Knöcherne Schmetterlinge

[Enfant Terrible]

Grußkarten mit
einem „aber“,
Liebesbriefe, die
mit „leider“ beginnen,
umschwirrten mich wie
Schmetterlinge aus Knochen.

All die höflichen Ankündigungen,
mich zu vergessen
– ich las sie gern,
um mich an meinen Namen
zu erinnern.

[Addi]

oO Allein für den Ausdruck "Schmetterlinge aus Knochen" würd ich dich heiraten!
Gefällt mir gut.

[Bananenmeister]

OFFTOPIC
*stellt sich gerade vor*
Ein Schwarm knöchernder Schmetterlinge, die Menschen fressen...

(das kommt erstmal in die Sammelbank für gute Szenen^^)

[Longo]

Interessant finde ich das Gedicht. Gegensätzlich, aber doch harmonisch. Meiner Meiung nach passt "leider" gut zum Liebesbrief, "aber" zu Grußkarten nicht ganz. Da ist die Verknüpfung nicht so gut. Die Metapher ist, da kann ich mich anschließen, sehr gut gewählt.

MFG Longo

[Rizzo]

Im Gegensatz zur Überschrift hat mich das Gedicht enttäuscht.
Schade.

[Enfant Terrible]

Warum, Rizzo? Würde mich über präzise Kritik sehr freuen.

[Rizzo]

Konstruktive Kritk kann ich dir nicht so geben, da das Gedihct so im allgemeinen gut ist.
Aber es hat mich halt nicht gepackt, aus den Sitz gerissen.
Vllt bin ich nur die Einzigste (zum glück sind Geschmäcker verschieden   ), aber es ist halt so an mir vorbei gegangen, ohne was zu spüren ecetra..

[Longo]

Das hängt auch oft mit der Stimmung zusammen, in der man ein Gedicht liest. So ist es bei mir. Manchmal erreicht mich gar nichts, in anderen Tagen mehr. In den Ersteren unterlasse ich oft meinen Kommentar.

MFG Longo

[Rizzo]

Meinst du wirklich, das es morgen mein Herz erweichen würde?
Ich denke nicht. Du hörst dich so anklagend an.
 

[Longo]

Es ist keine Anklage, dass habe ich nur bei mir festgestellt. Wie du es auf dich anwendest, weiß ich nicht.
Aber: Mit der teils unbewussten Einstellung nun, dass dich das Gedicht auch in nicht in zehn Tagen berühren wird, wird es dich auch nicht berühren. Und wenn es dich berührt, wirst du dann nicht drunter schreiben, es hätte dich doch berührt und etwas in dir bewegt.

Ich finde solche Überlegungen interessant. Es soll keine Kritik an deiner Person sein.

MFG Longo

[Taugenichts]

Auch ich kann dir das nicht erläutern, aber, so doof das klingt, es sind ganz einfach Tatsachen ^^  :

All die höflichen Ankündigungen,
mich zu vergessen
– ich las sie gern,
um mich an meinen Namen
zu erinnern
/großartig. Stark, schnörkellos, berührend... toll!


Grußkarten mit
einem „aber“,
Liebesbriefe, die
mit „leider“ beginnen,
umschwirrten mich wie
Schmetterlinge aus Knochen.
/Kitsch. Ganz einfach nur kitsch.

[Enfant Terrible]

Ich finde es unheimlich interessant, dass du gerade die Metaphern, die anderen an diesem Gedicht gefallen, für überflüssig hältst - so unterschiedlich sind die Geschmäcker! Übrigens habe ich auch gedacht, mit diesem Bild nicht gerade den Vogel abgeschossen zu haben, aber es bot sich an. Absagen, Mahnungen und Entschuldigungen, die in den Briefkastern flattern (vgl. Schmetterlinge) haben so etwas hoffnungslos Totes an sich (=Knochen). So ist die Metaphern entstanden.  

