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Diese Werke sind ihren Autoren besonders wichtig Audio-Version verfügbar! strandlieder (zyklus)


 
 
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HerbertH
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 544
Wohnort: terra sol III


Beitrag01.05.2014 12:12
strandlieder (zyklus)
von HerbertH
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

I

gesang vom mondsüchtigen ara

an stränden unterm halbmond
schalige sicheln nach oben gereckt
hörst du des aras schrei schillernd
grün im grün der mangroven
gesänge krächzend nacht
strophen erhört von niemand worte
erlauscht in der einsamkeit
nicht einmal von ihrem schöpfer
dem ara verraten im schweiss

seines denkens laut
vor sich hinlallend

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HerbertH
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 544
Wohnort: terra sol III


Beitrag01.05.2014 12:54
II deep sea blues
von HerbertH
pdf-Datei Antworten mit Zitat

II

deep sea blues

und ich finde die gräßlichen
häßlichen wieder und wieder
selbst am reinsten sandstrand
die buntesten polydingsda unter
bergen von schaum gebadeten
fischen und andern verendeten
die sich die unverrottbaren
statt krill einverleibten
auf dass der nahrungskette
das glied im bauch schwillt
und es sich bald lohnen wird
fabrikschiffe zum plaste ernten
zuzulassen auszusenden denn noch
schwimmen sie über der tiefsee

badengehen?

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lilli.vostry
Wortschmiedin


Beiträge: 1219
Wohnort: Dresden


Beitrag01.05.2014 16:38
aw:Strandlieder(Zyklus)
von lilli.vostry
Antworten mit Zitat

Hallo HerbertH,

mit gefällt der poetische, zugleich leise wehmütige und lakonisch hintergründige Ton in diesen beiden Strand-Gedichten (liedhaft empfinde ich sie nicht so).
Da wird im ersten Teil die Schönheit der Natur bis in die Nacht hinein, krächzt der grün schillernde Ara sein Lied.

In Teil 2 werden alllerhand exotische, künstliche Fremdstoffe aus dem Meer angespült, die nicht nur Landschaft und Tiere bedrohen, sondern auch dem Urlauber die Lust am Baden gehen verderben...

Soweit so gut.
Nur zwei sprachliche Kleinigkeiten sind mir aufgefallen bzw. würde ich ändern:
statt "Worten" lauschen in der der Einsamkeit, Laute - da der Ara ja nicht wirklich spricht oder?

Und in Teil 2: "und es (sich - überflüssig) bald lohnen wird..."

Die Schlusszeile: badengehen?  taucht als einzelnes Wort, noch dazu mit Leerzeile etwas unvermittelt auf; zuerst dachte ich es steht versehentlich da, irgendwie zu viel.

Erst beim nochmaligen Lesen hab ich die Pointe verstanden: Frage und Aufforderung des LI an den Leser; ob er angesichts all dessen was sich heute so im Meer tummelt, noch badengehen will? - das müsste aber wohl getrennt geschrieben werden: baden gehen?

Badengehen - zusammengeschrieben hat noch eine andere Assoziation.
Im übertragenen Sinne badengehen, untergehen, versinken - in dem Fall im eigenen Konsum- und Industriemüll...
Doch das kommt so nicht sofort rüber, weil es etwas zusammenhanglos dasteht. Könnte man evt. noch näher mit der Zeile davor verbinden.

Ansonsten gerne gelesen.

Maigrüße,
Lilli


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HerbertH
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 544
Wohnort: terra sol III


Beitrag02.05.2014 13:34
Re: aw:Strandlieder(Zyklus)
von HerbertH
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Liebe Lilli,

vielen Dank für Deinen positiven Kommentar.

lilli.vostry hat Folgendes geschrieben:

mit gefällt der poetische, zugleich leise wehmütige und lakonisch hintergründige Ton in diesen beiden Strand-Gedichten (liedhaft empfinde ich sie nicht so).


Du hast den Stimmungshintergrund sehr genau erfasst. Um zu verdeutlichen, warum es sich für mich um Strandlieder handelt, habe ich vom ersten Gedicht eine gesungene "Demo"-Version angehängt. Vom zweiten werde ich demnächst wahrscheinlich auch noch eine verfügbar machen.

Insgesamt wird es im Zyklus allerdings auch Gedichte geben, die sich nicht ganz so leicht singen lassen werden, denke ich. Insgesamt ist "Lied" dann also eher als Synonym für Gedicht aufzufassen.

lilli.vostry hat Folgendes geschrieben:

Nur zwei sprachliche Kleinigkeiten sind mir aufgefallen bzw. würde ich ändern:
statt "Worten" lauschen in der der Einsamkeit, Laute - da der Ara ja nicht wirklich spricht oder?


