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Verwirrung at its best

 
 
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Siegfried
Leseratte
S


Beiträge: 104



S
Beitrag26.04.2014 12:35
Verwirrung at its best
von Siegfried
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo, liebe Leute! Very Happy

Aufgrund einer Textdiskussion - nicht hier, sondern in einem anderen Forum - bin ich momentan heftigst verwirrt.  Vielleicht kann ja jemand von euch einen Zweizeiler als Kommentar zum nachfolgenden Textschnipsel abgeben, um mich aus meiner Verwirrung zu holen. Very Happy

Der Text lautete im Original so:

Zitat:
Max deckte den Tisch für das Abendessen ein. Längst hatte er den kurzen Weg zwischen Küchenschrank und Esstisch zu einem Laufsteg umgewandelt, auf dem er elegant hin und her tänzelte und dabei den Refrain von »Ich bin in Diana verliebt« summte. Als er die letzte Serviette auf einen der Teller legte, klingelte es an der Tür.


Reaktion eines Textkritikers:
Dieser Abschnitt hat mich im Lesefluss total gebremst. So eine Ausschmückung braucht keine Geschichte, das sind Regieanweisungen aus einem Drehbuch. Was da geschildert wird, dient nicht dem Fortkommen der Geschichte. Das kann gekürzt werden.

Heraus kamen am Ende diese Textzeilen:

Zitat:
Max freute sich auf Diana. Er war gerade mit dem Eindecken des Tisches für das Abendessen fertig, als es an der Tür klingelte.


Ich persönlich finde die neue Version einfach nur schrecklich. Was ich aber nicht verstehe - und daher meine Verwirrung -, ist die Aussage mit den Regieanweisungen. Ich habe mal gelernt, dass Gefühle und Charakterisierung nicht durch Behauptungen erfolgen sollen ("Max freute sich auf Diana"), sondern durch gezeigte Handlung (Max tänzelt, Max summt ein Lied). Das wäre das Grundprinzip des "Show, don't tell".

Liege ich jetzt völlig neben der Spur oder hat der Kritiker mit seiner Anmerkung zu den Regieanweisungen recht?

Danke für jeden Kommentar!

LG
Siegfried
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Ithanea
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 34
Beiträge: 1062

Ei 3 Pokapro 2017


Beitrag26.04.2014 13:09

von Ithanea
Antworten mit Zitat

Hallo,

ohne da jetzt das ganze Fass zu den Themen Show, don't Tell, ausführliche Beschreibungen und Zusatzschnickschnack, den die Story nicht zum Vorankommen braucht (der aber mMn manche Geschichte erst lesenswert macht) aufmachen zu wollen: Mir sagt die erste Variante viel mehr zu, weil sie mir ein Bild vor den Augen entstehen lässt und gleichzeitig Max etwas in seiner Person charakterisiert.
Wie du schon sagst, 'Max freut sich auf Diana' ist eine eher langweilige und nichtssagende Behauptung.
Natürlich hängt das "Lesevergnügen" dieses Teils auch vom Rest der Geschichte ab.


_________________
Verschrieben. Verzettelt.
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Gerling
Geschlecht:männlichExposéadler
G

Alter: 59
Beiträge: 2386
Wohnort: Braunschweig


G
Beitrag26.04.2014 13:26

von Gerling
Antworten mit Zitat

Wenn Max eine für die Geschichte wichtige Figur ist, dann ist die erste Variante die bessere, da sie dem Leser die Figur näher bringt.

_________________
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Piezke
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 37
Beiträge: 132



Beitrag26.04.2014 13:41

von Piezke
Antworten mit Zitat

Was sagt der Kritiker denn selbst dazu?
Vielleicht stört ihn im zweiten Satz das Plusquamperfekt, das ein bisschen distanziert wirkt. Vielleicht unterscheidet sich der Abschnitt vom restlichen Text. Das wird ja nicht die einzige Stelle sein, an der du das Charakteristische einer Situation anhand von Beschreibungen herausstellst.
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seitenlinie
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1829

Pokapro 2015


Beitrag26.04.2014 17:20
Re: Verwirrung at its best
von seitenlinie
Antworten mit Zitat

Zitat:
Reaktion eines Textkritikers:

Dieser Abschnitt hat mich im Lesefluss total gebremst.(1)
So eine Ausschmückung braucht keine Geschichte (2),
das sind Regieanweisungen aus einem Drehbuch. (3)
Was da geschildert wird, dient nicht dem Fortkommen der Geschichte.(4)
 Das kann gekürzt werden.(5)

Die Stelle erscheint ihm nur deshalb zu lang, weil sie ihm nicht gefällt. Das zeigt er uns in vier Punkten.

