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BefindLichter und ReflekTüren


 
 
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Lorraine
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 648
Wohnort: France
Das goldene Stundenglas Ei 10
Lezepo 2017 Pokapro 2016


Beitrag04.03.2014 12:21
BefindLichter und ReflekTüren
von Lorraine
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

    .





    ₭arten 

    (in straßengeschichten erfahren körper wandlung, willen:
    magnethäutige gäste in farawaykäfigen,
    flucht wagen auf ungebremster talfahrt)

    _
     
    fahrig lesen finger adern, falz um
    falz: kein herz pumpt mehr
    lust auf serpentinen oder
    fließenden verkehr
    _

    karte der reisen, hin geworfene zurück
    gelassene skizze: gesichtspunkte, blindwürdigkeiten.
    war dem wandern der hände verbunden
    (entgegen kommende erhebungen)
    _

    legende?  (stollenmundloch, streuobstwiese,
    meilenstein)
    kein bedarf, auch maßstab sei doch nur
    gedruckte lüge

    wahre ferne lehrt die nähe gern -
    auch ohne abgelegtes zeugnis
    _

    kartenschatz, das häuflein asche
    brandursache:  trau dich funkenflug der zündler

    flammen
    flüsternde fauchende
    vergehen verging


     
    .





"BefindLichter und ReflekTüren" ist der Titel, den ich einem Gedichtband gebe. Diese erste Gedicht "Karten" ist Teil I eines Zyklus desselben Namens. Habe es aus einem inzwischen gelöschten Faden aus dem RL hierher verfrachtet, es war dort am falschen Ort. Weitere folgen.
Die Befindlichter sind für mich nicht "trashig", auch nicht Müll, sondern im Gegenteil recht wichtig, ich glaube nur nicht, dass sie woanders als hier gut aufgehoben wären.

123Wie es weitergeht »


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Aranka
Geschlecht:weiblichBücherwurm
A


Beiträge: 3106
Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
Lezepo 2017 Pokapro und Lezepo 2014



A
Beitrag04.03.2014 12:40

von Aranka
Antworten mit Zitat

Hallo Lorraine,

da kommt eine Menge bei mir an. Sowohl die Wortwahl, aber noch mehr die Zeilensetzung sehe ich als sehr gut durchdacht und einfach stimmig.

Einzig ein winziges Wörtchen lässt mich immer wieder stutzen und denken: warum "sei"?

Hier ist die Zeile:

kein bedarf, auch maßstab sei doch nur
gedruckte lüge

Ich höre da irgendwie immer eine starke "Außenstimme", die das behauptet.
Ich schwanke, zwischen der Frage: auch Maßstab nur gedrückte Lüge / der Feststellung: auch Maßstab ist gedruckte Lüge, oder eben deiner Setzung, die
mir nicht nur das "Scheinbare" signalisiert, sondern eben auch den, der es behauptet. Ich schreibe das nur, damit du überprüfen kannst, was du beim Leser erzielen willst.
Ich finde den Text gut. Gruß Aranka


_________________
"Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)

„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke)
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Gast







Beitrag04.03.2014 16:15

von Gast
Antworten mit Zitat

Vielen Dank, Aranka, für diese Rückmeldung, mit der du mir ein Aufatmen bescherst:

Zitat:
da kommt eine Menge bei mir an. Sowohl die Wortwahl, aber noch mehr die Zeilensetzung sehe ich als sehr gut durchdacht und einfach stimmig.


Dies ist ein Text, der unzählige "Durchgänge", Veränderungen erfahren hat, aber jetzt einer Sammlung als Einstieg dienen soll, der "fertig" ist.

Zur "Außenstimme": Es ist eine. Diese Stelle soll einen Eingriff markieren, denn sie dient der Betonung von "Legende" und "Maßstab", beides Begriffe aus der Kartographie, die mir in ihrer Mehrdeutigkeit in Bezug auf "gedruckte Lügen" bzw. die Redewendung "lügen wie gedruckt" wichtig sind.

Wie weit kann Aussage komprimiert werden (Veränderung/Anpassung von Maßstab), dabei immer noch Abbild einer versuchten Wahrheit bleiben? Einerseits.
Perspektive andererseits. Ein Knackpunkt. Wer zweifelt da an, dass maßstabsgetreu wiedergegeben wird, was ist, was war? Dieselbe Stimme, die auch sagt und: Legende.

Insofern sind diese Zeilen

Zitat:
legende? (stollenmundloch, streuobstwiese,
meilenstein)
kein bedarf, auch maßstab sei doch nur
gedruckte lüge

als Frage- und Antwortspiel und somit das Herein nehmen dieser wertenden Stimme als Einheit zu lesen (im Idealfall)

Dein "Stutzen" kommt mir insofern sehr gelegen.

Zitat:
Ich finde den Text gut.

Der Text freut sich, wie du vielleicht sagen würdest.  Danke fürs Herkommen, Aranka.

Lorraine
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Oliver.Twist
Leseratte

Alter: 38
Beiträge: 123
Wohnort: Hamburg


Beitrag04.03.2014 20:56

von Oliver.Twist
Antworten mit Zitat

Hallo Lorraine,

Sprache und Bilder sind sehr lebendig und agil - und dabei viel mehr aufs Geschehen gerichtet, als irgendeine Form von dichterischer Ein- oder Abkehr zu zelebrieren. Sie spiegeln ihr lebenshungriges, geradezu lebens-"wütiges" Szenario ganz gut wider.

