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crim sex, crim & rock'n'roll
Beiträge: 1578 Wohnort: München
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30.03.2014 19:00 ganzkörpergewand [Lyrik] von crim
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ganzkörpergewand
wir sind groß
freischwebend fest
liegt es an liegt es eng
das geschenk / des ausschnitts
ein sehschlitz
im ganz / im körper / gewand
zwischen nichts und nichts
hängt in himmeln
die brücke
von morgen
nach abend
gespannt
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Lupo Eselsohr
Beiträge: 364 Wohnort: Pegnesien
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31.03.2014 00:09 Burka mit Brücke von Lupo
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So könnte ich das Vorgabebild auch interpretieren. Eine Bildbeschreibung für Blinde unter Wahrung der Wettbewerbsbestimmungen. Die Schrägstriche im Text halte ich für unnötig.
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Eredor Dichter und dichter
Moderator Alter: 32 Beiträge: 3415 Wohnort: Heidelberg
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31.03.2014 23:38
von Eredor
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hallo du schlingel,
von mir gibt's in der regel nur lesezeichenrezensionen. gern detaillierter auf anfrage per pn!
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hier habe ich nichts mehr zu sagen. vom ersten bis fünften mal lesen immer wieder aufs neue überzeugt: du gewinnst das, mein persönlicher favorit. loslos!
9 federn.
***
einen gängigen chiasmus kann ich deinem gedicht leider nicht entnehmen. aber das ist schon in ordnung, wir sind da großherzig gewesen.
lg dennis
_________________ "vielleicht ist der mensch das was man in den/ ersten sekunden in ihm sieht/ die umwege könnte man sich sparen/ auch bei sich selbst"
- Lütfiye Güzel |
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Aranka Bücherwurm
A
Beiträge: 3106 Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
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A 01.04.2014 15:23
von Aranka
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Hallo Inko!
Ein interessanter Text: inhaltlich und auch formal.
Thema Anrufung:
Das ist nicht so offensichtlich erkennbar. Die erste Zeile „wir sind groß“? Vielleicht. Ich könnte es jedenfalls so lesen. Was hier gemeint ist, wird der Text hoffentlich aufzeigen.
Bildumsetzung:
Hier spannt sich in Worten eine Brücke zwischen Nichts und Nichts: von Abend nach Morgen. Auch hier bin ich gespannt, wie sich die zeile inhaltlich einbaut.
Formal:
Der Text ist „zentriert“. Ich mag es, wenn Form und Inhalt eine Einheit bilden und beidem gleiche Sorgfalt geschenkt wird. Hier ergib sich bei der Zentrierung aller Zeilen um „eine“ Mittelachse, dass das Wort „Sehschlitz“ als Einzelwort wirklich wie in einem „Briefkastenschlitz“ steht.
Die gesetzten Zäsuren sitzen sinnvoll und textunterstützend.
Es fließt ein guter Rhythmus durch die Zeilen. Auch so ein Anschwellen wie in folgenden Zeilen ist gut gemacht und im positiven Sinne textwirksam.
Zitat: | liegt es an liegt es eng
im ganz / im körper / gewand |
Dieser Text ist für mich überzeugend gestaltet.
Inhaltlich tritt der Text mit einer kühnen Behauptung und festem Textton in den Textraum: „wir sind groß“
Da bin ich doch gleich gespannt, wer denn hier so sicher in die Textwirklichkeit tritt. Ein WIR! Der Leser darf sich mit angesprochen fühlen.
Bei einem solchen L-Wir erwarte ich eine allgemein gültige Aussage (so in Richtung Menschheit). Was macht uns groß?
Bei der Thematik Anrufung klingt mir dann aber auch so ein Satz wie "Gott ist groß" oder eben im Koran: "Allah ist groß" und das WIR des Koran, dass dort häufiger für Allah statt eines ICH steht. Wenn dies gemeint ist, verlässt der Text sich auf eine Menge Leserwissen.
Der Titel "ganzköroergewand": ich denke an eine Burka, aber auch generell an ein den Körper einschließendes Gewand, eine Beengung, vielleicht eine Art Körper_Gefängnis.
Ist es das Geschenk des schmalen Sehschlitzes? die Möglichkeit zu sehen.
So lese ich das! Ich gestehe, dass ich hier ein wenig "freischwebend" deuten muss. Vielleicht ein kleines Textmanko. Schwanke zwischen positivem Geschenk einer Möglichkeit und der eng anliegenden Einschränkung einer Verhüllung.
