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HerbertH Klammeraffe
Beiträge: 544 Wohnort: terra sol III
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17.04.2014 20:27 quergelegtes gebirge mit lücke nahe am gipfel von HerbertH
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quergelegtes gebirge mit lücke nahe am gipfel
du freund stirbst tausend tode
schleichend ausgefressen
durch äthanol in größeren
aushöhlungen im selbst
sickern erinnerungen an nie
gelebtes tropft langsam zurück
in venen dunkelroter sauerstoffarmut
verlieren sich reminiszenzen im nur erdachten
vernuschelten wo worte zerfallen in chaotisches
unverständnis breitet schwämme von ungekanntem
dämpfend über marode hoffnungen ungelebten
verständnisses in hektografierten hülsen
von ungehörtem unentschlüsselbaren
das an seelen kratzt und klopft
an verriegelte türen ohne
aussicht auf straßen
voller menschen
in memoriam serge
Weitere Werke von HerbertH:
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Gast
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05.05.2014 16:39
von Gast
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Hi HH,
so ein richtig gutes Wortgefetze, bedachte Stabreime, dann noch in eine bildliche Form gegossenes Design der Enjambements. Find ich gut.
Inhaltlich tiefgreifend, doch mit einer Beobachterdistanz, die umgreift, antippt, und seziert. Find ich auch gut.
Ciao,
Monochrom
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HerbertH Klammeraffe
Beiträge: 544 Wohnort: terra sol III
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05.05.2014 22:54
von HerbertH
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Hi Monochrom,
freut mich, dass die wesentlichen Stilmittel dieses Gedichts bei Dir Anklang gefunden haben.
Es ist ein Versuch, eine bestimmte Emotion zu verarbeiten.
Liebe Grüße
Herbert
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Gast
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14.06.2014 11:14
von Gast
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Hi,
hab das Teil nominiert. Gerne mehr davon.
Ciao
Monochrom
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HerbertH Klammeraffe
Beiträge: 544 Wohnort: terra sol III
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15.06.2014 21:04
von HerbertH
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Hi Monochrom,
danke für die Nominierung. Darüber freue ich mich natürlich.
Liebe Grüße
Herbert
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Gast
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20.06.2014 23:53
von Gast
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Hi Herbert,
hier sitzen gerade Aranka, Zinna, Appo, Monochrom und einige andere Leser/ Schreiber und diskutieren über diesen Text. Sind grad real in Frankfurt.
Monochrom findets klasse. Text und Form sind ein in sich stimmiges System, mit einem explodierenden Sprachgebrauch, der am Anfang und Ende, nach der Lücke, wieder in die gewohnte lyrische Gebrauchsanleitung zurück findet.
Appo sacht, dass dieser Text ein Spezialistentext ist, der höchstens einem von tausend Lesern gefällt, diesen dann aber höchst glücklich macht. Monochrom lacht.
Aranka glaubt, es sei Alkohol im Spiel, sie liebt die letzte Zeile. Sie liest ihn morgen noch einmal.
Zinna geht davon aus, dass es um alkoholbedingte Aushöhlung der Psyche und des Körpers geht.
Wünschen Dir viel Spaß beim Schreiben, viele Grüße von allen.
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HerbertH Klammeraffe
Beiträge: 544 Wohnort: terra sol III
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21.06.2014 23:32
von HerbertH
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Hi Mono,
sehr spannend, solch eine Live-Diskussion.
Ich sag mal kurz: Alle hatten recht.
Der Spoiler ist vielleicht auch noch von Interesse. Die Historie dieses Gedichtes hängt damit zusammen.
Liebe Grüße
Herbert
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Aranka Bücherwurm
A
Beiträge: 3106 Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
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A 22.06.2014 14:59
von Aranka
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Hallo Herbert,
ich möchte mich nun noch mal zu einer etwas zivileren Uhrzeit deinem Text widmen. Es war Momochrom, der ihn in unsere heiße lyrische Nachtdiskussion einbrachte und für mindestens 30 Minuten alle Gemüter erregte und beschäftigte. Allein das sollte für den Text sprechen.
Monochrom, entflammt von der Korrespondenz zwischen Gehalt und Form, ließ uns nicht von der Leine und ließ uns sicherlich die eine oder andere Text-Hürde nehmen. Der späte Kommentar dann wirklich nur eine stark reduzierte Version unserer Diskussion. Daher nun von mir ein wenig mehr:
Der Titel hatte mich gleich nach dem Einstellen angelockt, er ist äußerst interessant und ebenso geheimnisvoll sperrig.
Die ersten Zeilen, konnten mich durchaus gewinnen und ich denke auch ohne Spoiler auf einen richtigen Weg führen.
Bei der Stelle "verlieren sich reminiszenzen" hat mich der Text dann auch etwas verloren. Es folgten dann so Worte (auf einer allgemeinen Abstraktionsebene) wie: chaotischem /erdachtem /unverständnis /ungelebtem /hoffnungen /hektografierte hülsen /unentschlüsselbarem.
