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das dunkel


 
 
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nilswundertsich
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 32
Beiträge: 101

Ei 7


Beitrag22.04.2014 02:04
das dunkel
von nilswundertsich
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Neue Version »

Ich weiß noch nicht ganz, was ich mit diesem Gedicht werden soll. Finde es zwar wegen einiger Fomulierungen gut, kann aber nicht ganz beurteilen, was ihm fehlt.

das dunkel, unentwegt bewegt,
ruft unerklärlich leise seine
abgewrackten diener
vor meine augen,
damit sie sich für mich winden.

manchmal heben sie mich mit
krallenhänden in die
weite,
weiten alles um mich
ins unermesslich endliche.

das dunkel liebt mich oft,
schließt mich ein in
nächte voller fabeln
in seiner hosentasche,
und sie alle sitzen um das
feuer deiner augen,
das statt in dir jetzt
in der tonne brennt.
die nacht macht süchtig,
manchmal sogar nach dem tag.

und ich strample den traum
aus meinen nervensträngen
heraus, zähle laut bis vier,
überlasse es dem galgenhunger
der ewig gleichen nachtgestalten,
das dunkel, voluminöses nichts.
am morgen fällt mir ein:
ich wollte es lauthals anrufen,
aber es war besetzt.



_________________
Du, Hase?, sagte der Bär. Bist du auch so müde?
Ja, sagte der Hase. Lass uns schlafen gehen.
Und Hase und Bär schliefen bis an ihr Lebensende.
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Stimmgabel
Geschlecht:männlichPapiertiger


Beiträge: 4370
Wohnort: vor allem da
Bronzener Sturmschaden Der goldene Spiegel - Lyrik (2)



Beitrag22.04.2014 05:34
Re: das dunkel
von Stimmgabel
Antworten mit Zitat

-


das dunkel, unentwegt bewegt,
ruft unerklärlich leise seine
abgewrackten diener ............... <-- wer sind diese "abgewrackten diener"??? das LI ??? die Nachtgestalten-Geister???
vor meine augen,
damit sie sich für mich winden.

manchmal heben sie mich mit
krallenhänden in die
weite,
weiten alles um mich
ins unermesslich endliche. ... <-- quasi eine sinnleere Illusion??? die sich selbst beendet?

das dunkel liebt mich oft,
schließt mich ein in
nächte voller fabeln
in seiner hosentasche,
und sie alle sitzen um das .... <-- wer sind diese "sie alle" ???
feuer deiner augen,
das statt in dir jetzt ............. <-- wer ist dieses "dir" ???
in der tonne brennt.
die nacht macht süchtig,
manchmal sogar nach dem tag.

und ich strample den traum
aus meinen nervensträngen
heraus, zähle laut bis vier,
überlasse es dem galgenhunger
der ewig gleichen nachtgestalten,
das dunkel, voluminöses nichts. ......... <-- was ist das???  Wink
am morgen fällt mir ein:
ich wollte es lauthals anrufen, .......... <- wer ist dieses "es" ???
aber es war besetzt.[/quote]

--------------------------------------------------------


Hallo nilswundertsich,


habe hier doch große Probleme, den Aussagewert des Gedichts anzuerahnen. Warum?

Diese permanenten perspektivischen Personal/Gedankenwechsel von Li und(zu) diesem Gebilde "Nacht/Dunkel" verwirren mich doch sehr.

Geht's hier um ein Li, das aus der Tag-hell Wirklichkeit (also das IST-Dasein) versucht zu entfliehen - versucht in der Schattenwelt (Dunkel/Nacht) eine Ersatzwelt zu entdecken, zu finden? / Als würde diese Dunkelwelt Leben und Feuer bereitstellen;

das dunkel liebt mich oft,
schließt mich ein in
nächte voller fabeln
in seiner hosentasche,


feuer deiner augen,

als bemerkte Li schon nicht mehr, dass es hier einzig sich selbst diese Lugreise inszeniert,

um aber dann doch festzustellen, dass es sich um einen IRR-Traum handelt, den es locker abschütteln kann

und ich strample den traum
aus meinen nervensträngen
heraus, zähle laut bis vier,
überlasse es dem



um aber dann doch wieder (wie magnetisiert angezogen) in diese Dunkel-Ebene reinschlüpfen will - zugleich festellen muss, dass ihm nun diese Welt versperrt ist????

am morgen fällt mir ein:
ich wollte es lauthals anrufen,
aber es war besetzt.



Wahrscheinlich bin ich hier auf einem ganz falschen Tripp wink


nilswundertsich,
mal so meine Gedanken (Fragen, Unsicherheiten) zum Text - ein Gruß, Stimmgabel ...


-


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Gabel im Mund / nicht so hastig...
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appo
Leseratte


Beiträge: 111
Wohnort: Bremen


Beitrag22.04.2014 09:19

von appo
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Moin Nilswundertsich,

kennst du Carlos Castanedas Buch über luzide Träume (Die Kunst des Träumens)? Es ist zwar einige Jahre her, das ich es gelesen habe, aber bei deinem Gedicht musste ich sofort daran denken.
Stimmgabel hat auf Zeilen und Begriffe hingewiesen, die ihm unklar erscheinen. Und ich merke mal wieder, dass die Annäherung an ein Gedicht viel mit dem Kauf eines Bassverstärkers zu tun hat. (Das tu ich gerade) Man hört Fachleuten zu, fährt zu weit entfernten Fachhändlern, probiert einige Geräte aus, um sich letztendlich doch recht sublektiv zu entscheiden. De objektiv besten Sound gibt es nicht.
Die Stellen, die Stimmgabel anspricht, finde ich zum Teil gerade gut, denn sie erzeugen eine gewisse Untiefe im Text, die mich zum Nachdenken und Nachspüren anregt.
Aber der Reihe nach:

Mir gefällt, dass du den Titel fettgedruckt in die erste Reihe setzt.

Ich sehhe ein LI, dass zwischen Schlafen und Wachen seine Erfahrungen macht (vielleicht eine ganz profane jEinschlafszene), Gestalten im Dunkel erahnt und hört, wie sie ihm Geschichten flüstern.Das klingt nach Kindheitserfahrung. Ich arbeite mit Kindern und benutzte manchmal eine Bildergeschichte, in der ein Mädchen einen Gest im Dunklen sieht, der sich später als der Schatten einer Ansammlung von Gegenständen entpuppt. Die Kinder lieben diese Geschichte.
Und wo werden, wurde diese Geschichten zwischen Schlafen und Wachen, jene die eher unterm Zwerchfell als im Gehirn aufbewahrt werden, in allen Zeiten erzählt? Hier:


Zitat:
und sie alle sitzen um das
feuer deiner augen,
das statt in dir jetzt
in der tonne brennt.


Für mich das Ursprungsbild aller Geschichten: Einer sitzt am Feuer und erzählt, kommen da nicht alle Geschichten her?

Ein paar Stellen, die mir gut gefallen:
Zitat:
schließt mich ein in
nächte voller fabeln
in seiner hosentasche,

Die Hosentasche beschreibt so gut, um welche Dimensionen es eigentlich geht.

Zitat:
die nacht macht süchtig,
manchmal sogar nach dem tag.


Und zum Schluss das Augenzwinkern:

Zitat:
ich wollte es lauthals anrufen,
aber es war besetzt.


Nils, dein Text verdient noch mehr Beschäftigung, aber die Arbeit lässt sich nicht länger vor der Tür halten.

Gern gelesen! Schönen Tag dir.
appo
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Aranka
Geschlecht:weiblichBücherwurm
A


Beiträge: 3106
Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
Lezepo 2017 Pokapro und Lezepo 2014



A
Beitrag22.04.2014 15:32

von Aranka
Antworten mit Zitat

Hallo Nils,

ein Gedicht, das mich in die Sphäre zwischen Traum und Halbschlaf führt, eine Wirklichkeit mit eigenen Gesetzen und Gestalten. Ich gehöre zu den Lesern, die sich als erstes durch die Textwirkung: sprich Ton und Stimmung einfangen lassen (und diese ist vorhanden) und erst später überprüfen, ob es ggf. störende Stolpersteine gibt (nicht jeder Stein ist ohne Reiz und daher muss nicht jeder Stolperer ausgemerzt werden. ) Ein Blick gilt immer der Sprache, der Konstruktion und ob beides der Textwirklichkeit einen Mehrwert beschert.

Ton und Stimmung und auch die manchmal im Nebel verbleibenden Bilder passen für mich gut. Anderes würde ich schon hinterfragen wollen. Ich gehe mal der reihe nach vor.

Zitat:
das dunkel, unentwegt bewegt,
ruft unerklärlich leise seine
abgewrackten diener
vor meine augen,
damit sie sich für mich winden.


Die Strophe holt mich gleich mitten rein in den Text, umreißt den Textraum, stellt gleich „Gestalten“ hinein. Soweit ganz gut gelungen. Mich hast du schon mal als Leser. Sprachlich ist es mir etwas zu überladen, zu viel Wortgetüme als Beifügung: unentwegt/ unerklärlich/ abgewrackt. Ich bräuchte nicht alle. Das „unerklärlich“ ergibt sich mMn von selbst.

