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Diese Werke sind ihren Autoren besonders wichtig Luz lebt


 
 
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gaia
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Beiträge: 8



G
Beitrag16.02.2014 19:53
Luz lebt
von gaia
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Hallo,
hier ist der Anfang meines Manuskripts.
Zielgruppe sind junge Erwachsene, der Stil ist absichtlich einfach.
Insgesamt sind es etwa 400 Seiten - dies sind die ersten 17.

Inhalt ist die Reise der zwanzigjährigen Luz, Studentin und Model, auf die Kanarischen Inseln. Ein kurzer Urlaub bringt ihre Welt- und Selbstsicht komplett durcheinander. Wieder daheim beschließt sie ihr altes Leben aufzulösen und fliegt zurück. Auf den Inseln lebt Luz mit verschiedenen Männern, an abgelegenen Hippie-Stränden, einer Finca in den Bergen und auf einem Segelschiff. Sie lernt alternative Lebenswege und Drogen kennen. Luz genießt den Wechsel der Beziehungen, aber sie sehnt sich nach innerem Frieden und wirklicher Freiheit und Liebe.

Jedem Kapitel ist ein Lied zugeordnet, welches Luz’ Stimmung und innere Entwicklung beschreibt.

Ich freue mich auf konstruktive Kritik.

Ich lese immer, dass AnfängerInnen möglichst Rückblenden und lange Denkereien vermeiden sollten, weil es schnell langweilig oder verwirrend werden kann. Beim Schreiben fiel es mir schwer, darauf zu verzichten, weil beides essentieller Bestandteil von Luz' Reise zu sein scheint (sie arbeitet später Kindheitserfahrungen auf und stellt ihre ganze Weltsicht auf den Kopf). Vielleicht habt ihr dazu einen Rat - braucht ein guter Anfang mehr Handlung, mehr Szenenbeschreibung, weniger Gedanken?

Danke für eure Aufmerksamkeit...
 Very Happy

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Soraja
Geschlecht:weiblichEselsohr


Beiträge: 227

DSFx


Beitrag16.02.2014 20:43

von Soraja
Antworten mit Zitat

Hallo gaia,

die ersten fünf Seiten habe ich gelesen, die haben es aber nicht geschafft, mich so neugierig zu machen, dass ich auch noch die folgenden elf lesen wollte. Deine Geschichte ist mir zu langatmig, es passiert nichts was mich fesselt. Du zählst alle Schuhe die die Protagonistin mit nimmt auf oder schreibst einen gesamten Liedtext mit auf, das empfinde ich als langatmig.

Allerdings gibt es ja auch genug Schriftsteller, die immer sehr langsam anfangen und dann in Fahrt kommen. Vielleicht werden ja Liedtext und Schuhe zu einem späteren Zeitpunkt noch sehr wichtig.

Lieben Gruß Soraja


_________________
Soraja wünscht Dir einen wundervollen Tag!
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gaia
Geschlecht:weiblichSchneckenpost
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Beiträge: 8



G
Beitrag16.02.2014 21:56
an soraja
von gaia
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danke für dein schnelles feedback. ja, du hast recht - ist nicht spannend genug...
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EWJoe
Geschlecht:männlichEselsohr
E

Alter: 65
Beiträge: 274
Wohnort: A-2384 Österreich Breitenfurt bei Wien


E
Beitrag17.02.2014 14:26

von EWJoe
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Servus gaia,

habe auch ein paar Seiten gelesen. Ich habe es auch nicht durchgehalten. Dein Text kommt viel zu langsam in Fahrt. Auf der ersten Seite begründest Du nur warum Deine Prota im Flugzeug sitzt. Dann kommt der Liedertext. Wenn er wirklich etwas Wesentliches in Deiner Prota bewirkt hat, dann hast Du das nicht rübergebracht. Nur dass sie die Augen schließt und mitsummt rechtfertigt diese Länge nicht. Der Titel reicht völlig, oder ganz weg damit.
Der moderne Leser ist ungeduldig, schnell muss etwas geschehen. Damit meine ich nicht dass auf jeder Seite eine Atombombe gezündet werden muss, auch auf der Gefühlsebene passiert hier zu wenig. Deine Story spielt weniger im Actionmilieu, aber Emotionen sind hier sicher das wesentliche Thema. Lass Deinen Lesern das (mit)fühlen, ohne es "zu-Tode zu erklären". Der Leser muss den Film im Kopf drehen, dazu benötigt er die richtigen Bilder zum Einsteigen in die beschriebenen Szene. Das ist wirklich sehr schwierig. Ich beherrsche das auch (noch) nicht.

