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Diese Werke sind ihren Autoren besonders wichtig Auralon - Schatten der Freiheit


 
 
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Imagine
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 33
Beiträge: 17
Wohnort: Bonn


Beitrag10.01.2014 00:41
Auralon - Schatten der Freiheit
von Imagine
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo, zusammen!

Hier möchte ich das erste Kapitel meines Herzensprojekts 'Auralon - Schatten der Freiheit' vorstellen. Ich hoffe, sie gibt einen gewissen Ausblick auf meinen Schreibstil. Viel Spaß beim Lesen und natürlich auch Kritisieren! Wink

Mir ist natürlich bewusst, dass das jetzt ein dicker Brocken ist. Nicht abschrecken lassen, es ist natürlich auch völlig in Ordnung, wenn ihr nur bis zu einem bestimmten Absatz lest und rezensiert.

Liebe Grüße,
Imgaine


1. Kapitel – Hölle


„Man muss die Welt nicht verstehen – man muss sich lediglich in ihr zurechtfinden können.“ – Albert Einstein



Hölle.

Ich bin in der Hölle.

Ich wollte meinen Augen nicht glauben. Ich zitterte. Meine Fäuste waren verkrampft und mein Herz hämmerte wie ein V12-Benziner bei achttausend Umdrehungen. Da waren diese kleinen schwarzen Steinchen, die sich in meine Haut gedrückt hatten. Hölle, sagte meine wimmernde Gedankenstimme wieder und wieder. Ich kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf. Das konnte doch gar nicht wahr sein! Ich konnte nur träumen! Doch dann war da noch dieses leise Flüstern, das mir das Gegenteil einbläute. Es war real. Und verdammt, es jagte mir eine paralysierende Angst ein. Ich spürte all diese kleinen Dinge, die man in Träumen nicht kannte. Der zwickende Schmerz in meinen angespannten Muskeln, die rauchig-drückende Luft in der Lunge, die dumpfen Geräusche aus dem Boden, der kühle Wind.
Mein Verstand war vernebelt als stünde ich unter Drogen. Ich war kaum fähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Ich wollte meine Lider öffnen, doch ich wagte es nicht. Ich hatte zu viel Angst davor, dasselbe wie gerade eben zu sehen. Immer deutlicher erkannte ich die wahre Tragweite meiner Situation. Immer intriganter infizierte diese durchdringende Panik meinen Verstand. Langsam realisierte ich, dass ich wirklich hier war. Hier. Hölle. So musste die Hölle aussehen.
Ich schlug die Augen auf.
Der Atem wurde mir geraubt als hätte Muhammed Alis rechte Faust meinen Magen gefunden. Ich schnaufte wie ein verängstigtes Tier, biss die Zähne zusammen und in den Fäusten drückten sich meine Fingernägel in die Handflächen. Nein, blitzte es immer wieder durch meinen Kopf. Gott, Fuck! Als ich es wieder so sah, wollte ich es wieder nicht glauben. Es konnte gar nicht wahr sein! Es musste ein Traum sein. Wo, zum Teufel, bin ich?

Vor mir erstreckte sich ein abgestorbener, maroder Wald, soweit das Auge reichte. Die morschen Äste stachen wie Klauen in die Luft. Die finstergrauen Wolken standen tief, fast bis zu den dörren, blattlosen Baumkronen. Alles hier war so tot und verdorben wie nach einer apokalyptischen Feuerwalze. Auf dem pechschwarzen Geröllboden wuchs nichts. Kein kleiner Grashalm, nicht einmal Unkraut. Nirgendwo war noch ein Blatt oder wenigstens ein noch so winziger Moosteppich. Alles war einfach tot. Absolut leblos. Und ich mittendrin.
Wieso?
Ich hätte nie gedacht, dass aufzustehen so schwer sein konnte. Alles in mir wehrte sich gegen das, was mein Gehirn ihm sagen wollte. Mein Blick blieb unabdinglich am toten Wald kleben. Ich wusste nicht mehr, wo mir der Sinn stand. Immer wieder schüttelte ich den Kopf und redete mir ein, dass es nicht real war; dass ich träumte. Doch die Minuten vergingen – und ich war immer noch dort.

Als hätte meine Angst mich gestoßen, stolperte ich ein paar Schritte zurück. Etwas versperrte mir den Weg, dumpf schlug etwas in meinen Rücken. Ich riss meinen Kopf um. Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich in die wütende Fratze eines schreienden Mannes. Ich kreischte, sprang nach hinten weg und landete wieder auf dem schwarzen Geröllboden.

Erst nach ein paar Sekunden realisierte ich, dass es bloß eine schwarze Marmorstatue auf einem Podest war.
Fuck, fluchte ich weinerlich im Stillen. Ich wollte weinen und mich vor diesem Hier verstecken. Nur mit allergrößter Mühe, konnte ich mich wieder aufraffen. Ein Windhauch blies mir warme, nach faulem Ei stinkende Luft um die Ohren. In den Böen verflüchtigte sich die wabernde Wolkendecke ein wenig. Hinter der Statue eröffnete sich mir der Anblick auf eine riesige Felswand. Die kantigen Felsen wurden bald wieder von dem nebelhaften Grau eingehüllt und die finstere Mauer verlor sich wieder wie ein Hochhaus in einer finsteren Nacht im Ghetto vom sterbenden Detroit.
Wackelig, aber stehenden Fußes sah ich mich wieder um. Da waren noch zwei solcher Statuen. Im Dreieck angeordnet fixierten ihre Fratzen genau mich. Hektisch riss ich mich von der Stelle los und lief aufgeregt hin und her. Fuck, fuck, fuck, schrie ich in Gedanken. Einen gewollten Laut von mir zu geben, traute ich mich aber nicht. Ich verfiel in unkontrollierte Panik. Mein Verstand brachte nur wirres Fluchen und Fragen zustande, mein Körper tat, was er wollte, meine Zähne klapperten als stünde ich bei minus vierzig Grad in Badehose am Meer.
Irgendwann – mein Zeitgefühl war in die Fluten gesprungen – lehnte ich am Sockel einer Statue und flüsterte mir ununterbrochen zu: Langsam atmen, Sam. Beruhig dich. Langsam atmen. Beruhigen. Scheiße. Mein Gesicht versteckte ich derweil in meinen Händen. Ich wollte es einfach nicht mehr sehen, wollte weg, fort, einfach raus aus diesem Albtraum. Ich begriff einfach nicht, warum ich hier war. Vielleicht wollte ich es auch gar nicht begreifen. Wenigstens rang ich mir langsam wieder die Kontrolle über mich selbst ab. Mein Herz schlug nicht mehr wie die das Grollen eines Schiffsdiesels, mein Atem wurde einheitlicher und das Zittern erinnerte nicht mehr an fortgeschrittenes Parkinson.
Der Gestank in der Luft, Moder, Asche und etwas, das Schwefel sein konnte, blieb mir wieder in der Nase hängen.

Der erste Schock wich allmählich, aber dieser Dämon wurde nur von einem noch mächtigeren verdrängt. Der zweite hieß Verzweiflung. Er machte mir erst das wahre Ausmaß meiner Lage bewusst:
Ich bin hier aufgewacht – und habe keine Ahnung, wieso. Und wo.

„Reiß dich zusammen, Mann“, mahnte ich mich selbst und konzentrierte mich auf kontrollierte Atemzüge. Ein paar Augenblicke stand ich noch still da, ehe ich mich endlich wieder dazu durchringen konnte, mich genauer umzusehen. Es war schwerer, als es klang. Jede Sekunde befürchtete ich etwas zu sehen, das ich nicht sehen wollte.
Die kargen Wurzeln der aschfarbenen Bäume stachen aus dem Boden wie rostige Speere aus einem toten Körper. Selbst das Licht hier wirkte so trüb und gedämpft wie sonst nur in einem alten Horrorfilm. Ich sah von links nach rechts, von rechts nach links, nach oben, nach unten, vor und hinter mich.
Nichts. Nichts außer Wolken, Nebelfetzen, Felsen und totem Wald.
Krampfhaft versuchte ich, meine letzten Erinnerungen auszugraben. Ich wusste noch, dass ich in der Stadt gewesen war, um ein Weihnachtsgeschenk für meine Verlobte abzuholen. Ich war mal wieder zu geizig gewesen, mir ein Straßenbahnticket zu kaufen. Das war alles. Der Rest meines Kurzzeitgedächtnisses war wie in eine undurchsichtige Kiste gesperrt. Schloss zu, Schlüssel weg.
Und jetzt war ich hier. Wie aus dem Nichts. Einfach so. Je mehr ich darüber nachdachte, desto weniger Sinn ergab es für mich. Was zum Henker ging hier vor? Und warum? Schon wieder überfiel mich dieses leise Zittern; und es war nicht die Kälte.
Seufzend versuchte ich mir noch einmal die Unmöglichkeit dieser Situation zu beweisen. Es musste doch einfach ein Traum sein! Wie war ich denn hierhergekommen? Freiwillig jedenfalls nicht, das stand fest. Und wenn man mich entführt hatte, warum hätte man mich an so einen Ort gebracht? Wo war dieser Ort denn überhaupt? In der Nähe meiner Heimat gab es jedenfalls weder einen toten Wald noch steile Felsklippen. Ich musste verdammt weit weg von zuhause sein.
Shit. Diese Erkenntnis schlug zu. Sie tat weh. Sie bedeutete nicht nur, dass meine Lage noch eigenartiger war, sondern auch, dass mehr – viel mehr – dahinterstecken musste, als ich bisher sehen oder ahnen konnte. Die Preisfrage war nur: Was? Gedankenversunken starrte ich auf das Geröll zu meinen Füßen und suchte nach irgendwelchen Theorien. Eine davon brachte die Regierung ins Spiel. Aber was sollte ihr denn ein Langzeitjurastudent in dieser Einöde nützen?
Meine zweite Theorie war schlüssiger, dafür aber um ein vielfaches beängstigender. War ich tot? Ich hatte zwar keinen blassen Schimmer, warum ich so plötzlich über den Jordan gehüpft sein und auf der anderen Seite den Löffel bei Charon abgegeben haben sollte, aber wenn dies das Nachleben war, so blieb es weit mehr als nur hinter meinen Erwartungen zurück. Sollte ich hier etwa die Ewigkeit verbringen? Trostlos, einsam und Trübsal blasend in diesem Gruselkabinett? Und wie war ich überhaupt gestorben? Vielleicht war mir ja ein Klavierflügel auf den Kopf gefallen. Könnte aber auch ein Safe gewesen sein.
Die Vorstellung ließ mich leise schmunzeln. Wenn ich tot war, so war wenigstens mein dämlicher Humor mit mir ins Jenseits gesegelt. Ein schwacher Trost, zugegebenermaßen, aber immerhin besser, als allein mit meiner neuen besten Freundin, der Angst.
Als ich meine Hand in die Hosentasche schob, blitzte ein Funken auf und brachte die Hoffnung in mir zum Leuchten wie so manche Vorstadt zur Weihnachtszeit. Hektisch riss ich mein Smartphone aus der Jeans und weckte es aus seinem Standbyschlummer. Der Startbildschirm strahlte mir Uhrzeit, Datum und die widerlichsten drei Worte entgegen, die ich mir gerade vorstellen konnte.

