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LAUT WIE


 
 
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Perry
Geschlecht:männlichExposéadler
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Alter: 71
Beiträge: 2509



P
Beitrag29.07.2014 12:51
LAUT WIE
von Perry
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

LAUT WIE donnerschläge fallen äpfel aufs dach
unter dem ich versuche den zusammenhängen
des lebens auf die spur zu kommen die frage
nach dem kernpunkt des bombardements ist
schnell beantwortet es dient dem nachwachsen
aber welchen sinn hat es früchte unseres denkens
in form von granaten auf unseresgleichen zu werfen
vermutlich liegt es daran dass wir unter gleich
nicht boskopp und renette verstehen

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Rainer Zufall
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 70
Beiträge: 801

Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag29.07.2014 20:48

von Rainer Zufall
Antworten mit Zitat

Hallo Perry,
warum bisher keine Kommentare? Ist doch doof.
Versteh ich eh nicht, wieso in der Lyrik untereinander so wenig kommentiert wird, da muss schon ich aus der Prosa kommen. smile

Ich finde das mutig, ein Gedicht zu schreiben, das sich mit politischen Themen beschäftigt. Ich finde es deswegen so, weil man da furchtbar viel falsch machen kann, man bleibt zu allgemein und dann zielt die eigene Aussage ins Leere. Und man kann natürlich Widerspruch ernten, weil es da viel Missverständliches geben mag. Von der Form her, den Zeilensprüngen, was weiß ich, kann ich gar nicht so viel sagen, weil mir einfach der Inhalt grad wesentlicher ist.

Zitat:
LAUT WIE donnerschläge fallen äpfel aufs dach
unter dem ich versuche den zusammenhängen
des lebens auf die spur zu kommen die frage
nach dem kernpunkt des bombardements ist
schnell beantwortet

Also unter dem Eindruck der Äpfel kommt jemand über die Donnerschläge und der Spurensuche (Zusammenhang des Lebens) auf die Bombardements.
Also die Äpfel finde ich okay, das kann ja passieren, dass man über den Klang das freie Assoziieren anfängt und dann auf den Bombenhagel kommt. Was aber hat der Zusammenhang des Lebens mit den Bombardements zu tun? Das klingt ja so, als wären Kriege eine Natur- oder Lebensnotwendigkeit, ich bin sicher, dass du das nicht meinst, aber in dieser Aneinaderreihung wirkt das für mich so.
Die Bombardements erinnern mich natürlich an den Bombenhagel im Gazastreifen. Und wenn dann danach kommt:
Zitat:
es dient dem nachwachsen

frage ich mich erst recht, was du damit meinst. Das soll jetzt die Antwort auf die Frage nach dem Kernpunkt des Bombardements sein? Wer sagt das? Wie findet das lyr. Ich das?
Ich könnte das jetzt interpretieren, denn es klingt, als wäre Krieg so eine Art Selbstreinigung von Natur und Gesellschaft. Und als würden Kriege angezettelt, damit Gesellschaft nachwachsen könne. Das gibt es ja als Theorie über die Entstehung von Kriegen. Ich fand die schom immer seht zynisch. Oder ist mit dem Nachwachsen das Nachwachsen der Waffen gemeint? Also einen ökonomischen Hintergrund hat? Dann müsste man einfach genauer sein.
Du siehst, ich weiß wirklich nicht, wie du das alles meinst. Und zum Teil klingt es für mich muissverständlich und ungut. Ohne, dass man sicher sein  kann, was du sagen willst.

Zitat:
aber welchen sinn hat es früchte unseres denkens
in form von granaten auf unseresgleichen zu werfen
vermutlich liegt es daran dass wir unter gleich
nicht boskopp und renette verstehen


Die letzten 4 Verse finde ich dann schön. Das ist auch allgemein, aber, wenn ich jetzt mal im Lyrikrahmen bleibe, trotzdem so pointiert, und mit der Wiederaufnahme der Äpfel ein neuer Rahmen, dass man ein neues Bild für die Frage, warum Menschen aufeinander losgehen müssen, sehen kann.

