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MK3K Schneckenpost
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Beiträge: 12
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M 01.03.2014 00:15 Ticktaktik von MK3K
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Guten Abend zusammen,
hier ein Stück Geschriebenes. Mein erster Text, bin sehr gespannt wie er ankommt. Bereits im vorraus vielen Dank fürs Lesen.
Ticktaktik
Ich bin zurechtgemacht und sitze wartend auf der braunen Kunstleder-Couch. Die Duschgeräusche werden durch die geschlossene Badezimmertür gedämpft in das Zimmer getragen. Dort höre ich das schwallartige Niederprasseln einzelner, bestimmt warmer Duschschauer. Die Uhr tickt unaufdringlich vor sich hin und verhöhnt mich doch mit jeder Pause, die sich rhythmisierend zwischen Tick und Tack befindet. Das monotone Uhrengeräusch treibt die Zeit vor sich her. Wie der Paukenschläger die Sklaven auf einer längst vergessenen Galeere, bestimmt es das Voranschreiten der Zeit und bildet merkwürdigerweise selbst den Fortschritt. Verkürzt mit jedem mechanischen Einrasten, passend zu dem, in Verlängerung gezeichneten Sekundenstrich auf dem zweifarbigen Ziffernblatt, die Dauer meines Wartens.
Das Tack setzt aus.
Das Tick wird von einem gefolgt, von einer Pause, von einem Geräusch, das sowohl aus allem um mich herum, als auch aus dem Nichts besteht, das sich daraus entwickelt. Das Geräusch der laufenden Dusche, der niederfallenden Wasserstrahlen werden durch den gleichbleibenden Lärmpegel immer lauter.. Das fehlende Tack brüllt in meinem Kopf umher. Ich beantworte die Tick-Frage mit meinem Tack und merke, dass ich noch nicht zufrieden. In Gedanken fülle ich diese Pause hunderte von Malen, doch bleibe mir die Antwort trotzdem schuldig. Die Stille der Geräusche nimmt um das tausendfache zu, als die Dusche verstummt. Die Ohren dröhnen vor anhaltender Stille. Zwanghaft suche ich mit geschlossenen Augen nach Geräuschen. Leiser Verkehr unten auf der Straße, Wind in den Bäumen, nach Vögeln auf den Bäumen, Vögeln auf der Straße. Ich lasse meine Ohren umherschweifen und verliere mich in der Weite. Stille.
Tack.
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Equik Bouard Gänsefüßchen
E Alter: 59 Beiträge: 18 Wohnort: Österreich
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E 02.03.2014 00:59
von Equik Bouard
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Ich glaube zu verstehen, was du zu vermitteln versuchst. Einen Wahn, in den man sich langsam hineinsteigert, der aber gar nicht notwendig wäre, wenn man nur ein wenig Geduld hätte. Einfach ausgetrickst, vom Leben, von sich selbst oder von sonst wem oder was. Das Tack ist ein guter Schluss-Gag!
Gefällt mir leider trotzdem nicht. Für so wenig Text ganz schön fiele Vehler...
Und Sätze, die nicht sehr deutsch klingen...
_________________ Heavy Plastic-Psychochiller-Spleenpunk |
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lilaluna Gänsefüßchen
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Beiträge: 35
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L 02.03.2014 13:32
von lilaluna
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Ich seh hier jemand Zurechtgemachten sitzen – Krankenhaus oder Altersheim, vielleicht auch häusliche Pflege, jedenfalls aber eine Person, für die Zeit als solche offenbar nicht mehr wichtig ist und die sich fragt, was Zeit überhaupt sei. Es scheint, die Person warte auf etwas, möglicherweise nur darauf, dass etwas vergeht. Das Leben? Who knows.
Die Idee ist gut, die Ausführung nicht schlecht, aber ein klein bisschen zu umständlich, die Sätze ein wenig zu schachtelig.