23.12.2015
17:12
Keine Netze verfügbar


Ich erstickte ein lautes „Scheiße“ in meinem Rachen und musste mich zusammenreißen, das Handy nicht in alle Einzelteile zu zerlegen. Während ich in Gedanken weiterfluchte und mich grollend auf den Boden setzte, spürte ich schon wieder dieses Brennen in meiner Brust. Da loderte wieder das in mir, das ich vor Jahren schon beerdigt hatte – und ich hoffte sehnlichst, dass es nicht wiederauferstand. Doch was machte ich mir vor? Diese Situation war wie geschaffen für seine Reinkarnation. Aber das war eine andere Geschichte.

Ich war also in einem Funkloch. Das musste ja so sein. Typisch. Wenn ich mein Handy einmal wirklich dringend benötigte, dann versagte es mir seine sonst so treuen Dienste. Und für diesen Mist hatte ich ein paarhundert Dollar liegenlassen.
„Scheißteil“, beschimpfte ich es grummelnd und stützte mein Gesicht auf meiner Faust ab. In einer Gefühlsbrühe aus Wut, Angst und Selbstmitleid badend, musste ich abermals den Kopf schütteln, wenn ich nach einer Erklärung suchte oder das alles als real akzeptieren wollte. Die Frage, wo ich hier war, hatte ich immer noch nicht beantworten können, geschweige denn, wäre der Antwort irgendwie nähergekommen. Ich tappte im Dunkeln. Vielleicht war es ja eine Gegend mit Vulkan in der Nähe. Das würde den Geruch und die Geräusche aus dem Grund erklären.
Ich setzte mich auf den Boden und schnappte mir einen größeren Stein. Er war recht leicht. Die eine Seite war abgeschabt, die andere rau und kantig. Er roch eigenartig. Ein wenig nach Schwefel, vielleicht. Viel Ahnung von Geologie konnte ich zwar wirklich nicht mein Eigen nennen, aber ich war mir sicher, dass irgendwo ein Vulkan in der Nähe sein musste. Und wo ein Vulkan, da auch Menschen. Das hatte mein Lehrer früher immer gesagt, schließlich galt die Vulkanerde als äußerst fruchtbar.
Mein neugewonnener Optimismus verklang, als ich mich wieder umsah. Nein, hier war sicher kein Mensch weit und breit. Der tote Wald jagte mir einen eiskalten Schauer über den Rücken. Nicht nur dieses schummerige Licht, das so karg durch die Wolken- und Nebelfetzen schlich, auch die langen Schatten, die ganze Atmosphäre und vor allem das Ungewisse ließen mich noch auf dem Boden verharren. Ich wollte keinen Fuß in diesen Wald setzen.
Mit einem jammernden Grummeln warf ich den Stein beiseite und legte den Kopf in den Nacken. Ich hatte keinen Dunst, was ich tun sollte. Ich fühlte mich so hilflos und allein wie ein Hund, der im Auto zurückgelassen wurde. Der Unterschied war nur, dass ich nicht in einer Stahlkarosserie, sondern diesem Gruselkabinett gefangen war. Ich wollte mir gar nicht ausmahlen, was alles aus dem Wald kommen konnte.

Ein wummernder Donner riss mich plötzlich brutal aus meiner Starre. Ich schreckte auf. Hektisch sah ich hin und her, dann nach oben in den Himmel. Nichts. Keine Gewitterwolken, kein Regen, keine Blitze. Verkrampft rannte ich zwischen den Statuen hin und her. Scheiße, Scheiße, Scheiße, schrie ich in meinem Kopf. Ich wollte mich dazu durchringen, laut um Hilfe zu schreien, da fiel mir im Augenwinkel ein Fuß auf. Kaum merklich linste er hinter einem der Marmorsockel hervor. Perplex sah ich wie gebannt auf die braunen Lederschuhe, von denen mich ein kleines Lacoste-Krokodil anlächelte. Vorsichtig schlich ich ein paar Schritte vor. Ein dazugehöriges Bein in einer beigen Jeans tauchte langsam hinter der Statue auf. EIN MENSCH!
Dass ich ihn erst jetzt gesehen hatte, irritierte mich im ersten Moment, aber bei meiner Angst und Nervosität wunderte es mich nicht lange. Zögerlich näherte ich mich der Person. Die Beine führten zu einer langen Winterjacke in dumpfem Grünton. Es war ein Mann. Er atmete noch. Sein dicker Bauch wölbte sich gemächlich unter den tiefen Atemzügen. Er war wohl Ende vierzig, Anfang fünfzig. Vereinzelte graue Haare fand man in dem dichten, verwuschelten Braun nur selten. Die auffallenden Pausbacken ließen seinen Kopf ziemlich rund erscheinen. Seine Lippen waren von Natur aus zu einem leichten Lächeln gewachsen. Irgendwie kam er mir sogar bekannt vor. Zaghaft trat ich an ihn heran und stupste mit dem Zeigefinger an seine Schulter.
„Hey“, flüsterte ich. Er zuckte ein wenig, aber das war auch alles an Reaktion. Einen Moment hielt ich noch inne und rang die aufkommende Angst nieder. Er ist keine Bedrohung, sagte ich mir – und glaubte es sogar. Er wirkte so friedlich, wie er da schlummerte. Außerdem war alles besser, als völlig alleine hier zu sein. Und wenn er vielleicht doch eine Gefahr war, dann konnte ich immer noch wegrennen. Dass er mich einholte war so wahrscheinlich wie ein Lottogewinn ohne Spielschein.
Ich war zwar nie besonders mutig gewesen, aber hier war ich total paranoid. Alles jagte mir irgendwie einen Schrecken ein. War es der Wind, der aus einem hohlen Baumstumpf heulte, ein morscher Ast, der zu Boden fiel oder das Grummeln aus dem Boden. Stände fürchtete ich, dass etwas Grausiges aus dem Wald hüpfte, dass der Teufel mich holen kam oder sonst was passierte. Es mag vielleicht irrational gewesen sein, das war mir klar, aber in so einer Lage kann man einfach nicht mehr klar und logisch denken. Man wird geleitet von Angst. Lieber Vorsicht, als Nachsehen haben ist schon immer eines meiner Mottos gewesen. Und hier, in diesem klassischen Horrorszenario, lebte sich meine paranoide Seite voller Freude aus. Wäre sie ein Kind, so war das hier ihr Disney World.
Obwohl ich den Fremden nicht als lebensgefährlich einstufte, stibitzte ich zur Kontrolle den Inhalt aus seinen Hosentaschen. In der linken waren nur ein altes Nokia und ein paar Fusseln, in der anderen ein ausgeleiertes Gummiband und ein großer Schlüsselbund. Die Jacke war leer, Waffen konnte ich auch nicht ertasten. Nur in der Hintertasche der Hose entdeckte ich eine Ausbeulung. Wahrscheinlich nur der Geldbeutel. Trotz meiner Neugierde, ersparte ich mir, ihn zu nehmen. Offenbar war er auch nur ein Opfer dieses Albtraums – genauso wie ich. Jedenfalls hoffte ich das.
Zögernd – oder einfach zu feige, ihn aufzuwecken – blieb ich neben dem Fremden knien und seufzte. Immer wieder ertappte ich mich dabei, wie ich in diesen düsteren Wald starrte. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, was für Dinge dort wohl lauerten. Wahrscheinlich hatte ich nur zu viele Gruselstreifen gesehen, aber ich fühlte mich so einsam und hilflos wie ein Kind, das die Mutter im Einkaufszentrum verloren hatte; umringt von der großen, bösen Welt. Alles war so unbekannt, so bedrohlich und groß – und ich so klein und machtlos.

