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Thask
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
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Beitrag21.10.2013 19:22

von Thask
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Hallo,

wollte nur bescheid sagen, dass ich Eure Kritiken nicht vergesse... bin nur gerade etwas im Streß. lol2

Liebe Grüße
Thask
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Thask
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
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Alter: 38
Beiträge: 24
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Beitrag23.10.2013 19:10

von Thask
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Neue Version... der Anfang und das Ende sind vor allem ein wenig anders. Ansonsten kleinere Fehler beseitigt. smile

1. Kapitel

Jasmin konnte ihren Augen nicht trauen. Sie hatten ihren Bruder geschlachtet. »Ihr verdammten Scheißkerle, Drecksschweine, ihr Mörder!« Sie schrie ihre Abscheu heraus. »Oh Gott, Dylan! Komm zu mir zurück! Nein... bitte... Gott, lass das nicht wahr sein! Warum er? Warum nur ... er hatte doch nichts damit zu tun. Ich hasse Euch! Ich werde Euch vernichten! Euch alle! «
Sie sah ihn dort baumeln, ihren sechzehnjährigen Bruder. An seinem linken Fuß aufgehängt, kopfüber. Sein Körper war nackt und sein Hals klaffte offen, wie bei der Schächtung eines Tieres. Sein Blut tropfte noch immer in den Abfluss unter ihm. Ihr Gesicht verzerrte sich vor Schmerz und sie stürzte vor ihm auf die Knie. Nicht mehr fähig ihren Ekel zu bändigen, übergab sie sich vor ihm auf den Boden. Als sich ihr Magen beruhigte, schrie sie sich ihre Seele aus dem Leib. »Für dieses Tat werdet ihr mit Eurem Leben bezahlen! Bei Gott, das schwöre ich Euch!«, und immerzu »Ich werde Euch vernichten!« Dabei wiegte sie sich auf den Knien hin und her und schlug ihre Hände vors Gesicht, bis sie ausgelaugt war und nicht mehr schreien konnte.
»Warum tun sie das? Warum nur?«, begann sie zu wimmern. Sie wollte nicht mehr, nicht mehr kämpfen und nicht mehr leben.
Conor legte seine Hand auf ihre Schulter.
»Lass mich«, sagte sie leise und schwach unter Tränen. Dabei krümmte sie sich unter seiner Berührung zusammen, als wäre sie Gift.
»Willst du Rache für deinen Bruder?« Er packte sie an den Schultern und zog sie zu sich hoch. Sie drehte sich um, blickte ihm mit tränenverschmiertem Gesicht in die Augen und drückte sich schwach an seine Brust.
»Sie werden bald hier sein«, sagte er, streichelte einen Moment über ihr braunes Haar, ehe er ihren Arm umfasste und sie mit sich zog.
Er führte sie auf direktem Wege in Richtung Ausgang des Komplexes, vorbei an den Schlachtbänken, auf denen Fleischbrocken in handliche Stücke zerkleinert und schließlich von Fließbändern abtransportiert wurden. Dies alles geschah automatisch durch die Maschinen der Fabrik. Kreissägen, Fleischhämmern und Hackebeile mit Sensoren auf fahrbaren kistenförmigen Robotern.
Wie in einem Traum nahm sie die Umgebung schemenhaft wahr. Sie blickte nicht zu den Maschinen an ihrer Seite. Doch hörte sie die Schreie sterbender Menschen, die fachgerecht verarbeitet entlang der vergitterten Fließbänder, ihr Ende fanden.
Mit einem Mal blieb Conor stehen, hielt sie noch immer am Arm fest und drehte sich zu ihr um. Er verzerrte sein Gesicht unter Schmerzen zu einer Fratze. Hörner wuchsen aus seinem Kopf heraus und er verdrehte qualvoll die Augen. Als der Schmerz aufhörte, wurde er still und blickte sie an. Sie sah einen veränderten Mann vor sich stehen, bekannt doch auch befremdlich. Noch immer hielt er ihren Arm umklammert, als er seinen Mund öffnete, um etwas zu sagen, doch in diesem Moment wurden die Schreie der sterbenden Menschen lauter. Jasmin hielt es nicht mehr aus, sie war kurz davor wahnsinnig zu werden. Die Schreie wurden unerträglich, doch eine dunkle, tiefe Stimme erhob sich über das Geschrei und brüllte ihren Namen. »Jasmin!«

