alles schon versucht.  

zwima:


-->Das klingt jetzt härter, als ich es meine. Was ich sagen will ist: Leg einfach los, nur so kannst du erfahren, ob es dir gelingen würde, den Text zu Ende zu bringen.

ich weiß wie du das meinst. Das klingt überhaupt nicht hart. Es ist nur für mich hart, anzufangen.

[Tinlizzy]

Hallo,

dass klingt für mich eigentlich nicht wie eine Schreibhemmung, sondern wie eine Aufschreibhemmung.

Wenn du eine Schreibhemmung hast, kommst du im Text nicht weiter. Du lässt dir aber Szenen einfallen und ärgerst dich hinterher, dass du sie nicht so perfekt zu Papier ( zu Computer klingt doof) bringst wie du gern möchtest.

Vielleicht solltest du einfach mal deinen Anspruch an dich herunter schrauben und dir vornehmen, einfach nur die Szene so aufzuschreiben, wie du sie hast. Und wenn etwas nicht perfekt ist, übergehst du, einfach den Stoff raushauen, falsche Wortwahl egal, notfalls markier eine Stelle farbig, die du unbedingt überarbeiten willst. Aber einfach nur raus mit dem Kram.

Dann packst du das weg,  und machst etwas anderes. Sobald du merkst, dass du etwas Distanz zur Arbeit hast, kannst es überarbeiten und anfangen, daran herum zu feilen. Du kannst es auch ruhig noch einmal wegpacken und noch einmal überarbeiten.

Aber, wenn du den Druck von dir nimmst, alles gleich perfekt machen zu wollen, sondern dich nur auf die Story konzentrierst, hast du was in der Hand, mit dem Arbeiten kannst.

Übrigens, nur sehr wenige Autoren schreiben alles gleich beim ersten Mal perfekt nieder.

Es gibt noch zwei andere Tricks, dich darauf zu konditionieren, dass du los schreiben kannst.  Der eine Trick ist eine zeitliche Konditionierung. Du setzt dich jeden Tag zum gleichen Zeitpunkt an dir Arbeit mit dem Gedanken, jetzt ist Schreibzeit, auch wenn das Universum explodiert.

Ich persönlich arbeite mit Musik. Ich arbeite öfter an unterschiedlichen Büchern zur gleichen Zeit, was nur funktioniert, weil ich für meine Werke einen eigenen Musikmix habe. Erklingt die Musik für das Werk, komme ich leichter in das entsprechende Thema rein.

[Gast]

Tinlizzy:
Aufschreibhemmung könnte sogar sehr gut sein.
Darüber habe ich noch gar nicht nach gedacht.
Ich will ja gar nicht perfekt sein, sondern überhaupt etwas Aufgeschrieben bekommen. Das man nicht perfekt ist, ist mir sehr wohl bewußt.

Danke für deinen Anstoß. *umarmt*

[bibiro]

[Gast]

Servus bibiro,

-->Versuche doch, dir zumindest den allerersten Satz zu merken.

Das ist eine gute Idee, die ich morgen direkt ausführen werde.
*Danke dir.*

[Nayeli Irkalla]

Mir hat mal ein Satz aus einem Ratgeber für Heftromane geholfen: Einfach Geschichten mit einfachen Worten erzählen.

Das ist schwerer, als man glaubt. Komplizierte Geschichten mit komplizierten Worten zu erzählen, fiel mir anfangs viel leichter. Inzwischen nicht mehr, da wird dann andersherum wieder bemängelt, dass die Sprache "zu" einfach ist ... Aber da eine Balance zu finden ist dann hohe Schule.

Für den Anfang: Einfache Geschichten mit einfachen Worten.

