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Leseprobe: Der Untergang des Varus


 
 
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ruath
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Beiträge: 9



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Beitrag19.08.2014 17:01
Leseprobe: Der Untergang des Varus
von ruath
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Meinen Einstand bildet das erste Kapitel aus einem unveröffentlichten Roman "Der Untergang des Varus". Mit Prosa tue ich mich schwer und ich bin gespannt auf Eure Anregungen zur Verbesserung des Textes.

Vorher aber ein kurzer Abriss zum Roman:
Der historische Roman spielt in der Regierungszeit des römischen Kaisers Augustus und gipfelt in der Varusschlacht. Die Handlung hält sich eng an die historischen Ereignisse, wenn auch einige Details der Vorstellungskraft des Autors entsprungen sind.

Germanien um das Jahr 17 v. Chr.: Hermann wächst als Sohn des germanischen Fürsten Segimer auf und verlebt neun unbeschwerte Jahre in seiner Heimat. Dann fallen die Römer ins Land seines Stammes ein und er wird gemeinsam mit seinem Bruder als Geisel und Friedenspfand an Rom ausgeliefert. Hermann wird in einem römischen Haushalt erzogen und wächst dort unter seinem neuen Namen Arminius auf. Er erlebt aus eigener Anschauung das Wirken von Persönlichkeiten wie Augustus, Drusus und Tiberius. Zum Manne reifend, vergisst er mit der Zeit seine germanischen Wurzeln und passt sich der Lebensweise in Rom an. Er wird römischer Soldat und erlangt bald höchste militärische Ehren. Als er die Ernennung zum römischen Ritter erhält, wird sogar der große Augustus auf den vielversprechenden jungen Mann aufmerksam.

Sein unbeschwertes Glück endet jäh, als bei einem Feldzug nach Pannonien seine Ehre durch das intrigante Verhalten des eifersüchtigen Tiberius beschädigt wird. Von diesem nach Germanien verbannt, trifft er dort mit dem Statthalter Varus zusammen.

Varus führt in Germanien eine Schreckensherrschaft. Seine vormaligen Statthalterposten in Africa und Syrien haben ihn zu einem rücksichtslosen Mann gemacht. Nun regieren Korruption und Liederlichkeit das herrliche Germanien. Zwar hat Varus einige germanische Fürsten als Verbündete, darunter der germanische Fürst Segestes, doch es gärt im Land und nur ein Führer fehlt zur Entfesselung eines Aufstandes gegen die Herrschaft der Römer.

Arminius erlebt die Verderbtheit am Hof von Varus. Mit sich und der ganzen Welt unzufrieden, stellt er vieles in Frage – auch seine römischen Werte. Als er Thusnelda, der Tochter des Segestes begegnet, werden diese Gefühle verstärkt, denn auch sie hasst die Römer leidenschaftlich. Arminius und Thusnelda verlieben sich ineinander und heiraten schließlich gegen alle Widerstände ihres Vaters. Arminius wird zum Treiber des Aufstandes gegen Rom. Während er vordergründig mit Varus die Freundschaft pflegt, schmiedet er eine Allianz gegen Rom und plant umsichtig die Vernichtung der Römer.

Im Herbst des Jahres 9 n. Chr. ist es schließlich so weit: ein fingierter lokaler Aufstand dient als Köder für die Römer. Die drei Legionen unter Varus unterbrechen den Rückmarsch in ihr Winterlager am Rhein und machen einen Umweg zur Niederschlagung des Aufstandes. Auf ihrem Marsch durch die germanischen Wälder schnappt die Falle zu. Mehrere Tage dauern die Kämpfe. Am Ende werden die Römer in einem gut vorbereiteten Hinterhalt vollständig aufgerieben. Varus gibt sich selbst den Tod. Der Ausgang der Schlacht hat weit reichende Folgen – für Rom und für Germanien.

Kapitel 1
Hermann saß am Feuer im Kreise seiner Männer. Im flackernden Licht besah er sich ihre Gesichter. Das fiebrige Glänzen in ihren Augen zeigte Anspannung und Ungeduld. Auch wenn sie fast sehnsüchtig das Morgengrauen und die kommende Schlacht erwarteten, nichts konnte darüber hinwegtäuschen, dass sie alle möglicherweise schon morgen bei den Göttern sein würden.
Die Stimmung war gut, aber trügerisch. Sie hatten die Römer zwar nun da, wo sie sie hatten haben wollen, doch Ihnen allen war klar, dass ihre Gegner nicht nur Teil der besten Armee der Welt waren, sondern dass sie wie ein paar gefangene Wölfe mit aller Kraft um ihr Leben kämpfen würden. Wie von jedem in die Enge getriebenen Gegner würde man von diesen Männern entschlossene und todesverachtende Gegenwehr erwarten müssen.
Immerhin, die Ereignisse der letzten Tage hatten ihre Gegner sicherlich geschwächt. Auch die Falle war nahezu perfekt. Immer wieder aber mischten sich Zweifel in Herrmanns Gedanken. Es war zu glatt gegangen.
Er nahm seinen Spieß aus den prasselnden Flammen und führte das daran angebrachte Stück Fleisch zum Mund. Er kaute nachdenklich und ließ seine Gedanken zurück schweifen. Wie sehr hatte er sich all die Jahre nach diesem Augenblick gesehnt, seit er als kleiner Junge nach Rom gebracht worden war.


Auf der anderen Seite des germanischen Walles herrschte eine gespannte Atmosphäre. Publius Quinctilius Varus ging im Römerlager von Feuer zu Feuer. Sein Gang war schleppend und seine Körperhaltung ein einziges Desaster. Er hatte schreckliche Bauchschmerzen.
Was hatte ihn nur hier hin geführt? Warum war er nicht in seiner geliebten Provinz Africa? Dort war es schön gewesen. Die Menschen hatten einen berechenbaren Charakter und die Sonne hellte jeden Tag die Stimmung auf. Germanien dagegen war kalt, nass und unwirtlich.
Der nervende Regen hatte kurz nach Beginn der Dämmerung endlich aufgehört. Der ohnehin sumpfige Boden war aber durch das viele Wasser zu einer zähflüssigen Pampe geworden. Immerhin brachte die Besserung des Wetters etwas Hoffnung. Endlich konnten die Männer ihre klamme Kleidung notdürftig trocknen.
Varus blieb im Schatten stehen und sah ein paar Legionären bei der Pflege ihrer Waffen zu. Er und seine Männer steckten hier in einer verdammten Falle. Tief in seinem Herzen war er verzweifelt aber er durfte sich das nicht anmerken lassen. Sie waren schließlich Römer! Er versuchte, die Furcht aus seinem Herzen zu verbannen, aber seine Brust fühlte sich an, als würde sie von einer schweren Klammer zusammengedrückt.
Er verscheuchte die trüben Gedanken und wollte sich Mut machen. Waren Römer nicht schon oft in fast ausweglose Situationen geraten. Hatten sie sich nicht am Ende immer wieder als siegreich erwiesen?
Hatte nicht selbst der große Gaius Julius Caesar in Gallien in einer schier ausweglosen Falle gesteckt? Damals, als er Vercingetorix vor Alesia belagerte und durch das Entsatzheer der Gallier eingeschlossen worden war. Er hatte einen unvorstellbar langen Wall zu beiden Seiten bauen müssen – um die Feinde in Alesia und gleichzeitig das Entsatzheer draußen zu halten. Regelrecht zwischen die Mühlsteine war er so geraten. Caesars Lage muss damals ähnlich aussichtslos gewesen sein, wie Varus nun seine eigene und die seiner Männer einschätzen musste. Obwohl der große Caesar damals so kurz vor der Niederlage stand, war er am Ende als großer Sieger aus der Schlacht hervorgegangen. Er schlug die zahlenmäßig vielfach überlegenen Gallier und führte am Ende Vercingetorix als Trophäe nach Rom. Wie sehr wünschte Varus sich, dass auch er aus der morgigen Schlacht als Sieger hervorgehen mochte. Dann könnte er das herrliche Rom noch einmal sehen und seine Freuden genießen.
Varus trat aus dem Schatten ans Feuer und grüßte seine Männer mit einem Nicken. Er wusste, dass es wichtig war, seine Männer mit aufmunternden Worten trösten, so gut es ihm eben gelang.
„Seid Ihr bereit für morgen?“
Nach einem kurzen Zögern sprach endlich ein junger Soldat: „Ja, Tribun. Wir werden es diesen langhaarigen Barbaren zeigen! Sollen Sie nur glauben, dass sie uns in der Falle haben. Wir werden Sie eines besseren belehren!“
Ihr Heerführer verharrte starr und antwortete nicht. Es war ihm nicht entgangen, dass die Veteranen sich in Schweigen gehüllt hatten. Gesprochen hatte einer der unerfahrenen Rekruten. Was sollte er davon halten? Würde er auf die erfahrenen Männer zählen können? Das Schweigen zog sich hin und starre Augen blickten ins Feuer. Die Männer spürten die Schwäche ihres Anführers, so wie Raubtiere die Krankheit eines einzelnen Herdentieres fühlten.
Er straffte seine Haltung und rückte den Helm gerade. „Ja Männer, wir werden es ihnen zeigen. Ihre Zahl wird nichts ausrichten gegen unsere Geschlossenheit und Stärke. Wir werden ihnen ihr Leben, ihre Frauen und ihr Gold nehmen – und wir werden Triumph halten in Rom!“
Seine Männer entspannten sich merklich.
„Schlaft noch etwas, Legionäre!“ Varus ging weiter und trat in die Schatten.


