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Im Kaffeehaus


 
 
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LeoModest
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 37
Beiträge: 142
Wohnort: Travemünde


Beitrag14.04.2014 23:08
Im Kaffeehaus
von LeoModest
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo beisammen,

lasst mich kurz skizzieren, womit wir es hier zu tun haben: es ist eine zügig geschriebene Anekdote, die ich neulich verfasst habe. Es ist kein umfassendes, anspruchsvolles Projekt, sondern eher eine kleine Idee, die ich hatte und selber ganz amüsant fand. Ich versuche zwei Charaktere zu beschreiben, ich will ein wenig nachzeichnen, wie der eine den anderen betrachtet und dann - was wohl eine plumpe Moral ist - feststellt, dass der Schein ein wenig trügt. Es ist eine kleine Spielerei, aber ich wäre neugierig, ob es sich nett liest und die Pointe angenehm erheiternd ist.
Wenn man nachvollziehen kann, was für eine Person Leon Balda ist, dann finde ich es schon fast gelungen; wenn man versteht, wie er tickt und was er sich so denkt, dann wäre das fein. Viel tiefgehender als das ist es aber eigentlich nicht.

Nun denn:


Im Kaffeehaus


In einem Kaffeehaus zu Wien hatte Leopold Gracher eben seinen kleinen Braunen bestellt, als  er sich seine Zigarette anzündete. Gleichgültig-entspannt den Rauch ausatmend lehnte er sich zurück und blickte aus dem Fenster.
Zur gleichen Zeit im gleichen Café zündete sich auch Leon Balda eine Zigarette an. Er tat dies mit einem unverkennbaren Lächeln, das eine fast unschuldige Freude ausdrückte. Auch er bestellte einen kleinen Braunen und sah sich seinerseits zufrieden im Café um. Es war ein traditionelles Kaffeehaus mit hohen Fenstern, charmant abgenutztem Inventar und einem breiten Tisch mit ausgelegten Zeitungen in der Mitte.
Gewandten Schrittes brachte der tadellos gekleidete Kellner die beiden Kaffees. Leopold Gracher bedankte sich mit einem Nicken, ließ zwei Zuckerwürfel in die kleine Tasse fallen, rührte um, schüttete gewohnheitsgemäß einen Teil der Milch aus dem metallenen Kännchen hinzu und nahm einen kleinen Schluck, woraufhin er wieder aus dem Fenster blickte.
Leon Balda mochte keinen Zucker in seinem Kaffee, fühlte sich jedoch von der getragenen Selbstverständlichkeit des Herren am Nebentisch ein wenig eingeschüchtert. Denn selbst wenn man nicht in Rom ist, möchte man sich doch an die örtlichen Gepflogenheiten halten. So nahm er denn ein Zuckerstück, rührte um, ergänzte die Milch und sah sich befriedigt um.
Leopold Gracher zog an seiner Zigarette, warf einen oberflächlichen Blick auf Leon Balda, wandte sich wieder dem Fenster zu und nippte an seinem Kaffee.
Leon Balda folgte seinem Beispiel und merkte sogleich, dass er Kaffee mit Zucker wirklich nicht mochte. Der süßliche Ton passte seines Erachtens nicht zum herben Charakter des Kaffees. So verzog er missvergnügt die Miene und blickte den Herren am Nebentisch vorwurfsvoll an.
Leopold Gracher saß augenscheinlich sehr bequem auf seinem Stuhl. Mit seinem gut gebauten Körper füllte er den Platz ohne ihn zu überanspruchen, die Arme ruhten sehr passend auf den Armlehnen, die Zigarette hatte genau den richtigen Abstand zum Aschenbecher. In der Tat schien dieser Platz in diesem Kaffeehaus wie für ihn erschaffen.
Leon Balda merkte hier, dass er nicht so entspannt da saß. Die Rückenlehne war zu steif für seinen Geschmack, die Armlehnen zu kurz, der Aschenbecher stand zu weit weg, als das man mit einer beiläufigen Handbewegung die Zigarette hätte entäschern können. So setzte er sich also gerade hin, schob den Aschenbecher etwas näher und versuchte ähnlich entspannt zu sitzen wie der Nebenmann.
Leopold Gracher hatte seine Zigarette in der Zwischenzeit zu Ende geraucht und drückte sie mit einer gekonnten Bewegung mit einem Male aus und veränderte hierbei seine bequeme Sitzhaltung nicht im Geringsten. In fast ehrfurchteinflößender Selbstsicherheit saß er da und blickte überlegen aus dem Fenster.
Auch Leon Baldas Zigarette war abgebrannt, so sehr, dass der letzte Zug unangenehm heiß auf den Lippen brannte. Er ließ sich dies nicht anmerken und drückte nun seinerseits die Zigarette aus. Er tat dies aber etwas unbeholfen, sodass sich ein wenig Asche aus dem flachen Becher auf den Tisch verteilte. Peinlich berührt schob er sie in den nun unter die Tischkante gehaltenen Aschenbecher. Seine schmutzigen Finger bemerkend sah er sich betroffen um, versteckte die Hände unter dem Tisch und säuberte sie mit einem Taschentuch.
Leopold Gracher stand derweil mit einer beachtlichen Unnahbarkeit auf, holte sich eine Zeitung vom Zeitungstisch und machte es sich wieder selbstbewusst auf seinem Stuhl bequem.
Hierauf lächelte nun Leon Balda überlegen. Der eben noch bewunderte Herr las die Kronenzeitung: „Eklat beim Wiener Opernball – Kim Kardashian verweigert Richard Lugner den Tanz“.
Selbstzufrieden nahm Leon Balda seine ZEIT aus der Tasche, breitete sie genüsslich vor sich aus und dachte: „Auf meine Art bin ich doch auch ein ganz beachtlicher Kerl...“