Was mir nicht gefallen will, lieber MK3K, ist die Sicht Deines Lyrichs, Zeit sei etwas Substantielles. Leider stimmt das nicht – wir messen sie zwar und machen Striche auf ein Zifferblatt (gute Idee, das mit der pulsierenden Verlängerung des Sekundenzeigers!), das ist aber auch schon alles. Streng genommen lässt sich die Zeit gar nicht messen, sondern nur willkürlich einteilen. Sie ist ein Relativum.
Und weil das so ist, bleibt Dein Text ein klein bisschen an der Oberfläche, finde ich. Er pappt am braunen Kunstleder der Couch und geht nicht wirklich auf die Gedankenreise. Er kreist nur, kommt nirgends an. Es fehlt eine Pointe. Es gibt nicht nur witzige Pointen, sondern auch traurige oder tragische. Vielleicht fällt dir ja noch eine ein?
Liebe Grüße
lilaluna
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Klemens_Fitte Spreu
Alter: 41 Beiträge: 2934 Wohnort: zuckerstudio waldbrunn
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02.03.2014 13:46 Re: Ticktaktik von Klemens_Fitte
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Hallo Markus,
auch ich finde die Idee, die hinter dem Text steht, interessant und grundsätzlich auch passend umgesetzt. Das Problem bei einem so kurzen Stück ist allerdings nicht nur, dass man sich als Leser schwer ein Bild von der Sprache, vom Stil des Autors machen kann - man ist auch eher geneigt, sehr genau auf Fehler und sprachliche Unstimmigkeiten zu achten. Je kürzer der Text, desto präziser müssen die einzelnen Worte sitzen. Und da gibt es hier doch Verbesserungspotential.
MK3K hat Folgendes geschrieben: | Die Duschgeräusche werden durch die geschlossene Badezimmertür gedämpft in das Zimmer getragen. Dort Wenn mit "dort" das Zimmer gemeint ist, müsste es, wenn schon, "hier" heißen, denn der Erzähler befindet sich ja hier, nicht dort. Tipp: Ganz raus. "Ich höre ..." höre ich das schwallartige Niederprasseln einzelner, bestimmt warmer Duschschauer. |
Zitat: | Wie der Paukenschläger die Sklaven auf einer längst vergessenen Galeere, bestimmt es das Voranschreiten der Zeit und bildet merkwürdigerweise selbst den Fortschritt. Dieses Bild passt m.E. nicht zum restlichen Ton des Textes. Verkürzt mit jedem mechanischen Einrasten, passend zu dem, in Verlängerung gezeichneten Zu gedrechselt. Sekundenstrich auf dem zweifarbigen Ziffernblatt, die Dauer meines Wartens. Nein, es verlängert die Dauer, verkürzt aber die Restdauer. |
Zitat: | Das Tick wird von einem gefolgt, von einer Pause, von einem Geräusch, das sowohl aus allem um mich herum, als auch aus dem Nichts besteht, das sich daraus Woraus? entwickelt. Das Geräusch der laufenden Dusche, der niederfallenden Wasserstrahlen werden Wird. "Die laufende Dusche" und die "niederfallenden Wasserstrahlen" sind nur zwei Umschreibungen für ein und dasselbe Geräusch. durch den gleichbleibenden Lärmpegel immer lauter.. Das fehlende Tack brüllt in meinem Kopf umher. Ich beantworte die Tick-Frage mit meinem Tack und merke, dass ich noch nicht zufrieden. In Gedanken fülle ich diese Pause hunderte von Malen, doch bleibe mir die Antwort trotzdem schuldig. Also erfolgt jetzt eine Antwort oder nicht? Worin genau besteht dieses Beantworten? Die Stille der Geräusche nimmt um das tausendfache zu, als die Dusche verstummt. Die Ohren dröhnen vor anhaltender Stille. Zwanghaft suche ich mit geschlossenen Augen nach Geräuschen. Nach leisem Leiser Verkehr unten auf der Straße, Wind in den Bäumen, nach Vögeln auf den Bäumen, Vögeln auf der Straße. Ich lasse meine Ohren umherschweifen und verliere mich in der Weite. Stille.