Am Hof des Augustus ging es hoch her. Zwar war der Kaiser ein verhältnismäßig sparsamer Mann, doch zur römischen Politik gehörten rauschende Feste nun einmal dazu. Der Garten war mit unzähligen Fackeln und Öllampen erleuchtet. In der milden Abendluft erklang das Lied der Zikaden und ein schier endloser Strom von weißgewandeten Römern defilierte an Augustus vorbei, um ihm für die Einladung zu danken.
Sie haben alle nur ihr Vergnügen im Sinn, dachte sich Augustus missmutig, während er eine Familie nach dem anderen begrüßte. Ihnen geht es nur um die angenehmen oder trivialen Dinge - wie sinnentleert sie alle vor sich hinleben! Sehen und gesehen werden! Die wirklich dringenden Fragen will niemand mehr ansprechen. Als ob wir es nicht mehr nötig hätten! Herren der Welt! Wie sehr sind wir doch degeneriert!
Während er weiter huldvoll lächelnd die vielen Menschen begrüßte, wandte er sich in Gedanken den dringendsten Aufgaben zu. Er hatte viele Probleme zu lösen. Der stete Zuzug von Menschen nach Rom brachte eine Reihe von Schwierigkeiten mit sich, von denen die Verbesserung der Wasserversorgung nur das dringendste war. Auch die Sicherung der Grenzen des Reiches erforderte bleibende Wachsamkeit und Umsicht. Zwar war es an den Grenzen des römischen Weltreiches momentan weitgehend ruhig und die Landmacht Rom hatte sogar eine unangefochtene Stellung als Beherrscher des mare nostrums. Auch nach Osten hin schienen die geschlossenen Verträge für Frieden und Wohlstand zu sorgen. Jederzeit aber konnte sich diese trügerische Ruhe ändern. Viele Völker wurden nur durch die Angst vor der römischen Unbesiegbarkeit von einem Aufstand abgehalten. Ein einziger gelungener Aufstand würde diese Situation schnell ändern und könnte sich – wie er sehr wohl wusste – zu einem Flächenbrand entwickeln. Die Größe des römischen Weltreiches war beeindruckend, ja das stimmte. Freunde wie Feinde wurden davon schier geblendet. Er, Augustus, war sich jedoch klar darüber, dass das ganze Gebilde nur auf tönernen Füßen stand. Wenn dies nur all die eingebildeten Gockel hier auch verstehen würden. Wie sollte man Roms Größe bewahren, wenn man solche Leute als Provinzverwalter einsetzen mussten. Diese arroganten Tölpel konnten ja nur Schaden anrichten.
Man schaue sich nur den an. Augustus nickte Quintus Caecilius Metellus Creticus Silanus zu und versuchte, ein freundliches Gesicht zu bewahren. Ein Nichtsnutz sondergleichen, dachte er sich. Sein Großvater, das muss ein tatkräftiger Mann mit Verstand gewesen sein. Der hatte das Familienvermögen vermehrt. Der Enkel aber lebt nur von seinen Zinsen, schwingt große Reden, fällt auf jede Schwindelei hinein und verpulvert das Familienvermögen. Nun will er wohl bald Konsul werden und so seine Finanzen sanieren. Ein Frösteln durchlief den Körper von Augustus. Wie soll man nur mit solchen Menschen im Senat zusammenarbeiten? Wie soll etwas Gutes dabei herauskommen, wenn man keine besseren Leute hat, die als Verwalter der Provinzen in Frage kommen?
Seine Augen hefteten sich auf den nächsten in der Reihe und sein Gesicht hellte sich merklich auf. Es war ein junger Mann mit blondem Haar und einer wunderschönen Frau an seiner Seite. Flavus, was für ein Mann! Ein Germane im Aussehen aber ein Römer im Herzen. Wenn doch nur mehr Römer so wären! Augustus erinnerte sich noch gut, wie Flavus vor vielen Jahren mit seinem Bruder Arminius nach Rom gekommen war. Sie waren als Geiseln gekommen, doch die römische Erziehung war ihnen gut bekommen und sie waren zu beispielhaften Männern herangereift. Auch ihre militärische Ausbildung hatten sie mit Bravour absolviert und in vielen Kämpfen bewiesen sie ihren Mut und ihre Loyalität zu Rom. Sie waren nicht so verwöhnt wie die vielen jungen Römer. Flavus zeichnete sich durch eine natürlichen Stärke und Liebenswürdigkeit aus. Unter all diesen Hyänen hier in Rom fiel seine ehrliche und offene Art auf. Augustus dachte an den Bruder Arminius. Er war so ganz anders als Flavus. Arminius war verschlossen und schlau wie ein alter Fuchs - ein geborener Führer. Gerade jetzt war er von einer Kampagne in Pannonien nach Germanien beordert worden. Augustus waren jüngst einige Schlechtigkeiten über Arminius zugetragen worden, aber er war sich sicher, dass dies alles nur Intrigen waren. Einige Männer, darunter auch Tiberius, hatten sehr wohl mitbekommen, dass Augustus Arminius als vielversprechenden Mann wahrgenommen hatte. So etwas setzte nun einmal bei vielen Menschen Eifersucht und Intrigen in Gang.
Augustus machte sich einige Sorgen um Arminius. Seine Abkommandierung nach Germanien durch Tiberius würde zur Folge haben, dass er dort dem unseligen Varus unterstellt sein würde. Augustus hoffte, dass Arminius sich dort durchbeißen würde. Wenn Arminius wirklich so gut war wie Augustus hoffte, würde er es schaffen. Augustus würde dann auch den Schritt gehen, mit dem er gedanklich schon lange spielte, wenn auch Arminius noch nichts davon wusste: er würde den mutigen Germanen adoptieren. Mit einem Arminius als Nachfolger musste man die Hoffnung für Rom vielleicht doch nicht aufgeben.
Erst einmal aber würde sich der junge Mann unter Varus in Germanien bewähren müssen. Von Varus hielt Augustus nicht viel. Er kannte ihn lange und gut genug. Leider war er auch noch mit ihm verwandt. Dies und die Tatsache, dass Varus ein fähiger, wenn auch rücksichtsloser Verwalter war, hatte diesem Schwächling letztlich den Posten als Statthalter von Germanien eingebracht. Ein fähiger Verwalter, dass ist genau das, was Germanien gerade brauchte. Wenn Varus doch nur nicht immer so über die Stränge schlagen würde.
Die derzeitige militärische Kampagne gegen die Germanen war in den Augen von Augustus von großer Bedeutung. Sinn dieser Unternehmungen war es, dass in spätestens zwei Jahren Sicherheit und Stabilität im römischen Gallien herrschen konnte. Die Grenzen waren zu sichern, so dass Varus die Provinzen schnell entwickeln konnte. Dies war seine vorrangige Aufgabe als Organisator und Verwalter. Die Menschen dort würden schnell die Vorzüge der römischen Lebensweise begreifen. Roms Herrschaft würde für sie langfristig Gerechtigkeit und Wohlstand bedeuten.
Es gab aber noch einen weiteren wichtigen Grund für Augustus, die Sicherung der sonst eigentlich nicht wirklich wichtigen Provinz Germanien voranzutreiben. Er war der Meinung, dass sich Rom zu sehr ausgedehnt hatte und dass die Sicherung der gewonnenen Gebiete langfristig nur durch eine kluge Anlage der Grenzen des römischen Reiches gelingen konnte. Dies war der wesentliche Grund für sein großes Interesse des Augustus an Germanien. Er schaute auf die riesige Landkarte an der Wand. Dort hatte er jeden Tag sein großes Ziel vor Augen: die Verkürzung der Außengrenze des Römischen Reiches auf die Elbe-Donau-Linie. Irgendwann einmal würden die Völker des Nordens gegen Rom marschieren, da gab sich Augustus keinen Illusionen hin. Wenn es in diesem Fall überhaupt eine Hoffnung für Rom gab, so lag diese vor allem in einer verkürzten und gut zu verteidigenden natürlichen Grenze. Eine solche wollte Augustus noch zu seinen Lebzeiten schaffen.