Lass Dich aber nicht entmutigen. Gehe ruhig nochmals über Deinen Text. Diesen Abschnitt kannst Du sicher auf ein Drittel oder weniger kürzen. Das tut am Anfang noch weh, mit der Zeit bekommst Du aber selber ein Auge dafür, wo es eckt.
Nach Edision erfordert jede Schöpfung 1% Inspiration aber 99% Transpiration. Das eine Prozent ist da, aber jetzt gehts an die 99%! Auf gehts!

LG
EWJoe


_________________
Kulissen schiebt man gerne vor die Wahrheit, verdeckt sie auch durch viel Theater. Nur Backstage offenbart sie sich.
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gaia
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G


Beiträge: 8



G
Beitrag18.02.2014 09:46
An EW Joe
von gaia
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Danke EW Joe!
Ich glaube schon, dass in den insgesamt 400 geschriebenen Seiten irgendwann, irgendwie eine Entwicklung vor sich geht und ja, auch etwas Spannendes passiert - aber ihr habt recht, es muss für den Leser offensichtlich sein - irgendwann, irgendwie reicht nicht ... Wink
Ich werde mal ganz brutal rangehen und alles nicht Essentielle wegkürzen - und wenn nur zwei Prozent übrigbleiben, werde ich ja sehen, ob  es sich lohnt, damit weiter zu machen.
Bin froh, dass ich mich endlich überwunden habe, hier was reinzustellen - euer Feedback ist Gold wert.
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MosesBob
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Administrator
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Beiträge: 18344

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Beitrag18.02.2014 10:47

von MosesBob
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Hallo gaia und herzlich willkommen im dsfo! smile

Es wäre schön, wenn du deine nächste Leseprobe einfach im Forum postest, anstatt sie per Anhang hochzuladen. Die Anhänge sind in der Regel nur für Fotos, Audiodateien und spezielle Präsentationen gedacht. Das Problem ist, dass theoretisch mit jedem Download ein Virus, ein Trojaner, Spyware oder sonstige virtuelle Krankheiten übertragen werden können.

Danke und viele Grüße,

Martin


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Das Leben geht weiter – das tut es immer.
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(Laotse)
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gaia
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Beiträge: 8



G
Beitrag18.02.2014 17:17
an Martin/MosesBob
von gaia
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Hallo und danke für den Tipp! Ja, ich habe es mittlerweile auch gesehen, dass alle anderen einfach den Text einfügen... warum einfach, wenn's auch kompliziert geht...
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Tom Erde
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Alter: 52
Beiträge: 47
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Beitrag18.02.2014 21:03

von Tom Erde
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Hallo gaia,

herzlich willkommen.

Wer den Text aufmerksam gelesen hat, hat viel über dich erfahren. Berichtige mich bitte, wenn ich falsch liege, aber ich denke, dass du eine Menge eigenes Erleben in deinem Text verarbeitet hast. So liest es sich jedenfalls für mich.

Mir persönlich liegen Storys in Ich-Form nicht sehr, sie sind mir zu egozentrisch, immer wieder ich, ich, ich zu lesen ermüdet mit der Zeit. Doch die Geschmäcker sind Gott sei Dank verschieden!

Neben den Szenen die sich mit Banalem beschäftigten, ist mir ein zarter Hang zur Träumerei bei dir aufgefallen, der mir gefallen hat. Du hast ein Talent, das Zauberhafte im Alltäglichen zu sehen, nur nutzt du es zu wenig. Die Welt ist voller Magie und Wunder. Dies im Einfachen zu entdecken, es plastisch und interessant zu beschreiben, es in die Story zu weben, und dem Leser dadurch mehr über sich selbst und über das Mensch sein zu vermitteln, ist die Kunst, die ein Buch zu etwas Besonderem machen kann.