Mir reichte es auch so: (wobei ich das Wort „abgewrackt“ hinterfrage. Meinst du das wirklich?)

das dunkel, unentwegt bewegt,
ruft seine abgewrackten diener      (seine leisen diener ???)
vor meine augen
damit sie sich winden, für mich.

Jetzt hast du mich in diese Textwirklichkeit gestellt und ich bin drin im Hier und Jetzt des Textes. Da sehe ich so Worte wie „manchmal“ „oft“, alle linear ordneneden Worte erst mal skeptisch. Meist nehmen sie die Direktheit. Musst du hallt immer auf die Wirkung hin überprüfen, die du erzielen willst.

Zitat:
manchmal heben sie mich mit
krallenhänden in die
weite,
weiten alles um mich
ins unermesslich endliche.


Nur mal eine andere Variante mit anderen Zeilenbrüchen. Nur als Denkanstoß.

krallenhände
heben mich in die weite
weiten alles um mich
ins unermessliche
endlich.


Zitat:
das dunkel liebt mich oft,
schließt mich ein in
nächte voller fabeln
aus seiner hosentasche,                
und sie alle sitzen um das
feuer deiner augen,
das statt in dir jetzt
in der tonne brennt.
die nacht macht süchtig,
manchmal sogar nach dem tag.


Auch hier sind es die Umbrüche. Die mir nicht alle sinnig erscheinen. Das „deiner“ augen und „seiner“ hosentasche hängt für mich in der Luft. Das LD,  und das LER, wer sind sie?, eine dieser Nachtgestalten. Ich lass mich gerne auf verwackelte Perspektiven ein in einer Traumwelt, aber wenn hier das LI ein „dein“ als bekannt/definiert setzt, dann sollte auch der Leser die Chance haben, dort mitgehen zu können.

das dunkel liebt mich,
schließt mich und dich ein
in nächte voller fabeln
aus ihren hosentaschen              (unseren / den hosentaschen)
und sie alle sitzen um das
feuer deiner augen,
das statt in dir jetzt
in der tonne brennt.

die nacht macht süchtig,
sogar nach dem tag.

Das ist für mich eine sehr schöne Strophe, das Feuer-Tonnen-Augen-Bild funktioniert für mich und ist sehr stimmungsvoll. Ich würde hier eine zusätzliche Leerzeile einfügen. Diese zwei Zeilen, die ich jetzt alleine gestellt habe, enthalten für mich eine zentrale Aussage, vielleicht sogar den Schlüssel zum Text.


Zitat:
und ich strample den traum
aus meinen nervensträngen
heraus, zähle laut bis vier,
überlasse es dem galgenhunger
der ewig gleichen nachtgestalten,
das dunkel, voluminöses nichts.


Hier wird es mir dann zu schwammig und beliebig. Jetzt ein „Verlegenheits-Es“. Auch „Galgenhunger“ ist zwar ein schönes Wort, aber das Wortgepäck sollte schon stimmen. Ich weiß nicht, ob ich diese Nachtgestalten bisher so lesen konnte, dass sie „galgen“hunger haben. Macht die Nacht doch süchtig!!! Mmn müsste der Hunger eine andere Beifügung erhalten. So führt mich die zeile in die Irre.
Auch der Anschluss der letzten Zeile wackelt für mich.

Zitat:
am morgen fällt mir ein:
ich wollte es lauthals anrufen,
aber es war besetzt.


Hier wieder dieses ES. Das ist schade, es lässt den Leser zu sehr spüren, dass der Autor nicht weiß, wohin die Zeilen führen sollen. Er greift mir zu oft nach nicht einzuordnenden Pronomen. Du solltest nachdenken, wohin du mit der Tendenz willst und diesen vagen Pronomen eine Ausrichtung geben. (ich kann das jetzt nur mal in meiner Denkrichtung tun, was jedoch gar nicht mit deiner übereinstimmen muss, es ist nur ein Aufzeigen einer möglichen Ausrichtung.
Die letzten drei Zeilen würde ich wieder absetzen. Ein wenig erscheinen sie mir jedoch zu pointisch. Vielleicht bekommst du ein wenig mehr Textbindung hin.

Hier einfach nur ein Versuch.


ich strample den traum
aus meinen nervensträngen
zähle laut bis vier,
überlasse das dunkel, das voluminöse
nichts
dem galgenhunger
der ewig gleichen nachtgestalten.

am morgen fällt mir ein:
ich wollte lauthals rufen,
aber jeder anschluss ist besetzt.

Der Zeitwechsel ist beabsichtigt: Realität / Traum / Realität: Der Anschluss kann der zum Traum sein, aber auch der ins Jetzt. (nur eine Möglichkeit)

Nils, du hast einmal wieder einen Text eingestellt, den es zu lesen lohnt.
Vielleicht kannst du mit meinen Uberlegungen was anfangen, sie sind auf keinen Fall als „bessere Version“ zu verstehen, sollen nur meine Gedanken offen legen.

Liebe Grüße Aranka


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nilswundertsich
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Ei 7


Beitrag22.04.2014 22:12

von nilswundertsich
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Oh, ihr alle. Ich bewundere eure Emsigkeit, mit der ihr den Text ausleuchtet und bin euch sehr dankbar.
Da ich gerade von der Arbeit heimkomme und erstmal flachliege, wollte ich zunächst nur diesen Dank da lassen und mich dem genauen morgen widmen.
Aber eine direkte Frage hätte ich:

@Aranka: "Verlegenheits-Es"... Ich verstehe, was du meinst, ein weiteres Element, auf das ich in Zukunft achten werde, aber: Das "es" bezieht sich im Gedicht immer auf "DAS dunkel" (was du bestimmt so gelesen hast). Man spricht ja auch nicht vom "Verlegenheits-Sie/Er", es ist einfach nur dem Artikel geschuldet, dass dieses blöde "Es" da steht.
Was wäre denn deine Alternative? Ich hab gekramt und konnte keine finden.

Einen schönen Abend euch,
ihr kritikwütigen Federführer,
es ist mir eine Ehre!


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Aranka
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A
Beitrag23.04.2014 13:57

von Aranka
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Nils, nur ganz kurz: ich habe das "es" in der letzten Strophe nicht auf "das dunkel" bezogen. Das wurde zuletzt zu Beginn der zweiten Strophe benannt, dazwischen lagen etliche neue mögliche Bezugspunkte. Vielleicht schaffen andere das besser.

und ich strample den traum
aus meinen nervensträngen
heraus, zähle laut bis vier,
überlasse das dunkel dem galgenhunger
der ewig gleichen nachtgestalten.

am morgen fällt mir ein:
ich wollte es lauthals anrufen,
aber es war besetzt.

Vielleicht geht es ja so?

Gruß Aranka


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nilswundertsich
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Ei 7


Beitrag23.04.2014 15:25

von nilswundertsich
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Liebe Aranka,
vielen Dank. Die Lösung des Problems kann manchmal so einfach sein smile
Bis demnächst!


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nilswundertsich
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Ei 7


Beitrag25.04.2014 00:32

von nilswundertsich
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So, noch einmal vielen Dank an alle. Ursprünglich wollte ich auch auf jeden von euch einzeln eingehen, aber im Endeffekt ist es besser für mich, wenn ich euch gleich die neue Version zeige. Ansonsten beginne ich wieder, mich zu rechtfertigen, und im Endeffekt könnt ihr immer mehr über meinen Text sagen als ich selbst. Mir hilft das sehr dabei, mich bei einem Text auf die innere Aussage zu konzentrieren, da ich gerne mal auch verfranse, weil ich mehr Spaß daran habe, gezielt Stolpersteine und Perspektivwechsel zu setzen, dabei aber oft die Gesamtwirkung vergesse. Also, hier ein neuer Entwurf. Habe allerdings das LDu noch im Dunklen gelassen (muha), da ich keinen Weg gefunden habe, ihm auf spannende Art und Weise eine Identität zu geben. So kann das LDu eben eine beliebige Person sein, die das LI im Traum erkennt. Hat man ja meist, dass man unmittelbar jemand bekanntes im Traum sieht.

das dunkel,
unentwegt bewegt,
ruft leise seine diener,
dort, vor meinen augen,
und sie winden sich für mich,

sie heben mich mit
krallenhänden in die
weite,
weiten alles um mich
ins unermesslich
endliche.

das dunkel liebt mich,
schließt mich ein in
nächte voller fabeln
aus seiner hosentasche,
und alle sitzen um das
feuer deiner augen,
das statt in mir jetzt
in der tonne brennt.
wir atmen zusammen,

wir verschwinden zusammen,
ich strample den traum
aus meinen nervensträngen
heraus, zähle laut bis vier,
überlasse das dunkel dem aufgangshunger
der ewig gleichen,
letzten nachtgestalten.

die nacht macht süchtig,
manchmal sogar nach dem tag.

am morgen,
licht wäscht mir den kopf,
stellt mich um auf leben,
da fällt mir ein: das dunkel.
ich wollte es lauthals anrufen,
aber es war besetzt.


