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Endlich wieder Sommer (Prosa)

 
 
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wunderhuhn
Leseratte


Beiträge: 172

Der bronzene Spiegel - Prosa


Beitrag24.11.2013 22:00
Endlich wieder Sommer (Prosa)
von wunderhuhn
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Endlich war es wieder Sommer. Das war spätestens dann klar, wenn Mama wieder „Jörn, die Würstchen sind aus!“ über fünf Ecken und zwei Stockwerke aus dem Vorratsraum im Keller brüllte, während ich Papa dabei half, den eingestaubten Gartengrill über die garstig krächzende Dachbodenleiter in die Freiheit unseres Gartens zu manövrieren. Sebi rannte schon die ganze Zeit um den bereits aufgestellten Swimmingpool herum, nahm immer wieder den Gartenschlauch in die Hände, aus dem zu seinem Unmut jedoch kein Wasser herauskam, und rief in einem fort „Puuuhl! Puuuuuhl!“, so laut, dass es auch die Nachbarn am anderen Ende der Straße noch hören konnten.
Nach den Schwimmbad-Desastern der vergangenen Jahre, die bei Papas verlorenen Kabinenschlüsseln anfingen und bei Mamas Fußpilz noch lange nicht aufhörten, hatten unsere Eltern schließlich zugestimmt, dass wir dieses Jahr einen eigenen Pool bekommen würden, in dem wir ganz allein spielen und toben konnten. Während Papa den Grill aufbaute, durfte ich die ehrenvolle Aufgabe übernehmen, den Pool mit Wasser zu füllen. Sebi hüpfte am Rand des Pools herum und versuchte, einen Blick über den Rand zu erhaschen, wozu er jedoch eindeutig mindestens zwei Köpfe zu klein war.
„Henrike, Sebastian, wir fahren gerade noch mal einkaufen“, rief Mutter uns von der Terrasse aus zu. „Wartet bitte solange mit dem Ins-Wasser-gehen, ja?“
„Ja-ha!“, rief ich zurück und winkte ihr mit der freien Hand nach hinten zu. „Bis gleich dann!“

Nachdem ich den Pool bis zum Rand gefüllt hatte, nahm ich Sebi an der Hand und gemeinsam gingen wir zurück ins Haus. In meinem Zimmer suchte ich zwischen Schulheften und Collegeblöcken nach dem Buch mit den Sommer-Kurzgeschichten, mit dem ich es mir auf unseren Deluxe-Sonnenliegen gemütlich machen wollte.
„Sebi, kommst du?“, rief ich über den Flur ins Wohnzimmer, wo ich ihn kurz zuvor abgeliefert hatte, weil er partout nicht mit in mein Zimmer gewollt hatte. Mama beschwerte sich ja schon hin und wieder über den Parfümgeruch in meinen Kleidern, aber Sebis Nase war da anscheinend noch empfindlicher.
„Sebi?“, wiederholte ich, als keine Antwort kam, und zog mir meinen Sonnenhut auf. Wahrscheinlich war er beleidigt, weil er den Gartenschlauch nicht hatte halten dürfen, und versteckte sich nun, um mich bei nächster Gelegenheit richtig zu erschrecken. Manchmal war er wirklich ein Biest.
Mit dem Buch unter dem Arm ging ich zurück ins Wohnzimmer, doch Sebi war nicht dort. Die Terrassentür stand weit auf. Hatte ich es doch gewusst, er wollte der erste im Pool sein, koste es, was es wolle!
Ich lief hinaus in den Garten, blieb bei den Sonnenliegen stehen und schaute mich um, doch ich konnte Sebi nirgends entdecken. Der Pool, der ein paar Meter von den Liegen entfernt war, stand ganz ruhig da. Nichts schien außergewöhnlich, die Abdeckung des Pools lag im Gras, der Gartenschlauch daneben, die Poolleiter …
Die Poolleiter lag auf der Seite.
Ich warf das Buch beiseite und rannte auf den Pool zu. Sebi lag auf dem Wasser, das Gesicht nach unten, ich fasste nach ihm, lehnte mich über die Poolwand, er trieb in der Mitte, ganz ruhig, ich rief seinen Namen, streckte meine Arme aus, doch ich erreichte ihn nicht. Die Leiter, ich fingerte nach der Leiter am Boden, stellte sie wieder auf, ich kletterte die drei Stufen, Sebi rührte sich nicht, kurz sah ich noch mein Spiegelbild im Wasser mit Sonnenhut, wie dämlich, dann sprang ich. Sofort umarmte ich Sebi, jetzt war er sicher, nichts konnte uns geschehen. Ich paddelte mit dem einen Arm, den ich freihatte, doch Sebi war schwer, wie konnte ein Kurzer wie er so schwer sein. Ich schnappte nach Luft und atmete nur Wasser, doch langsam wurde es mir ganz leicht, Sebi wurde auch leichter, ich schloss die Augen, uns konnte nichts geschehen.