Fest und freischwebend: ein Widerspruch. Die Zeile bezieht sich sowohl auf die erste Zeile, als auch auf die dritte. Bleibe auch hier ein wenig hängen.
„zwischen nichts und nichts“ Eine gefährliche Zeile. Ich kann mir „nichts“ nicht vorstellen und an „Nichts“ auch nichts festmachen, noch aufhängen.
Ist dieses wandern zwischen Nichts und Nichts die Standortbestimmung der Menschen im Ganzkörpergewand? Für mich eine eher "düstere" Verheißung. Sie stehen da mit nichts als dem Ruf: Wir sind groß????
Der Text spannt hier eine Brücke zwischen Nichts, zwischen Morgen und Abend (das Nichts?) Unterwegs von Nichts zu Nichts mit nichts als der Möglichkeit eines Ausblicks durch einen Sehschlitz: der Blick immer nur auf einen Ausschnitt möglich. Ein düsterer Text.
Der Text lässt mich im Wort „gespannt“ etwas ratlos zurück.
Besteht das Groß-Sein darin, dass wir vielleicht das Audgespannt-Sein zwischen Abend und Morgen aushalten: nur mit der einzigen Möglichkeit des Sehens in Ausschnitten!!???
Der Text schiebt in mir einen Gedanken- und Fragefaden an. Überzeugend ist hier das Gemachtsein.
Liebe Grüße Aranka
_________________ "Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)
„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke) |
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crim sex, crim & rock'n'roll
Beiträge: 1578 Wohnort: München
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02.04.2014 12:07
von crim
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Hi.
Totenkopf. Warum Totenkopf? Und die Zäsuren? Hätts die gebraucht? Das Ganz, das Körpergewand. Warum ist das von Zäsuren zerissen? Angerufen wurde auch keiner. Hebt auch keiner ab. Doof.
LG Crim
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Rübenach Exposéadler
R
Beiträge: 2832
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R 02.04.2014 22:12 Re: ganzkörpergewand [Lyrik] von Rübenach
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formal in Ordnung
_________________ "Vielleicht sollten mehr Leute Schreibblockaden haben." Joy Williams |
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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02.04.2014 22:44
von firstoffertio
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Den Titel lese ich auch als
ganz Körper gewandt,
das hat verschiedene Konnotationen.
Gewandt wie behende, und gewandt wie ein Blick auf etwas gewandt ist.
(Ich bin mir selbst über die Schreibweisen hier ganz unsicher)
Ich lese gar nicht den Burka hier, sondern den Körper, in dem die Augen Schlitze sind, die uns den Blick nach außen ermöglichen, eine wichtige Brücke dorthin bilden.
Der Schluss fallt für mich aber etwas ab. Ich lese hinein: den Schlitz zwischen Geburt und Tod, als Brücke, die wir gehen von dort nach da.
Hhm. Vielleicht habe ich das ganz falsch aufgefasst. Und es fehlt mir eben genau ein Hinweis darauf, das zu entscheiden.
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Oliver.Twist Leseratte
Alter: 38 Beiträge: 123 Wohnort: Hamburg
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05.04.2014 02:34
von Oliver.Twist
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Da, wo der Ausschnitt sich als magerer Sehschlitz entpuppt, handelt es sich bei dem Kleid wohl um die Burka. - Ich dachte ja, ohne mir allzuviel Gedanken zu machen, an christliche Nonnengewänder, oder allgemein mittelalterliche Kluft... Aber mittlerweile glaube ich, ihr, die ihr darin Burkas erkannt habt, habt richtig erkannt, was da eigentlich zu sehen ist.
Der erste Vers, "wir sind groß", exponiert einen bemerkenswerten Aspekt der Bildvorlage: die Frauen (denn sicher werden es Frauen sein) unter den Burkas stehen im Mittelpunkt des Bildes. Trotz der Tatsache, dass die Burka ihre Trägerin durch die Schmälerung ihrer Subjektivität ja eigentlich als Akteurin fesselt, sie somit an den Rand eines jeden Geschehens drängt.