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lilli.vostry
Wortschmiedin


Beiträge: 1219
Wohnort: Dresden


Beitrag28.04.2014 00:02
aw:dasdunkel
von lilli.vostry
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Hallo Nilswundertsich,

ich finde Deine neue Gedichtfassung nicht wesentlich klarer als die erste.
Außerdem erschließt sich mir die Aussageabsicht, worauf LI hinaus will - außer dass bei Tagesanbruch die Nachtgestalten entschwinden und der Tag nicht immer besser/heller ist - immer noch nicht.

Es beginnt schon beim recht pauschalen Titel: d a s Dunkel. Ales ob es nur eines, allumfassendes gäbe und nicht immer wieder andere, neue (bei Tag wie Nacht, auf die sich das Dunkel als Metapher gesehen ja nicht unbedingt beschränkt...)

Das jetzige Ende finde ich ziemlich banal, auch nicht pointiert.

Sprachlich ist mir folgendes aufgefallen und würde wie folgt ändern:
Zunächst die Kommata und Punkte streichen, sonst müsste nach denen ja groß begonnen werden oder?

"dort (überflüssig) vor meine(n) Augen"

Unklar ist mir folgende Aussage: "weiten alles um mich/ins unermesslich endliche" - das klingt paradox, gewollt? Grenzenlose Weite mit dem Wissen um die eigene zeitliche Endlichkeit...

Wer ist "alle"? (die Fabeln? Oder die Nachtgestalten?) wird nicht deutlich.
Ebenso wenig wer "wir (?) atmen zusammen/wir verschwinden zusammen..."  - Es bleibt zu sehr im Dunkeln, welcher Art diese Nacht-/Traumgestalten sind; so wird für mich als Leser auch nicht nachvollziebar warum das Dunkel LI liebt...
Was zieht es denn dorthin, was sucht oder hofft es dort zu finden? Das frage ich mich beim Lesen.
 
Statt "Galgenhunger" heißt es nun "Aufgangshunger" (? aufgehen worin oder wohin? Oder Auflösung in Nichts? bleibt nebulös) der ewig gleichen letzten Nachtgestalten." - wenn LI das so genau weiß, warum bleiben sie dann so im Dunklen, nicht mal ummrissen um eine Vorstellung von ihnen zu erahnen?

"Licht wäscht mir den Kopf..." - ein schiefes Bild

"Da (überflüssig) fällt mir ein: das Dunkel (wieder so pauschal, als sei es etwas Starres, Feststehendes) ich wollte es lauthals (überflüssig) (an)rufen, aber es war besetzt." Was sich dahinter verbirgt, verstehe ich auch nicht.

Nils, Du siehst bei mir bleiben hier viele Fragen offen, schade, denn ich mag Nacht- und Traumgedichte, auch rätselhafte sehr; doch ein paar Anhaltspunkte zum Hineinbegeben und Weiterspinnen brauche ich schon.

Gute Nacht Grüße,
Lilli


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nilswundertsich
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 32
Beiträge: 101

Ei 7


Beitrag28.04.2014 22:21

von nilswundertsich
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Liebe Lilli,

erstmal danke für deine wieder ehrliche Kritik. Sie hat mich sehr zum Nachdenken darüber gebracht, was ich in und mit einem Gedicht bewirken möchte. Deine Kritikpunkte sehe ich teilweise auch, bzw. finde ich es gut, dass du auf eine "entschlüsseltere" Variante des Gedichtes pochst. Bei anderen wiederum habe ich das Gefühl, dass unsere Auffassungen davon, wie ein Gedicht sein soll, einfach auseinander gehen. Darum möchte ich auf deine Kritik nochmal eingehen.

Zitat:
Zunächst die Kommata und Punkte streichen, sonst müsste nach denen ja groß begonnen werden oder?


Ganz entschieden: Nein. Das liegt in meiner Entscheidung, ob ich in einem Gedicht die Groß-Klein-Schreibung beachte oder nicht. Im Gegensatz zu einem strengen Prosatext sind Gedichte meiner Ansicht nach von solchen Regeln befreit, da sie ja eben nicht Prosa in Versform sind sondern eigene sprachliche Gebilde. Ich habe mich eben dazu entschieden, in Gedichten nur noch auf die Kleinschreibung zurück zu greifen. Wenn Worte klein geschrieben sind, sind sie alle gleich, und so habe ich auch weniger Probleme, mit ihnen zu spielen.

Zitat:
Unklar ist mir folgende Aussage: "weiten alles um mich/ins unermesslich endliche" - das klingt paradox, gewollt? Grenzenlose Weite mit dem Wissen um die eigene zeitliche Endlichkeit...


Ja, genau so ist die Aussage gemeint. Dass alles in diesem Moment grenzenlos weit wirkt, das LI sich aber bewusst ist, dass es irgendwann endet, vielleicht auch das LI selbst. Jetzt ist nur die Frage: klingt sie trotzdem so gewollt oder wirkte sie so auf dich, weil du dir unsicher warst, was ich damit meine?

Zitat:
Wer ist "alle"? (die Fabeln? Oder die Nachtgestalten?) wird nicht deutlich.


"alle" sind in dem Fall die Nachtgestalten.
Zitat:

Ebenso wenig wer "wir (?) atmen zusammen/wir verschwinden zusammen..." - Es bleibt zu sehr im Dunkeln, welcher Art diese Nacht-/Traumgestalten sind; so wird für mich als Leser auch nicht nachvollziebar warum das Dunkel LI liebt...


"wir" und "alle" und die Diener sind letzten Endes eigentlich Menschen, die das LI kennt. In meiner neuen Version habe ich versucht, das deutlich zu machen. Im Endeffekt wollte ich das bewusst im Dunkeln lassen, weil ich an manchen Stellen keine Bilder vorschreiben, sondern dem Leser die Gelegenheit geben möchte, diese Bilder mit seinen eigenen Interpretationen zu füllen. Wenn das aber doch dazu führt, dass alles diffus wird, versuche ich, sowas in Zukunft klarer zu machen.

Zitat:
Statt "Galgenhunger" heißt es nun "Aufgangshunger" (? aufgehen worin oder wohin? Oder Auflösung in Nichts? bleibt nebulös)


Ich meinte eigentlich den Sonnenaufgang. Habs in der neuen Version nochmal ersetzt.

Zitat:
"Licht wäscht mir den Kopf..." - ein schiefes Bild


Finde ich ehrlich gesagt nicht. Ich denke da an pralle Sonne durchs Fenster an einem verkaterten Morgen. Da fühlt man sich schon mal, als würde einem ordentlich der Kopf gewaschen. Habe es darum drin gelassen. Vielleicht magst du mir das nochmal erklären.
Zitat:

"Da (überflüssig) fällt mir ein: das Dunkel (wieder so pauschal, als sei es etwas Starres, Feststehendes) ich wollte es lauthals (überflüssig) (an)rufen, aber es war besetzt." Was sich dahinter verbirgt, verstehe ich auch nicht.


Also erstmal ist es ja ein Wortspiel mit "anrufen" wie in telefonieren und "anrufen" wie in "Anrufung des großen Bären". "besetzt" kann einerseits dann das Telefon sein, andererseits spricht man gerne auch von besetzten Themen. Dahinter verbirgt sich also, dass das Dunkel als solches ein weithin ausgeschlachtetes Thema ist, somit eigentlich schon besetzt. Das LI findet sich am nächsten Morgen im Bett und merkt, dass es nicht das erlebt hat, was es erleben wollte. Die Nacht ist oft mehr Kurzweil als die Magie, die aus ihr manchmal gemacht wird. Darum ist dieses Dunkel auch so eines, bei dem nicht ganz klar ist, warum man sich zu ihm hingezogen fühlt, gibt es einem doch nichts, was man nicht ohnehin schon kennen würde, was nicht ohnehin schon tausendmal beschrieben wurde. Es soll auch am Ende eine selbstironische Pointe sein, die sagt, dass auch dieses Gedicht nur ein weiteres von vielen ist. Blah. Ich hoffe, so ist das einigermaßen verständlich erklärt.

Insgesamt war meine Absicht, eine Ambivalenz zu erhalten zwischen "hingezogen" und "abgestoßen". Dieses Dunkel (weswegen es auch direkt DAS dunkel ist) ist ein eigenes, eines, das in der Nacht da ist, aber auch am Tag in der Seele. Darum der auf dich pauschal wirkende Titel, der an sich aber noch kein Titel ist sondern nur die erste Zeile. Schade, dass ich das nicht so nachvollziehbar hingekriegt habe, wie ich wollte. Vielleicht ist das in der neuen Version schon anders.

Aber ich bin ja hier, um daran zu arbeiten, solche Dinge verständlicher mit einzuflechten. Mir scheint zwar, dass du Gedichte durch eine andere Brille liest und schreibst als ich, weil du doch sehr rational in deiner Kritik vorgehst. Das wundert mich manchmal etwas, sind deine Gedichte doch auch sehr von Andeutungen geprägt, nicht alles ist sofort klar. Muss es aber auch nicht, das macht schließlich auch einen Reiz aus.
Aber ansonsten finde ich gut, dass du mich auf diese Dinge aufmerksam machst, da ich manchmal ein wenig mehr auf den inneren Zusammenhang achten sollte. Im Endeffekt war er mir ja bei dem Gedicht auch nicht zu hundert Prozent klar.