Mir kommen beim Lesen interessanterweise zwei jeweils recht konkrete Bilderwelten gleichauf deutlich in den Sinn.
Die eine wird deutlich von den vorangestellten Eingangsversen evoziert: Ein Hollywood-artiges race bzw. chase - Momente des Lebens in vollem Bewusstsein seiner akut drohenden Vergänglichkeit, mit der Nase im Wind, von großer Intensität - fast Outlaw-Romantik. Vor diesem Hintergrund lesen sich der folgende Inhalt dann wie die Todesfeststellung durch einen Notarzt, eine Rückblende auf die zurückliegenden Ereignisse, Lebensführung abseits der ausgetretenen Pfade, trotzige Ignoranz gegenüber der kartographischen Erfassung der Welt, und das Scheitern dieser Lebensführung in einem lichterloh flammenden Auto.
Die andere Bilderwelt ist die eines anderen, weniger cineastisch verstrichenen Lebensabends: Während auf dem TV-Monitor des Krankenhauses noch einer dieser 70er-Jahre-Roadmovies läuft, schwenkt die Kamera des wirklichen Lebens auf das Bett, wo ein Liebespartner eine nur mehr leblose Hand hält. Die Wagen im TV fahren in ihr Verderben, und die lebendigen Hände fahren über tote Haut, Zeugnis vergangener Sinnlichkeit und gemeinsam verlebter Zeit. Keine Worte spricht der Mensch im Bett mehr, und es sind nur tausend Falten und Fältchen, die die Landkarte des vergangenen Vergehens noch bis zum letzten Weg ins Krematorium bewahrt halten.

Zentral ist beiden Welten das Weg-Kürzen einer Idee von Messbarkeit, wie es schon der Titel vermittelt. So wie die Gangster (Mickey und Mallory? - Bonnie und Clyde? - ) gegenüber den gesellschaftlichen Erwartungen (oder entgegenkommenden Trucks) ignorant sind, so hätte auch ein trauernder Beziehungspartner recht wenig für die rationalen Gedanken des Mediziners übrig, dem die gealterte Landkartenhaut vor allem Probleme beim Finden der Venen und Einstechen der Braunülen bereitete...

In jedem Fall kommen Liebe zum Leben in seiner vollen Intensität und seine dicht benachbarte Vergänglichkeit nahe zueinander.

Schönes Gedicht, beste Grüße!
OT
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firstoffertio
Geschlecht:weiblichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5854
Wohnort: Irland
Das bronzene Stundenglas Der goldene Spiegel - Lyrik (1)
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Beitrag05.03.2014 00:21

von firstoffertio
Antworten mit Zitat

₭arten  

ICH SCHREIBE IN GROSSBUCHSTABEN< NICHT WEIL ICH SCHREIEN WILL, ABER ES FAELLT MIR LEICHTER ALS FARBEN EINZUSETZEN:

SAG: IST DAS K OBEN DURCHGESTRICHEN? ICH KANN ES NICHT EINDEUTIG ERKENNEN.

(in straßengeschichten erfahren körper wandlung, willen:
 magnethäutige gäste in farawaykäfigen,
 flucht wagen auf ungebremster talfahrt)

ICH ERKENNE, DASS DU DA MIT DEN WORTEN VERSCHIEDENE EBENEN EINFAENGST. IST DAS SYMBOLISTMUS?
DAS FAHRENBILD, DIE KARTEN IM WEITEREN, ETC. GEFAELLT MIR SO SCHON. ABER WARUM MEINE ICH, ES GEHT AUCH UM PROSTITUTION? WEIL DU ES SO MEINTEST UND NAHELEGST?
 _
   
 fahrig lesen finger adern, falz um
 falz: kein herz pumpt mehr
 lust auf serpentinen oder
 fließenden verkehr


 _

 karte der reisen, hin geworfene zurück
 gelassene skizze: gesichtspunkte, blindwürdigkeiten.
 war dem wandern der hände verbunden
 (entgegen kommende erhebungen)
 _

 legende?  (stollenmundloch, streuobstwiese,
 meilenstein)
 kein bedarf, auch maßstab sei doch nur
 gedruckte lüge

DAS MUESSEN SEHR DETAILLIERTE KARTEN SEIN. HIER FEHLT MIR IRGENDWIE ETWAS WIE: SAGTE..(.: DIE KARTE LUEGT)

 wahre ferne lehrt die nähe gern -
auch ohne abgelegtes zeugnis

AUS ZU VIEL NAEHE ENTSTEHT FERNE. DAFUER BRAUCHT ES KEINEN, DER ES BEZEUGT.
 
 _

 kartenschatz, das häuflein asche
 brandursache:  trau dich funkenflug der zündler

 flammen
 flüsternde fauchende
 vergehen verging

DAS LAESST SICH AUCH VERSCHIEDEN LESEN, BIN MIR NOCH NICHT SICHER. WARTE MAL AUF DIE WEITEREN TEXTE. FINDE DEIN GEDICHT ABER SPRACHLICH SEHR ANSPRECHEND UND INTERESSANT.
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Klemens_Fitte
Geschlecht:männlichSpreu

Alter: 41
Beiträge: 2934
Wohnort: zuckerstudio waldbrunn


Beitrag05.03.2014 09:36

von Klemens_Fitte
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Hallo Lorraine,

entgegen anderslautender Vermutungen komme ich ja nicht aus der Lyrik, weder schreibender noch lesender Weise - kann sein, dass mir das Sensorium fehlt, die Qualität eines Gedichtes zu fühlen, und das Vokabular, mein Gefallen oder Nichtgefallen auszudrücken.

