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Meine Schuld


 
 
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Vincent Vice.
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 33
Beiträge: 428
Wohnort: Heute


Beitrag17.10.2013 11:05
Meine Schuld
von Vincent Vice.
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Meine Schuld

Ich hätte es tun können.
Ich hätte ihr helfen können.
Doch ich tat es nicht.

In meinen Augen waren wir schon immer Konkurrenten.
Und sie war immer die Bessere. Sie war die Ältere. Bei ihr war alles neu.
Wenn sie etwas erreichte, wurde sie beglückwünscht.
Bei mir sagte man stattdessen Dinge, wie: "Jetzt tritt er endlich in ihre Fußstapfen.", oder: "Warum hast du es denn nicht gleich so wie sie getan?"
Deshalb wollte ich sie wohl so unbedingt überholen.
Einmal der Erste sein.
Nur ein einziges Mal der Bessere sein.
Ich entschied mich für eine anspruchsvolle Ausbildung.
Einen gehobenen Freundeskreis.
Alles was sie sie falsch machte, versuchte ich richtig zu machen.

Als sie irgendwann zu mir kam und Hilfe brauchte, nahm ich das nicht ernst. Ich schaute traurig und nickte verständnisvoll.
Doch innerlich feierte ich einen Sieg.
Nun war es offiziell: Ich war der Bessere.
Eines Tages verschwand sie dann. Über Nacht.
Was hätte sie auch tun sollen?
Von mir bekam sie schließlich keine Hilfe.

Lange Zeit hörte ich gar nichts mehr von ihr.
Fast zwei Jahre.
Ich versuchte sie zu vermissen.
Versuchte mir einzureden, dass ich traurig bin.
Aber es funktionierte nicht. Ganz gleich, wie sehr ich es wollte.

Irgenwann kam dann der Anruf meiner Mutter. Völlig unvermittelt.
Man hätte sie gefunden. Es ging ihr nicht so gut und sie wäre in Behandlung.
Drogenpsychose.
Irreparabel.
Mein Verstand brauchte eine Weile um diese Worte zu verstehen.
Irreparabel.
Ich muss an ein kaputtes Auto denken. Oder einen Fernseher.
Aber nicht an meine Schwester.

Nun besuche ich sie ein- oder zweimal die Woche.
Ich höre ständig Dinge, wie: Besuchszeiten.
Oder: Hilfeleistung.
Tatsächlich ist ein normales Gespräch mit ihr kaum noch möglich.
Längere Sätze sowieso nicht.
Daran gewöhnt man sich.
Die schlimmsten Tage bleiben jedoch die, an denen sie mich anlächelt.
Ihr Lächeln ist voller Liebe. Und Dankbarkeit, weil ich für sie da bin.
Dafür hasse ich mich.

Inzwischen weiß ich:
Ich bin tatsächlich der Stärkere von uns beiden.
Ich wäre sogar stark genug gewesen, um für sie da zu sein.
Doch ich habe sie fallen lassen.

Heute sagt die Ärztin zu mir, dass sich jeder einen Bruder wie mich nur wünschen könnte. Sie sagt, es sei dem Himmel zu verdanken, dass es mich gibt.
Ich lächle bescheiden und schüttle den Kopf.
Dann verlasse ich fröhlich winkend die Klinik.
Nachdem ich um die Kurve gefahren bin, schlage ich schreiend mit voller Wucht auf mein Amaturenbrett ein.
So lange bis ich vor Schmerz keine Faust mehr bilden kann.

Ich hätte es tun können.
Ich hätte ihr helfen können.
Doch ich tat es nicht.



_________________
Wenn der scheiß Berg nicht zum Propheten kommt, fahr ich halt ans Meer.
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Gamone
Geschlecht:weiblichEselsohr
G

Alter: 46
Beiträge: 360
Wohnort: NRW


G
Beitrag18.10.2013 15:08

von Gamone
Antworten mit Zitat

Moin Vince!