Vielen Dank dir, die neue Version kommt gleich nach.
Nils


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Beitrag28.04.2014 23:13

von nilswundertsich
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Also, hier die neue Version. Ist wesentlich länger jetzt, sollte also jemand noch Kürzungsbedarf sehen: Gerne. Aber andererseits glaube ich, dass die Linie jetzt klarer erkennbar ist. Auch einen Titel hat es jetzt, der vorerst aber mehr ein Arbeitstitel ist.

nachtgedanken

das dunkel, unentwegt bewegt,
ruft leise seine diener,
vor meine augen,
und sie winden sich für mich,

heben mich mit
krallenhänden in die
weite,
weiten alles
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diener der nacht, ich kenne euch,
wir atmen zusammen,
lauschen, umnachten uns,
vergessen, befreien uns.
ihr seid so viele hier,
so viele menschen, dass ihr
meinen himmel verdeckt,
aber im dunkel
umarme ich euch doch

packe in die finsternis...

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strample den traum
aus meinen nervensträngen
heraus, überlasse das dunkel
dem sonnenhunger
der ewig gleichen,
letzten nachtgestalten.
ich kenne euch, doch in diesen
stunden seid ihr mir so fremd.

am morgen,
licht wäscht mir den kopf,
fällt mir ein: dunkel!
ich hatte am ende
nichts von dir.
ich wollte dich lauthals anrufen,
aber du warst besetzt.


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Beitrag28.04.2014 23:22

von firstoffertio
Antworten mit Zitat

Ich lese hier schon länger mit. Immer noch habe ich das Gefühl, dass das Gedicht zu lang ist, dass da noch Überflüssiges drin ist, und dass mich das verwirrt.

Ein paar Beispiele: Braucht es das

das statt in mir jetzt

stellt mich um auf leben

der ewig gleichen,
letzten (nachtgestalten)

?
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nilswundertsich
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Beitrag29.04.2014 00:29

von nilswundertsich
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Hallo, firstoffertio,
das ist jetzt eine andere Meinung. Ich hatte jetzt das Gefühl, die ganzen Unklarheiten, die die Leser bisher hatten, nur durch eine Verlängerung zu beseitigen.
Zitat:

stellt mich um auf leben


ist schon wieder rausgeflogen.

Zitat:
das statt in mir jetzt


Braucht es, weil das sonst als satz keinen sinn gibt.

Zitat:
der ewig gleichen,
letzten (nachtgestalten)


Darüber denke ich nochmal nach. Die "ewig gleichen letzten" ist auch eine schöne Idee.

Die Problematik für mich ist halt: Kürze ich jetzt, wird alles wieder diffus. Weite ich noch mehr aus, wirds redundant.

Danke für dein Feedback,
Liebe Grüße!


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Aranka
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Beitrag29.04.2014 10:58

von Aranka
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Hallo Nils,

hier meldet sich jetzt die Richtige zum Punkt „kürzen“. Ich trenne mich auch nur sehr schwer von Bildern oder Ideen, die einmal da sind und mir gefallen, selbst wenn ein Zuviel sind und  der Text sie eigentlich nicht bräuchte.
Bei fremden Texten hat man da einen freieren Blick, man hängt an keinem Bild, man kann ganz nüchtern entscheiden: das sagt mir was, das packt mich, oder das ist zuviel, das raubt dem vorigen die Luft und mir beim lesen auch, sie stehen zu dicht und so weiter und so weiter. (Ich werde also gleich mal das streichen, was ich für das Verständnis des Textes nicht brauche. Wenn ich ein Bild nicht verstehe, ist das etwas anderes, ich kann manchmal gut mit solchen Bildern, die ich nur erahne, oder die ich nur erspüren kann leben.

Ein weiterer Punkt ist immer die Frage: wie klar muss ich werden? was braucht der Leser um überhaupt einen Faden, eine Idee zu erkennen? wie viel Führung muss ich geben? was sollte in seiner Mehrfachlesbarkeit erhalten bleiben und dem Leser nur einen eigenen Raum öffnen? Das ist immer eine Gradwanderung und hat auch oft mit dem Gepäck der einzelnen Worte und Bilder zu tun. Es kann aber nicht bedeuten, dass ich Perspektiven und Personenbezüge nicht sauber setze und damit nur Verwirrung stifte, die dem Text nichts nutzt. Ebenso ist Raum und Zeit in der Lyrik eine andere und sehr frei Größe im vergleich zur Prosa und muss daher vom Autor gut in den Blick genommen werden.
[Das war jetzt erst mal ein Ausflug in die allgemeine Lyrik-Schreiberei und nicht unbedingt in allen Punkten auf deinen Text bezogen. Will dir nur sagen, was du da gerade bei deinem Versuch, den Text zu „klären“ erfährst, sind Schritte, die du bei jeder Textarbeit leisten musst und die (so hoffe ich immer noch) irgendwann einmal im ersten Anlauf gelingen werden, sodass ein Zuviel oder zu Verwirrt einem gleich beim Schreiben in den Fingern zuckt.]

Gehe jetzt noch mal über deinen Text, der sicherlich, was dir „Klärung des Ideenfadens“ betrifft besser geworden ist.

Herausnehmen könnte man aus meiner Sicht die „Wiederholungen, das nachschieben von Worten. Nur selten ist eine Wiederholung ein Intensivierung und man sollte sehr spärlich damit umgehen, damit sie auch wirklich an der einen Textstelle als eine Steigerung des Gesagten wirken kann. Ebenso gilt das für das Hintereinanderschalten von Verben oder Adjektiven. Suche eins, was es genau trifft und vertraue dem Wort und lass es wirken. Das ist für mich die größte Schwachstelle des Textes, das er mich an manchen Stellen bedrängt, immer noch was nachsetzt, mich mal nicht alleine lässt mit einem Wort. (Traue dem Leser einfach zu, das er lesen kann und den Worten, das sie wirken.) Also los:

Zitat:
nachtgedanken


Frage: Sind es wirklich Gedanken? Stellst du sie in der Nacht an? Sind es Träume, über die du dann beim Aufwachen nachdenkst? Sind es eher Halbschlafgedanken? Oder gar „Wachgedanken“ die dir in der Nacht kommen? Oder sind es die „Nachtgestalten“ über die du nachdenkst? „Nachtgedanken“ macht für mich nicht wirklich Sinn. So kann es nur bedeuten, das der Zeitpunkt der Gedanken die Nacht ist.

Zitat:
das dunkel, unentwegt bewegt,
ruft leise seine diener,
vor meine augen,
und sie winden sich für mich,


Noch was Formales: du entscheidest dich für die Kleinschreibung. Das ist okay.  Du entscheidest dich unterschiedliche Zeilenlängen und freie Rhythmen, dann erhalten die Zeilenbrüche ein großes gestalterisches Gewicht und sollten gut sitzen. Du hast ganz recht, die Zeichensetzung in der Lyrik benutzt der Autor zur Unterstützung seines Textes und sie folgt nicht unbedingt den Regeln des Dudens, aber sie sollten dem Text wirklich etwas bringen. Frage: warum das Komma hinter „diener“. Laut Duden wäre es sogar falsch, mein Lesen verändert sich nicht, das Zeilenende ist eh eine kleine Zäsur.

Für mich braucht es hier kein einziges der Kommas. Am Ende der Zeile lese ich eh ein Pause, und die paar, die sich in der Zeilenmitte ergeben, da müsste man dann eher überprüfen, ob die Zeile sinnvoll gesetzt ist. In diesem Text stören sie optisch eher, als dass sie ein Funktion haben. Die Punkte und der Doppelpunkt haben Sinn.

das dunkel: unentwegt bewegt
ruft
leise seine diener
setzt sie vor mein auge
dass sie sich winden
nur für mich


(Ich habe hier mal anders umgebrochen, um die vielen Zeilenbrüche zu nutzen: so kann ich einmal lesen: das Dunkel ruft das LI und es ruft seine Diener: kann auch auch lesen, es ruft leise, aber auch, dass seine Diener leise sind. Du verschenkst hier Mehrfachlesemöglichkeiten. Ich habe hier auch versucht das „und“ durch eine andere Konjunktion zu ersetzen.

Du musst jetzt einmal beide Versionen laut lesen, um auch die Textstimmung und den Ton zu erfassen. Und ich denke: deine Version beschreibt mir etwas, setzt Fakten hintereinander. Meine Version versucht gerade durch die Zeichen- setzung und die Zeilensetzung eine Leseweise zu „unterstützen“, die etwas „Nachtgeheimnis“ hineinbringt.
(Man kann das auch ganz anders brechen oder setzen, aber es sollte eine Wirkung entstehen. Das haben deine ersten vier Zeilen auf mich nicht.)

Zitat:
heben mich mit
krallenhänden in die
weite,
weiten alles
ins unermesslich
endliche.


Auch hier verschenkst du Wirkung. Schau dir einfach mal die einzelnen Zeilen an. „heben mich mit“ / „klallenhänden in die“ / weite / Diese ersten drei Zeilen ergeben alle keinen spannungsvollen Vers.


krallenhänden
heben mich weg
ins weite
weiten alles
ins unermesslich
endliche.