Hier sind es die Worte des "Schöpfers" (wer das ist, will ich gar nicht genau spezifizieren), die durch den Ara krächzend transportiert werden, die dem Ara aber nicht verraten wurden, daher werden "von niemand worte erlauscht" in diesen "nacht strophen". Vielleicht sollte ich die Strophe aufteilen, zum Beispiel nach "krächzend" - was meinst Du?

lilli.vostry hat Folgendes geschrieben:

Und in Teil 2: "und es (sich - überflüssig) bald lohnen wird..."


Das "sich" nehme ich raus. Guter Hinweis, Danke.

lilli.vostry hat Folgendes geschrieben:

Die Schlusszeile: badengehen?  taucht als einzelnes Wort, noch dazu mit Leerzeile etwas unvermittelt auf; zuerst dachte ich es steht versehentlich da, irgendwie zu viel.

Erst beim nochmaligen Lesen hab ich die Pointe verstanden: Frage und Aufforderung des LI an den Leser; ob er angesichts all dessen was sich heute so im Meer tummelt, noch badengehen will? - das müsste aber wohl getrennt geschrieben werden: baden gehen?

Badengehen - zusammengeschrieben hat noch eine andere Assoziation.
Im übertragenen Sinne badengehen, untergehen, versinken - in dem Fall im eigenen Konsum- und Industriemüll...
Doch das kommt so nicht sofort rüber, weil es etwas zusammenhanglos dasteht. Könnte man evt. noch näher mit der Zeile davor verbinden.


Hier hast Du die Mehrdeutigkeit der Schlusszeile genauso verstanden, wie ich es mir beim Schreiben gewünscht habe. Auch der "Verblüffungseffekt" durch die einzelne Zeile ist gewollt. Denn er regt zum Nachdenken an. Wenn der Anstoß dazu bei Dir so gut "rübergekommen" ist, bin ich mit der Schlusszeile sehr zufrieden und würde sie eher nicht ändern wollen.

lilli.vostry hat Folgendes geschrieben:

Ansonsten gerne gelesen.
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HerbertH
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 544
Wohnort: terra sol III


Beitrag02.05.2014 13:41
II deep sea blues, neue Version
von HerbertH
pdf-Datei Antworten mit Zitat

II

deep sea blues

und ich finde die gräßlichen
häßlichen wieder und wieder
selbst am reinsten sandstrand
die buntesten polydingsda unter
bergen von schaum gebadeten
fischen und andern verendeten
die sich die unverrottbaren
statt krill einverleibten
auf dass der nahrungskette
das glied im bauch schwillt
und es bald lohnen wird
fabrikschiffe zum plaste ernten
zuzulassen auszusenden denn noch
schwimmen sie über der tiefsee

badengehen?
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HerbertH
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Beiträge: 544
Wohnort: terra sol III


Beitrag02.05.2014 14:36
III erinnert - in der ferne - dieser kopf
von HerbertH
pdf-Datei Antworten mit Zitat

III

erinnert

der pferde kopf neben gras
soden angespült voller
leben geschlängel hungriger
haff entronnen nehrungsnahrung
trommeln lautloser
schreie im möven himmel

leises wiegen des schädels
in wind getürmter weiß
bekrönter

schwarz grüner flor
mond straßen geteilt


in der ferne

weit draußen erkennt schärferer
blick zwischen wolken seewärts
riesen windfänger im griff von
stahl spezial unter wasser gerammt
durch tonnen in zig meter im
grund der see nach schweinswal-
vergraulen weit genug vom salz-
genuss der strandkorbianer tief
im grün gründelnden armdicke leiter
leitstand bewacht von untergangs-
trainierten - rettungsinseln fürchtend

reissen anker
kabel ent-
kommt kapital


dieser kopf

dieser kopf dieses
bild dieser aale
grassiert immer noch
in meinem hirn und
trommelt den marsch

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Aranka
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A


Beiträge: 3106
Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
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A
Beitrag03.05.2014 12:46

von Aranka
Antworten mit Zitat

Hallo Herbert,

ein Zyklus, der mich aufhorchen lässt und mich in weiten Passagen anspricht. Ich muss mir jetzt, wie er komplett ist, ein wenig Zeit nehmen und mein "Fragezeichen" erst einmal selbst in der Gesamtheit abklären. Melde mich dann noch mal.

