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Der schnurrende Stein und das sture Kameraschild


 
 
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Tintenfass
Geschlecht:weiblichSchneckenpost
T

Alter: 29
Beiträge: 14
Wohnort: Nimmerland


T
Beitrag19.06.2014 09:03
Der schnurrende Stein und das sture Kameraschild
von Tintenfass
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hier also meine beiden ersten Schreibversuche. Sie sind nun wirklich keine Meisterwerke, aber ich hatte Spaß an ihnen.

Der schnurrende Stein:
Zehn Meter von meiner Haustür entfernt, genau ihr gegenüber, liegt ein Stein.
Dieser Stein geht mir bis zum Knie, obwohl er mir, bis vor ein paar Jahren noch, bis zur Hüfte reichte.
Er muss geschrumpft sein, aber ich sage es ihm nicht.
Ich möchte nicht seinen Stolz verletzen und Steine sind nun mal so schrecklich stolz.
Mein Stein passt immer auf mein Haus auf, während ich weg bin und verlässt dabei nie seinen Posten. Dafür bin ich ihm sehr dankbar. Deswegen kraule ich ihn ab und zu an seinem Moosbewachsenen Hinterkopf. Manchmal bringe ich ihm auch einen Kieselstein mit, den ich ihm zu Füßen lege.
Er sammelt sie nämlich.
Ein paar lagen bereits bei ihm, als ich ihn das erste Mal besuchen kam und mich ihm vorstellte. Meinen Namen konnte ich noch nicht aussprechen, trotzdem hat er ihn sicher verstanden.
Weil er mir nicht antwortete, hielt ich ihn zunächst für arrogant, doch mit der Zeit merkte ich, dass das einfach seine Art war.
Mein Stein war schweigsam.
Nur hin und wieder, wenn die Nachbarskatze sich auf ihn legt, höre ich ihn leise Schnurren. Er scheint sie zu mögen.
Sollte ich jemals umziehen, werde ich ihn vermutlich hier lassen. Junge Liebe soll man nicht trennen.


Das Kameraschild:
In einem großen Einkaufsladen, der nicht erwähnt werden möchte, oder zumindest hat er nicht gesagt, dass er erwähnt werden möchte.
Nicht, dass ich ihn gefragt hätte.
Jedenfalls in diesem Laden hängt ein Schild:
>>Dieser Laden wird Videoüberwacht!<<
Für die meisten Menschen bedeutet dieses Schild, dass sie erwischt werden, sollten sie etwas stehlen.
Für mich hingegen bedeutete es, dass ich mir den Fleischrest vom Krustenbratenbrötchen, welches ich soeben gegessen hatte, nicht mit dem Fingernagel aus dem Zahnzwischenraum pulen durfte.
Normalerweise hätte ich das auch nicht getan, sondern die Angelegenheit unbemerkt mit der Zunge erledigt. Dafür ist sie schließlich da.
Aber dieser Fleischrest war hartnäckig und ließ sich nicht von meinem Lieblingsorgan entfernen.
Manche Leute meinen die Zunge wäre kein Organ. Meine Meinung:
Doch!
Ich stehe also da und starre verärgert dieses Schild an.
Über die Kameras ärgere ich mich nicht.
Die wären mir ohne Schild nicht aufgefallen und ich hätte nicht gewusst, dass ich beobachtet werde.
Natürlich hätte ich das Schild ignorieren können, aber die meisten sind unheimlich aufdringlich. Ich hätte es bitten können kurz die Kameras zu verdecken, aber das hätte es eh nicht getan. Im Gegenteil, so was provozierte nur Streit.
Und habt ihr euch schon mal mit einem Schild gestritten?
Viele Leute tun das, obwohl sie nie eine Antwort bekommen.
Doch die traurige Wahrheit ist nun mal:
Es ist Zeitverschwendung.
Sie sind zu stur.
Ich wünschte es wäre nicht da gehangen und ich hätte nichts von den Kameras gewusst.
Dann hätte ich in Sekundenschnelle den Fleischrest entfernt, der Wachmann hätte sich angewidert abgewandt, was ich aber nie erfahren hätte und der kleine Junge zehn Schritte links von mir, wäre nicht dabei ertappt worden, wie er einen Schokoriegel in seine Tasche stopfte.