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bibiro
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Beitrag19.08.2014 18:33
Re: Leseprobe: Der Untergang des Varus
von bibiro
Antworten mit Zitat

ruath hat Folgendes geschrieben:

Vorher aber ein kurzer Abriss zum Roman:
Der historische Roman spielt in der Regierungszeit des römischen Kaisers Augustus und gipfelt in der Varusschlacht. Die Handlung hält sich eng an die historischen Ereignisse, wenn auch einige Details der Vorstellungskraft des Autors entsprungen sind.

Germanien um das Jahr 17 v. Chr.: Hermann wächst als Sohn des germanischen Fürsten Segimer auf und verlebt neun unbeschwerte Jahre in seiner Heimat. Dann fallen die Römer ins Land seines Stammes ein und er wird gemeinsam mit seinem Bruder als Geisel und Friedenspfand an Rom ausgeliefert. Hermann wird in einem römischen Haushalt erzogen und wächst dort unter seinem neuen Namen Arminius auf. Er erlebt aus eigener Anschauung das Wirken von Persönlichkeiten wie Augustus, Drusus und Tiberius. Zum Manne reifend, vergisst er mit der Zeit seine germanischen Wurzeln und passt sich der Lebensweise in Rom an. Er wird römischer Soldat und erlangt bald höchste militärische Ehren. Als er die Ernennung zum römischen Ritter erhält, wird sogar der große Augustus auf den vielversprechenden jungen Mann aufmerksam.

Sein unbeschwertes Glück endet jäh, als bei einem Feldzug nach Pannonien seine Ehre durch das intrigante Verhalten des eifersüchtigen Tiberius beschädigt wird. Von diesem nach Germanien verbannt, trifft er dort mit dem Statthalter Varus zusammen.

Varus führt in Germanien eine Schreckensherrschaft. Seine vormaligen Statthalterposten in Africa und Syrien haben ihn zu einem rücksichtslosen Mann gemacht. Nun regieren Korruption und Liederlichkeit das herrliche Germanien. Zwar hat Varus einige germanische Fürsten als Verbündete, darunter der germanische Fürst Segestes, doch es gärt im Land und nur ein Führer fehlt zur Entfesselung eines Aufstandes gegen die Herrschaft der Römer.

Arminius erlebt die Verderbtheit am Hof von Varus. Mit sich und der ganzen Welt unzufrieden, stellt er vieles in Frage – auch seine römischen Werte. Als er Thusnelda, der Tochter des Segestes begegnet, werden diese Gefühle verstärkt, denn auch sie hasst die Römer leidenschaftlich. Arminius und Thusnelda verlieben sich ineinander und heiraten schließlich gegen alle Widerstände ihres Vaters. Arminius wird zum Treiber des Aufstandes gegen Rom. Während er vordergründig mit Varus die Freundschaft pflegt, schmiedet er eine Allianz gegen Rom und plant umsichtig die Vernichtung der Römer.

Im Herbst des Jahres 9 n. Chr. ist es schließlich so weit: ein fingierter lokaler Aufstand dient als Köder für die Römer. Die drei Legionen unter Varus unterbrechen den Rückmarsch in ihr Winterlager am Rhein und machen einen Umweg zur Niederschlagung des Aufstandes. Auf ihrem Marsch durch die germanischen Wälder schnappt die Falle zu. Mehrere Tage dauern die Kämpfe. Am Ende werden die Römer in einem gut vorbereiteten Hinterhalt vollständig aufgerieben. Varus gibt sich selbst den Tod. Der Ausgang der Schlacht hat weit reichende Folgen – für Rom und für Germanien.

Kapitel 1
Hermann saß am Feuer im Kreise seiner Männer. Im flackernden Licht besah er sich ihre Gesichter. Das fiebrige Glänzen in ihren Augen zeigte Anspannung und Ungeduld. Auch wenn sie fast sehnsüchtig das Morgengrauen und die kommende Schlacht erwarteten, nichts konnte darüber hinwegtäuschen, dass sie alle möglicherweise schon morgen bei den Göttern sein würden.


Hallo Ruath,

Ein spannendes Thema!

Ich habe eine Frage dazu, wie du den Roman anlegen willst.

Ersehe ich es richtig aus dem Kapitelanfang, den du angefügt hast, dass du dein Manuskript mit der besagten Varusschlacht beginnen lässt?

All die interessanten Hintegrundinformationen, die du uns vor dein erstes Kapitel gestellt hast - wirst du sie als Rückblenden ins Manuskript einblenden oder werden sie gar unter den Tisch fallen?
Ich hoffe beides nicht!

Ehrlich gesagt würde mich von den von dir angerissenen Protagonisten - Herrmann/Arminius, Varus und Augustus - am meisten der Werdegang des Arminius interessieren.

Als Geisel in ein fernes Land verschleppt, als Jugendlicher einer Art brainwashing ausgesetzt und von einer fremden Kultur geradezu verführt, alleine sein Heranwachsen gibt einen spannenden Plot ab.
Doch dann geht es weiter: Verrat, Verbannung, Liebe. Kampf, Heldenmut.

Grüßle Bibi
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Alpen-Yeti
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Beitrag19.08.2014 19:35

von Alpen-Yeti
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Hallo ruath,

interessantes Thema, vor allem, da ja 2000 Jahre Varusschlacht noch nicht so lange her sind.

Leider habe ich heute keine Zeit mehr, ausführlich zu antworten (ich versuche es morgen nachzuholen), daher vorab nur eine klitzekleine Bemerkung.

Die Namenswahl "Hermann" gefällt mir überhaupt nicht, da ja dieser Name von Arminius nur eine mittelalterliche Erfindung ist (soweit ich mich erinnern kann) und ich mir irgendwie so überhaupt nicht vorstellen kann, dass ein Cherusker einen althochdeutschen (d.h. mittelalterlichen) Namen gehabt haben könnte. Gut, ist jetzt nur meine persönliche Meinung, aber es hat mich beim Lesen irgendwie nicht in die Antike eintauchen lassen.

So, das war jetzt mein besserwisserischer Senf. Das Thema finde ich aber spannend, und mir fallen als Schlagworte noch ein: Loyalität, Selbstüberschätzung, Dummheit, Vertrauen, Verzweiflung - da steckt einiges an Themen in dem Stoff.

