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Zinna schweißt zusammen, was
Beiträge: 1551 Wohnort: zwischen Hügeln und Aue...
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04.10.2013 14:48
von Zinna
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Hallo Inko/a,
so ganz ohne Licht ist dein Text und sehr dicht geschrieben.
So düster und das nehme ich ihm ab. Das LI hat praktisch kein ich, ist allem und jedem fremd, inklusive sich selber. Ich finde es schwer, mich in jemanden, der so voll Düsternis ist, der vom Leben so gar kein Licht empfangen kann, hinein zu versetzen. Dein Text macht mir dieses etwas deutlich. (Das „etwas“ ist nicht abschwächend für deine Geschichte gemeint, sondern dass es für mich so schwer ist, es zu begreifen.)
Für ein Gefällt mir ist das Thema viel zu schwarz. Ich finde den Text gut und gut geschrieben und das Zitat ist nicht aufdringlich in den Vordergrund geschoben.
LG
Zinna
_________________ Wenn alle Stricke reißen, bleibt der Galgen eben leer...
(c) Zinna |
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shao Leseratte
Alter: 41 Beiträge: 106 Wohnort: Norddeutschland
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04.10.2013 17:21
von shao
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Mir gefällt die Art, die Geschichte zu erzählen und ich finde den folgenden Satz gut Zitat: | Die Zeit ist vergangen vor Langeweile |
Den letzten Satz finde ich völlig überflüssig, auch ohne den hätte man sich ausmalen können, wie der Weg aussieht und der Satz ist mir zu sehr darauf bedacht, auch ja das Thema noch zu nennen.
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BlueNote Stimme der Vernunft
Beiträge: 7304 Wohnort: NBY
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04.10.2013 17:49
von BlueNote
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Für mich ist das sehr sehr schwer zu lesen. Darf ich sagen, ich mag so etwas nicht lesen? Darf ich sagen, man soll so etwas nicht schreiben (wenn man mit der Thematik nichts zu tun hat)?
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Nina Dichterin
Beiträge: 4948 Wohnort: Berlin
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04.10.2013 22:46
von Nina
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..
_________________ Liebe tut der Seele gut. |
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anderswolf Reißwolf
Beiträge: 1069
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08.10.2013 00:12
von anderswolf
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Zuallererst: vielen Dank für Euer Feedback. Und damit meine ich nicht nur die Begeisterungsschreie, sondern natürlich auch die kritischen Anmerkungen. Zehntausend war, wie anderswo schon angemerkt, mein erster Schreibwettbewerb seit geraumer Zeit. Der geteilte fünfte Platz und vor allem die Nominierung für den Jurypreis sind da deutlich mehr, als ich je erwartet hätte.
Was jetzt folgt, ist ein zweischneidiges Schwert: Ich will meinen Text erklären. In der Regel tut das nicht gut, weder dem Autor noch dem Text. Aber ich bin ja hier, um was zu lernen. Keineswegs soll irgendwas Rechtfertigung sein, sondern eher dienen, um offene Fragen zu klären, die ja wohl entstanden sind. Vielleicht hat ja der eine oder andere danach noch einen Tipp für mich. Vielleicht kann ich dann beim nächsten Mal einen Text produzieren, in dem ich auch transportieren kann, was ich sagen will.
Wenngleich ich mir gut vorstellen kann, dass sich fast jeder hier nach einem anderen Thema sehnt, über das man sprechen könnte. Irgendwas fröhlicheres als den Tod auf Schienen.
Die Geschichte begleitet in Fragmenten eine depressive Person durch eine Therapie nach einem fast erfolgreichen Versuch der Selbsttötung. Die Person wird entlassen, als sie Heilung vortäuscht. Die Integration in die funktionierende Gesellschaft ist schwer, misslingt fast.
Fast, denn die Person rennt nicht aus suizidaler Absicht über die Gleise, sondern tatsächlich, um den Zug zu erreichen. Das erste Mal seit dem Selbstmordversuch, dessen Gründe lose im vorletzten Absatz angedeutet werden, bricht die Person aus ihrer Angststörung aus. Das Rauschen, das sonst immer das dunkle, alles verschlingende Meer ankündigt, entpuppt sich ganz profan als nahender Zug. Die Person rennt über die Gleise, ohne die Gefahr, die mögliche Konsequenz des Todes auf den Gleisen zu bedenken, ohne die Angst vor dem "Dunkel im ungeschützten Rücken".
Beabsichtigt war das Ende der Geschichte zwar offen, aber mit positivem Ausblick (so sehr es positiv sein kann, auf den Gleisen rumzurennen, wenn ein Zug sich nähert). Hat wohl nicht funktioniert.
Erzählt wird die Geschichte durchgehend in direkter Anrede. Der scheinbare Erzähler ist allerdings nicht auktorial, er gibt ausschließlich die Eindrücke der zentralen, im Übrigen geschlechtslosen Person wieder. Selbst die direkte Ansprache durch Andere wird nur unvollständig aufgenommen.
Dass die Erzählperspektive herausfordern würde, war mir klar, weil sie die Identifikation mit der beschriebenen Person nur ermöglichte, wenn sich der Leser angesprochen fühlen wollte. Das Du hat sich zunächst selbst gewählt. Erst beim Überarbeiten empfand ich es auch als stimmig. Der Betrachter/Erzähler ist natürlich die Person selbst, die nur durch die beschreibende Distanz einen Weg findet, mit dem selbstzugefügten Grauen einerseits und dem Wiedereintritt in die normale Welt andererseits umzugehen. Die Distanz zu sich selbst sollte auch durch die penetrante Geschlechtslosigkeit unterstrichen werden.
