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Gerettet?

 
 
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halcyonzocalo
Geschlecht:männlichEinsamer Trancer

Alter: 34
Beiträge: 1202
Wohnort: Irgendwo im Nirgendwo


Beitrag29.06.2014 21:00
Gerettet?
von halcyonzocalo
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Gerettet?

„Endlich! Ich dachte wirklich, ich würde ewig hier festsitzen. Eigentlich hätte ich erwartet, dass es ein Kinderspiel sein müsste, mich hier durchzukämpfen, aber aus mir unerfindlichen Gründen habe ich es nicht geschafft, die letzte Hürde zu nehmen und habe tagelang kein Licht am Ende des Tunnels gesehen. Aber wenn ich mich nicht irre, kann ich da vorne einen leichten Lichtschein ausmachen.

Es dürfte mittlerweile einige Tage her sein, dass ich die Reise angetreten habe. Am Anfang hat es ja auch überhaupt keine Schwierigkeiten gegeben. Zuerst hatte ich ehrlich gesagt ein wenig Muffensausen, von der Klippe zu springen, aber letztendlich habe ich all meinen Mut zusammengenommen und mich einfach fallen lassen. Schon nach kurzer Zeit bin ich in diesem Becken gelandet, vor dem mich all meine Freunde vorher gewarnt hatten, doch ehrlich gesagt habe ich weitaus Schlimmeres erwartet. Im ersten Moment hat es zwar wirklich ziemlich gebrannt, doch daran habe ich mich schnell gewöhnt. Ich kann nur bis jetzt nicht verstehen, warum der Wellengang so hoch gewesen ist. So sehr bin ich auf jeden Fall bisher noch nicht durchgeschüttelt worden - und ich habe schon so einige Wetterkapriolen erlebt, das dürft ihr mir glauben.

Glücklicherweise habe ich diese Tortur rasch überstanden und sogleich meinen Weg abwärts in die dunklen Katakomben vorgesetzt. Und hier hat der Albtraum dann begonnen. Dabei hat es am Anfang so gut ausgesehen. Schließlich habe ich mich mit einer Karte ausgerüstet und mir den Weg durch die Höhle gründlich eingeprägt, doch mit jedem Zenitmeter ist der Marsch beschwerlicher geworden. Stellt euch vor, ihr müsstet einen Berg mit dem Fahrrad erklimmen und der einzige Weg hinauf ist eine mit Serpentinen durchsetzte Schotterstraße. Genau so habe ich mich gefühlt, mit dem Unterschied, dass ich immer weiter bergab gereist bin. Paradox, oder?

Doch damit nicht genug. Die verschlungenen Gänge sind mit der Zeit auch immer enger geworden und ich habe rasch Probleme bekommen, mich hindurchzuquetschen. Ich habe dann versucht, mich irgendwie kleiner zu machen, aber mit mäßigem Erfolg, ganz im Gegenteil: Je mehr ich mich darum bemüht habe, desto schwieriger bin ich voran gekommen. Außerdem habe ich mich mit der Zeit immer schwerer gefühlt und den Eindruck gewonnen, hart wie Stahlbeton geworden zu sein, ganz so, als würden die Wände mich förmlich zerdrücken.

Dann ist schließlich der Worst Case eingetreten, vor dem mich alle gewarnt haben. Mit einem Mal steckte ich plötzlich fest. Rasch habe ich versucht, mir die das Bild der Karte ins Gedächtnis zu rufen und musste mit großer Ernüchterung feststellen, dass ich unmittelbar vor dem Ziel stand. Glücklicherweise ist mir direkt die goldene Regel für so eine Situation eingefallen: Ruhe bewahren!