Liebe Grüße
Bianca
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Akiragirl
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Beitrag19.08.2014 21:13

von Akiragirl
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Hallo ruath,

zuerst einmal: Hut ab, dich an so ein doch eher ungewöhnliches Thema für einen Roman zu wagen! Mittelalterromane gibt es ja mittlerweile wie Sand am Meer, aber einen Roman über die Varusschlacht und ihre berühmten Teilnehmer kenne ich jedenfalls noch nicht. Ich kann kaum ermessen, wieviel Recherchearbeit in so einem Werk am Ende steckt - davor habe ich vor allem deshalb großen Respekt, weil ich selbst für Recherchen meist zu faul bin.

Dein Plot ließt sich gut und spannend; du hast natürlich sowieso nur begrenzten Einfluss auf die Geschichte, da du dich an die tatsächlichen Ereignisse hältst, aber die Art, wie du die Erzählstränge aufbauen möchtest (so wie ich es jetzt herauslese) klingt schon recht gut.

Bei deinem Ausschnitt habe ich 2 Probleme. Das erste ist jetzt nicht so relevant, aber vllt mal als allgemeines Feedback: Ich hatte Probleme mit der zeitlichen und räumlichen Einordnung zwischen den ersten beiden Abschnitten und dem dritten. Es kommt jetzt auch ein bisschen darauf an, inwiefern du geschichtliche Vorbildung bei deinen Lesern erwartest - ich bin, was das alte Rom angeht, nicht so bewandert. Insofern hatte ich bei den ersten beiden Szenen noch gut folgen können, dass sie etwa zeitgleich in den beiden unterschiedlichen Lagern vor der Schlacht spielen. Aber die dritte? Ist sie jetzt eine Art Rückblende zu den Ereignissen Jahre vor der Schlacht (so würde ich es anhand des Plots verstehen)? Falls ja, könntest du das eventuell irgendwie kenntlich machen ...

Mein zweites Problem ist größer: Für einen Einstieg ist mir das viel zu viel Infodumping und Erzählung und viel zu wenig "Sog in die Geschichte" und Einfühlen in die Figuren.
Für mich ist bei einem Roman vor allem wichtig, dass ich mich recht früh mit irgendjemandem identifizieren kann, dass mir jemand (oder etwas) wichtig wird und ich unbedingt wissen will, ob er/sie sein Ziel erreicht, aus dem Problem herausfindet o.Ä.
Du führst hier in Kürze mehrere Figuren ein und erzählst viel über deren Welt und Ansichten. Das ist alles toll geschrieben und sollst du auch auf keinen Fall streichen - aber ich würde solche Passagen lieber an einen späteren Zeitpunkt ins Buch packen. Am Anfang möchte der Leser idR nicht mit soetwas "erschlagen" werden.

Ich habe dir mal ein paar Stellen herausgepickt, wo ich dachte "das ist zu weitschweifig für den Anfang":
Zitat:
nichts konnte darüber hinwegtäuschen, dass sie alle möglicherweise schon morgen bei den Göttern sein würden.
Die Stimmung war gut, aber trügerisch. Sie hatten die Römer zwar nun da, wo sie sie hatten haben wollen, doch Ihnen allen war klar, dass ihre Gegner nicht nur Teil der besten Armee der Welt waren, sondern dass sie wie ein paar gefangene Wölfe mit aller Kraft um ihr Leben kämpfen würden. Wie von jedem in die Enge getriebenen Gegner würde man von diesen Männern entschlossene und todesverachtende Gegenwehr erwarten müssen.
Immerhin, die Ereignisse der letzten Tage hatten ihre Gegner sicherlich geschwächt. Auch die Falle war nahezu perfekt. Immer wieder aber mischten sich Zweifel in Herrmanns Gedanken.
Es war zu glatt gegangen.
Er nahm seinen Spieß aus den prasselnden Flammen und führte das daran angebrachte

Zu viel Gedanken, zu viel Erzählendes in meinen Augen. Ich würde es packender erleben, wenn du diese Informationen z.B. in einen längeren Dialog packen würdest, in dem du dann auch gleich deine Figuren charakterisieren kannst.

Zitat:
Hatte nicht selbst der große Gaius Julius Caesar in Gallien in einer schier ausweglosen Falle gesteckt? Damals, als er Vercingetorix vor Alesia belagerte und durch das Entsatzheer der Gallier eingeschlossen worden war. Er hatte einen unvorstellbar langen Wall zu beiden Seiten bauen müssen – um die Feinde in Alesia und gleichzeitig das Entsatzheer draußen zu halten. Regelrecht zwischen die Mühlsteine war er so geraten. Caesars Lage muss damals ähnlich aussichtslos gewesen sein, wie Varus nun seine eigene und die seiner Männer einschätzen musste. Obwohl der große Caesar damals so kurz vor der Niederlage stand, war er am Ende als großer Sieger aus der Schlacht hervorgegangen. Er schlug die zahlenmäßig vielfach überlegenen Gallier und führte am Ende Vercingetorix als Trophäe nach Rom. Wie sehr wünschte Varus sich, dass auch er aus der morgigen Schlacht als Sieger hervorgehen mochte. Dann könnte er das herrliche Rom noch einmal sehen und seine Freuden genießen.

s.o.

Der letzte Abschnitt besteht dann fast nur noch aus solchen Gedankenmonumenten - Gedanken über verschiedene Personen, ihre Eigenarten, ihre Hintergrundgeschichte. Das alles würde mich mehr fesseln, wenn ich selbst anhand der Handlungen der Figuren ihre Persönlichkeiten nach und nach erschließen könnte.

Also kurz und knapp: Mehr Handlung und Dialog in den Anfang packen, Infodumping auf später verschieben. Du musst deine Leser erst einmal "an der Angel haben", sodass sie unbedingt wissen wollen, wie es weitergeht - dann kannst du dir auch ein paar weitschweifigere Passagen leisten, um dein Setting zu erklären.

Ich hoffe, das hilft dir etwas weiter.
Hab deinen Text trotzdem gern gelesen.

Liebe Grüße
Anne


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"Man bereut nicht, was man getan hat, sondern das, was man nicht getan hat." (Mark Aurel)
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kskreativ
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Beitrag19.08.2014 21:52

von kskreativ
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Ich schließe mich Annes Kommentar an. Show, don't tell, heißt das Zauberwerk. Weniger Beschreibung, mehr Handlung, wenn du den Leser in die Geschichte mit hinein nehmen willst. So wie der Text jetzt bei mir ankommt, hat er den Charme eines Geschichtsbuches. Und ja, das sind schon beim Einstieg zu viele Informationen, die den Leser, mit oder ohne Kenntnisse des Themas, einfach erschlagen.

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C'est la vie. oder: Du würdest dich wundern, was man so alles überleben kann.
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Alpen-Yeti
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Beitrag20.08.2014 09:14

von Alpen-Yeti
Antworten mit Zitat

Hallo ruath,

so, jetzt habe ich etwas mehr Zeit und »pflücke« (etwas übertrieben) mal den ersten Absatz von Kapitel eins auseinander. Akiralgirl und kskreativ schon angemerkt haben, finde auch ich, dass Du zu viel erzählst. Ich hatte beim Lesen immer ein sehr distanziertes Gefühl zu den Personen. Ebenso hatte ich Probleme in die Atmosphäre einzutauchen, was ich schade finde, denn der geschichtliche Rahmen und das Thema interessieren mich sehr.

Aber jetzt erst mal ein paar Sachen, die mir im Text direkt aufgefallen sind:

Zitat:
Im flackernden Licht besah er (sich) ihre Gesichter.
=> Gefällt mir jetzt nicht so. Vielleicht: Im flackernden Licht sah er in ihre Gesichter.