"Freischwebend" kann auch heißen: entwurzelt. Und auch die Brücke scheint "zwischen nichts und nichts" "in himmeln" zu hängen: von Morgen(land) nach Abend(land) - allerdings steht sie unter Spannung. Und dass sie "in himmeln" hängt, so könnte man es auch verstehen, bedeutet, dass sie in un-geerdeten religiösen Vorstellungen verankert ist - und das evtl. an beiden Seiten. (Diese Idee von Völkerverständigung und Dialog der Kulturen, führt die wirklich so weit, wenn schlimmstenfalls auf beiden Seiten hanebüchene Vorstellungen obwalten?)
Die letzten sechs Verse gefallen mir besonders, sie sind wie ein eingedunkelter Abgesang nach einem poetisch, aber sachlich beschreibenden Auftakt. Das ist doch wie ein emotionales Fließenlassen, nachdem man versucht hat, der Realität mit Erklärungen beizukommen. Ein Loslassen, das dem nicht mehr rational fassbaren Gefühlseindruck einer Ohnmacht Raum gibt. Einer Brücke sehen die beiden sich gegenüber - unerklimmbar hoch. Und nun?
Danke für dies Gedicht!
Ach so, nur die Schrägstriche leuchten mir nicht so hundertprozentig ein. Kann es sein, dass sie ohne die 12-Verse-Vorgabe nicht da wären?
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Rosanna Richter und Henker
Alter: 30 Beiträge: 1055
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05.04.2014 16:18 Re: ganzkörpergewand [Lyrik] von Rosanna
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Moin,
Hmm. Das hier ist ehrlich gesagt das Gedicht, zu dem mir am wenigsten einfällt, weswegen ich es mir bis zum Schluss aufgespart habe.
Es ist an sich nicht schlecht, jedenfalls gab es in diesem Wettbewerb deutlich schlechtere, es ist zwar kryptisch, aber Gottseidank nicht so nahezu unverständlich wie andere Beiträge. Das Bildmotiv kann ich erkennen, die Anrufung nicht. Die äußere Form hat was, auch wenn sie leider nicht korrekt dargestellt wurde.
Zum Inhalt: Naja. Betrachtungen zwischen Bikini und Burka, überspitzt gesagt. Morgen und Abend dürfen hier wohl geographisch verstanden werden.
Die Kernaussage verstehe ich allerdings bzw finde sie nicht.
Sprachlich gefällt es mir auch nur in Teilen. Was zum Beispiel bringt das hier?
Zitat: | im ganz / im körper / gewand |
Und wie kann eine Brücke "von nichts nach nichts" vom Morgen zum Abend und umgekehrt führen? Oder willst du damit ausdrücken, dass die Unterteilung der Welt in Morgen- und Abendland ein unzulässiges Konzept ist?
Ich gebe durchschnittliche 5 Federn,
VG
Rose
_________________ nahtannahtnähtnathannähte
nähtnathannahtannahtnahtnathans
nadelihremendepunkt |
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s.buetow Gänsefüßchen
S Alter: 52 Beiträge: 24 Wohnort: Mecklenburg
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S 05.04.2014 21:13
von s.buetow
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Ein prima Text - man entwickelt nach dem Lesen viele weitergehende Gedanken zum Thema - nicht platt oder polemisch, sondern nachdenklich geschrieben.
Schade nur, dass ich nirgends einen Bezug zur "Anrufung" finden konnte.
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Einar Inperson Reißwolf
Beiträge: 1675 Wohnort: Auf dem Narrenschiff
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05.04.2014 23:03 Re: ganzkörpergewand [Lyrik] von Einar Inperson
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Hallo Lyrik,
nur ein ganz kurzer Besuch der Prosa.
Postkartenprosa hat Folgendes geschrieben: |
hängt in himmeln
die brücke
von morgen
nach abend
gespannt |
Diese Zeilen sind wunderschön. Dein Gedicht fängt das Postkartenmotiv ein. Die Versanzahl ist eingehalten. Leider kann ich das Thema der Anrufung bei dir nicht erkennen.
4 Federn
_________________ Traurige Grüße und ein Schmunzeln im Knopfloch
Zitat: "Ich habe nichts zu sagen, deshalb schreibe ich, weil ich nicht malen kann"
Einar Inperson in Anlehnung an Aris Kalaizis
si tu n'es pas là, je ne suis plus le même
"Ehrfurcht vor dem Leben" Albert Schweitzer |
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Dienstwerk Reißwolf
Alter: 55 Beiträge: 1254 Wohnort: Gera/Markkleeberg
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06.04.2014 18:43
von Dienstwerk
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Befederungskommentar.
