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Der kleine Hund und der Wolf


 
 
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EWJoe
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Alter: 65
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Beitrag25.02.2014 16:11

von EWJoe
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Fortsetzung (Teil 3)

Gewaltige Muskelpakete spannten sich unter dem grauen Fell. Seine spitze Schnauze, hoch erhoben, dominierte sein breites Gesicht, in dem schräg-gestellte gelb-braune Augen die Umgebung musterten. Seine Bewegungen waren elegant und kraftvoll, verrieten seine ungeheure Ausdauer.
Offenbar stand er gut im Futter, hatte aber kein Gramm Fett angesetzt. Sein Fell war sehr dicht und oben dunkler als auf der Bauchseite. Sein Gebiss vermochte stärkste Knochen zu zermalmen. Krümel war zunächst erstarrt vor Angst.

Der Wolf hatte Krümel noch nicht gesehen, aber seine Nase nahm die Witterung auf. Krümel wusste, dass es jetzt um sein Leben ging. Er stürzte ins Unterholz, seine einzige Chance war dieses dichte Gestrüpp. Das Tier bemerkte jetzt, dass ihm gerade eine Mahlzeit vor die Schnauze gelaufen war. Diese Möglichkeit wollte er sich nicht entgehen lassen und der Wolf stürzte hinter ihm her.
Im Gestrüpp hielt Krümel ihn zunächst auf Distanz, aber lange ging das wohl auch nicht gut. Der Jäger war zu erfahren, als dass er sich abschütteln lassen würde und mit seiner Kraft und Ausdauer war das Ende nur eine Frage der Zeit.

Krümel erinnerte sich an die kleine Höhle unter dem Baum. Sie war seine einzige Chance. Er musste aber aus dem Gestrüpp herauslaufen, über einen mit wenigen Büschen bewachsenen Bereich. So brauchte er möglichst viel Buschwerk zwischen dem Wolf und der Höhle. Geschickt gab er vor wieder auf die Straße zurück-zulaufen und lockte so den Wolf auf die andere Seite.

Der Wolf verringerte seinen Abstand, fast schon glaubte er dessen Atem wahrzunehmen, da stürzte Krümel wieder in das Gestrüpp zurück, wo es besonders dicht war.
Der Wolf musste einen kleinen Umweg laufen, verlor aber seine Beute nicht aus den Augen. Krümel rannte so schnell, wie er noch nie gelaufen war. Auf der fast freien Fläche kam der Räuber rasch wieder näher. Jeden Augenblick erwartete er den entscheidenden Biss und er schlug ein paar Haken. Damit konnte er aber diesen kraftvollen Jäger nicht abschütteln, zumindest gewann er aber wieder ein paar Sekundenbruchteile.

Er kam der Höhle näher, aber mit diesem monströsen Wesen im Schlepptau war es nicht so einfach den kleinen Eingang richtig zu treffen. Er durfte auf keinem Fall anhalten, musste mit einem Satz hinein-treffen und er hatte nur diese eine Chance. Der Wolf setzte zum entscheidenden Biss an und … Krümel sprang.

...


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Klemens_Fitte
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Wohnort: zuckerstudio waldbrunn


Beitrag27.02.2014 11:58

von Klemens_Fitte
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Hallo EWJoe,

ich lasse dir mal ein paar Anmerkungen da. Nimm dir raus, was du gebrauchen kannst. Ein paar unschöne Wortwiederholungen habe ich dir fett markiert.

Gruß,
Klemens

EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Fortsetzung (Teil 3)

Gewaltige Muskelpakete Gefällt mir irgendwie nicht bzw. fände ich 'Muskeln' schöner. spannten sich unter dem grauen Fell. Seine spitze Schnauze, hoch erhoben, dominierte sein breites Gesicht Da komme ich als Leser unnötig ins Stolpern; ist das Gesicht jetzt breit - oder ist es spitz, weil es von der Schnauze dominiert wird? Denn die gehört ja zum 'Gesicht' (ohnehin ein komisches Wort für ein Tier, vielleicht eher: Schädel), in dem schräg-gestellte gelb-braune Unschön. Augen die Umgebung musterten. Seine Bewegungen waren elegant und kraftvoll, verrieten seine ungeheure Ausdauer.
Offenbar stand er gut im Futter, hatte aber kein Gramm Fett angesetzt. Sorry, aber ich verbinde mit 'gut im Futter' unweigerlich Fettpölsterchen. Vielleicht: wohlgenährt? Sein Fell war sehr dicht und oben dunkler als auf der Bauchseite. Sein Gebiss vermochte stärkste Knochen zu zermalmen. Krümel war zunächst erstarrt vor Angst. Warum 'zunächst'? Ein 'Krümel war starr vor Angst' würde den Leser viel mehr in den Moment reinziehen. Ohnehin finde ich es schwierig, diesen dramatischen Moment mit einer langen, oberflächlichen Beschreibung einzuleiten.

Der Wolf hatte Krümel noch nicht gesehen, aber seine Nase nahm die Witterung auf. Krümel wusste, dass es jetzt um sein Leben ging. Er stürzte ins Unterholz, seine einzige Chance war dieses dichte Gestrüpp. Das Tier Okay, du wolltest die Doppelung von 'der Wolf' vermeiden, aber da es sich ja bei beiden um Tiere handelt, stolpere ich da erstmal. bemerkte jetzt, dass ihm gerade eine Mahlzeit vor die Schnauze gelaufen war. Diese Möglichkeit wollte er sich nicht entgehen lassen und der Wolf stürzte hinter Krümel ihm her.
Im Gestrüpp hielt Krümel ihn zunächst auf Distanz, aber lange ging das wohl auch nicht gut. Der Jäger war zu erfahren, als dass er sich abschütteln lassen würde und mit seiner Kraft und Ausdauer war das Ende nur eine Frage der Zeit. Ist mir ein bisschen zu distanziert beschrieben.
Krümel erinnerte sich an die kleine Höhle unter dem Baum. Sie war seine einzige Chance. Er musste aber aus dem Gestrüpp herauslaufen, über einen mit wenigen Büschen bewachsenen Bereich Über einen Bereich, der wenig Schutz/Deckung bot?. So brauchte er möglichst viel Buschwerk zwischen dem Wolf und der Höhle. Geschickt gab er vor wieder auf die Straße zurück-zulaufen und lockte so den Wolf auf die andere Seite.

Der Wolf verringerte seinen Abstand, fast schon glaubte er dessen Atem wahrzunehmen, da stürzte Krümel Andersrum: erst 'Krümel', dann 'er'. wieder in das Gestrüpp zurück, wo es besonders dicht war.
Der Wolf musste einen kleinen Umweg laufen, verlor aber seine Beute nicht aus den Augen. Krümel rannte so schnell, wie er noch nie gelaufen war. Auf der fast freien Fläche kam ihm der Räuber rasch wieder näher. Jeden Augenblick erwartete er den entscheidenden Biss und er schlug ein paar Haken. Damit konnte er aber diesen kraftvollen Jäger nicht abschütteln, zumindest gewann er aber wieder ein paar Sekundenbruchteile.

Er kam der Höhle näher, aber mit diesem monströsen Wesen im Schlepptau war es nicht so einfach den kleinen Eingang richtig zu treffen. Er durfte auf keinem Fall anhalten, musste mit einem Satz hinein-treffen und er hatte nur diese eine Chance. Der Wolf setzte zum entscheidenden Biss an und … Krümel sprang. 'Der Wolf setzte zum entscheidenden Biss an, Krümel sprang und ...'?

...
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EWJoe
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Alter: 65
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Beitrag27.02.2014 17:30

von EWJoe
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Servus Klemens,

danke für Deine wirklich konstruktive Kritik. Du hast natürlich recht, es sind einige Stellen unschön und das stört den Lesefluss. javascript:emoticon('Embarassed')
Werde wohl viele Deiner Vorschläge übernehmen.