Darüber hinaus kannst du erzählen, kannst dem Leser Bilder suggerieren, die nachempfindbar sind. Du vermagst einen Handlungsfaden stringent durchzuziehen und weißt, wie man den Faden mit Farbe versieht. Die Farbe ist dabei, wie eben erwähnt, Geschmacksache.

Mir fehlte die Tiefe in deinem Text, aber möglicherweise kommt diese ja noch. Nur das eigene, sich oft am Banalem festmachende Erleben - sozusagen ein Urlaub mit etwas Selbstfindungsflair - scheint mir zu wenig, um eine größere Leserschaft dauerhaft zu fesseln.

Grüße

Tom Erde


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Mit deinem Kuss ging´s mir in die Hände,
zu sperren den Drachen hinter brennende Wände.
Nun binden ihn Ketten aus verzaubertem Feuer,
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Tom Erde
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gaia
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Beiträge: 8



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Beitrag20.02.2014 17:17
An Tom Erde
von gaia
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Danke Tom Erde!
Ich sehe, dass ihr Recht habt mit aller Kritik! Danke auch für die aufmunternden Worte...
Ja, es steckt schon viel eigenes Erleben darin. Auch wenn ich nicht das "ich" in der Geschichte bin...
Hatte gedacht, Ich-Perspektive sei einfacher, aber lese selber auch nicht so gerne zu viele "ichs" auf einer Seite.
Die banalen Interessen der  Protagonistin sollten eigentlich ironisch rüberkommen, aber das wird wohl erst zu spät im Buch klar.
Auch ihre komplette Unsicherheit (dass sie es schon als Abenteuer erlebt, kein Hotel zu buchen usw.) könnte aus einer anderen Perspektive heraus witziger dargestellt werden.
Die Liedtexte haben mir beim Strukturieren der Kapitel geholfen - es war mein persönlicher Soundtrack. Aber tatsächlich sind die Liedtexte für die Story meist gar nicht so wichtig...
Also gut, ich werde erstmal mit der "Delete"-Taste rangehen und alles kürzen, was nicht essentiell ist! Was nicht spannend, berührend oder wirklich witzig ist! Was ich auch bei einem fremden Text interessant finden würde...
Mein Gott, es gibt viel zu lernen. Bin froh, hier im Forum gelandet zu sein. Es ist wie ein Schreibkurs.
Danke an alle.
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Tom Erde
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
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Alter: 52
Beiträge: 47
Wohnort: Hamburg


T
Beitrag20.02.2014 20:01

von Tom Erde
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Hallo gaia,

das wäre selbstverständlich auch eine interessante Perspektive, die relativ unspektakulären Erfahrungen deiner Protagonistin - die sie selbst für ein hochriskantes Abenteuer hält - in einen satirischen Kontext zu stellen. Wenn das dein Ansatz war, ist er nicht so richtig rübergekommen. Das ließe sich jedoch korrigieren, das Talent dazu hast du gewiss.

Ansonsten ist die Frage: Für wen willst du schreiben?

Ich bin mir nicht sicher, ob das von Beginn an bei deinem Text stand, heute ist mir jedenfalls aufgefallen, dass du ihn nun unter die Rubrik, Jugendliteratur ab 14. Lebensjahr gesetzt hast. Das verändert den Blickwinkel natürlich.

Würde mich freuen, die überarbeitete Fassung zu lesen. Du kannst mir ja eine PN schicken, wenn es soweit ist.

Viel Erfolg und jede Menge Inspiration.

Tom Erde


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Tom Erde
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gaia
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Beiträge: 8



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Beitrag26.02.2014 18:04
An Tom Erde
von gaia
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Danke Tom Erde.
Es war tatsächlich von Anfang an als Jugendbuch gedacht.
Hab mal angefangen, alles umzuschmeißen! Wird wohl eine Weile dauern...
Danke und schönen Tag
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gaia
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Beiträge: 8



G
Beitrag27.02.2014 10:18
Luz lebt, zweiter Versuch
von gaia
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Hallo
Ich habe noch mal komplett neu angefangen. Es ist sicher noch ziemlich verbesserungswürdig. Aber vielleicht kommt jetzt eher raus, worum es eigentlich geht!
Freue mich auf Eure Antworten.