[BirgitJ]

Hey Ron,
versuche mal dich davon zu lösen, es genauso aufschreiben zu müssen/zu wollen, wie du es im Halbschlaf vor dich hin formuliert hast. Du bist vor dem Computer nämlich in einer anderen Stimmung und das klappt das Ganze nicht. Jedenfalls geht es mir so.
Selbst wenn ich den Satz genauso aufschreibe, wie ich ihn mir vor dem Einschlafen oder bei einer anderen Tätigkeit, die man gerade fürs Schreiben nicht unterbrechen kann, ausgedacht, wirkt der nicht mehr so, wie ich ihn mir erträumt. Nachdem ich diese Erkenntnis entwickelt hatte, lähmt es mich auch nicht mehr, denn ich kann drüber wegschreiben.
Es war auch nie so heftig, dass ich gar nichts mehr zustande bekommen habe.
Beste Grüße
BirgitJ

[zwima]

Das gehört zwar nicht hierher, aber Birgit: Was für ein tolles Cover. Das hat mich gerade so neugierig gemacht, dass ich mir sofort die LP auf den Kindle geladen habe. Ich hoffe, ich komm bald dazu, hineinzuschmökern.

[BirgitJ]

[BrianG]

Zum Thema brillante Ideen, die einem im Schlaf kommen, muss ich zunächst einfach eine Anekdote loswerden.

Der Regisseur Billy Wilder, auf dessen Konto zahlreiche Komödien wie z. B. "Manche mögen's heiß" geht, hatte große Angst davor, eine geniale Idee wieder zu vergessen. Deswegen achtete er darauf, ständig einen Notizblock griffbereit zu haben. Eines Nachts war es so weit. Im Schlaf hatte sein Geist ein brillantes Konzept entwickelt, das alles in den Schatten stellte, was es bisher gegeben hatte. Eine Idee, die so bahnbrechend war, dass ihm die Oscars nur so nachgeworfen werden würden. Er schnappte sich den Notizblock von seinem Nachttisch und schrieb die Idee sofort nieder.

Am nächsten Morgen las er, was diese geniale Idee war, die ihm da im Schlaf eingefallen war. Sie bestand aus drei Worten: Junge trifft Mädchen.

Spaß beiseite. Verlass dich nicht zu sehr auf deinen schlaftrunkenen Geist. Ich vermute, du blockierst dich selbst, weil du glaubst, auf Anhieb perfekt sein zu müssen. Das ist aber gar nicht nötig. Perfekt sein kommt später.

Offensichtlich hast du bereits ein Konzept vor Augen. Das ist toll. Jetzt kommt es darauf an, zu beginnen. Und mach dir klar, dass du als erstes kein fertiges Werk schaffst, sondern nur einen ersten Entwurf. Der darf schlecht sein, der darf Fehler und stilistische Schwächen enthalten. Das ist alles kein Problem. Und auch wenn es dich drängt, jeden Satz, den du geschrieben hast, sofort wieder zu löschen. Tu's nicht. Schreib weiter.

Und dann, wenn du auf der letzten Seite das Wort ENDE hinter den letzten Satz platziert hast, dann ist der Zeitpunkt, sich über Perfektion Gedanken zu machen. Dann gehst du wieder zum Anfang zurück und beginnst das Rohmaterial, das du geschaffen hast, zu etwas Wunderbarem zu formen.

[saher]

[Tinlizzy]

Hallo,

so wie mit Billy Wilder ist mir das auch schon hundert gegangen. Ich habe es auch schon mit Diktiergerät am Bett versucht, mit dem Ergebnis, dass ich nicht geschlafen habe, weil ich dauernd was auf das Gerät gequatscht habe.

Und ich bin auch schon nachts um 3 aufgestanden und habe die Ideen aufgeschrieben, war bei klarem Verstand nur nicht mehr so berauschend.

Ich schreibe zwar im Moment an neuen Buch, eigentlich sind es zwei, aber in keiner Geschichte bin ich richtig drin. Ist egal, in sechs Monaten würde ich es eh umschreiben, weil ich ein gnadenloser Umschreiber bin. Ich nehme einfach das, was ich bisher mache und warte auf die göttliche Inspiration.

[Gast]

Mit nah Weile schreibe ich dank euch, an meiner alten Story und an einer neuen weiter. Mal schauen, wann sie jemals fertig werden. Schreiben ist ja nicht mein Beruf, sondern nur ein Hobby zum entspannen.

Ich mag das klick, klick klick der Tasten so gerne hören.