Nochmals vielen Dank!
Ciao
EWJoe


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Berin
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Beitrag28.02.2014 17:26

von Berin
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Hallo.

Die Idee finde ich in Ordnung, aber ich habe ein Problem damit, das gleich zu Anfang der Krümel das schlechte in uns Menschen kennenlernt. Und ein Kind das in dieser Geschichte ließt, wird erst einmal vor denn Kopf gestoßen. Mit ein paar weiteren beruhigenden Worten könnte man dem Lesenden Kind vermitteln das der Krümel im Moment schlecht da steht aber es durch Worte wie zum Beispiel:" es wird ihm bestimmt nichts geschehen" beim Lesen wieder zur innerlichen Ruhe findet. Sicher ist Spannungsaufbau wichtig, doch es ist nun mal eine Kindergeschichte. Es darf sicherlich etwas passieren, aber der Krümel sollte weitestgehend verschont bleiben.

Lg Berin


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BlueNote
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Beitrag01.03.2014 09:18

von BlueNote
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Hi!

Eine Geschichte aus der Perspektive eines Hundes ...
So etwas muss man erst mal mögen. Dein Text ist zumindest so packend geschrieben, dass ich ihn fast bis zum Schluss mit Interesse gelesen habe. (Die letzten Sätze habe ich dann ohne Interesse gelesen).

Obwohl die Geschichte recht ansprechend geschrieben ist, geht mir die Vermenschlichung der Hundegedanken oft etwas zu weit. Insbesondere dass du 2x erwähnst, dass der Hund stolz auf sich sei, was er bisher schon alles geschafft hat bzw. wie selbstständig er geworden ist. Würde ein Rudeltier das wirklich denken? Wäre es wirklich zu diesem hohen Grad an Selbstreflexion fähig?

Antwort: Natürlich nicht! Beim Lesen hat man sich bereits auf viele "Hundegedanken" eingelassen. Aber das ... das hat für mich mit Hund einfach nichts mehr zu tun.

Kinderbuch (lese ich gerade bei Murmel). Vielleicht ist das für ein Kinderbuch ja in Ordnung ...

Generell zu Kinderbüchern: Ich frage mich, warum muss man Kinder mit dieser Problemstellung überhaupt konfrontieren (Hund wird ausgesetzt und ist einsam, hat Angst etc.)? Wäre es nicht viel schöner als Kind, wenn man lesen würde, wie der Hund glücklich über Wiesen tollen und jeden Tag die Sonne scheinen würde? Spannend finde ich den Zustand, den du beschreibst, nicht, eher beunruhigend. Der kindliche Leser wird also künstlich in Angst versetzt, muss mit dem Hund "mitleiden", ohne dass dies einen Bezug zu seinem eigenen Leben hätte oder er etwas daraus lernen könnte. Was also ist der Sinn, dass ein Kind (welchen Alters?) das liest? Zeitvertreib? Schlecht schlafen können? Angst, sich in einer ähnlichen Situation selbst wiederzufinden? Stolz zu sein, mit einer Ausgesetzt-Situation so gut fertig zu werden wie der Hund?

Hier spielt der Kinderbuchautor unnötigerweise mit der Karte "Angst". Eine endgültige Beurteilung kann man wohl erst abgeben, wenn man im Weiteren liest, wie du diese Angstsituation auflöst und ob ein kindlicher Leser etwas damit anfangen kann.

EDIT: Gut, ich lese gerade in der Einführung, dass der kleine Hund dann noch einen Freund findet (den Wolf) ... Vielleicht kann ein 10-jähriger dann doch noch etwas aus deiner Geschichte für sich selbst mitnehmen: Wenn er Angst hat im Leben, muss er einfach einen Freund finden. Für ängstliche Kinder natürlich nicht leicht (die anderen haben wahrscheinlich eh schon welche).

 
BN
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EWJoe
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Beitrag06.03.2014 15:13

von EWJoe
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Servus Berin,

danke für Deine Mühe den Text durchzugehen. Ich habe ein wenig nachgedacht was man einem 10jährigen zumuten kann und was nicht. Grundsätzlich hast Du natürlich recht, dass man Kinderseelen nicht allzu sehr belasten darf, aber ich meine, dass man dieser Altersgruppe durchaus schon ein wenig mehr zutrauen darf, als dies Kuschelpädagogik und ähnliche Käseglocken zu verhindern suchen. Schließlich geht die Geschichte für Krümel gut aus, was für die mitleidenden Kinderseelen sicher sehr wichtig ist. In diesem Punkt stimme ich mit Dir vollkommen überein. Aber Spannung baut sich nun nicht auf, wenn ich schon im ersten Absatz schreibe: Alles wird gut ausgehen.

Das Abenteuer Leben, in das auch unsere Kleinen, die an der Schwelle zur Pubertät stehen, hineinfallen, hat keine Prophezeiungen parat, wie sich das Leben entwickelt. So ist auch die Handlung unvorhersehbar. Ok bei einem Kinderbuch kann man davon ausgehen, dass der Held der Geschichte alle Schwierigkeiten überwindet.
Betrachtet man die Phantasy-Geschichten, dann geht's dort viel heftiger zu als hier - es wird zwar genug passieren, aber kein Vergleich zu diesen Geschichten.
Die Geschichte soll Mut machen, dass man auch aus einer schwierigen Situation heraus kann, wenn man den Willen dazu hat. Die Fabel mit den zwei Fröschen im Milchtopf zeigt hier ein ähnliches Thema. Zum anderen ist Freundschaft, die erst aus einer gefährlichen Situation heraus entsteht, ein emotionales Motiv, was für alle Altersgruppen wichtig ist.

LG
EWJoe


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EWJoe
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Beitrag07.03.2014 14:25

von EWJoe
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Servus BN,

vielen Dank für Deine Kommentare. Die Wiederholung "dass der Hund stolz auf sich sei" ist in der Tat störend. Werde ich korrigieren. Ob Hunde denken können, weiß man nicht, jedenfalls können sie sehr gut empfinden und drücken ihre Empfindungen auch klar aus. Ein Rudelwesen ist besonders gut im Erfassen von Stimmungslagen, demnach dürften auch Hunde Spiegelneuronen haben, die ihnen das ermöglichen. Ob ein Hund Selbstreflexion zeigt, weiß auch niemand, aber es ihm komplett abzusprechen ist wohl ebenso gewagt. Dazu müssten wir erst ein mal genau definieren was Selbstreflexion ist und da kommen wir flugs zum Thema Bewusstsein. Jeder empfindet eines zu haben, es ist auch der modernen Forschung noch nicht gelungen dieses klar zu fassen. Ok, wir wissen über diverse Gehirnbereiche, wie dem präfrontalen Cortex, der für Geplantes zuständig ist und auch andere Zonen, die alle ihre spezifischen Aufgaben haben, aber als Ganzes bleibt es uns noch nicht greifbar. Ich will es nicht wagen zu behaupten, dass Tiere kein Bewusstsein haben. Gut ein Hund wird vielleicht es im Spiegel nicht erkennen, wenn man ihm einen Punkt auf die Stirn malt, wie dies als Test bei Kleinkindern gemacht wird, um festzustellen, ab wann da ein Selbstbewusstsein im Kopf Präsenz erlangte. Wohl aber reagiert ein Hund auf seine Umgebung und Gruppenwesen müssen ein hohes Mass an dieser Reflexion haben, sonst wäre eine Gruppenexistenz gar nicht denkbar. Klar, ein so hohes Niveau wie beim Menschen wird das nicht erreichen, aber dass es gar nicht stattfindet bezweifle ich. Das Tier ist kein deterministischer Automat und ein Hund ist ein kompexes Wesen.
Für Kindergeschichten kommt es auch gar nicht so darauf an, dass wir wissenschaftlich korrekt agieren, wohl aber nachempfindbar. Das versuchte ich in der Geschichte.
10Jährige kann man durchaus auch schon emotionell etwas belasten, der ganze Phantasybereich hat viel grauslichere Inhalte, als das sicherlich schlimme Ausgesetztwerden eines Hundes. Dass dies tatsächlich passiert ist den 10Jährigen durchaus bewusst und damit auch nicht mehr ein Thema, wo ein Kind schlecht schlafen würde.