Eine Frage zu Beginn: warum hier? Du bist doch nicht neu.

Zum Text:
der ließt sich gut für mich. An ein paar Stellen holperts noch, aber nichts Wildes. Z.B. : "Warum hast du es denn nicht gleich so wie sie getan?" Das finde ich umständlich formuliert.
Ich mag auch das, was der Text aussagt. Eine Situation, in die jeder leicht kommen kann. Es muss ja nicht so tragisch enden.
Super!

Zitat:
Alles was sie sie falsch machte, versuchte ich richtig zu machen
Wink

LG
Gamone


_________________
Gut ist besser als schlecht!
*H.S.*

***

... du solltest öfters vom Dach springen ...
*Lapidar*
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jck5000
Schneckenpost
J


Beiträge: 9



J
Beitrag18.10.2013 19:37

von jck5000
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Ich find's super. Traurig, aber super. Auch wenn es mich sehr irritiert hat, dass "ich" männlich ist, am Anfang wirkt es wie Freundinnen.
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Smeagollum
Erklärbär
S

Alter: 34
Beiträge: 4



S
Beitrag18.10.2013 23:55
Re: Meine Schuld
von Smeagollum
Antworten mit Zitat

Hey Vincent,

mir hat der Text sehr gut gefallen! Er liest sich sehr flüssig und du schaffst es mit wenigen Worten, ein interessantes Thema auf den Punkt zu bringen.
Anbei noch ein paar kleinere Verbesserungsvorschlage:

Vincent Vice. hat Folgendes geschrieben:
Meine Schuld

Ich hätte es tun können.
Ich hätte ihr helfen können.
Doch ich tat es nicht.

In meinen Augen waren wir schon immer Konkurrenten.
Und sie war immer die Bessere. Sie war die Ältere. Bei ihr war alles neu.
Wenn sie etwas erreichte, wurde sie beglückwünscht.
Bei mir sagte man stattdessen Dinge (kein Komma)wie:  "Jetzt tritt er endlich in ihre Fußstapfen.", oder: "Warum hast du es denn nicht gleich so wie sie getan?" (alternativ: Warum hast du dir nicht gleich ein Beispiel an ihr genommen?)
Deshalb wollte ich sie wohl so unbedingt überholen.
Einmal der Erste sein.
Nur ein einziges Mal der Bessere sein.
Ich entschied mich für eine anspruchsvolle Ausbildung.
Baute mir einen gehobenen Freundeskreis auf.
Alles, was sie sie falsch machte, versuchte ich richtig zu machen.

Als sie irgendwann zu mir kam und Hilfe brauchte, nahm ich das nicht ernst. Ich schaute traurig und nickte verständnisvoll.
Doch innerlich feierte ich einen Sieg.
Nun war es offiziell: Ich war der Bessere.
Eines Tages verschwand sie dann. Über Nacht.
Was hätte sie auch tun sollen?
Von mir bekam sie schließlich keine Hilfe.

Lange Zeit hörte ich gar nichts mehr von ihr.
Fast zwei Jahre.
Ich versuchte sie zu vermissen.
Versuchte mir einzureden, dass ich traurig bin.
Aber es funktionierte nicht. Ganz gleich, wie sehr ich es wollte.

Irgendwann kam dann der Anruf meiner Mutter. Völlig unvermittelt.
Man hätte sie gefunden. Es ginge ihr nicht so gut und sie wäre in Behandlung.
Drogenpsychose.
Irreparabel.
Mein Verstand brauchte eine Weile, um diese Worte zu verstehen.
Irreparabel.
Ich musste an ein kaputtes Auto denken. Oder einen Fernseher.
Aber nicht an meine Schwester.

