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MischaJL Gänsefüßchen
M Alter: 33 Beiträge: 20
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M 22.12.2013 06:17 Das Loch von MischaJL
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Es ist sieben Uhr morgens. Ich brauche keinen Wecker mehr, liegt an der Routine und dem Alter. Gewohnt schaue ich paar Minuten auf die Decke und lasse meinen Tagesablauf abspielen. Einkaufen, die morgendlichen Nachrichten anschauen und anschließend…ich weiß nicht was anschließend ist. Wahrscheinlich würde ich meinen Tag wie immer munter anfangen und ihn gelangweilt abschließen. Das Leben als Rentner habe ich als Jugendlicher mir genauso ausgemalt, doch dass es tatsächlich so werden sollte, wusste ich nicht. Ich schaue auf die Decke. Mir wird bewusst, dass ich heute nicht mal die morgendliche Energie habe aufzustehen. Für was auch? Ich bleibe einfach liegen. Die Decke, die ich schon Minuten lang anschaue, hat eine matt gelbliche Farbe die mich an mich erinnert.
Ich hatte lange schon nicht mehr die frische rosane Haut, die ich früher mal hatte, ich gleiche tatsächlich dem weis-gelb der Decke. Ich drehe mich zur Seite, der Anblick ist gerade zu unangenehm, ich will nicht erinnert werden dass ich alt geworden bin… Ich schließe meine Augen. Ich merke wie mir angenehm warm wird, ich schlafe wohl ein.
Ich bin aufgewacht. mein Magen knurrt. Ich blicke auf die Uhr an der Wand.
Es ist 12 Uhr Mittag. Schuldgefühle. Wenn ich jetzt nicht aufstehe, wird es noch zur Gewohnheit.
Ich dusche. Ich esse. Ich gehe aufs Klo. Ich lege mich wieder hin und starre die Decke an. Diesmal hat sie eine andere Farbe, es liegt wohl an der Sonne, die durch das Fenster scheint. Die Decke scheint viel weißer zu sein als heute Morgen, die kleinen Löcher, die denn Zerfall des Hauses präsentieren, sind sichtbar geworden.
Es sieht wie eine weiße Mondlandschaft aus. Und dennoch ist es keine, diese löchrige weiße Decke erinnert mich eher an ein flaches zwei-dimensionales Brett.
Ich muss aufhören zu denken. Es wäre genauso idiotisch, meiner toten Ehefrau nachzugrübeln. Lebendig wird sie davon nicht und einmal im halben Jahr, Blumen ans Grab zu bringen, reicht mehr als genug. Ich rufe meinen Sohn an. Keiner geht dran. Soll ich einkaufen gehen? Die vermasselte Routine wieder einpendeln? Nein, ich möchte nicht. Ich gehe lieber an die frische Luft, eine oder zwei Runden drehen.
Es tröpfelt leicht regen. Die Straßen sind recht leer und es ist nicht viel los. Ich Langeweile mich. Wo sind die Kinder die sich gegenseitig necken? Die genervten Arbeiter die zum Bahnhof laufen? Die hupenden Autos…Niemand ist da, zumindest niemand der lebendig wirkt, nur irgendwelche stille und gebückte Typen, die schnell an einem vorbeihuschen.
Ich gähne so stark das mir die Tränen aus den Augen fließen. Ein Sturm oder ein Erdbeben, wäre genau das richtige jetzt. Die Leute würden schreien, Hubschrauber würden anfliegen und versuchen uns zu retten, es wäre wenigstens lebendiges Chaos.
Der Geruch aus der Kanalisation schleicht sich mir in die Nase, der ganzen Dunst der Stadt befindet sich in meinen Nasenflügel. Ich habe das Gefühl, als ob die Menschen all ihre Exkremente durch das Klo abspülen und sobald sie merken das die Straße stinkt, verlassen sie das Haus nicht mehr. Ich muss an einen Ort mich begeben wo es zumindest angenehmer riecht, nach Himbeeren zum Beispiel.
Ich stehe im Park neben einem Tümpel. Und hier ist auch kein Mensch. Und stinken tut es auch.
Das Wasser scheint sehr alt zu sein. Grau grün. Das da Fische drinnen schwimmen, verblüfft mich. Einer plumpst immer wieder raus. Als ob er versucht an die Oberfläche zu mir zu kommen.
Er scheint sehr groß zu sein, zu groß für den Tümpel. Der Mund erinnert mich an einen Staubsauger. Die Schwärze umgeben von diesen rosig roten Fleischlippen. Das Loch beunruhigt mich. Es scheint als ob es der Tod ist, der aus der Gurgel mich fragend anstarrt. Diese Schuppige Haut auf der noch zwei winzige Äugchen zu sehen sind. Wie zwei kleine Jacken Knöpfe eines Kindes. Mir ist schwindelig. Wie kann die Natur so was unästhetisches, hässliches erschaffen? ausgepeitscht und gequält vom Sein. Im gleichen Sein, in dem ich auch existiere und gezwungen bin mein Lebensraum mit diesem Objekt zu teilen. Ich schaue auf den Himmel. Wolkenlos und Braun. Wie festes Leder oder meine Decke, zwei dimensional und platt.