Zitat:
Das fiebrige Glänzen in ihren Augen zeigte Anspannung und Ungeduld. Auch wenn sie fast sehnsüchtig das Morgengrauen und die kommende Schlacht erwarteten, nichts konnte darüber hinwegtäuschen, dass sie alle möglicherweise schon morgen bei den Göttern sein würden.
=> Hier fände ich es prima, wenn Du mir die Anspannung zeigen könntest. Was machen die Männer? Nervös mit dem Messer in der Hand spielen? Wie zeigt sich die Ungeduld? Fragt z.B. einer der Männer, wann sie endlich aufbrechen oder wann es endlich hell wird? (Sind nur spontane Einfälle von mir, die keinen Anspruch auf Brauchbarkeit erheben.) Oder Vielleicht ein Gespräch?

Zitat:
Die Stimmung war gut, aber trügerisch. Sie hatten die Römer zwar nun da, wo sie sie hatten haben wollen,
=> Klingt für mich nicht elegant. Vielleicht: Obwohl die Römer schon in der vorbereiteten Falle saßen, war ihnen allen klar, ...

Zitat:
doch Ihnen allen war klar, dass ihre Gegner nicht nur Teil der besten Armee der Welt waren, sondern dass sie wie ein paar gefangene Wölfe mit aller Kraft um ihr Leben kämpfen würden.
=> zudem finde ich den gesamten Satz ziemlich lang. Mein Vorschlag: Satz teilen.

Zitat:
Wie von jedem in die Enge getriebenen Gegner würde man von diesen Männern entschlossene und todesverachtende Gegenwehr erwarten müssen.
=> Klingt irgendwie geschraubt, kann ich jetzt nicht näher erklären, aber das ließe sich doch bestimmt auch einfacher ausdrücken.
Mein Versuch: Sie wussten, ein in die Enge getriebener Gegner leistete todesverachtende Gegenwehr. Die Römer schenkten ihnen bestimmt keinen leichten Sieg.
Zudem wiederholst Du das Bild von der verzweifelten Gegenwehr der Römer, in dem Du im Satz zuvor den Vergleich mit den Wölfen anbringst und dann noch einmal von der Todesverachtung sprichst. Könntest Du vielleicht zusammenfassen.

Zitat:
Immerhin, die Ereignisse der letzten Tage hatten ihre Gegner sicherlich geschwächt. Auch die Falle war nahezu perfekt. Immer wieder aber mischten sich Zweifel in Hermanns Gedanken. Es war zu glatt gegangen.
=> Der letzte Satz klingt mir im Vergleich zu Deinem sonstigen Stil zu umgangssprachlich. Wie wär’s damit: Bis jetzt war alles wunschgemäß verlaufen. Vielleicht zu gut. Hermann zweifelte. Hatten die Römer seinen Plan durchschaut und planten bereits einen Gegenangriff? Er musste einfach Erfolg haben.

Zitat:
Er nahm seinen Spieß aus den prasselnden Flammen und führte das daran angebrachte Stück Fleisch zum Mund.
=> Gefällt mir gut, dass Hermann endlich auch mal was macht. Hier könntest Du doch prima seine Anspannung zeigen, wie er z.B. erst mal heftig im Feuer herumstochert oder er sich nachdenklich mit der Hand über die Augen fährt, bevor seine Gedanken zurück schweifen lässt. Er könnte auch so in Gedanken versunken sein, dass er sein Stück Fleisch vergisst und eben nicht isst, weil er mit den Gedanken ganz woanders ist.

Auch wenn ich mich für das Thema interessiere und den Anfang der Geschichte gerne gelesen habe, so möchte ich als (potentieller) Leser doch schneller in die Geschichte hineingezogen werden. Hätte ich in den Roman in einer Buchhandlung hinein geblättert, hätte ich wahrscheinlich nicht weiter gelesen. Da hätte ich mir ein bisschen mehr Spannung gewünscht (die nervzerreißende Anspannung vor einem Kampf eignet sich doch eigentlich besonders gut dafür).

Noch eine Frage zum zweiten Absatz:

Was ich jetzt nicht so ganz verstanden habe, ist die Verzweiflung des Varus. Warum ist er denn jetzt schon verzweifelt? Ich dachte, Varus wäre sich selbst überschätzend in die Falle gegangen (er wurde doch sogar erfolglos gewarnt, ich glaube von Segestes, oder?).
Wenn er aber (wie Du schreibst) erkannt hätte, dass er in eine Falle geführt wird, warum ist er dann überhaupt hinein getappt? Nur um sich dann Selbstvorwürfe zu machen?
Wie kann er zudem wissen, dass die Germanen am nächsten Tag angreifen werden? Ich dachte immer, die Römer seien überraschend aus dem Hinterhalt ohne Vorankündigung angegriffen worden. Oder sind die Römer (zu dem Zeitpunkt, den Du erzählst) schon angegriffen worden (soweit ich weiß, zogen sich die Kämpfe tagelang dahin) und nun denkt Varus mit Schrecken an den nächsten Tag? Aber vielleicht habe ich die Stelle einfach nur falsch interpretiert.

Meine Anmerkungen beanspruchen aber auf keine Fall Gemeingültigkeit (andere Leser mögen das durchaus anders sehen). Ich hoffe aber, Du kannst wenigstens ein bissele was von meinem Bemerkungen gebrauchen. Ansonsten: Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.

Schöne Grüße
Bianca
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bibiro
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B
Beitrag20.08.2014 10:02

von bibiro
Antworten mit Zitat

Hallo Ruath,

Von den in der Zwischenzeit schreibenden Kommentatoren wurden die an Infodumps erinnernden inneren Monologe deiner Protas bemängelt.

Nun würde ich mir, wie bereits geschrieben, auch einen anderen, früheren Einstieg in die Geschichte wünschen, der den ein oder anderen Infodump überflüssig machen würde.

Aber dennoch gibt es Dinge, die man einerseits nicht als Allgemeinbildung des Lesers voraussetzen kann und die man andererseits aber nicht in epischer Breite nacherzählen möchte.

Ich befinde mich gerade in der Lage, diese Quadratur des Kreises aufzulösen, denn ich sitze gerade am Einstieg zum ersten Kapitel des zweiten Bandes meiner Trilogie.
Und ich hätte es gerne, dass auch ein Leser, der den ersten Band nicht kennt, ein Grundgerüst an Informationen erhält, mit wem er es zu tun hat.

Meine allererste Rohfassung sah ähnlich aus wie der von dir eingestellte Text: Hauptsächlich innere Monologe von ziemlich statischen Protagonisten.
Als erstes habe ich Bewegung in die Szenerie gebracht, indem ich einen der Protagonisten erst hinzukommen lasse.
Daraus ergibt sich Handlung und Dialog - zwischen die man den inneren Monolog des erzählenden Protas hübsch häppchenweise hineinschneiden kann.

Als zweites überlegte ich mir etwas, was auch den Leser, der den ersten Band bereits kennt, interessieren könnte. Da es sich bei mir ebenfalls um einen historischen Roman handelt, lasse ich das Gespräch also nun auf die Landwirtschaft umschwenken. Gibt ja Sinn, der eine kommt ja von draußen herein und der andere möchte berichtet wissen.

Das ganze noch garniert mit ganz alltäglichen Verrichtungen der Zeit, in meinem Fall die Versorgung eines Säuglings, genauso gut geht die Zubereitung oder der Verzehr von zeittypischen Speisen oder, gerade vor einer Schlacht, das Schärfen und Prüfen der Waffen und Rüstungsgegenstände.

Zur Würze noch hier und da eine Prise Anrufung heidnischer Gottheiten - und auf einmal erkennt keiner mehr, dass ein infodumpender innerer Monolog der Ausgangspunkt deines Textes war.