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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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06.04.2014 19:29
von Jocelyn
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Mir gefällt hier die Idee. Der Sehschlitz der Burka ist Geschenk, ist die Brücke zum Himmel, der Himmel ist der Ausschnitt im Nichts. Alles das, was nicht gesehen wird, was ím Dunkel bleibt, ist das Nichts.
Die Umsetzung ist auch sehr ansprechend. Schöne Form.
Nur den ersten Vers verstehe ich nicht. Sind diese Frauen groß, weil sie wissen, was sie sehen wollen? Ist ihr Glaube so groß? Das bleibt mir unklar.
Diese Gedicht bekommt eine besser Wertung von mir.
_________________ If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)
Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)
"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire) |
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hypnobader Eselsohr
Alter: 63 Beiträge: 420 Wohnort: Voralpen
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07.04.2014 14:45
von hypnobader
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Hm. Also bis "gewand" wird die Burka beschrieben. Und ab "zwischen" die Brücke als Weg von morgens nach abends. Und? Auch die ungewöhnliche äußere Form hilft mir nicht weiter.
_________________ Es gilt das gebrochene Wort |
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Zinna schweißt zusammen, was
Beiträge: 1551 Wohnort: zwischen Hügeln und Aue...
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07.04.2014 22:49
von Zinna
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Hallo Inko,
beim Blick auf jeden einzelnen Wettbewerbsbeitrag finde ich es spannend zu sehen, wie sich so jeder Autor eingerichtet hat in den Vorgaben, wie er das Bild, die Anrufung auslegt und umsetzt, wie die 50 Wörter und 12 Verse anordnet, ob diszipliniert, effektiv gestapelt oder eher freier auseinander gestreutlegt.
Ich taste nun deinen Text nach den Vorgaben ab, ob die Anrufung zu erkennen ist, ob ich das Bild umgesetzt finde. Edit: Und ich zähle nun auch die Verslein, checke die Wortanzahl…
Außerdem schaue ich, ob und wie das Gedicht mich erreicht, wie ich seine Gestalt, Gestaltung, Wortwahl und Inhalt empfinde, ob es schlüssig ist. Einen weiteren Blick werfe ich auf den Titel.
Wortzahllimit: eingehalten
Verse: 12
Anrufung: vermisse ich
Bild umgesetzt/erahnbar: ja
Die Anrufung – der erste Vers? (Abwandlung des Gebetsanrufs „Gott ist groß“ in „Wir sind groß“?- die Frau?)
Eigentlich lese ich lauter Fakten, geschilderte Details, die man, wenn man an eine Burkagestalt denkt, unweigerlich auf dem Schirm hat. (Der Titel – er passt dazu)
Aber. Zwischendrin steckt viel Verlorensein, Fremdes, Ausgeliefertsein. Und die Brücke- ein Weg..? Unter Spannung.
Ich mag an deinem Gedicht die Unauffälligkeit und Schlichtheit in der Form.
LG
Zinna
_________________ Wenn alle Stricke reißen, bleibt der Galgen eben leer...
(c) Zinna |
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Stimmgabel Papiertiger
Beiträge: 4370 Wohnort: vor allem da
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08.04.2014 15:36 Re: ganzkörpergewand [Lyrik] von Stimmgabel
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ganzkörpergewand
wir sind groß
freischwebend fest
liegt es an liegt es eng
das geschenk / des ausschnitts
ein sehschlitz
im ganz / im körper / gewand
zwischen nichts und nichts
hängt in himmeln
die brücke
von morgen
nach abend
gespannt
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Hallo Inko,
hier ist eine Brücke zwischen den Rändern “Nichts und Nichts“ gespannt, also real nicht stützbar – existiert demnach als Brücke nicht. Zugleich werden hier diese Nichts-Ränder in die Figuration der Tages-Ränder “Morgen nach Abend“ gesetzt. Als verliefe der Zeitverstrich Tag in seinerselbst permanent ebenso in ein Nichts; also der Zeitverstrich in seiner Gesamtheit.
Was bleibt??? Bewegung hat keine Orientierung, hat keinen Haltepunkt, hat keinen Fokus???
Im ersten Textteil wird nun ein Ganzkörpergewand eingeführt – dass freischwebend fest und zugleich eng anliegt – um ein Ganzes??? um den Körper/im Körper eines Menschen???