Nun besuche ich sie ein- oder zweimal die Woche.
Ich höre ständig Dinge (kein Komma) wie: Besuchszeiten.
Oder: Hilfeleistung.
Tatsächlich ist ein normales Gespräch mit ihr kaum noch möglich.
Längere Sätze sowieso nicht.
Daran gewöhnt man sich.
Die schlimmsten Tage bleiben jedoch die, an denen sie mich anlächelt.
Ihr Lächeln ist voller Liebe. Und Dankbarkeit, weil ich für sie da bin.
Dafür hasse ich mich.

Inzwischen weiß ich:
Ich bin tatsächlich der Stärkere von uns beiden.
Ich wäre sogar stark genug gewesen, um auch damals für sie da zu sein.
Doch ich habe sie fallen gelassen.

Heute sagt die Ärztin zu mir, dass sich jeder einen Bruder wie mich nur wünschen könne. Sie sagt, es sei dem Himmel zu verdanken, dass es mich gibt.
Ich lächle bescheiden und schüttle den Kopf.
Dann verlasse ich fröhlich winkend die Klinik.
Nachdem ich um die Kurve gefahren bin, schlage ich schreiend mit voller Wucht auf mein Amaturenbrett ein.
So lange bis ich vor Schmerz keine Faust mehr bilden kann.

Ich hätte es tun können.
Ich hätte ihr helfen können.
Doch ich tat es nicht.


LG Smeagollum
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Vincent Vice.
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 33
Beiträge: 428
Wohnort: Heute


Beitrag24.10.2013 15:54

von Vincent Vice.
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo zusammen,

vielen Dank fürs Lesen und kommentieren.

@ Gamone:

wie schön von dir bei diesem Beitrag das erste Kommentar zu lesen. smile
Wieso es bei Einstand steht?

Na weil...
also....
es ist so...

Na gut, ich hab mich einfach im Eifer des Gefechts vertan. Razz
Zufrieden?
Sich kaputt lachen

Freut mich, dass er dir gefallen hat. Ja, du hast recht, einige Stellen sollte ich wohl kürzen oder umformulieren.


Qjck5000

Danke sehr.
Hm. Stimmt, am Anfang könnte man das LI wirklich für eine Sie halten, du hast recht.

@ Smeagollum
Schön dass es dir gefallen hat.
Vielen Dank auch für deine aufmerksame Korrektur.
Mein PC nimmt Gerold nicht an und ich überseh immer alles.
Selbst wenn ich 2316981348764135 x drüber fliege sad


LG und danke für eure Mühe

W


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adelbo
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1830
Wohnort: Im heiligen Hafen


Beitrag27.10.2013 22:29

von adelbo
Antworten mit Zitat

Hallo Vincent Vice

Bin im Moment eher sporadisch hier und nur zufällig an deinem Text hängengeblieben.
Das ist für mich ein wirklich guter Text. Du hast mit wenigen Worten zwei Leben geschildert, die gemeinsam begannen, auseinander liefen und wieder zusammen kamen.
Ein ganz klein wenig stört mich der Ich-Erzähler und ich persönlich würde die letzten drei Zeilen weglassen.

Das ist jetzt ein ganz spontaner Kommentar. Mir gefällt deine Geschichte sehr, sie geht unter die Haut.

LG
adelbo


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„Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel.“

Bertrand Russell
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Vincent Vice.
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 33
Beiträge: 428
Wohnort: Heute


Beitrag28.10.2013 15:56

von Vincent Vice.
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo adelbo,

schön von dir zu hören.
Hast du meine pn bekommen?
Ich hoffe, du bist mir nicht böse...

Freut mich, dass du Gefallen an meinem Text gefunden hast.

Hmm...

Ja, wenn man es so sieht wie du (nämlich, dass die beiden Leben eine tragende Rolle spielen), verstehe ich, dass der Ich- Erzähler stört.
Denn dadurch wird eines der beiden Leben ja automatisch wichtiger, als das andere, oder?