Als ich spürte, dass mein Kopf das Wasser verließ, öffnete ich die Augen wieder. Ich blinzelte, die Augen brannten mir, dabei hatten wir das Wasser gar nicht gechlort.
Sebi saß auf der Leiter mit den roten Schwimmflügeln an den Armen und trat das Wasser mit den Füßen.
„Sebi“, hauchte ich atemlos und begann zu husten. „… Sebi. Ich bin so froh, dass es dir gut geht!“, sagte ich mit kratzender Stimme und schwamm auf ihn zu. Ich berührte ihn an seinem wackelnden Bein.
„Rike?“, sagte er und schaute mich verwundert an. Ein Lächeln drängte sich in mein Gesicht.
„Ach, Sebi, du kleines Sorgenkind“, sagte ich leise. Meine Nase juckte, als hätte sie stundenlang in einer Chlorlösung gelegen.
„Rike?“, sagte er und streckte eine Hand nach mir aus. „Du weinst?“ Seine Hand strich mir leicht über das Gesicht, der Schwimmflügel berührte meine Schulter.
„Nein, ich weiß nicht … ich bin einfach nur so glücklich, dich zu sehen. Aber … woher hast du denn die Schwimmflügelchen? Die hat Papa dir doch noch gar nicht angezogen.“
„Ich kann das jetzt allein!“, verkündete Sebi stolz. „Ihr braucht nicht mehr auf mich aufpassen.“
Ich schaute ihm in seine grünen Augen, die langsam silber wurden, und mein Herz sank in meiner Brust. Ich fasste nach seiner Hand, er legte sie in meine und sie wurde grau. Ich wandte den Blick ab, sah die Fichte ein paar Meter weiter weg, die Papa hatte stehen lassen, als sie das Haus bauen ließen, sah die kleinen silbernen Nadeln ins Gras fallen. Ich schaute zurück zu Sebi und sein gesamter Körper war nun ebenfalls grau, die ganze Umgebung war es, silbergrau.
„Pass gut auf die Mama und den Papa auf“, sagte Sebi. Ich starrte auf die farblosen Schwimmflügelchen an seinen Armen.
„… ja, das mache ich“, murmelte ich und ich begann zu frösteln.
„Rike?“, sagte er etwas lauter.
„Ja?“, fragte ich und schaute auf in sein kleines, junges Gesicht.
„Ich hab dich ganz doll lieb!“
Ich drückte nur sanft seine Hand und erwiderte nichts. Mein Körper war so kalt und nass, ich sehnte mich danach, in das warme Wasser einzutauchen. Dann sank ich, ohne Sebis Hand loszulassen, zurück in die Tiefe.

„Rike?“
Als ich die Augen aufschlug, sah ich Mama über mir knien. Ein Tropfen Wasser fiel auf mein Gesicht herab, dann noch einer.
„Rike!“
Ich hob langsam einen Arm. „Mama … Sebi ist …“
Sie umfasste mich und zog mich zu sich heran, meine Nässe durchdrang ihre Kleidung, und wir hielten einander ganz fest, doch meine Augen wichen nie von der kleinen Gestalt, die hinter ihr im Gras lag.
Und jeden Tag wünschte ich, es wäre endlich nicht mehr Sommer.