Aber ich kann euch versichern, das ist natürlich leichter gesagt als getan. Nicht nur, dass ich mich seit einiger Zeit in absoluter Dunkelheit befunden habe; die Umgebung ist irgendwie auf die wahnwitzige Idee gekommen, mich mit nicht gerade subtilen Mitteln zu quälen. Anfangs habe ich gedacht, dass mir meine Wahrnehmung einen Streich spielt, doch weit gefehlt: Nachdem ich zunächst nicht sicher gewesen bin, ob mich meine Ohren im Stich lassen, bin ich durch einen regelrechten Donnerschlag aufgeschreckt. Ich habe gespürt, wie die Wände regelrecht zitterten und mein Puls ist in die Höhe gerauscht. Leider sollte es nicht bei diesem einen Schreck bleiben. Nach und nach erschütterten immer weitere Kanonenschläge mit immer kürzeren zeitlichen Abständen die Dunkelheit. Noch dazu ist der Raum mit der Zeit immer stärker mit einem faulig-modrigen Geruch durchsetzt worden. Zugegeben, ich bin Atheist, doch wenn es so etwas wie Himmel und Hölle gibt und es im Reich des Teufels wirklich so zugeht, dann Gute Nacht! Aber was blieb mir anderes übrig, als mich mit der Situation zu arrangieren und weiter auszuharren in der Hoffnung, mich doch irgendwie aus meiner misslichen Lage zu befreien?

So harrte ich aus - Stunde um Stunde, gepeinigt von Geräuschen und Gerüchen. Und jetzt sehe ich da vorne diesen fahlen Lichtschein. Wenn ich es doch nur schaffen könnte, mich... Moment, was ist das? Ein leises Grummeln, oder täusche ich mich? Nein, die Wände fangen auch wieder an zu vibrieren. Aber viel stärker als sonst. Das ist mir ehrlich gesagt nicht geheuer. Ich muss...

Was zur Hölle ist denn jetzt los? Die Wände weichen zurück. Und dieses Grollen - aargh, das halten meine Ohren nicht aus. Das Licht da vorne - es wird immer heller. Aber was ist das für ein ohrenbetäubender Lärm? Vielleicht kann ich ja kurz einen Blick nach hinten... ach du Schande! Was kommt denn da auf mich zugeschossen? Verdammt, ich muss schleunigst hier raus! Ich kann mich nicht mehr halten. Und dieses Licht ist auf einmal so gleißend hell. Um Gottes Willen! Es reißt mich einfach mit. Ich falle! Aber da unten ist Wasser. Ich habe es geschafft! Ich bin gerettet! Tageslicht! Himmel, was bin ich froh! Doch Moment - was ist denn jetzt los? Ein Strudel! Ich werde mitgerissen! Und da vorne ist es wieder dunkel. Das darf doch nicht wahr sein! Der Sog ist viel zu stark. Was soll ich nur tun? Hilfe! Hilfe!“

Bernd zog sich die Hose hoch, wusch sich die Hände und dankte seiner Frau, dass sie ihm das Abführmittel aus der Apotheke mitgebracht hat.

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femme-fatale233
Geschlecht:weiblichFüßchen

Alter: 31
Beiträge: 1913
Wohnort: München
Das Bronzene Pfand


Beitrag30.06.2014 02:03
Re: Gerettet?
von femme-fatale233
Antworten mit Zitat

Guy Incognito hat Folgendes geschrieben:


Bernd zog sich die Hose hoch, wusch sich die Hände und dankte seiner Frau, dass sie ihm das Abführmittel aus der Apotheke mitgebracht hat.


WTF. Ich habe gerade eine ganze Geschichte aus der Sicht einer Kackwurst gelesen? Und dann mit einem solchen Pathos geschrieben. Alter, da hast du aber ein Ei gelegt. Ich hatte bis zum Schluss keine Ahnung, worauf das hinauslaufen würde. Respekt. Und dass die Wurst auch noch Atheist ist. Auch eine schöne Stelle:

Zitat:
Glücklicherweise ist mir direkt die goldene Regel für so eine Situation eingefallen: Ruhe bewahren!