Der Teil III ist mein Favorit. Das Bild aus der "Blechtrommel" ist wirklich gut eingearbeitet. Zudem finde ich wirklich gute eigenwillige Bilder, die tragen.

Wie auch in den anderen Teilen gibt es immer Stellen, die für mich ein zu viel sind, und über die ich auch sprachlich stolpere.

Zitat:
weit draußen erkennt schärferer
blick zwischen wolken seewärts
riesen windfänger im griff von
stahl spezial unter wasser gerammt
durch tonnen in zig meter im
grund der see nach schweinswal-
vergraulen weit genug vom salz-
genuss der strandkorbianer tief
im grün  gründelnden armdicke leiter
leitstand bewacht von untergangs-
trainierten
- rettungsinseln fürchtend


reissen anker
kabel ent-
kommt kapital



Die Sprache wird hier sperrig. Aber, ich werde mich da auch noch einmal überprüfen. Mit Sicherheit ein Text, den ich noch einige Male aufsuche.
Melde mich dann noch mal.

Schönes Wochenende. Aranka


_________________
"Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)

„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke)
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HerbertH
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Beitrag05.05.2014 09:23

von HerbertH
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Aranka,

Aranka hat Folgendes geschrieben:

ein Zyklus, der mich aufhorchen lässt und mich in weiten Passagen anspricht. Ich muss mir jetzt, wie er komplett ist, ein wenig Zeit nehmen und mein "Fragezeichen" erst einmal selbst in der Gesamtheit abklären. Melde mich dann noch mal.


Komplett ist der Zyklus noch nicht, ich habe ihn bisher nur teilweise eingestellt, weil ich befürchte, dass sonst eher keine Antwort auf die einzelnen Teile kommt, weil er ziemlich lang ist und die Geduld der Kommentierenden vielleicht überfordert wink

Ich würde ihn also gerne wachsen lassen.

Aranka hat Folgendes geschrieben:

Der Teil III ist mein Favorit. Das Bild aus der "Blechtrommel" ist wirklich gut eingearbeitet. Zudem finde ich wirklich gute eigenwillige Bilder, die tragen.

Wie auch in den anderen Teilen gibt es immer Stellen, die für mich ein zu viel sind, und über die ich auch sprachlich stolpere.

Zitat:
weit draußen erkennt schärferer
blick zwischen wolken seewärts
riesen windfänger im griff von
stahl spezial unter wasser gerammt
durch tonnen in zig meter im
grund der see nach schweinswal-
vergraulen weit genug vom salz-
genuss der strandkorbianer tief
im grün  gründelnden armdicke leiter
leitstand bewacht von untergangs-
trainierten
- rettungsinseln fürchtend


reissen anker
kabel ent-
kommt kapital


Die Sprache wird hier sperrig.


Für diese Textarbeit bin ich sehr dankbar. Wahrscheinlich müßte man schon ab "tief im grün" streichen, oder vielleicht so fortsetzen
Zitat:

....
genuss der strandkorbianer

tief im grün gründeln armdicke
leiter im leitstand  bewacher
untergangstrainiert  an rettungsinseln
 
reissen anker
kabel ent-
kommt kapital


Aranka hat Folgendes geschrieben:

... Aber, ich werde mich da auch noch einmal überprüfen. Mit Sicherheit ein Text, den ich noch einige Male aufsuche.


Das würde mich sehr freuen.

Liebe Grüße

Herbert
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HerbertH
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Beitrag07.05.2014 14:19
strandlieder IV elektron wider hall (v1)
von HerbertH
pdf-Datei Antworten mit Zitat

IV

elektron wider hall

sehe ich

polarlichter leuchten spiralen
bahnen geladener arktisbremsstrahlen
im zombie grün

reling anlehnend

himmelwärts energie
schleudern jenseits
von van allen

im eden amtet
lorenz kraft

drei finger zum zenith
gereckt um taue geschlagen
in leinwand weiß gefärbt

kreischen zur vierten potenz

nach oben kopf
im nacken

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DSFo-Call
Gänsefüßchen


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Beitrag11.05.2014 11:22

von DSFo-Call
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Beitrag20.05.2014 18:31
strandlieder V: zehweh
von HerbertH
pdf-Datei Antworten mit Zitat

