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catch2211 Klammeraffe
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Beiträge: 735
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Lupo Eselsohr
Beiträge: 364 Wohnort: Pegnesien
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04.10.2013 15:01 Gluckern und Blubbern von Lupo
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Die Einleitung "wenn" deutet entweder auf einen Konditioinal- oder auf einen Temporalsatz hin. Im erstgenannten Fall sollte irgendwann im Satzgefüge ein "dann" folgen. Das hieße, die flussabwärts schnellenden Tonspuren wären die Voraussetzung dafür, dass Weiden Äste treiben lassen. Auch der zweite Fall ist bei dieser Satzstellung möglich im Sinne von "immer dann, wenn...", oder auch "unter der Voraussetzung, dass...", bedeutet also für die logische Basis der folgenden Satzteile keinen Unterschied. Richtigerweise kann somit das "dann" entfallen, und ich brauche nicht länger danach zu suchen.
Diese hiermit hinreichend untersuchte Einleitung wird bereichert mit einem Ergänzungssatz, in dem die Sandbank als Subjekt behauptet, zu schlieren.
Schliert sie nun wirklich, oder wird ihre Behauptung widerlegt? Weder noch!
Es könnte auch das Bild entstehen, die Sandbank sei selbst behauptet, trüge also etwas auf dem Haupt, nämlich Schilf und Entennester. Nun tut sie, die Sandbank, aber doch etwas: sie dreht ihre Schulter in die Strömung, wie eine Badende. Ich versuche, mir eine Badende (Frau) vorzustellen, die von auftreibenden Windhunden umspült wird. Was ist das für eine Situation? Treiben Windhundleichen im Wasser, in so großer Zahl, dass sie eine Badende umspülen? Oder sind es lebende Windhunde, also Jagdhunde auf einer Treibjagd, die gerade ein zu jagendes Wild auftreiben und zwar hier die Sandbank als metaphorisches Bild für ein Wild? Gewiss stieben Windhunde auch mal durch ein Fließgewässer, aber könnte man das so ausdrücken, dass sie selbst das Wild umspülen? Ich zweifle.
Was sich anschließend in blattlose Bäume verzerren lässt, können unter den möglichen Zuordnungen nur die Weiden sein. Auf der unruhigen Oberfläche des schnellen Flusslaufs sind Spiegelbilder von einzelnen Blättern wohl nicht mehr auszumachen. Vielmehr interpretiert der Betrachter, ähnlich wie bei quellenden Wolken, auf der bewegten Wasseroberfläche Dinge, die zu seiner augenblicklichen Befindlichkeit passen, wie Augenhöhlen und offene Münder. Im Weitertreiben verschwimmen auch diese Vorstellungen und gelieren zu Schlieren.
Liebe catch, Du siehst, welche Irrwege ich als Leser abklappern muss, bevor Dein Werk als übertragbares Bild von mir so gesehen werden kann, wie Du es (vermutlich) anbieten möchtest, nur weil Kommata fehlen und die Kleinschreibung Missverständnisse zulässt.
Bei den Tonspuren dachte ich spontan an abgewickelte Bänder von Tonbandgeräten der ersten Generation. Nun aber glaube ich, zermahlene Ziegelbrocken (aus Ton) im Flusslauf zu entdecken. Ist "schnellen" das treffende Zeitwort? Vielleicht "wandern", "wälzen", "strömen" sie eher?
Das "weitertreiben" würde ich ersatzlos streichen, denn die damit benannte Bewegung ist schon zur Genüge aufgezeigt, außerdem müsste es für mein Empfinden "weitertreibend" heißen.
Umherrudernd, Lupo
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Aranka Bücherwurm
A
Beiträge: 3106 Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
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A 04.10.2013 17:13
von Aranka
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Hallo catch,
ich habe den Text nun schon einige Male aufmerksam gelesen und habe hier einige Bilder nebeneinander liegen, die sich jedoch in kein Gesamtbild ordnen wollen, das einmal daran liegt, dass mir die Satzkonstruktionen nicht ineinandergreifen wollen, zum anderen die Verben nicht immer greifen wollen. Das kann an mir liegen. Dennoch will ich hier einmal meine Probleme offen legen, vielleicht können sie dir ja auch Stellen aufzeigen, wo du vielleicht etwas anderes meinst und es in deiner Schreibweise dem Leser verschlossen bleibt.
das gibt mir erst einmal meine Perspektive an: ich schaue von einer Brücke herunter auf einen Fluss.
Zitat: | wenn die tonspuren dieser stadt
flussabwärts schnellen |
Höre ich hier etwas, oder sehe ich etwas? „Tonspuren“: stehen sie für die Geräusche der Stadt, oder meinst du "Ton", das Erdmaterial, vielleicht Tonscherben, das, was von der Stadt an festem Gestein abbröckelt? Nicht ganz eindeutig zu greifen. Das Verb „schnellen“ signalisiert hier erst einmal etwas weniger Schweres, etwas, das sich der Fließgeschwindigkeit des Flusses anpasst, also wohl eher nicht die Tonerde, also doch die Geräusche, der Lärm? Du siehst mich hier schon etwas verwirrt.