 Rolling Eyes



Die Wolken lösten sich langsam auf. Grenzenlos erstreckte sich das tiefblaue Meer. Den Wellen gleich breiteten sich Glücksgefühle in ihrem Bauch aus. Wie mutig sie sich fühlte! Das Meer, das große Meer erwartete sie. Lucy schlug den schmalen Reiseführer zu, den sie am Flughafen gekauft hatte. Viele Informationen gab es darin nicht. Sie musste einen Bus nehmen und ans Meer fahren. Dort würde sie mit ihrem Köfferchen von einer Pension zur nächsten gehen, bis sie ein passendes Zimmer gefunden hätte. ‚Kein Problem, alle machen das so’, beruhigte sie sich. Aber wo waren all die abenteuerlustigen Reisenden? Sie schaut den Gang entlang. Alle Plätze waren besetzt von deutsch sprechenden Menschen mit grauen und weißen Haaren, wenn sie noch Haare hatten. Bestimmt hatten alle außer ihr im Reisebüro ein Zimmer in einem schönen Hotel reserviert.
Sie merkte, wie ihre Finger an der Nagelhaut rissen. Still, still, befahl sie den Fingern, doch es kribbelte in ihnen. Um sie zu beschäftigen, kramte sie den Kopfhörer aus dem Fach an ihrem Vordersitz. Mit dem Zeigefinger piekste sie ein Loch in die Plastikhülle und zog ihn heraus. Wo war das Radio? Der grauhaarige Mann rechts von ihr schnaufte im Schlaf. Sein linker Arm ruhte auf ihrer gemeinsamen Seitenlehne. Da waren die zwei kleinen Löcher für den Kopfhörer. Gerne würde Lucy den Arm des Mannes vorsichtig in seinen Schoß schieben. Aber was, wenn er davon erwachte? Seufzend stöpselte sie den kleinen Metallstecker ein. Sie hörte Tracy Chapmans dunkle Stimme singen: She’s got her ticket... ‚Ja, das habe ich’, dachte sie und lächelte. Sie hatte sich ganz alleine ein Ticket gekauft, und jetzt flog sie ganz alleine fort. In die große, weite Welt. Sie war frei – beglückend und beängstigend frei. Kein Mensch war da, mit dem sie ihre Gefühle teilen konnte.
Nervös drehte sie eine hellblonde Strähne um ihren Zeigefinger. ‚Wenn ich nur schlafen könnte’, wünschte sie sich, ‚oder einen kleinen Joint rauchen.’ Sie wühlte in ihrer roten Wildledertasche und zog eine Ausgabe von Vanity Fair hervor.

