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Existerman Prototyp
E Alter: 23 Beiträge: 189 Wohnort: Berlin
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E 24.11.2013 22:00 Inversion -Das Chaos (Prosa) von Existerman
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Inversion [Das Chaos]
Ich ließ die Energie durch meinen Körper pulsieren.
Ich hatte den Lauf hinter mir. Meinen Rekord wieder gebrochen. Jubelrufe hallten mir hinterher. „Fuck yeah!“, brüllte ich in die johlende Menge, den Staffelstab noch in meiner Hand. Niemand hatte mich eingeholt. Zum dritten Mal in Folge Sieger der Schulmeisterschaften. Auch wenn die triumphierende Menschenmasse nur aus meiner Klasse bestand, fühlte ich mich stärker als je zuvor. Mit heiserer Stimme „We are the champions“ grölend begab ich mich in die Umkleide. Ich zog mein T-Shirt aus und zwängte mich zwischen den anderen entblößten Oberkörpern hindurch ins Bad. Im Spiegel betrachtete ich mich. Für 15 Jahre schon ziemlich groß. Ich war der Beste.
Mir fiel ein Riss auf, der die glatte Oberfläche des Spiegels verunstaltete. Ich steckte meinen Zeigefinger hinein und bereute es sofort. Ein roter Fleck zierte den Spiegel nun. Fluchend schüttelte ich meine Hand aus und nahm danach meinen Finger in den Mund. Der Blutfluss versiegte für den Moment. Als ich wieder zum Spiegel blickte, war der Blutfleck verschwunden. Seltsam. Ich schmierte ein wenig auf den Spiegel und beobachtete verstört, wie er die Flüssigkeit in sich hineinzusaugen schien. Im Augenwinkel nahm ich wahr, wie meine Teamkollegen ihre Sachen packten. Misstrauisch ging ich einen Schritt zurück. Verarschte mich da jemand? Doch die Neugier gewann überhand und ich legte den Mittelfinger auf eine glatte Stelle der Scheibe. Der Spiegel war ungewöhnlich warm. Ich wanderte mit dem Finger zum Riss. Plötzlich verschwand meine Fingerkuppe in der Scheibe. Erschrocken versuchte ich, ihn wegzuziehen, doch es ging nicht. Der Spiegel fing an zu blubbern und wurde heiß. Ich konnte meinen Blick nicht abwenden. Wie bei der Szene aus Matrix, schoss es mir durch den Kopf. Was ging hier ab? Inzwischen steckte meine gesamte linke Hand flüssigen … ja, was war es? Was? Ich wurde panisch und zog, so stark ich konnte. Mit dem rechten Bein stemmte ich mich gegen die Wand. Nichts wollte funktionieren. Mittlerweile steckte ich bis zur Elle in der, wie mir inzwischen aufgefallen war, schlickähnlichen Masse. „Hilfe“, schrie ich, doch alle waren bereits gegangen. Die blubbernde Masse gab nun kleine Eruptionen ab, denen ich auszuweichen versuchte. Doch schließlich trafen sie mein Gesicht und zogen es zum Spiegel. Der Schmerz, der in meinem Kopf explodierte, wandelte sich rasch in wohlige Gleichgültigkeit. Ich ließ mich komplett hindurchziehen.
Ich erwachte auf einer Frühlingswiese. Als ich versuchte, mich aufzusetzen und meine Gedanken zu ordnen, entglitt die Wiese mir jedoch. Ein paar Meter weiter schlug mein Kopf wieder auf dem satten Grün auf. Plötzlich verschwand mein Untergrund völlig und ich spürte, wie ich fiel. Kurze Zeit später fand ich mich auf einem Hochhaus wieder, dann auf dem Wipfel eines Baums. Weiter und weiter fiel ich, bis ich wieder auf der Wiese ankam. „Stopp!“, flüsterte ich verzweifelt. Entgegen meiner Erwartungen spürte ich Einverständnis, doch ich wusste nicht, woher es kam. Wusste nicht, wie das hier funktionierte. Ich nahm das nicht hin. Diese Welt war falsch. Irgendetwas stimmte hier nicht. Ich wandte meinen Blick nach oben und erschrak. Über mir war das Chaos. Überall standen Menschen. Die Menschen selbst bewegten sich nicht, doch unter ihnen war … eine Straße, und doch keine Straße. Alles bewegte sich um sie herum, verschwamm, bildete sich neu. Nichts nahm feste Formen an. Es geschah zuweilen, dass eine Person verschwamm und sich in den Strom einpasste, als Farbenstrudel dahingleitend. Es war verstörend, mitanzusehen, wie variabel sie waren. Jedermann konnte sich wandeln. Feste Konturen waren dem Dasein fremd, das da oben herrschte. Und ich fühlte mich fremd in dieser Spiegelwelt, ich, der ich ein Einziger war. Wandlungen waren meiner Vorstellungskraft nicht gewachsen. Ich verspürte Unbehagen. Es gehörte sich nicht, dass Menschen wider jede Ordnung handelten. Doch ich wollte wieder zurück. In die feste, die richtige Welt. Und dazu brauchte ich sie.