Grüßle Bibi
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ruath
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Beitrag20.08.2014 16:12

von ruath
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Hallo Ihr Lieben,

ihr habt das Problem dieses ersten Kapitels auf den Punkt gebracht (Infodump, innere Monologe). Zur Einordnung dieses Kapitels in den Gesamtzusammenhang jedoch noch ein paar (fehlende) Infos:
- das erste Kapitel spielt am Vorabend der entscheidenden Schlacht. Alle drei Perspektiven (Hermann, Varus, ROM) werden beleuchtet. Auch der Abschnitt von Augustus spielt zu diesem Zeitpunkt (Rom ist weit weg, die Ereignisse haben sich zugespitzt, Augustus hat keine Infos darüber). Mir fällt es noch schwer, die bedeutenden Zusammenhänge ohne die von Euch zu Recht bemängelten inneren Monologe zu beleuchten. Ich mache mir noch einmal Gedanken, wie man das optimieren kann. Hat jemand noch eine gute Idee für ein Stilmittel?
- Nach dem ersten Kapitel kommt (natürlich) die Rückblende. Nun wird jedes folgende Kapitel (ausgenommen das letzte) immer aus Sicht eines Protagonisten erzählt. Dabei werden (falls es mir gelungen ist) alle Helden und auch Schurken zum Leben erweckt. Auf innere Monologe wird in diesen Kapiteln natürlich möglichst verzichtet.
- Zum Namen Hermann: Hermann wird im Verlaufe der Geschichte zum Arminius und später wieder zu Hermann (Konflikt zwischen germanischen Wurzeln und römischer Erziehung). Alpen Yeti hat recht, ich werde Hermann vermutlich durch den (möglicherweise cheruskischen) Namen Erminmer ersetzen. Idea


Vielen Dank nochmal für Eure Anregungen und liebe Grüße,
Euer Ruath

« Was vorher geschah12

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Alpen-Yeti
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Beitrag20.08.2014 16:35

von Alpen-Yeti
Antworten mit Zitat

Halllo ruath,

darf ich noch mal kurz nachfragen?

Du schreibst
Zitat:
... das erste Kapitel spielt am Vorabend der entscheidenden Schlacht.

Heißt das jetzt, dass Varus und die Legionen schon angegriffen wurden und in der Falle sitzen? Wenn ja, sollte er meiner Meinung nach nicht mehr von Falle sprechen. Ich sehe es so: Die Falle schnappte zu (der erste überraschende Angriff) ... die Kämpfe ziehen sich dahin ... (ich glaube, die Römer haben es sogar geschafft so was wie ein provisorisches Lager zu errichten oder sich zumindest zu verschanzen, oder bringe ich da was durcheinander?) ... die Römer werden durch die ständigen Angriffe zermürbt ... (jetzt setzt Deine Geschichte ein, oder?) ... und jetzt würde ich Varus eher von einer aussichtslosen Lage (und nicht Falle) sprechen lassen.

Wenn nein und die Germanen noch nicht angegriffen haben, dann dürfte Varus meiner Ansicht nach noch ahnungslos sein.
Ich frage nur, weil ich etwas verwirrt bin.

Oh ja, Erminmer gefällt mir viel besser, da könnte ich mir sogar eine Szene vorstellen, wie er sich an seinen fast vergessenen germanischen Namen durch die lange Zeit, die er unter Römern verbracht hat, erst langsam wieder gewöhnen muss.

Mmmh,  
Zitat:
Nach dem ersten Kapitel kommt (natürlich) die Rückblende
, da erscheint dann das erste Kapitel quasi wie ein Prolog? Und danach wird dann chronologisch weitererzählt?
Ich werfe da mal eine Frage in die Runde: Wäre es dann nicht geschickter das erste Kapitel an den Schluss zu stellen und die gesamte Geschichte chronologisch zu erzählen? Bin allerdings nicht erfahren genug, um das beurteilen zu können.
Eine Möglichkeit schwirrt mir noch im Kopf herum: warum nicht das erste Kapitel mit einem richtigen KNALL zu beginnen lassen?
Das Gemetzel ist im vollen Gange, überall werden Römer dahingemetzelt, überall klebt Schlamm und Blut und es herrschen Verzweiflung, Schmerzen und Tod und kurz bevor Varus sich in sein Schwert stürzt erinnert er sich, wie es soweit kommen konnte und die eigentliche Geschichte beginnt (war nur ein kleiner Hirnsturm von mir).

Liebe Grüße
Bianca
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bibiro
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Beiträge: 716



B
Beitrag20.08.2014 17:01

von bibiro
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Alpen-Yeti hat Folgendes geschrieben:

Mmmh,  
Zitat:
Nach dem ersten Kapitel kommt (natürlich) die Rückblende
, da erscheint dann das erste Kapitel quasi wie ein Prolog? Und danach wird dann chronologisch weitererzählt?
Ich werfe da mal eine Frage in die Runde: Wäre es dann nicht geschickter das erste Kapitel an den Schluss zu stellen und die gesamte Geschichte chronologisch zu erzählen? Bin allerdings nicht erfahren genug, um das beurteilen zu können.


Meine Rede.

Fang damit an, wie es anfängt.


Alpen-Yeti hat Folgendes geschrieben:
Eine Möglichkeit schwirrt mir noch im Kopf herum: warum nicht das erste Kapitel mit einem richtigen KNALL zu beginnen lassen?
Das Gemetzel ist im vollen Gange, überall werden Römer dahingemetzelt, überall klebt Schlamm und Blut und es herrschen Verzweiflung, Schmerzen und Tod und kurz bevor Varus sich in sein Schwert stürzt erinnert er sich, wie es soweit kommen konnte und die eigentliche Geschichte beginnt (war nur ein kleiner Hirnsturm von mir).


Faszinierende Idee, Bianca!
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seitenlinie
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Pokapro 2015


Beitrag20.08.2014 23:51

von seitenlinie
Antworten mit Zitat

Hallo ruath,

zu tief wollte ich nicht einsteigen, die Zeit ist knapp.

Deine Kenntnisse sind beeindruckend, die Sprache ist gefällig.
Sicher gibt es Freaks, die alles zu diesem Thema verschlingen, was Substanz hat. Otto Normalo dagegen möchte eine spannende
Geschichte. Aber das wird schwer, weil der Stoff m.E. nicht viel hergibt. Die Ergebnisse sind bekannt, kurz wieder aufgefrischt
erinnert man sich auch an die Selbsttötung von Varus.
Was bleibt an Story, wenn Varus der Protagonist ist und du etwas über die Schlacht, über Niederlage und Untergang erzählst?
Außerdem werden die Herzen wohl eher für Arminius schlagen. Wie will man also einen Spannungsbogen aufbauen oder ein
Mysterium, das erst zum Schluss gelöst wird?
Vielleicht fällt dir dazu etwas ein - du kennst die historischen Details-, meine Kenntnisse sind zu dürftig.

Für mich gibt es zwei interessante Einstiegspunkte. Zum einen die Entführung von Arminius als Kind. Denn an der Stelle wird
die Aufgabe gestellt, die es zu erfüllen gilt: Revanche.  
Die zweite Stelle wäre die Fast-Aufdeckung der Pläne von Arminius. Weil sich hier das Schicksal entscheidet und dadurch etwas
Spannung aufkommt. Beide Schnittstellen gibt es schon als Romananfang. Ich hab mal kurz gesucht. Ein Roman über Arminius
und einer über Varus. Schnittstelle 2 allerdings aus Varus’ Sicht, ich hätte auch hier Arminius als Prota gewählt.

Eine Rückblende trägt nur dann zur Spannung bei, wenn z.B. in der Rückblende eine Frage aufgeworfen wird, die gelöst werden
muss, sobald die Story wieder vorwärts läuft. Sonst kann das zur reinen Effekthascherei werden.

Bekommt man die Spannungsbögen nicht hin, bleibt man bei einer Chronik. Dann vielleicht sogar mit Angaben von Zeit und Datum.
Es fühlt sich dann eben ein bisschen wie echte Historie an und beim Leser werden keine Erwartungen geweckt, die nicht erfüllt
werden können.


Ich habe mir noch kurz ein paar Sätze zur Detailkritik herausgezogen. Begründung steht nicht immer dran, evtl. nachfragen.