LG EWJoe


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EWJoe
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Beitrag10.03.2014 09:45

von EWJoe
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Fortsetzung Teil 3 (Korrektur)


Gewaltige Muskeln spannten sich unter dem grauen Fell. Seine spitze Schnauze, hoch erhoben, dominierte seinen Schädel, in dem gelb-braune Augen die Umgebung musterten. Seine Bewegungen waren elegant und kraftvoll, verrieten seine ungeheure Ausdauer.
Offenbar war er gut genährt, hatte aber kein Gramm Fett zuviel. Sein dichtes, graues Fell  glänzte im Sonnenlicht. Oben, auf dem Rücken war es dunkel, fast schon schwarz, auf der Bauchseite erschien es hellgrau. Sein Gebiss vermochte stärkste Knochen zu zermalmen. Krümel hatte große Angst.

Der Wolf hatte Krümel noch nicht gesehen, aber seine Nase nahm die Witterung auf. Krümel wusste, dass es jetzt um sein Leben ging. Er stürzte ins Unterholz, seine einzige Chance war dieses dichte Gestrüpp. Der Graue bemerkte jetzt, dass ihm gerade eine Mahlzeit vor die Schnauze gelaufen war. Diese Möglichkeit wollte er sich nicht entgehen lassen und der Wolf hetzte hinter ihm her.
Im Gestrüpp hielt Krümel ihn zunächst auf Distanz, aber den erfahrenen Jäger könnte er so nicht abschütteln. Das Herz des kleinen Hundes raste. Panisch suchte er ein passendes Versteck, aber hier fand er keines.

Krümel erinnerte sich an die kleine Höhle unter dem Baum. Sie war seine einzige Chance. Er musste aber aus dem Gestrüpp herauslaufen, über einen mit wenigen Büschen bewachsenen Bereich. So brauchte er möglichst viel Buschwerk zwischen dem Wolf und der Höhle. Geschickt gab er vor wieder auf die Straße zurück-zulaufen und lockte so den Wolf auf die andere Seite.

Der Wolf verringerte seinen Abstand, fast schon glaubte er dessen Atem wahrzunehmen, da floh Krümel wieder zurück in das dichte Gestrüpp.
Nun musste der Wolf einen kleinen Umweg laufen, aber er verlor seine Beute nicht aus den Augen. Krümel raste so schnell wie noch nie hinaus auf die fast freie Fläche, Richtung Höhle. Der Räuber kam dort rasch wieder näher. Jeden Augenblick erwartete er den entscheidenden Biss. Krümel schlug ein paar Haken, doch damit konnte er diesen kraftvollen Jäger nicht abschütteln, zumindest gewann er wieder ein paar Sekundenbruchteile.

Er kam der Höhle näher, mit diesem monströsen Wesen im Schlepptau war es nicht so einfach den kleinen Eingang richtig zu treffen. Er durfte auf keinem Fall anhalten, musste mit einem Satz hinein-hechten und er hatte nur diese eine Chance. Der Wolf setzte zum entscheidenden Biss an, Krümel sprang.

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Klemens_Fitte
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Beitrag10.03.2014 11:35

von Klemens_Fitte
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Hallo schon wieder,

doch, das liest sich schon besser, finde ich (muss ich ja jetzt sagen, schließlich kamen nicht wenige Vorschläge von mir). Über ein paar Stellen bin ich noch gestolpert:

EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Er stürzte ins Unterholz, seine einzige Chance war dieses dichte Gestrüpp.


Diesen Teil würde ich rausnehmen, den braucht's erstens nicht, zweitens hast du in diesem kurzen Text ohnehin vier Mal das Wort 'Gestrüpp' (das mir ohnehin nicht wirklich gefällt, aber das ist sicher Geschmackssache).

Zitat:
Der Graue bemerkte jetzt, dass ihm gerade eine Mahlzeit vor die Schnauze gelaufen war. Diese Möglichkeit wollte er sich nicht entgehen lassen und der Wolf hetzte hinter ihm her.


Hier wechselst du im Satz den Bezug des Personalpronomens, von "er" (Wolf) zu "ihm" (Krümel).

Zitat:
Im Gestrüpp hielt Krümel ihn zunächst auf Distanz, aber den erfahrenen Jäger könnte er so nicht abschütteln.


"Konnte er so nicht abschütteln" oder "würde er so nicht abschütteln können".

Zitat:
Geschickt gab er vor wieder auf die Straße zurück-zulaufen und lockte so den Wolf auf die andere Seite.


zurückzulaufen

Zitat:
Der Wolf verringerte seinen Abstand, fast schon glaubte er dessen Atem wahrzunehmen, da floh Krümel wieder zurück in das dichte Gestrüpp.


Mir wechselt das, wie oben schon, irgendwie zu oft; mal ist mit "er" der Wolf gemeint, dann wieder Krümel... ohnehin denke ich, es wäre besser, wenn du in der Erzählperspektive (zumindest in diesen dramatischen Passagen) noch näher an Krümel heranrückst und alles nur aus seiner Sicht schilderst. Also so etwas

Zitat:
Der Graue bemerkte jetzt, dass ihm gerade eine Mahlzeit vor die Schnauze gelaufen war.


raus, oder statt:

Zitat:
Der Wolf verringerte seinen Abstand


"Krümel sah, wie der Wolf den Abstand verringerte", o.ä.

Zitat:
Er kam der Höhle näher, mit diesem monströsen Wesen im Schlepptau war es nicht so einfach den kleinen Eingang richtig zu treffen. Er durfte auf keinem Fall anhalten, musste mit einem Satz hinein-hechten und er hatte nur diese eine Chance. Der Wolf setzte zum entscheidenden Biss an, Krümel sprang.

...


Statt "im Schlepptau" vielleicht "im Nacken"?
Soweit erstmal. Ist etwas ungeordnet, aber vielleicht hilft's ja weiter.

Gruß,
Klemens
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EWJoe
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Beitrag10.03.2014 14:05

von EWJoe
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Servus Klemens,

vielen Dank für deine umfangreichen und völlig richtigen Kommentare. Du liest in der Tat sehr aufmerksam, jetzt sehe ich auch die Schwierigkeit, die man als Leser hat, wenn die Perspektive der Darsteller unnötig gewechselt wird. Die Zuordnung Personalpronomen zu unterschiedliche Charakteren in einem Satz ist wirklich wüst und erschwert unserem Gehirn den Sinn in einem Text zu sehen.
Werde den Text nochmals an Deine Anmerkungen anpassen.
Herzlichen Dank.

Ciao
EWJoe


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Beitrag10.03.2014 14:10

von EWJoe
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Fortsetzung Teil 3 (Korrektur #2, angeregt durch Klemens)


Gewaltige Muskeln spannten sich unter dem grauen Fell. Seine spitze Schnauze, hoch erhoben, dominierte seinen Schädel, in dem gelb-braune Augen die Umgebung musterten. Seine Bewegungen waren elegant und kraftvoll, verrieten seine ungeheure Ausdauer.
Offenbar war er gut genährt, hatte aber kein Gramm Fett zu viel. Sein dichtes, graues Fell  glänzte im Sonnenlicht. Oben, auf dem Rücken war es dunkel, fast schon schwarz, auf der Bauchseite erschien es hellgrau. Sein Gebiss vermochte stärkste Knochen zu zermalmen. Krümel hatte große Angst.