PS: Für die Unkundigen Österreichs: die Kronenzeitung ist ein ziemliches Boulevardblatt; Richard Lugner ist so ein Promikerl; wer Kim Kardashian ist, weiß ich selber nicht so genau.

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EWJoe
Geschlecht:männlichEselsohr
E

Alter: 65
Beiträge: 274
Wohnort: A-2384 Österreich Breitenfurt bei Wien


E
Beitrag15.04.2014 00:55

von EWJoe
Antworten mit Zitat

Servus Leo,

eine Geschichte aus der Wiener Kaffeehausszene. Es ist eine sehr nette Verhaltensstudie, wie Wien der ideale Ort für solche Studien zu sein scheint. Man hat den Eindruck, dass in dieser antiquierten Atmosphäre das Ticken der Protas richtig, wie über ein Stethoskop wahrnehmbar ist. Naja, nicht umsonst ist die Psychoanalyse in dieser Stadt entstanden.

Ein paar Kleinigkeiten sind mir aufgefallen.
Zitat:"In einem Kaffeehaus zu Wien ..." ich würde da "In einem Wiener Kaffeehaus ..." besser sehen, aber natürlich unterstreicht die eher veraltete Ausdrucksweise das Antiquierte, das hier Kulisse ist.

Ein Kellner in Wien muss Herr Ober heißen, zumindest wenn es sich um ein echtes Wiener Kaffeehaus handelt.
Der kleine Braune ist auch eher ein Getränk, das Touristen nehmen, ein Wiener würde eher eine Melange, einen Verlängerten oder Ähnliches bestellen. Außerdem würde der kleine Braune nicht so ganz zur souverän scheinenden Figur passen. Natürlich wird zu einem Kaffee (fast ein Sakrileg in Wien ein derartiges Getränk nur als Kaffee zu bezeichnen) immer ein Glas Wasser serviert. Auch das ist ein fast schon zeremonielles Unterfangen, das auch Gegenstand von Beobachtungen wäre.

Eine kleine Idee zum Abschluss:
Die Kronenzeitung wird auch als Kleinformat gerne mit kleinformatiger Denkweise assoziiert, was vielleicht die Gedankengänge von Herrn Balda in diese Richtung lenken könnte.