Naja... Embarassed



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Stefanie
Reißwolf


Beiträge: 1735



Beitrag19.06.2014 10:37

von Stefanie
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Mir gefallen beide Geschichten sehr gut, vor allem dieses surreale darin.
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MartinD
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 524
Wohnort: Zwei Stunden zum Meer


Beitrag19.06.2014 11:24

von MartinD
Antworten mit Zitat

Schöne Geschichten, gefallen mir ausgesprochen gut!
Still, versponnen mit iner ganz eigen Art von Romantik und Sehnsucht.

Was mir auffällt, sind Zeitschwankungen und ein paar handwerkliche Dinge. Wenn du Interesse hast, dann kann ich sie dir konkret markieren/kommentieren.

Liebe Grüße
Martin


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Tintenfass
Geschlecht:weiblichSchneckenpost
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Alter: 29
Beiträge: 14
Wohnort: Nimmerland


T
Beitrag19.06.2014 12:25
Antwort
von Tintenfass
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Hey!
Danke euch beiden für die Kommentare.
MartinD wenn du mir die Fehler markieren und kommentieren könntest wäre das echt nett, danke!
mfg
Tintenfass


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MartinD
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 524
Wohnort: Zwei Stunden zum Meer


Beitrag19.06.2014 13:28
Re: Antwort
von MartinD
Antworten mit Zitat

Tintenfass hat Folgendes geschrieben:
... wenn du mir die Fehler markieren und kommentieren könntest ...
Fehler ist ein zu hartes Wort. Weißt du, für mich wandelt sich Geschriebenes sofort in Bilder um. Wenn diese Bilder dann irgendwo einen Bruch haben - vielleicht auch nur für mich - dann fällt mir das eben auf. Also ...

zu ›Der schnurrende Stein‹:

Zehn Meter von meiner Haustür entfernt, genau ihr gegenüber, liegt ein Stein.
Das ist zwar grammatisch korrekt, lässt mich aber trotzdem kurz stolpern. Entweder würde ich das ›ihr‹ herausnehmen oder den Satz z.B. so ändern:
Zehn Meter entfernt, genau gegenüber meiner Haustür, liegt ein Stein.
Wirkt für mich flüssiger.

... nun mal so schrecklich stolz.

Mein Stein passt immer auf mein Haus auf
Vielleicht verlässlich statt immer? Immer ist so gewöhnlich.

... einen Kieselstein mit, den ich ihm zu Füßen lege. Er sammelt sie nämlich.
Das passt im Bezug nicht zusammen. Wenn du schriebst ›Er sammelte nämlich Kieselsteine‹, dann stimmt es einerseits und die Wiederholung bringt ein wenig zusätzliche Spannung rein

Ja und schließlich die Zeiten. Üblicherweise sollte man sich entscheiden und nicht zu sehr hin- und herhüpfen damit. Ist im konkreten Fall eine kleine Herausforderung.
Bis Er sammelt sie nämlich. bist du im Präsens. Dann gehst du in die Vergangenheit, was klar ist, denn das war ja einmal. Aber dann passt es nicht mehr:
Weil er mir nicht antwortete, hielt ich ihn zunächst für arrogant, doch mit der Zeit merkte ich, dass das einfach seine Art war. Mein Stein war schweigsam.
Er antwortet auch heute nicht und er ist wohl auch heute noch schweigsam. Also würde ich das so schreiben:
Weil er mir nicht antwortet, hielt ich ihn zunächst für arrogant, doch mit der Zeit merkte ich, dass das einfach seine Art ist.
Mein Stein ist schweigsam.

