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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Zehntausend 10/2013
Und Gott sprach, es werde.


 
 
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anuphti
Geschlecht:weiblichTrostkeks

Alter: 58
Beiträge: 4320
Wohnort: Isarstrand
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Beitrag04.10.2013 11:53

von anuphti
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Rätselhaft.

Mahrfach gelesen und immer noch keinen wirklichen Zugang gefunden.

Wahrheit als direkte Folge der eigenen Gedanken ... oder nicht?

Diese Geschichte ist nicht meins, und ich finde auch nicht wirklich eine direkte Aueinandersetzung mit dem Zitat ...

Irgendwie larifari das alles.

Von mir 4 Federn.

LG
Nuff


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Pronomen: sie/ihr

Learn from the mistakes of others. You don´t live long enough to make all of them yourself. (Eleanor Roosevelt)

You don´t have to fight to live as you wish; live as you wish and pay whatever price is required. (Richard Bach)
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Rübenach
Geschlecht:männlichExposéadler
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Beiträge: 2836



R
Beitrag04.10.2013 12:51

von Rübenach
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Vorab:
Um alle Texte befedern zu können, musste ich mich häufig bei der Bewertung sehr kurz fassen. Außerdem habe ich dieses Mal sehr subjektiv bewertet und keine Bewertungsschemata (drei Federn für die Umsetzung der Vorgaben etc.) benutzt. Natürlich führt dies im Einzelfall zu völlig ungerechten Beurteilungen. Ist mir aber auch egal. Was mir bei sehr vielen Texten aufgefallen ist, ist die fehlende Auseinandersetzung mit dem Bernhard-Zitat. Entweder es wird ohne triftigen Grund in den Text gepackt, oder der Autorin glaubt, es sei ausreichend zu zeigen (oder zu behaupten), dass es immer mehrere Wahrheiten gebe.

Sorry, aber für eine individuelle Kommentierung ist die Zeit zu knapp.

Beim Erstlesen hatte ich mir notiert:
Schwierig, rätselhaft

5 Federn. Ich habe im Schnitt 4,32 Federn vergeben


_________________
"Vielleicht sollten mehr Leute Schreibblockaden haben." Joy Williams
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Zinna
Geschlecht:weiblichschweißt zusammen, was


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Wohnort: zwischen Hügeln und Aue...
Das Silberne Pfand Der silberne Durchblick
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Beitrag04.10.2013 15:52

von Zinna
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Hallo Inko/a,

schon im ersten Abschnitt dachte ich bei mir, das liest sich wie ein Märchen. smile
Die  Welt mittels seiner Gedanken zu steuern –ist es wirklich verlockend?
Pankraz scheint ein festes Urvertrauen zu haben, es regelt sich alles nach seinem Wunsch.
Um niemandem Schaden zuzufügen, vermeidet er jeden Gedanken an seine Familie in der Heimat.
Und weg sind sie.
Vom (Gedanken-)Vakuum verschluckt.
Das folgende Wenn ich nicht an Kriege denke- dürfte es keine mehr geben. Löblich gedacht, doch ist mir hier der Sprung dorthin etwas zu groß.

Und der Krieg war ja schon da. Und alles kaputt.
(Wie geht man damit um, erst gelingt einem ALLES, es fügt sich alles nach Wunsch und plötzlich scheinen sich die Wünsche ins Gegenteil der eigentlichen Richtung auszuwirken.)
Und Pankraz will nicht mehr. Aber sogar die Gleise sind tot.

Jetzt habe ich ja gekrittelt, aber der Text gefällt mir. Von der Schreibe her. Du schreibst auch Lyrisches, bin ich mir ziemlich sicher. Da sind lyrische Elemente, Märchenhaftes und tiefe Gedanken, alles fein miteinander versponnen, nicht nur in einer Ebene. Hier bin ich wirklich sehr neugierig, wer sich hinter dem Inko verbirgt.

Gern gelesen
LG
Zinna


_________________
Wenn alle Stricke reißen, bleibt der Galgen eben leer...
(c) Zinna
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag04.10.2013 17:27

von BlueNote
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Der Autor versucht bei diesem Text mit aller Gewalt, uns Leser mit Bildung zu erschlagen, damit wir wirklich restlos davon überzeugt sind: Ja, dieser Beitrag ist E! Und dennoch lesen wir nichts weiter als eine im süßlichen Ton erzählte Suizidgeschichte. Was fasziniert Autoren nur daran, sich immerzu Eisenbahn-Selbstmorde auszumalen? Davor ein bisschen Lebensphilosophie. Ja, da bringt sich tatsächlich ein richtiger Mensch um. Ein kurzer Hand erfundener. Erst erfunden, dann vom Zug niedergefahren.

Ich mag das nicht, solche Texte zu lesen. Ich sehe keinen Sinn darin - weder sie zu schreiben, noch sie zu lesen. Sie sind nutzlos, auch wenn sie von Zitaten und Anspielungen nur so strotzen.
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shao
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 41
Beiträge: 106
Wohnort: Norddeutschland


Beitrag04.10.2013 18:09

von shao
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Ich sehe den Anspruch an den Leser, den dieser Text mit sich bringt und ich finde die Geschichte nicht schlecht.

Aber trotzdem ist da irgendwas, was dazu führt, dass er mir persönlich einfach nicht gefallen mag
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag04.10.2013 23:31

von Jenni
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Ich freue mich sehr. Ich freue mich über die 2-Federn-Bewertungen und über die 8-Federn-Bewertungen, die es besser ausgeglichen haben, als ich mir erhofft hätte, und über alles dazwischen. Denn, manche wissen es, mein erklärtes Ziel ist es, die Geister zu scheiden. Mr. Green

Und erklären will ich auch. Weil ich von mehreren Personen drum gebeten wurde, weil es ganz offenkundig leider nötig ist, weil ich eben einfach gerne erkläre, und weil ich ehrlich gesagt darauf vorbereitet bin - und zwar deshalb, weil ich die Disqualifikation fürchtete, falls S.L. und BaFi nicht verstünden, wie ich das Zitat umgesetzt habe. Embarassed Jetzt frage ich mich grad ernsthaft, wie ich dann eigentlich darauf hoffen konnte, von irgendwem sonst verstanden zu werden - viele Grüße aus Naivistan halt wink - aber zum Glück gibt es ja auch noch (u.a.) Lorraine love, die schon sehr nah dran kam. Und die soll jetzt keine Kopfschmerzen mehr haben. Laughing

Darum ging es mir, in aller Kürze (und - fast - ohne Smileys Rolling Eyes):


Die Themenvorgabe hat Folgendes geschrieben:
Thema: „Quer über die Gleise“
Thomas Bernhard:
"Die Wahrheit, denke ich, kennt nur der Betroffene, will er sie mitteilen, wird er automatisch zum Lügner. Alles Mitgeteilte kann nur Fälschung und Verfälschung sein, also sind immer nur Fälschungen und Verfälschungen mitgeteilt worden."

Meine Interpretation des Bernhard-Zitats: Die „Wahrheit“ als Erlebnis und Empfindung kann nicht so vermittelt werden, dass die Rezeption dem ursprünglichen Empfinden der Wahrheit entspricht.
Meine Prämisse: Mit der Literatur verhält es sich umgekehrt zur Realität; erst durch die Mitteilung und Rezeption erzeugt eine fiktive (unwahre) Geschichte Erleben und Empfinden und kann so zu einer (gefühlten) „Wahrheit“ werden.
(@Lorraine: Der Erzähler erschafft somit die Wahrheit.)

Der Protagonist Pankraz wird sich im Laufe seines Lebens darüber bewusst, dass seine Gedanken sich sämtlich in der Wirklichkeit manifestieren (entsprechend der durch fiktive Geschichten erzeugten Wahrheit); immer überzeugter wird er, selbst sein Leben und schließlich sogar den Lauf der Welt steuern zu können. Tatsächlich ist jedoch sein Leben (der Verlauf dieser Erzählung) bestimmt durch Fragmente literarischer Werke und die Epochen, denen sie entstammen (und ja, ich habe Textfragmente von all den genannten Autoren und in der genannten = chronologischen Reihenfolge auf die ein oder andere Art verwendet – und doch, ich habe auch noch ein paar Worte oder mehr selbst geschrieben). Die verwendeten Literaturstellen repräsentieren in ihrer Gesamtheit einen (natürlich subjektiv gefärbten) Querschnitt durch die deutsche Literaturgeschichte*. Somit ist Pankraz’ Leben im Ganzen nicht durch seine Gedanken (/fiktive Geschichten) bestimmt, sondern durch (Literatur)Geschichte – die ihre eigene Wahrheit hat. Ein Irrtum, der Pankraz das Leben kostet. Pankraz’ Leben endet ebenso wie das seines Vaters damit, dass er zum falschen Zeitpunkt quer über die Gleise geht – nicht wie der Vater aus Leichtsinn, sondern in falscher Überzeugung**.
Es gab zwei Schlüssel zur Deutung, den einen hat Lorraine gefunden (den Schlusssatz), den anderen Maardi (das vorangestellte Zitat, das übrigens nicht dem Nibelungenlied entstammt, sondern einem Gedicht über das Nibelungenlied). Leider waren sie die einzigen. Mea culpa, daran arbeite ich ...

Zum Thema noch kurz, weil manche von euch selbst das nicht umgesetzt sahen: Pankraz Vater ging immer quer über die Gleise, weil „das Leben zu kurz für Umwege“ sei, wie er seinem Sohn auf den Weg gibt, bevor seine Leichtfertigkeit ihn das Leben kostet. Als Pankraz glaubt, er bestimme den Verlauf der Weltgeschichte, und sich dieser Verantwortung entziehen möchte, steht er selbst vor den Gleisen – und glaubt plötzlich zu erkennen, dass sein Vater Recht hatte, Pankraz’ ganzes Leben mit all der Schuld, die er auf sich geladen zu haben meint, ein (unnötiger?) Umweg war auf seinem Weg zurück zu dieser Stelle. Er sieht sich darin bestätigt, sein Leben (oder das Leben an sich) habe keinen tieferen Sinn.

*Die Erzählung von Pankraz’ Leben selbst ist letztlich ein Familiendrama, geprägt von Schuldgefühlen in Bezug auf die eigene Familie aber auch auf der Deutschen Krieg = literaturgeschichtliches „Heute“ (bzw. mein Blick auf die dieses Jahr für den Buchpreis nominierten Werke).
** Und damit geht es auch, extra für dich, lieber S.L., um die pathologischen Folgen der Überzeugung. wink


(Und zu manchen Kommentaren möchte ich auch noch etwas sagen, nur nicht mehr heute.)
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Nina
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Beiträge: 5002
Wohnort: Berlin


Beitrag05.10.2013 00:18

von Nina
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sprachlich sehr ansprechend. sehr schön, jenni.

_________________
Liebe tut der Seele gut.
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag06.10.2013 11:11

von Jenni
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Ich habe gestern Gondrys Verfilmung des Vian-Romans „L’ecume des jours (Der Schaum der Tage)“ gesehen. (Sehr empfehlenswerter Film, nebenbei bemerkt!) Jedenfalls ...

Boris Vian hat Folgendes geschrieben:
Diese Geschichte ist vollkommen wahr, denn ich habe sie von Anfang bis Ende erfunden.

smile extra

Warum können andere mit so wenigen Worten sagen, wofür ich so viele brauche?
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anderswolf
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1069



Beitrag07.10.2013 16:49

von anderswolf
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Wie angekündigt, eine Erläuterung. Möglicherweise, aber nicht beabsichtigt, eingefärbt durch die derweil erfolgte Kür.

Spannende Idee, in schönem Ton erzählt. Allerdings sind manche Sätze so verschachtelt, elliptisch oder vielleicht grammatikalisch falsch, dass sie unverständlich werden. Dafür hebt sich die Interpretation des Zitat nicht als Missverständnis, sondern als Bewusstseinslenkung erfrischend von anderen Beiträgen ab. Innere Logik nicht immer vorhanden, vielleicht ist das aber der Erlebniswelt Pankraz' geschuldet.
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag07.10.2013 18:52

von Jenni
Antworten mit Zitat

So, ähem. Ich wollte ja noch ...

Ich fange jetzt mal von hinten an, mit Anderswolf, weil er grad so schön dabei ist, und ich dazu direkt zwei große Fragen habe:
Anderswolf hat Folgendes geschrieben:
Spannende Idee, in schönem Ton erzählt. Allerdings sind manche Sätze so verschachtelt, elliptisch oder vielleicht grammatikalisch falsch, dass sie unverständlich werden. Dafür hebt sich die Interpretation des Zitat nicht als Missverständnis, sondern als Bewusstseinslenkung erfrischend von anderen Beiträgen ab. Innere Logik nicht immer vorhanden, vielleicht ist das aber der Erlebniswelt Pankraz' geschuldet.

Die zwei fettmarkierten Punkte hätte ich gerne spezifischer, wenn es geht, denn ich sehe weder grammatikalische Fehler noch Logiklücken - wenn es sie aber in deinen Augen gibt, wäre das ein sehr hilfreiches Feedback. Ansonsten danke dir für das Lob und die Federn. smile


Dann hole ich mir mal kurz hier rüber, was wonderland während der Weichenstellung dort gesagt hat:
wonderland hat Folgendes geschrieben:
Mir gefällt Jennis Text von den Nominierten am besten.

Ich habe ihn zwar anders verstanden, nämlich als einen Wahn (obwohl die Frage, wie Pankraz jetzt an einen guten Schluss kommt, natürlich ein mehr als deutlicher Wink mit dem Zaunpfahl war), eine persönliche Verdrehung der Tatsachen des Lebens, vielleicht eine Satire auf die heute so populäre Vorstellung von der "Macht der Gedanken", insofern war ich etwas enttäuscht über die Auflösung. Trotzdem.
 
Ich verstehe das Thema hier so umgesetzt: Sobald ich eine Lüge (Fiktion hat immer was von "Lüge" meiner Ansicht nach) mitteilen will, auch nur zu Ende denke, wird sie (u.U.) zur Wahrheit.
Am Ende ist es egal, was einer sagt oder denkt oder mitteilt: Wahrheit ist was Du tust (Zitat von Boro geklaut) ... - und was der Zug tut.

So wie ich es verstehe, hat der Text deutlich mehr ... hm Allgemeingültigkeit als die anderen Texte. Mit Ausnahme noch von Rübenachs, welcher mich insgesamt aber nicht so anspricht (vielleicht einfach nur, weil zu viele Leute und Orte auf so engem Raum vorkommen).

Das hat mich natürlich sehr gefreut zu lesen, vielen Dank. Ich möchte klarstellen, dass ich meine Ausführungen weiter oben nicht als "Auflösung" gemeint habe, sondern als Erläuterung meiner Intention. (Und: hätte ich geahnt, dass ich für den Jurypreis nominiert werde, dann hätte ich den Teufel getan, hier irgendwas zu erklären. Laughing) Wenn du etwas anderes darin siehst und dich davon angesprochen fühlst, dann finde ich das erfreulich.