So oder ganz anders, aber die Einzelzeilen sollten auch Bestand haben.

Zitat:
das dunkel liebt mich
wie ein vater (meiner ängste),
eine mutter (meiner freude),
schließt mich ein in
nächte voller fabeln
aus seiner hosentasche,
und alle sitzen um das
feuer deiner augen,
das statt in mir jetzt
in der tonne brennt.


Das ist die Strophe, die perspektivisch die meisten Fragen aufwirft: Sind es hier die Gestalten des Dunkel, die das LI lieben? Dann sage es auch. Du sagst in einer Antwort, dass das Dunkel „Menschen“ sind. Ich habe das Gefühl, du tauschst es hier ständig aus. mal ist es das abstrakte Dunkel, mal sind es Nachtgestalten, mal „dunkle Menschen“ (was auch immer du damit meinst. Hier glaube ich solltest du es für dich abklären und klarer benennen.) „wie“ Vergleiche sind selten geschickt und besonders stören mich die tzsätzlichen Erklärungen in den Klammern. Wenn schon ein Verweis auf eine „Wie-Ebene“, dann sollte der auch direkt greifen.

die dunkelgestalten lieben mich
sind vater meiner ängste
mutter meiner freuden
schließen mich ein  
in nächte voller fabeln
aus ihren hosentaschen.
alle sitzen um das feuer
ihrer dunkelaugen
das statt in mir jetzt
in der tonne brennt.


„ihrer“ kann sich hier auf nächte, auf fabeln, auf dunkelgestalter beziehen.


Zitat:
diener der nacht, ich kenne euch,
wir atmen zusammen,
lauschen, umnachten uns,
vergessen, befreien uns.
ihr seid so viele hier,
so viele menschen, dass ihr
meinen himmel verdeckt,
aber im dunkel
umarme ich euch doch
lauschen, umnachten uns,
vergessen, befreien uns.


Hier stört mich der Wortkette: atmen zusammen / lauschen, umnachten uns,/  vergessen, befreien uns.
Das ist so ein Wortschwall, von dem ich sprach, der ist wie ein Eimer voll Putzwasser, das ich in den Rinnstein gieße. Da kommt dann nichts wirklich an bei mir außer: es ist nass. So eine Aussage: wir atmen zusammen, die muss ich doch erst mal in ihrer Wirkung ausschöpfen. Was bedeutet das für das LI? Da dürfte jetzt höchstens noch eine ergänzende Aussage hinzukommen, aber nicht direkt angehängt, sondern als neuer Gedankengang. Du musst überlegen, was ist das Wichtigste, dass da geschieht. Ich setze jetzt einfach mal meinen Gedanken, das muss nicht deiner sein. Will nur zeigen, dass hier eine Reduktion erfolgen sollte und auch ein neues Anheben und kein Hintereinanderreihen.

diener der nacht: ich kenne euch
wir atmen zusammen
befreien uns die nacht die menschen.
doch ihr seid so viele
dass ihr meinen himmel verdeckt
nur im dunkel umarme ich euch

 
Zitat:
packe in die finsternis...


Das ist eine Zeile, die ich wegnehmen würde. (dunkel / nacht / jetzt noch „finsternis“ das hat keinen Mehrwert.)

Zitat:
die nacht macht süchtig,
manchmal sogar nach dem tag.

strample den traum
aus meinen nervensträngen
heraus, überlasse das dunkel
dem sonnenhunger
der ewig gleichen,
letzten nachtgestalten.
ich kenne euch, doch in diesen
stunden seid ihr mir so fremd.

am morgen,
licht wäscht mir den kopf,
fällt mir ein: dunkel!
ich hatte am ende
nichts von dir.
ich wollte dich lauthals anrufen,
aber du warst besetzt.


Hier würde ich einiges kürzen, da es pure Wiederholung ist. So Aussagen wie : „ich hatte am ende nichts von dir“, das kann der Leser ja wohl selbst aus dem Text entnehmen. Das sind so Sätze, da fühle ich mich dann nicht ernst genommen. (lauthals und Sonnenhunger schreien für mich nur laut, sind inhaltlich für mich nicht einzuordnen. „Hunger“ alleine hat viel mehr Weite. Worauf kann man in einer Nacht der Fabeln nicht alles Hunger haben? Und nachher stellt man fest,....!

Nils, meine Änderungen sollen dir nur aufzeigen, wo ich noch mal rangehen würde. Ich setze sie noch mal als Ganzes hintereinander. Ich bin ganz dicht bei deinen Worten geblieben, da ich bei deiner Idee bleiben wollte. Es hat nichts mit einer perfekten Fassung zu tun.


nachtgestalten

das dunkel: unentwegt bewegt
ruft
leise seine diener
setzt sie vor mein auge
dass sie sich winden
nur für mich

krallenhände
heben mich weg
ins weite
weiten alles
ins unermesslich
endliche.

die dunkelgestalten lieben mich
sind vater meiner ängste
mutter meiner freuden
schließen mich ein  
in nächte voller fabeln
aus ihren hosentaschen.

wir sitzen um das feuer
ihrer dunkelaugen
das statt in mir jetzt
in der tonne brennt.

diener der nacht: ich kenne euch
wir atmen zusammen
befreien uns die nacht: sind
menschen.
doch ihr seid so viele
dass ihr meinen himmel verdeckt
nur im dunkel umarme ich euch.

die nacht macht süchtig
sogar nach dem tag.

ich strample den traum
aus meinen nervensträngen
überlasse das dunkel
dem hunger
der letzten nachtgestalten.

in diesen frühen stunden
seid ihr mir so fremd.

licht wäscht mir den kopf
dunkel: ich wollte dich anrufen
aber du warst besetzt.


Man könnte durchaus noch etwas einkürzen ohne die Zusammenhänge zu verschleiern. Aber ich habe versucht, die Bilder, die du gewählt hast alle stehen zu lassen. Vielleicht kannst du einiges von meinen Überlegungen gebrauchen.

Liebe Grüße und frohes Schaffen! Aranka


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"Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)

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lilli.vostry
Wortschmiedin


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Wohnort: Dresden


Beitrag29.04.2014 16:58
aw:DasDunkel
von lilli.vostry
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Hallo Nils,

in Deiner Antwort schreibst Du selbst: es war Dir nicht ganz klar, was der innere Zusammenhang in diesem Gedicht ist.
Genau das habe ich gespürt beim Lesen und versucht zu begründen, was ich nicht verstanden habe.
Die neue Gedichtfassung ist etwas klarer, aber auch erst durch die näheren Erläuterungen dazu von Dir.
Wie man eigene Gedichte schreibt, herangeht und liest bei anderen, wie man sie sich erschließt und versteht, ist doch naturgemäß verschieden.
  
Grundsätzlich ist es doch so: Man hat eine Idee, die einen nicht loslässt, manchmal kommen gleich Bilder hinterher, man braucht sie nur aufzuschreiben oder sie fügen sich nach und nach durcn NACHDENKEN, man probiert und spielt mit dem WortSinn, bis es für einen selbst stimmig ist.
Freilich kann ich es nicht rationals bis ins letzte Detail ausleuchten, mag auch Rätselhaftes und Mehrdeutigkeit, lasse spontane teils auch unerklärliche Wortschöpfungen daher erst mal stehen, umkreise sie, nähere mich ihnen an und schaue was es mit mir macht...

Rational und zugleich poetisch, mehr- und hintergründig schreiben schließen sich also keinesfalls aus, bestenfalls kurbelt eins das andere an,
greift eins ins andere und entstehen immer neue Wortassoziationen und Ausdrucksmöglichkeiten.
Doch diese genaue gedankliche Vorarbeit muss schon sein, wenigstens eine Ahnung, was man sagen will und worauf hinaus will...

"Entschlüsselte Variante" - wie Du es nennst - meint für mich nicht alles zu sagen, aber mit einem erkennbaren inneren Zusammenhang, nicht diffus beliebig, sollten die sprachlichen Bilder schon sein, die ich dann mit meinen eigenen Gedanken füllen kann.
Das gelingt Dir in der jetzigen Fassung schon besser.
Wenn mir auch immer noch nicht alles klar ist und ich aus Arankas Version auch missverständliche Bilder herauslese.
Insbesondere durch die Zeile: ... wir befreien uns die Nacht: sind Menschen... Doch zu viele/sie verdecken meinen Himmel...

Ich habe es in Deiner Fassung anders verstanden: LI`s Nachtgestalten sind auch Menschen, die er kennt und ihm in der Nacht begegnen; doch offenbar so viele, dass er sich bedrängt fühlt, sein eigenes Sehen, Erkennen wollen, seinen Blick verstellen - "verdecken meinen Himmel..."

Befreien diese Menschen und LI sich dann tatsächlich gemeinsam die Nacht; wo sie doch vielmehr im Widerstreit liegen?
Wer befreit da wen woraus, von wem? Sind neu auftauchende Gedanken bei mir nach dem Lesen dieser Versionen.
Es gibt noch weitere Deutungs-Möglichkeiten: die Nacht wird befreit, von den (Alb)Träumen, Sorgen des Tages oder aber: Erst in der Nacht sind wir Menschen, trauen uns zu sein, wie wir wirklich sind...
Das lese ich jedenfalls alles aus diesem Doppelpunkt hinter der Nacht, mit Bezug auf die Menschen.
Aber ist das in dieser Form auch Deine Aussageabsicht gewesen?