Ihre Augen schreckgeweitet, schweißgebadet, wachte sie auf. Sie umklammerte ihr Bett, als versuchte sie, sich an der Realität selbst festzuhalten.
Sie atmete schwer, brauchte einen Moment um sich zu fassen. Sie stand schließlich jedoch von der Matratze auf und ging zum Kühlschrank. So als könne es sie diesen Traum vergessen lassen, nahm sie eine Flasche Wein heraus und trank einen großen Schluck.
Angespannt blickte sie zum Fernseher. Über den Bildschirm flimmerte das Hauptmenü eines alten Videos. Sie erinnerte sich nur grob an die Handlung. Sie hatte jedoch das Gefühl, die Handlung hätte irgendetwas mit ihrem Traum zu tun.  »Bildschirm herunterfahren«, sagte sie mit zittriger Stimme und der Fernseher schaltete sich ab.
Sie hörte ihr Lieblingslied, einen mittelalterlichen Song. Ihre elektronische Brille, die bisher im Standby auf dem Tisch lag, gab dieses Geräusch von sich.
Sie brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass sie angerufen wurde. Jasmin ging Richtung Tisch. Geistesabwesend rutschte ihr die Weinflasche aus der Hand und fiel auf den Boden. Der Wein ergoss sich auf den Teppich. Sie ignorierte den Wein und setzte sich die Brille auf. Sie klappte den an der Brille angebrachten Kopfhörer herunter und sagte: »Brille aktivieren.«
»Ah ... Jasmin« Eine männliche Stimme begrüßte sie in ihrem linken Ohr.
»Was gibt es, Björn?«, erwiderte sie mit kraftloser Stimme.
»Hat dir der Film gefallen? Soylent Green. So haben sich die Menschen 1973 unsere Welt vorgestellt.«
Er lachte, als er ihre ausgebrannte Stimme vernahm. Er hatte ihr den Film geliehen, obwohl er wusste, dass sie ein dünnes Fell hatte. Doch er hatte einige Details bei seiner Beschreibung des Films ausgelassen, die offensichtlich essenziel waren, denn Soylent Green, das Nahrungsmittel im gleichnamigen Film, war Menschenfleisch.
»Ach übrigens ... hast du schon auf die Uhr geguckt?«
Verdammt, dachte sie. Es war bereits nach 15 Uhr. Sie sollte längst im Büro sein, denn heute stand der Release des Projektes ERS an. Sie hatte die letzten Jahre ERS geleitet. Es stand für Eponas Ride Solution und beschrieb das Wachstum autogener Systeme. Ein Programm, das sich selbstständig und scheinbar zufällig weiterentwickelte. Mit diesem Forschungsprojekt wollte ihr Team virtuell die genetische Entwicklung von Organismen simulieren, sprich: Die Evolution nachvollziehen.
»Ich ... », sie suchte die passenden Worte, ihr fiel jedoch keine Entschuldigung ein, »... bin schon unterwegs.«
Björn klang nicht wütend, eher belustigt. »Ah, jetzt schon?«
Dann brach er die Verbindung ab.

Sie griff wahllos in den Kleiderschrank, holte zufällig eine rote Jeans und ein schwarzes T-Shirt heraus, schlüpftet hinein und stürmte sofort - die Brille aufgesetzt - hinaus.

2. Kapitel
»03.02.2022 16:53 - Personalnummer 3216 - registriert«
Eine mechanische Männerstimme meldete sich in Jasmins linkem Ohr, als sie das Büro betrat. Ernste Kollegen blickten nur kurz vorwurfsvoll auf, um sich so gleich wieder ihren Monitoren zu widmen.
Jasmin setzte sich an ihren Schreibtisch, schaltete den Hauptbildschirm durch eine wischende Berührung an und loggte sich mit Hilfe der oberhalb des Monitors angebrachten Kamera ein, die ihr Profil mit der Datenbank des Servers verglich. Sobald sie authentifiziert wurde, öffnete sich ein Videostream auf ihrem Bildschirm.

»Frau Tumble! Da sind sie ja ...«, das vorwurfsvolle Gesicht ihres Chefs erschien in der Übertragung.
»Ich, ähh ...«, stammelte sie.
»Ist mir egal, was Sie für eine Ausrede haben! Der Kunde wartet bereits. Er ist sehr ungehalten. Als Führungskraft sollten Sie ein Vorbild sein«, er war wütend. »Und wie sehen Sie überhaupt aus?«
Ihre ungekämmten Haare waren zu einem unordentlichen, teilweise verfilzten Zopf zusammengebunden. Ein paar Strähnen hingen ihr ins Gesicht, ihre braunen Augen waren von tiefen Ringen umschattet und ihre Haut blass wie die einer Leiche.
»Geben Sie mir zwei Stunden, Herr Winter. Bis dahin steht die Anwendung.«
»Das ist ihre letzte Chance, Frau Tumble!«
Er legte auf.

Björn stand plötzlich hinter ihr und legte ihr die Hände auf die Schultern.
»Klingt nach Stress.« Er grinste.
Jasmin wischte seine Hände von den Schultern und vollführte mit ihrem Bürostuhl eine Hundertachtzig-Grad-Drehung. Sie blickte ihm energielos ins Gesicht. »Was ist daran lustig?« Sie hatte keine Kraft mehr wütend zu sein.
»Genau genommen ... nichts.« Er schwieg ernst. Kurze Zeit später grinste er wieder. »Außer, dass du versagen wirst und ich deine Stelle bekomme.«
Sie war sprachlos. Björn war ein Arschloch, aber das war selbst für ihn zu viel! Sie arbeitete schon fünf Jahre mit ihm zusammen, zu anfangs war er freundlich und hilfsbereit. Später machte er Annäherungsversuche, die sie aus Rücksicht auf seine Gefühle direkt abwies. Sie wollte ihm keine Hoffnungen machen. Als sie dann vor drei Jahren zur Projektleiterin ernannt wurde, legte er gefühlskalte Professionalität an den Tag, verweigerte jedoch jede direkte Zusammenarbeit mit ihr und freute sich über jeden Fehler der ihr unterlief.
»Verpiss dich!«, zischte sie. Er hob beschwichtigend die Hände und ging zurück an seinen Platz, lächelte dabei jedoch wie ein Sieger.