Und jetzt, von vorne, oben unten ...? Ich will eigentlich unbedingt zu Lorraine was sagen. Habe ich ja zum Teil auch schon, hier und persönlich. Aber eine Sache ist mir noch ganz wichtig: Das mit meinen "Anleihen". Weil ich das kleine Lothringer Gewitter mitbekommen habe, das über Rübenach niedergegangen ist, möchte ich ein bisschen klarstellen, was ich da getan habe. Damit niemand sich verarscht fühlen muss, denn das war ganz sicher nicht mein Ziel. Ich habe ja sehr sehr viele Textstellen verwendet, und auch ein paar mehr oder weniger wörtlich. Ich war da sehr unsicher, wie ich das mit den Zitaten machen könnte, denn hätte ich sie im Text markiert, dann wäre insofern der Witz weggewesen, dass die Geschichte sich nicht wie eine eigene runde Geschichte gelesen hätte. Wie ich es dann gemacht habe, die Autoren unten drunter zu nennen, war irgendwie eine Notlösung. Ich habe mich auch entschlossen - für's Archiv wink - hier noch eine Liste der Originaltextstellen nachzureichen.
Jedenfalls kann ich mit einiger Erleichterung sagen, dass die Stellen, die du besonders hervorgehoben hast, Lorraine, doch größtenteils Jenni sind.
Ein Satz davon allerdings ist wörtlich "geklaut":
Herrmann Hesse hat Folgendes geschrieben:
Es kam alles wieder, was nicht bis zu Ende gelitten und gelöst, immer wieder litt er dieselben Leiden.
Das ist aus Siddharta.
Und na ja, das da:
Jenni hat Folgendes geschrieben:
Ich bin nicht Pankraz, dachte Pankraz Tag für Tag, beschwor es und trank Whisky.

Da war ich ehrlich gesagt sicher, ihr erkennt es - vielleicht, weil es eines meiner Lieblingsbücher ist, das so beginnt:
Max Frisch hat Folgendes geschrieben:
Ich bin nicht Stiller! – Tag für Tag, seit meiner Einlieferung in dieses Gefängnis, das noch zu beschreiben sein wird, sage ich es, schwöre ich es und fordere Whisky, ansonst ich jede weitere Aussage verweigere.

Und das ist ehrlich gesagt eine meiner Lieblingsstellen meines Textes, im Sinne der "inneren Logik" und Adaption, weil - irgendwer hat gesagt, ich finde es gerade nicht, hier hätten Pankraz' Gedanken sich nicht manifestiert, aber:
Jenni hat Folgendes geschrieben:
Sophie glaubte, ihn nicht wiederzukennen. Sie war die letzte, die das Dorf verließ;
Für Pankraz haben sie es doch. Denn für die einzige Person, die ihm noch etwas zählt, Sophie, ist er nicht mehr der Gleiche, nicht mehr der Pankraz, den sie zu kennen glaubte, und wieder hat das schwerwiegende Folgen für ihn. (Ich selbst fand das elegant gelöst. Embarassed)

Ich hoffe, Lorraine, du fühlst dich von mir nicht verschaukelt, denn dein Kommentar und deine tiefe Auseinandersetzung mit meinem Text hat mir - mal wieder - enorm viel bedeutet, ich kann es nicht in Worte fassen.

Lorraine hat Folgendes geschrieben:
Ist nun die Wahrheit, dass Geschichtenerzähler die Welt nicht kraft ihrer Erzählungen verändern können? Eine Erkenntnis, die sich mit jedem Leser, den das Gelesene verändert, als unwahr herausstellt? Die sich immer von Neuem selbst verfälscht?
Ich will ja überhaupt keine Wahrheiten liefern, also keine Antworten, nur Fragen. Aber für mich ist es am ehesten so: Geschichtenerzähler erzeugen Wahrheit im Kleinen - den Verlauf der Welt ändern sie nicht. Doch, sie alle zusammen schon. Na ja, ich grübele an dieser Stelle weiter, denn, wie ich dir schon schrieb, da komme ich zu einem (oder dem?) Hauptthema meines Romanprojektes.

Und, wie gesagt, ich reiche noch eine Liste mit allen Originalstellen nach. Wenn es jemanden interessiert, kann er sich dann selbst ein Urteil über die Schöpfungshöhe bilden.

Wenn ich hier fertig bin. Ich bin hier noch nicht fertig, ich komme noch mal.
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag07.10.2013 22:03

von Jenni
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lady-in-black hat Folgendes geschrieben:
Moin,
 smile
dies ist ein Ichwillerstmalnurdiebewertungsfedernfreischaltenkommentar.

Später vielleicht noch einmal mehr. Pfiffig Blinzeln
LIB, du weißt ja, dass deine Meinung mich immer interessiert. Also, falls du noch mal reinschaust und zufällig grad Zeit hast ... wink

ash_p hat Folgendes geschrieben:
Ich finde die Sprache eher altertümlich, nicht zeitgemäß. Deswegen spricht mich der Text leider nicht so an.
Auch, dass recht viel von anderen geschichten entliehen wurde finde ich schade, da könnte man denken, der Autor hätte nicht selbst gedacht.
Die Sprache habe ich natürlich versucht an die verwendeten Textstellen anzupassen, um es möglichst wie aus einem Guss klingen zu lassen. Selbst gedacht ... doch, eine Menge. Laughing Schade, dass ich dich nicht erreichen konnte, trotzdem danke.

KeTam hat Folgendes geschrieben:
Ich finde die Umsetzung des Zitats in diesem Text sehr interessant.
Hier wird in beide Richtungen "ermittelt".
Ursache und Wirkung, die von Pankraz verwechselt werden, so baut er sich seine ganz andere Wahrheit.
Ich finde, in diesem Text wird ziemlich deutlich gezeigt, wie sehr das, was wahrgenommen wird von der Perspektive abhängt, die man einnimmt.
Ich finde das gelungen.
Du hast gesagt, du habest das alles überhaupt nicht durchschaut, aber - irgendwie auch doch, wie sich das anhört. Freut mich, dass es dir "trotzdem" gefallen hat. smile extra

Lapidar hat Folgendes geschrieben:
Ich finde keinen Bezug zu der Geschichte. Leider.
Es erinnert mich an Paulo Coelho.
Paolo Coelho? Autsch. Nicht falsch verstehen, ich habe einiges von ihm gerne gelesen. Aber er ist kein literarisches Vorbild für mich. Schade, dass ich dich nicht erreichen konnte.

firstoffertio hat Folgendes geschrieben:
Hhm. Das ist auch ein Text, den ich anfangs spannend fand, der mich aber gegen Ende zu doch enttäuscht hat. Hattest du nicht gemeint, die Gleise einbauen zu müssen, wäre sie vielleicht insgesamt spannend geblieben? Den Schlusssatz z.B. erklärt mir die Geschichte nicht.
Der Schreibstil gefällt mir im Grunde. Das etwas Umständliche, eher Ruhige.
Ja, dass der Schlusssatz dir die Geschichte nicht erklärt, das ist das Traurige, denn das hätte der tun sollen - zumindest einen Anhaltspunkt bieten. Den Stil, wie gesagt, habe ich versucht so anzupassen, dass alles zusammenpasst - ich hoffe, das zumindest ist gelungen. Danke dir für deine Gedanken!

Hobbes hat Folgendes geschrieben:
Jedenfalls ist das einer dieser Texte, bei denen ich nicht "was für ein Käse" denke, sondern mich auf die Suche nach Lösungen mache. Was nicht unbedingt bedeutet, welche zu finden, aber Spaß macht es allemal.
Und nun weiß ich auch endlich, was der Name unserer örtlichen Kirchengemeinde zu bedeuten hat.
Übrigens, diese entliehenen Dinge - schreibst du da die Wahrheit? Noch so eine Sache, für die ich leider viel zu unbelesen bin und über die ich gern noch ein Weilchen nachgrübeln würde.
Immerhin kein Käse. Laughing (Sorry, je länger ich mich mit den Kommentaren beschäftige, desto alberner werde ich - nicht persönlich nehmen!) Das mit der Kirchengemeinde erklärst du mir dann demnächst mal, wenn wir uns sehen. Freut mich aber, dass du so handfestes Wissen dazugewonnen hast, dank meines Textes. wink Und ja, ich schreibe die Wahrheit, nichts als die Wahrheit - Originalzitate, wie gesagt, reiche ich nach. Und danke für die Federn natürlich. smile

Gold hat Folgendes geschrieben:
hallo Inko,
dein Text ist sprachlich gut und in sich geschlossen. Jedoch wirkt er auf mich antiquiert und trifft damit nicht meinen Geschmack.
Lg gold
Ja, was soll ich sagen. Wink Ich kann ja jetzt auch nicht jeden Text nur für dich schreiben. wink Trotzdem danke für's Lesen!

Kara hat Folgendes geschrieben:
Hi Inko!
Dein Text und Pankraz haben mir gefallen, Stil, Sprache solide. Näheres auf Wunsch per PN,
LG, Kara
Liebe Kara, freut mich, dass es dir gefallen hat. Näheres würde mich natürlich ganz enorm interessieren - wo ich doch ein großer Kara-Fan bin. smile (Apropos, da war noch was Embarassed - in den nächsten Tagen!!!)

Lupo hat Folgendes geschrieben:
über deren Angabe ich dankbar bin, weil ich sie anhand der Stichworte nicht selbst suchen muss. Demnach ein Leitfaden durch antike Literatur. Passend zu den Vorgaben, geschickt ausgewählt, aber eine leichte Übung. Dazu durchgängig erzählt.
Antike Literatur? Laughing Jetzt wollen wir aber mal nicht übertreiben. Die sind ja noch nicht mal alle tot. wink Na gut, wie gesagt, ich fand jede Bewertung aufschlussreich, gerade die extremen.

Kateli hat Folgendes geschrieben:
(...) Wenn man den Text als Märchen sieht (wie ich) dann passt sprachlich manches, was sonst vielleicht stören würde ... trotzdem gibt es ein paar Formulierungen, an denen ich mich reibe, z.B. hier:
"Die Erkenntnis breitete sich wie ein Vakuum in ihm aus."
Ein Vakuum breitet sich nicht aus. Meinetwegen verschlingt es alles, oder die Erkenntnis verschlingt alles und hinterlässt ein Vakuum, aber so geht der Satz nicht, und ähnliche Gedanken hatte ich beim Lesen öfter.
Zwischendurch ist es tatsächlich ein Märchen, da nämlich, wo ich in der Romantik angekommen war. Ich habe kein einzelnes zitiert, sondern alle:
Zitat:
Und sie lebten glücklich und bekamen viele Kinder.
(Strenggenommen leben sie ja in den deutschen Märchen immer glücklich bis ans Lebensende, und nur in der französischen Version kriegen sie immer viele Kinder, ein Sachverhalt, der mich schon immer schwer belustigt hat. - Ha, niemandem ist dieser logische Fehler aufgefallen. Laughing)
Im Grunde hast du mit dem Vakuum recht. Nur bildlich gesehen passt das für mich immer noch total. Weil die Erkenntnis sich anfühlt wie ein Vakuum, ein blitzschnelles Verdrängen jeglichen weiteren Gedankens, um dem Schmerz auszuweichen? Hm.
Danke jedenfalls für dein ausführliches Feedback!

Bawali hat Folgendes geschrieben:
Bei diesem Text hatte ich enorm Schwierigkeiten. Ich habe ihn trotz mehrmaligem lesen nicht wirklich verstanden. Das Vorgabe-Thema ist nur schwach umgesetzt und die Thematik aus dem Zitat ist gar nicht zu finden.
Schade. Vielleicht weißt du inzwischen, wie ich es umzusetzen gedachte. Wenn es der Text nicht rüberbringt, ist das natürlich nix wert.

holg hat Folgendes geschrieben:
(...) Schönes Ding. Gerne gelesen.
Danke, Holg. Freut mich sehr, dass bei dir so viel davon ankam. Danke für dein sehr ausführliches Feedback (was ich nicht mitzitiert habe, weil von meiner Seite keine Fragen offenblieben) und für deine vielen Federn natürlich auch. smile

Pause.


Korrektur:
Hermann Hesse hat Folgendes geschrieben:
Ja, es war so, es kam alles wieder, was nicht bis zu Ende gelitten und gelöst ward, es wurden immer wieder dieselben Leiden gelitten.
Also, nicht ganz richtig zitiert vorhin (und im Text).
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Jenni
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Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag08.10.2013 22:30

von Jenni
Antworten mit Zitat

Und, weil ich eben immer alles beende, was ich einmal angefangen habe ... wink

...weiter.

maardi hat Folgendes geschrieben:
Ich glaube ja nicht, dass diese Geschichte durch eine göttliche Inspiration zustande gekommen ist. Ich glaube auch nicht an Gott, nein. In Wahrheit ist es mir peinlich, dass ich kaum eine der Entleihungen des Autors verifizieren kann oder im Gegenteil: Ich würde gerne einfordern, dass er/sie das Alles ordentlich, germanistisch und wie es sich gehört, belegen sollte. Wie auch immer die Geschichte konstruiert, collagiert, montiert oder sonst produziert wurde, sie liest sich irgendwie stimmig. Das daran nur die Spur einer Wahrheit sein soll, ich glaube es ja nicht.
Irgendwas zwischen konstruiert, collagiert und montiert trifft's. wink Ich reiche das nach. Peinlich muss dir hier gar nichts sein. Ich hätte das auch nicht alles wiedergefunden (und dass, obwohl Lieblingsbücher darunter sind), ich habe nicht mal alles davon gelesen, darum ging es mir aber auch nicht. Alle diese Werke zusammen bestimmen den Verlauf der Geschichte, OHNE, dass das dem Leser oder Pankraz bis zum Schluss klarwird. Danke für deine vielen Federn, Maardi! smile extra

finis hat Folgendes geschrieben:
Durch das Nibelungenlied nehme ich an, dass Du mit Pankraz eine Art Siegfried meinst. Eine Parallele, die ich unpassend finde, ehrlich gesagt. Und problematisch. Oder meinst Du das anders?
Nur das hier:
Zitat:
[Es wurde entliehen: dem AT, v. d. Vogelweide, v. Eschenbach, dem Nibelungenlied, dem Till Eulenspiegel, C. Reuter, Lessing, Goethe, Schiller, Novalis, Heine, Büchner, Fontane, T. Mann, Toller, Hesse, Frisch, Brecht, Remarque, Kästner, Andersch, Johnson, Grass, Süskind.]

ist absolut überflüssig. Braucht man nicht, musst Du auch aus urheberrechtlichen Gründen nicht dazu schreiben (vor allem hättest Du es dann entsprechend markieren müssen). Und wenn Du das schon machst, dann doch bitte vollständig. Gottfried Keller fehlt. Und wenn Du jetzt nicht weißt, warum, dann lies "Die Leute von Seldwyla". (Lohnt sich).
Auf Siegfried wollte ich nicht hinaus, nein. Ich sah das "deutsche Lied" mehr als Metapher für die deutsche Literatur und Pankraz oder seine Geschichte als das Kind, das sie ans Licht getragen hat. Aber das hat mehr zur Verwirrung als zur Aufklärung beigetragen, schade.
Das mit den Quellenangaben war mehr eine Zwischenlösung. Alle Zitate markieren hätte die Geschichte zerrissen. Keine Quellenangaben, da war ich unsicher, wegen der Menge, und auch wollte ich mich nicht mit fremden Federn (oho, wie passend!) schmücken - und letztlich war es schließlich auch ein Hinweis; denn wenn es auch fast unmöglich ist, alle Zitate zu erkennnen, so hätte man doch aus der Reihenfolge der genannten Werke/Autoren schließen können, um welche Art von "Geschichte" es mir geht, die Pankraz' Geschichte erzählt. Dachte ich so.
"Die Leute von Seldwyla" kenne ich nicht, werde es mir merken, danke für den Tipp. Und danke für die Federn und deine Gedanken. smile

Herbert Blaser hat Folgendes geschrieben:
Origineller Beitrag quer über die Gleise deutscher Literatur.
Danke. smile

adelbo hat Folgendes geschrieben:
Mir gefällt der Text ausnehmend gut. Entliehene Wahrheiten oder auch nicht. Mein Favorit.
Viel mehr will ich nicht schreiben, außer dass in meinen Augen hier ein Profi am Werk war und mir einige andere Teilnehmer, u.a. auch ich, wegen der Klassenunterschiede ein wenig leid tun. Smile
Adelbo! Das hat mich natürlich sehr gefreut zu lesen, im Nominierungsthread hast du es auch noch mal wiederholt. Schön, dass ich dich dieses Mal erreichen konnte, nachdem mein letzter Wettbewerbsbeitrag ... na ja, zu erfrischenden Diskussionen zwischen uns führte. Laughing
"Klassenunterschiede" Shocked Aber das lasse ich mal so stehen, im Zusammenhang mit einem gewissen Kommentar im U-Thread, an den du dich vielleicht erinnerst. Razz wink
Vielen, vielen Dank, du Gute!!!