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Kateli
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 47
Beiträge: 256
Wohnort: D-Süd
Das goldene Gleis


Beitrag25.11.2013 22:36

von Kateli
Antworten mit Zitat

Wie furchtbar! Also, nicht der Text, sondern der Tod eines kleinen Jungen im Pool.
Leider, leider ist das gar nicht so weit hergeholt - kleinen Kindern reicht eine Pfütze, um darin zu ertrinken, weil sie im Wasser so schnell die Orientierung verlieren.
Du siehst, dein Text weckt Emotionen und berührt. Die Perspektive aus der Sicht der großen Schwester, die den Bruder nicht zu retten vermag, tut ein Übriges, man leidet mit und spürt den Verlust fast am eigenen Leib. Eindrücklich die Szene, als sie ihren Bruder hinter bzw. unter dem Spiegel noch einmal sieht, fast schon selbst auf der anderen Seite ...
Hach, wie fürchterlich.
Schaurige Idee, wunderschön geschrieben, sehr traurig.
Gott, was bin ich froh, dass meine beiden schwimmen können - wobei das auch keine Garantie ist.
Gekonnt, einfühlsam. Wird nachwirken.

LG
Nina


_________________
Zombies just want hugs
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Nihil
{ }

Moderator
Alter: 34
Beiträge: 6039



Beitrag26.11.2013 10:56

von Nihil
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Die bislang einzige Geschichte, die ich sofort kommentieren möchte, wenn auch nicht lang: Das ist stark geschrieben. Bei den Banalitäten am Anfang hätte ich eine Jugendgeschichte mit lustigem Einschlag erwartet, am Ende dann das große Drama. Bewegend auch die gespiegelte Szene, in der Sebi sagt, dass er jetzt groß sei und dann seine Schwester rettet, statt umgekehrt. Gefällt mir sehr gut.
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KeTam
Geschlecht:weiblichUngeduld

Alter: 49
Beiträge: 4952

Das goldene Gleis Ei 1
Ei 10 Ei 8
Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag26.11.2013 20:58

von KeTam
Antworten mit Zitat

Shocked

Heftig. Am liebsten würd ich dir nur eine Feder geben, weil mich deine Geschichte so schrecklich traurig gemacht hat. Leider hab ich das alles vor mir gesehen, du hast es wirklich geschafft, ziemlich farbige Bilder in mir entstehen zu lassen.
Ich finde du hast das Thema gut umgesetzt.
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Akiragirl
Geschlecht:weiblichDünnhäuterin

Alter: 33
Beiträge: 3632
Wohnort: Leipzig
Der goldene Spiegel - Prosa DSFo-Sponsor


Beitrag26.11.2013 23:58

von Akiragirl
Antworten mit Zitat

Liebe/r FFF-Teilnehmer/in!

Aufgrund von chronischem Zeitmangel kann ich diesmal leider nur kurze Kommentare, stichpunktartige abgeben. Ich habe jedoch jeden Text mindestens zweimal gelesen und mich um annähernd objektive Kriterien bemüht. Pluspunkte gab es für eine originelle Umsetzung des Themas, interessante Figuren, einen guten Stil und Geschichten mit richtigem Anfang und Ende sowie einem klar erkennbaren Verlauf/Spannungsbogen. Abzüge dagegen für allzu viele Fehler im Text (ein paar sind verzeihbar beim FFF), stereotype Darstellungen, Logikprobleme oder „unrunde“ Geschichtsfragmente. Bei alldem habe ich die knappe Zeit immer versucht im Hinterkopf zu behalten.

Zur Geschichte „Endlich wieder Sommer“:
+ gute Grundidee
+ gut geschrieben
+ gute Figuren
- subjektiver Minuspunkt: Zuviel Kitsch; zu viel auf die Tränendrüse gedrückt für meinen persönlichen Geschmack
- dass sie sofort beim Versuch, ihren Bruder aus dem Pool zu ziehen, auch Wasser atmet (sie könnte auch einfach kurz auftauchen und Luft schnappen) kam mir unglaubhaft vor – sollte wohl die Dramaturgie steigern, wirkte dadurch aber übertrieben
Bewertung: 6 Federn.