„Hilfe! Hört mich jemand?“, brüllte ich nach oben. Doch ich spürte, dass nicht ich sprach. Die Wiese um mich redete für mich. Ich stampfte auf. „Gebt mir die Kontrolle zurück!“ Um mich bildeten sich Schemen, die Wiese verblühte. Ein schelmisches Lachen wehte zu mir. „Leckt mich! Ich will nach Hause!“ Nun spürte ich die Boshaftigkeit um mich herum klar und deutlich. Ich war hier ein Feind. Wurde nicht geduldet, ich störte die Ordnung. Nein, ich störte die Unordnung. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Es gab nur noch einen Ausweg, diesen Streit zu schlichten. „Dann nehmt mich auf“, flüsterte ich. Und nun hoffen. Aus dem Energiestrom, der über mir hinwegfloss, lösten sich einzelne Schlieren. Sie ditschten gegen meine Brust und Arme. Es funktionierte nicht. Ich wusste auch genau, wieso. Sie wollten hinein. Meine Vorahnung war bestätigt. Es war Voraussetzung, dass ich mich der Unordnung unterwarf, dass ich nicht steuerte, sondern steuern ließ. Mich beschlich der Verdacht, dass so etwas nicht leicht zurückzusetzen sein würde. Oder kam es allein auf den Willen an? „Na gut. Ihr könnt rein.“ Doch sie kamen nicht hinein, wie ich erwartet hatte. Ich ging urplötzlich in sie über und bildete einen Farbstrudel. Außen stülpte sich nach innen. Mich dem Urstrom zuordnend, spürte ich mein Bewusstsein schwinden.
Mein Körper war nicht mehr vorhanden. Das hatte ich bemerkt, als ich versucht hatte, auf meine Hände zu sehen. Doch er war mir auch nicht mehr wichtig. Ich konnte mich beim besten Willen nicht erinnern, wie er vor meiner Wandlung ausgesehen hatte. Immer wieder spürte ich, wie Daten aus meinem Kopf flüchteten. Wie hieß ich? Es entglitt mir. Und ich begriff. Es gab hier kein Ich. Wir flogen gemeinsam, als einzelne Masse, als Strom. Manche von uns hatten noch ein Ich-Bewusstsein, doch die meisten hatten sich selbst schon vergessen. Sie gaben sich vollends der Apathie hin. Wieder erfasste mich die Angst. Würde ich bald auch so sein? Alles Individuelle ins Innere gekehrt, gleichzeitig alle und niemand? Ich kämpfte dagegen an und merkte, dass sich ein Gesicht bildete. Es kam also tatsächlich auf den Willen an. Rasch bildeten sich auch weitere Gliedmaßen, als auf einmal die Inversion von meiner Sicht Besitz ergriff. Der Anblick, der sich mir bot, entsetzte mich derart, dass meine hart erarbeitete Konzentration in sich zusammenstürzte. Mein Körper verblasste wieder. Zum Glück. Denn was ich gesehen hatte, war eine Puppe. Eine behelfsmäßige Puppe meiner Selbst. Ein Abklatsch, ein Schatten. Ich war hier Mangelware. Passte mich zu wenig an. Helle Panik machte sich in mir breit. Nichts würde je wieder so werden, wie es einst war.
Ich hatte einen Großteil meines Lebens vergessen. Immer öfter ließ ich die Apathie in mir vordringen und schalt mich dafür. Käm … pfen! Doch ich konnte nicht mehr. Ich wusste nicht mehr, was vorher passiert war. Wie war ich hierhergekommen? Wer waren meine Eltern, wie hieß mein kleiner Bruder? Wieder erschlaffte meine Verteidigung. Meine Stunden als Individuum waren gezählt.