Ein paar Minuten später packte mich dann doch der Tatendrang. Doch bevor ich den Fremden weckte, krallte ich mir mit der rechten Hand einen großen, schweren Stein. Wenn er mir etwas antat, wollte ich bereit sein. Mit der Linken rüttelte ich an ihm, bis er unter schlaftrunkenem Stöhnen aufwachte. Mit geweiteten Augen starrte er mir ins Gesicht. Er blickte sich um und sah dann wieder zu mir. Krabbelnd wich er zurück, rappelte sich gehetzt auf und drehte sich um die eigene Achse. Die Hände verschränkte er um Fassung ringend hinter dem Kopf. Er sprach leise mit sich. Fluchte. Sein Atem war hektisch. Ich fürchtete schon, er würde hyperventilieren, als er sich verschluckte und hustend in die Hocke ging.
Nur langsam versuchte ich mich ihm zu nähern. Als er mich wieder ansah, stieß er einen Paniklaut aus. Es war mehr ein Wimmern als ein Schrei, hielt mich aber auf Distanz. Eins war jedenfalls klar: Er hatte genau dieselbe Panik, die ich vorhin gehabt hatte. Nach einigen Augenblicken ging ich wieder ein paar Schritte auf ihn zu, bis uns nur noch ein Meter trennte. Schnaufend wich er zurück und streckte mir die blanke Faust entgegen.
„Bleib stehen!“, schrie er lauthals. Seine Stimme überschlug sich. Aber selbst so wirkte er immer noch kaum bedrohlich. Er hatte einfach etwas zu weiches an sich.
„Beruhigen Sie sich“, entgegnete ich und ließ den Stein aus meiner Hand fallen. Ergebend hob ich beide Hände und zeigte, dass sie leer waren. „Ich tue ihnen nichts.“
„Wer bist du?“, keuchte er etwas leiser, aber immer noch laut. „Und wo zur Hölle bin ich?“
„Ich … ich bin Sam“, sagte ich nach kurzer Pause. „Und keine Ahnung, wo wir hier sind. Ich bin vorhin hier aufgewacht. Mehr weiß ich auch nicht.“
Er schnaubte und ließ die Fäuste sinken. Nachdenklich sah er sich um. Immer wieder trafen sich unsere Blicke. Er rang mit sich, ob er mir vertraute oder nicht, das konnte man sehen. Für ihn war ich genauso ein Fremder und eine vermeintliche Bedrohung wie er für mich. Schließlich vergrub er das Gesicht in den Händen, ging in die Hocke und versuchte sich nach Möglichkeit zu beruhigen.
„Okay“, begann er etwas ruhiger und schob die Zeigefinger vor seinen Mund. „Okay. Okay, okay. Okay.“ Seine Weiche Stimme und die treuseligen Augen ließen ihn auf irgendeine Art und Weise wie den netten Eismann aus der Nachbarschaft wirken. „Okay. Okay. Okay, okay, okay.“

Nach weiteren Okays, rappelte er sich wieder auf und zog eine nachdenkliche Grimasse.
„Du weißt also auch nicht, was hier los ist?“
Ich schüttelte den Kopf.
„Dann lass uns mal alles durchdenken: Ich war auf dem Weg zu meiner Schwester. Und jetzt bin ich plötzlich hier und wurde von dir aufgeweckt. Da drüben ist ein toter Wald, da hinten eine Felswand, hier sind hübsche Statuen und alles in allem sieht es aus wie eine Mondlandschaft. Mein Handy …“, er zog das Nokia aus der Tasche, linste kurz auf den Bildschirm und ließ es gleich wieder verschwinden, „hat keinen Empfang. Na, so eine Überraschung. Nicht ausgeschlossen, dass wir ein gutes Stück von der Zivilisation entfernt sind.
„Was Sie nicht sagen“, entgegnete ich trocken. Er schien einer der Menschen zu sein, die sich selbst gern reden hörten. Aber selbst das war besser als die Stille, denn wenigstens lenkte er mich von all dem Mist hier ab.
„Ich versuche doch nur, unsere Situation zu analysieren“, entgegnete er ein bisschen beleidigt. „Fakt ist, dass wir auf uns gestellt sind. Wir haben weder Wasser noch Essen. Also lange können wir hier nicht campen. Fakt ist, dass wir entführt worden sind und Fakt ist, dass wir hier ziemlich verloren sind. Wer oder was auch immer uns hierher gebracht hat, ist doch erstmal zweitrangig, findest du nicht auch? Wichtiger ist, dass wir einen Plan fassen und gegen das wappnen, was womöglich auf uns zukommt.“

Was womöglich auf uns zukommt? Dieser Satz setzte meinen Angstapparat und meine Phantasie wieder in Gang.
„Was … was sollte denn auf uns zukommen?“, stotterte ich kleinlaut. Mein Denken war schon wieder von Furcht infiziert. In meinem Kopf spukten unzählige Szenarien mit Monstern, Mördern und sonstigen Gestalten herum. Gott, ich hätte weniger ins Kino gehen sollen.
„Ich weiß es nicht. Aber sieh dich doch um, Sam! Toter Wald, schwarzer Boden, düstere Wolken, drei Statuen. Nenn mich verrückt, aber ich verwette mein letztes Hemd, dass hier etwas Abnormales vor sich geht. Es ist wie der Beginn eines schlechten Horrorfilms. Zwei Menschen, hilflos den Gefahren des Unbekannten ausgesetzt.“ Mit philosophierender Miene gestikulierte er theatralisch mit den Armen herum. „Gemeinsam schlagen sie sich durch das dichte Gestrüpp, stets mit der quälenden Angst im Nacken. Sie wissen nicht wo sie sind oder gar warum – doch eins wissen sie: sie wollen leben. Doch wer überlebt schon einen Horrorfilm?“
Die Blondine, dachte ich mir und besah diesen Typen stirnrunzelnd. Dass er viel und gerne redete war nun offiziell bewiesen. Ebenso, dass er diese Eigenschaft mit äußerster Genugtuung präsentierte. Vielleicht war es auch nur seine Methode, mit alldem fertigzuwerden. Trotz der schrulligen Theatralik hatte er aber nicht einmal Unrecht. Es war tatsächlich wie ein klassischer Horrorschinken aus den alten Tagen der Filmkunst. Ich sah meine Leiche schon an irgendeinem Baumstumpf verrotten, auf dass irgendwelche Viecher sich durch mein totes Fleisch fressen sollten. Fest stand jedenfalls, dass das hier etwas Großes war. Von Normalität ging ich ja schon gar nicht mehr aus. Aber was auch immer in der Zukunft lag, jagte mir eine Heidenangst ein. Mehr noch, als der Gedanke an den Tod selber.

Mein Verstand verkam zu einer Leinwand, meine Angst zum Projektor und meine Phantasie zu einem widerlich grausamen Streifen. Zusammen waren sie ein Kopfkino des Grauens. Wie oft hatte ich schon Filme gesehen, die mit so einem Wald begannen? Wie oft steckten ein kranker Mörder oder Dämonen dahinter? Bisher waren das alles nur Filme gewesen – doch jetzt? Hier schien alles möglich. Der größte Fluch war, dass ich nicht einmal im Ansatz eine Erklärung für das hier hatte. Ich war hier. Mehr wusste ich nicht.
Meine Ängste stauten sich in mir an wie Druckluft vor einem Ventil, die darauf dränge, in die Freiheit zu strömen und mich endgültig in den Wahnsinn zu treiben. Ich fühlte mich wieder wie ein kleines Kind. Ich fühlte mich, als hätte ich mein Leben nicht mehr selbst in der Hand, als wäre ich auf die Hilfe jemand anderes angewiesen.
Am liebsten hätte ich mich einfach auf den Boden gesetzt, geheult wie ein Schlosshund und zwar so lange, bis dieser Albtraum vorbei war.

„Was zum Teufel ist hier los?“, brummelte Joe irgendwann nachdenklich.
Kaum gesagt, schlug ein dumpfer Donnergroll aus dem Himmel. Ich warf mich auf den Boden, schrie sogar auf, glaube ich, und schirmte den Kopf mit den Armen ab. Beinahe hätte ich die Kontrolle über Blase und Darm verloren. Ohne Übertreibung.
Bibbernd und zitternd lag ich auf dem dunklen Steinboden, meine Ellenbogen und Knie schmerzten vom Aufprall und meine Zähne klapperten wie ein rostiges Auto auf kubanischer Schotterpiste. Ein paar Augenblicke lag ich so da, flehte in Gedanken, dass es endlich aufhören sollte und versuchte an irgendwas zu denken. Irgendwas. Alles, außer das hier. Mein Brustkorb bebte noch von dem wummernden Schlag aus dem Nichts. Ich betete sogar. Ich, der seit Jahren keine Kirche mehr von Innen gesehen hatte.

„Scheißdreck“, zischte der Fremde. „Verflucht, was war denn das?“
Ich blieb am Boden liegen und seine Worte prallten an mir ab wie ein Papierkügelchen an einem Brustpanzer. Ich wollte gar nicht mehr aufstehen. Hier am Boden fühlte ich mich sicherer. Mein eigenes, kleines Reich. Ich sah nur die Ärmel meines grauen Kapuzenpullovers, war abgeschirmt von diesem Horrorszenario und roch mein Parfumduft vermischt mit Angstschweiß. Ich wollte weg. Einfach nur weg. Doch vorerst reichte es mir, liegenzubleiben.
Das Kino in meinem Kopf lief aber dennoch weiter. Unabdinglich hämmerte es mir ein, dass irgendwas auf mich lauerte. Ein Monster, das mich in Stücke riss oder ein wahnsinniger Sadist mit Axt und Kettensäge. Dank meiner Pathologievorlesungen wusste ich nur zu gut, was es für kranke Geister auf der Welt gab – und, dass zerhackte Körper auf Müllhalden oder in dunklen Wäldern durchaus vorkamen. Ich hatte mich schon immer für das Böse im Menschen fasziniert, deswegen ja auch mein Jurastudium mit Schwerpunkt Kriminalwissenschaften, aber jetzt? Das war das erste Mal, dass ich mich wirklich vor dem Bösen in anderen Menschen fürchtete. Ich sah schon die Zeitungsüberschrift vor mir: Student geköpft aufgefunden. Polizei ratlos.