Du eröffnest hier mit dem „wenn“ einen „Bedingungssatz“, also ist das nun Folgende (ich denke mir hier ein „dann“) dadurch bedingt, dass die Tonspuren …. Da schaue ich mal, was diese erste Aussage so alles folgen lässt.
Zitat: | lassen weiden die äste übers ufer gebeugt lang im
fliesswasser treiben |
Hier taucht dann für mich ein erstes grammatikalisches Problem auf. Was treibt da so im Fließwasser? Nichts! Ich denke du meinst die Äste. Aber die sind ja nur übers Ufer gebeut. Es müsste heißen: lassen weiden übers ufer gebeugt ihre äste im fließwasser treiben. Das „lang“ steht ganz verloren da.
Zitat: | fast bis zur sandbank die
behauptet von schilf und entennestern |
Auch hier stimmt etwas nicht für mich. Wer behauptet hier wen oder was? Oder wer wird von „wem“ (Dativ) behauptet. Soll das hier eine Passivkonstruktion sein? Soll das Schlif und die Entennester die sandbank „behaupten“ sprich „verteidigen, begrenzen“?? Müsste es dann nicht heißen „vom schilf behauptet?“ Aber ist es überhaupt das richtige Verb? Meinst du das ?
Zitat: | wie eine badende
ihre schulter in die strömung dreht |
Das „wie“ koppelt für mich hier zurück zur Sandbank. Du vergleichst diese hier mit einer Badende und die Form scheint dich an eine Schulter zu erinnenrn. Ich versuche es mir vorzustellen.
Zitat: | als wär sie von auftreibenden windhunden umspült |
Ich versuche mir hier nun etwas vorzustellen, was auftreibenden Windhunden gleicht. Die Gicht vielleicht? Ich käme nicht gerade auf das Bild der Windhunde, aber das will nichts heißen. Jeder hat da so eigene Bilder. Aber mir vorzustellen, das mich da so was umspült wie auftreibende Windhunde, warum sollte ich dann da meine Schulter hinein drehen.
„wie eine“ „als wäre sie“ ! Diese Konstruktion, die da Zeile an Zeile hängt, steht einfach nicht auf festen Füßen.
Zitat: | sich plötzlich in blattlose bäume verzerren |
Hier hinterfrage ich die Pluralform des Verbs. Ich habe „ihre Schulter“ (Singular) ich habe „eine Badende“ (Singular) ich habe „die sandbank“ (Singular). Egal was sich da auch immer verzerrt, das Verb muss im Singular stehen.
Und dann fallen mir die „blattlosen“ Bäume, die Münder, die Augenhöhlen eine wenig plötzlich von der Brücke, denn da stehe ich doch. Oder?. Und der Auslöser waren die „Tonspuren“????
Zitat: | in augenhöhlen und offene münder und
weitertreiben
zu schlieren
gelieren |
Du siehst mich hier ratlos. Am Ende schliert bei mir alles ineinander und durcheinander. Ich denke hier müssten Grammatik und Verben überprüft werden.
Vielleicht kannst du ja was mit meinen Überlegungen anfangen.
Liebe Grüße Aranka
_________________ "Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)
„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke) |
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catch2211 Klammeraffe
C
Beiträge: 735
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C 05.10.2013 09:06
von catch2211
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hello lupo
vielen dank dass du
dir die zeit genommen hast diesen
kleinen text zu lesen
danke ebenso für deine emotionale kritik
durch die deutlich wird
wie weit entfernt
die traditionelle von der symbolistischen lyrik ist
sich deswegen auch nicht mit deren massstäben vermessen lässt
der symbolismus ist antiklassisch
"der symbolist. dichter lehnt die gesellschaftsbezogene wirklichkeit, die spätbürgerliche, von imperialismus, kapitalismus und positivismus bestimmte welt ab, zieht sich von ihr bewusst in einen elfenbeinturm zurück. er verzichtet damit, im gegensatz zum naturalismus, prizipiell auf zweckhaftigkeit oder wirkabsichten in polit.-moral.,weltanschaul. oder sozialer hinsicht, darüber hinaus auf WIRKLICHKEITSWIEDERGABE, überhaupt auf konkrete inhalte.....
die tendenz der entdinglichung, der abstraktion, der tilgung von assozitionen an realen genständen wird erreicht, durch die verabsolutierung der kunstmittel, durch
REINE WORTKUNST,(poesie pure, absolute dichtung)
sprachmagie, die bewusst und oft mit mathemat. kalkül alle klangl. und rythm. mittel einsetzt: reim, assonanz, lautmalereien, synästesien, farb-und lautsymbolik.....
" aus symbolismus von justo fernandez lópez
weitere beispiele hierfür findest du in meinen gedichten
..konvolute..