LG
EWJoe


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Kulissen schiebt man gerne vor die Wahrheit, verdeckt sie auch durch viel Theater. Nur Backstage offenbart sie sich.
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Rainer Zufall
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 70
Beiträge: 801

Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag15.04.2014 01:41

von Rainer Zufall
Antworten mit Zitat

Hallo Leo,
nur eine kurze Rückmeldung, ich fand dein Anekdötchen sehr amüsant. Hat Spaß gemacht, weil die Atmosphäre in so einem Kaffeehaus und die Wesensart der beiden konkurrierenden Herren sehr vorstellbar wird durch deine Beschreibung.
Man kann die beiden schön beobachten, kann sehen, wie der eine da den anderen immr wieder düpiert. Das ist fein beobachtet und schön ausgedrückt.
Etwas altertümliche Formulierungen passen für mich da schon gut rein.

Zitat:
Leon Balda folgte seinem Beispiel und merkte sogleich, dass er Kaffee mit Zucker wirklich nicht mochte. Der süßliche Ton passte seines Erachtens nicht zum herben Charakter des Kaffees. So verzog er missvergnügt die Miene und blickte den Herren am Nebentisch vorwurfsvoll an.

Genau!

Die Hinweise von EWJoe klingen trotzdem furchtbar ernst zu nehmen, mir wären die Kaffeewahl und so natürlich nicht so aufgefallen. Aber ich komm ja auch nicht aus Österreich.

Anbei Kommaproblematik, da war vorher auch schon mal was, und danach auch, hab ich aber jetzt vergessen. :
Zitat:
Mit seinem gut gebauten Körper füllte er den Platz KOMMA ohne ihn zu überanspruchen, die Arme ruhten sehr passend auf den Armlehnen, die Zigarette hatte genau den richtigen Abstand zum Aschenbecher.

Außer dem fehlenden Komma würde ich hier unnötiges Füllwerk  monieren. Hab die drei Beispiele mal fett gemacht. Ich find es schade, dass der gleiche Aufbau sich so wiederholt. Der bringt nichts für Rhythmik der Beschreibung. Also eine der Passendmachungen würde ich raustun. weil ich es schöner fände, dass du die Kongruenz zwischen Körperteil und Mobiliar nur durch die Verben hinkriegst. Kannst ja mal gucken, wie dir das ohne gefiele:

Sein Körper füllte den Platz, ohne ihn zu versperren, die Arme ruhten auf den Armlehnen, die Zigarette hatte genau den richtigen Abstand zum Aschenbecher.

Klar, kann man auch ganz anders machen und soll nicht reinrednerisch wirken. Ist nur eine Anregung, was ich schreib.

Zitat:
Die Rückenlehne war zu steif für seinen Geschmack, die Armlehnen zu kurz, der Aschenbecher stand zu weit weg, als das man mit einer beiläufigen Handbewegung die Zigarette hätte entäschern können.

Schön.

Zitat:
Leopold Gracher hatte seine Zigarette in der Zwischenzeit zu Ende geraucht und drückte sie mit einer gekonnten Bewegung mit einem Male aus und veränderte hierbei seine bequeme Sitzhaltung nicht im Geringsten.

Ich finde, du machst dir da den Rhythmus wieder kaputt.
mit einer gekonnten Bewegung /mit einem Mal
Das klingt in meinen Ohren zu wiederholend.
Ich würde  das kürzen.
Ebenso würde ich den nachfolgenden Satz kürzen.
Leopold Gracher hatte seine Zigarette in der Zwischenzeit zu Ende geraucht. Er drückte sie mit einer gekonnten Bewegung aus und veränderte dabei seine Sitzhaltung nicht im Geringsten.

Also - hat mir echt gut gefallen, deine kleine Kaffeehausankedote.
Tschüs bis die Tage
Frau Zufall[/quote]
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Magpie
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 48
Beiträge: 1263
Wohnort: NRW


Beitrag15.04.2014 08:27

von Magpie
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Herrlich! Very Happy  Ich musste wirklich schmunzeln am Schluss!