Der Wolf hatte Krümel noch nicht gesehen, aber seine Nase nahm die Witterung auf. Krümel wusste, dass es jetzt um sein Leben ging. Er stürzte ins Unterholz, seine einzige Chance. Jetzt musste er schnell sein, wollte er nicht als Mahlzeit für dieses Raubtier enden. Schon hetzte der Wolf hinter ihm her.  Dornen kratzen durch Krümels Fell, aber zumindest  hielt er den Räuber auf Distanz. Lange konnte das nicht gut gehen. Das Herz des kleinen Hundes raste. Panisch suchte er ein passendes Versteck, aber hier fand er keines.

Krümel erinnerte sich an die kleine Höhle unter dem Baum. Sie war seine einzige Hoffnung. Er musste aber aus dem Gestrüpp herauslaufen, über einen mit wenigen Büschen bewachsenen Bereich. So brauchte er möglichst viel Buschwerk zwischen dem Wolf und der Höhle. Geschickt gab er vor wieder auf die Straße zurückzulaufen und lockte so den Grauen auf die andere Seite.

Bald spürte er den Atem des Raubtieres hinter sich. Mit einem Haken floh er in das dichte Buschwerk. Nun musste der Wolf einen kleinen Umweg laufen. Diesen Vorsprung nutze Krümel  und raste so schnell wie noch nie hinaus auf die fast freie Fläche, Richtung Höhle. Der Räuber kam dort rasch wieder näher. Jeden Augenblick erwartete der kleine Hund den entscheidenden Biss. Krümel schlug ein paar Haken, doch damit konnte er diesen kraftvollen Jäger nicht abschütteln, zumindest gewann er wieder ein paar Sekundenbruchteile.

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Beitrag11.03.2014 10:07

von Klemens_Fitte
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Alle Achtung, du schlägst bei deinen Überarbeitungen ja ein gutes Tempo an. Ich hoffe, du fühlst dich hier nicht als getriebener Autor-Krümel, dem der Atem des Kritiker-Wolfes im Nacken sitzt.
Natürlich musst du nicht jede meiner Anmerkungen übernehmen, ist ja schließlich nur meine Meinung - ich finde aber, dass sich gerade dieser Absatz jetzt viel flüssiger und somit auch packender liest:

EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Der Wolf hatte Krümel noch nicht gesehen, aber seine Nase nahm die Witterung auf. Krümel wusste, dass es jetzt um sein Leben ging. Er stürzte ins Unterholz, seine einzige Chance. Jetzt musste er schnell sein, wollte er nicht als Mahlzeit für dieses Raubtier enden. Schon hetzte der Wolf hinter ihm her.  Dornen kratzen durch Krümels Fell, aber zumindest  hielt er den Räuber auf Distanz. Lange konnte das nicht gut gehen. Das Herz des kleinen Hundes raste. Panisch suchte er ein passendes Versteck, aber hier fand er keines.


Eine kleine Anmerkung hätte ich noch:

Zitat:
Diesen Vorsprung nutze Krümel  und raste so schnell wie noch nie hinaus auf die fast freie Fläche, Richtung Höhle.


Hier würde ich statt so schnell wie noch nie schreiben: so schnell er konnte.
Ansonsten find ich's jetzt gut lesbar und warte auf die Fortsetzung.
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EWJoe
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Beitrag13.03.2014 14:20

von EWJoe
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Servus Klemens,

keine Angst, der Krümel-Autor fürchtet sich nicht vor dem bösen Kritiker-Wolf. Ich bin Dir vielmehr dankbar, da du wirklich profunde Kritik gibst. Sie ist klar nachvollziehbar und Deine Vorschläge sind einfach in der Formulierung besser gewesen, somit habe ich sie weitgehend übernommen. Dadurch habe ich viel über das Schreiben gelernt. Als Techniker neige ich oft dazu zu komplizierte, weil zu lange Sätze zu schreiben. Dass jedes Wort eigentlich auf seinen bildgebenden Charakter untersucht werden muss, war mir in dieser Tiefe auch nicht bewusst. Als Autor eines Textes durchlebt man die Geschichte derart, dass man leicht das Auge (und vor allem den Kopf) des Lesers übersieht. Vieles was einem ja sowieso klar ist kann ja dem Leser nicht klar sein. Oft übersieht man da einiges. Ich habe auch, angeregt durch diesen Entwicklungsprozess, ein paar interessante Artikeln der Hirnforschung gelesen, die auch das Leseverständnis betreffen, wo es auch um die Effizienz des Textes im Erzeugen beabsichtigter Bilder geht. (Ja, der letzte Satz war wieder, in diesem Sinne, kontraproduktiv). Häufiger Kontextwechsel überfordern den Leser, wie auch manche Formulierungen im Dekodieren mehr Zeit (und daher Energie benötigen). Beispielsweise ist eine zeitliche Rückblende mit davor oder eine Negation belastender als ein kontinuierlicher Zeitfluss mit danach oder eine positive Formulierung. Einem aufmerksamen Leser und Kritiker fällt sowas intuitiv auf, er merkt es am Text selbst, wie mühsam sich seine Sinnsuche durch die oftmals zähe Masse eines Textes plügt.
Für Dein Umpflügen danke ich Dir nochmals.

LG
EWJoe


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Beitrag13.03.2014 14:58

von EWJoe
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Teil 4:
...

Fast in Zeitlupe erlebte er seinen Flug. Der Eingang, eigentlich nur ein winziges Loch, kam näher. Krümel war höchst konzentriert, zum Angst haben hatte er keine Zeit. Hinter sich hörte er, wie der Wolf zuschnappte und seine kräftigen Kiefer aufeinander schlugen.  Wenn ihn der Wolf jetzt auch nur berührte, dann würde er das Loch verfehlen und er wäre verloren. Krümel schloss die Augen und als er sie wieder öffnete war er gegen etwas geprallt.
 
Er hatte Glück gehabt, und es in die Höhle geschafft. Schon steckte der Wolf gefährlich knurrend seine Schnauze durch den engen Eingang und versuchte Krümel zu fassen. Der kleine Hund kauerte sich ängstlich in den hintersten Bereich, dieses sehr kleinen Unterschlupfes und wünschte sich, wie die Maus im Wurzelgeflecht verschwinden zu können. Als der Wolf ihn noch nicht erreichen konnte, versuchte er mit seinen Pfoten den Eingang etwas zu erweitern. Der Jäger legte kleinere Wuzeln frei. Wild begann das Raubtier diese durchzubeißen. Die Wurzeln boten für sein gewaltiges Gebiss keinen ernstzunehmenden Widerstand.

Noch nie hatte Krümel solche Angst gehabt. In der Panik war er wie gelähmt, nur noch zittern ging. Wieder scharrte der Wolf mit seinen Pfoten Erde und zerbissene Wurzelreste weg und prüfte mit der Schnauze, ob er schon zu seinem Opfer vorkam. Er knurrte einschüchternd, als seine Schnauze immer noch nicht zu Krümel vordringen konnte.
 
Krümel hatte genug. „Ich werde sterben“, das war ihm in diesem Moment klar. Er hörte zu zittern auf und wartete bis der Wolf wieder seine Schnauze tief in die Höhle steckte. Dabei hielt der Jäger seine Augen geschlossen.