Ama hat Folgendes geschrieben:
Gut. Themenvorgabe sehr ansprechend umgesetzt. Interessanter, herausfordernder, aber dennoch flüssig zu lesender Schreibstil.
Das einzige Manko für mich ist die Anmerkung - denn ich komme mir jetzt unweigerlich dumm vor, weil ich einige der Anlehnungen nicht erkannt habe. Kann natürlich auch ein persönliches Empfinden sein, vielleicht finden andere das toll, dass sie jetzt nachschlagen und recherchieren und etwas dazu lernen können, ich fühle mich lediglich dumm, weil ich einige der Autoren nie gelesen habe und das aber anscheinend müsste.
Och Menno, ich wollte nicht, dass sich jemand dumm fühlt. Ich hatte eher gehofft, dass es funktioniert, auch ohne die Zitate zu kennen, und dass der Gesamtzusammenhang aus der Liste klar wird. Aber ja. Für 6 Federn hat's trotzdem gereicht, danke!!! smile

@ Anne: Danke dir für deinen sehr ausführlichen Kommentar, der mich sehr gefreut hat. smile (Ich zitiere nicht, weil lang und ich denke, es sind keine Fragen offen.)


Nuff hat Folgendes geschrieben:
Rätselhaft.
Mehrfach gelesen und immer noch keinen wirklichen Zugang gefunden.
Wahrheit als direkte Folge der eigenen Gedanken ... oder nicht?
Diese Geschichte ist nicht meins, und ich finde auch nicht wirklich eine direkte Aueinandersetzung mit dem Zitat ...
Irgendwie larifari das alles.
Hm. Schade. sad Trotzdem danke für's Lesen!

Rübenach hat Folgendes geschrieben:
Beim Erstlesen hatte ich mir notiert:
Schwierig, rätselhaft
Ja, hm, das versuche ich jetzt von der Rübe einfach mal als positiv aufzufassen. wink Danke für's Lesen!

Zinna hat Folgendes geschrieben:
Das folgende Wenn ich nicht an Kriege denke- dürfte es keine mehr geben. Löblich gedacht, doch ist mir hier der Sprung dorthin etwas zu groß.
Und der Krieg war ja schon da. Und alles kaputt.
(Wie geht man damit um, erst gelingt einem ALLES, es fügt sich alles nach Wunsch und plötzlich scheinen sich die Wünsche ins Gegenteil der eigentlichen Richtung auszuwirken.)
Und Pankraz will nicht mehr. Aber sogar die Gleise sind tot.

Jetzt habe ich ja gekrittelt, aber der Text gefällt mir. Von der Schreibe her. Du schreibst auch Lyrisches, bin ich mir ziemlich sicher. Da sind lyrische Elemente, Märchenhaftes und tiefe Gedanken, alles fein miteinander versponnen, nicht nur in einer Ebene. Hier bin ich wirklich sehr neugierig, wer sich hinter dem Inko verbirgt.

Lyrik, ich? Definitiv nicht. Das müssen "die Anderen" gewesen sein, von denen schrieben einige Lyrik. wink Tatsächlich ist das nicht das erste Mal, dass mir ein Lyriker so etwas sagt, und ich höre das natürlich absolut gern, denn ich habe den Verdacht, Prosa braucht ein bisschen Lyrik.
Zu dem Kriegsthema war meine Vorstellung so: Pankraz überlegt, dass er schlechte Dinge genauso wegdenken könnte wie seine Familie, z.B. Kriege - und in dem Moment wird ihm klar, dass er ja gerade schon an Krieg gedacht hat. Den sah ich dann als "Folge" seines Gedankens (ob ein kausaler Zusammenhang besteht, darüber mache ich hier keine Aussage) - das "am Morgen" betrachte ich nicht als den nächsten anbrechenden Tag, ab hier habe ich die Zeit sowieso abstrakter behandelt.

Blue hat Folgendes geschrieben:
Der Autor versucht bei diesem Text mit aller Gewalt, uns Leser mit Bildung zu erschlagen, damit wir wirklich restlos davon überzeugt sind: Ja, dieser Beitrag ist E! Und dennoch lesen wir nichts weiter als eine im süßlichen Ton erzählte Suizidgeschichte. Was fasziniert Autoren nur daran, sich immerzu Eisenbahn-Selbstmorde auszumalen? Davor ein bisschen Lebensphilosophie. Ja, da bringt sich tatsächlich ein richtiger Mensch um. Ein kurzer Hand erfundener. Erst erfunden, dann vom Zug niedergefahren.
Ich mag das nicht, solche Texte zu lesen. Ich sehe keinen Sinn darin - weder sie zu schreiben, noch sie zu lesen. Sie sind nutzlos, auch wenn sie von Zitaten und Anspielungen nur so strotzen.
Genau das habe ich natürlich vorgehabt, euch mit ganz viel Bildung hinter's Licht zu führen, damit ihr glaubt, das sei E. Und das Beste: die Jury ist voll drauf reingefallen. Rolling Eyes (Tschuldigung, der musste sein. Ansonsten habe ich dich ja schon ausreichend angezickt dafür. Razz)

shao hat Folgendes geschrieben:
Ich sehe den Anspruch an den Leser, den dieser Text mit sich bringt und ich finde die Geschichte nicht schlecht.
Aber trotzdem ist da irgendwas, was dazu führt, dass er mir persönlich einfach nicht gefallen mag
Entschuldigung, aber ich muss einfach jedes Mal lachen, wenn ich deinen Kommentar lese und daneben (auf deinem Avatar-Bild): Ignorance is a choice. Laughing
Danke für's Lesen, und ... ja. smile

Fertig!!! smile
Danke euch allen. Ich habe mich ehrlich über alle Kommentare gefreut und nehme viel draus mit. Überhaupt mal wieder extrem viel gelernt aus diesem Wettbewerb. smile
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


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Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag08.10.2013 22:50

von Jenni
Antworten mit Zitat

Und jetzt Showdown, die Karten auf den Tisch.
Hier habe ich mich bedient:

Ob ich mich selben rüemen sol,
sô bin ich des ein hübescher man,
daz ich sô manege unfuoge dol
sô wol als ichz gerechen kan.

(Walther von der Vogelweide)

Wem Zweifel an dem Herzen nagt,
Dem ist der Seele Ruh versagt.

(aus: Wolfram v. Eschenbach, Parzival)

Es hat mir an dem Herzen gar manchmal weh gethan,
Daß mich des gelüstete was mir nicht werden kann
Und was ich nie gewinne: der Schade der ist groß;
Nicht mein' ich Gold noch Silber, von den Leuten red ich bloß.

(aus dem Nibelungenlied (Simrock-Übersetzung))

Und das sei das große Glück: wenn irgendwo ein Stein von dem Dach fiele oder ein Balken von dem Haus, pflege man zu sagen: »Hätte ich dort gestanden, so hätte mich der Stein oder der Balken erschlagen. Das war mein großes Glück.« Solches Glück wollte er gern entbehren.
(aus dem Till Eulenspiegel)

Nachdem ich aber meine warhafftige, curiöse und sehr gefährliche Reise-Beschreibung zu Wasser und Lande (...)
(aus: Christian Reuter, Schelmuffsky)

Die Wage gleicht der großen Welt:
Das Leichte steigt, das Schwere fällt.

(Gotthold E. Lessing, Die große Welt)

Früh drei Uhr stahl ich mich aus Karlsbad, weil man mich sonst nicht fortgelassen hätte. (...) Die obern Wolken streifig und wollig, die untern schwer. Mir schienen das gute Anzeichen.
(aus: J. Wolfgang v. Goethe, Italienische Reise)

Fülle süßer Früchte beuge
Deine immer grünen Zweige!

(aus: Friedrich Schiller, Die Huldigung der Künste)

Es geht mit der Liebe wie mit der Überzeugung – wie viele glauben überzeugt zu sein und sind es nicht. Nur vom Wahren kann man wahrhaft überzeugt sein – nur das Liebe kann man wahrhaft lieben. (1999)
Das Auge ist das Sprachorgan des Gefühls. (2022)
(aus: Novalis, Sophie, oder über die Frauen)

Ich dacht an sie den ganzen Tag,
Und dacht an sie die halbe Nacht.
Und als ich fest im Schlafe lag,
Hat mich ein Traum zu ihr gebracht.

(Heinrich Heine, Ich dacht an sie den ganzen Tag)

Es wird mir ganz angst um die Welt, wenn ich an die Ewigkeit denke.
(aus: Georg Büchner, Woyzeck)

Es war Weihnachten 1812, Heiliger Abend. Einzelne Schneeflocken fielen und legten sich auf die weiße Decke, die schon seit Tagen in den Straßen der Hauptstadt lag.
(aus: Theodor Fontane, Vor dem Sturm)

Er hatte nicht beabsichtigt, diese Reise sonderlich wichtig zu nehmen, sich innerlich auf sie einzulassen. (...) jetzt aber war ihm doch, als ob die Umstände seine volle Aufmerksamkeit erforderten und als ob es nicht angehe, sie auf die leichte Achsel zu nehmen.
(aus: Thomas Mann, Der Zauberberg)

Vor Tage wache ich auf. Ich gehe durch das Dorf, vorbei an den schwarzen Brandmauern zerschossener Häuser, ich falle in Granatlöcher, die die Straßen zerwühlen.
(aus: Ernst Toller, Eine Jugend in Deutschland)

Ja, es war so, es kam alles wieder, was nicht bis zu Ende gelitten und gelöst ward, es wurden immer wieder dieselben Leiden gelitten.
(aus: Hermann Hesse, Siddhartha)

Ich bin nicht Stiller! – Tag für Tag, seit meiner Einlieferung in dieses Gefängnis, das noch zu beschreiben sein wird, sage ich es, schwöre ich es und fordere Whisky, ansonst ich jede weitere Aussage verweigere.
(aus: Max Frisch, Stiller)

Herr K. sagte einmal: „Der Denkende benützt kein Licht zuviel, kein Stück Brot zuviel, keinen Gedanken zuviel.“
(aus: Bertold Brecht, Geschichten vom Herrn Keuner)

Es ist Sonntag früh. Die Glocken läuten von allen Türmen, und die Irrlichter des Abends sind zerstoben.
(aus: Erich Marie Remarque, Der schwarze Obelisk)

Ich werde eine Formel sprechen,
die das Verlorne wiederbringt.
Ihr dürft mich nur nicht unterbrechen!
Vielleicht, dass der Versuch gelingt ...

(aus: Erich Kästner, Das fliegende Klassenzimmer)

Natürlich waren seine Überlegungen auch von der Furcht bestimmt, aber selbst wenn man ein gewisses Maß von Furcht einkalkulierte, stimmten sie.
(aus: Alfred Andersch, Sansibar oder der letzte Grund)

Aber Jakob ist immer quer über die Gleise gegangen. Razz
(aus: Uwe Johnson, Mutmaßungen über Jakob)

Wer schreibt mir einen guten Schluß?
(aus: Günter Grass, Katz und Maus)

Und dann brach mit einem Schlag die letzte Hemmung in ihnen, der Kreis in sich zusammen.
(aus: Patrick Süskind, Das Parfum)
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anderswolf
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1069



Beitrag09.10.2013 12:58
Re: Und Gott sprach, es werde.
von anderswolf
Antworten mit Zitat

Jenni hat Folgendes geschrieben:
Ich fange jetzt mal von hinten an, mit Anderswolf, weil er grad so schön dabei ist, und ich dazu direkt zwei große Fragen habe:
Anderswolf hat Folgendes geschrieben:
Spannende Idee, in schönem Ton erzählt. Allerdings sind manche Sätze so verschachtelt, elliptisch oder vielleicht grammatikalisch falsch, dass sie unverständlich werden. Dafür hebt sich die Interpretation des Zitat nicht als Missverständnis, sondern als Bewusstseinslenkung erfrischend von anderen Beiträgen ab. Innere Logik nicht immer vorhanden, vielleicht ist das aber der Erlebniswelt Pankraz' geschuldet.

Die zwei fettmarkierten Punkte hätte ich gerne spezifischer, wenn es geht, denn ich sehe weder grammatikalische Fehler noch Logiklücken - wenn es sie aber in deinen Augen gibt, wäre das ein sehr hilfreiches Feedback. Ansonsten danke dir für das Lob und die Federn. smile


Bevor ich direkt am Text zeigen kann, was ich meine, muss ich mich verdeutlichen. Manche Sätze sind nicht an mich gegangen, weil ich sie nicht verstanden habe. Ich musste zurückkehren und mehrfach lesen, nicht weil ich eine Aussage an sich unverständlich gefunden hätte, sondern weil die Gestaltung des Satzes nicht in mein Gehirn gepasst hat. Während ich natürlich immer auch davon ausgehe, dass es an mir liegen kann, habe ich nach mehrmaligem Lesen des gleichen Satzes gedacht, vielleicht soll der Satz wie ein Widerhaken wirken, vielleicht aber auch nicht. Die Wirkung wurde aber erzielt, und ich war mir nicht sicher, ob das, woran ich hängenblieb, Verschachtelung, Elliptik oder Grammatikfehler war. Darum der Dreiklang. Es fühlte sich teils an wie falsche Grammatik, vielleicht war es aber auch ein Stilmittel.
Das mit der Logik ist dagegen teils gravierend und vielleicht bin ich da auch einfach nur zu penibel. Die Möglichkeit habe ich ja in meinem eigentlichen Kommentar auch angesprochen. Vielleicht ordnet sich alles in Pankraz' Wahrnehmung als logische Folge an, für mich als Leser bleibt aber genau diese Frage offen.
Sehen wir uns das Ganze genauer an, ja?


Zitat:
indes, ohne sich selbst rühmen zu wollen, wuchs Pankraz zu einem hübschen und sorglosen jungen Mann heran, denn, so dachte sich Pankraz, wer zweifelte, dem war der Seele Ruh bereits versagt.


Hier werden zwei Aussagen ineinander geschoben, nicht sinnentstellend, aber verständnisbehindernd. Gemeint ist es sicherlich so: Pankraz findet sich ganz hübsch, rühmt sich dessen aber nicht. Außerdem ist er sorglos, was von seiner Erkenntnis herrührt, dass Zweifel ja auch nicht weiterbringen.
Nun ist sind die beiden Sätze aber so ineinander verschränkt, dass es unlogischerweise klingt, als ob sich Pankraz nicht rühmen wolle, hübsch und sorglos zu sein. Des letzteren brauchte man sich nicht rühmen, außer in einer Welt, da Sorglosigkeit ein begehrtes Gut ist. Deutlicher hakt es aber in der zweiten Verschränkung: Pankraz ist hübsch und sorglos, da Zweifel (also Sorgen) per se beunruhigen. Während man über die erste Verschränkung noch diskutieren könnte (vielleicht lebt Pankraz, vielleicht leben wir alle in einer Welt, die mehr Sorglosigkeit gebrauchen könnte), ist die zweite Kofferung deutlich grenzwertiger: bei den wenigsten Menschen wirkt sich seelische Unruhe auf ihre Hübschheit aus. Natürlich wirken sorglose Menschen in der Regel attraktiver als sorgenvolle. Solange sich die Sorgen aber nicht in Verwahrlosung äußern, ergibt sich daraus kein in seiner Gesamtheit zu rühmender Umstand.