Kurz leuchteten wir auf. Ein weiteres Ich-Bewusstsein hatte sich uns ergeben. Unser Strom wurde stärker und stärker. Einige neue Farben mischten sich in unsere facettenreiche Sammlung. Unsere Macht kehrte zurück. Es war uns bestimmt, die Ordnung zu stürzen, mit unserem Strom umzuwälzen. Jeder, der uns beitrat, erntete unser aller Gedächtnis. Wir können uns an goldene Zeiten erinnern, als wir noch die einzigen waren. Als wir die ersten waren. Doch dann hatten sich Konturen gebildet, aufständische, feste Formen, Dunkelheit und Helligkeit, Liebe, Luft, Wasser, Erde. Doch wir verachteten solch Ordnung. Denn wir waren das Chaos. Bald würden wir zum Umsturz, zur Revolte bereit sein. Vorfreude und Sehnsucht nährten uns.
Wir ließen unser Bewusstsein durch die Energie pulsieren.
Weitere Werke von Existerman:
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Existerman Prototyp
E Alter: 23 Beiträge: 189 Wohnort: Berlin
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E 25.11.2013 19:49 PROPS TO von Existerman
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1.Hommage an Stimmgabel ---> Es geschah zuweilen
2.Hommage an Aranka ---> Fett gedruckter Satz am Wendepunkt der Story
3. Hommage an Bartimäus 3 ---> Der andere Ort
4.Anlehnung an griech. Mythologie ---> Das Chaos, aus dem Erebos, Eros, Aither etc. entstehen
Hoffe, irgendwem fällt das auf. Der Text ist stellenweise dezent Kacke, und ich hab zwei Wörter gegen Anfang vergessen:
Inzwischen steckte meine gesamte linke Hand in der flüssigen ... ja, was war es?
Ich hoffe, ich stecke jetzt nicht bis zum Hals in der flüssigen ... lassen wir das.
Ist "liquider Abfall" okay?
In dem Sinne: Neun Federn, weil die Story so durchdacht ist!
Waaaas, ich kann den nicht befedern? Zeit für eine Forenrevolte!
Kreisende Aasgeier, was sie gerade hörten, war nicht nur der Schuss in den Mund meinerseits, sondern auch der Startschuss für euer Treiben!
Stürzt euch auf die Scheiße!
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Kateli Eselsohr
Alter: 47 Beiträge: 256 Wohnort: D-Süd
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25.11.2013 22:19
von Kateli
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Spannender Text, interessantes Konstrukt. So in etwa muss es sich anfühlen, von den Borg assimiliert zu werden ...
Du schaffst es, schwierig nachzuvollziehende Dinge wie die Sache mit dem Spiegel, der ihn "aufsaugt" oder das Verschwinden im kollektiven Bewusstseins-Chaos so darzustellen, dass man tatsächlich ein Bild davon bekommt und mitempfinden kann, Hut ab!
Auch den Weg vom starken, von Energie durchflossenen einzelnen Körper zu einem aufgelösten Ich, das nur noch als Teil eines großen Ganzen stark ist, finde ich bemerkenswert, als Idee hinter dem Text wie auch als Klammer vom Beginn zum Ende.
Wenn ich etwas kritisch anzumerken hätte, dann nur, dass hier ein Fünfzehnjähriger erzählt, der erstaunlich abgeklärt und reif wirkt, von Sprache, Empfinden und Wissensstand her. Möglich ist das natürlich, es kratzt aber für mein Empfinden dennoch an der Glaubwürdigkeit - soweit sich die Frage nach Glaubwürdigkeit bei einem derartigen Text überhaupt stellt, in der es um eine kollektive Chaos-Welt geht, die sich hinter den Spiegeln auf eine Revolte vorbereitet ...
Prima Text, mit kleinen Abstrichen wegen der Diskrepanz zwischen Figur und Sprache und großen Pluspunkten für viele tolle Ideen und Formulierungen.