Krümel stürzte los und biss ihn in die Nasenlöcher. „Aber so einfach mach ich es dir auch nicht, du räudige Töle!“, kläffte er dabei, von seinem eigenen Mut überrascht. Mit einem hohen jaulenden Ton fuhr der überraschte Wolf zurück. Dieses winzige Wesen, diese Mahlzeit auf kleinen dürren Beinchen, hatte ihn gebissen. Er war perplex.
Die empfindliche Nase des Jägers blutete. Der Wolf leckte seine Wunden, aber trotz seiner Überraschung ließ er den Eingang nicht aus den Augen. „Hat dieses kleine Wesen nicht in der Sprache der Wölfe gesprochen?“, kam es ihm und er wurde neugierig.

„He du Wolfshappen, woher kannst du die Sprache der Wölfe? Hasen und Ratten können das nicht!“, fragte er den Kleinen durch den noch sicheren Eingang. „Ich bin ein Hund und kein Hase oder eine Ratte!“, antwortete Krümel beleidigt, wobei er versuchte seine Stimme möglichst bedrohlich klingen zu lassen. Natürlich klang es wieder nur, wie sein übliches hohes Gekläff.

„Hund, du bist ein Hund?“  Der Wolf lachte laut auf. „ Ich kenne Hunde, die bei den Menschen leben aus der Ferne. Es sind Jagdhunde, die oftmals fast so kräftig sind, wie wir Wölfe. Schließlich sind wir mit ihnen verwandt.“
 
„Dort wo ich lebe gibt es große und auch kleine Hunde.  Hunde und Wölfe sind verwandt?“, auch Krümel war jetzt verblüfft. Nie hätte er gedacht mit diesem starken Tier verwandt zu sein, auch wenn er größere Hunde kannte. Er kannte aber keinen Hund der es mit diesem Jäger hätte aufnehmen können.

„Seit tausenden Generationen erzählen wir Wölfe uns die Geschichte, wie der Wolf zum Hund geworden ist.“ Der Wolf hatte sich vor den Eingang gesetzt.
„Kannst du mir diese Geschichte erzählen? Ich habe sie noch nie gehört, zu mindestens will ich sie kennenlernen, bevor du mich frisst.“

„Vor vielen tausenden  Generationen gab es noch keine Hunde. Aber es gab uns Wölfe. Die Menschen lebten damals auch noch in der Natur zum Beispiel in Höhlen und einfachen Hütten aus zusammengelegten Ästen. Sie waren geschickte Jäger und konnten sogar erwachsene Mammuts, riesige Fleischberge, die es heute nicht mehr gibt, erlegen. Das ist eine Beute, die wir Wölfe nur in extremen Ausnahmefällen erwischten. So hatten sie öfters im Überfluss zu Essen. Eine Gruppe von Wölfen hielt sich immer in ihrer Nähe auf und profitierte von den Abfällen aus deren Jagderfolgen. Die anderen Wölfe warnten sie vor diesen Zweibeinern, sie trauten diesen Wesen nicht, aber es half nichts, das Rudel näherte sich den Menschen immer mehr.“

 Der kleine Hund streckte vorsichtig seine Schnauze aus dem Loch, um besser hören zu können. Er war gebannt, von der Geschichte, die auch seine Herkunft erklären könnte. Er spitzte seine Ohren und der Wolf fuhr fort, wohl bemerkend, dass der Kleine ein wenig nähergekommen war.

„Die Menschen begannen in den Zeiten des Überflusses sogar diese Wölfe zu füttern. Sie warfen ihnen Futterhappen zu, die diese aus genügend großer Entfernung aufnahmen. Mit der Zeit hatten sich besonders leichtsinnige Exemplare dieses Rudels ganz nahe an die pelzlosen Zweibeiner heran gewagt. Sie bekamen mehr Futter ab, als die anderen und konnten so mehr Nachwuchs über den Winter bringen. Dieser Nachwuchs erlernte das Verhalten von den Alten und so kam es, dass sich eines Tages einer dieser Wölfe sogar von einem Mensch berühren ließ. Zuerst nur ganz kurz, aber bald dauerhaft. Ein paar Wölfe lebten nun im Menschenrudel und nahmen auch an der Jagd teil. Unsere Schnelligkeit und Ausdauer war den Zweibeinern nur recht, sie konnten dadurch auch schnellem Wild erfolgreicher nachstellen.“

„Das war doch von Vorteil für die Wölfe. Warum hast du dich nicht mit deinen Freunden den Menschen angeschlossen?“  Krümel war noch weiter aus dem Ausgang herausgekrochen. Er war von den Erzählungen des Wolfes gefesselt.

„Wir Wölfe sind stolze und freie Tiere!“, tadelte er mit lautem Knurren diese Bemerkung.
„Tschuldige, ich dachte nur…“, piepste Krümel und schob seinen Körper wieder tiefer in die Höhle.

„Schon gut.“, beruhigte der Wolf das Hündchen, „Du kannst das ja nicht wissen. Dein ganzes Leben hast du bei den Menschen zugebracht und dich nie richtig frei gefühlt.“

„Seit dem ich denken kann  lebte ich bei den Menschen. Aber gestern hat mich mein Herrchen hier ausgesetzt. Jetzt bin ich ganz alleine. Aber ich habe in der kurzen Zeit einen Hauch von Freiheit gespürt. Es ist schön, aber auch schrecklich. Ständig ist man als Kleiner auf dem Speiseplan irgendeines Großen. Dafür sagt einem keiner was man alles nicht darf.“

„Freiheit hat immer zwei Seiten. Auch wir Wölfe wissen das. Leicht kannst du schwer verletzt werden, wenn du ein großes Tier angreifst und das kann deinen Tod bedeuten. Von diesen Lasten waren die Wölfe, die fortan bei den Menschen lebten, weitgehend befreit. Sie veränderten sich, mussten sich an die Menschen anpassen und entwickelten sich in unterschiedlichen Rassen auseinander. Sogar so ein Winzling wie du wurde daraus, was ich selbst kaum glauben kann!  Wir Wölfe bleiben aber was wir sind, das ist Teil unserer Freiheit. An den guten Tagen, wo das Futter nicht zu knapp ist und du mit deinem Rudel lebst, deine Kinder aufwachsen siehst, da fühlst du vollends die Freiheit und die Schönheit des Lebens. Diese Stunden rechtfertigen all die Mühsal und Risiken.“
 
„Wo ist denn dein Rudel?“, fragte Krümel den Grauen, auch ein wenig ängstlich, denn ein Rudel würde seine Chancen sicherlich weiter verringern.

Der Wolf wurde traurig. „Die Menschen sind furchtbare Wesen. Sie haben meine Familie und mich gejagt. Aus fliegenden Maschinen heraus haben sie auf uns geschossen. Ihre Waffen können aus unglaublicher Entfernung töten. Meine Familie und meine Freunde hatten keine Chance. Einst war ich ein stolzer Anführer, mit viel Nachwuchs, jetzt bin ich ein einsamer Wolf.“


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Klemens_Fitte
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Beitrag19.03.2014 12:52

von Klemens_Fitte
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Hallo,

so, mit etwas Verzögerung mal ein paar Anmerkungen zu Teil 4. Zunächst finde ich, dass sich das schon recht gut liest, was vielleicht daran liegt, dass dir Dialoge mehr liegen als das Schildern einer Handlung - kann das sein? Entsprechend beziehen sich die meisten meiner Anmerkungen auf den ersten Abschnitt:

EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Fast in Zeitlupe erlebte er seinen Flug. Wie in Zeitlupe oder Fast wie in Zeitlupe Der Eingang, eigentlich nur ein winziges Loch, kam näher. Krümel war höchst konzentriert, zum Angst haben hatte er keine Zeit. Hinter sich hörte er, wie der Wolf zuschnappte und seine kräftigen Kiefer aufeinander schlugen. Er hörte, wie die kräftigen Kiefer des Wolfes hinter ihm aufeinander schlugen Wenn ihn der Wolf jetzt auch nur berührte, dann würde er das Loch verfehlen und er wäre verloren. Krümel schloss die Augen und als er sie wieder öffnete war er gegen etwas geprallt.und öffnete sie erst wieder, als er gegen etwas prallte
 