Hermann saß am Feuer im Kreise seiner Männer. Im flackernden Licht besah er sich ihre Gesichter. Das fiebrige Glänzen in ihren
Augen zeigte Anspannung und Ungeduld. Auch wenn sie fast sehnsüchtig das Morgengrauen und die kommende Schlacht
erwarteten, nichts konnte nichts darüber hinwegtäuschen, dass sie alle möglicherweise schon morgen bei den Göttern sein würden.
 Die gute Stimmung war gut, aber trügerisch. Sie hatten die Römer zwar nun da, wo sie sie hatten haben wollten, doch ihnen allen
war klar, dass ihre Gegner nicht nur Teil der besten Armee der Welt waren ...
Hier sollte erst etwas zur Qualität kommen - z.B. Erfahrung, Ausrüstung, Kampftechnik - bevor wir später zur Todesangst springen.
Dazwischen noch mal Hermann mit einer Aktion/Geste zeigen.

... sondern dass sie wie ein paar gefangene Wölfe mit aller Kraft um ihr Leben kämpfen würden. Wie von jedem in die Enge
getriebenen Gegner würde man von diesen Männern entschlossene und todesverachtende Gegenwehr erwarten müssen.
Dann kommt das Schluss-Argument. Beide Sätze sind aber im Moment etwas redundant.

Immerhin hatten die Ereignisse der letzten Tage hatten ihre den Gegner sicherlich geschwächt. Auch die Falle war nahezu perfekt.
Immer wieder aber Doch jetzt mischten sich Zweifel in Herrmanns Gedanken. Es war zu so glatt gegangen. Wollten die Götter ihn
täuschen?

Er nahm seinen Spieß aus den prasselnden Flammen und führte das daran angebrachte Stück Fleisch zum Mund.
Vorsicht Verbrennungsgefahr! Die Formulierung ‚führte zum Mund’ ist mir hier etwas zu kultiviert.

Er kaute nachdenklich langsam und ließ seine Gedanken zurück(zusammen)schweifen. Wie sehr hatte er sich all die Jahre nach
diesem Augenblick gesehnt - seit er als kleiner Junge nach Rom gebracht worden war.


1. Bekommen wir jetzt eine Rückblende? Genau das wird hier angedeutet.

2. Die Zweifel sollten begründet sein. Wichtig: Wir deuten ein gravierendes Problem an, das sich später tatsächlich einstellt.



Gruß,
Carsten
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Alpen-Yeti
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Beitrag21.08.2014 10:48

von Alpen-Yeti
Antworten mit Zitat

Hallo Seitenlinie,

da möchte ich aber doch ein bissele widersprechen, wenn Du schreibst:

Zitat:
Was bleibt an Story, wenn Varus der Protagonist ist und du etwas über die Schlacht, über Niederlage und Untergang erzählst?
Außerdem werden die Herzen wohl eher für Arminius schlagen.


Ist Arminius wirklich der Sympathieträger? Meines Wissens wurde er mitnichten "entführt", sondern wurde als Geisel nach Rom gegeben. Er und sein Bruder Flavus dienten im römischen Herr. Arminius hatte das römische Bürgerrecht und war "römifiziert" (deshalb haben ja die Römer Geiseln genommen, um diese als richtige Römer zu erziehen und damit die Bindung an die erorberten Gebiete zu erhöhen).
Weshalb sollte Varus irgendeinen Verdacht gegen einen "loyalen" römischen Offizier wie Arminius haben. Sein Bruder Flavus wurde ja auch nicht zum Verräter an den Römern. (Da sehe ich das Problem zu erklären, warum Arminius über all die Jahre Rechegedanken haben sollte und Flavus nicht.)

Man könnte Arminius dann nämlich auch unter folgendem Gesichtispunkt betrachten: Er verrät diejenigen, denen er Treue geschworen hat aus niederen machtgierigen Motiven, da er in dem Aufstand gegen Varus die Möglichkeit sieht, nicht nur die Herrschaft über die Cherusker, sondern auch über die verbündeten germanischen Stämme zu erlangen.
Der strahlende Held ist er jetzt in meinen Augen nicht.

Ich denke nicht, dass einzig und allein das unsensible Verhalten des Varus gegenüber den Germanen zu dem Aufstand geführt hat, denn wie sehr wird Arminius wohl an germanischen Sitten und Gebräuchen gehangen haben, wenn er fast sein ganzes Leben unter Römern verbracht hat? (Die Missachtung der germanischen Sitten gibt aber einen hervorragenden Vorwand, um die Stämme gegen die Römer zu vereinen - wäre ja dumm von Arminius, wenn er das nicht instrumentalisiert hätte, um die Stämme auf seine Seite zu bekommen und dann vielleicht noch Varus ein bisschen in falsche Licht gerückt und dort ein wenig diffamiert, eh voilà: wir haben einen erstklassigen Aufstand.)

Und ich könnte mir sogar vorstellen aus Varus eine echt tragische Figur zu machen: verraten von Arminius, dem er vertraut hat; den er sogar noch verteidigt, als er gewarnt wird, dass Arminius sein eigenes Süppchen kocht (deshalb sehe ich z.B. den anderen Vorschlag, auf die Fastaufdeckung von Arminius Plänen die Geschichte aufzubauen etwas kritisch, denn Varus wurde ja gewarnt, wollte es aber nicht wahrhaben); Varus, der bis zum letzten Moment kämpft, versucht seine Männer zu retten und erst am Schluss erkennt, wie sehr sein Vertrauen verraten wurde.

Eine (eventuell mögliche) andere Sicht auf die Ereignisse könnte ich mir daher durchaus spannend vorstellen. Eine Sicht, in der Varus nicht der inkompetente, rücksichtslose, böse Römer ist und Arminius nicht der herzensgute Held, der die Germanen von der böhösen römischen Herrschaft befreien möchte.
Arminius einzig und allein als Befreier Germaniens wäre mir denn doch auch zu simpel.
Lange Rede kurzer Sinn: Ich sehe durchaus einiges in der Story, das sich zu erzählen lohnt.

Liebe Grüße
Bianca
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Taschmetu
Gänsefüßchen
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Beiträge: 26



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Beitrag24.08.2014 16:01

von Taschmetu
Antworten mit Zitat

Zitat:
Kapitel 1
Hermann saß am Feuer im Kreise seiner Männer. Im flackernden Licht besah er sich [sah er]  ihre Gesichter. Das fiebrige Glänzen in ihren Augen zeigte Anspannung und Ungeduld. Auch wenn sie fast sehnsüchtig das Morgengrauen und die kommende Schlacht erwarteten, nichts [täuschte] konnte darüber hinwegtäuschen, dass sie alle möglicherweise schon morgen bei den Göttern sein würden [könnten].
Die Stimmung war gut [widerspruch!], aber trügerisch. Sie hatten die Römer zwar nun da, wo sie sie hatten haben [wollten], doch Ihnen allen war klar, dass ihre Gegner nicht nur [ein] Teil der besten Armee der Welt waren, sondern dass [und] sie wie ein paar gefangene Wölfe mit aller Kraft um ihr Leben kämpfen würden. Wie von jedem in die Enge getriebenen Gegner würde man von diesen Männern entschlossene und todesverachtende Gegenwehr erwarten müssen. (doppelt; sinngemäß schreibst du das schon vorher]
Immerhin, die Ereignisse der letzten Tage hatten ihre Gegner sicherlich geschwächt. (raus, das mindert die Spannung!)
Auch [Die] Falle war nahezu perfekt. Immer wieder aber mischten sich Zweifel in Herrmanns Gedanken. Es war zu glatt gegangen. [Es war zu einfach/leicht gewesen]
Er nahm seinen Spieß aus den prasselnden Flammen und führte [ein] das daran angebrachte Stück Fleisch zum Mund. Er kaute nachdenklich und ließ seine Gedanken zurück schweifen. Wie sehr hatte er sich all die Jahre nach diesem Augenblick gesehnt, seit er als kleiner Junge nach Rom gebracht worden war. [All die Jahre hatte er diesen Moment ersehnt, seit er als ...]


Hallo!

Wie fein, ein historischer Roman aus der Römerzeit!