Ich habe erst überlegt, warum ein so unsicherer und leicht zu beeinflussender Charakter (der selbst seinen Kaffee anpasst) dann doch die weniger oft gelesene (aber durchaus anspruchsvollere) Zeitung so selbstsicher auspackt, aber es ging ihm ja die ganze Zeit darum, seriös und gebildet zu wirken.
In dieser Hinsicht wirklich gut und unterhaltsam: leichter Beginn und dann eine sanfte und witzige Pointe (kein plötzlicher Schlag ins Gesicht).

Winzige Anmerkung: ich habe nicht ganz verstanden, warum der Stuhl am Ende kursiv gedruckt war... sollte nicht eher das "seinen" Kursiv sein?
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Ithanea
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 34
Beiträge: 1062

Ei 3 Pokapro 2017


Beitrag15.04.2014 10:22

von Ithanea
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Hi Leo,

nachdem ich bei Ferdi B. gar nichts mehr gesagt habe (vielleicht hol ich das bei Gelegenheit noch nach), will ich das hier tun und mit Kaffeehäusern und Bibliotheken triffst du auch immer meinen Nerv für interessante Schauplätze. Für die Zukunft muss ich mir vornehmen, deine Texte nur noch an Orten, wo ich rauchen kann, zu lesen. Laughing

Gefällt mir gut, ähnlich wie bei dieser Übungsgeschichte mit dem Journalisten mag ich, wie und welche Gedanken des Protagonisten Leon du beschreibst. Irgendwie bescheuert, sich so mit einem komplett Unbekannten zu vergleichen und vor allem ihm den Kaffee mit Zucker nachzumachen, aber irgendwie kann ich Leon doch verstehen, dass er diesen lässigen Typen in seiner Haltung nachahmt.
Mich freut natürlich die Auflösung, ich wusste es, Leon Balda ist in echt der coole Typ, der Mann von Welt und nicht dieser Boulevardblattleser.
Das ist so selbstgerecht, aber total menschlich dabei und deshalb sehr sympathisch (nochmal eine Parallele zum Journalisten aus der Übung, der sich am Ende durch die Bücher bestätigt sieht).
Schön.


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Verschrieben. Verzettelt.
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LeoModest
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 37
Beiträge: 142
Wohnort: Travemünde


Beitrag15.04.2014 11:19

von LeoModest
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Hallo ihr alle,

ich freue mich sehr, dass die Anekdote so zu passen scheint und es nachvollziehbar ist, was ich denn bezwecken wollte. Die Rückmeldungen sind besser als erwartet und mit den Verbesserungsvorschlägen kann ich auch durchweg etwas anfangen.

Im Einzelnen:

Joe,

ich wusste nicht, dass die Wiener eher selten kleine Braune bestellten. Gerne würde ich das ja korrigieren, aber leider stößt das auf Schwierigkeiten: denn wenn der Gracher 'ne Melange bestellt, dann macht's der andere auch und ich muss 'metallenes Kännchen' streichen, was mir sehr wichtig ist. Smile Oder der Balda bleibt beim kleinen Braunen - aber das ist unglaubwürdig, natürlich nimmt er das vom anderen! Schade also - aber das Kännchen mag ich halt, weil der eine dann sehr genau seine Milch einschenken kann.

'Wiener Kaffeehaus' statt '..zu Wien' habe ich in meiner Version korrigiert. Der veraltete Ausdruck gefällt mir zwar, aber 'Wiener Kaffeehaus' ist auch ein gängiger Ausdruck (und sagt mehr als 'Berliner Kaffeehaus') und passt daher.
Frage: du sagst, 'Herr Ober' - soll es also heißen "der tadellos gekleidete Herr Ober" oder "der tadellos gekleidete Ober"?

Rainer,

ganz tolle Rückmeldungen, die ich auch nahezu eins zu eins übernehme. Das 'sehr passend' bei den Armlehnen kann man streichen, das 'mit einer Bewegung/mit einem Male' ist unelegant - ich habe 'mit einem Male' mit 'lässig' ersetzt. Deine Meinung?