Er hatte Glück gehabt, und es in die Höhle geschafft. Schon steckte der Wolf gefährlich knurrend seine Schnauze durch den engen Eingang und versuchte Krümel zu fassen. Der kleine Hund kauerte sich ängstlich in den hintersten Bereich, dieses sehr kleinen Unterschlupfes und wünschte sich, wie die Maus im Wurzelgeflecht verschwinden zu können. Als der Wolf ihn noch nicht erreichen konnte, versuchte er mit seinen Pfoten den Eingang etwas zu erweitern. Der Jäger legte kleinere Wuzeln frei. Wild begann das Raubtier diese durchzubeißen. Die Wurzeln boten für sein gewaltiges Gebiss keinen ernstzunehmenden Widerstand....verschwinden zu können. Stattdessen musste er mit ansehen, wie der Wolf begann, mit den Pfoten am Eingang zu scharren. Kleinere Wurzeln legte er frei und riss mit den Zähnen daran. Langsam aber stetig erweiterte er die Öffnung.

Noch nie hatte Krümel solche Angst gehabt. In der Panik war er wie gelähmt, nur noch zittern ging. Finde ich unschön. Wieder scharrte der Wolf mit seinen Pfoten Erde und zerbissene Wurzelreste weg beiseite und prüfte mit der Schnauze, ob er schon zu seinem Opfer vorkam. streckte seine Schnauze prüfend in die Öffnung. Er knurrte einschüchternd, als seine Schnauze immer noch nicht zu Krümel vordringen konnte.
 
Krümel hatte genug. Plötzlich wurde Krümel vom Mut der Verzweiflung gepackt  „Ich werde sterben“, das war ihm in diesem Moment klar. Er hörte zu zittern auf und wartete, bis der Wolf wieder seine Schnauze tief in die Höhle steckte. Dabei hielt der Jäger seine Augen geschlossen.


Soweit erstmal. Tut mir leid, dass ich dir diesmal nur eher abseitige Verbesserungsvorschläge machen kann. Aber vielleicht ist ja was Brauchbares dabei - oder du kommst selbst auf eine passende Lösung für die markierten Stellen.

Gruß,
Klemens
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Beitrag21.03.2014 12:44

von EWJoe
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Danke Klemens,

Zitat:"Zunächst finde ich, dass sich das schon recht gut liest, was vielleicht daran liegt, dass dir Dialoge mehr liegen als das Schildern einer Handlung - kann das sein?"

na ja, Dialoge sind eben gesprochene Sprache, da kommt es nicht darauf an, dass man jedes Wort auf die Goldwaage legt, wie dies bei einem beschreibenden Text der Fall ist. Aber ich denke, dass ich, gerade an diesem Text, bereits gelernt habe, meine Brückenwaage mit einer Personenwaage auszutauschen. Zur Goldwaage ist's halt noch ein weiter Weg, aber wo's lang geht habe ich begriffen.

Die meisten Deiner Anmerkungen ergeben klar eine sprachliche Verbesserung, womit ich sie auch in die nächste Überarbeitung einbeziehen werde.

LG
EWJoe


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Beitrag21.03.2014 13:02

von EWJoe
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Fortsetzung Teil 4 überarbeitet.

...

Wie in Zeitlupe erlebte er seinen Flug. Der Eingang, eigentlich nur ein winziges Loch, kam näher. Krümel war höchst konzentriert, zum Angst haben hatte er keine Zeit. Der Wolf schnappte zu und Krümel hörte, wie die kräftigen Kiefer aufeinander schlugen.  Wenn ihn der Wolf jetzt auch nur berührte, dann würde er das Loch verfehlen und er wäre verloren. Krümel schloss die Augen und öffnete sie erst wieder, als er gegen etwas prallte.
  
Er hatte Glück gehabt, und es in die Höhle geschafft. Schon steckte der Wolf gefährlich knurrend seine Schnauze durch den engen Eingang und versuchte Krümel zu fassen. Der kleine Hund kauerte sich ängstlich in den hintersten Bereich, dieses sehr kleinen Unterschlupfes und wünschte sich, wie die Maus im Wurzelgeflecht verschwinden zu können. Stattdessen musste er mit ansehen, wie der Wolf begann, mit den Pfoten am Eingang zu scharren. An den freigelegten Wurzeln riss er mit den gewaltigen Zähnen. Langsam aber stetig erweiterte er die Öffnung.

Noch nie hatte Krümel solche Angst gehabt. In der Panik war er fast gelähmt, nur noch zittern konnte er. Wieder scharrte der Wolf mit seinen Pfoten Erde und zerbissene Wurzelreste beiseite und prüfte, ob er schon zu seinem Opfer vorkam. Er knurrte einschüchternd, als seine Fänge Krümel noch immer nicht zu fassen bekamen.
  
Krümel hatte genug. „Ich werde sterben“, das war ihm in diesem Moment klar. Seine Lähmung löste sich und er wartete bis der Wolf wieder seine Schnauze tief in die Höhle steckte. Dabei hielt der Jäger seine Augen geschlossen.

Krümel stürzte los und biss ihn in die Nasenlöcher. „Aber so einfach mach ich es dir auch nicht, du räudige Töle!“, kläffte er dabei, von seinem eigenen Mut überrascht. Mit einem hohen jaulenden Ton fuhr der überraschte Wolf zurück. Dieses winzige Wesen, diese Mahlzeit auf kleinen dürren Beinchen, hatte ihn gebissen. Er war perplex.

Die empfindliche Nase des Jägers blutete. Der Wolf leckte seine Wunden, aber trotz seiner Überraschung ließ er den Eingang nicht aus den Augen. „Hat dieses kleine Wesen nicht in der Sprache der Wölfe gesprochen?“, kam es ihm und er wurde neugierig.

„He du Wolfshappen, woher kannst du die Sprache der Wölfe? Hasen und Ratten können das nicht!“, fragte er den Kleinen durch den noch sicheren Eingang.
„Ich bin ein Hund und kein Hase oder eine Ratte!“, antwortete Krümel beleidigt, wobei er versuchte seine Stimme möglichst bedrohlich klingen zu lassen. Natürlich klang es wieder nur, wie sein übliches hohes Gekläff.

„Hund, du bist ein Hund?“  Der Wolf lachte laut auf. „ Ich kenne Hunde, die bei den Menschen leben aus der Ferne. Es sind Jagdhunde, die oftmals fast so kräftig sind, wie wir Wölfe. Schließlich sind wir mit ihnen verwandt.“
  
„Dort wo ich lebe gibt es große und auch kleine Hunde.  Hunde und Wölfe sind verwandt?“, auch Krümel war jetzt verblüfft. Nie hätte er gedacht mit diesem starken Tier verwandt zu sein, auch wenn er größere Hunde kannte. Er kannte aber keinen Hund der es mit diesem Jäger hätte aufnehmen können.