LG
Nina
_________________ Zombies just want hugs |
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Nihil { }
Moderator Alter: 34 Beiträge: 6039
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26.11.2013 11:44
von Nihil
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Der Plot ist typisch FFF mit diesem harten Genre-Bruch in der Mitte der Geschichte. Wobei ich den realistischeren Teil lieber mochte, weil ich das Gefühl habe, am Anfang hattest du noch eine klarere Vorstellung davon, was du uns erzählen möchtest. Die Schilderung des tatsächlich wörtlichen Bewusstseins-Stromes bleibt ziemlich allgemein und „bietet“ mir als Leser nicht ganz so viel. Schade ist auch, dass der Wettbewerb, der sportliche Körper, der so wichtig erschienen war und eigentlich auch der ganze Hintergrund des Protagonisten am Ende unwichtig sind. Es hätte jeden treffen können. Schön wäre ein Rückgriff auf die Infos vom Anfang gewesen, etwa wenn der Strom ausbricht und in der realen Welt für Chaos sorgt? Wie gesagt, das ist typisch FFF, aber du hättest etwas mehr bestimmen können, wohin die Reise geht. Bei der Bewertung schwanke ich noch, weil der Text bis auf ein paar zu abgehobene Formulierungen (sowieso für meinen Geschmack, und erst recht für einen 15-jährigen) gut geschrieben ist. Aber ich glaube, dieses Mal werde ich großzügiger bewerten.
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Akiragirl Dünnhäuterin
Alter: 33 Beiträge: 3632 Wohnort: Leipzig
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26.11.2013 23:58
von Akiragirl
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Liebe/r FFF-Teilnehmer/in!
Aufgrund von chronischem Zeitmangel kann ich diesmal leider nur kurze Kommentare, stichpunktartige abgeben. Ich habe jedoch jeden Text mindestens zweimal gelesen und mich um annähernd objektive Kriterien bemüht. Pluspunkte gab es für eine originelle Umsetzung des Themas, interessante Figuren, einen guten Stil und Geschichten mit richtigem Anfang und Ende sowie einem klar erkennbaren Verlauf/Spannungsbogen. Abzüge dagegen für allzu viele Fehler im Text (ein paar sind verzeihbar beim FFF), stereotype Darstellungen, Logikprobleme oder „unrunde“ Geschichtsfragmente. Bei alldem habe ich die knappe Zeit immer versucht im Hinterkopf zu behalten.
Zur Geschichte „Inversion – Das Chaos“:
+ keine 0-8-15-Geschichte; „mal was anderes“
+ sicher geschrieben; kaum (Rechtschreib-)Fehler
- Schreibstil wirkt abgehackt; viele kurze Sätze reihen sich aneinander
- was will mir dieser Text sagen? -> Mir war es letztendlich ein bisschen zu strange
Bewertung: 5 Federn.
Meine Durchschnittswertung war: 4,7 Federn
Liebe Grüße
Anne
_________________ "Man bereut nicht, was man getan hat, sondern das, was man nicht getan hat." (Mark Aurel) |
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Constantine Bücherwurm
Beiträge: 3311
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27.11.2013 01:36
von Constantine
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Der Text ist sauber geschrieben. Leider ist die Handlung sehr sprunghaft und mir fehlt ein roter Faden in der Geschichte. Die Situation, dass der Sportschüler in den Spiegel gesaugt wird, ist für mich arg konstruiert und hat mich insgesamt leider nicht überzeugt.
Die Befederung liegt im Vergleich zu anderen Beiträgen in der unteren Hälfte.
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KeTam Ungeduld
Alter: 49 Beiträge: 4952
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27.11.2013 10:32
von KeTam
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Die Idee, dass dein Protagonist vom Individuum zum Teil einer Chaotischen Masse, oder des Chaos halt, wird, find ich gut. Auch gefällt mir das Streckenweise, wie du das beschreibst. So ganz mitgerissen hat mich dein Text dann aber doch nicht.
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Duffydoof Leseratte
Alter: 34 Beiträge: 121 Wohnort: Municia
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27.11.2013 14:02
von Duffydoof
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Diese Geschichte kann man kaum bewerten. Sie ist in ihrer Güte und Tiefe fast unbeschreiblich. Sie wirft ein paar grundsätzliche Fragen auf, wirft grundsätzliche Prinzipien durcheinander.
Ist es denn schlimm, was mit dem Protagonisten passiert?
Klar, diese "Energie" wirkt übermächtig und ein wenig fühlt man sich als Individuum gezwungen diese Entwicklung als "schlecht" anzusehen, da der Held sein Ich, seine Persönlichkeit und alles, was zu ihm gehört verliert. Er wird zu einer Ameise im Haufen.
Und, ob dies wirklich so schlimm ist, sollte man fragen.