Wenn ich also sage, dass dein Gedicht auf einer intuitiven Ebene mit mir gesprochen hat und ich gleichzeitig verblüfft vor diesen wohlgesetzten Worten stehe - dann nimm das bitte einfach für das, was es ist, das Lob.

Und jetzt ziehe ich mich schnell wieder in die Prosa zurück.

Gruß,
Klemens
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Gast







Beitrag05.03.2014 13:25

von Gast
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Hallo O. Twist,

Immer mit einiger Bewunderung lese ich deine Kommentare, sie scheinen dir so leicht zu fallen, geben einem Text einen Mehrwert, oder auch anderen Lesern eine Möglichkeit, ihr eigenes Erleben - das was sie lesen oder hören oder fühlen - abzugleichen mit dem, was du dazu zu sagen hast.

Oliver.Twist hat Folgendes geschrieben:
Mir kommen beim Lesen interessanterweise zwei jeweils recht konkrete Bilderwelten gleichauf deutlich in den Sinn
.

Es war für mich ganz erstaunlich, deine beiden Szenenabfolgen zu entdecken, parallel dazu mit dem Text abzugleichen und dir Wort für Wort folgen zu können, sehen, dass tatsächlich alles so dort steht. Und nun? Zu erfahren, dass das Ende des Gedichtes so konkret mit Lebensabend/Tod bzw dem Scheitern einer Idee vom Leben in den Flammen eines (Flucht-)Wagens in Verbindung gebracht wird, war einerseits eine Überraschung, andererseits hast du mir die Augen geöffnet, ich sage das fast widerwillig. Weil es so schwer ist zu erklären, wie es sein kann, dass ein Text Dinge sagt, Wünsche äußert, die - ganz ähnlich wie in einem Traum - selbst für den Träumenden (Schreibenden) nicht fassbar sind, solange er sich nicht mit der Notwendigkeit einer Analyse der Wünsche konfrontiert sieht.
Ich danke dir sehr, du hast mir wertvolles Feedback gegeben, und dem hier:

Zitat:
In jedem Fall kommen Liebe zum Leben in seiner vollen Intensität und seine dicht benachbarte Vergänglichkeit nahe zueinander.
gibt es gerade nichts hinzuzufügen.

Beste Grüße auch von mir,
L.
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Aranka
Geschlecht:weiblichBücherwurm
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A
Beitrag05.03.2014 13:50

von Aranka
Antworten mit Zitat

Lorraine, ich komme noch einmal kurz zurück. Du schreibst:

Zitat:
Wie weit kann Aussage komprimiert werden (Veränderung/Anpassung von Maßstab), dabei immer noch Abbild einer versuchten Wahrheit bleiben? Einerseits.
Perspektive andererseits. Ein Knackpunkt. Wer zweifelt da an, dass maßstabsgetreu wiedergegeben wird, was ist, was war? Dieselbe Stimme, die auch sagt und: Legende.

Insofern sind diese Zeilen

Zitat:
legende? (stollenmundloch, streuobstwiese,
meilenstein)
kein bedarf, auch maßstab sei doch nur
gedruckte lüge

als Frage- und Antwortspiel und somit das Herein nehmen dieser wertenden Stimme als Einheit zu lesen (im Idealfall)

Dein "Stutzen" kommt mir insofern sehr gelegen.


Ich kann dem gut so folgen und denke, wenn du das so sehen möchtest, ist das "eingebaute" Stutzen an der Stelle gut.

Je häufiger ich den text lese, in dem für mich jedes Wort gut positioniert ist, je mehr sticht mir das Wort "Talfahrt" ins Auge.

Zitat:
(in straßengeschichten erfahren körper wandlung, willen:
magnethäutige gäste in farawaykäfigen,
flucht wagen auf ungebremster talfahrt)


Für mich hat das Wort eine starke Färbung, eine negative "Vorprogrammierung" des Textes. Willst du das? Oder siehst du Talfahrt vielleicht anders als ich? Reicht vielleicht "Fahrt". Ungebremst lässt ja durchaus mehrere Denkrichtungen  zu, auch die in Richtung Tal, aber nicht nur.  

Nur zur Überprüfung für dich, ob es da schon so früh stehen soll.

Gruß Aranka


_________________
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Beitrag05.03.2014 19:03

von Gast
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Hallo firstoffertio,

Danke fürs Herkommen ...

Ich versuche mal, deine Fragen hintereinander zu beantworten:

- Das ₭ ist ein Schrift-Zeichen, könnte auch Teil einer Legende sein (vielleicht erinnerst du dich an "Zwischen-Raum"?) Ich halte solche Zeichen, die ich ja nur bedingt einsetzen kann, für eine Möglichkeit, Hinweise zu geben, Richtungen, auch Spiegelungen anzuzeigen, manchmal wird ein Wort dadurch belegt, oder es wird ihm widersprochen, jedenfalls soll das keine reine Spielerei darstellen.

- Prostitution ...
firstoffertio hat Folgendes geschrieben:
Aber warum meine ich, es geht auch um Prostitution?
Du stellst da eine Frage, die ich dir gern stellen würde. Denn ob das, was ich zeige, schreibend, damit auch zu tun hat, ob es meine Intention war, Prostitution (und wessen) anzudeuten, "nahezulegen"? Bestimmt nicht vordergründig, nicht einmal bewusst, ich gestehe aber, mein Interesse ist geweckt, ich gebe dir dir Frage also zurück, wär schön du würdest mir zeigen, wo du dieses "Nahelegen" liest.