Meine Durchschnittswertung war: 4,7 Federn

Liebe Grüße
Anne


_________________
"Man bereut nicht, was man getan hat, sondern das, was man nicht getan hat." (Mark Aurel)
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag27.11.2013 01:32

von Constantine
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Der Text ist sauber und flüssig geschrieben. Anstelle eines Spiegels, wurde hier eine Pooloberfläche verwendet. Und die Spiegelwelt entspricht einer Art Jenseits. Naheliegende, aber gute Ideen.

Im Vergleich zu anderen Texten habe ich hier die Spannung vermisst. Die Geschichte ist leider vorhersehbar. Dass der Bruder im Pool ertrinkt, hat mich nicht überrascht. Gefallen hat mir aber der Dialog zwischen dem Bruder und seiner Schwester in der "Spiegelwelt".

Die Befederung liegt im Vergleich zu anderen Beiträgen im zweiten Drittel.
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shatgloom
Geschlecht:weiblichEselsohr


Beiträge: 372
NaNoWriMo: 27985
Wohnort: ja, gelegentlich


Beitrag27.11.2013 20:56

von shatgloom
Antworten mit Zitat

Räusper... Ich muss erst mal wieder aus der Geschichte "auftauchen". Die Vorgaben waren umgesetzt, obwohl ich beim ersten Lesen nicht so mitbekommen hatte, dass Rike sich bewusst in der Spiegelwelt aufgehalten hat. Schöner Schreibstil - hat mich berührt und mitgenommen.
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Jack Burns
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 54
Beiträge: 1444



Beitrag27.11.2013 22:51

von Jack Burns
Antworten mit Zitat

Hier passt für mich die leichte Sprache nicht zum Thema. Deshalb kann ich mich nicht in die Figur versetzen.
Ein Beispiel:
Zitat:
kurz sah ich noch mein Spiegelbild im Wasser mit Sonnenhut, wie dämlich,

Das stört die Dramatik der Situation sehr stark.

Viele Grüße
Martin


_________________
Monster.
How should I feel?
Creatures lie here, looking through the windows.
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Gast







Beitrag28.11.2013 16:35
Eine hübsche Sommerszene
von Gast
Antworten mit Zitat

Nett geschrieben und durchau lesenswert. Fein gemacht
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Einar Inperson
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1675
Wohnort: Auf dem Narrenschiff


Beitrag30.11.2013 15:32

von Einar Inperson
Antworten mit Zitat

Hallo Autor hinter dem Spiegel.

Ich werde in meiner Bewertung keine kleinen Fehler, Logikbrüche oder einen etwas plötzlichen Abschluss der Geschichte etc. negativ einfließen lassen. Erfahrene FFF-Teilnehmer haben hier einfach Vorteile in der Schreibökonomie. Bewerten möchte ich, wie die Geschichte auf mich gewirkt hat. Also eine rein subjektive Leser-Bewertung.

Eine traurige Geschichte eines vermutlich ewigen, schrecklichen Sommers. Stimmig bis zum Schluss.

8 Federn


_________________
Traurige Grüße und ein Schmunzeln im Knopfloch

Zitat: "Ich habe nichts zu sagen, deshalb schreibe ich, weil ich nicht malen kann"
Einar Inperson in Anlehnung an Aris Kalaizis

si tu n'es pas là, je ne suis plus le même

"Ehrfurcht vor dem Leben" Albert Schweitzer
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Piratin
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 58
Beiträge: 2186
Wohnort: Mallorca
Ei 2


Beitrag30.11.2013 17:36

von Piratin
Antworten mit Zitat

Hallo Inko,

die Idee die Wasseroberfläche als Spiegel zu verwenden gefällt mir und die Welt dahinter ist tatsächlich anders, da Sebi dort noch lebt. Am Schluß stört mich das "nie", wenn die Augen nicht mehr von der Gestalt daneben weichen, denn eigentlich ist es nur ein Augenblick und da passt das "nie" nicht und stört in der Geschichte.
Viele Grüße
Piratin