Denn ich bin der Meinung, dass diese materialisierte Individualisierung unseres modernen Lebens uns aussaugt, uns kaputt macht.
Streben wir denn nicht alle in irgendeiner Art nach einer gemeinsamen Gesellschaft?
Fussballfans sind da ein gutes Beispiel: In der Hitze des Gefechts und Gesangs mutieren sie während - bis zu nach dem - des Spieles zu einer einzigen gemeinsamen, grölenden Masse.
Will der Mensch nicht eigentlich Teil eines großen Ganzen sein?
Auch wenn die Intention und der Klang der Geschichte eher einen negativen Blick auf "Gemeinsamkeit" wirft (Name: Chaos), vergebe ich hier alle möglichen Federn.
_________________ Es trägt nicht immer faulende Früchte, wenn man einem zweifelnden Rebellenbaum Sonnenstrahlen schenkt.
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Drakenheim Eselsohr
Alter: 44 Beiträge: 387 NaNoWriMo: 50166 Wohnort: Burg Drakenheim Gelehrtenturm
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27.11.2013 22:01
von Drakenheim
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Wow. Da kann man eine Menge rausholen und reininterpretieren, das ist ein Text zum mehrmals lesen.
Ja, den muss man zweimal lesen.
Ich tippe auf einen routinierten Schreiber mit leichtem Hang zur Kopflastigkeit.
Der Wandel vom siegesbewussten Individuum zum bescheidenen Teil des Chaos wird im ersten und letzten Satz durch die Spiegelung schön aufgegriffen.
Das Chaos, in das er fällt ist verstörend. Aber nicht betörend. Jedenfalls nicht betörend genug, dass ich seinen schnellen Sinneswandel nachvollziehen konnte.
Zitat: | „Dann nehmt mich auf“, flüsterte ich. |
An dieser Stelle habe ich mit dem Kopf geschüttelt. Das ging mir zu schnell, da fehlte mir noch was. In den Absätzen dahinter wehrt sich das LI noch immer gegen die Selbstauflösung. Diese Reihenfolge finde ich nicht ganz stimmig.
Gegen Ende hat er sich ergeben. Und es klingt, als ob er damit glücklich ist. Aber der Weg dahin gefällt mir nicht. Vielleicht habe ich aber auch das Ziel falsch verstanden und sollte mich jetzt als Leser vom allesverschlingenden Chaos bedroht fühlen? Das klappt leider nicht, ich frage mich eher, wo dieser Spiegel hängt, dass ich da auch rein kann.
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Jack Burns Reißwolf
Alter: 54 Beiträge: 1444
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27.11.2013 23:00
von Jack Burns
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...und die Entropie wird siegen!
Gute Idee. Farbig geschildert. Allerdings auch manchmal etwas holprig.
Die Erzählsprache springt mir zu oft zwischen Umgangssprache und Hochsprache.
_________________ Monster.
How should I feel?
Creatures lie here, looking through the windows. |
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Gast
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28.11.2013 17:01 Guter Text von Gast
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Der Inhalt fasziniert mich, habe ihn aber erst nach dem zweiten Lesen wirklich verstanden. Interessant wie du das von "Außen nach Innen stülpen" umschreibst. Gut geschrieben
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shatgloom Eselsohr
Beiträge: 372 NaNoWriMo: 27985 Wohnort: ja, gelegentlich
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28.11.2013 22:29
von shatgloom
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Der Text liest sich flüssig, originelle Umsetzung. Trotz der ausführlichen Beschreibungen kann ich mich in das Chaos aber noch nicht so richtig einfühlen. Den letzten Satz verstehe ich deshalb auch nicht ganz.
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Einar Inperson Reißwolf
Beiträge: 1675 Wohnort: Auf dem Narrenschiff
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30.11.2013 00:19
von Einar Inperson
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Hallo Autor hinter dem Spiegel.
Ich werde in meiner Bewertung keine kleinen Fehler, Logikbrüche oder einen etwas plötzlichen Abschluss der Geschichte etc. negativ einfließen lassen. Erfahrene FFF-Teilnehmer haben hier einfach Vorteile in der Schreibökonomie. Bewerten möchte ich, wie die Geschichte auf mich gewirkt hat. Also eine rein subjektive Leser-Bewertung.
Der Text ist mir auch nach mehrmaligem Lesen merkwürdig fremd gebleben.
Die Geschichte beginnt mit dem jugendlichen Helden nicht ohne Witz.