V

zehweh

sein zeh verbrennt sich an dem heißen
sand gekupfert grell von sonne all
und röstfrisch schmurgelt des piraten
beute in der grube die er selber
grub auf dass betitelt er mit gold
durch kugeln jener gier'gen räuber
hineingestürzt entbunden wird
und nie mehr aufgefunden da enttitelt

nur noch der zeh ragt aus dem sand

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Beitrag20.05.2014 18:32
strandlieder VI: weit hinaus
von HerbertH
pdf-Datei Antworten mit Zitat

VI

weit hinaus

zieht die strömung den träumer
auf der lufti in immer kälteres
wasser trotz beinschlag zum strand
und der wind hilft der strömung

allein schwamm er raus so allein
wie in zimmer hotel und daheim
wartet niemand hört im fernen boot
die rufe die schreie sieht niemand
das winken der kaltblauen arme

strömung und wind drehen nicht
zu kalt ist die hand lässt den griff
fahren unter sternen hinter dem dunst

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Beitrag10.07.2014 14:18
zyklus strandlieder: landwind
von HerbertH
pdf-Datei Antworten mit Zitat

landwind

und über das meer drückt
der wind weit der wüste sand
hinaus zum schelf wo unter
toten korallen jung frauen
gebeine der liebe abhanden
kamen und solche see rosen
noch nicht wieder von wellen
zum sand strand gespült sind

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Beitrag10.07.2014 14:19
zyklus strandlieder: kindeskinder
von HerbertH
pdf-Datei Antworten mit Zitat

kindeskinder

es streiten sich brecher mit klippen
schaumgeborene mit steinkindern
die draussen wellenbergen entlaufenen
mit vormals durch plattengeschiebe getürmten

getrieben von winden gezeiten und strömen
gehalten von schichten kräften und drücken
tanzen sie ewig von neuem den gleichen kampf
in dem schon urahnen sich um- und ansprangen
erbost von der plötzlichen hemmung des laufs die einen
vergrämt durch nässende ätzung die andern

und doch werden sie sich vereinen
in löslichen salzen
in weichgeschliffenen sänden

bis zur subduktion oder
bis zum erneuten anprall der platten

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Beitrag10.07.2014 14:20
zyklus strandlieder: tsunami
von HerbertH
pdf-Datei Antworten mit Zitat

tsunami

in den hafen aus eis
dünt erst langsam
hinein deine kleinste
welle und klatscht
filigran an den gletscher

hinaus zieht der sog sie
bis kaum noch wasser
über dem grund steht
wie bei gesprungener
ebbe talt es bis zum
horizont aus grüne

die dem suchenden
auge zu türmen sich
scheint in der ferne
dicht bei der linie
wo fahl der himmel
sich aufreckt

und dann schießt
die schwarz-graue wand
heran und türmt sich
noch über die spitze
des eisbergs

zerdonnert die klüfte
und spalten im kristallenen
weiß und bricht entzwei
die ehemals harten flächen
zu kalbenden keilen

die stürzen entgegen
der stürmenden flut
zerreißen mit tollem getöse
die wand voller packeis
so riesig gewälzt wie
zellophan auf die wasser

vom drucke am fuße
entlastet zerbersten ränder der weiße
der bucht vor dem gletscher
die eisige decke und
grünliches wasser befreit
die verklingende riesenwelle

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Beitrag10.07.2014 14:21
zyklus strandlieder: vertraut
von HerbertH
pdf-Datei Antworten mit Zitat

vertraut

beim weg am ufer spritzen gischtfontänen
vom wind getrieben bis zu kiefernwipfeln
und grad noch hilft ostfriesennerz
vor nässe in pullovern nicht vor nassen füßen
denn gummistiefel hat nicht jeder
und auch die gelben oder blauen dichten hosen - fehlen meist

und vorne bei den buhnen waschen wellen
die brecher gerne sich und mächtig nennen lassen ließen
den feinen sand wie schlamm bis zu den wanderbänken

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Beitrag10.07.2014 14:21
zyklus strandlieder: luftraum
von HerbertH
pdf-Datei Antworten mit Zitat

luftraum

in wolken toben schlachtenrösser
mit wandelnden formen und farben im fell
ihr wiehern stiebt der wind in weiten
des himmels zu schaurigen klängen und schrei'n

sie rennen gegen wolkenmauern
die hagel beschießen den himmlischen ritt
welch barde wird das bild beschreiben
das kurz und verwaschen am himmel erscheint

wird frühling dies mit sonne fluten
wird bläue den gräulichen zeltern zum grab
noch stürmt auch frühling an die küsten
die mutigen setzen die segel schon jetzt