Der Text wird vielleicht bei meiner ESC-Wertung eine Rolle spielen, weil die Idee so originell ist. Was die Umsetzung anbelangt, finde ich es etwas langatmig geraten, da gibt es andere Texte, die mir stilistisch mehr zusagen. Aber Alter. Ne Kackwurst? Ich vermute hier hinter Eredor.
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saher
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 39
Beiträge: 154
Wohnort: baiuvarische Großstadt


Beitrag30.06.2014 10:12
Re: Gerettet?
von saher
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Echt jetzt? Puh Zipped Besser ich schreibe hier nicht allzu viel... Ich meine: Hey, wenig Zeit und eine Idee musste her. Warum nicht was ganz alltägliches. Soweit ok.
Aber das Ganze aus DER Perspektive... Ich weiß nicht.
Und so faszinierend fand ich die Beschreibungen dann auch nicht. Künstlerisch wertvoll ist das - meines Erachtens - nicht! Außerdem spricht das ... den Leser dauernd direkt an - Hui, jetzt muss ich mir die Augen waschen!
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Piratin
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 58
Beiträge: 2186
Wohnort: Mallorca
Ei 2


Beitrag01.07.2014 16:13

von Piratin
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Hallo Inko,

eine überraschende Wendung am Ende, zu sehen von wem Du schreibst. Doch ganz klar ist es immer noch nicht, denn welche Nahrung kommt wieder so ans Tageslicht, wie sie reingekommen ist? Eine Umwandlung findet statt, außer vielleicht es handelt sich um einen Kirschkern. Auch das aktive Verhalten zu Beginn ist mehr als frei interpretiert, denn die Nahrung springt nicht die Speiseröhre runter oder in den Magen hinein, sie muss sich passiv dem ganzen Geschehen unterordnen.
Keine Frage der Beton ist im übertragenen Sinne auch vorhanden aber so überzeugt mich das ganze nicht, um in die Top 10 der neuen Bewertung zu kommen.
Viele Grüße
Piratin


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Das größte Hobby des Autors ist, neben dem Schreiben, das Lesen.
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Andrea Conrad
Wortedrechsler


Beiträge: 84
Wohnort: Bingen am Rhein


Beitrag01.07.2014 17:02

von Andrea Conrad
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Der Text ist gut geschrieben. Aber das Ende gefällt mir überhaupt nicht. Sorry
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Kleeblättchen
Geschlecht:weiblichWortedrechsler
K

Alter: 38
Beiträge: 54
Wohnort: im schönen Frankenland


K
Beitrag01.07.2014 18:31

von Kleeblättchen
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Hallo,

toll ^^ Sehr erfrischend, leicht zu lesen und die Wendung am Schluss ist sehr überraschend. Ich habe herzhaft gelacht.

lg
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag01.07.2014 20:14

von Constantine
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Danke für deinen Beitrag. Der Begriff "Stahlbeton" kommt als Vergleich in deiner Geschichte vor, aber für mich ist das zu wenig und eher aufgesetzt. Des Weiteren hapert es bei dir an der Logik. Du hast dir eine witzige Pointe ausgedacht, aber sie funktioniert bei mir leider nicht. Vielleicht beim ersten Mal amüsiert, aber dann kommt der Shyamalan-Effekt, als Leser fühle ich mich an der Nase herumgeführt, weil mir die Perspektive mit dem gewählten Sprachduktus inkompatibel erscheint.
Dein "innerer" Bewohner erwähnt eine Karte für seine unterirdische "Expedition" durch die Katakomben, aber an eine "Taschenlampe" denkt er nicht. Am Ende der After-Ausgang und der Toilettenschüssel-Strudel in Kombination mit deinem fragenden Titel "Gerettet?", da sehe ich die Wettbewerbsvorgabe (1) nicht eingehalten.
sleepless_lives hat Folgendes geschrieben:
(1) In dem Text darf niemand sterben. Weder direkt beschrieben, noch indirekt angedeutet, in Dialogen mitgeteilt oder in Gedanken aufleuchtend, nicht in Rückblenden nachgeholt oder in Vorausahnungen angespielt. Kein Mensch, kein Tier und keine Pflanze, von über- und außerirdischen Wesen ganz zu schweigen. Diesmal bleiben alle am Leben. Es hadert auch niemand mit dem Tod, einer schweren Krankheit oder springt dem Knochenmann gerade so von der Schippe.



Leider hat es deine Geschichte nicht in meine Top 10 geschafft. Es tut mir leid.

