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Meine erste eigene Kurzgeschichte o: "Die verlorene Stadt"


 
 
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Miserai
Geschlecht:weiblichErklärbär

Alter: 24
Beiträge: 3



Beitrag11.04.2014 12:15
Meine erste eigene Kurzgeschichte o: "Die verlorene Stadt"
von Miserai
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

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Oh mein Gott, ich werd's jetzt tun. Ich werd's wirklich tun!
Das ist das erste Mal, dass ich meine Geschichten irgendjemandem zeige, also seit bitte geduldig mit mir, wenn's noch nicht so gut läuft...


Die verlorene Stadt


Die Kleidung von Regen und Dreck und Blut befleckt und die Haare vom Schweiße verklebt setzten wir unsere müden Beine durch die silberne Pforte und erreichten voll Erschöpfung endlich unser Ziel.
Unsere Großmütter und Großväter hatten uns schon so oft von diesem Ort erzählt, hier waren die Menschen noch frei, durften sein, wer immer sie auch sein wollten, hier kam jeder hin, der vom Nichts verfolgt wurde und sich erschöpft und geschlagen niederlassen wollte, und auch wir wollten hier bleiben.
Jahrelang hatten wir nach diesem Ort der angeblich letzten noch richtigen Freiheit gesucht, und noch immer waren wir skeptisch beim Anblick der gewaltigen Gebäude, dieser prächtigen Landschaft an Natur und Hoffnung und Träumen. Dies hier war der letzte gebliebene Ort, an dem man noch nach der Freiheit streben durfte, hier waren die Straßen noch nicht besetzt von den grauen Männern in ihren trostlos grauen Anzügen und ihren leeren Gesichtern. Wir hatten schon so manche treue Soldaten im Kampf gegen das Nichts verloren, doch schien nun aller Kummer verflogen, auch wenn einige von uns die Straßen weiter mit unseren emotionslosen Mienen und die Augen hinter den Händen versteckt hinunter stiegen.
Wir schützten unsere Augen vor dem Anblick des Nichts, denn unsere Großmütter und Großväter hatten uns erzählt, wenn man einmal in das Antlitz den absoluten Nichts schaut, ist man sofort jenem gnadenlos ausgesetzt und von seinen leeren Versprechen gefangen.
Doch konnten wir nicht verstehen, wie wir all die Jahre lang glauben konnten, die Welt sei verloren, so schön und bunt war es hier. Es erschien uns ebenso wenig sinnvoll, wie wir trotz alledem, was vor unseren verdeckten Gesichtern zu strahlen anfing, mit unseren emotionslosen Mienen und die Augen hinter den Händen versteckt weiter laufen konnten.
„Wieso gehen wir weiter?“, fragten wir uns selbst, „Wieso bleiben wir nicht?“
Eine annähernd vernünftige Antwort darauf konnten wir uns selbst nicht geben, vielleicht waren wir schon viel zu lange auf der Suche und hatten schon viel zu lange mitansehen müssen, wie unsere Träume und Hoffnung gnadenlos und immer wieder aufs Neue niedergetrampelt wurden.
Wir wollten nicht ständig so unglücklich sein, aber vielleicht hatten wir einfach nichts anderes gelernt? Vielleicht waren wir einfach nichts anderes gewöhnt? Wollten wir auch nichts anders wahrhaben?
Unsere Großeltern hatten uns immer von der Welt erzählt, wie schön sie doch früher war und wie schön sie doch nie wieder sein wird. Die Welt hatte sich verändert, alles war neu, alles war schlecht, das hatte man uns früher beigebracht. Doch wir erkannten recht schnell, sie hatten nicht immer recht, woher denn auch, woher sollte man schon wissen, dass es noch einen letzten Ort gäbe, an dem wir noch wir sein konnten? Und wenn man es wusste, wenn man vielleicht sogar schon da war, so wie wir jetzt auch, wie wusste man damit umzugehen? Sollten wir glücklich sein, einen so schönen Ort gefunden zu haben? Und durften wir das überhaupt?
Der Zweifel kam in uns allen auf. „Warum sollten wir schon hierbleiben?“, ertönte es aus unseren eigenen Reihen, „Warum sollte es hier schon anders, als auf der ganzen Welt?“
„Hier gibt es vieles zu bestaunen, meine Kinder“
Erschrocken über die unerwartete Antwort fuhren wir herum, in gebückter Haltung, den Kopf geschützt, so, wie wir es immer gelernt hatten. Doch es war nichts weiter als ein Mann, der mit dreckigen Lumpen am Leib und den Blick starr gegen den Himmel gerichtet am Straßenrand saß, den Kopf gegen die sauber geputzte Wand gestützt.
Ein breites Lächeln auf dem Gesicht und eine Gitarre in den Armen spielte er eine der schönsten Melodien, die wir je in unseren jungen Jahren gehört hatten, und es legte auch uns ein strahlendes Schmunzeln auf die Lippen.
Er deutete auf ein hoch gelegtes Fenster und erzählte uns, er würde hier unten sitzen und versuchen, der wunderhübschesten Frau dort oben den Hof zu machen. Doch ehe wir einen Blick auf die wohl wunderhübscheste Frau zu erhaschen, kam ein großer, grau bemalter Wagen angefahren, die Räder auf dem Asphalt brennend und die Stoßstange bedrohlich blitzend, und auch wenn wir die Augen versteckt hielten, hätten wir schwören können, dass die Welt hinter ihm ebenso zu brennen anfing und alles langsam im Nichts verschwand.
Der Wagen hielt, die grauen Männer in ihren trostlos grauen Anzügen und ihren leeren Gesichtern stiegen aus, und wir konnten nichts dagegen tun, sie packten den Mann und drückten ihn gegen die Hauswand und schlugen wie wild auf ihn ein, bis er schließlich bewusstlos am Boden lag.
Und dann, als wir schon glauben wollten, es wäre nun alles vorüber, das Schlimmste wäre schon geschehen, da ging der Mann plötzlich in Flammen auf. Wir wussten nicht, ob die Männer in grau ihn irgendwie angezündet hatten, doch er brannte nicht lange, in wenigen Sekunden zerfiel er ganz zu grauer Asche, ebenso grau wie die Männer, die da standen und auf seine Überreste hinab starrten.
Alles ging so schnell, wir kamen gar nicht hinterher. Die Asche vom Manne wurde vom Winde verweht und schien scheinbar vollkommen vergessen, die Männer stiegen in ihren Wagen zurück und fuhren die Straßen entlang, wir wollten ihnen folgen, doch es gelang nicht, wir blieben stumm und reglos stehen und waren nicht fähig, uns irgendwie fortzubewegen.
Wir erkannten, wir hätten nie herkommen sollen, es war ein gewaltiger Fehler gewesen, unsere Großeltern hatten doch recht gehabt, es war alles eine Falle.
Es war alles Nichts.