Ich fühle wie mein Blut durch meine Adern fließt, wie der Druck steigt. Mir wird klar wie verletzbar mein gealterter Körper ist. Ich versuche wegzugucken zu den Gebüschen auf der anderen Seite des Parks, doch im Seitenwinkel sehe ich immer noch den Fisch. Als ob er mit diesen Sprüngen aus dem Wasser mir symbolisieren will, das er mich mit seiner Futterlucke auslutschen wird. Bis zum letzten Tropfen Blut und anschließend mampfend an mir kauen wird, ohne Zähne, wie eine Python. Dieser pechschwarze Mund, der kein Ende besitzt, lässt mich jede Sekunde daran denken, dass ich selber aus einem Loch, aus einer Vagina gekommen war.
Und dahin wieder zurück musste, es war mein Schicksal. genauso musste das Loch in mir aussehen, das mein Leben lang mich begleitete.
Bei der Geburt, als die Nabelschnur getrennt wurde, und ich aus dem Loch fiel.
Und der Schock der Kälte mich umgab. zum allersten mal befand man sich in dem unendlichen und unbegreifbaren Universum, das weder Anfang noch Ende besitzt. Es war das Erwachen aus dem Mutterbauch, einem göttlichen Traum. Ich wollte das Loch meiner Trennung ausstopfen. Seit der Geburt. Die Angst vor dem Fischmund war begründet.
Ich muss hier weg. Mir ist nicht wohl bei den Gedanken. Ich laufe.
Überall sprechende Münder, schwarze ovale Löcher. Ich kriege Panik.
Ich gehe schneller. Der Magen dreht sich um. Ich laufe noch schneller.
Ich bin Zuhause. Es ist 18 Uhr und schon dunkel geworden. Ich versuche Fern zu schauen, um mich von den düsteren Gedanken abzulenken. Die Belanglosigkeit der Filme und der Shows machen mich krank. Ich schalte lieber den Fernseher aus, ich bin sehr müde geworden von dem Tag. Die Decke schaut diesmal mich an. Trotz der Dunkelheit, ist die gelbliche Farbe von heute Morgen geblieben, sie ist ganz klar zu erkennen. Ich fühle mich alleine. Ein Blick auf das Telefon sagt mir, es hat sich keiner gemeldet. Ich will zurück, wieder Ins Loch, nahhause.
Weitere Werke von MischaJL:
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Mark_Brandis Wortedrechsler
M Alter: 52 Beiträge: 86 Wohnort: München
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Jack Burns Reißwolf
Alter: 54 Beiträge: 1444
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22.12.2013 11:44
von Jack Burns
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Hallo Mischa
Das, was Du sagst, gefällt mir.
Aber wie Du es sagst, ist unausgereift.
Ein paar sehr gute Vergleiche - allerdings sprachlich holprig umgesetzt:
Zitat: | Die Decke, die ich schon Minuten lang anschaue, hat eine matt gelbliche Farbe die mich an mich erinnert. |
Zitat: | Ich habe das Gefühl, als ob die Menschen all ihre Exkremente durch das Klo abspülen und sobald sie merken das die Straße stinkt, verlassen sie das Haus nicht mehr. |
Zitat: | Wie zwei kleine Jacken Knöpfe eines Kindes. |
Zitat: | Dieser pechschwarze Mund, der kein Ende besitzt, lässt mich jede Sekunde daran denken, dass ich selber aus einem Loch, aus einer Vagina gekommen war. |
Hier würde ich die Vagina nicht benennen. Lass die Phantasie arbeiten!
Zitat: | Die Decke schaut diesmal mich an. |
Sehr guter Satz. Allerdings würde ich "Diesmal" an den Anfang setzen.
Du schreibst zu umgangssprachlich. Das führt dazu, dass der Text nicht fließt. Du springst auch von einem Thema zum nächsten. Der Rote Faden ist zwar noch erkennbar, aber ich habe das Gefühl, dass Du mehrere Themen durcheinander würfelst.