Merci beaucoup.

LG,
Constantine
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Michel
Geschlecht:männlichBücherwurm

Alter: 52
Beiträge: 3376
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Das bronzene Bühnenlicht Das goldene Niemandsland
Der silberne Durchblick Der silberne Spiegel - Prosa
Silberne Neonzeit


Beitrag02.07.2014 08:55
Der Witz trägt nicht weit genug
von Michel
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Stuhlgang, aha. Verstopfung, soso. Das Ganze aus der Sicht der personifizierten braunen Masse. Hm.
Sorry, aber das erreicht mich nicht. Finde ich nur mäßig witzig, und wie bei allen Witzen gilt: Breit treten macht sie nicht besser. Für den Gag ist die Geschichte zu lang geraten. In der Schlusspointe steckt noch ein Tempusfehler.
Nicht meins, tut mir leid ...
Herzliche Grüße, Michel
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Nihil
{ }

Moderator
Alter: 34
Beiträge: 6039



Beitrag02.07.2014 10:53

von Nihil
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Ich hasse Pointen, ich mag keine Leserverarschung (in diesem Fall durch den harten Kontrast in der Perspektive erreicht), aber ich mag Anti-Höhepunkte. Leider ist die Beschreibung der „Reise“ auch sprachlich nicht besonders auffällig oder gelungen, sogar noch recht durchsichtig, wenn man sie zum wiederholten Mal liest. Wenn diese Beschreibung etwas origineller gewesen wäre, wäre mir der Perspektivbruch egal gewesen – die Kackwurst ist es sowieso. Stuhl so hart wie Stahlbeton will man wirklich niemandem wünschen. Vielleicht trifft mich der Fluch des Stahlbetonstuhls, wenn ich diese Geschichte nicht bewerte, also mach ich es besser.

Hoffentlich folgt später noch ein ausführlicherer Kommentar, ich schreibe erstmal meinen allgemeinen Eindruck, damit meine Wertung am Ende auch wirklich gezählt wird.

5
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Vogel
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 436

Goldene Neonzeit


Beitrag03.07.2014 08:52

von Vogel
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Ja, das ist eine lustige Wendung, die wirklich nicht vorhersehbar war und nach der man den Text gleich noch mal liest. Glückwunsch zu der Idee (auch wenn ich persönlich nicht so auf Fäkalhumor stehe).
Sprachlich hatte ich beim lesen viel zu bemängeln. Ich bin mir jetzt nach der Pointe unsicher, ob das Absicht war. Also der Text trieft vor Superlativen und klingt zugleich völlig unbekümmert. Das liegt glaube ich vor allem an der Wahl der Zeitform, die einen Plauderton nahelegt. Ich frage mich jetzt ob das Ironie ist, ob man denken soll: was für ein pathetischer und doch ungeschickter Erzähler, um dann halt selbst an der Nase herum geführt wird. Oder ob eigentlich beabsichtigt war, dass der Text ernsthaft und spannend klingt, man mitfiebert und dann überrascht wird. Für letzteres würde mir noch etwas Erzählkunst fehlen.

Gruß
Vogel


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shatgloom
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Beitrag03.07.2014 18:01

von shatgloom
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Hi, hi, wenn wir noch das alte Bewertungssystem hätten, würde ich hier eine Sonder-Ekel-Feder vergeben.
Hier ist das Thema natürlich äußerst kreativ umgesetzt. Trotzdem fehlt mir ein bisschen der Stahlbeton und das Neonlicht, das kommt mir zuwenig vor. Hier geht es ja wohl eher durch Rohre oder so.

Trotzdem Daumen hoch für die Idee, wenn auch die Geschichte nicht unter meinen top ten gelandet ist.
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Lapidar
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Beitrag03.07.2014 21:59

von Lapidar
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Hm.. irgendwie am Anfang hab ich mich schon gefragt.. wohin die Reise ging.. und es hat mich an die Wettwerbsgeschichte erinnert, wo der Mann im Schrank saß.
Aber der Schluss auch wenn es eine wirklicher Twist ist, ist mir irgendwie zu platt.