Trotzdem, da sehe ich einfach immer die Grenze der Lyrik. Das ist so eine allgemeine und verwässernde Aussage, Das ist weder die Wahrheit über die Zustände in der Ukraine noch über die im Gazastreifen.
Aber darüber zu diskutieren, das  verließe jetzt natürlich den Rahmen eines Gedichtkommentars.
Also Fazit:
Bis auf die letzten 4 Zeilen habe ich einfach viele Probleme inhaltlicher Art. Es ist mir zu allgemein, zu nichtssagend. Und zu widersprüchlich.
Anfang und  Ende aber sind schön.
Ja, so meine Gedanken zu deinem Text.
Aber trotz meiner Kritik bitte nicht ärgern. Ich finde deinen Mut, dich lyrisch eines solchen Themas anzunehmen wirlklich sehr erfrischend.
Viele Grüße
von Zufall
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Zinna
Geschlecht:weiblichschweißt zusammen, was


Beiträge: 1551
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Das Silberne Pfand Der silberne Durchblick
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Beitrag29.07.2014 22:28

von Zinna
Antworten mit Zitat

Hallo Perry,

ich bin vorhin auf dein Gedicht gestoßen und möchte ein paar Gedanken dazu da lassen.
Der Anfang mit seiner Großschreibung wirkt LAUT und findet den Übergang zu den Donnerschlägen.
Finde ich hier als Mittel gelungen.
Mich führt dein Gedicht gedanklich zu den Bombardements in Gaza und auch zum Konflikt in der Ukraine und im Irak ist der Weg nicht weit.

Hier fragt sich ein LI - Warum das Ganze, wem nutzt was, wo sind die Zusammenhänge
Die Antwort: es dient dem nachwachsen
Hm… Dies bleibt mir etwas rätselhaft, ich vermute es wachsen weitere Konflikte nach, es ergeben sich aus den aktuellen früher oder später neue, weitere, wie auch die jetzigen ihre Wurzeln in früheren Konflikten haben.
Ein Kreis ohne Ende.

Beim Schluss
Zitat:
in form von granaten auf unseresgleichen zu werfen
vermutlich liegt es daran dass wir unter gleich
nicht boskopp und renette verstehen

bin ich unsicher.
- unseresgleichen -> wir sehen nicht, dass der Unterschied
Renette und Boskoop – sehr verschiedene Apfelsorten. Nicht nur das Aussehen der Schalen ist unterschiedlich sondern auch Geschmack, Säure- und Inhaltsstoffgehalt, Ansprüche an äußere Bedingungen… Und unter den Renetten gibt es etliche Unterarten.
Und doch sind sie alle Äpfel. Und die „Wir“s? Sehen die Unterschiede und nicht das „Gleich“
- boskopp und renette -> Unterschiedlich wertige und gewertete Waffen, je nach Auffassung der Waffenträger


Einen Ton von Resignation finde ich in den Schlussversen.
Wie dem LI geht es mir oft beim Lesen und Betrachten der Nachrichten.
Einen Ausweg zeigt dein Gedicht nicht, das sehe ich auch als nicht zu erwarten an.
Gut finde ich, dass du die Thematik als lyrisches Werk angegangen bist und dass es trotz der einfachen, „harmlosen“ Schlüsselwesen (Äpfel) nicht an Ernsthaftigkeit fehlt.


Zwei Stellen, die mir zu instabil sind:

Zitat:
unter dem ich versuche den zusammenhängen
des lebens
auf die spur zu kommen die frage


den zusammenhängen des lebens, das ist zu weitmaschig gefasst, damit kann zu viel anderes gemeint sein. ( Zellen, Flora und Fauna in Wildnis, Zusammenleben und und…)

Zitat:
es dient dem nachwachsen


dem nachwachsen – ist nicht stabil genug als Wort, als (Sinn)bild.

Ansonsten Perry, gern gelesen und kommentiert.

Lieber Gruß
Zinna


Edit
Ich seh grad, der Boskop gehört auch zu den Renetten. Das macht es nicht unkomplizierter...


_________________
Wenn alle Stricke reißen, bleibt der Galgen eben leer...
(c) Zinna
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firstoffertio
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Beitrag29.07.2014 22:49

von firstoffertio
Antworten mit Zitat

Ich habe das erst heute gesehen. Rainer Zufall, es wurde ja erst gestern eingestellt.

Ich finde eigene Gedanken darin.