- Legenden lügen. Legenden lügen? Karten(skizzen), Halbwahrheiten; Legenden bilden sich, Karten bilden ab ... es "fehlt" dir etwas, was vielleicht da ist?

Zu deiner Frage "Ist das Symbolismus"? Wäre ein symbolistisches Gedicht schon eins, das einzelne sprachliche Elemente, Wörter und ihr familiäres Umfeld untereinander so in Bezug setzt, dass "Über"-Sinn ensteht, der Teilen des Ganzen Erweiterbares gibt? Ich glaube nicht. Ob man wiederum Teile eines Gedichts heraus nehmen kann, sie als symbolistisch einstufen - no idea Wink "Tu me poses une colle", würde man hier sagen, ich kann diese Frage nicht beantworten.

Allerdings profitiert der "farawaykäfig" natürlich von seinem klanglichen "Ursprung", dem "Faradaykäfig", aber da will ich mich lieber nicht auslassen, sonst komm ich nicht mehr zum Ende ...

Du sagst, du wartest die weiteren Texte ab, deshalb gehe ich nun nicht weiter auf Interpretationsmöglichkeiten ein, dank dir sehr, bis dann,
Lorraine
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firstoffertio
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Beitrag05.03.2014 23:21

von firstoffertio
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Hallo Lorraine,

ich kenne das Zeichen und  'Zwischen-Raum' nicht.

Zitat:
Du stellst da eine Frage, die ich dir gern stellen würde. Denn ob das, was ich zeige, schreibend, damit auch zu tun hat, ob es meine Intention war, Prostitution (und wessen) anzudeuten, "nahezulegen"? Bestimmt nicht vordergründig, nicht einmal bewusst, ich gestehe aber, mein Interesse ist geweckt, ich gebe dir dir Frage also zurück, wär schön du würdest mir zeigen, wo du dieses "Nahelegen" liest.

Vielleicht haette ich besser Naheliegen sagen sollen. Ich mache mal dick, was mich das assoziieren liess.

 (in straßengeschichten erfahren körper wandlung, willen:
magnethäutige gäste in farawaykäfigen,
flucht wagen auf ungebremster talfahrt)
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fahrig lesen finger adern, falz um
falz: kein herz pumpt mehr lust auf serpentinen oder
fließenden verkehr _

karte der reisen, hin geworfene zurück
gelassene skizze: gesichtspunkte, blindwürdigkeiten.
war dem wandern der hände verbunden
(entgegen kommende erhebungen)
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legende? (stollenmundloch, streuobstwiese,
meilenstein)
kein bedarf, auch maßstab sei doch nur
gedruckte lüge
wahre ferne lehrt die nähe gern -
auch ohne abgelegtes zeugnis
_

kartenschatz, das häuflein asche
brandursache: trau dich funkenflug der zündler

flammen
flüsternde fauchende
vergehen verging

Bei 'flucht wagen' habe ich flucht auch als fluchen/verfluchen gelesen.



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Gast







Beitrag06.03.2014 03:44

von Gast
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Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
Hallo Lorraine,

entgegen anderslautender Vermutungen komme ich ja nicht aus der Lyrik, weder schreibender noch lesender Weise - kann sein, dass mir das Sensorium fehlt, die Qualität eines Gedichtes zu fühlen, und das Vokabular, mein Gefallen oder Nichtgefallen auszudrücken.

Wenn ich also sage, dass dein Gedicht auf einer intuitiven Ebene mit mir gesprochen hat und ich gleichzeitig verblüfft vor diesen wohlgesetzten Worten stehe - dann nimm das bitte einfach für das, was es ist, das Lob.

Und jetzt ziehe ich mich schnell wieder in die Prosa zurück.

Gruß,
Klemens


Hallo Klemens,

Du kommst nicht aus der Lyrik (ich glaube zu wissen, auf welche/wessen Vermutungen du anspielst), das aber, was du mit Sprache machst/kannst, erstreckt sich manches Mal bis an den (fliessenden) Übergang zu poetischen
Ausdrucksformen (oder darüber hinaus?) Welche Dosierung in welchen Texten tatsächlich sein soll, das bleibt dir vorbehalten, ich glaube nicht, dass man sich dem grundsätzlich verschliessen soll/darf/muss. Vorallem nicht, wenn man Bilder, Szenen, Gedanken in Notizen festhält, die sich auf diese Weise "übersetzt" rasch aufs Papier bannen lassen. Wohl dem, dem das gelingt ...

Hab mich sehr gefreut, über deinen Ausrutscher Ausflug hierher, was kann ich mir mehr wünschen als so ein Lese-Gefühl, wie du es oben beschreibst.
Vielen Dank,
Lorraine
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Gast







Beitrag06.03.2014 04:01

von Gast
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Hallo Aranka, toll, dass du nochmal hergekommen bist, ich gehe direkt auf das ein, worauf du den Finger legst (gerade nach mehrmaligem Lesen):

Aranka hat Folgendes geschrieben:


Je häufiger ich den text lese, in dem für mich jedes Wort gut positioniert ist, je mehr sticht mir das Wort "Talfahrt" ins Auge.

Zitat:
(in straßengeschichten erfahren körper wandlung, willen:
magnethäutige gäste in farawaykäfigen,
flucht wagen auf ungebremster talfahrt)


Für mich hat das Wort eine starke Färbung, eine negative "Vorprogrammierung" des Textes. Willst du das? Oder siehst du Talfahrt vielleicht anders als ich? Reicht vielleicht "Fahrt". Ungebremst lässt ja durchaus mehrere Denkrichtungen  zu, auch die in Richtung Tal, aber nicht nur.  