Das schrille Kreischen einer Frau riss mich aus der Welt meiner medialen Karriere und ließ mich aus meinem kleinen Reich aufschrecken.
„Wer seid ihr?“, schrillte die Stimme völlige außer sich.
Am Boden sitzend starrte ich völlig fassungslos zu der Frau, die sich mit dem Rücken zur Felswand an dem Gestein festkrallte und mit ihren panischen Blicken zwischen mir und dem Fremden wechselte. Wo war die denn plötzlich hergekommen?
Mit Tränen in den Augen riss sie eine kleine Dose aus ihrer Tasche und richtete das Pfefferspray in unserer Richtung. Der Fremde wagte nicht, ein Wort zu sagen. Ich ebenso wenig. Still sahen wir uns alle an, ließen die Sekunden vergehen und versuchten allesamt, irgendwie die Fassung wiederzuerlangen. Wir alle stellten uns hundert Fragen und keiner hatte irgendeine plausible Antwort darauf. Ich traute mich nicht, aufzustehen, ohne sofort eine saftige Prise Pfefferspray abzubekommen.
Perplex konnte ich meinen Blick nicht von ihr abwenden und versuchte irgendeinen vernünftigen Grund für ihr Erscheinen zu finden. Aber was war hier denn noch normal? Die Frau vielleicht. Jedenfalls der Optik nach. Rötliche, lockige Haare, ein schwarzer Stoffmantel und eine für ihre Figur zu enge Jeans. Sie hatte strenge, grüne Augen, die unter den Tränen trüb glänzten. Ich schätzte sie – im Volksmund hätte man sie politisch korrekt als korpulent bezeichnet – etwas älter als den Fremden ein. Anfang Fünfzig.
„Wo kommen Sie denn her?“, blökte der Fremde. Seine Stimme überschlug sich schon wieder in seiner Aufregung.
„WO BIN ICH?“, kreischte sie wieder.
Die Frage des Tages, dachte ich mir und unterdrückte das in Galgenhumor getränkte Schmunzeln.
„Wissen wir doch selbst nicht“, haspelte der Fremde hektisch und trat einen Schritt an sie heran. Noch ehe reagieren und ich mir tu’s nicht denken konnte, hatte sie ihm schon das Pfefferspray vor die Nase gehalten und den kleinen Knopf gedrückt. Ein leises Zischen fauchte ihm entgegen und eine Sekunde später kämpfte er schon hustend mit den Tränen. Selbst mir, ein paar Meter weiter, trieb es das Wasser in die Augen. Durch den feuchten Mantel sah ich verschwommen zu dem Fremden, während er mitleidserweckend ein paar Schritte zurückstolperte und sich das Zeug wegzuwischen versuchte.
„Wir wissen gar nichts“, warf ich rasch ein und ging vorsichtshalber hinter einer Statue in Deckung. „Echt nichts!“ Meine Stimme klang so schwach und unsicher wie bei einem Kind im Stimmbruch. Ich versuchte mich zu räuspern; hilflos und überfordert sah ich kurz zu dem Fremden. „Wir haben keine Ahnung, was passiert ist. Ich bin einfach … hier aufgewacht und … keine Ahnung. Das ist alles. Wo kommen Sie denn überhaupt her?“
Anstatt zu antworten, sah sie mich entgeistert an. Langsam ließ sie das Pfefferspray sinken, bis sie es nur noch fest umklammert in ihrer Hand hielt. Ihr Blick war aber noch immer leer und ungläubig. Ich wollte den Fremden um Hilfe bitten, aber er war noch damit beschäftigt, sich um seine geschwollenen Augen zu kümmern. In feinster Bluthochdruckmanier war sein Kopf tomatenrot angelaufen, während er hustend versuchte, seine Atemwege freizukriegen.

„Ihr …“, stotterte die Frau nach ein paar Sekunden, „ihr habt mich nicht entführt?“
„Himmel, nein!“, bellte der Fremde und warf die Arme in die Luft.
„Warum bin ich dann hier?“, fragte sie ernst und schmiss das Pfefferspray zurück in die Tasche. „Hm? Wo sind wir hier? Sagt schon!“
Der Fremde schwieg und ich haspelte mich auch nur um eine vernünftige Antwort herum. Ihre strengen Blicke schienen mich förmlich zu durchbohren, als wäre ich ein zwölfjähriger Schüler, der die Antwort auf die einfachste Frage der Welt nicht wusste. Sie hatte diese lehrerhafte Autorität an sich. Jetzt wollte ich noch viel weniger antworten.
„Ich bin gerade hier aufgewacht“, sagte sie und zeigte auf genau die Stelle, an der auch ich zu mir gekommen war. „Und jetzt raus mit der Sprache: was geht hier vor?“
„Hier?“, fragte ich verdutzt nach. „Sie meinen hier hier? Genau da? Bei der Statue?“
Sie nickte.
„Fuck …“, zischte ich leiste und raufte mir die Haare. Das machte alles nur noch abstruser. Sie hätte ja aus dem Wald, einer versteckten Geheimtür oder sonst woher gekommen sein können – aber genau von dort, wo ich aufgewacht war? Entweder sie log oder das alles hier wanderte vom Unerklärlichen hinüber zum Abnormalen.
„Das ist doch nicht möglich“, schaltete sich auch der Fremde endlich wieder ein. „Dann wären Sie eben schon hier gelegen – und das sind sie nicht. Also, nun aber Sie raus mit der Sprache: Woher kommen Sie wirklich?“
„Ich bin direkt da aufgewacht!“, zeterte sie und verschränkte die Arme.
„Das kann doch nicht sein“, sagte ich. „Ich bin hier schon seit einer halben Stunde – und Sie waren sicher nicht da. Und außerdem: Genau dort bin ich vorhin zu mir gekommen.“
„Aber …“, flüsterte sie verdattert.
„Das heißt“, murmelte der Mann mit Nachdenkermiene, „Sie sind eben hier aufgetaucht – wie auch immer das möglich ist.
„Erzählen Sie keinen Unsinn!“
„Er hat aber Recht“, bekräftigte ich den Fremden.
„Glauben Sie mir, meine Gute. Entweder sind Sie gerade von Mr. Spock herteleportiert worden oder wir sehen Geister.“ Er stutzte. „Sind Sie ein Geist?“
„Im Ernst jetzt?“, fragte ich stirnrunzelnd und schüttelte den Kopf. „Lasst uns doch vernünftig bleiben. Sie …“, ich wandte mich der Frau zu. „Sie waren eben wirklich noch nicht hier. Weder hier am Boden noch bei den Statuen. Glauben Sie uns, wir haben uns mehr als einmal umgesehen.“
„Ich bin kein Geist“, sagte sie und zog die Augenbrauen zusammen. „Mein Name ist Grace McNamarra und ich lebe!“ Sie zupfte an ihrem Ärmel und knackste mit dem Daumen. „Sehen Sie? Ganz natürlich.“
„Man darf ja nichts ausschließen“, verteidigte sich der Fremde schmollend und verschränkte die Arme. „Ich bin übrigens Joshua Conelly. Ja, der Joshua Conelly von J.C.-Spielwaren. Einfach nur Joe tut’s aber auch, wenn ich mir unsere Situation hier ansehe.“
„Sam. Samuel Williams“, sagte ich.

Betretenes Schweigen. Jetzt wusste ich wenigstens wieder, woher ich diesen Joe kannte. Sein Modellbau- und Spielwarenladen war bis über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Sein Gesicht fand man des Öfteren auf Bussen oder Werbeplakaten. Zur Weihnachtszeit sogar öfter als das von Politikern zum Wahlkampf. Ich hatte zwar noch nie etwas bei ihm gekauft, bin aber oft an den tollen Schaufenstern hängengeblieben. Ich hatte mir vorgenommen, endlich etwas bei ihm zu kaufen, sobald ich einen Sohn hätte.
„Um wieder auf’s Thema zurückzukommen“, begann Joe. „Anstatt uns mit den Fragen nach Ursache, Zweck und Ort herumzuschlagen, sollten wir zusehen, dass wir von hier verschwinden. Auf der einen Seite diese Felswand, auf der anderen ein verflucht hässliches Beispiel eines Waldes, der aus einem Stephen King stammen könnte. Also, zwei Möglichkeiten: hierbleiben und abwarten oder aufbrechen wie vernünftige Menschen und nach Hilfe suchen. Je früher wir losgehen, desto besser. Es bleibt nicht ewig hell und nachts möchte ich nun wirklich nicht mehr hier sein. Wer weiß, was hier so alles rumstreunt.“

Scheiße … nun kam ich also doch nicht drum herum, durch diesen toten Wald zu laufen. Gerade Joes letzter Satz sagte aus, wieso. Hier auf dieser kleinen Lichtung war es wenigstens friedlich – auf eine bizarre und beunruhigende Art, aber immerhin friedlich. Doch dort? In dieser finsteren Ansammlung modernder Stümpfe und morscher Äste? Da sah es ganz anders aus. In jedem Horrorfilm denkt man sich als Zuschauer: Geh da nicht rein! Tu’s nicht! Mach das Licht an! Warum bleibst du denn nicht einfach da, wo es sicher ist?
Ich gehörte immer zu diesen Menschen. Figuren in Horrorfilmen verhielten sich grundsätzlich wie die Lemminge. Doch jetzt, wo ich in genau so einer Situation war, betrachtete ich die Dinge anders. Hier war es vielleicht sicher. Im Wald befürchtete ich eine Bedrohung. Aber was sollte ich denn hier noch tun? Verdursten? Was, wenn niemand kam und wir hier tagelang festsaßen? Doch dann wieder dieser Wald …
Der rationale Teil in mir wusste natürlich, dass der Großteil meiner Angst meiner Phantasie entsprang, aber von der Hand weisen konnte auch dieser Teil nicht, dass es hier nicht mit rechten Dingen zuging. An so einem Ort zu erwachen – war allein nicht das schon ein Todesurteil? Wem passierte schon so etwas? Wem, außer Schauspielern? Niemandem. Jedenfalls niemandem, von dem man danach noch etwas gehört hat. Und dann noch meine Vorlesungen über Kriminologie und Pathologie. Die Bilder aufgerissener Körper und das Wissen um den menschlichen Wahnsinn machten mir Joes Vorschlag nicht schmackhafter.