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nebenfluss
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Beitrag04.07.2014 11:37
Re: Gerettet?
von nebenfluss
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<allgemeine_Vorbemerkung>

Viele FFF-Beiträge, zu wenig Zeit. Textarbeit kann ich da kaum leisten, aber doch jedem einen kurzen Eindruck hinterlassen.
Da es vorkommen kann, dass ein wohlwollender Kommentar mit einer effektiven 0-Punkte-Wertung kollidiert ...
... ein paar Worte zu meiner Punktvergabe im neuen Bewertungssystem. Als Grundlage habe ich jeweils nach Antworten zu zwei Fragenkomplexen gesucht, die ich für die letztendlich relevanten in diesem Wettbewerb halte:

1.Wie fertig wirkt der Text? Hat die Zeit gerade ausgereicht, um eine Idee zu entwerfen, oder konnte diese noch ausgearbeitet und in ansprechende Prosa gegossen werden? Kommt die Geschichte zu einem runden Abschluss oder liest sie sich, als sei mittendrin abgebrochen und abgeschickt worden? Würde ich mich ärgern, sie in dieser Form in der Prosa-Werkstatt zu finden? Oder würde ich sie sogar im Feedback akzeptieren?

2.Wie  stark wurde das Thema „Stahlbetonzeit – Neonlicht“ integriert? In den Vorgaben stand ja nicht „Schreibe eine Geschichte, in der irgendwann Stahlbeton und Neonlicht erwähnt werden“. Wird deutlich, warum der Stahlbeton namensgebend sein könnte für eine bestimmte Zeit (z. B. einen Lebensabschnitt), ein Zeitalter oder auch Zeit generell, aus der Sicht des Protas? Sind Stahlbeton und Neonlicht beliebige Zutaten oder tragende Elemente, die eine eigentümliche Atmosphäre schaffen? Ergibt sich die Wirkung durch eine zwingende Verbindung zwischen diesem Raum, diesem Licht und dieser Zeit?

Mein 'Urteil' dazu wird sich natürlich auch in den Kommentaren niederschlagen. Es würde mich aber zu sehr einengen, nun statisch die Fragen abzuarbeiten. Deshalb die Kommis in gewohnter Form.


</allgemeine_Vorbemerkung>


Tja, hier drängt sich mein persönlicher Geschmack doch ein wenig in den Vordergrund. Bzw. die Verletzung desselben. Der Stahlbetonträger in "Bei Licht besehen", der sich poetisch mit sich selbst unterhält, war schon grenzwertig. Aber Schei*e, die uns über ihren Leidensweg erzählt?
 
irgendein Spaßvogel hat Folgendes geschrieben:
Das darf doch nicht wahr sein! ... Hilfe! Hilfe!“

Wie schrecklich! Die arme Notdurft. Das Ganze einfach in Anführungszeichen gesetzt, und den erklärenden Satz hintendran ge... Nein, ich sag's nicht. Nichts gegen die Idee, aber das Gag-Fishing hier ist mir einfach zu sehr "anale Phase".

Geschrieben ist es eigentlich ganz gut. Rangiert bei mir deutlich unter einer Bepunktung, aber irgendwo im Mittelfeld. Für Genaueres habe ich gerade keine Zeit, ich muss mal aufs Klo!

LG


_________________
"You can't use reason to convince anyone out of an argument that they didn't use reason to get into" (Neil deGrasse Tyson)
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halcyonzocalo
Geschlecht:männlichEinsamer Trancer