Nur zur Überprüfung für dich, ob es da schon so früh stehen soll.

Gruß Aranka


Ist es ein "wunder" Punkt? Für mich insofern, dass da so viel Offensichtlichkeit liegt, allerdings liegt die Frage für mich nicht so sehr, ob ich das will, sondern dass es in den Text so gehört, es soll dem, was sich eine "selbsterfüllende Prophezeiung" nennt, so nah wie möglich kommen. Deshalb würde ich (für jetzt) sagen, es hält einer Überprüfung stand, was den zeitlichen Ablauf des Ganzen betrifft.
Du stellst Fragen, die so ins Schwarze treffen, ist manchmal unheimlich. "Ungebremst" hat an sich schon eine Konnotation des Unkontrollierbaren, Richtung Tal, da wirds brenzlig. Smiley bitte selbst ausdenken.

Vielen Dank dir,
Lorraine
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MrPink
Geschlecht:männlichLyromane

Alter: 53
Beiträge: 2431
Wohnort: Oberbayern
Der Bronzene Wegweiser


Beitrag06.03.2014 13:26

von MrPink
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Ich finde, dass die ungebremste Talfahrt einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung schon sehr nahe kommt. Das Tal als unvermeidbares Ziel, der Käfig, die Ungebremstheit...so und nicht anders. Trotzdem: die Flucht wagen.
Doch noch ein spaltbreit geöffnetes Seitenfenster?

Soweit vorerst. Insgesamt sehr beeindruckend..


_________________
„Das Schreiben wird nicht von Schmerzen besorgt, sondern von einem Autor.“
(Buk)
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Gast







Beitrag06.03.2014 16:01

von Gast
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Hallo firstoffertio,

Von mir selbst weiss ich, glaube ich, dass ich dem Assoziativen im Schreiben, Denken sehr verbunden bin, allerdings ist es kein erklärtes Ziel, dass ein Leser die Sprünge, die zwischen Assoziationen liegen können, in derselben Richtung nachvollziehen können muss.

Andersrum ist es so, dass ich dir hier nur ganz schlecht folgen kann. Du hast fett markiert, was dich auf die "Spur" der Prostitution oder einer Hindeutung zu ihr führt. Bin nun ratlos, ein wenig smile
Ich sag's einfach so: Strassengeschichten und Gefühle darin - in meinen Texten ist selten Platonien der Schauplatz.

Zitat:
fahrig lesen finger adern, falz um
falz: kein herz pumpt mehr
lust auf serpentinen oder
fließenden verkehr


Das Gedicht ist Teil eines Mini-Zyklus namens "Karten", hier liest jemand mit "dem Finger" auf der Karte, Srassenkarte, Skizze, Kartenschatz halt, und es ist nicht, soll nicht klar sein, wann das geschieht, aber "kein herz pumpt mehr", da ist, denke ich schon ein Punkt überschritten, die "Lust" ... ein körperliches Lustempfinden beim Fahren, schnell fahren, Landschaften zu durchqueren die so atemberaubend sind, dass es weh tut, weil sie vorbeifliegen, und wenn man dann anhält, aussteigt, oder auch nicht, das ist für mich hier genau so drin, wie das, was darüber noch liegt.
Ich hätte aber nicht nahelegen wollen, dass käufliche Lust eine Herzensangelegenheit sein könnte. Der Ausdruck "käufliche Liebe" ist zB für mich so ziemlich untragbar. Zuwendung, wenn dann. Und Zuwendung verhält sich zu Liebe ungefähr wie Angst vor Alleinsein und Zusammen sein wollen.
Wenn ich mehr Rückmeldungen bekäme, die mir eine Lesart ähnlich der deinen vermitteln, dann müsst ich mal schauen, und evtl. umstellen, verändern, weiss nicht so genau, im Moment.

Jetzt hoffe ich, dass ich nicht zuviel schwafele, aber das waren nun so meine Gedanken zu dem Thema. Das Zeichen ist keins, dass man kennen muss, es ist hier einfach eins. "Zwischen-Raum", das war ein Prosatext von mir, ist schon länger her.

Vielen Dank für deine Geduld,
Lorraine
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hypnobader
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Beitrag06.03.2014 17:07

von hypnobader
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Hallo Lorraine,

grundsätzlich spricht es mich schon mal an. Wenn mir auch vieles rätselhaft bleibt. Ich lass mal einfach meine Assoziationen da, auch auf die Gefahr in die Büsche zu geraten.

Der erste Absatz in Klammern. Erwarte ich ich hier eine Vorschau, was mich zu erwarten hat? Geht es um geschütztes vs ungeschütztes Leben? Hier die ungeschützte Straße, auf der es in ungebremster Talfahrt zu Erfahrungen/Wandlungen kommt. Dort die Magnet-klebrigen Lebensgäste, faraway in ihren Schutzburgen vor elektrisierenden Erfahrungen geschützt.

Ok, bin gespannt.