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ricochet
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 68
Beiträge: 398
Wohnort: Graz


Beitrag12.04.2014 12:47

von ricochet
Antworten mit Zitat

Hallo Miserai,


eine bemerkenswerte KG hast du geschrieben, wenn man bedenkt, dass sich Texte von Mädchen deines Alters zumeist damit beschäftigen, mit Jungs herumzualbern; neuerdings bevorzugt solchen, die beißen können. Ich finde gepflegte philosophische und ausdrucksstarke symbolistische Bezüge. Fein, so etwas lese ich gerne.
Natürlich sollte die KG überarbeitet werden. Der Text strotz nur so von Fehlern aller Art, die jedoch durchaus ausgemerzt werden können und auch sollen - die Geschichte ist es wert. Als Erste Hilfe vllt. zwei Hinweise, die mir besonders wichtig scheinen:

1. Ein Gedanke = ein Satz. Bsp.:

"Jahrelang hatten wir nach diesem Ort der angeblich letzten noch richtigen Freiheit gesucht, und noch immer waren wir skeptisch beim Anblick der gewaltigen Gebäude, dieser prächtigen Landschaft an Natur und Hoffnung und Träumen."
Besser:
"Jahrelang hatten wir nach diesem angeblich letzten Ort der Freiheit gesucht. Beim Anblick der gewaltigen Gebäude, dieser prächtigen Landschaft an Natur, Hoffnung und Träumen wir waren wir skeptisch."

Oder:
"Der Wagen hielt, die grauen Männer in ihren trostlos grauen Anzügen und ihren leeren Gesichtern stiegen aus, und wir konnten nichts dagegen tun, sie packten den Mann und drückten ihn gegen die Hauswand und schlugen wie wild auf ihn ein, bis er schließlich bewusstlos am Boden lag."

Besser:
"Der Wagen hielt, die grauen Männer in ihren trostlos grauen Anzügen und ihren leeren Gesichtern stiegen aus. Sie packten den Mann, drückten ihn gegen die Hauswand und schlugen wie wild auf ihn ein, bis er schließlich bewusstlos am Boden lag. Wir hatten nichts dagegen tun können."