Am Gepäckband suchte sie sich einen Platz kurz vor dem Ende. Entlang der langen metallenen Raupe drängten sich Glatzköpfe in Hawaiihemden und Damen mit lila-silbern schimmernden Pagenköpfen. „Unser Koffer, schnell, Berta!“ schrie der Graukopf, der ihr Sitznachbar gewesen war, und warf sich in die vorderste Reihe. ‚Wie eine Schlacht ist das. Erbärmlich. Gut, dass ich hier stehe, wo es ruhiger ist.’  Links und rechts trennten zwei Trolleys die schwitzenden, aufgeregten Menschen von ihr. Dort drüben, das war ihr fliederfarbenes Köfferchen! Ungeduldig beobachtete sie, wie es sich gemächlich näherte. An ihrer linken Seite schob sich ein Körper zwischen sie und einen Gepäckwagen. Mit hochgezogenen Augenbrauen drehte sie sich um. Grüne Augen blitzten sie an, ein breiter Mund grinste ihr zu. Der Kerl war zwar sicher zehn Jahre älter als sie, schätzte Lucy, aber immer noch nur halb so alt wie der Rest der Passagiere. Also lächelte sie zurück.
„Wohin fährst du?“ fragte der breite Mund. „Weiß noch nicht genau. Ans Meer“, gab sie knapp zurück. Sie wollte nicht zu freundlich sein, vielleicht verstand er es sonst als Flirt. „Weißt du schon, wie du hinkommst?“ „Ja, mit dem Bus.“ „Es gibt auch Taxis.“ „Ein Bus ist schon okay“, gab Lucy zurück. Der Typ kratzte sich zwischen seinen unordentlichen braunen Locken. Aus seinem blauen, mit indischen Schnörkeln verzierten Hemd quollen ebenso gelockte Brusthaare. „Ich bin René. Ich kann dir die Haltestelle zeigen“, bot er an. „Entschuldigung“, Lucy lehnte sich nach vorne und griff graziös nach ihrem Koffer. ‚Gut, dass er so leicht ist, sonst hätte es weniger anmutig ausgesehen’, dachte sie lächelnd und streichelte über den fliederfarbenen Stoff. „Das ist dein Gepäck?“ staunte René. „Was hast du denn vor?“ Das Mädchen funkelte ihn an: „Na, Urlaub natürlich, was sonst?" Da war es wieder, das Grinsen auf dem unrasierten Gesicht. „Ah, Urlaub. Hotel und so. Klar. Ist halt nicht so besonders praktisch hier auf den Inseln, so ein Stewardessenköfferchen. Achtung, jetzt muss ich mal vor ans Band.“ Mit beiden Händen packte er seinen großen Rucksack und wuchtete ihn sich auf den Rücken. „Kommst du mit oder wartest du noch auf mehr Gepäck?“ Lucy zögerte, dann folgte sie ihm. Sie betrachtete die weite gelbe Baumwollhose, die seine schlaksigen Schenkel umspielte. ‚Hoffentlich denkt keiner, wir wären ein Paar’, fuhr ihr durch den Kopf. ‚Das wäre ja total lächerlich. Aber freundlich ist er, und ich bin froh, nicht mehr alleine unterwegs zu sein.“
René verlangsamte seinen Schritt, um noch einen Blick auf Lucys Gepäck zu werfen. „Nimm’s mir nicht übel, aber du bist der einzige Mensch unter sechzig, den ich hier jemals mit Koffer gesehen habe.“ Musste er ein Lachen unterdrücken? Das Mädchen wurde wütend. „Was willst du eigentlich? Ich habe praktisch gepackt. Fühl mal, wie leicht mein Koffer ist. Ich habe nur das Wichtigste mitgenommen.“ „Ach so?“ „Ja, und du? Das sind doch sicher zwanzig Kilo, die du da mit dir ’rumschleppst. Praktisch nennst du das?“ Der junge Mann hob beide Hände in die Luft. „Hey, ist gut, ich will nicht mit dir streiten. Aber schau, ich habe die Hände frei! An vielen Orten hier ist das essentiell. Und ich kann mir überall ein Lager aufschlagen, ich brauche weder ein Bett noch ein Restaurant. Das da ist unser Bus, glaube ich.“
Mit einer großen Geste überließ er ihr den Fensterplatz. „Schau ruhig ’raus, die ganze Fahrt nach Los Cristianos. Genieße die Schönheit der tinerfenischen Natur!“ Lucy bedankte sich höflich und starrte angestrengt aus dem Fenster. Als der alte Bus endlich losrumpelte, streckte sie ihren Hals, um alles aufzunehmen, doch nach einer Weile wandte sie sich enttäuscht zu ihrem Sitznachbarn. „Es sind ja nur hässliche Gebäude hier – große Klötze, mitten in der Wüste. Nimmt das irgendwann ein Ende?“
„Ja, Teneriffa hört an seinen Buchten auf. Dann fängt das Meer an, und dann kommen andere Inseln.“
„Sehr witzig.“ „Es soll schon schöne Ecken auf Teneriffa geben. Ich kenne ehrlich gesagt nicht mehr als genau diese Strecke.“ „Fährst du denn immer in den gleichen Ort?“ „Ja – direkt bis zum Hafen. Und dort steige ich in die Fähre, mal nach Gomera, mal nach El Hierro oder La Palma.“ Seine Augen verklärten sich. „Dort ist mein Paradies, da gibt es Plätze, die sind so schön, so abgelegen von der Zivilisation, das glaubst du nicht. Aber das muss ich dir nicht erzählen, da kommst du eh nicht hin.“ Ihr Mund wurde schmal. ‚Wie schade, so schöne Lippen’, dachte René bedauernd. Blitze schossen aus ihren blauen Augen. „Was soll das schon wieder heißen – da komme ich nicht hin? Ich komme überall hin, wo ich will.“ „Hast du in deinem Koffer ein T-Shirt, auf dem das steht?“ „Was steht?“ „Good girls go to heaven – bad girls go everywhere!“ lachte er fröhlich. Der Typ war unerträglich. Wenn der Bus nicht auf den letzten Platz voll gewesen wäre, würde sie sich sofort einen anderen Platz suchen. So drehte sie ihren Kopf wortlos wieder zum Fenster. „Ich meine ja nicht wirklich dich“, hört sie Renés sanfte Stimme, „ich meine deinen Koffer. Der wird es niemals zu meinen Lieblingsplätzen schaffen. Du kannst meinetwegen gleich mitkommen.“ „Vielen Dank. Lässt du mich jetzt bitte in Ruhe?“ Vor ihren Augen zogen graue Gebäudekomplexe in einer Landschaft aus Stein und Sand vorbei. Sie biss sich auf die Lippen, um die Tränen zurückzuhalten. Alleine, ganz alleine in einer fremden Welt war sie. Zwischen rüstigen Rentnern und lumpigen Hippies. Wäre sie doch lieber zu Hause geblieben, hätte sie doch nicht die Fototermine nächste Woche abgesagt! Vielleicht wäre das ihr Durchbruch gewesen. Sie könnte aus dem Bus steigen, zurückfahren, in ein Flugzeug steigen und zurückfliegen. Ingo, ihr Agent, wäre überglücklich. Er würde alles wieder zurechtdrehen. Ingo glaubte an sie. „Du wirst nochmal ganz groß, glaub mir!“ beteuerte er immer. Sie könnte zurückfliegen. Ben würde sie am Flughafen abholen. Sie würde seine Muskeln streicheln und ihre Wange an sein weiches Gesicht schmiegen. Lucy schloss die Augen. Nein. Es gab kein Zurück.
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Klemens_Fitte
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Beitrag27.02.2014 12:27