2. Absatz tu ich mich schwer. Lust und Leidenschaft dörren aus. Nur noch fahrig/oberflächlich besteht Kontakt.

Im 3. Absatz kommt die Karte ins Spiel. Gibt es etwa sowas wie eine Schatzkarte ins Leben? Vlt zeigt sie einen Weg, den es nur blind, mit tastenden Händen zu finden ist. Wo Begegnung und Bewegung mit und entgegen möglich ist.
Hm...
Für Karten gibts ja Legenden. Vlt hilft die weiter.
Ich fürchte, nicht wirklich. Die in der Karte verzeichneten Stollenmundlöcher, Streuobstwiesen und Meilensteine helfen mir auch nicht weiter. Oder gehts um sex and drugs and rockrole?
Aber wahrscheinlich können hier Karten eh nicht helfen. Vermutlich ist deswegen das K im Titel auch durchgestrichen. Wegweiser werden da wohl immer zu Lügen. Also können wir sie auch gleich verbrennen. Es ist unmöglich, das wahre, pulsierende Leben in geplanter, geschützter 'Karten'form zu erlangen.

Soweit erstmal. Berührt mich. Ist für mich sehr kopfassoziativ, also irrwegverführend. Vlt macht ja auch das einen Reiz aus.

Liebe Grüße
Michael


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Aranka
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A
Beitrag06.03.2014 17:33

von Aranka
Antworten mit Zitat

Lorraine, du schreibst bezüglich der „Talfahrt“:


Zitat:
*Ist es ein "wunder" Punkt? Für mich insofern, dass da so viel Offensichtlichkeit liegt, allerdings liegt die Frage für mich nicht so sehr, ob ich das will, sondern dass es in den Text so gehört, es soll dem, was sich eine "selbsterfüllende Prophezeiung" nennt, so nah wie möglich kommen. Deshalb würde ich (für jetzt) sagen, es hält einer Überprüfung stand, was den zeitlichen Ablauf des Ganzen betrifft.


„selbsterfüllende Prophezeiung“, wenn du das möchtest, sitzt das Wort richtig, das leisten die Eingangszeilen gut. Überprüfung positiv verlaufen. So sollte es sein und so solltest du auch mit meinen manchmal „detaillenden“ Fingerzeigen umgehen.

Ich habe auch Firstoffertios Kommentar gelesen und fand ihre Leseweise erst einmal interessant und habe mich hinterfragt, wie ich nun die fett markierten Textstellen auf dieser Folie lesen würde.

Habe dann hier deine Aussage gelesen, die mich nun noch mal zu ein paar Sätzen animiert hat:

Zitat:
*Wenn ich mehr Rückmeldungen bekäme, die mir eine Lesart ähnlich der deinen vermitteln, dann müsst ich mal schauen, und evtl. umstellen, verändern, weiss nicht so genau, im Moment.


„straßengeschichten / erfahren körper wandlungen / kein herz pumpt mehr lust / blindwürdigkeiten / gedruckte lüge“

All das beziehe ich auf „Lebenserfahrungen“ und zwar die, die sich dicht am direkten und intensiven Erleben machen lassen. Wenn man mir hier nicht durch ein wirklich eindeutiges Wort die Ebene von „Prostitution“ zuspielen würde, fände ich diese Folie nicht. Finde sie auch jetzt nach bewusster Überprüfung für mich nicht.

Ich weiß nicht ob es stimmt, aber könnte deine Info unter dem Spoiler da im Unterbewusstsein eine Rolle gespielt haben?

Zitat:
Habe es aus einem inzwischen gelöschten Faden aus dem RL hierher verfrachtet, es war dort am falschen Ort.


War nur so eine Überlegung. Ich sehe für mich keine Verbindung.

Gruß Aranka


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Beitrag06.03.2014 22:29

von firstoffertio
Antworten mit Zitat

Das RL im Spoiler hatte ich gar nicht bewusst wahrgenommen.

Ich müsste jetzt selber meine Leseweise ergründen. Sie hat sich mir mit dem Titel und den ersten beiden Absätzen angeboten. Werde versuchen, den Text nun ganz anders zu lesen.

[quote]
Zitat:
Das Gedicht ist Teil eines Mini-Zyklus namens "Karten", hier liest jemand mit "dem Finger" auf der Karte, Srassenkarte, Skizze, Kartenschatz halt, und es ist nicht, soll nicht klar sein, wann das geschieht, aber "kein herz pumpt mehr", da ist, denke ich schon ein Punkt überschritten, die "Lust" ... ein körperliches Lustempfinden beim Fahren, schnell fahren, Landschaften zu durchqueren die so atemberaubend sind, dass es weh tut, weil sie vorbeifliegen, und wenn man dann anhält, aussteigt, oder auch nicht, das ist für mich hier genau so drin, wie das, was darüber noch liegt.


Ich konnte nicht glauben, dass es lediglich um um Fahren und Reisen und Anhalten, und Karten geht, und suchte, 'das, was darüber noch liegt', oder darunter. Für ein bloß lebensweissheitliches Gedicht erschien mir dein Gedicht zu sinnlich und spezifisch..
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Gast







Beitrag07.03.2014 11:06

von Gast
Antworten mit Zitat

Mr. Pink,
danke dir sehr fürs Herkommen, ist für mich immer eine wichtige Bestätigung, dein Nicken, wenn du so überlegst. Du bist ein wertvoller und -geschätzter Leser, auch und gerade, weil deine Texte sehr oft etwas in mir anschuppsen.

Das geöffnete Seitenfenster ... schon, denn der Duft von draussen, das Davor, das Jetzt und das wer-weiss-schon-was-noch-kommt, alles fährt mit.

Dann aber erstmal: Brandgeruch
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Gast







Beitrag07.03.2014 11:32

von Gast
Antworten mit Zitat

Hallo hypnobader,

Danke für deine Assoziationen, für mich ist das interessant, auch wichtig, z.T. aufschlussreich. Ich sehe, was ankommt und wie. Dadurch kann ich wiederum einordnen, wo Intention vermutet wird, wie eigene (des Lesers) Gedanken einen Anstoss erhalten ... und wo der hinführt.