Er war sich seiner Sache zu sicher für Jasmins Geschmack. Sie würde nicht so leicht aufgeben, selbst wenn sie am Ende war.
»Peter, was machen die Unit-Tests?«, fragte Jasmin.
»Sind schon vor 4 Stunden alle durchgelaufen«, entgegnete er ruhig.
»Gut. Server ist erreichbar? Was macht die Firewall?« Sie blickte in die andere Ecke des Raums und musterte Sören.
Dieser nickte ihr zu. »Die Verbindung steht. Und die Firewall ist oben.«
»Ich starte jetzt die Veröffentlichung.« Jasmin atmete kurz durch. Dann tippte sie Befehle auf ihrer Tastatur, selektierte verschiedene Ausgaben auf ihrem Monitor und zog sie mit gespreizten Fingern zu großen Fenstern auf. Die Ausgaben zeigten den Fortschritt der Veröffentlichung, die Verbindung zum Server, den Status der Firewall und die Fehlerausgabe. Den Status der Veröffentlichung übergab sie mit einem Wischen zum oberen Monitorrand an den Wandprojektor im Großraumbüro.

Die Datenübertragung lief. Der Veröffentlichungsstatus wuchs auf der Leinwand zu einer riesigen Textflut heran. Auf ihrem Monitor verfolgte sie die Fehlerausgabe des Programms. Keine Einträge. Sie lächelte.
Dann stürzte der Server ab.
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Thask
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Beitrag23.10.2013 20:53

von Thask
Antworten mit Zitat

Habe versucht im dritten Kapitel Eure Ratschläge zu befolgen, das ganze Aktiver zu schreiben und die Sätze nicht überlang zu gestalten. Wenn das so OK ist würde ich dann in ähnlichem Stil den Rest schreiben... Vielleicht hier und da noch mehr ins Detail gehen. (Es ist ja mehr eine "Action-Szene" hier) Solltet ihr aber auch hier herbe Kritik haben, dann übe ich noch weiter, bevor ich weiter schreibe... smile


3. Kapitel
Jasmin zuckte nervös mit ihrem rechten Augenlid. Sie hätte mit allem gerechnet, aber das hatte sie nicht erwartet.
»Sören?« Sie blickte hilfesuchend zu ihrem Kollegen, doch Sören sah genau so ratlos aus wie sie.
»Der Server ist nicht mehr erreichbar«, sagte er mit entsetztem Erstaunen.
»Das sehe ich auch!« Panik stieg in ihr hoch. Sie blickte zu Peter, suchte bei ihm Rat. Der schüttelte nur den Kopf.
»Verdammt!«, fluchte sie. »Brille Schumann anrufen.«
Es dauerte keine Sekunde, bis die Verbindung stand.
»Gott Jasmin! Mädchen, du glaubst nicht, was hier passiert ist.« Die dunkle Stimme eines älteren Herren erklang in ihrem linken Ohr, ohne Zweifel Jürgen Schumann, ihr Systemintegrator. Er war zuständig für alle Netzwerke und Rechner der Firma Synthetik Solutions. »Der Server ist ... leer.«
Jasmin glaubte ihren Ohren nicht. »Welche Festplatte? Wir haben ein RAID 5 System.«
»Ich weiß Mädchen. Ich habe es ja eingerichtet. Ich wollte die Platte ja austauschen, aber ...« Er schwieg, schien seine nächsten Worte mit bedacht zu wählen. »Alle Platten sind leer.«
»Das ist absolut unmöglich«, entgegnete Jasmin, »Die Server sind durch eine Firewall geschützt. Können Sie das Backup wieder einspielen?«
»Natürlich kann ich, aber das wird einen Moment dauern.«
»Dann tun Sie es. Zeit ist genau das, was wir nicht haben.« Jasmin legte auf.
Eines war klar. Irgendjemand musste den Server manipuliert haben. Sie blickte zornig zu Björn. Dieser zuckte nur unschuldig mit den Schultern.
Sie wandte sich wieder ihrem Rechner zu, legte ihre komplette Handfläche auf den Monitor und wischte alle Fenster mit einem Mal beiseite. Dann tippte sie mit dem Zeigefinger auf ein kleines Icon am untersten Rand des Bildschirms, dass wie ein Totenschädel aussah. Der Bildschirm wurde komplett schwarz, nur ein kleiner weißer Strich blinkte in der oberen linken Ecke des Monitors. Sie begann Befehle zu tippen.
»Gott, Jasmin! Was tust Du da?« Es war Björn, offensichtlich hatte er mitbekommen, was ihr Plan war. »Du willst doch wohl nicht wirklich das Netzwerk hacken?«
»Halt die Klappe und lass mich arbeiten!« fauchte sie ihn an.
Immer schneller und schneller tippte sie Befehle. Der Server war tatsächlich tot, doch vielleicht konnte sie den Grund dafür herausfinden?
»Ich hab was!« Sagte Jasmin. Björn wurde rot.
Sie versuchte Zugriff auf eine Logdatei zu bekommen, die sie im Netzwerk fand. Doch die Datei war gesperrt.
»Das ist im höchsten Maße illegal!« Björn fluchte und griff nach der Tastatur, doch Jasmin schlug seine Hand beiseite und warf ihm einen bösen Blick zu. Sie versuchte weiter die Datei zu hacken.
»Ich werde das dem System melden!«, brüllte er nun laut, so dass es alle hörten. »Das wird gesetzliche Folgen haben! Gott, sie will das Firmennetzwerk hacken!«
»Wenn dieses Projekt scheitert bin nicht nur ich geliefert. Dann sind wir alle geliefert. Dann ist die Firma am Ende. Kapierst Du das, Björn?« Sie sprach gekünstelt ruhig und hackte dabei weiter auf die Tastatur ein.
»Lieber arbeitslos als Straftäter. Was willst Du uns beweisen?« Björn griff nach Jasmin und zog sie aus dem Stuhl. Noch während er sie hob, drückte sie in letzter Sekunde auf die Enter-Taste.
Die Log-Datei öffnete sich und die letzten Zeilen zeigten Folgendes an:
03.02.2022 17:03:52 IP 192.168.125.116 connected to Server ....
03.02.2022 17:03:56 IP 192.168.125.116 Server Discs Formatting ...
03.02.2022 17:05:02 IP 192.168.125.116 Wiper started ...

