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Autor |
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nilswundertsich Leseratte
Alter: 32 Beiträge: 101
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23.11.2013 02:53 heimweg von nilswundertsich
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Hi ho. Was haltet ihr von Adjektiven? Dürfen sie doch so dominant sein wie hier bei mir? Wenn nicht, wie kann ich dem in diesem Gedicht aus dem Weg gehen, ohne dabei die Wortschöpfungen fallen zu lassen? Ich bin mir nicht ganz sicher, da es mir Spaß macht, diese Wörter neu zu schaffen, wie ich sie brauche, allerdings sagt man ja auch, dass Adjektive einen Text statisch werden lassen, während Verben ihn voran treiben. Bei diesem Gedicht kann ich das aber noch nicht ganz einordnen.
heimweg
lippenbehutsam berühren sich
zähneknirschend blüten treibende
erinnerungen
gießen aufbruch und traum
als heißen stahl
vor meine tumb tauenden füße
fingervergessen fahre ich
über eine andere hand
hinbetrunken torkeln
die vergangenheiten, zeitstrahlen
um meine tumb tauenden füße
die mich am ende dieser trümmertage
immer noch tragen
Weitere Werke von nilswundertsich:
_________________ Du, Hase?, sagte der Bär. Bist du auch so müde?
Ja, sagte der Hase. Lass uns schlafen gehen.
Und Hase und Bär schliefen bis an ihr Lebensende. |
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Angst Scheinheiliger
A Alter: 33 Beiträge: 1571
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A 23.11.2013 12:28
von Angst
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Hi nilswundertsich (worüber?)
Nicht nur mit Adjektiven, auch mit Wortneuschöpfungen sollte man vorsichtig umgehen. Wenn sie in Anhäufung auftreten, kann das bemüht wirken. Ich befürchte, das ist hier der Fall. (Lasse mich aber gerne vom Gegenteil überzeugen.) Adjektive müssen treffend sein, aber hier beissen sie sich und lösen sich gegenseitig auf. Anders gesagt: Mein Vorstellungsvermögen scheitert an deinen Beschreibungen. Ich will das an der ersten Strophe näher ausführen:
nilswundertsich hat Folgendes geschrieben: | lippenbehutsam berühren sich
zähneknirschend blüten treibende
erinnerungen
gießen aufbruch und traum
als heißen stahl
vor meine tumb tauenden füße |
lippenbehutsam gefällt mir, aber es steht im (absichtlichen?) Kontrast mit zähneknirschend. Wie kann etwas die Zähne knirschen und lippenbehutsam sei? Kann ich mir nicht vorstellen. Ausserdem habe ich keine Ahnung, wie ein zähneknirschendes Blütentreiben aussieht. Und wie sieht es aus, wenn etwas tumb taut? Du merkst, auf welches Problem meine Fragen hinaus laufen: Ich habe keine Anschauung von der beschriebenen Szene.
Im Wissen, dass das nicht in deinem Sinne ist, schlage ich folgende Alternative vor:
lippenbehutsam berühren sich
blüten treibende erinnerungen
giessen aufbruch und traum
als heissen stahl
vor meine tauenden füsse
Oder sogar:
behutsam berühren sich
blüten treibende erinnerungen
giessen aufbruch und traum
als heissen stahl
vor meine tauenden füsse
Besser? Ich jedenfalls finde es pointierter. Immerhin kommen die Erinnerungen, die Blüten treiben, klarer zum Vorschein. Vorher wurde dieses Bild von den Adjektiven verschluckt.
Sorry, ich nehme schnell die Schere in die Hand. Die andere Möglichkeit wäre, genauer zu beschreiben, was du mit tumb meinst. Oder den Zähnen im Bezug auf die Blüten. Und so weiter. Hoffentlich kannst du ein bisschen was mit meinen Ausführungen anfangen. Übrigens: Die trümmertage in der letzten Strophe find ich klasse!
_________________ »Das Paradox ist die Leidenschaft des Gedankens.«
— Søren Kierkegaard, Philosophische Brosamen,
München: Deutscher Taschenbuch Verlag, S. 48. |
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