Jetzt ein paar Beispiele, die mir gar nicht gefallen:
Zitat: | Das Leben als Rentner habe ich als Jugendlicher mir genauso ausgemalt, doch dass es tatsächlich so werden sollte, wusste ich nicht. | Der ganze Satz ist doof
Zitat: | Ich drehe mich zur Seite, der Anblick ist gerade zu unangenehm, ich will nicht daran erinnert werden dass ich alt geworden bin |
Zitat: | Es sieht wie eine weiße Mondlandschaft aus. Und dennoch ist es keine ... |
Zitat: | ... Blumen ans Grab zu bringen, reicht mehr als genug | reicht aus
Zitat: | Und hier ist auch kein Mensch. Und stinken tut es auch. |
Zitat: | Ich versuche wegzugucken zu den Gebüschen auf der anderen Seite des Parks, doch im Seitenwinkel sehe ich immer noch den Fisch. |
Falls Du das nicht machst: Lass die Texte nach dem Schreiben für ein Tage liegen. Und dann ausdrucken und laut lesen und überarbeiten.
Grüße
Martin
_________________ Monster.
How should I feel?
Creatures lie here, looking through the windows. |
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MischaJL Gänsefüßchen
M Alter: 33 Beiträge: 20
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M 22.12.2013 17:38
von MischaJL
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Vielen dank, für die Kommentare.
@ Mark Brandis
Danke für das Beispiel. Ich glaube der Text vom Inhalt her, könnte man schon weiter fortführen. Aber ich sehe keinen Sinn darin, es geht ja tatsächlich nur um eine Gefühlsäusserung. Raus aus dem Loch, were ja blöde, dann hieß es nur, der alte man hatte eine verstimmung, einen schlechten Tag. Für mich war das psychologische und philosophische wichtig. Mal schauen, auf jedenfall vielen dank!
@ Jack Burns
Danke auch dir, ich werde es wohl genauso übernehmen, wie du es geschrieben hast.
Was mich interessieren würde, was genau euch an dem Text gefällt? Vieleicht eine Passage, die stark raussticht? der Kern Gedanke?
Vielen dank
M.
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Jack Burns Reißwolf
Alter: 54 Beiträge: 1444
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23.12.2013 09:37
von Jack Burns
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Hallo,
Was mir gefällt, ist die Verbildlichung der Depression. Deine Kreativität. Darauf muss man erst mal kommen, das Maul eines Fisches mit dem Loch in der Seele zu verbinden. Und dann auch noch das "Loch" wo er (und wir alle) herkam.
Auch die Symptome sind sehr glaubwürdig beschrieben.
Dieses eintönige, energielose Vegetieren. "Ach, da bleib ich doch lieber gleich im Bett" bringst Du gut rüber.
Grüße
Martin
_________________ Monster.
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MischaJL Gänsefüßchen
M Alter: 33 Beiträge: 20
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nebenfluss Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5976 Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
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24.12.2013 10:43
von nebenfluss
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Hallo Mischa,
ging mir ähnlich wie Jack Burns. Der Anfang zieht sich etwas, was aber wohl beabsichtigt ist, um die Monotonie des Lebens dieses alten Mannes darzustellen. Die Szene im Park fand ich dagegen interessant, da zeigt sich auch Fantasie und Lust an Sprache bzw. Metaphern. Die Vagina hat für mich auch rausgestochen, das steht da so für sich allein, als hättest du es noch im letzten Moment eingebaut, damit die Assoziation dem Leser nicht entgeht.
Was mich beim Lesen abgelenkt hat, sind die gehäuften Fehler, insbesondere Groß-/Kleinschreibung. Jack Burns hat da schon einige Stellen benannt.
Ich ergänze mal noch diesen Satz, der gar nicht geht:
Zitat: | Es tröpfelt leicht regen. |
LG
_________________ "You can't use reason to convince anyone out of an argument that they didn't use reason to get into" (Neil deGrasse Tyson) |
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MischaJL Gänsefüßchen
M Alter: 33 Beiträge: 20
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M 25.12.2013 01:30
von MischaJL
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nebenfluss hat Folgendes geschrieben: | Hallo Mischa,
ging mir ähnlich wie Jack Burns. Der Anfang zieht sich etwas, was aber wohl beabsichtigt ist, um die Monotonie des Lebens dieses alten Mannes darzustellen. Die Szene im Park fand ich dagegen interessant, da zeigt sich auch Fantasie und Lust an Sprache bzw. Metaphern. Die Vagina hat für mich auch rausgestochen, das steht da so für sich allein, als hättest du es noch im letzten Moment eingebaut, damit die Assoziation dem Leser nicht entgeht.
Was mich beim Lesen abgelenkt hat, sind die gehäuften Fehler, insbesondere Groß-/Kleinschreibung. Jack Burns hat da schon einige Stellen benannt.
Ich ergänze mal noch diesen Satz, der gar nicht geht:
Zitat: | Es tröpfelt leicht regen. |
LG |
Vielen dank! ich habe tatsächlich Probleme mit der Rechtschreibung, aber ich werde daran arbeiten! was mich interessiert, was ist nicht korrekt bei: Es tröpfelt leicht regen? was ist Grammatikalisch/Rechtschreibungs Mässig falsch? oder Wie kann man es sonst beschreiben?
Gruß
Mischa
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