Du schriebst ja, dass es um das Dunkel nicht nur nachts sondern auch tags und auch i n  Dir geht in dem Gedicht.
Das finde ich so in der Anfangszeile/Titel nicht.
Mein Vorschlag daher für einen evt. Titel: Mein Dunkel bzw. Das Dunkel in mir.

Zur Zeile: weitet alles um mich/ins unernmesslich endliche - hier war ich mir über das Gewollte des Pardoxums zunächst unsicher ob es wirklich so gemeint ist.

Wenn Du Kleinschreibung bevorzugst, bitte schön, dh. aber nicht dass man dann Kommas und Punkte beliebig setzen und sämtliche Regeln ignorieren kann; Inhalt und Form sollten schon Sinn machen und Punkte nicht einfach Gedankengänge abschließen, weil man sich nicht anders zu helfen weiß mit anderen Wort-Zeilen-Übergängen.

Noch zum Bild: Licht wäscht mir den Kopf - find ich einfach etwas weit hergeholt. Licht erhellt, was das Dunkel gnädig verhüllte, doch "waschen", sprich reinigen tut es deswegen doch noch lange nicht oder?! Sonst bräuchten wir kein Wasser mehr, könnten nur noch im Licht baden und wären alle immer sauber und strahlend... Das wäre schon fast ein neues Thema.

Dass man das Dunkel (an)rufen kann, hab ich schon verstanden, nur nicht, warum es besetzt sein soll - es liegt doch am LI selbst die gängigen Klischees dazu zu brechen und seine ganz eigenen Vorstellungen und Erfahrungen mit dem Dunkel gern auch rätselhaft und geheimnisvoll, aber auch den Leser ein Stück hinein nehmend, in prägnanter Ausdrucksweise widerzuspiegeln.

Viel Freude an und mit den Nachtgedanken weiterhin,

Lilli


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firstoffertio
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Beitrag29.04.2014 23:06

von firstoffertio
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Habe mal einen Kuerzungsversuch unternommen, mit der Intention,zu erfahren,  ob da nun etwas von deiner Intention getroffen oder verloren gegangen ist. Bin ja immer noch dabei, zu verstehen zu versuchen.



nachtgedanken

 das dunkel ruft leise seine diener
 vor meine augen,
 sie winden sich für mich,

 heben mich mit krallenhänden
 in die weite, die unermesslich endlich ist
  
 du liebst mich wie ein vater,
 eine mutter,  schließt mich ein
 in nächte voller fabeln
 aus deiner hosentasche,
 alle sitzen um das
 feuer deiner augen,
 das statt in mir jetzt
 in der tonne brennt.

 diener der nacht, ich kenne euch,
 wir atmen zusammen,  lauschen,  
 ihr verdeckt mir den himmel,  
 umarme euch  
 
 strample den traum
 aus meinen nervensträngen,
 überlasse das dunkel
 eurem sonnenhunger
 in diesen stunden seid ihr fremd.

 am morgen wäscht mir licht den kopf,
 ich wollte dich lauthals anrufen,
 aber du warst besetzt.


Ich kann nicht anders, mir fallen zu deinem Gedicht natürlich Christine Lavant ihre ein, die so viele zum Thema geschrieben hat. Im Internet findet man sie kaum, aber hier ist eines, in dem ich schon ein wenig Parallelen sehe:
http://www.lyrikline.org/de/gedichte/das-sonnenrad-ging-ueber-mich-hinweg-1282#.U2ASsMJOXIU
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nilswundertsich
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Ei 7


Beitrag02.05.2014 23:24

von nilswundertsich
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Tut mir leid, dass ich eure Kritik so lange unkommentiert lasse, ich werde bestimmt bald die Zeit finden, darauf einzugehen. Im Moment gibt mir das, was ihr geschrieben habt, viel zum nachdenken... durchaus positiv!
Wie immer vielen Dank für alles gesagte!


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nilswundertsich
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Alter: 32
Beiträge: 101

Ei 7


Beitrag05.05.2014 23:57

von nilswundertsich
pdf-Datei Antworten mit Zitat

So, also, ich werde mal eine allgemeine Antwort dalassen, die sich so grob auf alle eure drei Kritiken bezieht. Ich kenne mich, würde ich mir vornehmen, auf jeden von euch wirklich dezidiert einzugehen, würde ich wahrscheinlich eine Ewigkeit nicht damit anfangen. Furchtbar, ich weiß, blicke ich mir eure Analysen an, aber irgendwie bin ich doch nicht immer so der Zerleger.
Zudem habe ich mir (wie ja schon geschrieben) Gedanken gemacht. Ich zweifle mittlerweile daran, wie ernst ich das Gedicht gemeint habe, und ob ich nicht einfach nur mich mit ein paar Zeilen über das Dunkel schmücken wollte. Irgendwie war ich sehr überzeugt, als ich das geschrieben hatte, aber weniger aus einem emotionalen Grund, eher weil ich dachte, dass das schlau klingt. Darum auch die vielen Irrungen und Wirrungen beim Finden eines eigentlichen Sinns.
Nicht, dass ihr denkt, ich hätte das schon so verstanden, bevor ich das Gedicht reingestellt habe. Das wurde mir selbst erst klar. Vor allem, nachdem ich Arankas und firstoffertios neue Versionen gelesen habe. Ihr habt da mehr gerade gerückt, als ich wahrscheinlich je gewollt hätte, und gerade darum überzeugen mich eure Versionen mehr als meine eigene, aber ich kann sie jetzt doch auch nicht so übernehmen. Nur habe ich das Gefühl, vor allem bei Arankas Version, dass mir das auf meinem lyrischen OP-Tisch nie so gut gelungen wäre... Hmmmm...

Im Wesentlichen habt ihr mich aber auch nochmal zum Nachdenken über meine Selbstwahrnehmung gebracht. Ich bin sehr schnell von meinen eigenen Worten überzeugt, was ja einerseits sehr gut ist, andererseits aber auch dazu führen kann, dass ein Gedicht eben losgelassen wird, bevor es einen logischen Boden hat. Ich rede da gerne auch vom "sprachlichen Raum", wie das eigene Schlafzimmer, das einem so vertraut ist. Ein Gedicht ist wie ein solcher Raum. DU selbst findest dich oft darin zurecht, aber ob es ein anderer tut, wirst du nie ganz wissen können, wenn du niemanden reinlässt. Ja, diesmal habt ihr ordentlich in meinem Raum aufgeräumt, mir nochmal gezeigt, wie wohl man sich mit Ordnung fühlen kann, dass eine hingeknallte Matratze vielleicht nicht so gut ist wie ein richtiges Bett. Aber irgendwie mag ich darüber jetzt auch die Schöpfung an sich nicht mehr so leiden. Ich werde den Text jetzt also ruhen lassen, sehen, ob ich nochmal dran gehen will.

@lilli_vostry
Zitat:

Rational und zugleich poetisch, mehr- und hintergründig schreiben schließen sich also keinesfalls aus, bestenfalls kurbelt eins das andere an,
greift eins ins andere und entstehen immer neue Wortassoziationen und Ausdrucksmöglichkeiten.


Da sagst du was sehr wahres. Aber schon bei deiner Kritik am "puppenköpfchen" hattest du Dinge kritisiert, die von mir ganz gewollt waren. Mich hatte es einfach nur gewundert. Bei diesem Gedicht sehe ich das jetzt aber ein, verstehe jetzt besser, was dich manches kritisieren lässt.

Zitat:
Wenn Du Kleinschreibung bevorzugst, bitte schön, dh. aber nicht dass man dann Kommas und Punkte beliebig setzen und sämtliche Regeln ignorieren kann; Inhalt und Form sollten schon Sinn machen und Punkte nicht einfach Gedankengänge abschließen, weil man sich nicht anders zu helfen weiß mit anderen Wort-Zeilen-Übergängen.


Um ehrlich zu sein habe ich auch nicht das Gefühl, dass ich das tue. Nur der Inhalt und die Form könnten manchmal mehr bei mir zusammengehen. Der hier von Aranka festgestellte Kommafehler:

    Frage: warum das Komma hinter „diener“. Laut Duden wäre es sogar falsch, mein Lesen verändert sich nicht, das Zeilenende ist eh eine kleine Zäsur.


ist tatsächlich auch nur ein Flüchtigkeitsfehler gewesen. Ich habe es einfach übersehen.

Ja, so viel dazu. Vielen Dank nochmal für die Anregungen! Ich hoffe, ihr habt jetzt nicht das Gefühl, euch die Mühe umsonst gemacht zu haben, habt ihr ganz und gar nicht. Ich werde mich dem Text nochmal widmen, aber ich denke, ich brauche zu dem jetzt erstmal Abstand.