Zitat:
Es war in der Folge eines im Trotz gedachten Dann geh doch und lass dich vom Fünf- Uhr-Dreißig-Zug überfahren, auf den Ausspruch seines Vaters hin, das Leben sei zu kurz für Umwege, dass Pankraz sich in ernsthafte Erwägungen über das Leben und dessen Sinnhaftigkeit zu versteigen begann.

Nicht nur wird der Satz durch den komplexen, aber nicht falschen Einschub holpernd, die Schlussfolgerung darin ist nicht logisch. Wenn Pankraz seinen Vater mit seinem Trotzgedanken umgebracht haben sollte, worin versteigt er sich dann? Nicht etwa in Schuldgedanken oder Allmachtsphantasien. Pankraz reflektiert statt dessen über das Leben und dessen Sinnhaftigkeit. Er stellt sich, das ist der Schluss, die Frage nach dem Sinn des Lebens, weil er seinen Vater kraft der eigenen Gedanken getötet hat. Empfinde ich nicht als stimmig. Sicherlich kann die Verkettung der Umstände Auslöser dafür sein, dass Pankraz sich Gedanken über seine Bestimmung oder seine Fähigkeiten macht, aber wohl weniger über den Sinn des Lebens. Anders wäre das, wenn nicht die kausale Beziehung zwischen seinen Gedanken und dem Tod des Vaters im Vordergrund stünde. Der Tod eines nahestehenden Menschen bringt wohl in Jedem den Gedanken an die Endlichkeit und Sinnhaftigkeit des Lebens hervor. So aber wirkt der gesamte Bezug so kantig, dass es unlogisch klingt.

Zitat:
Zunächst tat ihm die Sorge um die Lebenserwartung seiner verbliebenen Angehörigen im Herzen weh, ja, er bedachte den Schaden, den er bei seinen Leuten anzurichten vermochte. Brauchte er doch nur einmal aus Unachtsamkeit zu denken, Hätte jemand gestanden, wo der Stein vom Dach fiel, da sah er seine Schwester von eben jenem Stein erschlagen; noch betrachtete Pankraz den Verlauf der Geschichte schlicht als unglücklich.

Wie ich ja mittlerweile weiß, basiert die Formulierung, es täte Pankraz im Herzen weh, ein Zitat aus dem Nibelungenlied, wo es ja sogar noch hieße, es täte an dem Herzen weh. Trotzdem wirft mich der Ausbruch aus dem mittlerweile üblichen Sprachgebrauch, etwas täte in (oder an) der Seele weh, schon wieder aus dem Text, was nicht gut ist, weil ich ja gerade erst wieder eintauchen wollte. Darauf wollte ich aber gar nicht hinaus.
Es klingt zunächst so, als habe Pankraz schon erkannt, dass seine Gedanken für Unglücke verantwortlich seien. "Er bedachte den Schaden, den er (...) anzurichten vermochte." Dann aber klingt es so, als glaube er eher an unglückliche Zufälle. Es sei alles zwar trauriges, aber unabänderliches Schicksal.
Es sei denn, der Satz "noch betrachtete Pankraz den Verlauf der Geschichte schlicht als unglücklich" ist eigentlich das Rudiment eines größeren, mit einem "Weder" eingeleiteten Satzes. Dann wäre klar, Pankraz sieht gar keine Möglichkeit, sich aus seiner Verantwortung für die Unglücke in seiner Familie zu stehlen, er könnte es nicht einmal auf die tragischen Zeitläufte schieben.
Das "Dennoch" des nächsten Satzes klärt diese Frage einigermaßen, denn obwohl sich Pankraz nicht schuldig fühlt, und obwohl er daran glaubt, der Verlauf der Geschichte könne nicht anders als unglücklich sein, verlässt er seine Familie, die ihm vielleicht Schutz vor den Unbilden des Schicksals hätte bieten können.

Zitat:
Dennoch drängte es ihn, seine Heimat und Familie zu verlassen, zugunsten einer wahrhaftigen, kuriosen und sehr gefährlichen Reise, denn, so dachte Pankraz, die große Welt müsse doch gleich einer Waage sein Schicksal auszubalancieren vermögen, und Pankraz die Leichtigkeit finden.


Und jetzt wird es haarig. Fangen wir mit der inneren Logik an, denn das ist kürzer zu beschreiben und vielleicht auch gar kein Problem. Pankraz hofft, die ausgleichende Waage der Welt lasse ihn Leichtigkeit finden, obwohl er ja eingangs schon als sorglos beschrieben wurde. Sicherlich könnte es sein, dass Pankraz in der Zwischenzeit seine Sorglosigkeit verloren haben könnte, allein die bisherige Lesart des Textes lässt diesen Schluss nicht zu. Obwohl Pankraz sich Gedanken über den Sinn des Lebens macht und ihm die Unglücke in seiner Familie schon zusetzen, schiebt er alles auf den schlicht unglücklichen Verlauf des Schicksals. Leichter kann man es sich ja nicht machen. Vielleicht ist das Prädikat "fehlende innere Logik" nicht vollkommen angemessen, zumindest aber ist es nicht konsequent oder die Konsequenz nicht deutlich.

Damit zum zweiten Koffersatz: "die große Welt müsse doch gleich einer Waage sein Schicksal auszubalancieren vermögen, und Pankraz die Leichtigkeit finden." Beim dritten Lesen erst habe ich erst entdeckt, dass im zweiten Teil des Satzes doch nicht das deklinierte Verb fehlt. Es steht nur an einer unerwarteten Stelle, nämlich im ersten Teil des Satzes. Ich gebe zu, ich bin mir nicht sicher, ob das grammatikalisch richtig oder falsch ist. Unabhängig jeglicher Grammatik sagt mir aber mein Sprachgefühl, dass der Bezug auf "müsse" in beiden Satzteilen auf Kosten der Lesbarkeit geht. Umgehen könnte man das mit einem einfachen "die große Welt müsse doch gleich einer Waage sein Schicksal auszubalancieren vermögen, und Pankraz die Leichtigkeit finden lassen." Dadurch geht natürlich der Eindruck Pankraz' als Lenker des eigenen Schicksals flöten. Wenn die Welt ihn sein Schicksal finden lässt, ist er nicht mehr für sein Glück und Unglück verantwortlich. Andererseits wäre das nur konsequent, da ja mittlerweile klar ist (oder vielleicht auch nicht?), dass Pankraz ja noch davon überzeugt ist, der Verlauf der Geschichte sei unglücklich. Erst die Waage der Welt könne das aufwiegen und ihn Leichtigkeit (wieder?) finden lassen, da er allein gegen das Schicksal ja nicht ankäme.
Ja, ich verwirre mich auch selbst gerade.
Egal, was gelten mag, es fehlt etwas in diesem Satz, um Lesefreundlichkeit herzustellen. Ob es die bei einem E-Text braucht, weiß ich nicht, in diese Diskussion will ich mich jetzt nicht auch noch reinhängen. Ich arbeite ja hier nicht sprachwissenschaftlich, sondern rein nach Sprachgefühl.

Zitat:
Und so geschah es auch.

Das hatte ich gerade auslassen wollen, da frage ich mich: warum steht das da eigentlich? Dient es als Ausblick auf die später gefundene Leichtigkeit? Oder auf den direkt anschließenden Aufbruch? Egal wofür (und die große Waage der Welt kann ihn ja am Ende doch nicht aufwiegen), es ist unnötig. Dass er aufbricht, sehen wir ja gleich; dass er Leichtigkeit findet (und wahrscheinlich wieder verlieren muss) ist notwendig für den Fortgang der Geschichte. Insofern ist es nur eine plumpe Überleitung, die den Text beschwert. Es könnte natürlich auch eine undokumentierte und verwaschene literarische Anleihe sein ("Dein Wille geschehe" etc.).

Weil ich jetzt schon damit angefangen habe, mache ich einfach noch ein paar Anmerkungen mehr:
Zitat:
Früh um drei stahl er sich aus dem Haus, und die Wolken, oben streifig und unten schwer, schienen ihm zu Recht ein gutes Vorzeichen.

Würde ich ja weglassen. Erstens verwäscht es das Zitat, zweitens muss die Geschichte langsam mal wieder in freudvollere Fahrwasser gelangen, sonst hätte man sich ja den optimistischen Einstieg "Pankraz führte ein selbstbestimmtes Leben" ja auch sparen können. Außerdem beinhaltet es für mich keine Bewertung durch Pankraz, sondern durch den Erzähler. Vielleicht waren die wolligen Wolken im Gesamtrückblick auf Pankraz' Leben ihm doch kein glückliches Vorzeichen, im Moment sind sie es aber. Dann reicht es für die Beschreibung von Pankraz' Sicht der Dinge aus, von einem guten Vorzeichen zu sprechen. Was später kommt, weiß Pankraz jetzt noch nicht. Dass die Wolken Pankraz "zu Recht ein gutes Vorzeichen" schienen, weiß ja nur einer: der Erzähler. Wobei der natürlich auch weiß, dass es nicht in Hinblick auf Pankraz' gesamtes Leben gilt, sondern nur hinsichtlich seiner Zeit fort von zuhause. Die Leichtigkeit, die sich Pankraz erhofft und die er auch bekommen soll, wird spätestens mit der Rückkehr in die Heimat auch vergangen sein.

Zitat:
So spazierte er durch einen Orangenhain, in welchem ganz oben in den Bäumen die dicksten und süßesten Früchte hingen. Fülle süßer Früchte, beuge deine immergrünen Zweige, dachte hungrig Pankraz. Sogleich kam eine Krähe geflogen, ließ sich auf einem der immergrünen Zweige nieder, und Pankraz gelangte ohne Mühe an die Früchte.

Hätte der Orangenbaum nicht auch bei den Schillerschen Künsten im Mittelpunkt gestanden, hätte ich gefragt, warum denn ausgerechnet Orangen? So frage ich: ist das so, dass es nur einer Krähe bedarf, um einen der oberen Äste eines Orangenbaumes so weit nach unten zu biegen, dass Pankraz leicht an dessen Früchte gelangen kann? Bei den Orangenbäumen, die ich bislang gesehen habe (3 Stück) wäre das nicht gegangen. Andererseits ist es Pankraz. Bei dem wundere ich mich ja über nichts.

Zitat:
Vom Wahren nun überzeugt, beschloss Pankraz zu lieben.

So sehr ich es aufs Zitat schieben will, so wenig wird das funktionieren. Dass Pankraz aufgrund seiner neugewonnenen Überzeugung vom Wahren (wieso auch immer die Orange ein Obst der Erkenntnisfindung sei) den Beschluss zu lieben fällt, erschließt sich mir nicht. Der Zusammenhang zwischen Liebe und Wahrheit ist sichtlich durch das Novalis-Zitat inspiriert, zieht aber keine ebenso ersichtlichen Schlüsse. Zwar bezeichnen viele die Liebe als das einzig Wahre, nichts deutet aber bislang darauf hin, dass Pankraz dieser Gedanke nahe liegt. Ja, es erscheint ohnehin schwierig, dass ein Mensch beschließt zu lieben, selbst jemand, der sich seine Realität ständig neu erschafft. Denn wer erschafft, ist immer von einer Vorlage inspiriert. Der einzig uninspirierte Schöpfer könnte Gott gewesen sein, hätte er existiert. Alle anderen Schöpfungen sind mehr oder weniger bewusste Imitationen oder Variationen des Vorhandenen. Pankraz müsste die Liebe also schon gekannt haben, aber nicht von sich selbst, wenn er jetzt erst beschließt zu lieben. Hat ihn die Orange also nicht nur gelehrt, das Wahre zu sehen, sondern auch eine Information über das Konzept der Liebe enthalten? Wenn nicht, müsste er Liebe aus seiner Heimat kennen. Bislang findet sich dazu kein Hinweis, nichts in Pankraz' Vergangenheit deutet derweil auf Emotionen hin, selbst die Verhängnisse innerhalb der Familie nimmt er nicht als Anlass, Verluste zu betrauern, vielmehr irritiert ihn nur die Gleichzeitigkeit von Gedanke und Vorfall. Ja, er sorgt sich vor seinem Weggang um das Wohlergehen seiner Familie, aber es deutet nichts darauf hin, dass es dafür eine andere Motivation gibt als die Angst, vielleicht doch verantwortlich für deren Leid sein zu können. Pankraz' einzig dokumentierte Emotion ist in diesem Zusammenhang Sorge um seine eigene Schuld.

Zitat:
Kaum hatte er den Hain verlassen, begegnete ihm eine Frau ewiger Schönheit, und sie hieß Sophie.

Leider klingt das platt. Ist das Pankraz' Wahrnehmung geschuldet? Dann ist es ok. Ist dem Erzähler nur keine weniger abgenutzte Beschreibung eingefallen? Dann ist es schade, aber erträglich. Spricht der Autor, um darauf hinzuweisen, man möge die im nächsten Halbsatz benamste Sophie aus der antiken Ewigkeit herausübersetzen? Dann bleibt es platt, auch und vor allem in der Aufforderung in Sophie die fleischgewordene Liebe zu sehen. Pankraz fehlt diese Wahrnehmung offensichtlich, sonst würde er sehen, dass ihm nur ein Konzept gegenübersteht und keine Frau. Doch obwohl er von der Orange der Erkenntnis gekostet hat und vom Wahren überzeugt ist, erkennt er nicht, dass es sein Wunsch nach Liebe war, der die Liebe inkarnierte.

Zitat:
Das Auge ist das Sprachorgan des Gefühls, dachte Pankraz, und schon wandte sich die Schöne ihm zu, und es war mit einem Augenblick um ihn geschehen. Den ganzen Tag und die halbe Nacht dachte er an Sophie, und da erschien sie ihm in seinem Traum. (...)

Was geschah zwischendurch? Eben erst erschienen, ist sie auch schon wieder weg wie der vorübergewehte Duft der Orangenblüte? Oder ist er einfach fortgelaufen, kaum dass ihr Blick auf ihn fiel? Zu dem Pankraz, den ich mittlerweile kennengelernt habe, würde das passen, insofern würde es nicht stören, flöhe er. So aber posieren sie nur kurz vor dem Orangenhain und sind wieder getrennt, bis sie sich in seinem Traum wiedersehen. Ich habe nichts dagegen, dass Pankraz eine Frau kennenlernt, ich habe auch nichts dagegen, wenn diese Begegnung nur imaginär ist, aber das kurze Aufploppen Sophies, als sei sie nur ein Geräusch, das stört mich.

Zitat:
Sie lebten glücklich und bekamen viele Kinder.

Ein Leben, so perfekt wie aus einem Märchen, da mussten selbst dem tapferen Pankraz einmal Zweifel kommen.

Endlich durchschaut er was. Sehr schön.
(Ich kann ja nicht immer nur meckern.)

Zitat:
Wenn er so an die Ewigkeit dachte, dann wurde ihm Angst um die Welt.

Nicht mehr so schön. Der Sprung ist zu groß von einfachen Zweifeln bis zu den Gedanken an die Ewigkeit. So rudimentär Pankraz' Wahrnehmung der Wirklichkeit sein mag: die Zweifel gelten, so liest es sich zumindest zunächst, doch seinem scheinbar perfekten Leben. Und so sehr Pankraz auch von sich selbst überzeugt ist, es gibt keinen logischen Schluss von seinem Leben zur Ewigkeit. Außer es ist wirklich Pankraz' verschrobene Wahrnehmung, die ihn zu dieser Schlussfolgerung treibt.

Zitat:
Seine Mutter und seine Geschwister fielen ihm ein - er beeilte sich, viel Gutes über sie zu denken - die er in der fernen Heimat schutzlos zurückgelassen hatte.