von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

Hallo gaia,

also, nach einem kurzen Abgleich der neuen Version mit der Leseprobe: Du hast da schon ganz gut gestrafft und verdichtet, das liest sich jetzt schon flotter und interessanter. Allerdings muss ich zugeben (bitte nicht hauen): Mir gefiel die Ich-Perspektive besser. Eben weil es darum geht, die naive Sicht dieser jungen Frau herauszustellen, liest sich die neue Version für mich etwas unrund - denn letztendlich springst du ja ohnehin immer wieder in Lucys Kopf, und die eigentlich unaufgeregte Handlung wird ja erst durch ihre naiven Kommentare spannend, oder?

Natürlich ist es immer schwierig, da nicht in langatmiges 'Gedankenwiederkäuen' zu verfallen, aber für diese Art von Text würde ich, wie gesagt, die Ich-Perspektive wählen.

Ein anderer Tipp: Zeilenumbruch beim Sprecherwechsel im Dialog. Das erleichtert die Lesbarkeit und lässt den Text weniger blockartig und somit leichter, luftiger erscheinen.

Hier springst du plötzlich in Renés Kopf:

Zitat:
‚Wie schade, so schöne Lippen’


Ist das ein Ausrutscher oder kommt das im späteren Text öfter vor?

Und hier hast du einen Zeitenhopser drin:

Zitat:
hört sie Renés sanfte Stimme


Das erstmal soweit von mir. Hoffe, du kannst mit meinen Anmerkungen was anfangen.