LG
Nils


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Aranka
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Beitrag06.05.2014 10:13

von Aranka
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Hallo Nils,

ich melde mich noch mal, da ich noch einiges zu deiner Antwort sagen möchte.

Du schreibst:

Zitat:
*Ich zweifle mittlerweile daran, wie ernst ich das Gedicht gemeint habe, und ob ich nicht einfach nur mich mit ein paar Zeilen über das Dunkel schmücken wollte.


Das kann man durchaus mal machen: Am Anfang steht ein geheimnisvolles Wort, dann folgen ziemlich rasch zwei geniale Zeilen und man kann relativ locker loslegen. Eine Zeile treibt einen in die nächste, alles klingt irgendwie zusammengehörig und recht geheimnisvoll. Man selbst fühlt sich richtig gut.

 Ich habe eine Reihe solcher Texte in der Schublade liegen, denn in jedem steckt (vielleicht noch unentdeckt oder nicht zu Ende gedacht) ein Idee, die es zu bedenken lohnt und in jedem stecken auch gute eigene Formulierungen. Aber mit einem Gedicht hat das dann noch nicht so viel zu tun. Danach erst beginnt die Arbeit. Um den Seziertisch und anschließend die Werkbank kommt kaum ein Text herum. Vielleicht nach dem tausendsten Gedicht gelingt es einem  immer rascher nicht in seine eigenen Verliebtheitsfallen zu geraten, seinen Faden nicht aus der Hand zu verlieren und sich nicht zu verschwurbeln. Aber eine Garantie dafür gibt es nicht.

Dies Rohprodukt einem Leser zu präsentieren, ohne es selbst wirklich durchdrungen zu haben: all seine Nischen zu kennen, die aufgeräumten und auch die Baustellen, ist gefährlich und vielleicht auch nicht ganz verantwortungsbewusst, nicht dem Text gegenüber und dem Leser.

Nicht, dass hier ein Produkt perfekt sein muss, das meine ich nicht. Der Autor jedoch sollte sich soviel Zeit gelassen haben und die Ernsthaftigkeit, die Aussage, und auch die handwerkliche Seite seines Textes überprüft haben. Er sollte schon seinen „Schweiß“ reingesteckt haben und die schwachen Punkte vielleicht schon ahnen, auch wenn er selbst noch keine Lösung hat. Dafür haben wir die Werkstatt, um sie zusammen zu finden. Aber zu sagen, mal sehen, was es überhaupt taugt, das ist wirklich gefährlich, nicht für die Leser, jedoch für Autor und Text.

Denn dann geschieht so etwas wie hier: die Leser verirren sich hoffnungslos im Text, suchen Türen und Lichtschalter und beginnen radikal aufzuräumen, damit sie nicht stolpern und am Ende ist es ein anderer Raum und der Autor erkennt den eigenen Textraum nicht mehr. Und dann ist vielleicht etwas aufgegeben, was etwas hätte werden können.

Dieser Text hätte es verdient, an ein sauberes Ende gebracht zu werden. Das meine ich mit Textverantwortung. Ich habe zufällig in deinem Faden gelesen, dass du ernsthaft beabsichtigst, „literarisches Schreiben“ zu studieren, was ich ganz toll finde. Dann solltest du dich schon mal gleich an den Gedanken gewöhnen, dass du an Texten arbeiten musst und Analysieren eines deiner Hauptbeschäftigungen werden wird. An dieser Tätigkeit solltest du wenigstens ein wenig Spaß haben.


Zitat:
*Irgendwie war ich sehr überzeugt, als ich das geschrieben hatte, aber weniger aus einem emotionalen Grund, eher weil ich dachte, dass das schlau klingt. Darum auch die vielen Irrungen und Wirrungen beim Finden eines eigentlichen Sinns.


So beginnen viele Texte, weil wir uns eben auch schon einmal von einer schönen Formulierung von einem Wort in ein Spiel mit der Sprache treiben lassen, was ja nichts Verwerfliches ist …, wenn der nächste Schritt, die bewusste Textarbeit folgt. Das kann am nächsten Tag, oder auch nach Wochen geschehen, wenn man mit diesem Textrohling ein wenig in Gedanken gelebt hat.
„Nur schlau klingen“, das ist eine Mogelpackung und jeder einigermaßen geübte Leser spürt sofort, dass er einen leeren Raum betritt, der vielleicht hier und da eine ansprechende Architektur vorweist, mehr aber nicht.
Als Autor wirst du dann recht bald unglaubwürdig. Denn ich als Leser bin gerne bereit mich von einem verantwortlich handelnden Autor in die Wüste, auf das Dach des Kölner Doms, in das Dunkel jeder Pantherseele führen zu lassen, aber wenn ich mich mit ihm auf solche Wege einlasse, dann möchte ich schon, dass er mich verantwortlich führt und das seine dazu tut, dass es eine fruchtbare Reise wird..
(Ein: „Och, ich hab mal was Nettes hingeschrieben, klang ja ganz nett, emotional bin ich da nicht groß beteiligt und so wirklich wichtig ist es mir auch nicht, kannst ja mal schauen, ob es dir gefällt ...“, finde ich in der Werkstatt nicht ganz fair. Hier ist der Ort, wo man an Texten arbeitet.) DAS IST JETZT NUR FÜR DEMNÄCHST: Wenn du solche Texte hast und sie zeigen willst, dann schreibe einfach dabei, dass du nur ein kurzes Feedback willst. Das ist ja in Ordnung.

Zitat:
*Nicht, dass ihr denkt, ich hätte das schon so verstanden, bevor ich das Gedicht reingestellt habe. Das wurde mir selbst erst klar. Vor allem, nachdem ich Arankas und firstoffertios neue Versionen gelesen habe. Ihr habt da mehr gerade gerückt, als ich wahrscheinlich je gewollt hätte, und gerade darum überzeugen mich eure Versionen mehr als meine eigene, aber ich kann sie jetzt doch auch nicht so übernehmen. Nur habe ich das Gefühl, vor allem bei Arankas Version, dass mir das auf meinem lyrischen OP-Tisch nie so gut gelungen wäre... Hmmmm...


Ich glaube, dass du dir vorher nicht bewusst darüber warst. Da kannst du nur draus lernen, demnächst ein wenig länger mit deinen Text zu leben, bevor du sie der „Lesermeute“ auslieferst. Auch wegen dir. Du hättest vieles selbst gefunden und schon bereinigt, du hättest deinen Text viel besser gekannt und die Leservorschläge wären nicht so überraschend gewesen.
Nils, den OP-Tisch wirst du dir nie ersparen können. Auch die ganz Größen waren Meister im „sezieren“ ihrer Texte. Manche Texte entstanden in Wochen, manche in Jahren. Von manchen gab es 5 von anderen 50 Versionen, bevor sie das Licht der Öffentlichkeit erblickten. Ich habe von Celan und auch von Handke Texte, in den einzelnen Entstehungsphasen: die harte Textarbeit zu sehen ist nicht nur interessant, auch beruhigend. Nur die wenigsten Gedicht werden aus dem Ärmel geschüttelt, auch wenn sie sich für uns am Ende so lesen.
Also, freunde dich schon mal mit dem OP-Tisch an. Und natürlich kannst du von meinem Vorschlag übernehmen, was immer du möchtest, und da er bei weitem nicht perfekt ist, (sondern nur meine, eine mögliche, Leseweise aufzeigt), ist genug Spielraum, dass du da nun deine eigene, aber durchdachte und aufgeräumte Version machst. Wenn du denkst, ich sein ein geschickter Chirurg gewesen, dann versuche meine Schnitte und Nähte zu begreifen und versuche sie einfach noch besser zu setzen, oder ein wenig anders. Ich bin nah am Text geblieben, habe nur kleine kosmetische Eingriffe betrieben. First hat größerer Amputationen vorgenommen. Vielleicht liegt die Wahrheit dazwischen. Das ist nun deine Aufgabe, diese deine Textwahrheit zu finden.

Ich glaube, hier würde jetzt die ganz schnöde und knochentrockene Arbeit am Text einsetzen, die natürlich nicht so prickelnd ist, wie sich einem neuen lockenden Stoff zuzuwenden. Nur ohne diesen elenden letzten Schritt, wird nie ein Text wirklich rund. Und glaube mir, ich hätte diesen „krausen“ Text nie so ausführlich kommentiert, wenn ich dahinter nicht Potential zu einem guten Text gesehen hätte, der er noch nicht ist (auch nicht in meiner Version). Dazu fehlen noch etliche Stunden Arbeit.

Zitat:
*Im Wesentlichen habt ihr mich aber auch nochmal zum Nachdenken über meine Selbstwahrnehmung gebracht. Ich bin sehr schnell von meinen eigenen Worten überzeugt, was ja einerseits sehr gut ist, andererseits aber auch dazu führen kann, dass ein Gedicht eben losgelassen wird, bevor es einen logischen Boden hat.


Da ist genau der Kern. Wer kann schon schreiben mit lauter Selbstzweifeln im Leib? Niemand. Begeisterung und Selbstsicherheit, Mut , ja sogar Übermut gehören in den Beginn. Nach dem letzten Wort jedoch sollte die Ernüchterung, die Bescheidenheit und der Abstand einsetzen. Und das suchen des „lyrischen Fadens“ (der hat seine eigenen Logik), hilft einen oft auf den Boden der Tatsachen zurück.