Als wäre da eine quasi Haut, die vllt schützt, aber auch einengt? eine Kommunikation nach innen und außen verhindert?
Vielleicht hier der Mensch (also dieser im Text – dieses allg. Wir ist natürlich Käse, hi, hi ...), der/das sich im Da/Hier chronisch eingeengt fühlt, zugleich über einen verbliebenen Schlitz (... ein Geschenk?) eine Bindung zu seinem Außen erkennen mag, wobei nun wiedrum dieses Außen keinerlei Weg –und Zeitorientierung aufweist, als wäre überall ein quasi, ja, was? ... ein Gleichton???
MMhhh??? / ... alles mir nicht so recht vorstellbar ... aber mal angenommen / ... vllt so etwas wie in einem Traum, in dem man sich bewegt, zugleich auf der Stelle verharrt (oder ein psychisch, geistig Kranker mit dem Syndrom ... ???) – also jemand, der sich quasi in einer kompletten Bewegungs –und Zeitstarre befindet/empfindet ... zugleich: hierfür ist quasi dieses Daseinsgewand verantwortlich ... wie ein Glocke über alles drübergestülpt;
zumindest, was dieses ominöse „Wir“ hier behauptet.
Ungeachtet meiner Vorstellungsprobleme, frage ich mich weiterhin, was diese erste Zeile “ wir sind groß “ bedeutet, umso mehr, was hier dieses "wir" soll??? – vor allem, wie die erste Zeile tatsächlich in den Kontext eingreift???
Und ganz zum Schluss: auch sehe ich hier die Vorgabe einer Anrufung in keiner Weise umgesetzt; geschweige, wofür und wonach eine Anrufung ???
Sprachlich ist das Gedicht sehr fein und gekonnt in Szene gesetzt [ auch die Slash-Setzungen, sogar einmal mitten im Genitiv ] – dann aber jene Fragezeichenpunkte und Vorgabe-Auslassung ;-( / ... bzgl einer Bewertung weiß ich noch gar nichts! [ ... die figurierte Vorgabe Bildadaption sehe ich als umgesetzt ]
*** Wobei mir die Grund-Idee dieser aufgespannten Brücke zwischen dem Nichts und Nichts verlockend erscheint. Aber, nun muss der Text die hieraus Konsequenz, zumindest eine irgendwie kontextale Verarbeitung mMn andeuten ... / dies einfach frei im Raum stehen lassen, ist mir persönlich zu spekulatius’esk, hi, hi ...
Gruß, Stimmgabel
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_________________ Gabel im Mund / nicht so hastig... |
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MrPink Lyromane
Alter: 53 Beiträge: 2431 Wohnort: Oberbayern
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10.04.2014 22:09
von MrPink
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Hallo,
was mir hier gut gefällt: Du bist ganz nah am Bild geblieben und hast es nicht einfach beschrieben. Leider fehlt mir die "Anrufung" aus der Aufgabenstellung. Trotzdem gern gelesen.
_________________ „Das Schreiben wird nicht von Schmerzen besorgt, sondern von einem Autor.“
(Buk) |
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crim sex, crim & rock'n'roll
Beiträge: 1578 Wohnort: München
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17.04.2014 10:04
von crim
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Hallo liebe Kommentatoren.
Ich will euch auch nochmal kurz danken, für eure Federn und Gedanken zum Text. Ich freu mich über den Platz auf dem Treppchen.
Ihr habt schon einiges rausgelesen, was ich versucht habe reinzulegen, und mir natürlich ein paar neue Blickwinkel beschert. Ich werde jetzt ein wenig über das Schwadronieren, was ich mir so dabei gedacht hatte.
Für mich waren die beiden Gestalten im Bild direkt Burkaträgerinnen, gerade mit dem Thema "die Anrufung" verband ich etwas Religiöses. Also war der gedankliche Weg dahin nicht weit.
Allahu Akbar - Gott ist größer, oft auch (ein wenig falsch) übersetzt als: Gott ist groß. Das kam mir als erster Gedanke zur Anrufung, denn mir begegnete das oft wie ein Ruf an ein höheres Wesen. Ich kehre es also halb um: Wir sind groß. Selbstanrufung sozusagen. Des Menschen unter dem Ganzkörpergewand und eine Referenz auf das Bild, in dem diese zwei (das Wir) sehr groß wirken.