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Beitrag10.07.2014 14:22
zyklus strandlieder: alleen
von HerbertH
pdf-Datei Antworten mit Zitat

alleen

zwischen knicks und rainen
auf beiden seiten umrahmt
ziehen stracks alleen
von tausend ästen bedacht

tunnel zwischen winden
die wandrer kämpfen lassen
ölung lockt am hafen
in katen dampft die suppe

reet deckt warm die dächer
in kalten winterstürmen
lachen tönt in stuben
die frechen augen blitzen

niemand ging verloren
trotz schnee in hoher wehe
stets erhoben stämme
sich stolz den weg zu zeigen

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Beitrag10.07.2014 14:23
zyklus strandlieder: klippen
von HerbertH
pdf-Datei Antworten mit Zitat

klippen

du stehst am rand und schaust
hinab auf den schmalen streifen
sand zwischen brandung und wand
im fall kaum zu verfehlen

zerschlagen die rippen und spanten
zerbrochen die ruder der kiel
verschwunden jegliches zeichen
lebendiges sucht man vergeblich

schmal sind die klüfte und klein
höhlen und basis für seemövenbrut
ihr kreischen begleitet die flüge
über der see doch zu deinen füßen

von unten schiesst der wind
herauf zaust kalt deine brauen
zusammengekniffen die augen
leer bleibt glaslos das meer

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Beitrag10.07.2014 14:24
zyklus strandlieder: meerjungfrau
von HerbertH
pdf-Datei Antworten mit Zitat

meerjungfrau

im wasser treibt die flaschenpost
wird watend mit der hand gegriffen
was wird sie bringen ist die frage
und schon zerschellt am stein das glas

mit feuchten fingern aus den scherben
ein tasten nach der weissen rolle
sie breiten zitternd auf dem stein
die botschaft blass und kaum zu lesen

die sprache ist so furchtbar fremd
die zeichen unbekannte schemen
ist es ein fisch mit seinem schwanz
fraß er zur hälfte schon die frau

die stirn gefurcht im tiefen sinnen
durchzuckt der blitzschlag der erkenntnis
erinnerung springt auf geschwind
an alte träume voller tiefe

der blick aufs meer sucht schon nach ihr
wo kann er sie denn endlich finden
die er so lange schon gesucht
er wankt ins wasser - ist verflucht

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Beitrag10.07.2014 14:25
zyklus strandlieder: südsee
von HerbertH
pdf-Datei Antworten mit Zitat

südsee

tropenstürme spülen
planken plaste und gewürme
über kais und morsche stege
in verfaulte hafentürme

längst verloschen sind die feuer
die mit lichterlanzen
gaukelspiele in die nebel warfen
und die steuerleute lockten
unter land zu segeln
bis die brecher bockten und bedrückten
und sie statt der durchfahrt zu dem hafen
auf die scharfen klippen trafen

noch belebte sie die hoffnung
auf das ende ihrer nöte
sahen sie doch zwischen felsen
lampen blakend schwingen und auch seile
in den groben händen
fest die brigg zu binden
dass sie nicht im meer versinke

riefen hilf mir ich ertrinke
sahen nicht die messerklingen
und die schlanken enterhaken
wie sie durch das dunkel
blitzend schwangen
und sie unter wasser zwangen
oder ihnen brust und hals zerschlitzend
in den bauch eindrangen

längst flanieren auf den klippenpfaden
touris sieht man die trotz haien baden
und am abend fallen alle
in das netz der hafenkraken
die sie statt um golddublonen
um euronen
und dann um die ecke bringen
oder auf den lagern zwingen
ihnen lüstern beizuwohnen
während jene lauthals singen

gut gegelt sieht man sie morgens
schwarz bebrillt und schlaff
an den pools mit fetten ringen
warten auf den nächsten taffen kick
oder einen heißen blick

oder ruhen in der gartengrube
völlig hirnlos leichenstarr
oder treiben in den meeresweiten
nur als spielball der gezeiten
so wies hier schon immer war

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Beitrag10.07.2014 14:25
zyklus strandlieder: meerwege
von HerbertH
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meerwege

leuchttürme kurz vor abrissen
letzte lichtrotoren bis 30 sm
sichtbar die blink und farbmuster

wo fahren schiffe wenn nicht dran
vorbei im strahl der satellitensignale
und im echo von radar und tiefenlot

androide wegsuche ersetzt wärter
leuchtfeuer des geistes verblassen
im glanz vernetzter adressen

kannst du noch koppeln kapitän
kreuzpeilen in sturm und dunkelheit
kurse auf karten zeichnen

oder nur noch den geräten trauen?

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