Ich bin ein Erbsenzähler. Wieso "schutzlos"? Als Pankraz ging, hätte er keinen Grund gehabt zu denken, er habe Möglichkeiten, seine Familie zu schützen. Als Pankraz ging, gab es noch das unabwendbare Schicksal, das ihnen Unglück zufügte. Dagegen war er machtlos gewesen. Insofern hat er sie verlassen, aber sie hatten ohne ihn nicht weniger Schutz als mit ihm. Und selbst in seiner aktuellen Phase des Selbstbewusstseins könnte er nicht anders, als seinen Weggang als Schutz seiner Familie vor Pankraz selbst zu sehen, denn er war, das könnte ihm klar werden, damals für das Unglück in der Familie verantwortlich. Es läge jetzt an ihm, ihnen Schutz zu gewähren, Kraft seiner Gedanken, durch alle Mittel, die ihm zur Verfügung stehen.
Dass er aber jetzt, da er erkannt hat, dass er einer vielleicht perfekten Selbsttäuschung aufgesessen ist - anders kann ich mir seine Angst um die Welt nicht erklären -, auf die Idee kommt, seine Herkunftsfamilie könnte indessen Schaden genommen haben, erschließt sich mir nur begrenzt.

Zitat:
Er packte seine Frau und seine Kinder ein und fuhr sie heim, in die Berge.

Dass er sie jetzt heimbringt, wirft die Frage auf, wo waren sie vorher? Im Orangenhain? Müsste das dann nicht ihr Heim sein? Er fährt also in das Heim seiner Herkunftsfamilie. Hätte der Leser vorher schon erfahren, dass Pankraz aus den Bergen stammt, hätte man natürlich schreiben können, er führe also mit Frau und Kindern in die Berge, der Leser wüsste schon, die Berge können nicht anders als Pankraz' Herkunftsort sein.

Zitat:
Es war Weihnachten, als sie sein Elternhaus erreichten, Heiliger Abend. Einzelne Schneeflocken fielen und legten sich auf die weiße Decke, die in den Straßen lag. Es ist zu ruhig, dachte Pankraz, und tatsächlich schien das Haus schon lange verlassen.

Schön. Schade, dass der Großteil davon ein Zitat ist, wie ich jetzt weiß. Außerdem würde ich schreiben: "dachte Pankraz, denn das Haus schien schon lange verlassen."
Das "tatsächlich" gibt mir das Gefühl, der Erzähler bestätige Pankraz Sicht der Dinge.

Zitat:
Er hatte nicht beabsichtigt, diese Reise sonderlich wichtig zu nehmen, sich innerlich auf sie einzulassen, jetzt aber war ihm doch, als ob die Umstände seine volle Aufmerksamkeit erforderten. Fieberhaft durchkramte er seine Erinnerung. Hatte er nicht all die Jahre jeden Gedanken an seine Lieben aufs Gründlichste vermieden?

Pankraz ist samt seiner Familie in die Berge gefahren, weil er sich Sorgen um seine Familie gemacht hat. Dachte ich zuerst. Jetzt erfahre ich, dass dem nicht so war, eigentlich war die Sorge um die Familie nachrangig. Was wollte er sonst in den Bergen? Urlaub machen? Natürlich war ihm die Reise von Anfang an wichtig, er hat es vielleicht nicht zugeben wollen und kann sich jetzt nicht mehr selbst belügen. Dann ist aber "beabsichtigen" das falsche, weil andere Intention transportierende Wort. Vielleicht hatte er gehofft, die Reise nicht wichtig nehmen zu müssen. Die Problematik liegt indes nicht beim Mann-Zitat, sondern in der Art und Weise, wie es in die Geschichte eingebaut ist. Hätte Pankraz tatsächlich beschlossen, mit seiner Familie Urlaub in den Bergen seiner Kindheit zu machen, dann könnte ich die Nichtbeabsichtigung nachvollziehen. Wenn er dort ankommend annehmen muss, dass seiner Familie schreckliches zugestoßen ist, ist er gezwungen, seine Prioritäten vom Urlaub weg auf die Umstände des Unglücks zu lenken. So aber begleitet ihn vom Orangenhain weg das dumpfe Gefühl, es könnte Schlimmes geschehen sein. Andernfalls wäre er ja nicht aufgebrochen. Erst die Sorge treibt ihn in die Berge.
Und dann, als er erkennt, dass die veränderte Situation seine volle Aufmerksamkeit erfordert, driftet er erst mal ab in Gedanken. Aufmerksamkeit sieht anders aus. Ich weiß, es ist dem Zitat geschuldet, aber es passt einfach so nicht in den Kontext. Wenn das Zitat so bleiben soll, muss der Kontext angepasst werden.

Zitat:
Die Erkenntnis breitete sich wie ein Vakuum in ihm aus. Rasch dachte er, seine Sophie und seine Kinder möchten zur Tür hereinkommen, und gleich kamen sie herein, und er dachte an sie und dachte sie.

Dass ein Vakuum sich nicht ausbreitet, ist schon gesagt worden. Ansonsten ist das mit die schönste Stelle. Nirgends so sehr wie hier kristallisiert sich Pankraz' Realität: er denkt an sie und denkt sie. Sie sind durch ihn, wie alles erst durch ihn ist. So einfach und doch so wunderbar.

Zitat:
Auf die ganze große Welt bezogen, brachte seine Situation freilich Vorteile mit sich.

Da ich ja eigentlich noch auf die Erklärung gewartet hatte, was denn nun mit seiner Mutter und den Geschwistern geschehen ist, brechen die vermeintlichen Vorteile ja nun irgendwie schon sehr krass ein. Es klingt im ersten Moment so, Pankraz fände dann doch ganz gut, dass keine lästigen Verwandten mehr im Haus sitzen, die ihm und seiner Frau und den Kindern auf die Nerven fallen könnten.
Dass er stattdessen seine Kondition als Weltenlenker anzunehmen beginnt, wird erst mit dem nächsten Satz deutlich.

Zitat:
Dachte er beispielsweise von nun an nie mehr an Kriege – bestürzt unterbrach Pankraz seinen Gedankengang. Am Morgen ging er durch das Dorf, vorbei an den schwarzen Brandmauern zerschossener Häuser, der zerstörten Kulisse seiner verlorenen Kindheit. Es kam alles wieder, was nicht bis zu Ende gelitten und gelöst, immer wieder litt er dieselben Leiden.

Natürlich hätte Pankraz ja auch einfach bis zum Morgen noch an andere Dinge denken können. Zeit wäre ja wahrscheinlich gewesen. Man erfährt zumindest nicht, dass Pankraz aus Angst vor der Wirkung seiner Gedanken zum Beispiel lieber zu Bett geht, um nicht mehr denken zu müssen. Dann, vor Tage, wacht Pankraz wieder auf und es war Krieg, während er schlief. So aber haben wir einfach den Sprung vom bestürzt abgebrochenen Gedankengang bis zum kriegszerstörten Dorf ein Satzzeichen lang Zeit. Das mag nicht unbedingt unlogisch sein, aber es ist fragwürdig.

Zitat:
Ich bin nicht Pankraz, dachte Pankraz Tag für Tag, beschwor es und trank Whisky. Sophie glaubte, ihn nicht wiederzukennen. Sie war die letzte, die das Dorf verließ; Pankraz saß allein im Keller dessen, was einmal sein Elternhaus gewesen war, aß nichts und dachte nichts. Denn der Denkende, so war ihm klar geworden, benützte kein Licht zuviel, kein Stück Brot zuviel - keinen Gedanken zuviel.

Es war Sonntag früh. Die Glocken läuteten von allen Türmen und die Irrlichter des Abends waren zerstoben. Pankraz wanderte durch belebte Straßen, beobachtete die Menschen beim Wiederaufbau ihrer Träume.

Wenn Sophie die letzte ist, die das Dorf verläßt, also noch nach den gemeinsamen Kindern, wer läutet die Glocken? Wer baut da auf?

Zitat:
Bald würde man dem Dorf das Geschehen nicht mehr ansehen; für das Auge würde Pankraz’ Schuld getilgt sein. Sein eigener Verlust hingegen war unwiderruflich. Könnt er doch eine Formel sprechen, die das Verlorne wiederbrächte – die Gefahr war ihm zu groß, der Versuch könne misslingen. Pankraz sah nur einen Ausweg. Die Welt wäre ohne ihn besser dran, und er würde die Konsequenzen dieser Einsicht nicht scheuen. Natürlich waren seine Überlegungen auch von der Furcht bestimmt, aber selbst wenn man ein gewisses Maß von Furcht einkalkulierte, stimmten sie.

Logische Konsequenz. Für den anderen großen Schöpfer gab es keinen anderen Ausweg, auch er hat sich in den Himmel zurückgezogen, da er eingesehen hat, dass Wille und Werk manchmal nicht zusammenpassen wollen.

Zitat:
Er grübelte, wie er es anstellen wollte, von der Welt zu verschwinden, denn einem bedeutungsvollen Mann gebührte ein bedeutungsvoller Tod -

Wüßte ich es nicht besser, würde ich sagen, Pankraz sei manisch-depressiv. Eben schien ihn noch die Last der Schuld auf den von Granatlöchern zerwühlten Boden zu drücken, schon ist er wieder ein bedeutungsvoller Mann, der allerdings gerade seinen Selbstmord plant.
Der letzte Bedeutungsvolle, der das in Konsequenz versucht hat, war Möllemann. Ob er immer psychisch stabil war, wage ich zu bezweifeln.

Zitat:
da kam er an der alten Eisenbahnstation vorbei. Wie durch ein Wunder war sie unzerstört. Ein Fenster des Bahnwärterhäuschens war nicht ordentlich verschlossen und klapperte im Wind. Der Bahnübergang lag ganz hinten, am Ende des Bahnsteigs. Aber sein Vater war immer quer über die Gleise gegangen. Und hatte er nicht in Allem Recht behalten? Wohin hatten seine Umwege Pankraz geführt? Hier stand er wieder, wo alles begonnen hatte.

Am Bahnhof hat alles begonnen? Nicht etwa in dem Moment, da Pankraz seine eigene Geburt einleitete? Na, sei's drum. Es ist klar, was gemeint ist. Leider steht das da dann nicht auch.


Zitat:
Wer schreibt mir einen guten Schluss?, dachte Pankraz. Und dann brach mit einem Schlag die letzte Hemmung in ihm, der Kreis in sich zusammen. Pankraz schloss die Augen und tat einen Schritt nach vorn. Es war beinahe fünf Uhr dreißig. Er zählte die Sekunden. Tat einen weiteren Schritt. Horchte auf ein fernes Pfeifen, ein Rattern. Er sah nichts und hörte nichts und stand nur da, mitten auf den Gleisen, fünf Uhr dreißig längst vorbei. Es fahren keine Züge mehr, dachte er zuletzt.

So glaubte Pankraz sein Leben lang, selbst der Erzähler seiner Geschichte zu sein, doch erzählt sich Geschichte selbst. Eine Tragödie.


[Es wurde entliehen: dem AT, v. d. Vogelweide, v. Eschenbach, dem Nibelungenlied, dem Till Eulenspiegel, C. Reuter, Lessing, Goethe, Schiller, Novalis, Heine, Büchner, Fontane, T. Mann, Toller, Hesse, Frisch, Brecht, Remarque, Kästner, Andersch, Johnson, Grass, Süskind.]


Ich bin dann doch etwas ausführlicher geworden, als ich es eigentlich vorhatte, aber Du wolltest Details, wie ich zu meiner Schlussfolgerung komme. Einiges von dem, was sich mir sprachlich nicht erschloss, hat sich als zitatbedingt entpuppt, bei weitem aber nicht alles. Und dann bleiben, wie ich in meinem ursprünglichen Kommentar schrieb, nur zwei Möglichkeiten: Entweder gibt es interne Logikfehler. Oder die Schuld ist in Pankraz' Wahrnehmung zu suchen.

Was sich bestimmt so liest wie eine Abrechnung mit Deinem Text, soll so nicht klingen. Insofern: Ich bleibe bei meiner ursprünglichen Bewertung. Ich mag die Idee dieses Pankraz sehr gerne, ich finde auch den Tonfall, in dem Du erzählst, schön. Jetzt, da ich beim Bearbeiten parallel auch immer wieder Zitate mit Geschichte verglichen habe, finde ich zudem auch noch den Gedanken, einmal quer über die Gleise der deutschen Literatur zu laufen, toll. Ich bereue weder meine ursprüngliche Bewertung noch die sehr üppige Auseinandersetzung mit diesem Text, es hat mir durchaus Spaß gemacht, sonst hätte ich da nicht so viel Zeit investiert.
Danke für die Möglichkeit.

PS. Ich habe das hier nicht noch einmal durchgelesen und habe auch keine Zeit mehr, der Rest meines Lebens wartet. Ich schicke es in der Hoffnung ab, dass Gerold zu benutzen ausreichend war.
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Jenni
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Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag09.10.2013 13:58

von Jenni
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Hey, Anderswolf, ich bin begeistert! Danke dir sehr!!!

Ich musste grad so viel lachen, u.a. auch an Stellen, über die ich schon beim Schreiben lachen musste, aber nicht nur. Gibs zu, du hast Spaß dran gehabt, das auseinanderzunehmen. (Sarkasmus ist meine Muttersprache, ich erkenne, wenn welcher irgendwo mitschwingt!)

Auf jeden Fall: An manchen Stellen hast du sicher Recht, an anderen möchte ich widersprechen - ich widersprache halt auch einfach gern - und jedenfalls werde ich auf deinen Kommentar noch (mit mehr Zeit) eingehen.

Jetzt erstmal nur danke, dass du dir diese Riesenmühe gemacht hast, danke für die Lacher, und besonders danke, weil ich aus deinem Kommentar viel mitnehmen kann!

Liebe Grüße
Jenni


Und ich möchte mich noch Lorraine anschließen: Dieser 10.000 hat tolle "Neue" hier angespült! smile
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anderswolf
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Beitrag09.10.2013 14:25

von anderswolf
Antworten mit Zitat

Jenni hat Folgendes geschrieben:
Hey, Anderswolf, ich bin begeistert! Danke dir sehr!!!

Ich musste grad so viel lachen, u.a. auch an Stellen, über die ich schon beim Schreiben lachen musste, aber nicht nur. Gibs zu, du hast Spaß dran gehabt, das auseinanderzunehmen. (Sarkasmus ist meine Muttersprache, ich erkenne, wenn welcher irgendwo mitschwingt!)


Ertappt Smile
Tatsächlich hatte ich viel Spaß daran. Auch wenn ich manchmal das Gefühl hatte, vielleicht ein wenig zu weit gegangen zu sein. Aber, das habe ich ja anderswo anders schon geschrieben: das Forum hier ist ja ein Ort des Lernens. Und nur durch Verhätschelung wird niemand besser
Insofern hoffe ich, dass viel dabei ist, was Du mitnehmen kannst.

Zitat:
Auf jeden Fall: An manchen Stellen hast du sicher Recht, an anderen möchte ich widersprechen - ich widersprache halt auch einfach gern - und jedenfalls werde ich auf deinen Kommentar noch (mit mehr Zeit) eingehen.

Jetzt erstmal nur danke, dass du dir diese Riesenmühe gemacht hast, danke für die Lacher, und besonders danke, weil ich aus deinem Kommentar viel mitnehmen kann!

Sage ich doch Smile
Und ich bin gespannt auf das, was Du anders siehst. Denn ich bin ja auch nicht der Weisheit letzter Schluss. Ich schließe niemals aus, mich getäuscht oder verlesen zu haben. Insofern: widerspreche!