„Hört ihr das?“, fiel Grace in meinen innerlichen Zwist ein und sah gebannt in den Wald. Sofort schrillten wieder alle meine Alarmglocken und ich riss meine Augen auf.
„Bitte, da ist doch nich…“, wollte Joe entgegnen, wurde aber sofort mit einem „pssst!“ von Grace unterbrochen. Ich spitzte die Ohren und lauschte. Der Wind wehte wieder kräftiger. Der Boden grummelte. Äste knacksten. Zu viele Äste.
Schritte. Es waren Schritte!
Da kam jemand. Oder etwas. Ich ballte die Fäuste und starrte in den Wald. Nervös biss ich mir auf der Lippe herum. Ich malte mir tausend Dinge aus, die da kommen konnten. Gott, beschissene Phantasie! Was auch immer da kam, es waren hektische Schritte, die das morsche Holz brechen ließen. Hektisch, aber nicht rennend. Wie festbetoniert sahen wir alle in den geisterhaften Wald. Ich hielt den Atem an, um besser hören zu können.
„Da!“, flüsterte ich und zeigte in die Ferne. Da hatte sich etwas bewegt. Ein Schatten zwischen den Baumstämmen. Zittrig zog ich meinen Finger wieder ein und schärfte meine Blicke. In meiner Panik bildete ich mir schon viele andere Schatten ein, die rechts, links, vor und hinter mir vorbeihuschten. Doch meist waren es nur der Wind und ein Ast, der in selbigem wogte. Aber eins war real: die Schritte.
„HALLO?“, rief Joe plötzlich unverblümt.
„Spinnst du?“, schnauzte ich ihn an. Grace sah genauso ängstlich und sauer zu ihm, doch Joe war offenbar von der Richtigkeit seines Rufs überzeugt. Er legte die Hände schon um die Lippen, um noch einmal zum Schreien anzusetzen, da gab sie ihm einen festen Klaps auf den Hinterkopf.
„Sei leise!“, zischte sie mit ihrer Lehrerinnenautorität. „Bevor ich nicht weiß, wer oder was da ist, möchte ich nicht entdeckt werden.“

Zu spät, dachte ich mir, als in diesem Moment eine Gestalt aus dem maroden Wald heraustrat. Der Figur nach zu urteilen war es ein Mann. Er blieb ein paar Meter vor uns bei der ersten Statue stehen. Er hatte einen ledernen Harnisch an, dunkle Stiefel, einen langen Mantel umgeschlungen und den Kopf mit einer Kapuze verdeckt, die so weit ins Gesicht gezogen war, dass man kaum mehr das Weiß in seinen Augen erkennen konnte. Seine ganze Kleidung war in schwarz gehalten. Still und starr standen wir ihm gegenüber … und fürchteten uns.
Am linken Bein schlängelte sich ein Gürtel mit fünf silbernen Wurfmessern um Wade und Oberschenkel, an der Hüfte baumelte rechts ein Köcher mit Pfeilen, links ein Schwert. Über seine Brust verlief schräg ein schmales Lederband, das über die Schulter zum Rücken führte und scheinbar die Halterung für eine Armbrust war, deren Bogen hinter der anderen Schulter hervorlinste.

„Ha … hallo?“, sagte Joe wieder, diesmal aber ganz kleinlaut. „Wer … oder … was … sind Sie?“
Mit angehaltener Luft wartete ich auf eine Antwort. Er regte keinen Muskel. Die schmalen Lippen zuckten nicht einmal. Verstand er überhaupt unsere Sprache? Er schien zu lächeln, aber richtig erkennen konnte ich es nicht. Er blieb eiskalt.
„Parlez vous français?“, piepste Grace.
Mein Blick blieb wieder bei den Waffen des Schattenmannes hängen. Die Mienen Joes und Graces verrieten ganz deutlich, dass sie dasselbe dachten wie ich: Er würde uns töten. Einfach niederstechen. Den Kopf abhacken. Das Herz durchlöchern. Ausbluten lassen. Die Gedärme rausreißen. Das eigenartige Lächeln des Fremden schien sich zu weiten. Und immer wieder hämmerte mir mein Verstand in seinem Talent, mich zu ermutigen, ein: Du wirst sterben. Du wirst sterben. Du wirst sterben. Du wirst sterben.

„Ich kann Euch verstehen, ja“, sagte der schattenhafte Mann. Es war mehr ein Flüstern denn ein Sprechen. Es klang so kalt und durchdringlich. Ich erschauderte kurz und sah nervös auf die Finger des Fremden, die an der Befiederung eines Pfeiles herumspielten.
„Und …?“, wollte Joe wissen. „Wer sind Sie? Und was … was ist passiert?“
Der Mann wartete ein wenig ab und ließ seine Blicke wieder zwischen uns hin und her gleiten. Ich verkrampfte, als seine Augen mich trafen. Etwas an ihm jagte mir eine Heidenangst ein – und es waren nicht nur die Waffen. Er hatte etwas Bedrohliches an sich. Etwas Gefährliches.
„Mein Name ist Ak. Mir ist wohl bewusst, wie sehr Eure Fragen nach Antworten verlangen, doch die Zeit dafür ist noch nicht gekommen. Ich bin gewahr, dass Angst Euch durchflutet wie Blut in Euren Adern, dass Ihr Euch fürchtet – und Ihr fürchtet Euch zu Recht – doch tätet Ihr dennoch gut daran, mir zu vertrauen. Folgt mir und Ihr werdet überleben.“
Jedes seiner Worte wirkte, als hätte er es sich vorher genauestens überlegt. Mich beunruhigte nicht unbedingt was er gesagt hatte oder die Art wie er sprach, sondern vielmehr seine Stimme. Er war nicht sehr alt, aber sie war rau und eiskalt. Eis. Dieses Wort kam mir bei ihm aus irgendeinem Grund ständig in den Sinn. Und trotz seiner Aussage, ihn nicht fürchten zu müssen, tat ich es. Und wie! Ich konnte mir nicht helfen, aber seine Anwesenheit glich für mich dem Beisein eines Tigers. Ich konnte einfach nicht einschätzen, ob er mir wohlgesonnen war oder gleich im nächsten Moment auf mich losstürzte und mich tötete.

„Folgt mir nun“, wisperte der Schattenmann. „Die Nacht wird alsbald hereinbrechen und bis dahin sollten wir auf dem Weg sein.“
Rasch drehte er sich um und steuerte mit entschlossenen Schritten auf den toten Wald zu. Grace und Joe überlegten ein paar Sekunden, folgten ihm dann aber. Verdutzt sah ich ihnen hinterher. Konnten sie wirklich so kreuzdämlich und leichtgläubig sein und diesem Wahnsinnigen folgen? Mit zusammengepressten Lippen starrte ich diesem Ak nach, wie er in den Schatten der Bäume verschwand.
„Hey, halt!“, rief ich, als auch Joe und Grace schon kurz davor waren, die Bäume zu erreichen. Sogleich kam der Schattenmann hervorgesprungen und fixierte mich mit diesen durchdringenden Blicken.
„Sei nicht dumm!“, fauchte er im Flüsterton. „Darbst du etwa danach, in dieser Einöde zugrunde zu gehen? Sieh dich doch um! Hier gibt es nichts außer dem Tod. Dieses Land ist nicht für die Lebenden geschaffen. Es bringt den Tod. Es ist tot. Sofern du hier zu verweilen gewillt bist – so sei es. Möge dein Leib hier verrotten. Doch noch hast du die Wahl.“
„Warum sollte ich dir vertrauen?“, antwortete ich heißer. „Wer sagt mir, dass ich heute Nacht nicht noch ein Messer im Bauch habe?“
„Ich sage das. Wenn du hier verweilen möchtest, so tue es. Ich werde dich nicht davon abhalten. Folge mir oder folge mir nicht. Doch wenn du hier verbleibst, so schließe deinen Frieden. Denn lange leben wirst du nicht mehr.“

Ohne ein weiteres Wort kehrte er mir den Rücken zu und verschwand wieder in Richtung Wald. Wie ein begossener Pudel stand ich da und sah ihm wieder hinterher. Einerseits hatte ich Angst um mein Leben, Angst vor diesem Typen, Angst vor dem Wald, doch das Problem war, dass genau dieser Typ ziemlich überzeugende Argumente hatte.
„Nun komm schon, Sam“, sagte Grace mit sanfter Stimme.
„Du kannst hier wirklich nicht alleine bleiben“, pflichtete ihr Joe bei. „Denkst du etwa, dass ich ihm traue? Aber leider hat er Recht: wir haben eigentlich gar keine Wahl. Wenn wir hierbleiben, werden wir niemals hier rauskommen.“
Seufzend ließ ich den Kopf hängen. Die Entscheidung war gefallen. Ich stampfte ihnen hinterher und richtete den Blick auf den Boden. Scheiße, fluchte ich wieder in mich hinein. Wo zum Henker war ich hier reingeraten? Ich hatte keinen blassen Schimmer, was hier überhaupt vor sich ging und nun auch noch dieser rätselhafte Mann. Was auch immer hier los war – ich wollte weg.
Doch jetzt hatte ich diesen toten Wald vor mir. Ein Wald, der aus dem Hades stammen konnte.