Alter: 34
Beiträge: 1202
Wohnort: Irgendwo im Nirgendwo


Beitrag04.07.2014 14:40

von halcyonzocalo
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Mensch, halcy, du bist ja wirklich total eingerostet, was das Schreiben angeht (Der erste Text seit dem letzten Wettbewerb, an dem ich teilgenommen habe [Und das ist glaube ich schon knapp zwei Jahre her]). Vielleicht war es keine so gute Idee, bis eine Stunde vor Wettbewerbsbeginn in der Wanne zu schlafen und anschließend noch ein Bierchen beim Fußballspiel zu trinken.
Als ich das Thema gelesen habe, dachte ich nur "Kacke, Kacke!" und hatte ewig ein Brett vor dem Kopf, bis ich dann nach einer knappen Stunde dachte, dass man Kacke doch zum Thema machen könnte. Aber insbesondere in der ersten Hälfte der Geschichte war jeder Satz ein Krampf und erst zum Schluss flutschte es einigermaßen. Zum Korrekturlesen war dann leider keine Zeit mehr. Und wenn ich das jetzt so lese... zahlreiche Wortwiederholungen, Sprünge vom Perfekt ins Präteritum und wieder zurück.... das hatte ich schonmal besser drauf. Und "den Weg vorsetzen" ist auch mal eine interessante Wortneuschöpfung. Razz Außerdem habe ich das Thema auch nur mit Ach und Krach irgendwie alibimäßig in die Geschichte gequetscht.^^
Naja, insgesamt könnte ich mir trotzdem vorstellen, ein paar Pünktchen zu sammeln, denn die Pointe empfinde ich trotz aller Mängel als recht gelungen und vielleicht konnte ich ja dem Ein oder Anderen ein Schmunzeln entlocken. Wink


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Die minimaldeterministische Metaphernstruktur mit ihrer mytophoben Phrasierung spiegelt den ideeimmanent abwesenden Bedeutungsraum.
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Rodion
Wortedrechsler

Alter: 39
Beiträge: 80
Wohnort: Berlin


Beitrag04.07.2014 21:14

von Rodion
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Schön lockerer, fast plaudernder Redefluss, der noch gerade so nicht zu lang ist, an manchen Stellen.
Übersichtlich in Abschnitte unterteilt, für mein Empfinden vielleicht etwas zu sehr.

Da ich zunächst an einen Menschen im Gebirge dachte, warf der Text ein paar Fragen auf, z.B. wie es möglich sein soll von einer Unterwasserposition in Katakomben zu gelangen oder warum der Prota, als er steckenbleibt, nicht zurück krabbelt und stattdessen ausharrt. Ein paar kleine Grammatikfehler sind drin.

Ein wenig befremdlich fand ich auch, dass der Prota sozusagen mit dem Leser kommuniziert. Das lockert zwar den Text auf und passt auch wunderbar zu dem Stil,  irritierte mich aber dennoch.

Aber das witzige, überraschende Ende ist echt gut gelungen und die vermeintliche Höhlenforschergeschichte bekommt einen ganz neuen Sinn. Das war echt gut.
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Einar Inperson
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1675
Wohnort: Auf dem Narrenschiff


Beitrag04.07.2014 21:57

von Einar Inperson
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Hallo,

das war ein wahrhafter Grund wieder einmal Danke zu sagen.

Ein Wetterkapriolen gewöhntes was auch immer, vielleicht eine Feldfrucht, auf seiner Reise durch die Verdauung.

Dann gerät die Reise ins Stocken bis zum Showdown und dem abschließenden  Abführwitz.

Sehr amüsant fand ich die absurde Idee Stahlbeton mit der verdichteten Masse von, nennen wir ihn Karl Rotte, in Verbindung zu bringen.

Allein, ich glaube unserem Karl nicht, dass er Freunde hat, die ihn vor den Unbilden auf seinem Weg warnen konnten, wenn sie ihn denn schon vorher gegangen sein müssten. Auch die Erfahrung einer Fahrradtour einen Schotterweg bergan, will sich mir nicht erschließen. Vielleicht in einem Transportkorb? Aber nein, so klingt die Passage nicht.

Insgesamt ein Text mit amüsanten Ideen, der aber nicht mitfiebern lässt.