Zitat:
Und ich möchte mich noch Lorraine anschließen: Dieser 10.000 hat tolle "Neue" hier angespült! smile

Danke Smile
War ein ganz schön langer Umweg hierher, aber jetzt sitze ich wohl im richtigen Zug.
Hoffentlich kann ich irgendwann mit den ganzen Gleis-Anspielungen auch wieder aufhören.
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Jenni
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Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag10.10.2013 22:05
Re: Und Gott sprach, es werde.
von Jenni
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So. Anderswolf.
Zu weit gegangen bist du nicht. Kritik auf diesem Niveau stecke ich einige weg, vor allem, wenn sie so fruchtbar ist. smile

Ich gehe mal auf ein paar deiner Punkte ein. Wie gesagt, einige deiner Anmerkungen muss ich auch einfach so akzeptieren und daraus lernen. Manches, gerade wo es um den Einbau der Zitate geht, ist natürlich auch der Zeit geschuldet. Mit mehr Zeit hätte ich da einiges anders gemacht, sorgfältiger (systematischer auch) ausgewählt vor allem. Bis vor 70 Jahren hat mir Gutenberg geholfen, danach musste ich auf das zurückgreifen, was ich in meinem Regal fand. Es gab auch Stellen, die ich im Nachhinein reingeflickt habe, weil ich da plötzlich das Gefühl hatte, dieser und jener Große fehle, und trotzdem sollte es chronologisch bleiben. Größtes Manko für mich selbst: Dass ich keine Autorinnen verwendet habe (was mir erst im Nachhinein bewusst wurde). Dann gibt es auch "Scherze an mich selbst", die kann ich natürlich nicht erklären.

Ach so, vorweg. Am meisten gelacht und mich gefreut habe ich hier:
Anderswolf, in seiner Verzweiflung, hat Folgendes geschrieben:
Andererseits ist es Pankraz. Bei dem wundere ich mich ja über nichts.

Pankraz lebt, und das ist das größte Kompliment, was du mir machen konntest! Laughing

Zum Erkenntnisprozess: Für mich verhält es sich so, dass Pankraz durch den Tod seines Vaters "begriffen" hat, was seine Gedanken bewirken, und diese Erkenntnis dann im Nachhinein auf seine Geburt und Kindheit projeziert. Dieses irrationale Schuldgefühl kennt wohl jeder, oder die latente Angst davor: etwas Schlimmes gedacht oder ausgesprochen zu haben, und dann passiert es tatsächlich. Aus diesem Schuldgefühl Pankraz' heraus entsteht für ihn die Vorstellung, durch seine Gedanken schuld am Geschehen zu sein. Später kommt er auf die Idee, er könne sich auch positive Begebenheiten herbeidenken. Dann glaubt er, es existiere nur noch das, was er denkt. Dann fürchtet er, durch unkontrollierte Gedanken die Welt zerstören zu können, versucht sich in Gedankenleere zu flüchten und dann in den Tod.

Zur Perspektive: Pankraz IST der Erzähler. (Bis sich postmortem herausstellt, dass er nicht der Erzähler ist.) Und ich versuchte, ihm eine so etwas übersteigerte, auktorial anmutende, selbstherrliche Erzählstimme zu verpassen. Das ist sicherlich nicht perfekt gelungen, aber vielleicht erklärt diese Intention dir ein paar Stellen.

anderswolf hat Folgendes geschrieben:

Zitat:
indes, ohne sich selbst rühmen zu wollen, wuchs Pankraz zu einem hübschen und sorglosen jungen Mann heran, denn, so dachte sich Pankraz, wer zweifelte, dem war der Seele Ruh bereits versagt.


Hier werden zwei Aussagen ineinander geschoben, nicht sinnentstellend, aber verständnisbehindernd. Gemeint ist es sicherlich so: Pankraz findet sich ganz hübsch, rühmt sich dessen aber nicht. Außerdem ist er sorglos, was von seiner Erkenntnis herrührt, dass Zweifel ja auch nicht weiterbringen.
Nun ist sind die beiden Sätze aber so ineinander verschränkt, dass es unlogischerweise klingt, als ob sich Pankraz nicht rühmen wolle, hübsch und sorglos zu sein. Des letzteren brauchte man sich nicht rühmen, außer in einer Welt, da Sorglosigkeit ein begehrtes Gut ist. Deutlicher hakt es aber in der zweiten Verschränkung: Pankraz ist hübsch und sorglos, da Zweifel (also Sorgen) per se beunruhigen. Während man über die erste Verschränkung noch diskutieren könnte (vielleicht lebt Pankraz, vielleicht leben wir alle in einer Welt, die mehr Sorglosigkeit gebrauchen könnte), ist die zweite Kofferung deutlich grenzwertiger: bei den wenigsten Menschen wirkt sich seelische Unruhe auf ihre Hübschheit aus. Natürlich wirken sorglose Menschen in der Regel attraktiver als sorgenvolle. Solange sich die Sorgen aber nicht in Verwahrlosung äußern, ergibt sich daraus kein in seiner Gesamtheit zu rühmender Umstand.

Bei Pankraz ist es aber so, dass er selbst ja (in seiner Wahrnehmung) durch seine Gedanken verantwortlich für die Ereignisse ist, sprich, es ist sein eigener Verdienst, so sorglos und hübsch zu sein (und noch dazu etwas oberflächlich wink) er möchte sich nicht rühmen (denn bescheiden ist er wink), doch er hat sich selbst ziemlich gut hinbekommen, so hübsch und sorglos. (Und er ahnt, was Sorglosigkeit für ein hohes Gut ist. Ist dir nämlich aufgefallen, dass er hier sein Schicksal besiegelt: Nur weil er hier herbeidenkt, Zweifel hätten derart schwere Folgen für seine Seelenruhe, werden später seine Zweifel an seinem allzu perfekten Glück so schwer bestraft.)

Zitat:
Es war in der Folge eines im Trotz gedachten Dann geh doch und lass dich vom Fünf- Uhr-Dreißig-Zug überfahren, auf den Ausspruch seines Vaters hin, das Leben sei zu kurz für Umwege, dass Pankraz sich in ernsthafte Erwägungen über das Leben und dessen Sinnhaftigkeit zu versteigen begann.

Nicht nur wird der Satz durch den komplexen, aber nicht falschen Einschub holpernd, die Schlussfolgerung darin ist nicht logisch. Wenn Pankraz seinen Vater mit seinem Trotzgedanken umgebracht haben sollte, worin versteigt er sich dann? Nicht etwa in Schuldgedanken oder Allmachtsphantasien. Pankraz reflektiert statt dessen über das Leben und dessen Sinnhaftigkeit. Er stellt sich, das ist der Schluss, die Frage nach dem Sinn des Lebens, weil er seinen Vater kraft der eigenen Gedanken getötet hat. Empfinde ich nicht als stimmig. Sicherlich kann die Verkettung der Umstände Auslöser dafür sein, dass Pankraz sich Gedanken über seine Bestimmung oder seine Fähigkeiten macht, aber wohl weniger über den Sinn des Lebens. Anders wäre das, wenn nicht die kausale Beziehung zwischen seinen Gedanken und dem Tod des Vaters im Vordergrund stünde. Der Tod eines nahestehenden Menschen bringt wohl in Jedem den Gedanken an die Endlichkeit und Sinnhaftigkeit des Lebens hervor. So aber wirkt der gesamte Bezug so kantig, dass es unlogisch klingt.
Ich verstehe deinen Einwand. Allerdings steht das ja im Kontext dessen, dass er bisher über die Maßen sorglos und oberflächlich war, und dies eben das Ereignis ist, das ihn zum Nachdenken bringt ... Hm, nein, du hast Recht. Ich kriege es nicht wegdiskutiert, das könnte man stimmiger formulieren.

Zitat:
Zunächst tat ihm die Sorge um die Lebenserwartung seiner verbliebenen Angehörigen im Herzen weh, ja, er bedachte den Schaden, den er bei seinen Leuten anzurichten vermochte. Brauchte er doch nur einmal aus Unachtsamkeit zu denken, Hätte jemand gestanden, wo der Stein vom Dach fiel, da sah er seine Schwester von eben jenem Stein erschlagen; noch betrachtete Pankraz den Verlauf der Geschichte schlicht als unglücklich.

Wie ich ja mittlerweile weiß, basiert die Formulierung, es täte Pankraz im Herzen weh, ein Zitat aus dem Nibelungenlied, wo es ja sogar noch hieße, es täte an dem Herzen weh. Trotzdem wirft mich der Ausbruch aus dem mittlerweile üblichen Sprachgebrauch, etwas täte in (oder an) der Seele weh, schon wieder aus dem Text, was nicht gut ist, weil ich ja gerade erst wieder eintauchen wollte. Darauf wollte ich aber gar nicht hinaus.
Es klingt zunächst so, als habe Pankraz schon erkannt, dass seine Gedanken für Unglücke verantwortlich seien. "Er bedachte den Schaden, den er (...) anzurichten vermochte." Dann aber klingt es so, als glaube er eher an unglückliche Zufälle. Es sei alles zwar trauriges, aber unabänderliches Schicksal.
Es sei denn, der Satz "noch betrachtete Pankraz den Verlauf der Geschichte schlicht als unglücklich" ist eigentlich das Rudiment eines größeren, mit einem "Weder" eingeleiteten Satzes. Dann wäre klar, Pankraz sieht gar keine Möglichkeit, sich aus seiner Verantwortung für die Unglücke in seiner Familie zu stehlen, er könnte es nicht einmal auf die tragischen Zeitläufte schieben.
Das "Dennoch" des nächsten Satzes klärt diese Frage einigermaßen, denn obwohl sich Pankraz nicht schuldig fühlt, und obwohl er daran glaubt, der Verlauf der Geschichte könne nicht anders als unglücklich sein, verlässt er seine Familie, die ihm vielleicht Schutz vor den Unbilden des Schicksals hätte bieten können.
Hm, na ja gut. Sagen wir mal so, er zweifelt. Er glaubt schuld zu sein, doch könnte es auch noch Zufall sein (zumal: nicht der Tod der Schwester folgt seinem Gedanken chronologisch, sondern nur Pankraz' Bewusstwerden ihres Todes). Mein Fehler liegt hier: Ich wollte, dass Pankraz seine Heimat verlässt, um seiner Familie keinen weiteren Schaden zuzufügen. Dann habe ich Zitate gesucht, merkte, oh wie passend, Sturm und Drang, und schon war mir seine Motivation irgendwie ... verrutscht. Embarassed

Zitat:
Dennoch drängte es ihn, seine Heimat und Familie zu verlassen, zugunsten einer wahrhaftigen, kuriosen und sehr gefährlichen Reise, denn, so dachte Pankraz, die große Welt müsse doch gleich einer Waage sein Schicksal auszubalancieren vermögen, und Pankraz die Leichtigkeit finden.


Und jetzt wird es haarig. Fangen wir mit der inneren Logik an, denn das ist kürzer zu beschreiben und vielleicht auch gar kein Problem. Pankraz hofft, die ausgleichende Waage der Welt lasse ihn Leichtigkeit finden, obwohl er ja eingangs schon als sorglos beschrieben wurde. Sicherlich könnte es sein, dass Pankraz in der Zwischenzeit seine Sorglosigkeit verloren haben könnte, allein die bisherige Lesart des Textes lässt diesen Schluss nicht zu. Obwohl Pankraz sich Gedanken über den Sinn des Lebens macht und ihm die Unglücke in seiner Familie schon zusetzen, schiebt er alles auf den schlicht unglücklichen Verlauf des Schicksals. Leichter kann man es sich ja nicht machen. Vielleicht ist das Prädikat "fehlende innere Logik" nicht vollkommen angemessen, zumindest aber ist es nicht konsequent oder die Konsequenz nicht deutlich.
Wie gesagt: Für mich hatte er hier bereits seine Sorglosigkeit verloren, doch habe ich das nicht richtig rübergebracht.

Damit zum zweiten Koffersatz: "die große Welt müsse doch gleich einer Waage sein Schicksal auszubalancieren vermögen, und Pankraz die Leichtigkeit finden." Beim dritten Lesen erst habe ich erst entdeckt, dass im zweiten Teil des Satzes doch nicht das deklinierte Verb fehlt. Es steht nur an einer unerwarteten Stelle, nämlich im ersten Teil des Satzes. Ich gebe zu, ich bin mir nicht sicher, ob das grammatikalisch richtig smile oder falsch ist. Unabhängig jeglicher Grammatik sagt mir aber mein Sprachgefühl, dass der Bezug auf "müsse" in beiden Satzteilen auf Kosten der Lesbarkeit geht. Umgehen könnte man das mit einem einfachen "die große Welt müsse doch gleich einer Waage sein Schicksal auszubalancieren vermögen, und Pankraz die Leichtigkeit finden lassen." Dadurch geht natürlich der Eindruck Pankraz' als Lenker des eigenen Schicksals flöten. Wenn die Welt ihn sein Schicksal finden lässt, ist er nicht mehr für sein Glück und Unglück verantwortlich. Andererseits wäre das nur konsequent, da ja mittlerweile klar ist (oder vielleicht auch nicht?), dass Pankraz ja noch davon überzeugt ist, der Verlauf der Geschichte sei unglücklich. Erst die Waage der Welt könne das aufwiegen und ihn Leichtigkeit (wieder?) finden lassen, da er allein gegen das Schicksal ja nicht ankäme.
Ja, ich verwirre mich auch selbst gerade.
Egal, was gelten mag, es fehlt etwas in diesem Satz, um Lesefreundlichkeit herzustellen. Ob es die bei einem E-Text braucht, weiß ich nicht, in diese Diskussion will ich mich jetzt nicht auch noch reinhängen. Ich arbeite ja hier nicht sprachwissenschaftlich, sondern rein nach Sprachgefühl.

Zitat:
Und so geschah es auch.

Das hatte ich gerade auslassen wollen, da frage ich mich: warum steht das da eigentlich? Dient es als Ausblick auf die später gefundene Leichtigkeit? Oder auf den direkt anschließenden Aufbruch? Egal wofür (und die große Waage der Welt kann ihn ja am Ende doch nicht aufwiegen), es ist unnötig. Dass er aufbricht, sehen wir ja gleich; dass er Leichtigkeit findet (und wahrscheinlich wieder verlieren muss) ist notwendig für den Fortgang der Geschichte. Insofern ist es nur eine plumpe Überleitung, die den Text beschwert. Es könnte natürlich auch eine undokumentierte und verwaschene literarische Anleihe sein ("Dein Wille geschehe" etc.).
Das war so eine Stelle, wo es mir allein um die Perspektive/Erzählstimme (wie oben beschrieben) ging. Aber Recht hast du: im Prinzip unnötig.

Weil ich jetzt schon damit angefangen habe, mache ich einfach noch ein paar Anmerkungen mehr:
Zitat:
Früh um drei stahl er sich aus dem Haus, und die Wolken, oben streifig und unten schwer, schienen ihm zu Recht ein gutes Vorzeichen.

Würde ich ja weglassen. Erstens verwäscht es das Zitat, zweitens muss die Geschichte langsam mal wieder in freudvollere Fahrwasser gelangen, sonst hätte man sich ja den optimistischen Einstieg "Pankraz führte ein selbstbestimmtes Leben" ja auch sparen können. Außerdem beinhaltet es für mich keine Bewertung durch Pankraz, sondern durch den Erzähler. Vielleicht waren die wolligen Wolken im Gesamtrückblick auf Pankraz' Leben ihm doch kein glückliches Vorzeichen, im Moment sind sie es aber. Dann reicht es für die Beschreibung von Pankraz' Sicht der Dinge aus, von einem guten Vorzeichen zu sprechen. Was später kommt, weiß Pankraz jetzt noch nicht. Dass die Wolken Pankraz "zu Recht ein gutes Vorzeichen" schienen, weiß ja nur einer: der Erzähler. Wobei der natürlich auch weiß, dass es nicht in Hinblick auf Pankraz' gesamtes Leben gilt, sondern nur hinsichtlich seiner Zeit fort von zuhause. Die Leichtigkeit, die sich Pankraz erhofft und die er auch bekommen soll, wird spätestens mit der Rückkehr in die Heimat auch vergangen sein.
Dito: s. Perspektive.

