Bluestexte (2) Hart Wand

[appo]

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[Aranka]

Hallo Appo,

ich fand jetzt mal ganz mutig irgendwo an. Du erzählst hier die Geschichte eines „weißen Blues-Musikers“, erzählst eine interessante Episode. Ich weiß nicht genau, auf wen du anspielst: spielt aber auch nur bedingt eine Rolle.

Der weißeste ist sicher Johnny Winter, aber auch der Beste? Da ist noch Stevie Ray Vaughan, vielleicht der Beste? Aber keiner hat die Musik so revolutioniert wie Hendrix (für mich). Er hat den Blues gespielt wie keiner vor ihm und keiner danach.
Aber ob er in deine Episode passt, weiß ich nicht. Aber sie alle tauchen bei deinem Text in meinem Kopf auf und vielleicht auch alle die heutigen, die daran weiter experimentieren. Daher würde ich deinen Text gerne öffnen, so dass er neben der konkreten Situation (Episode) auch eine Weitung ins jetzt ermöglicht.
Ich versuche es, indem ich Passagen ins Präsens hole: das kann man einmal so lesen, als sähe der „Erzähler“ es direkt vor sich, ebenso bleibt es offen, ob das DU auch ein DU im Erzähler ist, das er mit diesem Musiker vergleicht. (Außerdem ist das Perfekt und Plusquamperfekt eine schlechte Zeit für einen gesamten Text. Ziemlich steif, die zusammengesetzten Zeitformen. Ich konnte sie so etwas reduzieren.)

Noch eine Formalie: Du schreibst den Zeilenanfang generell groß. Klar kann man machen in der Lyrik. Aber zu diesem prosanahen Stil passt es eigentlich nicht.

Ich stelle mal eine veränderte Version ein, die ganz nah an deiner bleibt: ändere mal nichts an den Worten, außer „Copyright-Büro“, das liegt sperrig im Text. Ich habe jetzt Verleger genommen, vielleicht hast du ein anderes parat. Ich lese es wie einen Dialog mit dem LI (außerhalb des Textes) und diesem Musiker:


Hart: Du bist ein Weißer -
hast den ersten Blues aufgeschrieben.
Noten auf Papier. Echt hart.

Gut: Du hörtest genau hin
was die Schwarzen in der City so sagten
und irgendwann hattest du deine eigene
kleine Melodie.

Als du sie im Hinterzimmer
vom Laden deines Vaters übst
kommt ein schwarzer Dienstbote vorbei
stützt sich auf seinen Besen und sagt:
That gives me the blues to go back to Dallas.

Auch das hast du aufgeschrieben
und in goldener Schrift
auf den Einband der Noten
drucken lassen.

Bald hast du so viele Bestellungen
dass du nicht dazu kommst
dem Verleger ein Exemplar zu schicken.

Nach diesem Song
dem Urvater einer ganzen Ära
Urvater des Rock ´n´ Roll
und allem was dann noch kam:
nach diesem Song

packst du deine Violine
in den Schrank
und wirst Schreibwarenfabrikant.

Appo, ich habe jetzt keine Ahnung, ob es noch deiner Vorstellung im Rhythmus entspricht und ob du mit dem Zeitwechsel etwas anfangen kannst. Es war nur so eine Idee.

Generell gefällt mir diese Geschichte und auch die Idee, sie zu erzähen. Es ließe sich halt noch ein wenig dran schleifen.

Liebe Grüße Aranka

[appo]

Hallo Aranka,
mutig sein ist  immer gut:-)

Im Stillen habe ich es befürchtet, dass der Titel des Prosagedichts leicht übersehen bzw. seine Bedeutung nicht erkannt werden könnte.
Hart Wand ist der Name des weißen Bluesmusikers, der eines der ersten auch so benannten 12-Takt-Bluesstücke (auf)geschrieben und veröffentlicht hat, Im März 1912, den Dallas Blues. In einigen Büchern zum Thema wird gesagt, es sei das erste. Ich habe den Vornamen Wands mit in die erste Zeile genommen,  dort wiederholt, um  deutlich zu machen, um wen es geht, aber es scheint so, als würde dies noch mehr verwirren. Aber wie du siehst, es ist wesentlich, wen ich meine, jemanden ganz Konkretes, der ohne es zu wollen, ein kleines Stück moderner Musikgeschichte geschrieben hat.
Deshalb auch die Perfektformen im Text. Es ist sicher ein Gedanke, ob sich die Episode, auch wenn sie einen interessanten Moment in der Musikhistorie aufgreift, nicht im Präsens erzählen lässt. Deine Fassung wirkt flüssiger und lyrischer dadurch. Danke fürs Durchschauen.
Die Großschreibung am Anfang macht mein Computer. Ich fand es interessant und dachte, mal sehen, was ihr sagt. Aber nun denke ich, du hast recht, nehme es wieder raus.
Es ist schön, dass meine Zeilen dich an die eine oder andere Gitarrengröße denken lassen. Es geht nichts über Hendrix. Von dem haben wir auch was im Programm. Stevie Ray Vaughan hat, wenn ich mich recht erinnere, in einem Film mal den Teufel gespielt, der sich mit einem jungen Gitarristen duelliert.
Vielleicht sei noch angemerkt, dass dies ein Text aus einer alten Schublade stammt, so wie einige andere Miniaturen zum Thema Blues, mit denen ich mich gerade wieder anfreunde.
Morgen mache ich mich ans Ãœberarbeiten.

Gruß vom Blues
appo

[appo]

Hart Wand hat den Dallas-Blues

Hart, anno 1912
im väterlichen Laden, dunkles Hinterzimmer
schreibst du den ersten Blues

Im Rücken das weiße Tupfenmeer
der Baumwollfelder, vor dir die Downtown
mit dem Sound der Schwarzen
Dort erwacht der Blues

Hart, du bist ein Weißer
doch du trinkst bald
eine eigene dunkle Melodie
Deine Geige singt den Blues

Dein schwarzer Dienstbote
stützt sich auf seinen Besen
schaut dich an und sagt:
That gives me the blues
to go back to Dallas

Auch das schreibst du auf, Hart
goldene Schrift, dunkelblauer Einband
Bald hast du so viele Bestellungen
dass dir das Copyright egal ist

Und nach diesem Song, Hart
dem Urvater einer ganzen Ära
der auch der Urvater des Rock´n´Roll ist
und allem was dann noch kam

nach diesem Song, Hart
hast du deine Violine
in den Schrank gestellt
und bist Schreibwarenfabrikant geworden



Ein paar Rückmeldungen wären schön. Danke.

[finis]

Lieber appo,

Die neue Version gefällt mir sehr; ist auch für mich Unwissende verständlich...
Auch die Aufteilung in Strophen hat sich, glaube ich, gelohnt, der gedankliche Aufbau wird für mich so klarer.

Packende Story in prägnanten, knappen Szenen. Danke, dass ich lesen durfte.
Liebe Grüße
finis

[appo]

[BlueNote]

Gute Umsetzung der historischen Vorlage.

[Aranka]

Hallo Appo,

nur ganz kurz, die neue Fassung gefällt mir gut. Jetzt ist die Geschichte erkennbar.

Liebe Grüße Aranka

[appo]

Hallo BlueNote

Vielen Dank für die Rückmeldung. I hope it´s "Blues yo can use"

Moin Aranka,

danke für´s Nochmalreinschauen. Hilft weiter.

Schönen Tag Euch beiden.

appo