Zitat:
Gibt es etwa sowas wie eine Schatzkarte ins Leben? Vlt zeigt sie einen Weg, den es nur blind, mit tastenden Händen zu finden ist. Wo Begegnung und Bewegung mit und entgegen möglich ist.
Hm...

Karten bilden ab. Oder: abstrahieren Landschaft. Manchmal sind sie zuerst Skizzen.

Zitat:
Die in der Karte verzeichneten Stollenmundlöcher, Streuobstwiesen und Meilensteine helfen mir auch nicht weiter.

Teile einer Legende. Symbole. Zu Bezeichnendes.

Zitat:
Es ist unmöglich, das wahre, pulsierende Leben in geplanter, geschützter 'Karten'form zu erlangen.

Sicher nicht. Karten können jedoch dazu dienen, nach zu spüren, zu sehen, sie lesend, welche Wege und Umwege es gab. Gebrauchsspuren weisen sie auch manchmal auf.

Zitat:
Soweit erstmal. Berührt mich. Ist für mich sehr kopfassoziativ, also irrwegverführend. Vlt macht ja auch das einen Reiz aus.

Danke und ja, wenn das reizt, ist für mich schon viel erreicht.

Lorraine
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holg
Geschlecht:männlichExposéadler

Moderator

Beiträge: 2395
Wohnort: knapp rechts von links
Bronzenes Licht Der bronzene Roboter


Beitrag07.03.2014 12:31
Re: BefindLichter und ReflekTüren
von holg
Antworten mit Zitat

Hi.
Habe das mehrmals gelesen, in den letzten Tagen, wollte es wirken lassen. Die Kommentare nur kurz überflogen, hoffe es doppelt seich nicht allzu viel.
Schreibe meine Gedanken zum Text einfach rein. Ich mag blau.

₭arten 

(in straßengeschichten erfahren körper wandlung, willen:
magnethäutige gäste in farawaykäfigen,
flucht wagen auf ungebremster talfahrt)


Lese einen Prolog, eine Inhaltsangabe. Sehe Straßengeschichten (Großstadt, Kiez), denke  Roadmovie (Flucht, Reise, Entwicklung, Weite, Haltlosigkeit). Wandlung und Willen werden erfahren, kommen von Außen, zufällig, aufgezwungen? Die Körper wandeln sich. Was ist mit den Geistern?
Anziehung, Körperlichkeit. Nur vorübergehend da, ohne Kotrolle über Weg und Richtung. Gefangen in Sehnsucht und doch abgeschirmt, wovon? Ladung, Fluss, Potentialausgleich. Dann ausgesprochen, deutlich. Flucht. Bergab. Ohne Ausweg. Scheinbar.

_
 
fahrig lesen finger adern, falz um
falz: kein herz pumpt mehr
lust auf serpentinen oder
fließenden verkehr

Lese Haut als Karte, Karte als Haut. Erlebtes zeichnet seine Spuren. Finger ertasten Abschnitt für Abschnitt. Alter, Müdigkeit, Tot. Ruhen wollen. Genug von den Wendungen des Lebens, Fortschritt Bewegung. Fließen und Verkehr als erotische Implikation? (Ach, komm, lass stecken!)
_


karte der reisen, hin geworfene zurück
gelassene skizze: gesichtspunkte, blindwürdigkeiten.
war dem wandern der hände verbunden
(entgegen kommende Erhebungen)

Bestandsaufnahme, Rückblick (wo war ich?). Pläne überworfen. Bilder, Gesichter, Menschen, die getroffen. Falsche Entscheidungen (nicht hingesehen, unbeherrscht). Wollte weiter. Auf der Karte, Auf der Haut. getrieben von Lust und Abenteuer. Berge erklettern, Hüften, Brüste erobern oder nur die Adern in der Haut "erfahren".
_

legende?  (stollenmundloch, streuobstwiese,
meilenstein)
kein bedarf, auch maßstab sei doch nur
gedruckte lüge

Erklärungen, Erzählungen, Deutung. Drei Beispiele (Orte, Todes- oder Sexmetaphern), Landmarken, Erlebtes. Punkte auf der Karte.
Maßstab, Vergleichbarkeit, Konventionen nur Geschwätz. Kein Einsortieren. (Seltsamer Pseudo-Konjunktiv den gibt es so im deutschen nur bei indirekter Rede. Die Kids machen den gerade in Latein. Wie heißt der nur? Gibt es das in Französisch? Oder hier tatsächlich Rede? Ein anderer hat gesagt: Lebe spontan und wie du willst. Ordne dich nicht ein. Das ist eine Falle)


wahre ferne lehrt die nähe gern -
auch ohne abgelegtes Zeugnis

Altersweisheit. Zitat? Verdreht? Trochäen??? Der Bindestrich ein Durchstrich? Fehlt da was? Durch die Ferne schätzt man die Nähe?
Keine Quellenangabe, kein Schwur, wilde Ehe?

_

kartenschatz, das häuflein asche
brandursache:  trau dich funkenflug der zündler

Alles verloren. Erinnerung, Erreichtes, Ziele, Spuren, Wege und Lösungen.
Und nur, weil. Lebe spontan und wie du willst. Coup de foudre. Verlockt, verknallt. Kaboum.


flammen
flüsternde fauchende
vergehen verging

Leben, Wut, Mut
lange erstorben, so lange, so lange.