Zitat:
So spazierte er durch einen Orangenhain, in welchem ganz oben in den Bäumen die dicksten und süßesten Früchte hingen. Fülle süßer Früchte, beuge deine immergrünen Zweige, dachte hungrig Pankraz. Sogleich kam eine Krähe geflogen, ließ sich auf einem der immergrünen Zweige nieder, und Pankraz gelangte ohne Mühe an die Früchte.

Hätte der Orangenbaum nicht auch bei den Schillerschen Künsten im Mittelpunkt gestanden, hätte ich gefragt, warum denn ausgerechnet Orangen? So frage ich: ist das so, dass es nur einer Krähe bedarf, um einen der oberen Äste eines Orangenbaumes so weit nach unten zu biegen, dass Pankraz leicht an dessen Früchte gelangen kann? Bei den Orangenbäumen, die ich bislang gesehen habe (3 Stück) wäre das nicht gegangen. Andererseits ist es Pankraz. Bei dem wundere ich mich ja über nichts.
Laughing Vermutlich nicht? Embarassed Ich habe bisher Orangenbäume nur von weitem gesehen. Ich wollte einfach eine schnelle und potentiell "zufällige" (seine Anwesenheit könnte ja auch die Krähe angelockt haben) Lösung.

Zitat:
Vom Wahren nun überzeugt, beschloss Pankraz zu lieben.

So sehr ich es aufs Zitat schieben will, so wenig wird das funktionieren. Dass Pankraz aufgrund seiner neugewonnenen Überzeugung vom Wahren (wieso auch immer die Orange ein Obst der Erkenntnisfindung sei) den Beschluss zu lieben fällt, erschließt sich mir nicht. Der Zusammenhang zwischen Liebe und Wahrheit ist sichtlich durch das Novalis-Zitat inspiriert, zieht aber keine ebenso ersichtlichen Schlüsse. Zwar bezeichnen viele die Liebe als das einzig Wahre, nichts deutet aber bislang darauf hin, dass Pankraz dieser Gedanke nahe liegt. Ja, es erscheint ohnehin schwierig, dass ein Mensch beschließt zu lieben, selbst jemand, der sich seine Realität ständig neu erschafft. Denn wer erschafft, ist immer von einer Vorlage inspiriert. Der einzig uninspirierte Schöpfer könnte Gott gewesen sein, hätte er existiert. Alle anderen Schöpfungen sind mehr oder weniger bewusste Imitationen oder Variationen des Vorhandenen. Pankraz müsste die Liebe also schon gekannt haben, aber nicht von sich selbst, wenn er jetzt erst beschließt zu lieben. Hat ihn die Orange also nicht nur gelehrt, das Wahre zu sehen, sondern auch eine Information über das Konzept der Liebe enthalten? Wenn nicht, müsste er Liebe aus seiner Heimat kennen. Bislang findet sich dazu kein Hinweis, nichts in Pankraz' Vergangenheit deutet derweil auf Emotionen hin, selbst die Verhängnisse innerhalb der Familie nimmt er nicht als Anlass, Verluste zu betrauern, vielmehr irritiert ihn nur die Gleichzeitigkeit von Gedanke und Vorfall. Ja, er sorgt sich vor seinem Weggang um das Wohlergehen seiner Familie, aber es deutet nichts darauf hin, dass es dafür eine andere Motivation gibt als die Angst, vielleicht doch verantwortlich für deren Leid sein zu können. Pankraz' einzig dokumentierte Emotion ist in diesem Zusammenhang Sorge um seine eigene Schuld.
Ich meinte es so: Er ist davon überzeugt, dass seine Theorie stimmt. Zweifel ausgeräumt, er kann sich durch seine Gedanken alles herbeiwünschen. Grundbedürfnis (Hunger) befriedigt - also ran an die komplexeren Bedürfnisse. Und findest du nicht, dass es zum Pankraz passt, wie er sich bisher dargestellt hat, die Liebe so emotionslos und pragmatisch herbeizuwünschen?

Zitat:
Kaum hatte er den Hain verlassen, begegnete ihm eine Frau ewiger Schönheit, und sie hieß Sophie.

Leider klingt das platt. Ist das Pankraz' Wahrnehmung geschuldet? Dann ist es ok. Ist dem Erzähler nur keine weniger abgenutzte Beschreibung eingefallen? Dann ist es schade, aber erträglich. Spricht der Autor, um darauf hinzuweisen, man möge die im nächsten Halbsatz benamste Sophie aus der antiken Ewigkeit herausübersetzen? Dann bleibt es platt, auch und vor allem in der Aufforderung in Sophie die fleischgewordene Liebe zu sehen. Pankraz fehlt diese Wahrnehmung offensichtlich, sonst würde er sehen, dass ihm nur ein Konzept gegenübersteht und keine Frau. Doch obwohl er von der Orange der Erkenntnis gekostet hat und vom Wahren überzeugt ist, erkennt er nicht, dass es sein Wunsch nach Liebe war, der die Liebe inkarnierte.
Erstens gefällt mir an dieser Formulierung, dass eben nur allein Pankraz denken kann, diese Frau sei von ewiger Schönheit (denn er muss es nur denken, und schon wird sie ewig schön bleiben). Diese Frau ist zudem nicht nur schön, sondern auch klug/weise (Sophie). (Zweitens: In dieser Formulierung mit diesem Zusammenhang steckt eine Anspielung auf etwas, das vermutlich außer mir niemand verstehen kann. Besser gesagt eine Antwort auf eine Anspielung von jemand anderem. Für's Archiv.)

Zitat:
Das Auge ist das Sprachorgan des Gefühls, dachte Pankraz, und schon wandte sich die Schöne ihm zu, und es war mit einem Augenblick um ihn geschehen. Den ganzen Tag und die halbe Nacht dachte er an Sophie, und da erschien sie ihm in seinem Traum. (...)

Was geschah zwischendurch? Eben erst erschienen, ist sie auch schon wieder weg wie der vorübergewehte Duft der Orangenblüte? Oder ist er einfach fortgelaufen, kaum dass ihr Blick auf ihn fiel? Zu dem Pankraz, den ich mittlerweile kennengelernt habe, würde das passen, insofern würde es nicht stören, flöhe er. So aber posieren sie nur kurz vor dem Orangenhain und sind wieder getrennt, bis sie sich in seinem Traum wiedersehen. Ich habe nichts dagegen, dass Pankraz eine Frau kennenlernt, ich habe auch nichts dagegen, wenn diese Begegnung nur imaginär ist, aber das kurze Aufploppen Sophies, als sei sie nur ein Geräusch, das stört mich.
Sie ist nicht imaginär. Sie bekommen doch Kinder zusammen und verreisen ... so schnell kann es manchmal gehen mit der Liebe. wink

Zitat:
Sie lebten glücklich und bekamen viele Kinder.

Ein Leben, so perfekt wie aus einem Märchen, da mussten selbst dem tapferen Pankraz einmal Zweifel kommen.

Endlich durchschaut er was. Sehr schön.
(Ich kann ja nicht immer nur meckern.)
smile Und: s. oben, damit ist sein Schicksal besiegelt.

Zitat:
Wenn er so an die Ewigkeit dachte, dann wurde ihm Angst um die Welt.

Nicht mehr so schön. Der Sprung ist zu groß von einfachen Zweifeln bis zu den Gedanken an die Ewigkeit. So rudimentär Pankraz' Wahrnehmung der Wirklichkeit sein mag: die Zweifel gelten, so liest es sich zumindest zunächst, doch seinem scheinbar perfekten Leben. Und so sehr Pankraz auch von sich selbst überzeugt ist, es gibt keinen logischen Schluss von seinem Leben zur Ewigkeit. Außer es ist wirklich Pankraz' verschrobene Wahrnehmung, die ihn zu dieser Schlussfolgerung treibt.
Verstehst du jetzt, warum der Sprung nicht groß ist? (Wer zweifelt, dem ist ...)

Zitat:
Seine Mutter und seine Geschwister fielen ihm ein - er beeilte sich, viel Gutes über sie zu denken - die er in der fernen Heimat schutzlos zurückgelassen hatte.

Ich bin ein Erbsenzähler. Wieso "schutzlos"? Als Pankraz ging, hätte er keinen Grund gehabt zu denken, er habe Möglichkeiten, seine Familie zu schützen. Als Pankraz ging, gab es noch das unabwendbare Schicksal, das ihnen Unglück zufügte. Dagegen war er machtlos gewesen. Insofern hat er sie verlassen, aber sie hatten ohne ihn nicht weniger Schutz als mit ihm. Und selbst in seiner aktuellen Phase des Selbstbewusstseins könnte er nicht anders, als seinen Weggang als Schutz seiner Familie vor Pankraz selbst zu sehen, denn er war, das könnte ihm klar werden, damals für das Unglück in der Familie verantwortlich. Es läge jetzt an ihm, ihnen Schutz zu gewähren, Kraft seiner Gedanken, durch alle Mittel, die ihm zur Verfügung stehen.
Dass er aber jetzt, da er erkannt hat, dass er einer vielleicht perfekten Selbsttäuschung aufgesessen ist - anders kann ich mir seine Angst um die Welt nicht erklären -, auf die Idee kommt, seine Herkunftsfamilie könnte indessen Schaden genommen haben, erschließt sich mir nur begrenzt.
Das "schutzlos" schenke ich dir. Ich gebe es offen zu: Da habe ich mich in den Erzähler eingemischt und wollte überbetonen, was er für ein Arsch ist, in seinem Glück keinen einzigen Gedanken mehr an seine Familie zu verschwenden. Was ich hier auch blöd gelöst habe: Ich spreche über seine Mutter und Geschwister als "Familie", obwohl er doch nun eine weitere Familie, Sophie und die Kinder hat. Unnötige Verwirrung.

Zitat:
Er packte seine Frau und seine Kinder ein und fuhr sie heim, in die Berge.

Dass er sie jetzt heimbringt, wirft die Frage auf, wo waren sie vorher? Im Orangenhain? Müsste das dann nicht ihr Heim sein? Er fährt also in das Heim seiner Herkunftsfamilie. Hätte der Leser vorher schon erfahren, dass Pankraz aus den Bergen stammt, hätte man natürlich schreiben können, er führe also mit Frau und Kindern in die Berge, der Leser wüsste schon, die Berge können nicht anders als Pankraz' Herkunftsort sein.
Laughing Die Berge ... schön in den Bergen. smile

Zitat:
Es war Weihnachten, als sie sein Elternhaus erreichten, Heiliger Abend. Einzelne Schneeflocken fielen und legten sich auf die weiße Decke, die in den Straßen lag. Es ist zu ruhig, dachte Pankraz, und tatsächlich schien das Haus schon lange verlassen.

Schön. Schade, dass der Großteil davon ein Zitat ist, wie ich jetzt weiß. Außerdem würde ich schreiben: "dachte Pankraz, denn das Haus schien schon lange verlassen."
Das "tatsächlich" gibt mir das Gefühl, der Erzähler bestätige Pankraz Sicht der Dinge.
Er denkt das nicht, weil das Haus verlassen ist. Sondern er denkt es, und dann ist das Haus tatsächlich verlassen. Und der Erzähler, wenn ich dich erinnern darf, IST Pankraz.

Zitat:
Er hatte nicht beabsichtigt, diese Reise sonderlich wichtig zu nehmen, sich innerlich auf sie einzulassen, jetzt aber war ihm doch, als ob die Umstände seine volle Aufmerksamkeit erforderten. Fieberhaft durchkramte er seine Erinnerung. Hatte er nicht all die Jahre jeden Gedanken an seine Lieben aufs Gründlichste vermieden?

Pankraz ist samt seiner Familie in die Berge gefahren, weil er sich Sorgen um seine Familie gemacht hat. Dachte ich zuerst. Jetzt erfahre ich, dass dem nicht so war, eigentlich war die Sorge um die Familie nachrangig. Was wollte er sonst in den Bergen? Urlaub machen? Natürlich war ihm die Reise von Anfang an wichtig, er hat es vielleicht nicht zugeben wollen und kann sich jetzt nicht mehr selbst belügen. Dann ist aber "beabsichtigen" das falsche, weil andere Intention transportierende Wort. Vielleicht hatte er gehofft, die Reise nicht wichtig nehmen zu müssen. Die Problematik liegt indes nicht beim Mann-Zitat, sondern in der Art und Weise, wie es in die Geschichte eingebaut ist. Hätte Pankraz tatsächlich beschlossen, mit seiner Familie Urlaub in den Bergen seiner Kindheit zu machen, dann könnte ich die Nichtbeabsichtigung nachvollziehen. Wenn er dort ankommend annehmen muss, dass seiner Familie schreckliches zugestoßen ist, ist er gezwungen, seine Prioritäten vom Urlaub weg auf die Umstände des Unglücks zu lenken. So aber begleitet ihn vom Orangenhain weg das dumpfe Gefühl, es könnte Schlimmes geschehen sein. Andernfalls wäre er ja nicht aufgebrochen. Erst die Sorge treibt ihn in die Berge.
Und dann, als er erkennt, dass die veränderte Situation seine volle Aufmerksamkeit erfordert, driftet er erst mal ab in Gedanken. Aufmerksamkeit sieht anders aus. Ich weiß, es ist dem Zitat geschuldet, aber es passt einfach so nicht in den Kontext. Wenn das Zitat so bleiben soll, muss der Kontext angepasst werden.
Hier passiert ja schon ein wichtiger Erkenntnisschritt. Er "begreift", dass er auch Unheil anrichten kann, indem er gerade nicht an etwas denkt. Trotzdem muss ich zugeben, das hier war so eine später reingebastelte Stelle. Ich könnte dran feilen.

Zitat:
Die Erkenntnis breitete sich wie ein Vakuum in ihm aus. Rasch dachte er, seine Sophie und seine Kinder möchten zur Tür hereinkommen, und gleich kamen sie herein, und er dachte an sie und dachte sie.

Dass ein Vakuum sich nicht ausbreitet, ist schon gesagt worden. Ansonsten ist das mit die schönste Stelle. Nirgends so sehr wie hier kristallisiert sich Pankraz' Realität: er denkt an sie und denkt sie. Sie sind durch ihn, wie alles erst durch ihn ist. So einfach und doch so wunderbar.
smile extra Besonders schön, dass du das zu einer Stelle sagst, die ich mir ganz allein ausgedacht habe.

Zitat:
Auf die ganze große Welt bezogen, brachte seine Situation freilich Vorteile mit sich.

Da ich ja eigentlich noch auf die Erklärung gewartet hatte, was denn nun mit seiner Mutter und den Geschwistern geschehen ist, brechen die vermeintlichen Vorteile ja nun irgendwie schon sehr krass ein. Es klingt im ersten Moment so, Pankraz fände dann doch ganz gut, dass keine lästigen Verwandten mehr im Haus sitzen, die ihm und seiner Frau und den Kindern auf die Nerven fallen könnten.
Dass er stattdessen seine Kondition als Weltenlenker anzunehmen beginnt, wird erst mit dem nächsten Satz deutlich.

Zitat:
Dachte er beispielsweise von nun an nie mehr an Kriege – bestürzt unterbrach Pankraz seinen Gedankengang. Am Morgen ging er durch das Dorf, vorbei an den schwarzen Brandmauern zerschossener Häuser, der zerstörten Kulisse seiner verlorenen Kindheit. Es kam alles wieder, was nicht bis zu Ende gelitten und gelöst, immer wieder litt er dieselben Leiden.