Hölle. Genau das war das hier.  


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Catalano
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Beitrag10.01.2014 11:35

von Catalano
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Hallo imagine,

ich habe mir das eben alles durchgelesen.

Und ich finde es super. Wäre das irgendein fertiges Buch, was ich hier zu Hause rumliegen hätte, dann würde ich es aufjedenfall lesen. Erinnert mich ein wenig an Stephen King und steht dem auch in nichts nach.

Die Idee an sich ist zwar nichts neues, aber dennoch gut dargestellt und interessant. Es ist flüssig erzählt und gut zu lesen, ohne verschnörkelte Wortwahl und Satzkonstruktionen. Das solltest du so weiter beibehalten.

Ich finde da nichts groß negativ zu kritisieren. Sicher kann man über all und auch an den besten Meisterwerken immer etwas rum zunörgeln finden. Aber im Großen und Ganzen ist es astrein, für mich jedenfalls.

Das einzige, was mich ein wenig irritiert hatte, war, als du den Namen Joe das erste Mal erwähnt hattest. (Konnte ich mir aber denken, wer Joe ist)
Erst später wurde im Dialog aufgeklärt, wer Joe ist.
Aber das macht gar nichts.

Ich hätte nichts dagegen zu erfahren, wie die Sache weiter geht.
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Imagine
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Beitrag10.01.2014 12:52

von Imagine
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Hey, Catalano!

Wow, vielen, vielen Dank für die freundlichen Worte.

Ich bin gerade tatsächlich überwältigtvon dieser positiven Rückmeldung. Dass du es als Buch lesen würdest, ist für mich das größte Kompliment.
Der Stephen King-Vergleich ist sehr schmeichelhaft! ohh

Zu der Joe-Sache .... oh je, das ist mir vorher gar nicht aufgefallen. Natürlich hätte sein Name erst nach der Vorstellung fallen sollen. Danke für den Hinweis, das werde ich gleich mal ausbessern! Daumen hoch²


Eine Rohfassung des gesamten Romans habe ich zwar bereits, aber vieles davon muss noch einmal (zum wiederholten Male Wink ) überarbeitet werden. Die Kapitel 3 - 5 sind schon in Ordnung, denke ich, bei dem zweiten bin ich allerdings noch nicht ganz zufrieden.

Wenn du möchtest, poste oder schicke ich dir mal etwas mehr.


Vielen Dank nochmals und liebe Grüße,
Imagine


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Nicki
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Beitrag10.01.2014 13:42

von Nicki
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Hallo Imagine,
das Textstück ist ehrlich gesgt "höllisch" lang, deshalb beschränke ich mich nur auf den ersten Abschnitt.
Das, was ich rot markiert habe, ist eindeutig zu viel. Alle roten Sätze sagen nur etwas über die Befindlichkeit eines Ichs aus, und das teilweise viel zu oft wiederholt und der Leser sich fragt: Kommt noch was? Kommt noch was? geht's langsam mal weiter? Ich kann mich als Leser nicht in die Situation hineinversetzen, weil mir bis auf die Ängste des Protas kaum etwas mitgeteilt wird. Versuche, die roten Sätze auf ein Drittel zu kürzen, schließlich weiß der Leser schon nach den ersten drei Sätzen, dass er Angst vor etwas hat, muss man also nicht pausenlos wiederholen. Gib dem Leser ein bisschen mehr Infos, vieleicht im Wechsel mit Gefühlen, dass er weiß, wovor der Prota sich fürchten muss.


Zitat:
Hölle.

Ich bin in der Hölle.
Ich wollte meinen Augen nicht glauben. Ich zitterte. Meine Fäuste waren verkrampft und mein Herz hämmerte wie ein V12-Benziner bei achttausend Umdrehungen. Da waren diese kleinen schwarzen Steinchen, die sich in meine Haut gedrückt hatten. Hölle, sagte meine wimmernde Gedankenstimme wieder und wieder. Ich kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf. Das konnte doch gar nicht wahr sein! Ich konnte nur träumen! Doch dann war da noch dieses leise Flüstern, das mir das Gegenteil einbläute. Es war real. Und verdammt, es jagte mir eine paralysierende Angst ein. Ich spürte all diese kleinen Dinge, die man in Träumen nicht kannte. Der zwickende Schmerz in meinen angespannten Muskeln, die rauchig-drückende Luft in der Lunge, die dumpfen Geräusche aus dem Boden, der kühle Wind.
Mein Verstand war vernebelt als stünde ich unter Drogen. Ich war kaum fähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Ich wollte meine Lider öffnen, doch ich wagte es nicht. Ich hatte zu viel Angst davor, dasselbe wie gerade eben zu sehen. Immer deutlicher erkannte ich die wahre Tragweite meiner Situation. Immer intriganter infizierte diese durchdringende Panik meinen Verstand. Langsam realisierte ich, dass ich wirklich hier war. Hier. Hölle. So musste die Hölle aussehen.
Ich schlug die Augen auf.
Der Atem wurde mir geraubt als hätte Muhammed Alis rechte Faust meinen Magen gefunden. Ich schnaufte wie ein verängstigtes Tier, biss die Zähne zusammen und in den Fäusten drückten sich meine Fingernägel in die Handflächen. Nein, blitzte es immer wieder durch meinen Kopf. Gott, Fuck! Als ich es wieder so sah, wollte ich es wieder nicht glauben. Es konnte gar nicht wahr sein! Es musste ein Traum sein. Wo, zum Teufel, bin ich?

Vor mir erstreckte sich ein abgestorbener, maroder Wald, soweit das Auge reichte. Die morschen Äste stachen wie Klauen in die Luft. Die finstergrauen Wolken standen tief, fast bis zu den dörren, blattlosen Baumkronen. Alles hier war so tot und verdorben wie nach einer apokalyptischen Feuerwalze. Auf dem pechschwarzen Geröllboden wuchs nichts. Kein kleiner Grashalm, nicht einmal Unkraut. Nirgendwo war noch ein Blatt oder wenigstens ein noch so winziger Moosteppich. Alles war einfach tot. Absolut leblos. Und ich mittendrin.
Wieso?
Ich hätte nie gedacht, dass aufzustehen so schwer sein konnte. Alles in mir wehrte sich gegen das, was mein Gehirn ihm sagen wollte. Mein Blick blieb unabdinglich am toten Wald kleben. Ich wusste nicht mehr, wo mir der Sinn stand. Immer wieder schüttelte ich den Kopf und redete mir ein, dass es nicht real war; dass ich träumte. Doch die Minuten vergingen – und ich war immer noch dort.

Als hätte meine Angst mich gestoßen, stolperte ich ein paar Schritte zurück. Etwas versperrte mir den Weg, dumpf schlug etwas in meinen Rücken. Ich riss meinen Kopf um. Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich in die wütende Fratze eines schreienden Mannes. Ich kreischte, sprang nach hinten weg und landete wieder auf dem schwarzen Geröllboden.

Erst nach ein paar Sekunden realisierte ich, dass es bloß eine schwarze Marmorstatue auf einem Podest war.
Fuck, fluchte ich weinerlich im Stillen. Ich wollte weinen und mich vor diesem Hier verstecken. Nur mit allergrößter Mühe, konnte ich mich wieder aufraffen. Ein Windhauch blies mir warme, nach faulem Ei stinkende Luft um die Ohren. In den Böen verflüchtigte sich die wabernde Wolkendecke ein wenig. Hinter der Statue eröffnete sich mir der Anblick auf eine riesige Felswand. Die kantigen Felsen wurden bald wieder von dem nebelhaften Grau eingehüllt und die finstere Mauer verlor sich wieder wie ein Hochhaus in einer finsteren Nacht im Ghetto vom sterbenden Detroit.
Wackelig, aber stehenden Fußes sah ich mich wieder um. Da waren noch zwei solcher Statuen. Im Dreieck angeordnet fixierten ihre Fratzen genau mich. Hektisch riss ich mich von der Stelle los und lief aufgeregt hin und her. Fuck, fuck, fuck, schrie ich in Gedanken. Einen gewollten Laut von mir zu geben, traute ich mich aber nicht. Ich verfiel in unkontrollierte Panik. Mein Verstand brachte nur wirres Fluchen und Fragen zustande, mein Körper tat, was er wollte, meine Zähne klapperten als stünde ich bei minus vierzig Grad in Badehose am Meer.
Irgendwann – mein Zeitgefühl war in die Fluten gesprungen – lehnte ich am Sockel einer Statue und flüsterte mir ununterbrochen zu: Langsam atmen, Sam. Beruhig dich. Langsam atmen. Beruhigen. Scheiße. Mein Gesicht versteckte ich derweil in meinen Händen. Ich wollte es einfach nicht mehr sehen, wollte weg, fort, einfach raus aus diesem Albtraum. Ich begriff einfach nicht, warum ich hier war. Vielleicht wollte ich es auch gar nicht begreifen. Wenigstens rang ich mir langsam wieder die Kontrolle über mich selbst ab. Mein Herz schlug nicht mehr wie die das Grollen eines Schiffsdiesels, mein Atem wurde einheitlicher und das Zittern erinnerte nicht mehr an fortgeschrittenes Parkinson.
Der Gestank in der Luft, Moder, Asche und etwas, das Schwefel sein konnte, blieb mir wieder in der Nase hängen.