Beim Schreiben war es aber gar nicht beabsichtigt die Leben parallel zu erzählen (auch wenn es mir dann doch passiert ist =D).
Es ging mir eigentlich nur um den Egoismus, bzw. die Rivalität des LI.

Ich weiß auch nicht richtig, wie ich die Motivation für die Handlungen meines LI glaubhaft schildern kann, wenn ich die Perspektive wechsle.

LG und danke für dein freundliches Kommentar, welches mir trotz seiner Kürze viel bedeutet hat.

W


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Mardii
Stiefmütterle

Alter: 64
Beiträge: 1774



Beitrag30.10.2013 02:02
Re: Meine Schuld
von Mardii
Antworten mit Zitat

Moin Vincent,

mir ist dein Text zu plakativ. Er liest sich wie eine heruntergepreschte Beichte, etwas zu sehr an das breite Klischeekino angelehnt.

Um so ein Thema literarisch zu verarbeiten, braucht es eine feine Antenne für die Feinheiten, die Differenziertheit in einer solchen Geschwisterbeziehung. Dann könnte man daraus einen Roman machen.

Bei manchen Sentenzen fordert der Leser geradezu etwas mehr erzählerische Ausgestaltung:

Vincent Vice. hat Folgendes geschrieben:
Irgenwann kam dann der Anruf meiner Mutter. Völlig unvermittelt.
Man hätte sie gefunden. Es ging ihr nicht so gut und sie wäre in Behandlung.
Drogenpsychose.
Irreparabel.
Mein Verstand brauchte eine Weile um diese Worte zu verstehen.
Irreparabel.
Ich muss an ein kaputtes Auto denken. Oder einen Fernseher.
Aber nicht an meine Schwester.


Das empfinde ich als geradezu brachial hingeknallt und mir kommen Zweifel, ob der Autor weiß, wovon er spricht.

Vielleicht ist das ein Rohentwurf, den du zu einer sensiblen Geschichte mit mindestens dreissig Seiten Umfang ausarbeiten könntest. Aber so, sorry, meine harten Worte. Sad

LG
Mardii Smile


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`bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully
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Gast







Beitrag30.10.2013 06:28

von Gast
Antworten mit Zitat

Lieber Vincent Vice,

dein Erzähler scheint ein affektierter und zum Glück auch nachdenklicher Bursche zu sein. Glaubhaft traumatisiert. Das ist dir gelungen.

Möglich wäre aber – zumal, wenn es sich um eine Jugenderzählung handelt – dein gewandelter, weil lernfähiger Protagonist probiert sich in gewaltloser Vernunft. Warum setzt du keine echten Lichtblicke?

Ich unterstelle mal: Armaturenbretter verkloppen ist albern, Schmerz aufwerten gefährlich und die eigene Faust bedauern das Ergebnis …

Grüße
Nach oben
Vincent Vice.
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 33
Beiträge: 428
Wohnort: Heute


Beitrag30.10.2013 11:22

von Vincent Vice.
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Guten Morgen, ihr Beiden,

vielen Dank fürs Reinschauen und kommentieren.

@ Mardii

Schade, dass mein Text deinen Zuspruch nicht finden konnte.
Es ist leider nicht möglich alle Geschmäcker mit einem Text anzusprechen...

Zur Kritik:

Ja, du hast recht.
Ich hätte natürlich die Geschwisterbeziehung weiter ausbauen können.
Ich hätte auch beschreiben können, was für Drogen die Schwester nahm, wann sie auf dem Trip hängen geblieben ist und wie sich das Ganze genau entwickelt hat.

Das wäre für mich aber nicht mehr im Sinne der Sache gewesen.

Denn dann wär meine Geschichte zu einer Anti-Drogen-Story geworden.
Oder zu einer Bruder- Schwesterbeziehungskiste.