..das meer dahinter..
weitertreibende grüsse
catch2211
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Perry Exposéadler
P Alter: 71 Beiträge: 2509
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catch2211 Klammeraffe
C
Beiträge: 735
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catch2211 Klammeraffe
C
Beiträge: 735
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C 08.10.2013 09:24 auf der brücke von catch2211
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wenn die aufsteigenden atemnebel dieser stadt
wehrlos schlängeln
lassen fortlaufende die eisenranken ans tragweite geschmiedet
biegesteif durch widerlager flechten
fast bis ins grenzlicht das
tiefgängig wie ein geführter hirtenstab die wellenkämme anhebt
als prüfe es die klauen vereinzelter tiere
sich sodann in durchlässige verwerfungen auftürmen
in leistensenken und blasse schenkel
absinken
zu blasen
vergasen
« Was vorher geschah123Wie es weitergeht »
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catch2211 Klammeraffe
C
Beiträge: 735
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C 01.03.2014 18:51
von catch2211
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wenn die kiebitzischen seitenblicke dieser stadt
verhohlen mitspielen
lassen goldkopfnympfen an schnüre geknotet
ein sirren durch die luft schiessen
fast bis zum finalisten der
zielstrebig wie naturphilosophische lehren den kunstfliegen entgegen schwimmt
als beachte er die strömungen individueller vorsehung
sich alsbald zu ringenden isobaren krümmen
in gehörschnecken und dehnende doppelwendel
strudeln
zu spiralen
universalen
« Was vorher geschah123
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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01.03.2014 23:47
von firstoffertio
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catch2211 hat Folgendes geschrieben: | hello lupo
vielen dank dass du
dir die zeit genommen hast diesen
kleinen text zu lesen
danke ebenso für deine emotionale kritik
durch die deutlich wird
wie weit entfernt
die traditionelle von der symbolistischen lyrik ist
sich deswegen auch nicht mit deren massstäben vermessen lässt
der symbolismus ist antiklassisch
"der symbolist. dichter lehnt die gesellschaftsbezogene wirklichkeit, die spätbürgerliche, von imperialismus, kapitalismus und positivismus bestimmte welt ab, zieht sich von ihr bewusst in einen elfenbeinturm zurück. er verzichtet damit, im gegensatz zum naturalismus, prizipiell auf zweckhaftigkeit oder wirkabsichten in polit.-moral.,weltanschaul. oder sozialer hinsicht, darüber hinaus auf WIRKLICHKEITSWIEDERGABE, überhaupt auf konkrete inhalte.....
die tendenz der entdinglichung, der abstraktion, der tilgung von assozitionen an realen genständen wird erreicht, durch die verabsolutierung der kunstmittel, durch
REINE WORTKUNST,(poesie pure, absolute dichtung)
sprachmagie, die bewusst und oft mit mathemat. kalkül alle klangl. und rythm. mittel einsetzt: reim, assonanz, lautmalereien, synästesien, farb-und lautsymbolik.....
" aus symbolismus von justo fernandez lópez
weitere beispiele hierfür findest du in meinen gedichten
..konvolute..
..das meer dahinter..
weitertreibende grüsse
catch2211 |
Hallo catch,
ich kenne klassische französische symbolistische Gedichte. Dort fand ich aber doch meistens eine durchgängige raffinierte Symbolik. Die in deinen Texten hier zu finden fällt mir schwer. Du verwechselst nicht Symbolismus mit späteren Ismen, wie z.B. Dadaismus, Surrealismus,...?
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catch2211 Klammeraffe
C
Beiträge: 735
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Oliver.Twist Leseratte
Alter: 38 Beiträge: 123 Wohnort: Hamburg
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03.03.2014 03:48
von Oliver.Twist
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Na aber schau mal Catch, man muss doch irgendwie versuchen, der Lyrik mit Gedanken und Worten beizukommen - allein der Verweis darauf, dass das alles ganz magisch und nur mit "nachgebendem Sinnempfinden" zu verstehen ist, hilft wohl nicht. Natürlich ist Arankas, und in noch stärkerem Maße Lupos Auseinandersetzung recht streng an Kriterien von Logik und Stringenz orientiert. Sprich, das sind vielleicht nicht die Werkzeuge, mit denen man die verschwimmenden Windhunde Deiner Sprache orten kann. Aber jeder versucht auf seine Art Worte zu finden, und ich finde, die beiden haben das auch nicht schlecht gemacht.
Die Bilder kann ich mitverfolgen, aber es ist ein bisschen mehr wie Rafting, als dein Gedicht selbst es zugeben will. Ein bisschen holzschnittartig, wenn es da heißt "plötzlich" und "schlieren / gelieren". Und manchmal ist es eher der wankelmütige Geselle Wind, als das im Sog der sinnreichen Schwerkraft hinfließende Wasser, der die Gedanken und Worte hier in ihre Zeilen pustet. Und für einen Stream of Consciousness in fließend gesprochenem Surrealistisch ist nicht genug schillerndes Öl auf dem Wasser...
@ Lupo & Aranka: Mit "Tonspuren" bezeichnet man übrigens in der Ton- und Filmtechnik die "Tracks", in denen der Sound aufgezeichnet ist.
Herzliche Grüße,
Oliver Twist
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catch2211 Klammeraffe
C
Beiträge: 735
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catch2211 Klammeraffe
C
Beiträge: 735
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