Zitat: | freischwebend fest |
Wiederum ein Hinweis auf die Bildvorlage. Sie wirken freischwebend auf/über den Tannen, aber als stünden sie fest dort. Und sinnbildlich: Eine Spannung zwischen festem Glauben, der sich an wenig verankert. Glauben egal welcher Religion ist für mich so etwas. Positiv wie negativ, ein sich verankern, festmachen im losgelöst sein. Außerdem mochte ich, dass hier zwei eigentlich widersprüchliche Adjektive verbunden werden.
Zitat: | liegt es an liegt es eng |
"es" ist hier das titelgebende Ganzkörpergewand. Man kann zur vorherigen Zeile hinlesen "fest liegt es an" schnürt ein, fest und eng. Oder sobald es anliegt, liegt es eng.
Zitat: | das geschenk / des ausschnitts
ein sehschlitz
im ganz / im körper / gewand |
Ist nun das Gewand ein Geschenk? Manche Trägerin mag das in ihrem Glauben so empfinden, ich weiß es nicht. Der Ausschnitt, der einen Teil der Welt dann doch zugänglich lässt, ist es für mich eher. Der Sehschlitz, der einen Ausschnitt der Welt gewährt. Welchen? Den, den auch das Bild gewährt, einen mit abgeschnittenen Rändern, aber dazu im Folgenden mehr. Erst noch: "im ganz / im körper / gewand" warum habe ich durch Zäsuren das Ganzkörpergewand zerrissen? Einmal für den Rhythmus, aber da spielte auch ein anderer Gedanke eine Rolle: Eine Betonung der Teilstücke. Ein Schlitz im Ganz, in der Welt sozusagen und im Körper, das gibt dem ganzen für mich eine kleine gewaltsame Note. Überhaupt eine Assoziationskette hin zur Zerrissenheit. Ist der Körper ablegbares Gewand, ist da ein Mehr? Also angerissene Fragen zum Glauben an sich. Der dritte prägende Gedanke war: Befreiung. Zerreißt dieses Gewand, das so einengend ist, aber das ist wirklich vielleicht sehr niederschwellig verankert im Text.
Die darauffolgenden Verse habe ich versucht als das zu gestalten, was durch den einengenden Weltausschnitt, der hier auch der Bildausschnitt ist, zu erkennen bleibt.
Zitat: | zwischen nichts und nichts
hängt in himmeln
die brücke
von morgen
nach abend
gespannt |
Eine losgelöste Brücke, die an nichts mehr befestigt ist. Sie schwebt, und ohne zu sehen woran bleibt es zwischen unbestimmbaren Nichtsen. Ein perspektivischer Trick. Der Glaube selbst erreicht durch seine Engung des Blicks eine sonderbare Magie, die Brücken schweben lassen kann. Die Dopplung von Himmeln, hier zwischen muslimischen (Morgen) und christlichen (Abend), in denen laut Gedicht nichts ist, sollte anklingen. Oliver.Twist hat da ziemlich viel dazu aufgeschlüsselt. Der Brückenschlag der Religionen ist sicher schwierig, da beide für mich nicht auf viel Greifbarem beruhen und vielleicht deshalb "gespannt" sind. Aber immerhin existiert diese Brücke dazwischen trotzallem, das ist das positive für mich. Die Möglichkeit des Brückenschlags, selbst zwischen Vorstellungswelten, die einer wissenschaftlichen Grundlage entbehren. Diese Brücke lässt sich spannen und sie ist (an)gespannt.
Vielleicht noch eine abschließende Bemerkung: Den Sehschlitz habe ich durch die Form sozusagen dahin setzen wollen, wo auch in Menschenschädeln Augen wären. Ich erkenne in der formalen Gestaltung ein wenig einen Totenschädel als Hinweis auf eben den Tod. Die beiden Himmel sollten sich dadurch etwas deutlicher als erdachtes (alles andere als sicheres) Nachleben hervorheben und das Gewandartige des Körpers selbst betonen, der dabei abgelegt wird. Ist da ein Mehr, das bleibt. Ich kanns nicht beantworten, aber habe eine klare Tendenz. Wenn wir sterben, sind wir tot. Der Glaube an etwas anderes, ist trotzdem etwas Schönes.
Also, das war mein kleines Gedicht über Religionen. Danke fürs Reinlesen und die Federn.
Ganz liebe Grüße.
Crim
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