Diese Beziehung ist zwar Grundstein für die Emotionen des LI, doch sollte auch nicht in den Mittelpunkt gebracht werden.
Es sollte einfach nur eine Geschichte über eine Person werden, die bereut nicht das Richtige getan zu haben, als es dazu die Gelegheint gab.

Und es ist, wie du sagst:
Wenn ich alles glaubhaft ausbauen und gewissenhaft erklären wollte, wäre das genug Stoff für einen Roman.
In den paar Absätzen blieb mir nicht viel übrig, als die Handlung knapp anzureißen.
Das war mir klar und darauf habe ich mich eingelassen, denn es sollte ja kein Roman werden.

Den Einen gefällts vielleicht, den Anderen nicht. smile

Danke auf jeden Fall für deinen Eindruck.

@Nada

Ja, eine Wandlung des Protas wäre möglich. Aber das würde ja nach den Geschehnissen passieren.
Die Geschichte endet nun einmal hier. Die Zukunft ist offen.
Wenn sich das LI noch wandeln würde, würde das an der Message, die ich ausdrücken wollte vorbei gehen, finde ich.
Ein Lichtblick, bzw. ein neuer Weg des Protas stört die melancholische Stimmung, die ich mit dem Text aufbauen wollte.
Viellecht empfinde ich das aber auch nur so, weil ich kein wirklicher Freund von Happy Ends bin. smile

Klar ist es albern sein Amaturenbrett zu vermöbeln, aber so sind wir Menschen doch.
Wir tun Dinge, die dumm sind.
Ist ja auch albern im Stau rumzubrüllen oder über Regen zu jammern. wink

Ich wollte damit eigentlich nur zeigen, dass das LI nach außen hin emotional unangetastet wirkt (er lächelt die Krankenschwester an und winkt fröhlich zum Abschied), aber innerlich zerrissen ist (kaum um die Kurve, dreht er völlig durch).

Wer es sich beim Lesen einfach machen will, könnte sagen das LI ist ein egoistischer, berechnender Mensch.
Doch eigentlich versucht er natürlich nur seinen Platz zu finden.

Danke für deine Ansicht.

LG und eine frohe Zeit

W


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Gast







Beitrag31.10.2013 10:50

von Gast
Antworten mit Zitat

Lieber Vincent Vice!

Danke für deine Antwort. Der Satz  - So lange, bis ich vor Schmerz keine Faust mehr bilden kann. –  wurde von mir sehr ernst genommen, wie ich sehe, zu ernst.  

Dein LI scheint autoaggressiv zu werden - nicht berechnend oder egoistisch zu sein. Wenn dein Prota ein Suchender ist, und so versteh ich ihn, will er nicht unbedingt einen festen Platz finden. Er ist entsetzt, wie leicht man nett tun kann und innerlich unbeteiligt sein. Aber stimmt das überhaupt? Die ganze Geschichte, der ganze Kerl zeigt doch das Gegenteil.  

Du berichtest eher, beinah wie ein Reporter, da kommt keine melancholische Stimmung bei mir auf. Nicht, wenn dein LI sagt: Dafür hasse ich mich. Da läuten eher meine Alarmglocken.

@ Vincent - Ja, eine Wandlung des Protas wäre möglich. Aber das würde ja nach den Geschehnissen passieren.

Wandlungen geschehen andauernd. Auch während etwas geschieht. Bevor etwas geschieht. Ohne, dass etwas Sichtbares geschieht. Wie in der Natur. Die hat kein kitschiges Happy End. Aber ich weiß, was du meinst. Du wolltest eine innere Erstarrung darstellen, Gefühlskälte … aber die ist fragwürdig, siehe oben … und die kann auch der Versuch sein, sich (abstrakter machend) erst mal rauszunehmen, um besser nachdenken zu können. Das ist dann nicht herzlos, sondern klug.

Ja, dir auch eine frohe Zeit!

Nada
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Vincent Vice.
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 33
Beiträge: 428
Wohnort: Heute


Beitrag31.10.2013 11:05

von Vincent Vice.
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hi Nada,

interessante Gedanken, die du da einringst.