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Nicki

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Catalano
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Beitrag10.01.2014 15:16

von Catalano
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@
imagine

nickis Kritikpunkt wollte ich eigentlich auch noch mal erwähnen.

Die Ausführungen über seine Befindlichkeit sind wirklich etwas lang und ausführlich.
Gleichzeitig könntest du einige Sachen aus der Umgebung etwas kerniger gestalten. Ein paar Sachen, die richtig gruseln, oder den Eindruck der Welt etwas mehr abrunden.

Allerdings konnte ich mich im Gegensatz zu Nicki sehr gut in die Geschichte hineinversetzen und mir schnell ein Bild der Szenerie im Gedanken machen.
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Imagine
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Beitrag11.01.2014 15:26

von Imagine
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Hallo, Nicki!

Danke, für deine Antwort und, dass du dich von der 'höllischen' Länge nicht hast abschrecken lassen und trotzdem etwas davon gelesen hast!


Ebenfalls Danke für die konstruktive Kritik. Ich hatte ja selbst schon ein wenig das Gefühl, dass es etwas zu viel war - das wurde jetzt bestätigt. Ich werde mir das wohl demnächst ansehen und ein paar Sachen streichen. Ein paar Sätze, die raus können, weiß ich jetzt schon, aber bein Manchem bin ich noch etwas unschlüssig. Du kennst das ja vielleicht selbst vom Schreiben - das Kürzen fällt gar nicht so einfach. Buch


Andererseits finde ich persönlich, dass 2/3 davon wegzuschneiden doch etwas viel wären. Es ist ja auch Absicht von mir, dass arg auf ihn eingegangen wird, ich mag diese persönliche Verknüpfung zum Charakter. Bei vielen Texten kommt mir das etwas zu kurz, genauso wie ich die Handlung der Szene nicht einfach durchhudeln möchte. Der Anfang ist mit Absicht ein wenig langgezogen. Ich möchte ja gerade, dass man das Gefühlskonzert des Protagonisten mitbekommt. Was meinst du denn dazu?

Eine Frage hätte ich noch an Dich: Bis wie weit hast du denn insgesamt gelesen? Genau bis zu dem Punkt, bis zu dem das Zitierte reicht oder ein paar Zeilen weiter?





@ Catalano:

Danke, dass auch du diese Meinung nochmal bekräftigst. Ich werde da auch etwas kürzen. Das mit dem Gruseln werde ich wohl auch ein wenig ausbauen.


Liebe Grüße,
Imagine


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Klemens_Fitte
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Beitrag11.01.2014 16:12
Re: Auralon - Schatten der Freiheit
von Klemens_Fitte
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Hallo Imagine,

dann will ich mich auch mal kurz zu Wort melden, auch wenn weder Fantasy noch Science-Fiction zu meiner bevorzugten Lektüre gehören. Aber vielleicht kann ich dir doch den ein oder andere hilfreichen Hinweis geben.

Imagine hat Folgendes geschrieben:
Andererseits finde ich persönlich, dass 2/3 davon wegzuschneiden doch etwas viel wären. Es ist ja auch Absicht von mir, dass arg auf ihn eingegangen wird, ich mag diese persönliche Verknüpfung zum Charakter. Bei vielen Texten kommt mir das etwas zu kurz, genauso wie ich die Handlung der Szene nicht einfach durchhudeln möchte. Der Anfang ist mit Absicht ein wenig langgezogen. Ich möchte ja gerade, dass man das Gefühlskonzert des Protagonisten mitbekommt. Was meinst du denn dazu?


Dazu brauchst es aber eine originelle oder unerwartete Weise, das Innenleben deines Protagonisten zu schildern. Du erreichst keine persönliche Verknüpfung, wenn der Leser schon im ersten Absatz nur mit Allgemeinplätzen und endlosen Wiederholungen konfrontiert wird; die entsprechenden Stellen hat dir Nicki ja schon markiert.

Was ich meine: Nicht die Länge ist hier das Problem, sondern die Redundanz.

Und es geht ja so weiter:

Imagine hat Folgendes geschrieben:
Ein wummernder Donner riss mich plötzlich kann hier m.E. raus brutal aus meiner Starre. Ich schreckte auf. Auch das wird im vorhergehenden Satz schon impliziert, kann raus. Hektisch sah ich hin und her, dann nach oben in den Himmel. Nichts. Keine Gewitterwolken, kein Regen, keine Blitze. Verkrampft rannte Warum nicht einfach 'rannte'? Muss der Leser wirklich in jedem Satz an den physischen und psychischen Zustand des ich Prota erinnert werden? zwischen den Statuen hin und her. Scheiße, Scheiße, Scheiße, schrie ich in meinem Kopf. Ich wollte mich dazu durchringen, laut um Hilfe zu schreien, da fiel mir im Augenwinkel ein Fuß auf. Kaum merklich linste er hinter einem der Marmorsockel hervor. Perplex sah ich wie gebannt Auch hier wieder, entweder perplex oder gebannt, sonst wird's überfrachtet. auf die braunen Lederschuhe, von denen mich ein kleines Lacoste-Krokodil anlächelte. Vorsichtig schlich Schleichen enthält schon das Element der Vorsicht. ich ein paar Schritte vor. Ein dazugehöriges Bein in einer beigen Jeans tauchte langsam hinter der Statue auf. EIN MENSCH!
Dass ich ihn erst jetzt gesehen hatte, irritierte mich im ersten Moment, aber bei meiner Angst und Nervosität wunderte es mich nicht lange. Raus damit. Zögerlich näherte ich mich der Person. Immer noch? Die Beine führten zu einer langen Winterjacke in dumpfem Grünton. Es war ein Mann. Er atmete noch. Sein dicker Bauch wölbte sich gemächlich unter den tiefen Atemzügen. Er war wohl Ende vierzig, Anfang fünfzig. Vereinzelte graue Haare fand man in dem dichten, verwuschelten Braun nur selten. Die auffallenden Pausbacken ließen seinen Kopf ziemlich rund erscheinen. Seine Lippen waren von Natur aus zu einem leichten Lächeln gewachsen. Irgendwie kam er mir sogar bekannt vor. Diese detaillierte Beschreibung zieht den Leser wieder völlig raus, kannst du dir für später aufheben. Zaghaft Vorsichtig, Zögerlich und Zaghaft - das sind drei Satzanfänge in relativ kurzem Abstand; ja, wir haben es verstanden. trat ich an ihn heran und stupste mit dem Zeigefinger an seine Schulter.
„Hey“, flüsterte ich. Er zuckte ein wenig, aber das war auch alles an Reaktion. Einen Moment hielt ich noch inne und rang die aufkommende Angst nieder. Er ist keine Bedrohung, sagte ich mir – und glaubte es sogar. Er wirkte so friedlich, wie er da schlummerte. Außerdem war alles besser, als völlig alleine hier zu sein. Und wenn er vielleicht doch eine Gefahr war, dann konnte ich immer noch wegrennen. Dass er mich einholte war so wahrscheinlich wie ein Lottogewinn ohne Spielschein. Ist das der Protagonist, der hier spricht? Kommt mir unpassend vor.
Ich war zwar nie besonders mutig gewesen, aber hier war ich total paranoid. Alles jagte mir irgendwie einen Schrecken ein. Der Leser weiß, was 'paranoid' heißt, was du hier beschreibst, ist eher 'panisch'. War es der Wind, der aus einem hohlen Baumstumpf heulte, ein morscher Ast, der zu Boden fiel oder das Grummeln aus dem Boden. Stände fürchtete ich, dass etwas Grausiges aus dem Wald hüpfte, dass der Teufel mich holen kam oder sonst was passierte. Woher kommt dieser Einschub? Da macht dein Prota eine Entdeckung, bietet die Möglichkeit, ein wenig Handlung einzubauen, und dann? Es mag vielleicht irrational gewesen sein, das war mir klar, aber in so einer Lage kann man einfach nicht mehr klar und logisch denken. Man wird geleitet von Angst. Das musst du dem Leser auch nicht erklären, so viel Fantasie hat jeder.  Lieber Vorsicht, als Nachsehen haben ist schon immer eines meiner Mottos gewesen. Und hier, in diesem klassischen Horrorszenario, lebte sich meine paranoide Seite voller Freude aus. Wäre sie ein Kind, so war das hier ihr Disney World. Das ist mir auch wieder zu distanziert und kommentierend.
Obwohl ich den Fremden nicht als lebensgefährlich einstufte, stibitzte ich zur Kontrolle den Inhalt aus seinen Hosentaschen. In der linken waren nur ein altes Nokia und ein paar Fusseln, in der anderen ein ausgeleiertes Gummiband und ein großer Schlüsselbund. Die Jacke war leer, Waffen konnte ich auch nicht ertasten. Nur in der Hintertasche der Hose entdeckte ich eine Ausbeulung. Wahrscheinlich nur der Geldbeutel. Trotz meiner Neugierde, ersparte ich mir, ihn zu nehmen. Offenbar war er auch nur ein Opfer dieses Albtraums – genauso wie ich. Jedenfalls hoffte ich das.
Zögernd Seufz – oder einfach zu feige, ihn aufzuwecken – blieb ich neben dem Fremden knien und seufzte. Immer wieder ertappte ich mich dabei, wie ich in diesen düsteren Wald starrte. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, was für Dinge dort wohl lauerten. Wahrscheinlich hatte ich nur zu viele Gruselstreifen gesehen, aber ich fühlte mich so einsam und hilflos wie ein Kind, das die Mutter im Einkaufszentrum verloren hatte; umringt von der großen, bösen Welt. Alles war so unbekannt, so bedrohlich und groß – und ich so klein und machtlos. Auch das ist nur ein Wiederkäuen dessen, was du schon etabliert hattest.
Ein paar Minuten später packte mich dann doch der Tatendrang. Na, endlich. Da bin zumindest ich als Leser aber schon raus.