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Das größte Hobby des Autors ist, neben dem Schreiben, das Lesen.
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Gast







Beitrag01.12.2013 00:20

von Gast
Antworten mit Zitat

Hallo smile

Eine ganz erstaunliche Routine springt mich da an, in zwei Stunden eine Geschichte schreiben zu können, deren Form fast keiner Korrekturen bedürfte, ist schon eine Leistung. Da muss im Kopf ein Plot entstehen, da müssen Vorgaben beachtet werden usf.
Man könnte nun diskutieren, ob das inhaltlich standhält, warum ein halbwüchsiges Mädchen fast ertrinkt, weil sie einen Jungen aus einem kleinen Pool herausziehen will - das wirkt schon ziemlich hingebogen. Aber ok. Was die "Welt hinter den Spiegeln betrifft", hier das Jenseits, da muss man sich, will man das Thema wiederfinden, auf diesen einen Satz berufen:
Zitat:
Die Leiter, ich fingerte nach der Leiter am Boden, stellte sie wieder auf, ich kletterte die drei Stufen, Sebi rührte sich nicht, kurz sah ich noch mein Spiegelbild im Wasser mit Sonnenhut, wie dämlich, dann sprang ich.
Anders ist sie auch, diese Welt, silbern und grau nämlich ... das war für mich das Schaurigste in dieser ganzen Geschichte, irgendwie hoffe ich dann, dass es für Sebi da nicht so ist, wie seine Schwester es sieht.

Insgesamt ist das, wie gesagt, im Verhältnis zur Zeitknappheit gut gemacht, aber wieder einmal ist es so, dass die Emotionen bei mir nicht wirklich vom Text selbst, also von der Sprache oder der vom Autor geschaffenen Atmosphäre her rühren, sondern aus meiner Vorstellungs- und Erfahrungswelt stammen. Du bedienst dich bekannten Mustern, um szs auf Knopfdruck ein Gefühl zu erzeugen, das ist eine Kunst. Die Kehrseite ist, dass in dieser Art Text keine Stimme erkennbar ist, der Autor ist szs austauschbar und das ist für mich das Zeichen, dass ich mich an der Grenze zu Trivialität befinde, das bereitet leises Unbehagen.
Hab  so gut wie möglich versucht, dir meine Kritikpunkt zu verdeutlichen,

LG
Lorraine
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Lapidar
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 61
Beiträge: 2701
Wohnort: in der Diaspora


Beitrag01.12.2013 12:29

von Lapidar
Antworten mit Zitat

Für mich spiegelt die Geschichte mehrfach. Zuerst dieser heitere Beginn, dann dieses tragische Ende. Gute Lösung, wenn ich auch ehrlich gesagt, lieber hätte, es hätte ein Happy End gegeben. Embarassed

_________________
"Dem Bruder des Schwagers seine Schwester und von der der Onkel dessen Nichte Bogenschützin Lapidar" Kiara
If you can't say something nice... don't say anything at all. Anonym.
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Mardii
Stiefmütterle

Alter: 64
Beiträge: 1774



Beitrag01.12.2013 16:13

von Mardii
Antworten mit Zitat

Leider habe ich nächste Woche ein volles Programm und werde nicht mehr dazu kommen, angemessene Kommentare unter jeden Beitrag zu schreiben. Ich möchte aber gerne meine Bewertung abgeben, da die Wettbewerbsleitung angemerkt hat, einige Texte hätten zu wenig Feedback. Das versuche ich mit moderaten Federn auszugleichen. Im Zweifel und bei Interesse schreibe ich euch gerne auch etwas unter eure Texte oder schicke euch eine PN. Meldet euch einfach.