Zitat:
*Ich rede da gerne auch vom "sprachlichen Raum", wie das eigene Schlafzimmer, das einem so vertraut ist. Ein Gedicht ist wie ein solcher Raum. DU selbst findest dich oft darin zurecht, aber ob es ein anderer tut, wirst du nie ganz wissen können, wenn du niemanden reinlässt.


Dieser Vergleich ist gut. Für mich sind Gedichte auch Texträume. Ich lege die Architektur fest, die Etagen ( Textebenen), schaffe die Verbindungen (Türen/ Treppen), stelle die Möbel hinein (bequeme Sessel, oder sperrige Skulpturen), schaffe lichte einsehbare Ecken und auch geheime Nischen und verschlossene  Truhen. Bevor ich das Gebäude für Fremde öffne, installiere ich die Beleuchtung und überprüfe, ob ich den Betrachterblick richtig steure, „Wichtiges gut positioniere, etc.. Ich kann nicht vorhersehen, welchen Hintergrund der Leser mitbringt, was er mit dem einen oder anderen Bild assoziiert, aber ich kann meine Bauarbeiten auf solide Füße stellen und überprüfen, ob ich keinen Lichtschalter vergessen habe.

Zitat:
*Ja, diesmal habt ihr ordentlich in meinem Raum aufgeräumt, mir nochmal gezeigt, wie wohl man sich mit Ordnung fühlen kann, dass eine hingeknallte Matratze vielleicht nicht so gut ist wie ein richtiges Bett. Aber irgendwie mag ich darüber jetzt auch die Schöpfung an sich nicht mehr so leiden. Ich werde den Text jetzt also ruhen lassen, sehen, ob ich nochmal dran gehen will.


Nils, wir alle haben nach unserer Sicht aufgeräumt und das konnte gar nicht deine sein, da du den Text zu früh abgegeben hast und dein Ordnungsprinzip nicht erkennbar war für den Leser, es fehlten ein paar Lichtschalter, die ich hätte betätigen können. Und daher kann keiner der Vorschläge „dein Text, deinen Schöpfung“ sein.
Und deinem vergleich mit der Matratze und dem Bett kann ich gar nicht zustimmen. Ein Textraum ist selten wohlgeordnet, er würde ja eine selten vorhandene heile Wirklichkeit vorgaukeln. Ein Textraum kann sehr wohl mit einer Matratze und zerwühlten Laken, ungespülten Kaffeebechern und umgestoßenen Stühlen leben, es kommt darauf an, wie man diese Versatzstücke verbindet, sie ausleuchtet, die Wege von einem zum anderen für den Leser frei räumt. Egal wie chaotisch der Textraum ist, er ist ein vom Autor gestalteter, also ein verantwortetes Chaos.

Nils, ich habe mich zu dieser langen Antwort hinreißen lassen, weil ich die Ehrlichkeit deiner Antwort gespürt habe und weil ich auch glaube, dass du versuchst ernsthaft zu schreiben. Und daher wollte ich dich motivieren, über die Autorenverantwortung nachzudenken und auch dazu, irgendwann an diesem Text noch mal zu arbeiten und aus den Vorschlägen „deine Version“ zu schreiben. Lass dir Zeit. Das Dunkel wird dir noch häufig begegnen und die Gedanken dazu werden sich weiten und abklären.

Eine gute Woche und weiterhin Freude beim schreiben. Aranka


_________________
"Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)

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Erman
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Beiträge: 486
Wohnort: Erde


Beitrag06.05.2014 14:15

von Erman
Antworten mit Zitat

Lieber Nils,

dein Gedicht hat Potenzial, ich bin von der Grundidee fasziniert.  Doch deine sprachliche Umsetzung gefällt mir nicht.

So, was habe ich daraus verstanden?


das dunkel, unentwegt bewegt,
ruft leise seine diener,
vor meine augen,
und sie winden sich für mich,


Erste Strophe: Das LI beschreibt eine visuelle Begegnung (im Traum) mit ''Etwas'' das er das  ''Dunkel'' nennt. Zuerst ist das ''Dunkel'' im Vordergrund, wie ein Herrscher über seine Dämonen; der für das LI seine Diener leise ruft um diese (dem LI zuliebe) sich winden zu lassen.


heben mich mit
krallenhänden in die
weite,
weiten alles
ins unermesslich
endliche.


Zweite Strophe: Das LI hat keine Angst, wenn ihn die Dämonen des ''Dunkels'' in die Weite heben, dieses sogar mit Krallenhänden vollziehen. Warum (durch was hervorgerufen) das alles geschieht, bleibt weiter im Dunkel.

das dunkel liebt mich
wie ein vater (meiner ängste),
eine mutter (meiner freude),
schließt mich ein in
nächte voller fabeln
aus seiner hosentasche,
und alle sitzen um das
feuer deiner augen,
das statt in mir jetzt
in der tonne brennt.


Dritte Strophe: Dieses ''Dunkel'' hat auch Eigenschaften wie, Lieben, und zwar wie ein Vater und eine Mutter (des LI) , noch dazu ist dieses Dunkel wie ein Vater seiner Ängste und wie eine Mutter seiner Freude. Das ''Dunkel'' hat auch Hosentaschen und Augen, die brennen.

diener der nacht, ich kenne euch,
wir atmen zusammen,
lauschen, umnachten uns,
vergessen, befreien uns.
ihr seid so viele hier,
so viele menschen, dass ihr
meinen himmel verdeckt,
aber im dunkel
umarme ich euch doch


Vierte Strophe: Die Diener (Dämonen) sind dem LI bekannt, diese Diener können auch atmen, lauschen, umnachten, sogar vergessen und sich befreien. Von was befreien? Von dem Dunkel?
Diese Dämonen werden als ''so viele'' gezählt und im gleichen Atemzug in Menschen verwandelt. Jedenfalls sieht das LI plötzlich keine Dämonen, sondern diese als Menschen. Jetzt ohne Krallen versteht sich.

packe in die finsternis...

die nacht macht süchtig,
manchmal sogar nach dem tag.

strample den traum
aus meinen nervensträngen
heraus, überlasse das dunkel
dem sonnenhunger
der ewig gleichen,
letzten nachtgestalten.
ich kenne euch, doch in diesen
stunden seid ihr mir so fremd.


am morgen,
licht wäscht mir den kopf,
fällt mir ein: dunkel!
ich hatte am ende
nichts von dir.
ich wollte dich lauthals anrufen,
aber du warst besetzt.



Fünfte Strophe und die restlichen:
Das LI packt sich irgendwohin - in seinem Bett zurück. Das LI wacht auf.  Das LI behauptet in seinen Nervensträngen sei der Traum gewesen und, dass er den Traum heraus ''Strampelt'' – mit Füssen?  Das Dunkel wird von dem LI den sonnenhungrigen Nachtgestalten überlassen. Diese Nachtgestalten haben Hunger nach der Sonne und deswegen wird ihnen das Dunkel überlassen.
Was bitte werden die Nachtgestalten, die ein Hunger nach der Sonne haben mit dem Dunkel anfangen? Oder ist das Dunkel am Ende doch die Sonne?
Am Morgen wird der Kopf des LI von Licht (Sonne) gewaschen, da fällt dem LI ein: Dunkel = Sonne. Das LI hatte am ende doch nichts von dem Dunkel. Das LI wollte ein ''Dich'' anrufen, und zwar lauthals. Wann anrufen, im Traum oder gleich nach dem Lichtwaschen? Dieses ''Dich'' war aber leider besetzt. Das Telefon läutete ins Leere. Oder, der Schrei verhallte stumm. Ja, und?

Lieber Nils, bitte nicht Grollen, ich mache mich nicht lustig über deinen Text, ich schreibe dir nur was ich da gelesen und daraus verstanden habe. Dein Text - Komplizierter geht es kaum.

Ich schreibe meinen Kommentar jetzt etwas Einfacher. Das wird dir vielleicht mehr gefallen:
Ein LI, das nachts fast fieberhaft träumt. Das LI begegnet in seinem Traumwelt, seine Gedanken und Gefühle, die wiederum von Geistern und Menschen personifiziert werden. Diese innere Welt, die im realen Leben des LI am Tag von Turbulenzen durchgeschüttelt wird, wirkt nachts klarer. Weil das LI seine Gedanken und Gefühlen im Traum visuell begegnet, erscheint ihm seine Traumwelt weit, breit unermesslich etc., wo alles möglich ist.  Tagsüber aber ist das LI nach seinen Träumen wieder sehnsüchtig, auch wenn sich am anderen ende der Leitung niemand meldet.  

Die Idee ist faszinierend, doch die Umsetzung: katastrophal.


PS: Lieber Nils, weil mir diese Idee wirklich gefällt, will ich daraus ein Liebes-Gedicht basteln, falls du mir das gestattest: Darf ich ein Gedicht, inspiriert durch deine Idee einstellen? smile


LG Erman


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Ein Lächeln zeigt die einzig ungerade Linie,
die viele Dinge gerade biegen kann. - Erman
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