Leopold Gracher hatte seine Zigarette in der Zwischenzeit zu Ende geraucht. Er drückte sie mit einer gekonnten Bewegung lässig aus und verändertere hierbei seine bequeme Sitzhaltung nicht im Geringsten.

Magpie,

sehr richtig erkannt: das 'sein' hätte kursiv sein müssen. Beim Kopieren von Word werden die Textelemente gelöscht und man muss es einzeln ergänzen: und da markierte ich das falsche Wort! Gut aufgepasst, danke!

Ithanea,

dank dir auch für deine lobende Worte! Die stetige Wiederkehr des Rauchmotivs ist auch etwas sonderbar, aber irgendwie ergänzen die Zigaretten immer ein Flair, welches ich unheimlich gerne in meinen Texten habe... Smile Vielleicht sollte der Tengelmann auch eine rauchen, während er die Kiste bewacht?! Wink
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Klemens_Fitte
Geschlecht:männlichSpreu

Alter: 41
Beiträge: 2933
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Beitrag15.04.2014 11:26

von Klemens_Fitte
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Hallo Leo,

mir gefällt sie auch, diese kleine Episode. Mag die Moral auch plump sein - für das, was der Text sein will, funktioniert das alles fabelhaft.

Erbsen wurden ja von den Anderen schon gezählt, daher nur kurz:
Zitat:
Leopold Gracher hatte seine Zigarette in der Zwischenzeit zu Ende geraucht. Er drückte sie mit einer gekonnten Bewegung lässig aus und verändertere hierbei seine bequeme Sitzhaltung nicht im Geringsten.

Irgendwie gefällt mir die Platzierung des 'lässig' nicht, ohne das genau begründen zu können. Vielleicht: Mit einer gekonnten und zugleich lässigen Bewegung drückte er sie aus/Er drückte sie mit einer gekonnten und zugleich lässigen Bewegung aus
Nur so als Anregung.

Gruß,
Klemens


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»Es ist illusionär, Schreiben als etwas anderes zu sehen als den Versuch zur extremen Individualisierung.« (Karl Heinz Bohrer)
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EWJoe
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Beitrag15.04.2014 14:09

von EWJoe
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Servus Leo,

das mit dem kleinen Braunen ist auch nicht so schlimm. Ich bestelle auch manchmal einen kleinen Braunen, aber halt nur weil ich kein so ein Kaffeefreund bin.

Zitat: Frage: du sagst, 'Herr Ober' - soll es also heißen "der tadellos gekleidete Herr Ober" oder "der tadellos gekleidete Ober"
Vorschlag: Entweder Du setzt Herr Ober unter Anführungszeichen oder nur Ober.
                
Ach ja, die Zuckerwürfel sind eher selten im Kaffeehaus zu bekommen. Entweder ist es ein Zuckerstreuer oder ein Zuckersackerl. Das Metallkännchen ist aber durchaus üblich. Aber ich kenne auch nicht alle Wiener Kaffeehäuser. Meist wird der Kaffee auf einem kleinen ovalen Tablett serviert, mit einem Glas Wasser versteht sich. Dann bleibt es dem Gast überlassen wie der das Ganze auf dem Tisch arrangiert.

Jedenfalls hast Du die Stimmung schon recht authentisch und witzig rübergebracht.

LG
Joe


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LeoModest
Geschlecht:männlichLeseratte

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Wohnort: Travemünde


Beitrag15.04.2014 14:14

von LeoModest
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Danke noch mal, Joe!

Und im Bräunerhof wie auch im Hawelka gibt's tatsächlich Zuckerwürfel! Smile
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Rainer Zufall
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 70
Beiträge: 801

Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag15.04.2014 17:26

von Rainer Zufall
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Zitat:
Leopold Gracher hatte seine Zigarette in der Zwischenzeit zu Ende geraucht. Er drückte sie mit einer gekonnten Bewegung lässig aus und verändertere hierbei seine bequeme Sitzhaltung nicht im Geringsten.