_________________
`bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully
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Jay_8011
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
J

Alter: 43
Beiträge: 39



J
Beitrag01.12.2013 20:53

von Jay_8011
Antworten mit Zitat

Hallo,

eine traurige Geschichte. Aber wenn ich die Aufgabenstellung nicht gekannt hätte, hätte ich wahrscheinlich gar nicht gemerkt, dass Rike in eine "Spiegelwelt" geht. Das gibt leider Punktabzug.

Bitte nicht böse sein, aber bei so vielen guten Storys finde ich, muss man auch sowas mitbewerten um sich überhaupt für einen Favoriten entscheiden zu können.

Schöne Grüße
Jay
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Merope
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 716
Wohnort: Am Ende des Tals
Der Goldene Käse


Beitrag02.12.2013 16:55

von Merope
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Was mir gefällt:
Es hat mich sehr berührt

Was mir nicht gefällt:
Nichts

Was ich vermisse:
Nichts
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Drakenheim
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 44
Beiträge: 386
NaNoWriMo: 50166
Wohnort: Burg Drakenheim Gelehrtenturm


Beitrag02.12.2013 18:30

von Drakenheim
Antworten mit Zitat

Diese Geschichte macht traurig.

Und ich finde nix zum Meckern, um mich wieder hoch zu ziehen. Ach, verflixt.
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Zauberstift
Geschlecht:weiblichHonigkuchenpferd

Alter: 44
Beiträge: 389



Beitrag03.12.2013 10:19

von Zauberstift
Antworten mit Zitat

Routiniert geschrieben. Interessant finde ich , dass es noch eine ähnliche Geschichte hier gibt. Ein beliebtes Thema. Du hast mMn die Vorgaben nicht korrekt erfüllt. Ok, Wasser kann wie ein Spiegel sein, aber ich kann mich damit nicht anfreunden.

Umsetzung Vorgaben:3 Federn
Plot: 6 Federn
Schreibstil: 8 Federn

Du bekommst von mir 6 Federn
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Duffydoof
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 34
Beiträge: 121
Wohnort: Municia


Beitrag03.12.2013 11:47

von Duffydoof
Antworten mit Zitat

Hier gibts keine sanfte Wortgewalt. Jeder Satz will sich mit seiner ganzen Schönheit über die Tatsache hinwegsetzen, dass das Thema fast verfehlt wurde.
"Die Existenz und die Andersartigkeit der Welt hinter den Spiegeln soll zentrales Thema der Geschichte sein."
Schade eigentlich. Sie schien so rund. Allein wegen der Fähigkeit des Autors so zu gefallen mit seinem Schreiben, gibts ein paar Federn.
Aber zentrales Thema ist hier nicht die Spiegelwelt. Sie kommt vor, wird sogar deutlich erklärt, die Protagonistin wurde sich auch bewusst, dass sie dort war, aber das ist nur ein kleiner Teil Abschnitt des Geschichtchens.


_________________
Es trägt nicht immer faulende Früchte, wenn man einem zweifelnden Rebellenbaum Sonnenstrahlen schenkt.

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Amaryllis
Geschlecht:weiblichForenschmetterling

Alter: 38
Beiträge: 1380

Das goldene Stundenglas Das Silberne Pfand


Beitrag04.12.2013 17:31

von Amaryllis
Antworten mit Zitat

Liebe/r Inko,

dein Text ist eindeutig einer meiner liebsten im Wettbewerb und das, obwohl eigentlich relativ schnell klar ist, wo die Sache hingehen wird. Meiner Meinung nach schaffst du es, die Emotionen deiner Prota gut wiederzugeben, man fühlt sich ihr nahe, man kann mit ihr mitfühlen. Trotzdem schaffst du es, bei dieser traurigen Geschichte nicht rühselig oder gar kitschig zu werden. Auch die Vorgabe mit dem sich spiegelnden Anfangs- und Schlusssatz hast du gut umgesetzt.