Björn riss schreckgeweitet die Augen auf und lies Jasmin fallen. Jasmin landete hart auf dem Boden, konnte ihren Sturz aber etwas bremsen, indem sie sich am Schreibtisch festhielt. Dies hatte zu folge, dass der Tisch vornüber kippte. Der Tisch schlug den Stuhl, der daraufhin ein Stück zur Seite rollte und sich mit dem Tisch verharkte. Die Tastatur knallte Jasmin auf den Kopf und der Monitor fiel vornüber falsch rum vor Jasmin auf den Boden.
Björn stand mit heruntergeklapptem Unterkiefer da. Seine Verwirrung wurde auch nicht besser, als Jasmin plötzlich laut zu lachen anfing.
Jasmin konnte den Text kopfüber lesen und lachte erbost: »Oh Björn... Björn... was hast Du nur getan?«
Er verharrte einen Moment.
»Das ist deine IP-Adresse mein Freund ... Ich denke, das gibt Ärger!« Er hörte ihre Stimme unter dem Tisch und wusste nicht, was er tun sollte. Dann schaute er sich um und lief Richtung Ausgang. Sofort sprangen ein paar Kollegen auf und versuchten ihn aufzuhalten.
»Lasst ihn Laufen!« Jasmin hatte sich wieder erhoben und rieb mit der Hand über eine kleine Wunde am Kopf »Der Kerl ist jetzt das Problem des Systems, nicht mehr unseres.« Beinahe konnte man Bedauern in ihrer Stimme hören. »Das bedeutet wohl mindestens 10 Jahre als Worker für ihn.«
Der unterste Rang der modernen Gesellschaft waren Worker. Der Abgrund des modernen Systems, gleichzeitig jedoch auch der Pfeiler der Gesellschaft, der sie mit Nahrung und Kleidung versorgte und als Dank dafür einen Hungerlohn bekam.
Wahrlich, Jasmin bedauerte ihn tatsächlich.

1Wie es weitergeht »

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Drakenheim
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Beitrag25.10.2013 06:54

von Drakenheim
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Ich habe eben in die erste Version reingeschaut und bin tatsächlich nciht sehr weit gekommen beim Lesen. Doch, da hat sich einige getan.

Thask hat Folgendes geschrieben:


1. Kapitel

Jasmin konnte ihren Augen nicht trauen. Sie hatten ihren Bruder geschlachtet. »Ihr verdammten Scheißkerle, Drecksschweine, ihr Mörder!« Sie schrie ihre Abscheu heraus. »Oh Gott, Dylan! Komm zu mir zurück! Nein... bitte... Gott, lass das nicht wahr sein! Warum er? Warum nur ... er hatte doch nichts damit zu tun. Ich hasse Euch! Ich werde Euch vernichten! Euch alle! «
Sie sah ihn dort baumeln, ihren sechzehnjährigen Bruder. An seinem linken Fuß aufgehängt, kopfüber. Sein Körper war nackt und sein Hals klaffte offen, wie bei der Schächtung eines Tieres. Sein Blut tropfte noch immer in den Abfluss unter ihm. Ihr Gesicht verzerrte sich vor Schmerz und sie stürzte vor ihm auf die Knie. Nicht mehr fähig ihren Ekel zu bändigen, übergab sie sich vor ihm auf den Boden. Als sich ihr Magen beruhigte, schrie sie sich ihre Seele aus dem Leib. »Für dieses Tat werdet ihr mit Eurem Leben bezahlen! Bei Gott, das schwöre ich Euch!«, und immerzu »Ich werde Euch vernichten!« Dabei wiegte sie sich auf den Knien hin und her und schlug ihre Hände vors Gesicht, bis sie ausgelaugt war und nicht mehr schreien konnte. (Irgendwie ist mir das noch zu unsortiert. Sie sieht ihn, schreit, es wird beschrieben was sie sieht, und sie schreit wieder. Hast du dich mal mit den Phasen des Trauerns beschäftigt? So weit ich mich erinnere sind das Verleumdung - Wut - Rückzug - Akzeptieren, wobei das jetzt aus dem Gedächtnis heraus ist. Wenigstens die ersten beiden kann man in dieser Situation ausarbeiten. Sie sieht -  und will nicht sehen. Das kann nicht sein, das kann nicht ER sein. Dann kommt die Erkenntnis und mir ihr die Wut. Es ist zwar nur ein Traum, aber ihre gefühle sollten echt sein.)
»Warum tun sie das? Warum nur?«, begann sie zu wimmern. Sie wollte nicht mehr, nicht mehr kämpfen und nicht mehr leben.
Conor legte seine Hand auf ihre Schulter.
»Lass mich«, sagte sie leise und schwach unter Tränen. Dabei krümmte sie sich unter seiner Berührung zusammen, als wäre sie Gift.
»Willst du Rache für deinen Bruder?« Er packte sie an den Schultern und zog sie zu sich hoch. Sie drehte sich um, blickte ihm mit tränenverschmiertem Gesicht in die Augen und drückte sich schwach an seine Brust.
»Sie werden bald hier sein«, sagte er, streichelte einen Moment über ihr braunes Haar, ehe er ihren Arm umfasste und sie mit sich zog.
Er führte sie auf direktem Wege in Richtung Ausgang des Komplexes, vorbei an den Schlachtbänken, auf denen Fleischbrocken in handliche Stücke zerkleinert und schließlich von Fließbändern abtransportiert wurden. Dies alles geschah automatisch durch die Maschinen der Fabrik. Kreissägen, Fleischhämmern und Hackebeile mit Sensoren auf fahrbaren kistenförmigen Robotern.
Wie in einem Traum nahm sie die Umgebung schemenhaft wahr. (Wenn man leider schon weiß, dass dies ein traum ist, kommt dieser Satz unfreiwillig komisch) Sie blickte nicht zu den Maschinen an ihrer Seite. Doch hörte sie die Schreie sterbender Menschen, die fachgerecht verarbeitet entlang der vergitterten Fließbänder, ihr Ende fanden. (Löst das eigentlich keine Gefühle aus? Nicht den Wunsch, das Fließband zu stoppen oder irgendwas zu tun?)
Mit einem Mal blieb Conor stehen, hielt sie noch immer am Arm fest und drehte sich zu ihr um. Er verzerrte sein Gesicht unter Schmerzen zu einer Fratze. Hörner wuchsen aus seinem Kopf heraus und er verdrehte qualvoll die Augen. Als der Schmerz aufhörte, wurde er still und blickte sie an. Sie sah einen veränderten Mann vor sich stehen, bekannt doch auch befremdlich. Noch immer hielt er ihren Arm umklammert, als er seinen Mund öffnete, um etwas zu sagen, doch in diesem Moment wurden die Schreie der sterbenden Menschen lauter. Jasmin hielt es nicht mehr aus, sie war kurz davor wahnsinnig zu werden. Die Schreie wurden unerträglich, doch eine dunkle, tiefe Stimme erhob sich über das Geschrei und brüllte ihren Namen. »Jasmin!«

Ihre Augen schreckgeweitet, schweißgebadet, wachte sie auf. Sie umklammerte ihr Bett, als versuchte sie, sich an der Realität selbst festzuhalten.
Sie atmete schwer, brauchte einen Moment um sich zu fassen. Sie stand schließlich jedoch von der Matratze auf und ging zum Kühlschrank. So als könne es sie diesen Traum vergessen lassen, nahm sie eine Flasche Wein heraus und trank einen großen Schluck.
Angespannt blickte sie zum Fernseher. Über den Bildschirm flimmerte das Hauptmenü eines alten Videos. Sie erinnerte sich nur grob an die Handlung. Sie hatte jedoch das Gefühl, die Handlung hätte irgendetwas mit ihrem Traum zu tun.  »Bildschirm herunterfahren«, sagte sie mit zittriger Stimme und der Fernseher schaltete sich ab. (Mir zu vage. Eben noch voll die Splatter-Action und jetzt hat sie das Gefühl, dass da irgendwie irgendwas gewesen sein könnte...)
Sie hörte ihr Lieblingslied, einen mittelalterlichen Song (welchen?). Ihre elektronische Brille, die bisher im Standby auf dem Tisch lag, gab dieses Geräusch von sich.
Sie brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass sie angerufen wurde. Jasmin ging Richtung Tisch. Geistesabwesend rutschte ihr die Weinflasche aus der Hand und fiel auf den Boden. Der Wein ergoss sich auf den Teppich. Sie ignorierte den Wein und setzte sich die Brille auf. Sie klappte den an der Brille angebrachten Kopfhörer herunter und sagte: »Brille aktivieren.«
»Ah ... Jasmin« Eine männliche Stimme begrüßte sie in ihrem linken Ohr.
»Was gibt es, Björn?«, erwiderte sie mit kraftloser Stimme.
»Hat dir der Film gefallen? Soylent Green. So haben sich die Menschen 1973 unsere Welt vorgestellt.«
Er lachte, als er ihre ausgebrannte Stimme vernahm. Er hatte ihr den Film geliehen, obwohl er wusste, dass sie ein dünnes Fell hatte. Doch er hatte einige Details bei seiner Beschreibung des Films ausgelassen, die offensichtlich essenziel waren, denn Soylent Green, das Nahrungsmittel im gleichnamigen Film, war Menschenfleisch. (Eigentlich das Fleisch von Leichen. Die werden in dem Film zur Müllverwertung gebracht.)
»Ach übrigens ... hast du schon auf die Uhr geguckt?«
Verdammt, dachte sie. Es war bereits nach 15 Uhr. Sie sollte längst im Büro sein, denn heute stand der Release des Projektes ERS an. Sie hatte die letzten Jahre ERS geleitet. Es stand für Eponas Ride Solution und beschrieb das Wachstum autogener Systeme. Ein Programm, das sich selbstständig und scheinbar zufällig weiterentwickelte. Mit diesem Forschungsprojekt wollte ihr Team virtuell die genetische Entwicklung von Organismen simulieren, sprich: Die Evolution nachvollziehen.
»Ich ... », sie suchte die passenden Worte, ihr fiel jedoch keine Entschuldigung ein, »... bin schon unterwegs.«
Björn klang nicht wütend, eher belustigt. »Ah, jetzt schon?«
Dann brach er die Verbindung ab.