Wie Klemens auch gefällt mir die Einpassung da nicht so gut. Also entweder gekonnte Bewegung weglassen oder lässig weglassen, da sie in der Bedeutung recht nah beieinander liegen. Oder du machst es so, wie es der Klemens vorgeschlagen hat, das fand ich sehr schön, klingt elegant.  

Machs gut, schön, dass du nicht verschnupft bist, wenn man Vorschläge macht.
Viele Grüße, schöne Zeit von Zufall
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag22.04.2014 18:48
Re: Im Kaffeehaus
von Constantine
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Hallo LeoModest,

du hast eine kleine, fein beobachtete Szene im Mantel einer Anekdote verfasst. Ja, sie liest sich nett und die Pointe kommt leicht und hinterlässt ein Schmunzeln. Soweit ok.
Allerdings finde ich deine Ausführung etwas zu dick aufgetragen, um auf Nummer sicher zu gehen, dass der Leser deine Szene begreift. Für meinen Geschmack erdrückst du deine Szene dadurch, anstelle sie atmen zu lassen. Z.B. fühle ich mich von dir zu sehr an die Hand genommen, du interpretierst für mich bereits die Mimik und die Bewegungen der Protas, anstelle es mir zu überlassen. Von der Erzähl-Perspektive bist du mir zum Schluss zu sehr auf Balda fixiert, der Leser erfährt zum Ende hin sogar seinen Gedanken, während Gracher an Focus verliert und für mich sind die Sympathien dadurch eindeutig auf Balda gerichtet. Wenn du die Anekdote mehr aus Baldas Sicht erzählen möchtest, hättest du von Anfang an bei ihm bleiben sollen.
Ich verstehe die Motivation von Balda nicht, warum er Gracher imitiert. Ist Balda zum ersten Mal in einem Kaffeehaus? Er trinkt nicht zum ersten Mal einen kleinen Braunen und obwohl er weiß, dass ihm gezuckerter Kaffee nicht schmeckt, verstehe ich nicht, warum er ihn dennoch zuckert. Der "Zwang" sich Grachers Verhalten anzupassen, kommt für mich nicht raus, außer es würde sich bei Balda um jemanden handeln, der zum ersten Mal im Wiener Kaffeehaus ist, vielleicht jemand von außerhalb Wiens, der sich die Großstadt ansieht, oder gar ein Tourist? Eventuell würde ich deine Szene dahingehend ergänzen.

Du verwendest einiges an Füllwörtern, die es mMn nicht braucht, und ich finde der ein oder andere Satz klingt umständlich.
Als Beispiel nehme ich einen Teil deines Textes zur Veranschaulichung:
LeoModest hat Folgendes geschrieben:
Leon Balda mochte keinen Zucker in seinem Kaffee, fühlte sich jedoch von der getragenen Selbstverständlichkeit des Herren am Nebentisch ein wenig <-- diese Füllwörter würde ich weglassen. Balda imitiert Garcher fast 1:1 in dieser Szene. eingeschüchtert. Denn selbst wenn man nicht in Rom ist, möchte man sich doch an die örtlichen Gepflogenheiten halten. <-- den Satz würde ich umformulieren und stärker auf Balda beziehen. Weniger "man" und mehr "er". So nahm er denn ein Zuckerstück, rührte um, ergänzte die Milch und sah sich befriedigt <-- wahrscheinlich nicht "befriedigt", sondern "zufrieden". Ich hätte ihn vielleicht nur Lächeln lassen, um seine Zufriedenheit anzudeuten, anstelle es direkt zu sagen. um.
Leopold Gracher zog an seiner Zigarette, warf einen oberflächlichen <-- ich denke, einen Blick auf etwas werfen, ist oberflächlich, ist ein kurzer Moment, so dass du "oberflächlich" einsparen könntest. Blick auf Leon Balda, wandte sich wieder dem Fenster zu und nippte an seinem Kaffee.
Leon Balda folgte seinem Beispiel <-- mich würde interessieren, wie Gracher auf diesen Imitator reagiert. Nimmt er ihn wahr? Was denkt er? Du fängst deine Anekdote mit Gracher an, aber Balda ist eigentlich dein Hauptprotagonist, anstelle beide Protagonisten ebenbürtig zu charakterisieren. und merkte sogleich, dass er Kaffee mit Zucker wirklich nicht mochte. <-- das wissen Balda und auch der Leser bereits, wie du im ersten Satz dieses Zitats erwähnst. Diesen Zusatz könntest du weglassen und gleich zum Verziehen der Miene übergehen. Der süßliche Ton passte seines Erachtens nicht zum herben Charakter des Kaffees. <-- dies würde ich zu der Info über die Kaffeegepflogenheit von Balda zu Beginn des Zitats einweben, um die Situation mit den Nippen am Kaffee und dem Verziehen der Gesichtes flüssiger zu beschreiben. So verzog er missvergnügt <-- kannst du auch einsparen, da sein Verziehen des Gesichtes situationsbedingt dies bereits andeutet. die Miene und blickte den Herren am Nebentisch vorwurfsvoll <-- würde ich weglassen und dem Leser erlauben, es zu interpretieren. an.