Ist mein Prota wirklich ein Suchender?

Im weitesten Sinne vielleicht schon.
Erst mal bereut er nur.
Man kann daraus vielleicht herleiten, dass er einen neuen Weg einschlagen möchte.
Er ist ja schließlich auch sehr nachdenklich und selbstkritisch.
Aber ich würde ihn erst mal nicht zwangsläufig als Suchenden bezeichnen.
Will es aber auch nicht von der Hand weisen.

Er will auch nicht unbedingt seinen Platz finden (Fehler von mir).
Das WOLLTE er, als er seine Schwester als Rivalin angesehen hat.
Inzwischen weiß er ja, dass es falsch war diesen Platz auf Kosten seiner Sis´ in Anspruch zu nehmen.

Wie kommst du darauf, dass er entsetzt daüber ist, dass man leicht nett tun und innerlich unbeteiligt sein kann?

Ja, das Ganze ist schon ziemlich sachlich gehalten, stimmt.
Hätte es dir besser gefallen, wenn es emotionaler geschrieben wäre?
Ich hatte Angst, dem Leser die Gefühle vorzuschreiben, wenn ich sie genau definiere. War vielleicht unklug von mir.

Ich wollte keine Gefühlskälte darstellen. Eher das Gegenteil.
Was hat den Eindruck bei dir hinterlassen, dass das meine Absicht war?
Das müsste ich ändern.

Danke für die Zeit und deine Gedanken.

LG

W


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Gast







Beitrag02.11.2013 18:28

von Gast
Antworten mit Zitat

Hei Vincent!

Danke! Gerne … freut mich, wenn's dich erreicht …

@ Vincent Vice: Wie kommst du darauf, dass er entsetzt darüber ist, dass man leicht nett tun und innerlich unbeteiligt sein kann?

Weil das jeder durchmacht. Weil er heuchelt und merkt, dass er heuchelt. Beispiel: Anfangs schaut er traurig und nickt verständnisvoll, feiert innerlich aber einen Sieg. Zum Schluss täuscht er, als er fröhlich winkend das KH verlässt, ein Wohlsein vor, das er unmittelbar danach nicht mehr in sich spürt. Er explodiert. Triebabfuhr. Klaffen da Anspruch und Wirklichkeit unerträglich auseinander?


@ Vincent Vice: Ich wollte keine Gefühlskälte darstellen. Eher das Gegenteil.
Was hat den Eindruck bei dir hinterlassen, dass das meine Absicht war?


Der Eindruck kam durch die Zeilenumbrüche. Fast jeder Satz beginnt am Zeilenanfang. Du reißt also optisch ab. Als bräche das LI sofort wieder mit jeder kurz zuvor gemachten Aussage, weil sie weh tut. Gefühlskälte ist Gefühlsstau. Das LI staut Gefühle hinter sich im Eisfach. Und ins Eisfach wird immer nur ganz kurz reingesehen.
Ich lese: „Ich versuchte sie zu vermissen.“ Und nix wie weg. Nächste Zeile.
Ich lese: „Versuchte mir einzureden, dass ich traurig bin.“ Und nix wie weg.

Du brauchst nicht emotionaler schreiben. Und Gefühle werden dem Leser nicht vorgeschrieben, wenn du sie körperlich (z. B. schwitzen) oder seelisch (Unruhe) am LI zeigst. Gib ihnen Namen, ein Umfeld, Kindheit, kurz Leben, Sinne, Vorlieben, Aufeinandertreffen. Alles mögliche, was der Geschichte dient. Deshalb eins noch: Schuld finde ich zu stark, Verantwortung tut’s auch. Gibt der Mutter auch was ab. Vater, Tante, Freundin. Den Politikern. Streetworker. Er ist ja nicht allein auf der Welt.

Bis denn

Nada
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