„Seit tausenden Generationen erzählen wir Wölfe uns die Geschichte, wie der Wolf zum Hund geworden ist.“ Der Wolf hatte sich vor den Eingang gesetzt.
„Kannst du mir diese Geschichte erzählen? Ich habe sie noch nie gehört, zu mindestens will ich sie kennenlernen, bevor du mich frisst.“

„Vor vielen tausenden  Generationen gab es noch keine Hunde. Aber es gab uns Wölfe. Die Menschen lebten damals auch noch in der Natur zum Beispiel in Höhlen und einfachen Hütten aus zusammengelegten Ästen. Sie waren geschickte Jäger und konnten sogar erwachsene Mammuts, riesige Fleischberge, die es heute nicht mehr gibt, erlegen. Das ist eine Beute, die wir Wölfe nur in extremen Ausnahmefällen erwischten. So hatten sie öfters im Überfluss zu Essen. Eine Gruppe von Wölfen hielt sich immer in ihrer Nähe auf und profitierte von den Abfällen aus deren Jagderfolgen. Die anderen Wölfe warnten sie vor diesen Zweibeinern, sie trauten diesen Wesen nicht, aber es half nichts, das Rudel näherte sich den Menschen immer mehr.“

 Der kleine Hund streckte vorsichtig seine Schnauze aus dem Loch, um besser hören zu können. Er war gebannt, von der Geschichte, die auch seine Herkunft erklären könnte. Er spitzte seine Ohren und der Wolf fuhr fort, wohl bemerkend, dass der Kleine ein wenig nähergekommen war.

„Die Menschen begannen in den Zeiten des Überflusses sogar diese Wölfe zu füttern. Sie warfen ihnen Futterhappen zu, die diese aus genügend großer Entfernung aufnahmen. Mit der Zeit hatten sich besonders leichtsinnige Exemplare dieses Rudels ganz nahe an die pelzlosen Zweibeiner heran gewagt. Sie bekamen mehr Futter ab, als die anderen und konnten so mehr Nachwuchs über den Winter bringen. Dieser Nachwuchs erlernte das Verhalten von den Alten und so kam es, dass sich eines Tages einer dieser Wölfe sogar von einem Mensch berühren ließ. Zuerst nur ganz kurz, aber bald dauerhaft. Ein paar Wölfe lebten nun im Menschenrudel und nahmen auch an der Jagd teil. Unsere Schnelligkeit und Ausdauer war den Zweibeinern nur recht, sie konnten dadurch auch schnellem Wild erfolgreicher nachstellen.“

„Das war doch von Vorteil für die Wölfe. Warum hast du dich nicht mit deinen Freunden den Menschen angeschlossen?“  Krümel war noch weiter aus dem Ausgang herausgekrochen. Er war von den Erzählungen des Wolfes gefesselt.

„Wir Wölfe sind stolze und freie Tiere!“, tadelte er mit lautem Knurren diese Bemerkung.
„Tschuldige, ich dachte nur…“, piepste Krümel und schob seinen Körper wieder tiefer in die Höhle.

„Schon gut.“, beruhigte der Wolf das Hündchen, „Du kannst das ja nicht wissen. Dein ganzes Leben hast du bei den Menschen zugebracht und dich nie richtig frei gefühlt.“

„Seit dem ich denken kann  lebte ich bei den Menschen. Aber gestern hat mich mein Herrchen hier ausgesetzt. Jetzt bin ich ganz alleine. Aber ich habe in der kurzen Zeit einen Hauch von Freiheit gespürt. Es ist schön, aber auch schrecklich. Ständig ist man als Kleiner auf dem Speiseplan irgendeines Großen. Dafür sagt einem keiner was man alles nicht darf.“

„Freiheit hat immer zwei Seiten. Auch wir Wölfe wissen das. Leicht kannst du schwer verletzt werden, wenn du ein großes Tier angreifst und das kann deinen Tod bedeuten. Von diesen Lasten waren die Wölfe, die fortan bei den Menschen lebten, weitgehend befreit. Sie veränderten sich, mussten sich an die Menschen anpassen und entwickelten sich in unterschiedlichen Rassen auseinander. Sogar so ein Winzling wie du wurde daraus, was ich selbst kaum glauben kann!  Wir Wölfe bleiben aber was wir sind, das ist Teil unserer Freiheit. An den guten Tagen, wo das Futter nicht zu knapp ist und du mit deinem Rudel lebst, deine Kinder aufwachsen siehst, da fühlst du vollends die Freiheit und die Schönheit des Lebens. Diese Stunden rechtfertigen all die Mühsal und Risiken.“
  
„Wo ist denn dein Rudel?“, fragte Krümel den Grauen, auch ein wenig ängstlich, denn ein Rudel würde seine Chancen sicherlich weiter verringern.

Der Wolf wurde traurig. „Die Menschen sind furchtbare Wesen. Sie haben meine Familie und mich gejagt. Aus fliegenden Maschinen heraus haben sie auf uns geschossen. Ihre Waffen können aus unglaublicher Entfernung töten. Meine Familie und meine Freunde hatten keine Chance. Einst war ich ein stolzer Anführer, mit viel Nachwuchs, jetzt bin ich ein einsamer Wolf.“

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Beitrag27.03.2014 14:24

von EWJoe
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Hallo,
ich hänge eine pdf-Datei an, um das Lesen zu vereinfachen.

LG
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Beitrag26.04.2014 15:31

von EWJoe
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Teil 5
...
Nachwuchs hatte Krümel keinen, aber er konnte es nachempfinden, was es bedeutet all seine Kinder und die Gefährtin zu verlieren. Er begann Mitleid mit dem Großen zu haben. „Das tut mir echt leid. Ich wollte nicht in einer alten Wunde rühren.“

„Schon gut. Das ist jetzt schon einige Monde her. Trotzdem, mein Herz wird ganz schwer, wenn ich an die Kleinen denke, die mich früher oft furchtbar genervt hatten. Jetzt vermisse ich sie sehr, jeden Einzelnen. Wie unterschiedlich sie waren, aber ich war sehr stolz auf den Wurf.“ Der Wolf war aufgestanden und drehte Krümel den Rücken zu. Er ging einfach weg, Hunger hatte er gar keinen mehr.

Krümel fühlte, dass sich seine Situation schlagartig gebessert hatte. Mit einem gemischten Gefühl aus Erleichterung und Mitgefühl kroch er aus dem Versteck heraus und folgte dem, mit gesenktem Kopf und hängenden Ohren, davon-trottenden Grauen. „Hey, wohin des Weges?“, fragte er vorsichtig aus noch sicherer Entfernung. Der Wolf reagierte nicht auf seine Frage. Der kleine Hund folgte ihm trotzdem weiter, er fühlte, dass der Große keine Gefahr mehr darstellte. In seiner Nähe wäre er in jedem Fall vor anderen Räubern sicherer.

 Krümel hob die Nase. War da nicht etwas? Seine Nase nahm ganz schwach eine Witterung war, zunächst glaubte er sich getäuscht zu haben. Je weiter die Beiden aber voranschritten, desto klarer wurde diese Wahrnehmung.
„Wolf, ich rieche ein Huhn.“, bemerkte er halblaut.  

Der Wolf hob seine Nase hoch und drehte sich dann langsam um.
„Ich rieche nichts, aber meine Nase ist auch etwas verletzt.“  

Krümel kam ganz dicht an den Großen heran. „Gleich da vorne, wo es lichter wird, dort dürfte dieser Vogel sein“.

Beim Wolf erwachte wieder der Jagdtrieb. Vorsichtig trabte er bis zu einer Lichtung und blickte durch das Gebüsch hinaus. Im halbhohen Gras saß ein junger Fasan, der sich in der Balz übte. Jetzt war zwar keine Balzzeit, aber das hielt den Vogel davon nicht ab. Er war jedenfalls intensiv bei der Sache und begann mit dem Ritual. Allerdings war die offene Fläche sehr gut einzusehen und ein großer Wolf hätte keine Möglichkeit gehabt unbemerkt, nahe genug, an den Hühnervogel heranzukommen.

„Es lohnt sich kein Angriff. Das Tier würde mich sofort bemerken und wäre weg bevor ich auch nur in seiner Nähe auftauchen könnte. Da vergeude ich nur meine Kräfte.“, flüsterte er.