Interessant ist Hinweis (3). Der deutet etwas an, das mich auch ein wenig stört.

Längst hatte er den kurzen Weg zwischen Küchenschrank und Esstisch zu einem Laufsteg umgewandelt, auf dem er elegant hin und her tänzelte ...

Hier zeigt sich zu deutlich ein Erzähler, der Max von außen betrachtet und wertet: Längst / kurz / elegant.
Selbst mit dem "Tänzeln" muss man vorsichtig sein.

Versuche mal, die Sequenz so zu ändern, dass der Inhalt bleibt, aber die Wertungen verschwinden.  
Du musst nicht kürzen, das kann sogar noch länger werden.
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Siegfried
Leseratte
S


Beiträge: 104



S
Beitrag26.04.2014 17:58

von Siegfried
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Zunächst mal vielen Dank allen, die hier geantwortet haben.

Als Ergänzung:
Der Text vor und nach dieser kleinen Szene ist natürlich im gleichen Stil gehalten und Max ist die Hauptfigur des gesamten Textes.

Den Kritiker stören die expliziten Beschreibungen von Aktionen oder Gefühlszuständen grundsätzlich. In einer anderen Szene wird recht drastisch beschrieben, wie jemand - nicht die Hauptperson, aber sie ist entscheidend daran beteiligt - durch einen Unfall ein Bein verliert (durch den Unfall wird dem Opfer der Unterschenkel fast abgetrennt). Die Verletzung am Bein wird entsprechend beschrieben, ebenso der fortwährende Blutverlust. Für mich ist diese Beschreibung notwendig, da die Hauptperson kurz davor steht, sich zu übergeben.

Reaktion dieses Kritikers: Viel zu explizit beschrieben. Es würde absolut ausreichen, wenn da stehen würde "Der Mann blutete aus mehreren Wunden am Unterschenkel". Den Rest könnte der Leser sich ja denken.

Hmmm???

Ich halte das für ausgesprochen platt.

Mittlerweile tendiere ich dahin, diesen Kritiker komplett auszublenden, weil der - meiner Meinung nach - einfach keine Ahnung hat. Falsche Haltung meinerseits?

Beste Grüße
Siegfried
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Renatus Goyke
Geschlecht:männlichWortedrechsler

Alter: 25
Beiträge: 55
Wohnort: Berlin


Beitrag26.04.2014 18:30

von Renatus Goyke
Antworten mit Zitat

Ich muss das gerade bei einer anderen Geschichte auch machen und den Ballast gerade wegkürzen. Aber ich gebe dir Recht, dass "er blutete aus mehren Wunden am Bein" ziemlich platt ist. Bei mir als Leser würden da keine inneren Bilder entstehen. Ich finde gerade bei einer solchen Szene (wob einer beinahe stirbt) darf ruhig etwas mehr Atmosphäre rein. Wie gesagt: Kürzen gerne, aber nicht die Atmosphäre wegschleifen.

_________________
mfg Renatus
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MosesBob
Geschlecht:männlichGehirn²

Administrator
Alter: 44
Beiträge: 18344

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Beitrag26.04.2014 18:41

von MosesBob
Antworten mit Zitat

Siegfried hat Folgendes geschrieben:
Mittlerweile tendiere ich dahin, diesen Kritiker komplett auszublenden, weil der - meiner Meinung nach - einfach keine Ahnung hat. Falsche Haltung meinerseits?