Sie griff wahllos in den Kleiderschrank, holte zufällig eine rote Jeans und ein schwarzes T-Shirt heraus, schlüpftet hinein und stürmte sofort - die Brille aufgesetzt - hinaus.

2. Kapitel
»03.02.2022 16:53 - Personalnummer 3216 - registriert«
Eine mechanische Männerstimme meldete sich in Jasmins linkem Ohr, als sie das Büro betrat. Ernste Kollegen blickten nur kurz vorwurfsvoll auf, um sich so gleich wieder ihren Monitoren zu widmen.
Jasmin setzte sich an ihren Schreibtisch, schaltete den Hauptbildschirm durch eine wischende Berührung an und loggte sich mit Hilfe der oberhalb des Monitors angebrachten Kamera ein, die ihr Profil mit der Datenbank des Servers verglich. Sobald sie authentifiziert wurde, öffnete sich ein Videostream auf ihrem Bildschirm.

»Frau Tumble! Da sind sie ja ...«, das vorwurfsvolle Gesicht ihres Chefs erschien in der Übertragung.
»Ich, ähh ...«, stammelte sie.
»Ist mir egal, was Sie für eine Ausrede haben! Der Kunde wartet bereits. Er ist sehr ungehalten. Als Führungskraft sollten Sie ein Vorbild sein«, er war wütend. »Und wie sehen Sie überhaupt aus?«
Ihre ungekämmten Haare waren zu einem unordentlichen, teilweise verfilzten Zopf zusammengebunden. Ein paar Strähnen hingen ihr ins Gesicht, ihre braunen Augen waren von tiefen Ringen umschattet und ihre Haut blass wie die einer Leiche. (Unglaubwürdig. Sie kommt rein wie eine verpeilte Teenagerin, nachdem sie eine Nacht lang Alpträume hatte. Wenn sie wirklich so leicht aus der Bahn zu werden ist, hätte sie im Leben nicht eine Führungsposition erhalten.)
»Geben Sie mir zwei Stunden, Herr Winter. Bis dahin steht die Anwendung.«
»Das ist ihre letzte Chance, Frau Tumble!«
Er legte auf.

Björn stand plötzlich hinter ihr und legte ihr die Hände auf die Schultern.
»Klingt nach Stress.« Er grinste.
Jasmin wischte seine Hände von den Schultern und vollführte mit ihrem Bürostuhl eine Hundertachtzig-Grad-Drehung. Sie blickte ihm energielos ins Gesicht. »Was ist daran lustig?« Sie hatte keine Kraft mehr wütend zu sein.
»Genau genommen ... nichts.« Er schwieg ernst. Kurze Zeit später grinste er wieder. »Außer, dass du versagen wirst und ich deine Stelle bekomme.«
Sie war sprachlos. Björn war ein Arschloch, aber das war selbst für ihn zu viel! Sie arbeitete schon fünf Jahre mit ihm zusammen, zu anfangs war er freundlich und hilfsbereit. Später machte er Annäherungsversuche, die sie aus Rücksicht auf seine Gefühle direkt abwies. Sie wollte ihm keine Hoffnungen machen. Als sie dann vor drei Jahren zur Projektleiterin ernannt wurde, legte er gefühlskalte Professionalität an den Tag, verweigerte jedoch jede direkte Zusammenarbeit mit ihr und freute sich über jeden Fehler der ihr unterlief.
»Verpiss dich!«, zischte sie. Er hob beschwichtigend die Hände und ging zurück an seinen Platz, lächelte dabei jedoch wie ein Sieger.