Vielleicht ist etwas Hilfreiches für dich dabei.

LG,
Constantine
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag26.06.2014 00:02

von Constantine
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Hi Leo,

eine kurze Rückfrage von mir, ob meine Anmerkungen hilfreich waren bzw. ob du an einer Überarbeitung deines Textes interessiert bist?

LG,
Constantine
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LeoModest
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 37
Beiträge: 142
Wohnort: Travemünde


Beitrag29.06.2014 22:11

von LeoModest
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Hi Constantine,

entschuldige, ich bin momentan nicht allzu aktiv hier im Forum...

Mit Verspätung und mit Entschuldigung möchte ich mich aber für deine Mühe und Anmerkungen bedanken. Momentan ruht die Geschichte zwar, aber der Zwiespalt zwischen Gracher und Balda ist korrekt: da bin ich in der Tat nicht konstant, letztlich sollte man wohl auch Grachers Namen weglassen, da es ja nur um Balda geht.

Füllwörter sehe ich - entgegen der vorherrschenden Forumsmeinung - überhaupt nicht kritisch; ich habe nie verstanden, was an einem 'ein wenig' falsch ist. Mir ist es beim Lesen eines Textes nur höchst selten aufgefallen, dass man Füllwörter weglassen könnte, ja, finde, dass 'Füllwörter' doch fast positiv klingt, weil sie den Text füllen. Smile Dies mag aber Geschmackssache sein, wobei du mir gerne erklären könntest, was grundsätzlich an Füllwörtern immer so negativ gesehen wird.

Zur Baldas Imitationintention (sonderbares Wort!): der Hintergrund ist dieser - tatsächlich ist der Kaffeehausbesuch für ihn etwas Besonderes. Er nimmt noch die Einrichtung wahr, schaut um sich, freut sich über die Kleinigkeiten. Ja, Leon Balda war noch nicht oft in einem Wiener Kaffeehaus, wo man rauchen kann. Er kommt womöglich aus einem Land mit einem Nationalen Nikotinedikt, um es mit Beeler zu sagen. Nun, die Intention ist also, dass er das ganze noch mit frischen Augen betrachtet - wogegen Gracher abgestumpft ist. Es ist ganz normal, dass man bei seinen ersten Besuchen (im Kaffeehaus, in der Oper, beim Fußball, in einem Nobelrestaurant) noch etwas unsicher ist, nicht weiß, was sich ziemt usw. Und ergo auch Leon Balda.

Gut, Constantine, dies als kurze Rückmeldung zu deinen Ausführungen. Nochmals lieben Dank für die Mühen!

Beste Grüße

Leo
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag29.06.2014 22:43

von Constantine
Antworten mit Zitat

Hi Leo,

danke für deine Rückmeldung.
Aufgrund dessen, dass dein Text ruht, finde ich, hat sich alles Weitere erübrigt.

LG,
Constantine
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