„Chef, du bist zwar zu groß, aber ich bin so klein, dass mich der Vogel nicht bemerken würde. Ich könnte ihn fassen und du könntest ihn erledigen.“

Krümels Plan gefiel dem Wolf. Er war sich aber nicht sicher, ob der Winzling den Wildvogel halten könnte. „Einen Versuch ist es wert“, raunte er und der Kleine machte sich sofort auf die Pfoten.

Geschickt nütze er die Gebüsche und beobachtete den Fasan immer genau. Jedes Mal, wenn er seinen Kopf nach oben streckte und seine Balzlaute erklangen schloss er die Augen, dann bewegte er sich näher an den Vogel heran. Krümel war nur noch wenige Meter von dem Vogel entfernt. Er kauerte sich ins Gras, sodass ihn der balzende Vogel nicht bemerkte. Als der Fasan wieder mit dem Balzen begann, griff Krümel an.

Der Vogel erschrak und versuchte zu entkommen. Er schwang sich schwirrend in die Höhe, fast schon schien er entkommen zu sein, da sprang Krümel auf und bekam das Tier an der rechten Kralle zu fassen. Zunächst schien es, als ob der Fasan den Winzling mit sich fortschleppen könnte, aber nach wenigen Metern in der Luft landeten beide am Boden.
Krümel hatte sich knurrend in das Bein verbissen. Der Vogel versuchte sich mit Schnabelhieben von dem lästigen Anhängsel zu befreien, aber der kleine Hund hielt tapfer stand.

Der Wolf hatte Krümels erfolgreichen Angriff längst mitbekommen und war los-gestürmt. Nach wenigen Sekunden war er zur Stelle und beendete mit einem einzigen Biss den Kampf.

An diesem Tag gab es Fasanbraten und Beiden lief das Wasser im Mund zusammen. Krümel tanzte aufgeregt um die Beute und um Chef, wie er fortan den Wolf nannte. Dabei wedelte er rasch mit seinem Schwanz und kläffte laut vor Erregung.

„Nun mal ruhig Kleiner“, knurrte ihn der Wolf an und begann die Federn auszureißen. Krümel versuchte mitzuhelfen, aber er schaffte nur ein paar kleine Daunen zu entfernen.
Schließlich war eine große Fläche gerupft und Chef ließ Krümel den Vortritt: „Das war zuerst dein Jagderfolg, so darfst du den ersten Bissen herausreißen. Der kleine Hund mühte sich redlich, aber der festen Haut konnte er mit seinen kleinen Zähnen nicht beikommen. Der Wolf musste ihm helfen und riss gleich einen großen Brocken Fleisch heraus, den er gierig verschlang.
Beide fraßen sich satt, wobei Krümels Anteil klar geringer ausfiel. Schließlich brauchte er auch wesentlich weniger als der Große, um satt zu werden.

Der gemeinsame Erfolg wirkte verbindend. Krümel durfte beim Grauen bleiben, er erinnerte ihn irgendwie an seine Welpen, als sie noch klein waren. Auch seine Geschicklichkeit bei der Jagd auf kleine Beute war sicher kein Hindernis für das Zusammenkommen dieser so ungleichen Partnerschaft. Schließlich profitierte auch Krümel von diesem Arrangement, vor Fressfeinden musste er sich nun nicht mehr fürchten.
  
„Chef, hat es dir geschmeckt?“, fragte er ihn während er sich die Lippen leckte und sich streckte.

„War ein ganz ordentlicher Happen, aber ewig werden wir davon nicht satt. Für heute sollten wir uns aber ausrasten und die gute Seite des Lebens genießen.“
Sie legten sich unter einen weit ausladenden Baum am Rande der Lichtung. Die hereinbrechende Nacht ließ wieder die Sterne hervortreten und der Mond war auch schon aufgegangen. Die klare Nacht kündigte die nahende Kälte an und Krümel begann zu frieren. „Rück' ran Kleiner“, bot ihm Chef an und Krümel kuschelte sich in das dichte weiche Fell seines neuen Freundes. Es war ihm jetzt wohlig warm, nicht nur wegen des Pelzes, und er schlief rasch ein.

Irgendwann in tiefer Nacht weckte ihn wieder dieses Heulen. Auch Chef stimmte in den Chor mit ein. Es war eisig kalt geworden und der Mond breitete einen silbrigen Schleier über das Land und der Reif ließ sein Licht noch heller erstrahlen. Das Heulen war irgendwie unheimlich aber Krümel begann mit zu kläffen. In einer Pause fragte er: „Warum macht ihr Wölfe das?“

„So erzählen wir uns Geschichten, aber vor Allem stecken wir unser Revier ab. Je größer ein Rudel ist desto mehr Mitglieder heulen mit, dann wissen die anderen Wölfe, dass dieses Gebiet von einer großen starken Gruppe beansprucht wird. Wenn man Anschluss in ein solches Rudel sucht, kann man so auch versuchen Kontakte zu knüpfen. Aber das ist immer ein hohes Risiko, dann dort wirklich aufzukreuzen. Hier kommt es auf das Alphatier an, ob man willkommen ist oder nicht. Als starker Rüde wäre ich aber eher ein Konkurrent, sodass mich bisher noch kein Rudel zu sich eingeladen hat.“

Irgendwie war Krümel deswegen erleichtert, denn würde ein Rudel Chef akzeptieren, dann wäre er wieder alleine. Auf der anderen Seite verstand er den Großen auch, dass er sich wieder nach einer neuen Familie und Freunden sehnte. So heulte Chef jede Nacht und hörte zu, wie die Nachbargruppen antworteten. Er wusste auch, wenn ein Rudel sein Gebiet beanspruchen würde, dann hätte er keine Chance, bei all seinen offenkundigen Kräften, dieses zu verteidigen.
...

12Wie es weitergeht »



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Beitrag30.05.2014 11:44

von Brita A.
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Ich weiß nicht, ob es noch interessant ist. Datum liegt schon eine Weile zurück

Hunde und Wölfe sind in Wirklichkeit Erzfeinde. (Wölfe können Hunde töten.)
Aber in einem Märchen ist ja alles möglich.

LG, Brita
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Beitrag30.05.2014 17:09

von EWJoe
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Servus Brita,

Zitat:"Hunde und Wölfe sind in Wirklichkeit Erzfeinde. (Wölfe können Hunde töten.)Aber in einem Märchen ist ja alles möglich. "

Im Allgemeinen  hast Du ja Recht. Aber nicht im Speziellen. Erst vor Kurzem wurde ein Wolf-Hunde-Duo in Deutschland gesichtet.
Siehe: http://www.derwesten.de/staedte/nachrichten-aus-siegen-kreuztal-netphen-hilchenbach-und-freudenberg/wolf-oder-hund-wirbel-um-tier-sichtung-im-westerwald-id9278960.html
Außerdem gibt es Hybriden, und da bedarf es wohl auch beider Arten.

Diese Geschichte ist natürlich mehr eine Fabel/Märchen. Schließlich können Hunde und Wölfe nicht wirklich reden, wie in der Story. Sie würden sich auch untereinander eher kaum verstehen. Der Wolf ist mehr ein Körpersprachler, während der Hund sich schon mehr auf die Lautsprache verlegt hat. Aber in der Natur gibt's offenbar Beziehungen, die's nach unserer Vorstellung nicht geben kann.
Danke fürs Reinschauen.
LG
EWJoe


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Beitrag30.05.2014 17:13

von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

Moin EWJoe,

schön zu sehen, dass du noch dabei bist. Habe grade mit Schrecken festgestellt, dass seit dem letzten Teil ja schon über ein Monat vergangen ist. Keine Zeit zum Schreiben gehabt oder keine Lust, etwas ins Forum zu stellen (das hoffe ich natürlich nicht)?

Bin grade auf dem Sprung, aber das wollte ich dir nur kurz da lassen.

Gruß,
Klemens


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