So, jetzt hat man als Leser drei oder vier Buchseiten hinter sich und ist genauso schlau wie zuvor. Nichts gegen langsames Tempo, aber dann muss inhaltlich trotzdem mehr Abwechslung rein.

Das hört sich jetzt vielleicht vernichtender an, als es sein soll; aber Kürzen ist mit das Wichtigste beim Schreiben, und oftmals bedeutet es, sich von Sätzen zu trennen, die einem als Autor ans Herz gewachsen sind.

Du sprichst ja auch von deinem "Herzensprojekt" - ich finde, das kommt rüber. Im Text steckt viel Herzblut und Arbeit, und die hat sich, soweit, gelohnt - sprachlich passt da schon vieles - jetzt kommt eben der nächste Schritt.

Herzlich,
Klemens
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Nicki
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Beitrag11.01.2014 19:45

von Nicki
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Zitat:
Andererseits finde ich persönlich, dass 2/3 davon wegzuschneiden doch etwas viel wären.

Bitte nicht falsch verstehen. Ich meinte nicht, dss du alles löschst, was ich markiert habe, sondern, wie Klemens Fitte anmerkte, es ist einfach zu viel und im Grunde immer das Gleiche. Durch die farbige Markierung wollte ich nur aufzeigen, wie viel es ist.
Also: Nur auf das Wesentliche einkürzen, nicht löschen.


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Nolwen
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Beitrag11.01.2014 21:18

von Nolwen
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Hallo, Imagine,

der Text ist mir im Moment gerade zu lang, weshalb ich zunächst nur den 1. Teil gelesen habe. Ich finde, dass es an paar Stellen gekürzt und auf das Wesentliche reduziert werden sollte. Aber Deine Leseprobe reißt (mich) atmosphärisch aus (m)einer (mal mehr, mal weniger) heilen Welt heraus ins (magen-)drückende Unbehagen hinein - ist also genau das, was ich von einem guten Roman erwarte: Die Realität um mich herum zu vergessen. Da Du die Ich-Erzählerform gewählt hast, würde ich den Präsens bevorzugen, mit dem Prota sozusagen zeitgleich in den Grusel weiter eintauchen wollen Shocked .
Aber das ist Geschmackssache und rein subjektiv.
Ich würde  Deinen Roman/ werde Deinen Text auf jeden Fall (morgen) schon mal weiterlesen Daumen hoch . Wenn die Probe hält, was sie verspricht, den kompletten Roman garantiert zu Ende lesen.

LG Nolwen
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Catalano
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Beitrag11.01.2014 21:19

von Catalano
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Das stimmt, dass sich vieles Wiederholt (bezogen auf die Empfindungen des Protagonisten).

Allerdings muss ich da Imagine da etwas beistehen:

in vielen Romanen, die ich gelesen habe (derzeit lese ich gerade das erste Mal Sachen von Stephen King und bin über einiges recht erstaunt, über anderes nicht), sind ebenfalls bestimmte Situationen, oder Befindlichkeiten, extrem in die Länge gezogen und wiederholen sich sogar oft im Verlauf der Geschichte.

Manchmal wird es dann zäh und langweilig, aber schließlich begegnet mir beim Lesen von Büchern doch ziemlich oft diese Angelegenheit.

Würde man dann die meisten Sachen streichen, oder kürzen, die die Gesichte in die Länge ziehen, würden viele Romane derart schrumpfen, dass die Bücher nur ein kurzes Vergnügen wären.

Ich finde nur, dass in Imagines Geschichte ein kleines Ungleichgewicht besteht, zwischen seinen Befindlichkeiten und den restlichen Ereignissen der Geschichte. Ein paar Kürzungen würden hier wirklich gut tun.

Dennoch sind seine Ausführungen sehr gut, wie ich finde. Auch die, die man vielleicht weglassen könnte.

Und die Geschichte im Kern sowieso. Ich habe so richtig ein Film in meinem Kopf, wenn ich daran denke. Kann mir das sehr gut lebhaft vorstellen.
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Imagine
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Beitrag15.01.2014 11:35

von Imagine
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Hallo Klemens,, hallo Nolwen, hallo Nicki und Catalano!


Freut mich, dass ich hier ein paar Rückmeldungen bekomme!


Zuerst einmal zu Klemens' Post.

Schön, dass du das so direkt ausdrückst. Ich wollte den Leser einfach eine Weile im Ungewissen lassen und nicht direkt alles auf ihn einwerfen. Scheinbar war das wohl ein bisschen viel des Guten. Da muss ich wohl noch ein bisschen am Mittelweg arbeiten.


Ebenfalls vielen Dank für deine Verbesserungen. Oh ja, jetzt wo ich es so in Blau und Rot sehe, fällt mir das Überladene doch ziemlich deutlich auf. Super, dass du dir da so die Mühe gemacht hast, das hilft mir wirklich weiter!

Der Satz mit dem Kürzen trifft es auf den Punkt ... aber da muss ja jeder durch, nicht wahr? Wink



@ Nicki:
Schön, dass du dich noch einmal zu Wort meldest. Ich denke, ich habe nun auch sehr gut verstanden, wo das Problem liegt und werde da mal ein bisschen dran arbeiten! Daumen hoch²



@ Nolwen:

Schön, dass du deine Meinung kundtust.
Die Sache mit dem Kürzen muss ich mir wirklich noch einmal vornehmen. Aber ansonsten - vielen Dank für dein Kompliment, es freut mich echt, so etwas zu lesen! Schon jemand (ich glaube, Catalano) hat angemerkt, dass ich noch ein bisschen mehr Grusel einbauen sollte.
Zur Präsenssache - das geht leider aufgrund der Handlung nicht. Die Story wird mit der Zeit ein wenig komplex und wenn ich bei Sam die Gegenwart verwenden würde, würde das im Gesamtkontext nicht mehr so recht passen.

Nochmals vielen Dank für die netten Worte!


@ Catalano:

Nette Argumentation deinerseits smile
Nachdem ich aber die rot-blauen Verbesserungen von Klemens gelesen habe, muss ich schon zugeben, dass er Recht hat. Ich werde natürlich nicht gänzlich von dieser Schreibart absehen, aber etwas gekürzt muss doch werden. Dass meine Geschichte dadurch zu kurz wird möchte ich sogar bezweifeln ... der weitere Verlauf ist recht Komplex und Füllend. Wink

Ich werde dran arbeiten!



Liebe Grüße an euch alle,

Imagine


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Klemens_Fitte
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Beitrag15.01.2014 13:49

von Klemens_Fitte
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Hallo Imagine,

das freut mich aber, dass meine Anmerkungen auf fruchtbaren Boden gefallen sind. Und um's nochmal zu bekräftigen: Die grundsätzliche Vorangehensweise finde ich sehr gut.
Am Rande: Die einzige "Fantasy"-Literatur, die ich heute noch regelmäßig lese, ist die "Herr der Ringe"-Trilogie; vielleicht schaust du dir mal an, wie dort Landschaften über die Beschreibung ihrer Vegetation oder ihrer Wetterphänomene zum Leben erweckt werden und schließlich mit der Gedanken- und Gefühlswelt der Protagonisten interagieren.

Imagine hat Folgendes geschrieben:
Der Satz mit dem Kürzen trifft es auf den Punkt ... aber da muss ja jeder durch, nicht wahr? Wink


Oh ja. Ich habe selbst erst gestern drei oder vier Absätze aus meinem Buch ersatzlos gestrichen, darunter Formulierungen, an denen ich schon seit Jahren feile - am Ende überwiegt aber immer das Gefühl der Erleichterung; ist wie Pfunde beim Sport verlieren oder abends den Rucksack in die Ecke werfen.

Auf ein produktives Schaffen,
Klemens
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Imagine
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

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Beitrag16.01.2014 12:51

von Imagine
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Hey, Klemens!

Danke nochmals für die netten Worte. Deine Kritik fand ich wirklich ziemlich hilfreich und konkret, das hat mir sehr weitergeholfen! Daumen hoch²

Die "Herr der Ringe"-Bücher habe ich auch vor einigen Jahren mal gelesen - ist schon eine ganze Weile her. Leider sind die Bücher gerade 500 Kilometer von mir entfernt, aber sobald ich die Möglichkeit habe, werde ich da wirklich mal wieder meine Nase reinstecken.
Wobei ich meine, dass der Schreibstil in den Büchern doch des Öfteren ein wenig ins Poetische ging. In diesem Sinne sind die HdR-Trilogie mitsamt dem Hobbit oder dem Silmarillion doch sehr einzigartig. Ich habe jendefalls seitdem her keinerlei Bücher mehr gelesen, die auf diese Art geschrieben waren. Anderereseits muss man das auch mögen - viele haben mir auch schon gesagt, dass sie die HdR-Bücher richtig 'anstrengend' fanden.
Aber wie gesagt - die sind wirklich ein Kapitel für sich. Buch


Jep, das stimmt ... sobald man das Ergebnis sieht und feststellt, dass es wirklich besser so ist, dann setzt dieses imaginäre "auf die eigene Schulter"-Klopfen ein. Wink  


Liebe Grüße,

Imagine


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