Ich meine, Perry, dein Gedicht würde besser greifen ohne die letzten beiden Zeilen? Und vielleicht noch Bomben in die Zeile davor einfügen? Oder in den Zeilen 7 und 8 grundsätzlich noch um einiges deutlicher zu werden?
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Rainer Zufall
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 70
Beiträge: 801

Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag29.07.2014 22:52

von Rainer Zufall
Antworten mit Zitat

Dem Nachwachsen weiterer Konflikte?
Ja, das kann auch sein. Auf die Idee war ich nicht gekommen. Klingt besser als das, was ich da verstanden hatte.
Zinnas Hinweise bestärken mich aber dahingehend, dass du an den beiden Stellen, die auch Zinna genannt hat, genauer sein müsstest.
So jetzt aber.
Viele liebe Grüße von Zufall
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Perry
Geschlecht:männlichExposéadler
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Alter: 71
Beiträge: 2509



P
Beitrag29.07.2014 23:42
Hallo Zusammen,
von Perry
pdf-Datei Antworten mit Zitat

ich gehe erst mal grundsätzlich auf die bisherigen Antworten ein.
Erstaunlich ist, aber nicht überraschend, dass das Bombardement der Äpfel  
und das Werfen von Granaten sofort mit den aktuellen Kriegsschauplätzen in Zusammenhang gebracht wird.
Problematisch ist allerdings, dass der Schluss bereits so früh im Text gezogen wird, denn das "Nachwachsen" bezieht sich allein auf den Vorgang des Nachwachsen in der Natur (Kernpunkt).

Hallo Rainer Zufall,
in der Sommerzeit ist nicht so viel los in den Foren, deshalb kann das mit den Komms schon etwas dauern. Wink
Was den Text anbelangt, ist er weniger politisch, sondern mehr philosophisch gedacht (Zusammenhänge des Lebens; dass wir unter gleich
nicht boskopp und renette verstehen).
Was deine Kritik in Richtung Lyrik angeht (Trotzdem, da sehe ich einfach immer die Grenze der Lyrik. Das ist so eine allgemeine und verwässernde Aussage) hast Du wahrscheinlich eine andere (prosaische) Sicht, denn Lyrik, wie ich sie verstehe, präsentiert keine Lösungen, sondern thematisiert lediglich.
Danke fürs Interesse und LG
Perry

Hallo Zinna,
das "nachwachsen" habe ich bereits kommentiert. Was die von Dir als instabil bezeichneten Stellen anbelangt Folgendes:

"Mit den Zusammenhängen des Lebens", habe ich bewusst den Kontext offen gehalten, weil es eben nicht nur um die aktuellen Konflikte geht, sondern darum, das wahrscheinlich im "Kern" unseres Wesen etwas faul sein muss."

Danke für deine Auseinandersetzung mit dem Thema, besonders deine Sicht der Apfelsorten hat mir gut gefallen.

LG
Perry
PS: Was den Boskopp anbelangt, hatte ich den schon als eigene Apfelsorte gedacht. Da muss ich noch einmal nachsteuern.


Hallo firstofferio,
danke für deine Sicht. Den Schluss brauche ich, weil ich sonst die "Gleichheitsthematik" als mögliche Ursache nicht thematisieren kann.
LG
Perry
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Aranka
Geschlecht:weiblichBücherwurm
A


Beiträge: 3106
Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
Lezepo 2017 Pokapro und Lezepo 2014



A
Beitrag30.07.2014 10:06

von Aranka
Antworten mit Zitat

Hallo Perry,

ich stehe, seit ich den Text zum erstem Mal gelesen habe, fragend und mit gemischten Gefühlen vor diesem Text.

Ich habe mich gewehrt, ihn mit Gaza oder Ukraine in Verbindung zu bringen, trotz des fetten Wortes „Bombardement“: denn philosophische Gedanken auf der Ebene von Boskop und Renette, wären mir ob dieser Kriege, seiner Ursachen und Ausmaße, seiner ungeheuerlichen Folgen für die betroffenen Menschen, als unangemessene harmlose lyrische Spielereien vorgekommen. Das konnte ich mir einfach nicht als die Schreibidee eines Autors vorstellen, der um die Wirkung von Worten weiß.

Ich war dann über deine Antwort erst einmal erleichtert, dass der Text auch nicht dort hinzielen sollte. Ist dann die Frage, ob man nicht jede Nähe zu diesem Thema in diesem Text  vermeiden sollte, entweder durch Verzicht auf so ein Wort wie „Bombardement“, oder durch deutliche Positionierung als philosophisches Gedankenspiel. Ist nur so eine Überlegung und auch nur meine empfindliche Meinung.

Lese ich nun diesen Text ganz entspannt, weit entfernt dieser aktuellen politischen Ereignisse, kann ich mich auf Inhalt und Machart einlassen.