Ich weiß, dass evtl. Zeitenfanatiker auf den Plan ruft und üblicherweise bin ich auch für eine zeitliche Konsequenz. Hier sehe ich es deshalb anders, weil es eine ganz kurze Geschichte ist, in der man durchaus bewusst etwas vom Leser fordern kann. So wie bei Lyrik.


zu ›Das Kameraschild‹:
Hauptsächlich wieder eine Zeitgeschichte Wink
bis ... sollten sie etwas stehlen. bist du im Präsens. Und dann kippst du plötzlich in die Vergangenheit. Abgesehen davon, dass das nicht zusammenpasst, nimmt es der Geschichte viel an Oberflächenspannung, wenn du weißt, was ich meine. Hier als Beispiel, wie ich diesen mittleren Teil schreiben würde:

Für mich hingegen bedeutet es, dass ich mir den Fleischrest vom Krustenbratenbrötchen, welches ich soeben gegessen habe, nicht mit dem Fingernagel aus dem Zahnzwischenraum pulen darf.
Normalerweise würde ich das auch nicht tun, sondern die Angelegenheit unbemerkt mit der Zunge erledigen. Dafür ist sie schließlich da.
Aber dieser Fleischrest ist hartnäckig und lässt sich nicht von meinem Lieblingsorgan entfernen.
Manche Leute meinen die Zunge wäre kein Organ. Meine Meinung:
Doch!
...
Die würden mir ohne Schild nicht auffallen und ich wüsste nicht, dass ich beobachtet werde.
Natürlich könnte ich das Schild ignorieren, aber die meisten sind unheimlich es ist so unglaublich aufdringlich. Ich könnte es bitten,  kurz die Kameras zu verdecken, aber das würde es eh nicht tun. Im Gegenteil, so was provoziert nur Streit.
...
Ich wünschte es würde nicht da hängen und ich wüsste nichts von den Kameras.
Dann würde ich in Sekundenschnelle den Fleischrest entfernen, der Wachmann würde sich angewidert abwenden, was ich aber nie erfahren würde und der kleine Junge zehn Schritte links von mir, würde nicht dabei ertappt werden, wie er einen Schokoriegel in seine Tasche stopft.


Viele Grüße
Martin


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Tintenfass
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Alter: 29
Beiträge: 14
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Beitrag19.06.2014 14:32
Antwort
von Tintenfass
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Hey!
Danke, Martin!
Die Verbesserungsvorschläge werde ich bestimmt auch gut noch für andere Geschichten umsetzen können. Ich glaube ich habe mit den Zeiten generell ein kleines Problem...
Ich werde den Text beim nächsten Mal korrigieren.
Eine Weile wird es für mich erst Mal kein Internet geben, aber spätestens am 11.August kann ich wiederkommen.
mfg
Tintenfass[/i]


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MartinD
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Beiträge: 524
Wohnort: Zwei Stunden zum Meer


Beitrag19.06.2014 14:34
Re: Antwort
von MartinD
Antworten mit Zitat

Tintenfass hat Folgendes geschrieben:
Eine Weile wird es für mich erst Mal kein Internet geben, aber spätestens am 11.August kann ich wiederkommen.

Auf Tour?


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Tintenfass
Geschlecht:weiblichSchneckenpost
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Alter: 29
Beiträge: 14
Wohnort: Nimmerland


T
Beitrag19.06.2014 15:00
Antwort
von Tintenfass
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Tja, ich reise mit dem Zirkus also kann man das wohl schon sagen. Da bekomme ich nicht immer Internet, nur hier im Haus meiner Oma.
mfg
Tintenfass


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Constantine
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Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag19.06.2014 16:09

von Constantine
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Liebes Tintenfass,

Herzlich Willkommen im Forum und vielen Dank für deine beiden kurzen Geschichten. Martin hat dir bereits einige sinnvolle und hilfreiche Verbesserungsvorschläge genannt.
Ich möchte nur meinen Eindruck dalassen:
Deine beiden Geschichten sind mir sehr sympathisch, vor allem gefällt mir "Der schnurrende Stein". Das Naive, oder besser, das Unschuldige, Verträumte, aus den Augen eines Kindes, hast du sehr schön eingefangen und machst aus einer alltäglichen Beobachtung einen magischen Moment.
Sehr gerne gelesen. Vielen Dank!

Du hättest deine beiden Geschichten auch in den Einstandsbereich stellen können. Falls du das möchtest, könntest du einen Moderator darum bitten.

LG,
Constantine
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