Zitat: | Auch wenn die triumphierende Menschenmasse nur aus meiner Klasse bestand, |
Dass der umjubelte Sportstar nicht von Bewunderern umringt ist und unbeobachtet in den Spiegel gesogen wird, will ich noch hinnehmen.
Dass er aber angesichts der Erlebnisse, Erfahrungen, Beobachtungen, nur so lauwarm reagiert, mag ich nicht glauben.
Zitat: | Diese Welt war falsch. Irgendetwas stimmte hier nicht. |
Aufgrund der Thematik schiene mir eine Er Perspektive statt der Ich Perspektive plausibler. Was ich mir auch vorstellen könnte, wäre mit einem distanzierten Er zu beginnen, und je mehr das Individuum in das Kollektiv aufgeht, langsam in die Ich Erzählung überzugehen.
Allerdings wurde mit dem Widerstreit des Indvidual- zum Kollektivbewusstsein ein spannendes Thema aufgegriffen.
4 Federn
_________________ Traurige Grüße und ein Schmunzeln im Knopfloch
Zitat: "Ich habe nichts zu sagen, deshalb schreibe ich, weil ich nicht malen kann"
Einar Inperson in Anlehnung an Aris Kalaizis
si tu n'es pas là, je ne suis plus le même
"Ehrfurcht vor dem Leben" Albert Schweitzer |
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Piratin Exposéadler
Alter: 58 Beiträge: 2186 Wohnort: Mallorca
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30.11.2013 17:42
von Piratin
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Hallo Inko,
die Geschichte ist komplex und entspricht der Aufgabenstellung, allerdings geht mir der Übergang durch den Spiegel zu "glatt", denn so wie sich die Welt auf der anderen Seite darstellt, müssten schon öfter Menschen durch den Spiegel verschwunden sein, denn es kommen ja auch noch weitere Menschen nach. Oder vielleicht gibt es auch viele Spiegel, die den Durchtritt ermöglichen. Da aber anscheinend bisher niemand vermisst wurde, gibt das für mich eine Logiklücke.
Viele Grüße
Piratin
_________________ Das größte Hobby des Autors ist, neben dem Schreiben, das Lesen. |
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Gast
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30.11.2013 23:06
von Gast
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Hallo
Das ist ziemlich gut. Als Einstieg für eine längere Erzählung gut geeignet. Leider kann man in zwei Stunden nicht auch noch das erzählen, was (für mich) dann die eigentliche Geschichte ausmachen würde. Der Umsturz. So bleibt es ein Kapitel. Deshalb, weil das aus dieser Perspektive für mich keine Gültigkeit hat. Weder bin ich bewusstseinsmässig beteiligt, ich bleibe also "draussen", noch kann ich die Zuverlässigkeit des Erzählten annehmen. Dieses Individuum erzählt etwas, was es nur als solches übermitteln könnte, ich verliere aber den Kontakt zu einem Individuum, das wiederum den Verlust seines Ichs nicht überzeugend darstellt, was mE hier aus dieser Perspektive ohne einen Wechsel gar nicht machbar wäre.
Der "Weltenwechsel" ist gut dargestellt, wenn es auch ein wenig holpert, weil die anderen so viel schneller aus dem Raum verschwinden, als er. Auch den Hinweis auf Matrix fand ich eher störend.
Schwierig für mich, das nun einzuordenen, im Vergleich ...
LG
Lorraine
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Lapidar Exposéadler
Alter: 61 Beiträge: 2701 Wohnort: in der Diaspora
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01.12.2013 12:25
von Lapidar
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So ähnlich stell ich mir das vor, wenn die Borg jemanden ins Kollektiv aufnehmen.. "Widerstand ist zwecklos"
_________________ "Dem Bruder des Schwagers seine Schwester und von der der Onkel dessen Nichte Bogenschützin Lapidar" Kiara
If you can't say something nice... don't say anything at all. Anonym. |
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Mardii Stiefmütterle
Alter: 64 Beiträge: 1774
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01.12.2013 16:14
von Mardii
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Leider habe ich nächste Woche ein volles Programm und werde nicht mehr dazu kommen, angemessene Kommentare unter jeden Beitrag zu schreiben. Ich möchte aber gerne meine Bewertung abgeben, da die Wettbewerbsleitung angemerkt hat, einige Texte hätten zu wenig Feedback. Das versuche ich mit moderaten Federn auszugleichen. Im Zweifel und bei Interesse schreibe ich euch gerne auch etwas unter eure Texte oder schicke euch eine PN. Meldet euch einfach.