Erst einmal inhaltliche Überlegungen:


Zitat:
LAUT WIE donnerschläge fallen äpfel aufs dach
unter dem ich versuche den zusammenhängen
des lebens auf die spur zu kommen


Das Bild, der lyrische Philosoph unterm Apfelbaum, oder besser unter dem Dach, das ihn schützt vor den direkten Einschlägen der Früchte, ihn nur die Geräusche wahrnehmen lasst (es muss ein gewaltiger alter Baum sein/ daher lese ich metaphorisch, den Baum der uralten Fragen der Menschheit nach Sinn unseres Tuns) kann ich mir vorstellen, wenn auch nur auf übertragener Ebene.

Zitat:
die frage
nach dem kernpunkt des bombardements ist
schnell beantwortet


Erstaunlich und gewagt gefährlich. Schnell zu beantwortende Fragen, sind weder die der Philosophie noch die der Lyrik. Hier spüre ich hoffentlich schon eine leicht ironische Haltung.

Zitat:
es dient dem nachwachsen


Eine Antwort aus naturwissenschaftlich/biologischer Sicht. So klar wie lapidar? Oder steckt nicht darin schon eine ganz wunderbare und komplexe Selbsterhaltungs-Verschwendung drin?

Zitat:
aber welchen sinn hat es früchte unseres denkens


Jetzt steigt der Text unmissverständlich auf die andere Ebene um:  die Früchte des Denkens (welche auch immer konkret gemeint sind) werden hier mit den Äpfeln verglichen.

Zitat:
in form von granaten auf unseresgleichen zu werfen


Nun schränkt diese Zeile die Art der Denkfrüchte ein, denn nicht alle werde ich als Geschosse gegen andere richten wollen, andere die unseresgleichen sind, also „Menschen“ (obwohl das ja schon eine recht gewagte Bezeichnung zur Klassifizierung ist unserer Spezies ist). Ich überlege nun welche Denkfrüchte mir als Angriffsgeschosse so in den Kopf kommen. Gut, da fielen mir durchaus einige ein.
Aber die Frage nach einem Sinn führt ins Leere und erscheint mir als eine rhetorische, die eigentlich woanders hin will.
 „Es macht keinen Sinn, aber warum tun wir es unentwegt?“ Warum benutzen wir die Früchte, die zur Selbsterhaltung und Vermehrung angelegt sind in der ganzen Natur, zur eigenen, wenn denn nicht „Vernichtung“, so doch zur „Beschädigung“.

Zitat:
liegt es daran dass wir unter gleich
nicht boskopp und renette verstehen


Unsere Fähigkeit zur Klassifizierung, sollte eigentlich gerade das Gegenteil bewirken. Sollte sie hier versagen? Sollte sie nur auf der Denk- und Begriffsebene stattfinden und nicht bis in unser Fühlen und Handeln vordringen?

Soweit meine inhaltlichen Gedanken.

Zur lyrischen Umsetzung melde ich mich noch mal. Bin gerade ein wenig in Zeitdruck.

 Bis später Aranka


_________________
"Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)

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Perry
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Alter: 71
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Beitrag30.07.2014 11:22
Hallo Aranka,
von Perry
pdf-Datei Antworten mit Zitat

danke, dass Du dem Text auch eine allgemeine zwischenmenschliche Ebene gegeben hast, wobei ich die "kriegerische" gar nicht ausschließen möchte.

Deine Anmerkung:

"denn philosophische Gedanken auf der Ebene von Boskop und Renette, wären mir ob dieser Kriege, seiner Ursachen und Ausmaße, seiner ungeheuerlichen Folgen für die betroffenen Menschen, als unangemessene harmlose lyrische Spielereien vorgekommen. Das konnte ich mir einfach nicht als die Schreibidee eines Autors vorstellen, der um die Wirkung von Worten weiß."

trifft aber dann doch, denn eine der Ursachen für das unmenschliche Treiben liegt doch drin, dass wir uns als Menschen nicht gleichwertig behandeln. Es werden hier nicht "Äpfel mit Birnen", sondern Äpfel mit Äpfel verglichen, die sich nur in Geschmacksnuancen unterscheiden.

Klar ist diese Sicht auf eine sehr einfache Ebene reduziert, aber manchmal hilft es mehr den Blick auf die Ursachen zu lenken, als fadenscheinige Diplomatie. Um im Bild zu bleiben, es sind die Würmer mit Namen wie Macht und Profit, die Äpfel vorzeitig von den Bäumen fallen lassen.

Danke fürs Hinterfragen, denn es ist mir wichtig, die Wirkung lyrischer Bilder zu diskutieren.