In diesem Textteil entsteht für mich eine so große Distanz (vielleicht gewollt), dass mich zwar eine vage Botschaft (aber nur über den Kopf), aber keinerlei Textton oder Nähe erreicht.
Die letzten vier Zeilen holen mich dann wieder heran an den Text.
"hektografierte Hülsen und unentschlüsselbar" beschreibt ganz gut die Beschaffenheit dieses Mittelteils.
Herbert, auch wenn unser nächtlicher Kommentar das vielleicht nicht ganz herüber bringt, wir hatten eine wirklich gute Auseinandersetzung und Diskussion mit diesem Text.
Liebe Grüße Aranka
_________________ "Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)
„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke) |
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Cora Gänsefüßchen
C
Beiträge: 26 Wohnort: Berlin
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C 22.06.2014 17:10
von Cora
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Hallo Herbert H.,
für mich ist das ein Text, der versucht, den offenbaren Gesellschaftszustand in der zahnlosen Pose der Klage und des Protestes an- und auszusprechen. Wirklichen Protest kann ich hier nicht entdecken, es ist eine Stilübung, über die man sich gut streiten kann, mehr leider nicht - das traurige Bild einer Gesellschaft einen Schritt vorm Abgrund. Lyrische Substanz hat der Text für mich nicht, sondern gehört in den Bereich der neoavantgardistischen Versuche, die es zu allen Zeiten gab und die sich in der Lyrik bisher noch nie durchgesetzt haben. Es ist ja nicht dein erster Versuch, eine Sprache zu finden, mit der du bei bestimmten Lesern "ankommst", etwas für "Spezialisten", die sich ihre Hosen mit der Kneifzange anziehen. Wobei ich nichts gegen "modernes" Schreiben habe, aber im Wort "modern" ist auch der Begriff "Mode" enthalten. Dies sollte bedacht werden.
Noch etwas zum Titel: Dieser Titel versucht Aufmerksamkeit zu erregen, und das ist ihm sicherlich gelungen, sagt aber sonst für mich nichts aus - wie jedes gewaltsame Aufmerksamkeitserheischen ohne Substanz.
Schöne Grüße, Cora
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HerbertH Klammeraffe
Beiträge: 544 Wohnort: terra sol III
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22.06.2014 17:45
von HerbertH
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Liebe Aranka,
zunächst mal vielen Dank für Deine/Eure intensive Beschäftigung mit diesem Text!
So wie ich es einschätze, bereitet der Teil
Zitat: | unverständnis breitet schwämme von ungekanntem
dämpfend über marode hoffnungen ungelebten
verständnisses in hektografierten hülsen
von ungehörtem unentschlüsselbaren |
Verständnisschwierigkeiten. Der "un"-Teil, wie ich ihn für mich nenne. Er ist offensichtlich selbstbezüglich, redet ja vom "unentschlüsselbaren", vom "unverständnis". Er redet aber auch von "Hoffnungen" auf "verständnis". Ich sehe ihn als Versuch einer Abbildung bestimmter unscharfer Prozesse, mit denen das Hirn sich bei einem Übermaß an Äthanol konfrontiert sieht, das jedoch die Verstandestätigkeit so dämpft und hemmt, dass eben diesem Hirn, das noch verstehen will, alles unverständlich bleiben muss.
Es geht in diesem Text um ein Erschrecken, ein Angst um einen Dichter, der in bestimmten Beiträgen schon sehr gezeichnet war von seiner Sucht. Er hat den Text noch gelesen und kommentiert.
Der Titel ist erst nach längerer Zeit der Diskussion dazugekommen. Er relativiert die Betroffenheit und bringt eine andere Ebene zusätzlich in das Gedicht.
In der Tat geht es "um alkoholbedingte Aushöhlung der Psyche und des Körpers".
Liebe Grüße
Herbert
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HerbertH Klammeraffe
Beiträge: 544 Wohnort: terra sol III
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22.06.2014 17:58
von HerbertH
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Liebe Cora,
Du scheinst hier Bezug zu nehmen auf eine Diskussion in einem anderen Forum über "Krieg Dich", das ich auch hier eingestellt habe:
Dass ich mit Sprache auch experimentiere, gebe ich gerne zu. Das dabei nur Texte herauskommen, die man mit der Kneifzange anzieht - das ist _Deine_ Meinung, der ich natürlich widerspreche
Zu der Entstehung des Titels habe ich eben schon einiges in der Antwort an Aranka geschrieben. Das passt nicht zu Deiner These, wie der Titel entstanden ist.
Warum Du so scharf und unsachlich gegen mich zu Felde ziehst, weiss ich leider nicht. Ich bin ein gutmütiger Mensch. Aber bitte arbeite nicht weiterhin bei Kommentaren mit haltlosen Unterstellungen und persönlichen Angriffen.
Grüße nach Berlin
Herbert
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