Jein. Sind denn die anderen Tipps, die er gibt, hilfreich für dich? Wahrscheinlich gibt es keinen Text, an dem nicht irgendjemand irgendetwas zu mosern hat. Du kannst nicht auf alle Kritiken hören. Du musst dir herauspicken, was dich weiterbringt. Nehmen wir das blutende Bein als Beispiel: Wenn man brutal schreibt, will man damit eine Wirkung erzielen. Peinlich wird es, wenn man damit unter Beweis stellen will: "Schaut mal, wie derb ich drauf bin! Ist das krass, oder was?" Im Idealfall willst du ein Gefühl transportieren, das dein Protagonist gerade durchlebt: Der Schock, eine solche Wunde zu sehen, kann enorme Ausmaße annehmen. Eine drastische Beschreibung hat eine drastische Wirkung - vorausgesetzt, die Beschreibung ist gut. Das mag dem einen schmecken, dem anderen nicht. Ganz plattes Beispiel: Wer sonst nur Liebesschnulzen liest, reagiert wahrscheinlich sensibler darauf als der klassische Thriller-Konsument, der es unter Umständen gewohnt ist, dass abgeschnittene Genitalien in tote Münder gelegt werden. "Der Mann blutete aus mehreren Wunden am Unterschenkel" überträgt für sich allein genommen keine Stimmung. Anderes Beispiel: Deine tänzelnde Max-ist-so-verliebt-Szene: Keine Ahnung, ob sie ausgeschmückt ist. Das hängt voll und ganz davon ab, wie der Rest des Kapitels geschrieben ist. Wenn du bei allen Tätigkeiten, die Max so verrichtet, während in seiner Bauchhöhle verliebte Schmetterlinge durch die Gegend flattern, vom Stöckchen aufs Ästchen kommst, ja, dann kann diese kleine Szene auf enervierende Weise ausgeschmückt wirken - als Folge des Ganzen. Doch auch hier willst du eine Stimmung erzeugen, und diese Stimmung willst du auf den Leser übertragen. Vielleicht ist die Passage, die dein Kritiker moniert, lediglich der Auslöser für ein Zuviel, das sich wie ein rosaroter Gute-Laune-Faden durch das Kapitel zieht?


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KeTam
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Das goldene Gleis Ei 1
Ei 10 Ei 8
Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag26.04.2014 19:44

von KeTam
Antworten mit Zitat

Die erste Textstelle ist vollkommen okay. Wenn ich nach dem Beispiel dieses hilfreichen Kollegen runter kürzen würde, könnt ich ja z.B. bei einem Thriller auch gleich schreiben:

Er hatte Angst, dann wurde er verfolgt und am Ende war der Bösewicht tot. Cool
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Lapidar
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 61
Beiträge: 2701
Wohnort: in der Diaspora


Beitrag26.04.2014 20:09

von Lapidar
Antworten mit Zitat

Vielleicht... schreibt der Kritiker eher Nachrichten? Im Stil von Zeitungsreportagen? Dann denke ich, wäre seine Art des Textes in Ordnung. Denn dann soll reine nach Möglichkeit wenig beeinflussende Information vermittelt werden.

Ich gebe allerdings zu, dass mich das Bild eines Laufstegs (@ la Modenschau) nicht ganz überzeugt.  wink und das für mich "einen Tisch  eindecken" eine ungewöhnliche Redewendung ist.
Aber das Bild des fröhlich vor sich hinträllernden Mannes der den Tisch dekoriert für seine Angebete, das macht mir Laune
Wer und wann tut das mal für mich?


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"Dem Bruder des Schwagers seine Schwester und von der der Onkel dessen Nichte Bogenschützin Lapidar" Kiara
If you can't say something nice... don't say anything at all. Anonym.
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Murmel
Geschlecht:weiblichSchlichter und Stänker

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Beiträge: 6380
Wohnort: USA
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Beitrag26.04.2014 23:54

von Murmel
Antworten mit Zitat

Ich denke auch, dass dein Text offenbar nicht dem Genre des Kritikers entspricht. Oder, er liest gerne handwerklich weniger anspruchsvolles, kann ja sein. Dein Originaltext ist Show, deine Alternative Tell. Nun weiß ich nicht, wie ausufernd du sonst beschreibst, Details einbringst, die den Plot nicht transportieren, und den Leser nur langweilst, aber anhand des Beispiels würde ich meinen Originaltext nicht ändern. Nicht jeder Textkritiker hat die Erfahrung und auch die Objektivität, die es zum Testlesen braucht.

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