Das Thema "Quer über die Gleise" wirkt durch den letzten Satz tatsächlich grob hineingeknüllt. Tatsächlich habe ich allerdings nicht diesen Teil aufgrund einer Angst vor Disqualifizierung nachträglich eingefügt, sondern:
Zitat: | Was ist das für ein Leben, denkst Du. Zu wissen, dass nichts wiederkehrt. Trotzdem weiterzugehen, das Dunkel im ungeschützten Rücken. Zu hoffen, dass die wiederkehrende Flut Dich nicht doch noch verschlingt. Aber wenn es macht, dass sie aufhören, Dich zu fragen, wie es Dir geht, dann überzeugst Du sie davon, dass alles gut ist, dass das Meer sanfter geworden ist, dass der ferne Grund nicht mehr an Dir zieht. |
In dieser Form ist es entstanden durch folgendes:
sleepless_lives hat Folgendes geschrieben: | Nicht vergessen jedoch: Quer über die Gleise zu gehen ist gefährlicher als gerade über die Gleise zu gehen. Man bleibt länger auf den Gleisen und hat eine Richtung fast im Rücken. (...) Jedoch bleibt etwas, das anders ist. Außerdem, wie schon gesagt, das Thema darf auch im übertragenen Sinn aufgefasst werden. |
Natürlich habe ich die offensichtlichen Gleise am Ende trotzdem nicht rausgeschmissen. Wahrscheinlich habe ich der geschwurbelten Umschreibung mit dem Dunkel dann doch nicht genug vertraut.
Bleibt das Zitat, mit dem erkennbar sich auseinandergesetzt werden sollte, also mit dem Umstand, dass eine Wahrheit nur im Moment der Wahrnehmung existiert, aber bereits mit dem Nachdenken darüber zur Lüge wird. Diese Ansicht zumindest ist der depressiven Person zum Verhängnis geworden: es gibt nur eine endgültige Wahrheit, in ihr zu verweilen, kostet das Leben. Wer diesen Preis nicht zahlen will, muss lügen, um zu überleben, und so passt sich langsam die Wahrnehmung der Welt durch die Person immer mehr dem Durchschnitt an. Erst durch Anerkennung dieser scheinbaren Allgemeingültigkeit ist die Rückkehr in die normale Welt möglich, eine Welt, die auf zwangsläufig notwendigen Lügen gebaut ist.
Zu einigen Kommentaren habe ich Fragen bzw. Antworten.
Bawali hat Folgendes geschrieben: | Ein allwissender auktorialer Erzähler berichtet/kommentiert einen Menschen. Für mich nicht wirklich eine Geschichte. |
Wie könnte ich eine Geschichte daraus machen?
Lupo hat Folgendes geschrieben: | Völliger Frust beim Protagonisten. Bei mir auch, weil mir die Begründung für das Dilemma fehlt. |
Welches Dilemma? Das den eigentlichen Selbstmordversuch initiiert? Oder für den Gang über die Gleise?
Amaryllis hat Folgendes geschrieben: | Im dritten Absatz hast du die Reihenfolge umgedreht, sonst fängst du immer bei der kleinsten Zeiteinheit an und gehst dann noch, bildest also eine Klimax, hier ist es umgekehrt. Hat das eine bestimmte Bedeutung? Mich hat es leider aus dem Lesefluss gerissen. |
Tatsächlich hatte ich es als Zeichen für das Fallen aus dem bisherigen Trott so gestellt; irritieren sollte es, aber auch irgendwie die Geschwindigkeit aus dem Später-Werden nehmen. Hat wohl nicht funktioniert
Akiragirl hat Folgendes geschrieben: | Dieses Weltschmerz-Thema ohne konkrete Handlung, dieses psychische-Probleme-Ding ohne, dass es je richtig konkret wird, dieses … ich kann es nicht anders sagen: Gejammer, erreicht mich irgendwie nicht mehr. |
Da ich ja irgendwie neu im Forum bin, ist das Thema bei mir thematisch noch nicht so ausgelutscht. Aber Du hast natürlich trotzdem recht (und damit beantworte ich wahrscheinlich meine Frage an Bawali): mehr Handlung könnte nicht schaden. Zugegebenermaßen ist genau das meine Achillesferse. Das bisschen Interaktion mit dem (oder fast schon gegen den) aufdringlichen Menschen am Ende reicht nicht aus, um den Anfang abzufedern.
BlueNote hat Folgendes geschrieben: | Darf ich sagen, ich mag so etwas nicht lesen? |
Ja.
Zitat: | Darf ich sagen, man soll so etwas nicht schreiben (wenn man mit der Thematik nichts zu tun hat)? |
Nein. Nicht ohne weitere Begründung der erwünschten Selbstzensur.
Insgesamt danke ich den Organisatoren, der Jury und auch allen Mitstreitern. Es war faszinierend von Anfang bis Ende. Nicht nur die verschiedenen Texte zu lesen, sondern auch zu sehen, welche unterschiedlichen Ansätze bei der Bewertung es gibt vom rein subjektiven Einordnen über eine komplexe Entscheidungsmatrix bis hin zum reinen Hinterfragen der Kriterienerfüllung, was ja freundlicherweise schon durch die Organisatoren erledigt wurde. Es hat mir vel Spaß gemacht, auch wenn es viel Zeit gekostet hat.
Und selbst wenn keiner mehr hier antwortet: gelernt habe ich jetzt schon was
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