Er war sich seiner Sache zu sicher für Jasmins Geschmack. Sie würde nicht so leicht aufgeben, selbst wenn sie am Ende war.
»Peter, was machen die Unit-Tests?«, fragte Jasmin.
»Sind schon vor 4 Stunden alle durchgelaufen«, entgegnete er ruhig.
»Gut. Server ist erreichbar? Was macht die Firewall?« Sie blickte in die andere Ecke des Raums und musterte Sören.
Dieser nickte ihr zu. »Die Verbindung steht. Und die Firewall ist oben.«
»Ich starte jetzt die Veröffentlichung.« Jasmin atmete kurz durch. Dann tippte sie Befehle auf ihrer Tastatur, selektierte verschiedene Ausgaben auf ihrem Monitor und zog sie mit gespreizten Fingern zu großen Fenstern auf. Die Ausgaben zeigten den Fortschritt der Veröffentlichung, die Verbindung zum Server, den Status der Firewall und die Fehlerausgabe. Den Status der Veröffentlichung übergab sie mit einem Wischen zum oberen Monitorrand an den Wandprojektor im Großraumbüro.

Die Datenübertragung lief. Der Veröffentlichungsstatus wuchs auf der Leinwand zu einer riesigen Textflut heran. Auf ihrem Monitor verfolgte sie die Fehlerausgabe des Programms. Keine Einträge. Sie lächelte.
Dann stürzte der Server ab.


Thask hat Folgendes geschrieben:

3. Kapitel
Jasmin zuckte nervös mit ihrem rechten Augenlid. Sie hätte mit allem gerechnet, aber das hatte sie nicht erwartet.
»Sören?« Sie blickte hilfesuchend zu ihrem Kollegen, doch Sören sah genau so ratlos aus wie sie. (Ich mag deine Namenswahl. Björn, Jasmin, Sören... endlich ein Text mit nicht-amerikanischen Namen.)
»Der Server ist nicht mehr erreichbar«, sagte er mit entsetztem Erstaunen.
»Das sehe ich auch!« Panik stieg in ihr hoch. Sie blickte zu Peter, suchte bei ihm Rat. Der schüttelte nur den Kopf.
»Verdammt!«, fluchte sie. »Brille (Komma?) Schumann anrufen.«
Es dauerte keine Sekunde, bis die Verbindung stand.
»Gott Jasmin! Mädchen, du glaubst nicht, was hier passiert ist.« Die dunkle Stimme eines älteren Herren erklang in ihrem linken Ohr, ohne Zweifel Jürgen Schumann, ihr Systemintegrator. Er war zuständig für alle Netzwerke und Rechner der Firma Synthetik Solutions. »Der Server ist ... leer.«
Jasmin glaubte ihren Ohren nicht. »Welche Festplatte? Wir haben ein RAID 5 System.«
»Ich weiß Mädchen. Ich habe es ja eingerichtet. Ich wollte die Platte ja austauschen, aber ...« Er schwieg, schien seine nächsten Worte mit bedacht zu wählen. »Alle Platten sind leer.«
»Das ist absolut unmöglich«, entgegnete Jasmin, »Die Server sind durch eine Firewall geschützt. (Das Wort Firewall wird echt überstrapaziert. Ich bin kein ITler, aber schwer in Versuchung nachzuschlagen, ob du es überhaupt korrekt verwendest. ) Können Sie das Backup wieder einspielen?«
»Natürlich kann ich, aber das wird einen Moment dauern.«
»Dann tun Sie es. Zeit ist genau das, was wir nicht haben.« Jasmin legte auf. (Das Verhältnis zwischen Schumann und Jasmin ist mir nicht ganz klar. Er nennt sie Mädchen, was eher auf einen väterlichen Typen schließen lässt. Aber sie schnauzt und befihelt, als wäre er ein Untergebener. Das verwirrt mich.)
Eines war klar. Irgendjemand musste den Server manipuliert haben. Sie blickte zornig zu Björn. Dieser zuckte nur unschuldig mit den Schultern.
Sie wandte sich wieder ihrem Rechner zu, legte ihre komplette Handfläche auf den Monitor und wischte alle Fenster mit einem Mal beiseite. Dann tippte sie mit dem Zeigefinger auf ein kleines Icon am untersten Rand des Bildschirms, dass wie ein Totenschädel aussah. Der Bildschirm wurde komplett schwarz, nur ein kleiner weißer Strich blinkte in der oberen linken Ecke des Monitors. Sie begann Befehle zu tippen.
»Gott, Jasmin! Was tust Du da?« Es war Björn, offensichtlich hatte er mitbekommen, was ihr Plan war. »Du willst doch wohl nicht wirklich das Netzwerk hacken?«
»Halt die Klappe und lass mich arbeiten!« fauchte sie ihn an.
Immer schneller und schneller tippte sie Befehle. Der Server war tatsächlich tot, doch vielleicht konnte sie den Grund dafür herausfinden?
»Ich hab was!« Sagte Jasmin. Björn wurde rot.
Sie versuchte Zugriff auf eine Logdatei zu bekommen, die sie im Netzwerk fand. Doch die Datei war gesperrt.
»Das ist im höchsten Maße illegal!« Björn fluchte und griff nach der Tastatur, doch Jasmin schlug seine Hand beiseite und warf ihm einen bösen Blick zu. Sie versuchte weiter die Datei zu hacken.
»Ich werde das dem System melden!«, brüllte er nun laut, so dass es alle hörten. »Das wird gesetzliche Folgen haben! Gott, sie will das Firmennetzwerk hacken!«
»Wenn dieses Projekt scheitert bin nicht nur ich geliefert. Dann sind wir alle geliefert. Dann ist die Firma am Ende. Kapierst Du das, Björn?« (Ich bin mir sicher, dass er das nicht so sieht, sonst würde er nicht so freudig gegen sie intrigieren. Aber das müsste sie doch inzwischen mitgekriegt haben, oder?)Sie sprach gekünstelt ruhig und hackte dabei weiter auf die Tastatur ein.
»Lieber arbeitslos als Straftäter. Was willst Du uns beweisen?« Björn griff nach Jasmin und zog sie aus dem Stuhl. Noch während er sie hob, drückte sie in letzter Sekunde auf die Enter-Taste.
Die Log-Datei öffnete sich und die letzten Zeilen zeigten Folgendes an:
03.02.2022 17:03:52 IP 192.168.125.116 connected to Server ....
03.02.2022 17:03:56 IP 192.168.125.116 Server Discs Formatting ...
03.02.2022 17:05:02 IP 192.168.125.116 Wiper started ...
Björn riss schreckgeweitet die Augen auf und lies Jasmin fallen. Jasmin landete hart auf dem Boden, konnte ihren Sturz aber etwas bremsen, indem sie sich am Schreibtisch festhielt. Dies hatte zu folge, dass der Tisch vornüber kippte. Der Tisch schlug den Stuhl, der daraufhin ein Stück zur Seite rollte und sich mit dem Tisch verharkte. Die Tastatur knallte Jasmin auf den Kopf und der Monitor fiel vornüber falsch rum vor Jasmin auf den Boden. (Die langen Sätze und detaillierten Beschreibungen nehmen dir das Tempo aus der Action-Szene. Das zu lesen dauert ja doppelt solange wie das Umkippen selber.)
Björn stand mit heruntergeklapptem Unterkiefer da. Seine Verwirrung wurde auch nicht besser, als Jasmin plötzlich laut zu lachen anfing.
Jasmin konnte den Text kopfüber lesen und lachte erbost: »Oh Björn... Björn... was hast Du nur getan?«
Er verharrte einen Moment.
»Das ist deine IP-Adresse mein Freund ... Ich denke, das gibt Ärger!« Er hörte ihre Stimme unter dem Tisch und wusste nicht, was er tun sollte. Dann schaute er sich um und lief Richtung Ausgang. Sofort sprangen ein paar Kollegen auf und versuchten ihn aufzuhalten.
»Lasst ihn Laufen!« Jasmin hatte sich wieder erhoben und rieb mit der Hand über eine kleine Wunde am Kopf »Der Kerl ist jetzt das Problem des Systems, nicht mehr unseres.« Beinahe konnte man Bedauern in ihrer Stimme hören. »Das bedeutet wohl mindestens 10 Jahre als Worker für ihn.«
Der unterste Rang der modernen Gesellschaft waren Worker. Der Abgrund des modernen Systems, gleichzeitig jedoch auch der Pfeiler der Gesellschaft, der sie mit Nahrung und Kleidung versorgte und als Dank dafür einen Hungerlohn bekam.
Wahrlich, Jasmin bedauerte ihn tatsächlich.