2. Zuviele "und" in einem Satz:
"Die Kleidung von Regen und Dreck und Blut befleckt und die Haare vom Schweiße verklebt setzten wir unsere müden Beine durch die silberne Pforte und erreichten voll Erschöpfung endlich unser Ziel."
Besser:
Die Kleidung von Regen, Dreck und Blut befleckt, die Haare vom Schweiße verklebt setzten wir unsere müden Beine durch die silberne Pforte. Erschöpft hatten wir endlich unser Ziel erreicht.

LG


rico


_________________
Ich schreibe, also bin ich.
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Miserai
Geschlecht:weiblichErklärbär

Alter: 24
Beiträge: 3



Beitrag12.04.2014 19:44

von Miserai
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Oh weia, hab gar nicht bemerkt, dass da so viele Fehler drin sind Shocked Um ehrlich zu sein, habe ich diese kleine Geschichte am letzten Donnerstag im Deutschunterricht geschrieben Embarassed

Ich weiß, ich schreibe wirklich zu oft "und", aber ich liebe es einfach, mehrere Sätze damit zu verbinden Rolling Eyes Trotzdem herzlichen Dank, hat mir sehr geholfen :3
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cecebe
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 71
Beiträge: 31
Wohnort: Portugal


Beitrag13.04.2014 08:22

von cecebe
Antworten mit Zitat

Hallo Miserai

Ich habe jetzt nicht alles durchgelesen, aber etwas ist mir gleich in die Augen gesprungen - im Satz, den schon ricochet korrigiert hat:

Zitat:
die grauen Männer in ihren trostlos grauen Anzügen und ihren leeren Gesichtern stiegen aus


Generell muss man aufpassen, dass, wenn man Sätze mit "und" verbindet, sich der zweite Teil auf dasselbe bezieht. Schau mal, was passiert, wenn man eine der beide Beschreibungen wegnimmt:


....die grauen Männer in () ihren leeren Gesichtern stiegen aus....

merkst du was? Die Männer befinden sich wohl kaum in ihren Gesichtern wink

Du kannst es richtigstellen, indem du "und" durch "mit" ersetzt:

die grauen Männer in den trostlos grauen Anzügen mit ihren leeren Gesichtern stiegen aus


(ich habe noch das eine "ihren" durch "den" ersetzt, um eine Wortwiederholung zu vermeiden. Das doppelte "grauen" kann man lassen, weil es die Wirkung verstärkt.)

Schönen Sonntag!
Cedebe
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Tjana
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 63
Beiträge: 1786
Wohnort: Inne Peerle


Beitrag13.04.2014 19:06

von Tjana
Antworten mit Zitat

Hey Miserai,
das klingt überaus spannend! Die Sprache baut den Bogen gut auf. Eine Frage taucht bei mir allersdings auf: Ist es ein aus der Mitte gegriffener Text? Denn sonst wüsste der Leser gerne, wer sich hinter "Wir verbirgt. Im Detail hätte ich noch ein paar kleine Anmerkungen, etwa, "im Schweiße" würde ich ohne das altertümliche "e" schreiben, weil es sonst nicht zu dem umgangsprachlichen "Dreck" passt; ebenso bei "die Asche vom Manne"...
Und: Ist ein Schmunzeln nicht eher verhalten? kann es strahlen?

Aber lass uns mit weiteren Meckereien warten, bis Du es überarbeitet hast. Bis jetzte jedenfalls alle Achtung. Eine starke Geschichte aus einem so jungen Kopf, bleibe unbedingt dran!!
LG
Tjana
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Miserai
Geschlecht:weiblichErklärbär

Alter: 24
Beiträge: 3



Beitrag16.04.2014 14:31

von Miserai
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Okay, das mit den grauen Männern in ihren leeren Gesichtern hab' ich gar nicht bemerkt lol2
Und das mit dem "Schweiße", na schön, es passt nicht ganz, aber ich dachte halt, es würde dadurch schöner klingen Embarassed Rolling Eyes

Nun gut, ich werd' mich gleich ransetzen und die Kurzgeschichte nochmal überarbeiten Buch Daumen hoch
Dankeschön für eure Antworten und darauf, dass ihr mich auf meine Fehler hingewiesen habt! Denn genau das habe ich mir von diesem Forum gewünscht :3
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