Das ist eine Bildercollage. Ebenen wechseln (Karten/Haut). Bruchstücke, Satzteile. Der Stil scheint sich ein wenig zu wandeln gegen Ende, eigentlich ab dem Fragezeichen. Da finden sich plötzlich solche Phrasen "Maßstab sei doch nur ..." " Wahre Ferne lehrt ..." Dann keine Sraßen/Karten/Haut-Assoziationen mehr, sondern Feuerbilder. Als wenn ein anderer spräche. Und nur noch bedauert. Die erste Hälfte gefällt mir besser. Ab Asche wird es seltsam kalt und öde. Ich will, dass es da zu ende ist. (Wie bei einem Scorcese- oder Michael Mann-Film, bei dem am Ende noch jeder Faden abgeschnitten wird).

Fasziniert mich.


_________________
Why so testerical?
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Gast







Beitrag07.03.2014 20:27

von Gast
Antworten mit Zitat

Aranka,
Bin sehr empfänglich für deine "Fingerzeige", die ein Überprüfen oft erst ermöglichen, die auch im Hinterkopf bleiben (wie könnte es anders sein). Es ist ja auch immer so, dass sich, sobald ein Text zum Abschuss freigegeben ist, so viel weiteres Nachdenken, neues Sehen und Hinterfragen ergibt, dass sich fast zwingend bei neu entstehenden oder schon vorhandenen, nicht-öffentlichen Texten der eigene Blick ändert, etwas stattfindet, szs die Erfahrungen aus vielstimmigem Feedback verarbeitet werden. Das ist etwas, was hinter den Kulissen passiert, in die Wünsche, Absichten einfliesst, manchmal störend sein kann, immer aber bereichernd ist.

Aranka hat Folgendes geschrieben:


„straßengeschichten / erfahren körper wandlungen / kein herz pumpt mehr lust / blindwürdigkeiten / gedruckte lüge“

All das beziehe ich auf „Lebenserfahrungen“ und zwar die, die sich dicht am direkten und intensiven Erleben machen lassen. Wenn man mir hier nicht durch ein wirklich eindeutiges Wort die Ebene von „Prostitution“ zuspielen würde, fände ich diese Folie nicht. Finde sie auch jetzt nach bewusster Überprüfung für mich nicht.

Ich sehe das ganz ähnlich, aber ich muss sagen, dass mir firstoffertios Gedanken schon Stoff zum Nachdenken geliefert haben, insofern war das Ganze eine gute Sache.

Ich weiß nicht ob es stimmt, aber könnte deine Info unter dem Spoiler da im Unterbewusstsein eine Rolle gespielt haben?

Ich hatte denselben Gedanken smile Ich hielt es aber für normal und ehrlicher, zu sagen, dass dieses Gedicht schon einmal zu lesen war, im Dsfo, allerdings in einer, nein zwei früheren Versionen. Da es aber einem anderen Zyklus angehängt war und nicht kommentiert wurde, wollte ich es dort heraus holen. Dasselbe gilt für zwei andere Gedichte des "Kartenzyklus", die ebenfalls hier wieder auftauchen werden, allerdings gerade noch weiter gären.

Zitat:
Habe es aus einem inzwischen gelöschten Faden aus dem RL hierher verfrachtet, es war dort am falschen Ort.


War nur so eine Überlegung. Ich sehe für mich keine Verbindung.

Gruß Aranka


Dank dir wieder, fürs Dranbleiben ...
Lorraine
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Gast







Beitrag07.03.2014 20:40

von Gast
Antworten mit Zitat

firstoffertio hat Folgendes geschrieben:
Das RL im Spoiler hatte ich gar nicht bewusst wahrgenommen.

Ich müsste jetzt selber meine Leseweise ergründen. Sie hat sich mir mit dem Titel und den ersten beiden Absätzen angeboten. Werde versuchen, den Text nun ganz anders zu lesen.

Zitat:
Zitat:
Das Gedicht ist Teil eines Mini-Zyklus namens "Karten", hier liest jemand mit "dem Finger" auf der Karte, Srassenkarte, Skizze, Kartenschatz halt, und es ist nicht, soll nicht klar sein, wann das geschieht, aber "kein herz pumpt mehr", da ist, denke ich schon ein Punkt überschritten, die "Lust" ... ein körperliches Lustempfinden beim Fahren, schnell fahren, Landschaften zu durchqueren die so atemberaubend sind, dass es weh tut, weil sie vorbeifliegen, und wenn man dann anhält, aussteigt, oder auch nicht, das ist für mich hier genau so drin, wie das, was darüber noch liegt.


Ich konnte nicht glauben, dass es lediglich um um Fahren und Reisen und Anhalten, und Karten geht, und suchte, 'das, was darüber noch liegt', oder darunter. Für ein bloß lebensweissheitliches Gedicht erschien mir dein Gedicht zu sinnlich und spezifisch..


Ich bestätige hiermit, dass es um mehr geht, als um Fahren und Reisen. smile Und, wollte ich Lebensweisheit(en) verbreiten, würde ich mir anmassend vorkommen. So ab 85 werde ich mich im Schreiben von Aphorismen versuchen ...

Ein Gedicht kann etwas auslösen, beim Leser. Ich glaube, dass Lyrik-Leser sich auf Gedankenpfade begeben. Je mehr Landschaft (im Sinne von Platz, Raum) ein Text "sehen" lässt, desto eher wird ein Leser vom Pfad des Verfassers abkommen (wollen) und die eigenen Wege erforschen.

Wieder ein Dankeschön und bis dann,
Lorraine
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