LG
Perry
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Aranka
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Beitrag30.07.2014 14:15

von Aranka
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Hallo Perry,

ich wollte noch ein paar Gedanken zum Gemachtsein des Textes verlieren. Und ich sage gleich vorab, es sind lauter Gedanken mit Fragezeichen. Das WIE des Umsetzens, ist ja bei jedem Schreiben neu vorhanden.

Du ordnest es unter „Prosagedicht“. Andere sagen prosaische Lyrik, wieder andere nennen es umgebrochene Prosa, ganz egal: ich lese es mal so: ein Sprache, nahe an der Prosa, die Form eine erkennbar umgebrochene Zeilenschreibweise. (Daher fällt mein Blick auch hierhin.)
Die Gedanken sicherlich im Vordergrund und diese an den Leser zu bringen vorrangig, die Stilmittel der Lyrik jedoch nutzend. Vielleicht siehst du das jedoch noch etwas anders nuanciert.

Nun schaue ich mal nur zwei Dinge an: einmal die auffallende Großschreibung der ersten beiden Worte. Frage: Warum zwei Worte? Wenn du da die Frage, „laut wie?“ anklingen lassen willst, solltest du das vielleicht noch durch einen Umbruch verstärken.

LAUT WIE
donnerschläge fallen äpfel aufs dach

ansonsten, und so würde ich lesen:

LAUT
wie donnerschläge fallen äpfel aufs wellblech-
dach unter dem ich stehe mit mir und den
zusammenhänge ….

Das sind jetzt nur ein paar Spielereien, ein wenig anders zu gewichten.

In dieser Schreibweise, die hier vorliegt, stehe ich dann vor so Zeilen, wie der blau markierten, und frage mich, warum sie gerade da gebrochen wurde. Das erscheint mir so beliebig, erkenne es weder am Rhythmus, noch inhaltlich.
Es wäre interessant für mich zu hören, wie du die Zeilen gestaltest in deinen Prosagedichten.  

Zitat:
unter dem ich versuche den zusammenhängen
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Eine Weitere Frage ist: wenn schon so prosanah, warum dann der Verzicht auf hilfreiche Satzzeichen und Groß und Kleinschreibung. Hier im Text sehe ich erst einmal einen Mehrwert durch die Kleinschreibung auch keine Doppellesbarkeiten durch die fehlenden Satzzeichen.

Ich stelle diese Fragen, weil sie auch mich vor jedem Text neu umtreiben und ich sie durchaus unterschiedlich handhabe.

Liebe Grüße Aranka


_________________
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Perry
Geschlecht:männlichExposéadler
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Alter: 71
Beiträge: 2509



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Beitrag30.07.2014 15:01
Hallo Aranka,
von Perry
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Prosalyrik oder lyrische Prosa trifft es beides und auch nicht, ich nenne es freie Lyrik in Anlehnung an die formgebundene Lyrik.
Die wichtigsten Stilmittel sind für mich dabei Zeilenumbrüche, die zur Betonung, Doppeldeutigkeit oder auch und hin und wieder nur der Strophengestaltung dienen, im weiteren Lautfolgen von Alliteration bis zu Binnenreimen.
Wie Du bereits ausgeführt hast, stellt sich dabei die Frage der Anwendung bei jedem Text neu.

Dass ich zudem alles klein schreibe und auf Satzzeichen verzichte, soll den Text von allen Formalien befreien und für Deutungsnuancen offen halten. Dass dadurch das Lesen nicht immer fließend ist und leicht fällt, ist eine für Kunst nicht ungewöhnliche Einschränkung. Wink

Was die Titelgestaltung anbelangt, bin ich zugegeben ein Fetischist, und weiche dann auch schon mal von meinen Prinzipien (hier Kleinschreibung) ab. Ob LAUT oder LAUT WIE ist eher Geschmackssache (Ich versuche Wie-Vergleiche möglichst zu vermeiden bzw. wenn es nicht anders geht zu verschleiern). Die Großschreibung soll hier den Titel, der ja Teil der ersten Zeile ist, optisch hervorheben.

Zeilenumbrüche:

"des lebens auf die spur zu kommen die frage"

der Umbruch nach "die frage" soll die Erwartung um welche Frage es sich handelt steigern.

"nach dem kernpunkt des bombardements ist"

der Umbruch nach "ist" folgt dem selben Ziel, indem er die Erwartung auf die Antwort steigert.

Danke für dein Interesse und LG
Perry
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