_________________
Traurige Grüße und ein Schmunzeln im Knopfloch

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Jenni
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Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag06.07.2014 21:50
Re: Gerettet?
von Jenni
Antworten mit Zitat

Guy Incognito hat Folgendes geschrieben:
„Endlich! Ich dachte wirklich, ich würde ewig hier festsitzen. Eigentlich hätte ich erwartet, dass es ein Kinderspiel sein müsste, mich hier durchzukämpfen, aber aus mir unerfindlichen Gründen habe ich es nicht geschafft, die letzte Hürde zu nehmen und habe tagelang kein Licht am Ende des Tunnels gesehen. Aber wenn ich mich nicht irre, kann ich da vorne einen leichten Lichtschein ausmachen.
Ich weiß nicht, ob ich schon mal eine so hohe Dichte an Floskeln in so wenigen Sätzen gelesen habe. Absicht? wink

Das wird zum Glück danach besser und liest sich dann ziemlich amüsant. Ich mag diesen flapsigen, schnellen Erzählton.
Dann kommt halt die "Auflösung am Schluss" und ich weiß nicht richtig, ob ich lachen soll oder kann. Ich liebe das nicht, solche Wer-bin-ich-Rätseltexte.
Trotzdem sind da einige sehr starke Stellen drin, auch und erst recht, wenn man die Identität des Erzählers kennt.
Meine Lieblingsstelle:
Zitat:
Zugegeben, ich bin Atheist, doch wenn es so etwas wie Himmel und Hölle gibt und es im Reich des Teufels wirklich so zugeht, dann Gute Nacht!
Der Scheiße auch noch eine Weltanschauung zu verpassen - Hut ab. Laughing

Wer bist du arme Sau, die mit "Stahlbetonzeit" Verdauung assoziiert? wink

Ach ich muss dem Text doch irgendwie ein paar Punkte geben. *umsortieren-geht* Hab vier zusammengekratzt.
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Eredor
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Goldene Harfe Pokapro III & Lezepo I


Traumtagebuch
Beitrag06.07.2014 22:53

von Eredor
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Hallo! Aus Zeitgründen werde ich nur in wenigen Sätzen meinen Eindruck wiedergeben. Möglicherweise kann ich nach dem Wettbewerb näher zu meiner Stellung Bezug nehmen.

***

Ich musste lachen. Das ist gut.
Aber nicht lange genug. Irgendwas fehlt. Schade!

***

lg Dennis


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"vielleicht ist der mensch das was man in den/ ersten sekunden in ihm sieht/ die umwege könnte man sich sparen/ auch bei sich selbst"
- Lütfiye Güzel
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holg
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Bronzenes Licht Der bronzene Roboter


Beitrag07.07.2014 10:31

von holg
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Zwei Ameisen finden einen Schlafenden auf der Wiese. "Du oben, ich unten", verabreden sie. Sie treffen sich im Zwölffingerdarm.
"Alles voller Schleim und Säure", sagt die eine.
Darauf die andere: "Und mir kam ein brauner D-Zug entgegen."
(War DER Renner, 1972 oder so)

Dies ist die Geschichte des Zuges.
(Beavis und Butthead-Gelächter)


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Why so testerical?
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Merope
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Der Goldene Käse


Beitrag07.07.2014 15:29

von Merope
Antworten mit Zitat

Ob mit oder ohne Pointe: so recht will mir der Text nicht gefallen. Einige Fehler (vorgesetzt statt fortgesetzt), sehr oft: habe ich...
Hat mich leider nicht mitgerissen! Wink
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Nicki
Geschlecht:weiblichBücherwurm

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Wohnort: Mönchengladbach
Ei 10


Beitrag07.07.2014 22:13

von Nicki
Antworten mit Zitat

Als ich am Ende der Geschichte angekommen war, habe ich erst einmal herzhaft gelacht. Diese Pointe habe ich wirklich nicht erwartet. Der Text bekommt von mir zehn Punkte, weil er es geschafft hat, ein eigentlich trockenes Thema humorig umzusetzen. Wirklich lustige Texte schreiben ist schwer, aber dieser Autor hat es geschafft. Vorgaben sind natürlich eingehalten, obwohl … was ist mit dem Neonlicht?

_________________
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gold
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Beitrag08.07.2014 16:49

von gold
Antworten mit Zitat

hallo Inko,

ein ekliger Text!

An und für sich finde ich ihn atmosphärisch gut beschrieben. Aber die Auflösung behagt mir überhaupt nicht. Schade, dass dir kein anderes Ende eingefallen ist.

LG gold


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