Ich finde das Thema gut und spannend - weiß Du, dass es da schon Romane zu gibt? Hast Du die gelesen? Da könnte man sich vielleicht auch noch die ein oder andere Anregung von holen.

Ansonsten, ich finde, dass Du noch viel stärker auf Deine Sprache achten müsstest. Ich habe das oben mal exerziert.
Treffendere Verben und Ausdrücke (Substantive usw.) finden, vieles kürzen, auf Widersprüche achten; alles rausnehmen, was die Spannung hindert (also gerade zum Anfang: mach Dir klar: das wird ein dramatischer Kampf, keinerlei "Beschwichtigungen" also!)

Beste Grüße!

Taschmetu
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seitenlinie
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Pokapro 2015


Beitrag25.08.2014 20:26

von seitenlinie
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Hallo Bianca,

nehmen wir an, die Varusschlacht steht im Zentrum der Geschichte. Dann ergibt sich die Hauptspannung aus der
wichtigsten Aufgabe des Protagonisten, dem Sieg.

Rom ist der Usurpator. Und deshalb stehe ich, wie andere Leser vermutlich auch, nicht auf der Seite Roms. Wenn Varus
in dem Fall der Protagonist ist, haben wir die komische Situation, dass seine Tragödie den Leser mit Genugtuung erfüllt.
Wobei das Ende keine Überraschung darstellt, weil das Ergebnis der Schlacht ja bekannt sein dürfte.

Stellen wir nicht die Schlacht, sondern Varus ins Zentrum der Geschichte, könnte das etwas anders aussehen.
Vielleicht hat er Charakterzüge, mit denen sich der Leser identifizieren kann - als Privatmensch, als streitbarer Philosoph
oder Kritiker der römischen Politik. Vielleicht scheitert er, weil er nicht erkennt, dass Freiheit ein höheres Gut ist als
seine römische Kultur und Ideologie, die man den Völkern überstülpen will. (Parallelen zur Gegenwart eingeschlossen!)
Ich habe jetzt bewusst eine romantisierende Sichtweise gewählt, wie man sie bei einigen Philosophen vermuten könnte,
denn im Kern ging es nicht um Kunst und Kultur, sondern um Raub und Ausbeutung.

Arminius ist für mich kein unumstrittener Held. Natürlich stecken zwei Seelen in seiner Brust, da spielt auch das Ego
eine wichtige Rolle. Am Ende steht Arminius aber auf der richtigen Seite, weil er für die Freiheit und Unabhängigkeit
seines Volkes kämpft.  
Revanche schrieb ich. Und meine damit nicht Rache in Form von Hass, sondern Ausgleich und Gerechtigkeit. Für das
Volk und den Clan von Arminius muss die Geiselhaft eine schwere Demütigung gewesen sein. Das verschwindet nicht
einfach.
Vermutlich litten Römer wie Varus sogar an übersteigerter Selbstgefälligkeit und konnten sich kaum vorstellen, dass
jemand aus den höheren Kreisen zurück in seinen „barbarischen Dreck“ will.


Gruß,
Carsten
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Alpen-Yeti
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Beiträge: 131



A
Beitrag26.08.2014 08:54

von Alpen-Yeti
Antworten mit Zitat

Hallo Carsten,

wie gesagt, ich wollte mit meinen langen Ausführungen auch nur darlegen, dass ich (wohl aufgrund einer gewissen Begeisterung für das Thema) durchaus Potential für eine interessante Geschichte sehe.

Natürlich ist es Ruaths Roman und ich möchte ihm da auch gar nicht reinreden, wie er Varus oder Arminius zu sehen und in seinem Roman darzustellen hat.

Und ich denke, wir sind einer Meinung, dass die Varusschlacht alleine (also ohne Vorgeschichte usw.) vielleicht zu wenig an Story bieten könnte (haha, natürlich wissen wir, wie die Schlacht ausgeht, aber das Wissen, wie eine Geschichte ausgeht, hinderte ja auch niemand daran, die Titanic noch einmal  untergehen zu lassen oder die Spartaner an den Thermopylen in den glorreichen Tod gehen zu lassen, oder?). Doch ich finde eben die Vorgeschichte, die Beweggründe usw. sehr erzählenswert.

Ansonsten bietet die Überlieferung (wir haben da ja hauptsächlich den Bericht von Cassio Dio) genügend Interpretationsspielraum, um sowohl Arminius als auch Varus einmal ein paar neue Seiten abzugewinnen. Warum denn auch nicht?

Nur, wenn Du schreibst
Zitat:
Für das Volk und den Clan von Arminius muss die Geiselhaft eine schwere Demütigung gewesen sein.
kann ich das wirklich nicht nachvollziehen, denn ganz anders liest sich das nämlich bei Reinhard Wolters (Die Römer in Germanien, CHBeck Wissen):
Zitat:
"Die Cherusker waren von Rom vielfach gefördert und privilegiert worden, im Gegenzug unterstützten sie Rom mit Hilfstruppen. Arminius selbst war Befehlshaber einer Truppe von Landsleuten, mit denen er wohl schon in den Jahren 6 bis 9 n. Chr. an der Seite Roms dazu beitrug, den pannonischen Aufstand niederzuschlagen." S. 50

Zitat:
"Aufgrund seiner Verdienste wurde Arminius mit dem römischen Bürgerrecht und sogar dem Rang eines Ritters belohnt." S. 51


Natürlich ging es den Römern nicht um Kunst  und Kultur, sondern um Macht und Rohstoffe, ABER (hier darf ich nochmal Reinhard Wolters zitieren:
Zitat:
"Diese Art der Herrschaftsausübung war nicht nur den besonderen siedlungs- und verkehrsgeographischen Bedingungen innerhalb Germaniens angemessen, sondern sie entsprach der römischen Herrschaftspraxis überhaupt. Bei einer nur gering ausgebildeten eigenen Verwaltung griff Rom, wo immer es möglich war, auf vorhandene politische Strukturen zurück und bediente sich eher indirekter Herrschaftsformen. Schon zum Zeitpunkt der Herrschaftsergreifung zog man es vor, potentielle Gegner als Bundesgenossen auf die eigene Seite zu ziehen." S. 49

Tja, und die Cherusker (und Arminius) haben halt am Anfang mitgespielt, haben Privilegien genossen, haben Karriere dank der Römer gemacht usw. und da halte ich eben die "Revange" für erlittene Demütigungen als Begründung für den Aufstand für etwas sehr wackelig.

Haha, wenn wir schon eine so unterschiedliche Sicht auf die Varusschlacht, das Verhalten des Varus und des Arminius haben, beweist das für mich doch ziemlich gut, wie interessant, neu und spannend man diese alte Geschichte erzählen könnte. Smile

Liebe Grüße
Bianca

EDIT: Und nein, mich als Leser würde der Untergang von drei Legionen nicht mit Genugtuung erfüllen. Das waren immerhin um die 15.000 - 20.000 Menschen! (Zumindest geht es mir so und da finde ich es egal, ob es Römer sind oder sonstwer.)
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bibiro
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Beitrag26.08.2014 09:35

von bibiro
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.. ob es Römer waren oder sonstwer, schreibst du, Bianca.

Wahre Worte. Die allerwenigsten Legionäre waren Römer von Geburt!

Schon von Grabsteininschriften konnte man sehr spannende Lebenswege nachvollziehen, mit den modernen Methoden der Analyse ist es jetzt noch viel aufschlussreicher, herauszufinden, wo diejenigen geboren wurden, ihre Kindheit verbrachten - im Gegensatz dazu, wo sie gestorben und begraben sind.

Manchmal denke ich, die waren damals mobiler als wir heute.
Also zumindest gewisse Bevölkerungsschichten.

Grüßle Bibi
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Alpen-Yeti
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Alter: 53
Beiträge: 131



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Beitrag26.08.2014 11:05

von Alpen-Yeti
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Hallo Bibi,

stimmt, Römer konnte man schließlich werden. Sieht man ja auch an Arminius.
Lieber Gruß
Bianca

P.S. Hab Dir ne Mail geschickt.
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