Natürlich hätte Pankraz ja auch einfach bis zum Morgen noch an andere Dinge denken können. Zeit wäre ja wahrscheinlich gewesen. Man erfährt zumindest nicht, dass Pankraz aus Angst vor der Wirkung seiner Gedanken zum Beispiel lieber zu Bett geht, um nicht mehr denken zu müssen. Dann, vor Tage, wacht Pankraz wieder auf und es war Krieg, während er schlief. So aber haben wir einfach den Sprung vom bestürzt abgebrochenen Gedankengang bis zum kriegszerstörten Dorf ein Satzzeichen lang Zeit. Das mag nicht unbedingt unlogisch sein, aber es ist fragwürdig.
Das habe ich zuvor schon einmal geschrieben. Ich meine dieses "am Morgen" nicht wörtlich, und mir gefällt dieser Sprung immer noch.

Zitat:
Ich bin nicht Pankraz, dachte Pankraz Tag für Tag, beschwor es und trank Whisky. Sophie glaubte, ihn nicht wiederzukennen. Sie war die letzte, die das Dorf verließ; Pankraz saß allein im Keller dessen, was einmal sein Elternhaus gewesen war, aß nichts und dachte nichts. Denn der Denkende, so war ihm klar geworden, benützte kein Licht zuviel, kein Stück Brot zuviel - keinen Gedanken zuviel.

Es war Sonntag früh. Die Glocken läuteten von allen Türmen und die Irrlichter des Abends waren zerstoben. Pankraz wanderte durch belebte Straßen, beobachtete die Menschen beim Wiederaufbau ihrer Träume.

Wenn Sophie die letzte ist, die das Dorf verläßt, also noch nach den gemeinsamen Kindern, wer läutet die Glocken? Wer baut da auf?
Die Kinder sind leider im Krieg umgekommen, blieb das unklar?
Die Glocken jedenfalls läuten an einem Sonntagmorgen. Pankraz mag Tage/Monate/Jahre gesessen haben und nicht gedacht. Wie stellst du denn erzählerisch dar, dass dein Erzähler nicht denkt? Ich fand es angemessen, einige Zeit vergehen zu lassen.


Zitat:
Bald würde man dem Dorf das Geschehen nicht mehr ansehen; für das Auge würde Pankraz’ Schuld getilgt sein. Sein eigener Verlust hingegen war unwiderruflich. Könnt er doch eine Formel sprechen, die das Verlorne wiederbrächte – die Gefahr war ihm zu groß, der Versuch könne misslingen. Pankraz sah nur einen Ausweg. Die Welt wäre ohne ihn besser dran, und er würde die Konsequenzen dieser Einsicht nicht scheuen. Natürlich waren seine Überlegungen auch von der Furcht bestimmt, aber selbst wenn man ein gewisses Maß von Furcht einkalkulierte, stimmten sie.

Logische Konsequenz. Für den anderen großen Schöpfer gab es keinen anderen Ausweg, auch er hat sich in den Himmel zurückgezogen, da er eingesehen hat, dass Wille und Werk manchmal nicht zusammenpassen wollen.
Eben. Razz

Zitat:
Er grübelte, wie er es anstellen wollte, von der Welt zu verschwinden, denn einem bedeutungsvollen Mann gebührte ein bedeutungsvoller Tod -

Wüßte ich es nicht besser, würde ich sagen, Pankraz sei manisch-depressiv. Eben schien ihn noch die Last der Schuld auf den von Granatlöchern zerwühlten Boden zu drücken, schon ist er wieder ein bedeutungsvoller Mann, der allerdings gerade seinen Selbstmord plant.
Der letzte Bedeutungsvolle, der das in Konsequenz versucht hat, war Möllemann. Ob er immer psychisch stabil war, wage ich zu bezweifeln.
Laughing
Perspektive! Und er will ja nicht aus Depressivität sterben, jedenfalls in seiner (=des Erzählers) Wahrnehmung, sondern um die Welt vor sich zu schützen.


Zitat:
da kam er an der alten Eisenbahnstation vorbei. Wie durch ein Wunder war sie unzerstört. Ein Fenster des Bahnwärterhäuschens war nicht ordentlich verschlossen und klapperte im Wind. Der Bahnübergang lag ganz hinten, am Ende des Bahnsteigs. Aber sein Vater war immer quer über die Gleise gegangen. Und hatte er nicht in Allem Recht behalten? Wohin hatten seine Umwege Pankraz geführt? Hier stand er wieder, wo alles begonnen hatte.

Am Bahnhof hat alles begonnen? Nicht etwa in dem Moment, da Pankraz seine eigene Geburt einleitete? Na, sei's drum. Es ist klar, was gemeint ist. Leider steht das da dann nicht auch.
Am Bahnhof begann sein Erkenntnisprozess und damit die eigentlich Geschichte. Das kam für dich nicht rüber, ist mir klar.


Zitat:
Wer schreibt mir einen guten Schluss?, dachte Pankraz. Und dann brach mit einem Schlag die letzte Hemmung in ihm, der Kreis in sich zusammen. Pankraz schloss die Augen und tat einen Schritt nach vorn. Es war beinahe fünf Uhr dreißig. Er zählte die Sekunden. Tat einen weiteren Schritt. Horchte auf ein fernes Pfeifen, ein Rattern. Er sah nichts und hörte nichts und stand nur da, mitten auf den Gleisen, fünf Uhr dreißig längst vorbei. Es fahren keine Züge mehr, dachte er zuletzt.

So glaubte Pankraz sein Leben lang, selbst der Erzähler seiner Geschichte zu sein, doch erzählt sich Geschichte selbst. Eine Tragödie.


[Es wurde entliehen: dem AT, v. d. Vogelweide, v. Eschenbach, dem Nibelungenlied, dem Till Eulenspiegel, C. Reuter, Lessing, Goethe, Schiller, Novalis, Heine, Büchner, Fontane, T. Mann, Toller, Hesse, Frisch, Brecht, Remarque, Kästner, Andersch, Johnson, Grass, Süskind.]


Ich bin dann doch etwas ausführlicher geworden, als ich es eigentlich vorhatte, aber Du wolltest Details, wie ich zu meiner Schlussfolgerung komme. Einiges von dem, was sich mir sprachlich nicht erschloss, hat sich als zitatbedingt entpuppt, bei weitem aber nicht alles. Und dann bleiben, wie ich in meinem ursprünglichen Kommentar schrieb, nur zwei Möglichkeiten: Entweder gibt es interne Logikfehler. Oder die Schuld ist in Pankraz' Wahrnehmung zu suchen.

Was sich bestimmt so liest wie eine Abrechnung mit Deinem Text, soll so nicht klingen. Insofern: Ich bleibe bei meiner ursprünglichen Bewertung. Ich mag die Idee dieses Pankraz sehr gerne, ich finde auch den Tonfall, in dem Du erzählst, schön. Jetzt, da ich beim Bearbeiten parallel auch immer wieder Zitate mit Geschichte verglichen habe, finde ich zudem auch noch den Gedanken, einmal quer über die Gleise der deutschen Literatur zu laufen, toll. Ich bereue weder meine ursprüngliche Bewertung noch die sehr üppige Auseinandersetzung mit diesem Text, es hat mir durchaus Spaß gemacht, sonst hätte ich da nicht so viel Zeit investiert.
Danke für die Möglichkeit.

PS. Ich habe das hier nicht noch einmal durchgelesen und habe auch keine Zeit mehr, der Rest meines Lebens wartet. Ich schicke es in der Hoffnung ab, dass Gerold zu benutzen ausreichend war.


Anderswolf, danke dir noch mal sehr für deine unglaublich tiefe Auseinandersetzung mit dem Text, die mich zwang, mich selbst auch ebenso tief noch einmal hineinzudenken. Ich finde vieles wahr was du sagst, und ich fand das gerade unheimlich aufschlussreich, zu versuchen, diese Zusammenhänge zu begründen. Das hat wiederum mir Spaß gemacht.
Und ich hoffe, auch zukünftig noch die Gelegenheit zu haben, mit dir im Forum Textarbeit zu machen. Freu mich jetzt schon! smile
(Weißt du übrigens schon, was AGs sind, so ganz uneigennützig gefragt ... Wink)

Liebe Grüße
Jenni
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anderswolf
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1069



Beitrag15.10.2013 15:02
Re: Und Gott sprach, es werde.
von anderswolf
Antworten mit Zitat

Jenni hat Folgendes geschrieben:
So. Anderswolf.
Zu weit gegangen bist du nicht. Kritik auf diesem Niveau stecke ich einige weg, vor allem, wenn sie so fruchtbar ist. smile

Es freut mich sehr, dass Du das so siehst. Das ist ja nicht selbstverständlich.

Ich habe noch ein paar Anmerkungen, weil ich dann doch noch mal gemerkt habe, dass ich noch was dazu sagen muss:

Zitat:
Zur Perspektive: Pankraz IST der Erzähler. (Bis sich postmortem herausstellt, dass er nicht der Erzähler ist.) Und ich versuchte, ihm eine so etwas übersteigerte, auktorial anmutende, selbstherrliche Erzählstimme zu verpassen. Das ist sicherlich nicht perfekt gelungen, aber vielleicht erklärt diese Intention dir ein paar Stellen.

In der Tat erklärt sich durch die Prämisse "Pankraz IST der Erzähler" das meiste, wenngleich nicht alles. Wie Du selbst sagst, stellt sich spätestens am Ende der Geschichte heraus, dass er es doch nicht war.
Schöner wäre es dann aber wohl gewesen, ausschließlich Pankraz zu hören und nicht zwischendurch den anderen Erzähler, der gewissermaßen die Geschichte nach Pankraz' Ende fertg erzählt (wobei ich den schließenden Absatz vielleicht sogar weglassen würde). Ich habe akut auch keine andere als die folgende Lösung für das, was ich bemäkele, aber vielleicht fällt Dir was ein dazu.

Zitat:
Er, Pankraz, führte ein selbstbestimmtes Leben. Rückblickend verhielt es sich sogar so, dass er schon seine eigene Geburt verfrüht eingeleitet hatte: mit dem schlichten aber schönen Gedanken Es werde Licht. Bewusst wurde ihm die Kraft seiner Gedanken erst viel später; indes, Ohne sich selbst rühmen zu wollen, wuchs Pankraz zu einem hübschen und sorglosen jungen Mann heran, denn, so dachte sich Pankraz, wer zweifelte, dem war der Seele Ruh bereits versagt. Es war in der Folge eines im Trotz gedachten Dann geh doch und lass dich vom Fünf- Uhr-Dreißig-Zug überfahren, auf den Ausspruch seines Vaters hin, das Leben sei zu kurz für Umwege, dass Pankraz sich in ernsthafte Erwägungen über das Leben und dessen Sinnhaftigkeit Pankraz' Zweck darin zu versteigen begann.

Oder so. Der letzte Satz wird immer sperriger, je häufiger ich ihn lese.

Zitat:
Zitat:
Das Auge ist das Sprachorgan des Gefühls, dachte Pankraz, und schon wandte sich die Schöne ihm zu, und es war mit einem Augenblick um ihn geschehen. Den ganzen Tag und die halbe Nacht dachte er an Sophie, und da erschien sie ihm in seinem Traum. (...)

Was geschah zwischendurch? Eben erst erschienen, ist sie auch schon wieder weg wie der vorübergewehte Duft der Orangenblüte? Oder ist er einfach fortgelaufen, kaum dass ihr Blick auf ihn fiel? Zu dem Pankraz, den ich mittlerweile kennengelernt habe, würde das passen, insofern würde es nicht stören, flöhe er. So aber posieren sie nur kurz vor dem Orangenhain und sind wieder getrennt, bis sie sich in seinem Traum wiedersehen. Ich habe nichts dagegen, dass Pankraz eine Frau kennenlernt, ich habe auch nichts dagegen, wenn diese Begegnung nur imaginär ist, aber das kurze Aufploppen Sophies, als sei sie nur ein Geräusch, das stört mich.
Sie ist nicht imaginär. Sie bekommen doch Kinder zusammen und verreisen ... so schnell kann es manchmal gehen mit der Liebe. wink


Meinen eigentlichen Einwand habe ich hier nicht deutlich genug gemacht. Es ist nämlich eine Logikschwäche, auf die ich hinweisen wollte, die sich nicht allein durch die Pankraz-Perspektive erklären lässt.
Zitat:
schon wandte sich die Schöne ihm zu, und es war mit einem Augenblick um ihn geschehen. Den ganzen Tag und die halbe Nacht dachte er an Sophie, und da erschien sie ihm in seinem Traum.

Wo war sie zwischendurch? Das fehlt mir selbst in Pankraz' Darstellung der Welt. Ist sie ihm zwischenzeitlich abhandengekommen, bis sie ihn in seinem Traum besucht? Oder war sie die ganze Zeit irgendwie da, er hat sie nur nicht gedacht? Oder liegt hier ein zeitlicher Lapsus vor, und sie erscheint tritt durch seine Gedanken erst hinein in die Welt, die Pankraz als seinen Traum ansehen könnte, da er ja alles beherrscht? Worauf ich hinweisen wollte, war nicht, dass sie vielleicht nicht real sein könnte, das ist sie sehr wohl, vor allem für Pankraz. Doch nirgendwo wird angedeutet, sie verschwände zwischen Orangenhain und Pankraz Traum, aber offensichtlich ist sie fort. Es muss ihn also mindestens irgendwas abgelenkt haben.

Zitat:
Und ich hoffe, auch zukünftig noch die Gelegenheit zu haben, mit dir im Forum Textarbeit zu machen. Freu mich jetzt schon! Weißt du übrigens schon, was AGs sind, so ganz uneigennützig gefragt ...

Bislang habe ich mich ehrlich gesagt fast nur im 10000er-Teil des Forums aufgehalten, daher: nein, noch nicht, aber ich ahne uneigennütziges Auseinandernehmen von Texten lol2
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag16.10.2013 14:42

von Jenni
Antworten mit Zitat

Anderswolf. Gibt es etwas langweiligeres als glückliche Liebesgeschichten ohne Hindernisse?! Pankraz begegnet Sophie, er denkt die ganze Zeit an sie, du weißt schon, was seine Gedanken verursachen, und dann lebten sie glücklich ... Ausführlicher hätte nun wirklich geheißen, die Thematik über die Grenzen des Erträglichen hinaus auszuwalzen. Razz

In Wahrheit ist es natürlich so: Wäre mir nicht das Heine-Gedicht so wunderbar hineingelaufen - und ich finde wirklich, es drückt perfekt aus, was drin steckt im Verlieben - dann hätte ich ja auch die Romantik in Pankraz' Leben mittels etwas Eichendorff und ETA Hoffmann o.ä. noch ausgebaut. Denn für den Spannungsbogen und für Pankraz' Gleichgewicht wäre das wohl besser gewesen, diese glückliche Phase seines Lebens hätte etwas mehr Platz eingenommen.

Generell finde ich aber, manches muss einfach nicht gesagt werden, das kann auch zwischen einem Punkt und einem neuen Satz passieren. Du hast ein Problem damit, wie ich über manche Entwicklungen hinweggegangen bin (die Liebe, den Krieg, den Frieden) und Jahre in Sätzen oder dazwischen zusammengefasst habe. Vielleicht bin ich da tatsächlich zu undeutlich geblieben. Aber das ist etwas, mit dem ich sicher noch herumexperimentieren werde.

Danke noch einmal für deine Gedanken und deine Diskussionsfreudigkeit, daraus kann ich viel mitnehmen. (Und du hoffentlich auch ein bisschen was.)

Liebe Grüße!


(Und wegen der AGs, das erkläre ich dir gerne noch mal ausführlicher, wenn ich meine dann für mein neues Manuskript reaktiviere ... Das ist eine Drohung. Mr. Green)
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