Gruß,
Klemens
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gaia
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Beiträge: 8



G
Beitrag27.02.2014 15:39
An Klemens
von gaia
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Danke für die schnelle Antwort!
Ja, stimmt, der Perspektivenwechsel in Renés Kopf ist neu und vermutlich unnötig. Eigentlich soll es schon bei ihrer Perspektive bleiben, in 1. oder 3. Person... Später wird sie alle ihre Werte in Frage stellen und ihr altes Leben hinschmeißen, um in einer Höhle zu leben.
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Tom Erde
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Beitrag02.03.2014 15:13

von Tom Erde
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Hallo gaia,

eines vorneweg: Mir gefällt der Perspektivenwechel von der Ich-Form zur Erzählweise in der dritten Person. Das bietet, meiner Meinung nach, mehr Möglichkeiten, mehr Perspektiven eben. Hier zeigt sich aber auch ein Problem der Kritik. Wenn du tausend Leute deinen Text lesen lässt, wirst du tausend verschieden Antworten bekommen. Der Teenagerin gefällt dies, dem Rentner das, dem Literaten widerstrebt jenes, der Managerin stößt wieder etwas anderes sauer auf usw. Hier musst du dich ehrlich fragen: Wie willst du diese Geschichte eigentlich erzählen? Für wen will ich sie erzählen? Wie glaubst du, sie am besten vermitteln zu können? Welchen Weg rät dir dein Herz? Und wenn du dann zu einer Entscheidung gekommen bist, lass dich nicht mehr davon abbringen, denn sonst verlierst du dich selbst dabei. Du kannst es niemals allen Recht machen, aber du kannst es so gut machen, dass du stolz darauf sein kannst, ganz egal, was die anderen sagen!!

So, und nach dem Wort zum Sonntag, zu deiner neuen Version.

Mir persönlich gefällt sie wesentlich besser. Du bist viel dichter am Geschehen dran, bringst Details ein, die eine Geschichte lebendig werden lassen, die die Langeweile verscheuchen und Lust auf mehr machen!!
Denn darum geht es letztendlich bei guten Geschichten, dass sie der Leserin und dem Leser die Möglichkeit bieten, die jeweilige Situation so nachzuvollziehen, als wären sie selbst dabeigewesen. Dann geht einem das Herz auf und die Geschichte wird zu einem unvergesslichen Erlebnis. Geschmack und Gefallen kommen erst an zweiter Stelle. Das heißt, sie muss denen, für die du schreiben willst natürlich gefallen, sonst wird sie nicht gelesen, doch eben auch nur denen!

Ich habe deine neue Version jedenfalls gerne gelesen und würde mich freuen, die weiteren Überarbeitungen auch zu Gesicht zu bekommen.

Wenn du so weitermachst, wird bestimmte eine bewegende und kurzweilige Story daraus.

Grüße

Tom Erde


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Klemens_Fitte
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Beiträge: 2934
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Beitrag02.03.2014 15:26

von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

Tom Erde hat Folgendes geschrieben:
Hier zeigt sich aber auch ein Problem der Kritik. Wenn du tausend Leute deinen Text lesen lässt, wirst du tausend verschieden Antworten bekommen. Der Teenagerin gefällt dies, dem Rentner das, dem Literaten widerstrebt jenes, der Managerin stößt wieder etwas anderes sauer auf usw. Hier musst du dich ehrlich fragen: Wie willst du diese Geschichte eigentlich erzählen? Für wen will ich sie erzählen? Wie glaubst du, sie am besten vermitteln zu können? Welchen Weg rät dir dein Herz? Und wenn du dann zu einer Entscheidung gekommen bist, lass dich nicht mehr davon abbringen, denn sonst verlierst du dich selbst dabei. Du kannst es niemals allen Recht machen, aber du kannst es so gut machen, dass du stolz darauf sein kannst, ganz egal, was die anderen sagen!!


Amen. Äh, ich meine, dem stimme ich zu. Das ist eben das Problem, dem sich jeder gegenübersieht, der seine Texte der öffentlichen Kritik aussetzt - und gerade für unerfahrene Schreiber ist es oftmals schwer, die Grenze zu ziehen und ein gesundes Selbstbewusstsein für die eigene Sprache und die eigenen Entscheidungen zu entwickeln. Ich möchte meine Anmerkungen daher immer nur als Vorschläge verstanden wissen.

Ich stimme auch insofern zu, dass die neue Version einen stark verbesserten Eindruck macht. Insofern habe ich da:

Zitat:
Wenn du so weitermachst, wird bestimmte eine bewegende und kurzweilige Story daraus.


auch wenig Bedenken.
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