Tack. |
Wie gesagt, bei einem so kurzen Text ist es unerlässlich, dass man dem Leser ein sehr genaues und eindringliches Bild vermittelt, sonst hat dieser das Gefühl, der Autor wisse selbst nicht so ganz genau, was er sagen will - das möchte ich dir hier jetzt nicht vorwerfen, aber an einigen Stellen solltest du eben m.E. noch ein bisschen feilen.
Gruß,
Klemens
Edit: Während ich getippt habe, kam noch die Antwort von lilaluna. Kann sein, dass sich manche Aussagen da überschneiden.
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MK3K Schneckenpost
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Beiträge: 12
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M 02.03.2014 15:06
von MK3K
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Lieber Equik Bouard,
vielen Dank für deine Antwort. Sie war zwar kurz, aber dennoch hilfreich. "Sätze, die nicht sehr deutsch klingen..." lässt mir Spielraum es zu deuten und dabei einiges zu überdenken. Beziehst du dich dabei auf die geschachtelten Sätze?
LG MK3K
Liebe lilaluna,
vielen Dank für deine ausführliche Antwort und ehrliche Meinung.
Schade, dass dir die Sicht des L.Ichs nicht zusagt. Sie sollte verdeutlichen Gedankengänge das subjektive Empfinden der Zeit beeinflusst.
Die Schachtelsätze werde ich noch einmal überarbeiten, danke.
An der Pointe zum Schluss möchte ich nichts ändern, da durch sie erst der Sinn zu stande kommt.
LG MK3K
Lieber Klemes,
da hast du mir die paar Zeilen aber ganz schön zerpflückt, zurecht.
Vielen Dank, dass du dir die Mühe gemacht hast. Ich kann jeden deiner Punkte nachvollziehen.
Auch von deinem einleitenden Kommentar kann ich sehr profitieren. Ich war mir dessen nicht bewusst, welche Folgen kurz geratene Texte mit sich bringen.
Nochmals vielen Dank,
Markus
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Equik Bouard Gänsefüßchen
E Alter: 59 Beiträge: 18 Wohnort: Österreich
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E 03.03.2014 12:51 Re: Ticktaktik von Equik Bouard
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MK3K hat Folgendes geschrieben: |
Die Sätze, mit denen ich Probleme habe:
Verkürzt mit jedem mechanischen Einrasten, passend zu dem, in Verlängerung gezeichneten Sekundenstrich auf dem zweifarbigen Ziffernblatt, die Dauer meines Wartens. (Wie kann ein mechanisches Einrasten passend zu einem Sekundenstrich sein? Was ist ein in Verlängerung gezeichneter Sekundenstrich?)
Das Geräusch der laufenden Dusche, der niederfallenden Wasserstrahlen werden durch den gleichbleibenden Lärmpegel immer lauter.. (Das Geräusch der laufenden Dusche und das Geräusch der niederfallenden Wasserstrahlen werden lauter, oder die Geräusche der Dusche und der Wasserstrahlen?)
Ich beantworte die Tick-Frage mit meinem Tack und merke, dass ich noch nicht zufrieden. (...noch nicht zufrieden bin.?)
Zwanghaft suche ich mit geschlossenen Augen nach Geräuschen. Leiser Verkehr unten auf der Straße, Wind in den Bäumen, nach Vögeln auf den Bäumen, Vögeln auf der Straße. (Leiser Verkehr unten auf der Straße, Wind in den Bäumen, Vögel auf den Bäumen, Vögel auf der Straße. Oder: Nach leisem Verkehr unten auf der Straße, Wind in den Bäumen, Vögeln auf den Bäumen, Vögeln auf der Straße... Wobei Vögeln auf den Bäumen oder der Straße doch fast schon anstößig klingt!)
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_________________ Heavy Plastic-Psychochiller-Spleenpunk |
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MK3K Schneckenpost
M
Beiträge: 12
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