Besonders gut hat mir diese Stelle gefallen:
Zitat:
Ich warf das Buch beiseite und rannte auf den Pool zu. Sebi lag auf dem Wasser, das Gesicht nach unten, ich fasste nach ihm, lehnte mich über die Poolwand, er trieb in der Mitte, ganz ruhig, ich rief seinen Namen, streckte meine Arme aus, doch ich erreichte ihn nicht. Die Leiter, ich fingerte nach der Leiter am Boden, stellte sie wieder auf, ich kletterte die drei Stufen, Sebi rührte sich nicht, kurz sah ich noch mein Spiegelbild im Wasser mit Sonnenhut, wie dämlich, dann sprang ich. Sofort umarmte ich Sebi, jetzt war er sicher, nichts konnte uns geschehen. Ich paddelte mit dem einen Arm, den ich freihatte, doch Sebi war schwer, wie konnte ein Kurzer wie er so schwer sein. Ich schnappte nach Luft und atmete nur Wasser, doch langsam wurde es mir ganz leicht, Sebi wurde auch leichter, ich schloss die Augen, uns konnte nichts geschehen.

Der Rhythmus ist einfach toll, weil er die Panik, die Hektik, das Geschehen an sich so gut widerspiegelt.

Apropos Spiegel, das gefällt mir auch gut, dass du keinen richtigen Spiegel genommen hast, sondern die Wasseroberfläche.

Mein einziger Kritikpunkt ist, dass du teilweise etwas schiefe Formulierungen drinnen hast, aber ich glaube, die sind dem Zeitdruck geschuldetet, weil du sonst relativ sicher und flüssig schreibst.

Ich hoffe, du kannst mit diesem Feedback etwas anfangen. Für Rückfragen oder Anmerkungen stehe ich natürlich auch nach dem Wettbewerb zur Verfügung. Die Befederung erfolgt dann abschließend (auch im Vergleich), wenn ich alle Texte kommentiert habe.

Liebe Grüße,
Ama


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Mein Leben ist ein Scherbenhaufen...
Aber ich bin der Fakir.
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nebenfluss
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Podcast-Sonderpreis


Beitrag04.12.2013 17:33

von nebenfluss
Antworten mit Zitat

Für mich der zweitbeste Text in diesem Wettbewerb, hier stimmt so ziemlich alles. Eine gelungene Kurzgeschichte, über die ich staune, weil ich sie in zwei Stunden so ganz bestimmt nicht hinbekommen würde.

Der Anfang macht einfach Spass, diesem Grill die Dachbodenleiter hinunter bis in den Garten zur unbeschwerten Familienszenerie zu folgen. Ja, endlich wieder Sommer, hurra!
Dann bricht langsam das Grauen herein. Gebannt und beklemmt laufe ich mit Henrike suchend bis zum Pool. Und so geht es auch weiter, ich tauche in diese schwarz-weiße Vision mit den roten Schwimmflügeln als Farbtupfer, die in der Realität versäumt wurden anzuziehen und das Desaster hätten verhindern können. Das ist klasse gemacht.

Die Integration der Spiegelvorgabe hat sich mir zuerst nicht völlig erschlossen. Statt einem "echten" Spiegel nur eine Wasseroberfläche, jenseits davon das Jenseits - beides Ideen, die in diesem Wettbewerb nicht einmalig sind. Nach dem erneuten Lesen finde ich aber, dass deine Lösung eine besonders schlüssige ist.

Tja, der letzte Satz. Der ist etwas verquer, diese Kombi aus "jeden Tag" und Präteritum und das auf eine Jahreszeit bezogen, die nicht ewig dauert. Die Grundidee, als Gegenpol zum ersten Satz, ist verständlich. Ich würde gerne einen Vorschlag machen, wie man das besser machen könnte - vielleicht einfach "ich wünschte, es wäre endlich nicht mehr Sommer" ? Was Besseres fällt mir auch nicht ein.

Acht Federn.

Gern gelesen
LG


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firstoffertio
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Beiträge: 5854
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Das bronzene Stundenglas Der goldene Spiegel - Lyrik (1)
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Beitrag04.12.2013 22:28

von firstoffertio
Antworten mit Zitat

Man ahnt schon zu früh, was passieren wird. Mir ist das im Hinblick auf den Inhalt außerdem zu märchenhaft erzählt, sorry.
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