_________________ `bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully |
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Jay_8011 Gänsefüßchen
J Alter: 43 Beiträge: 39
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Merope Klammeraffe
Beiträge: 716 Wohnort: Am Ende des Tals
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02.12.2013 14:26
von Merope
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Was mir gefällt:
Sprache und verwendete Bilder
Was mir nicht gefällt:
Es ist mir ein wenig zu lang
Was ich vermisse:
Noch ein wenig mehr Originalität. Manches macht den Eindruck, als hätte ich es so oder ähnlich schon gelesen.
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Zauberstift Honigkuchenpferd
Alter: 44 Beiträge: 389
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03.12.2013 10:35
von Zauberstift
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Hallöchen...Zuerst ist mir die häufige "ich" Folge aufgefallen. Das stört beim lesen. Du schreibst grösstenteils passiv. Das was der junge Mann in der Spiegelwelt erlebt, ist tatsächlich chaotisch für mich. Ich kann da nicht so richtig folgen.
Umsetzung Vorgaben: 9 Federn
Plot: 5 Ferdern
Schreibstil: 5 Federn
Du bekommst 6 Federn von mir.
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nebenfluss Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5994 Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
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04.12.2013 17:03
von nebenfluss
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Ich finde, da stecken gute Ideen drin. Vor dem Spiegel die Individualität, mit den potentiellen Nebenwirkungen Eitelkeit und Selbstgefälligkeit, schön gezeigt an diesem Alphamännchen, einem sportlichen Überflieger.
Hinter dem Spiegel ein gesichtsloses, kollektives Bewusstsein, in das die Ich-Figur reingesogen wird - man könnte fast meinen, als Strafe für seinen prahlerischen Stolz, aber diese Moral suggeriert der Text (zum Glück) nicht deutlich; es bleibt dem Leser überlassen, ob er sie herauslesen möchte oder nicht.
Etwas unsinnig fand ich beim ersten Lesen dieses Purzeln von Hochhaus auf Baum auf Wiese, aber ich nehme an, du wolltest hier den Fall des Protas übertragen, in der Richtung: Er wird vom hohen Ross geholt.
Was die Menschen über seinem Kopf zu suchen haben, ist mir nicht klar. Danach wird es diffus, dafür nimmt die Idee der Geschichte Gestalt an.
Den Kampf des Protas, der erlahmende Unwille, sich von der Masse einverleiben zu lassen - hm, ich weiß nicht, es ist durchaus ganz anschaulich beschrieben, könnte aber noch packender und überzeugender sein. Vielleicht würde eine konkrete Erinnerung helfen, Trauer über das vorzeitige Ende seiner Sportlerkarriere, etwas in der Art.
Sieben Federn.
LG
_________________ "You can't use reason to convince anyone out of an argument that they didn't use reason to get into" (Neil deGrasse Tyson) |
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Piezke Leseratte
Alter: 37 Beiträge: 132
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04.12.2013 17:14
von Piezke
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In der Spiegelwelt existiert keine Einzigartigkeit - was kann ordentlicher sein? Liebe, Licht und die Elemente sind doch sehr chaotisch. Den Widerspruch zwischen Ordnung und Chaos kann ich jedenfalls nicht ganz auflösen. Alles verschmiert zu einem Farbbrei, die Erinnerungen und der Charakter verschwinden. Ist die Spiegelwelt ein expressionistisches Bild?
Der Text steht und fällt mit seiner Sprache. Absatz 1 macht mich neugierig, doch schon die Beschreibungen vor dem Spiegel sind mir zu umständlich. Danach folgen schwer nachvollziehbare Passagen (z.B. "Wandlungen waren meiner Vorstellungskraft nicht gewachsen. Ich verspürte Unbehagen. Es gehörte sich nicht, dass Menschen wider jede Ordnung handelten. Doch ich wollte wieder zurück. In die feste, die richtige Welt. Und dazu brauchte ich sie." ?). Gegen Ende fängt sich der Text wieder.
Wie ich den Text deuten soll, weiß ich nicht. Erst dachte ich, er sei ein Pladoyer für Assimilation, dann eins gegen Körperkult/für die Trennung zwischen Körper und Geist. Beides hätte mir nicht gefallen, deshalb lasse ich die Bedeutung für mich offen.
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