Autsch. Jasmin ist eine Mary-Sue: Jemand, der einfach alles kann, alles schafft und alles löst, und zwar ganz allein und ohne Hilfe, einfach weil sie so toll ist. Taucht eine Mary Sue in einem Text auf, sind alle anderen Figuren nur noch Stichwortgeber und die Geschichte wird langweilig und unnatürlich.
Achte mal darauf, was deine Jasmin in diesem Kapitel alles kann:
 - zeigt mehr Fachkompetenz als Schumann, der doch eigentlich dafür zuständig sein sollte, das Serverproblem zu lösen
 - fahndet eigenständig und erfolgreich nach dem Täter
 - ficht dabei zwei Kämpfe gleichzeitig aus: Den am Rechner gegen das System und dem im Stuhl gegen die körperlichen Attacken
 - handelt nur dann illegal, wenn es dringend nötig, hält sich aber sonst an die Regeln des Systems
 - Kennt die Regeln so weit, dass sie das Urteil selber ausspricht
 - ist nicht wütend oder enttäuscht, sondern edel und hat Mitleid mit dem armen Verräter
 - und sollte immer noch übermüdet, schlecht gekleidet, leichenblass und kurz vor der Kündigung sein.

Das macht sie mir sehr unsympatisch.
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Thask
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T

Alter: 38
Beiträge: 24
Wohnort: Bonn


T
Beitrag01.11.2013 07:23

von Thask
Antworten mit Zitat

Hmmm... da gebe ich Dir völlig recht. Ich habe meine Protagonistin anscheinend zusehr idealisiert und die anderen Charaktere dabei etwas vernachlässigt. Ich gelobe Besserung und werde den Text überarbeiten.
Deshalb bin ich auch sehr froh, dass ihr meine Texte so hart kritisiert, denn ihr habt mit allem Recht was ihr sagt. smile

Entschuldigung übrigens das ich mich erst so spät melde... ich habe zur Zeit sehr, sehr viel Streß.

Liebe Grüße
Thask
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