[Enfant Terrible]

[Taugenichts]

Nun ja..... Schmetterlinge.
Es ist so gut wie unmöglich in einem Gedicht das Wort Schmetterlinge zu verwenden, ohne das es kitschig ist. Das Wort ist zu ausgelutscht, zu oft benutzt worden und dann steigerst du es auch noch an Kitschigkeit. Knöchern! Knöcherne Schmetterlinge, also da kriegt man doch Gänsehaut von all dem Schleim, der einem den Rücken runterläuft.
Und es geht genauso weiter in der Strophe, Grußkarten mit aber, nein wie schrecklich, Liebesbriefe mit leider, da weint das Herz jedes 14 jährigene Mädchens, während sie ihr Stofftier drückt.
Verstehst du?
Da steckt einfach nichts dahinter, das hat rosa-Tagebuch Qualität! Auch wenn es metaphorischer ist, als die zweite Zeile, so ist es doch Kilometer von ihr entfernt. Die zweite Strophe ist dann nämlich nur noch Leben, kantig, hart, wahr.

[Enfant Terrible]

[Taugenichts]

Nachdem du mir in meinem Thread einen ähnliche Vorwurf machtest, versuche ich es hier nocheinmal näher zu erklären, denn ich meine das überhaupt nicht böse!
Kitsch ist ein sehr schwer definierbarer Begriff, in der Literatur wird er oft gebraucht, um etwas schon sehr oft dagewesenes, verbrauchtes zu bezeichnen bzw. etwas, das Tiefe vorspielt, sie aber nicht besitzt.

Schmetterling in der Konnotation, wie du sie verwendest, gab es schon so oft wie Liebesgedichte an sich ^^
Schmetterlinge im Bauch haben.... das ist so ausgelutscht, da jedes kleine Mädchen eine solche Zeile garantiert schon einmal über sich gesagt hat/ in ihr Tagebuch geschrieben hat/ über sich gesagt bekommen hat.
Und da solche Kinderlieben doch eher dazu neigen auch wieder zu enden, gibt es auch das Bild der sterbenden Schmetterlinge schon tausend Mal.
Und wenn dann auch noch übersteigert wird "knöcherne Schmetterlinge", dann wird es halt engültig ganz doll furchtbar kitschig!
Genauso sieht es fast immer mit Liebesbriefen aus, es sei denn man verwendet diese Worte wirklich in einem Neuen oder sehr aussagekräftigen Kontext.

Engel sind z.B noch so eine Metapher, die man nur seeeehr schwer unkitschig halten kann.
Engel mit gebrochenen Flügeln, blutige Engel, gefallene Engel, weinende Engel, in jedem zweiten kitschigen und sinnleeren Gedicht kommen sie vor und besitzen dadurch ganz einfach keine Tiefe mehr.

[Enfant Terrible]

[WhiteMonkeY]

Hi erstmal,
und danke für deine Begrüßung auf dem roten Teppich

Auch wenn der Begriff Schmetterling ausgelutscht ist,
so hat dein Titel trotzdem Lust auf das Gedicht gemacht.
Knöchern mag für manche ein übersteigerter Kitsch der toten Schmetterlinge sein, doch finde ich ihn in diesem Zusammenhang erfrischend treffend.
Und bevor du was sagst - ich wollte jetzt deine Metapher nicht mit der von dem toten Flattervieh vergleichen
Bei so verbrauchten Begriffen schwingen nunmal viele Erinnerungen und Assoziationen zu anderen/eigenen_ersten Werken mit, die meißt genauso hohl sind wie eben diese Begriffe.
Dass der Schmetterling in deinem Gedicht etwas anderes bedeutet (ich finde sogar recht passend), nimmt ihm nunmal nicht seine vielen anderen metaphorischen Verwendungen, und so bleibt er trotzdem ein vielgelesenes Bild, was dein Gedicht -etwas- abschwächt.
Nichtsdestotrotz finde ich es stark und schön  

[Enfant Terrible]

Danke auch dir, WhiteMonkey!
Ich freue mich über deine Interpretation und deinen Kommentar im Allgemeinen! Gewiss riskierte ich Ablehnung, indem ich diese Metapher wählte, aber es freut mich, dass du es auch so interpretieren konntest, wie ich es gemeint habe. Beim nächsten Mal sollte ich wohl besser Bilder verwenden, die weniger grenzwertig sind  

[Enfant Terrible]