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[Der erste Satz] Nach dem Tod- Die Schrankentheorie

 
 
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Pinsel
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Beiträge: 3
Wohnort: da wo du nicht wohnst


P
Beitrag25.09.2013 20:28
[Der erste Satz] Nach dem Tod- Die Schrankentheorie
von Pinsel
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ich habe mich an dem ersten Satz versucht. Es ist noch mit mein erster Schreibversuch aber trotzdem viel Spaß beim Lesen und (hoffentlich) Verbesserungsratschläge geben Razz

Als ich wieder aufwachte, war ich tot. Es war eine merkwürdige Erfahrung für mich, zu Lebzeiten hörte man ja nichts, wie es sich anfühlte tot zu sein. Ich wollte meinen Freunden unbedingt von diesem Ort berichten. Sie sollten wissen, dass es mir gut ging und dass sie sich keine Sorgen um mich machen brauchten. Doch bevor ich mir Gedanken darüber machte, wie ich dies bewerkstelligen sollte, sah ich mich in meiner unmittelbaren Umgebung um. Ich fand mich auf einer wunderschönen Lichtung wieder. Es war angenehm warm und durch die Äste der umherstehenden Bäume schien helles Frühlingssonnenlicht auf den Platz, an dem ich lag. So hatte ich mir das Totsein nicht vorgestellt. Ich dachte immer, wenn man stirbt würde man zuerst eine Art Schranke passieren müssen, um danach entweder in den Himmel oder in die Hölle zu kommen. Doch dies hier schien mir lediglich wie meine vertraute Welt in einer anderen Dimension. Ob hier auch noch andere lebten? Wie war ich überhaupt hier her gekommen? Ich versuchte mich, an die letzten Momente meines Lebens auf der Erde zu erinnern.

Es war der perfekte Nachmittag gewesen. Ich war mit meinen beiden besten Freundinnen Anna und Alisa am See gewesen. Mitten im Sommer keine Seltenheit. Doch an diesem Tag waren wir die Einzigsten dort gewesen. Das ist sehr ungewöhnlich, denn meistens trifft man noch um Mitternacht (zugegeben illegal) Jungen und Mädchen, die mit ihren Freunden in den See wollten. Wir jedenfalls hatten uns gefreut, den ganzen See für uns alleine zu haben.
"Kommt, wir gehen Volleyball spielen! Heute ist ja mal keiner da, der uns das Feld vor der Nase wegschnappt." freute sich Alisa.
Normalerweise war es nämlich besetzt und wir regten uns jedes Mal aufs Neue wieder darüber auf.
"Ich liebe Volleyball!" freute sich Anna.
"Was ist eigentlich mit dir, Lena? Du bist so still...stimmt irgendwas nicht?"
"Nein, nein, alles in Ordnung" beteuerte ich. Es klang nicht besonders überzeugend. Etwas an diesem Tag war merkwürdig. Und dieses unbestimmte Gefühl wurde mit jeder Minute intensiver.
"Los, fang endlich an!" Ich versuchte mich auf das Spiel zu konzentrieren. Normalerweise funktionierte das immer, aber heute verfehlte es seine ablenkende Wirkung.
Nach einer Weile hörten wir auf Volleyball zu spielen und legten uns auf unsere Handtücher in die warme Sommersonne.
"Mensch Lena, du bist heute echt komisch...lass uns schwimmen gehen. Vielleicht bringt dich  das ja endlich auf andere Gedanken."
Wir liefen, fröhlich plaudernd, zum Wasser. Ich hatte die Angewohnheit, mich immer sofort in das kühlende Nass zu stürzen, da ich sonst ewig vorne stehen blieb, weil es mir zu kalt wurde. Meine beiden Freundinnen sahen mich wie immer wenn ich das machte mit dem "du bist doch echt verrückt"-Blick an und fingen an, sich langsam zu mir vorzutasten. Mir dauerte es zu lange.
"Ich schwimme schon mal ein Stück weiter raus! Ihr könnte dann ja nachkommen." Und mit diesen Worten schwamm ich los.
Ungefähr in der Mitte des Sees hielt ich an, um mich nach Anna und Alisa umzusehen. Sie standen mittlerweile bis zum Bauchnabel im Wasser. Es konnte sich nur noch um Stunden handeln.
Doch plötzlich fühlte ich einen unbeschreiblich starken Schmerz in meinen Waden. Krämpfe. Ich hatte damit schon immer Probleme. Ich geriet in Panik. Mit einem Krampf kann man nicht schwimmen. Nahezu unmöglich. In meinem Kopf ging ich rasend schnell alle Möglichkeiten, die ich hatte, durch.
"Alisa, Hilfe! Krampf!" Mehr brachte ich vor Schmerz nicht heraus. Ich hatte genug damit zu tun, über Wasser zu bleiben. Ich sah zu den beiden hinüber. Sie alberten herum, hatten mich nicht gehört. Verzweifelt ruderte ich mit meinen Armen. Ich konnte nicht mehr. Vor meinen Augen tanzten bereits Sterne. Die Bewegung meiner Arme wurde immer langsamer, bis ich das Wasser über meinem Kopf zusammenschwappen spürte. Atmen. Ich musste atmen. Doch ich kam nicht mehr an die Luft. Immer weiter sank ich herab. Je näher ich dem Boden des Sees kam, desto ruhiger wurde ich. Ich konnte nicht mehr denken, nach und nach verlor ich mein Bewusstsein.
Das nächste was ich wusste war, dass ich am Seeufer lag und meine beiden Freundinnen sich über mich beugten.
"Lena? Lena, hörst du mich?" Das war die sorgenvolle Stimme von Anna.
"Ja." Ich brachte nur ein schwaches Flüstern zustande.
"Der Krankenwagen ist gleich da." Ich spürte, wie ich wieder in die Dunkelheit zu sinken drohte.
"Lena! Lena, wach bleiben!" Doch ich konnte nicht. Ich konnte die Schwärze, die mich wie magisch anzog, nicht bekämpfen. Dazu war ich zu schwach.

Die Erinnerung an diese letzten Worte ließ mich nicht los. Um den Kopf frei zu bekommen, beschloss ich einen Spaziergang durch den angrenzenden Wald zu machen. Ich lief und lief. Es war wie eine Trance, als wüssten meine Füße genau, wohin sie mich tragen müssten. Nach etwa 15 Minuten kam eine Schranke in Sicht. Ich erinnerte mich wieder an meine Schrankentheorie. Ich wollte nicht dort durch, denn ich wusste nicht, was sich dahinter befand. An diesem Ort zu bleiben war das einzigste, das ich mir wünschte. Aber ich konnte weder anhalten, noch umdrehen. Es war wie ein Sog. Schließlich stand ich vor der Schranke. Sie war nicht besonders beeindruckend. Aus hellem Holz gefertigt und lediglich lackiert. Ohne einen Kommentar öffnete sie sich und ich trat hindurch. Sofort fiel ich in ein Loch, das ich bis dahin nicht wahrgenommen hatte. Ich fühlte Schmerzen. Die ganze Welt schien nur noch aus Schmerz zu bestehen. Dann begriff ich: Ich war in der Hölle gelandet.


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Dietrich Bonhoeffer
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Samanter
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Beitrag26.09.2013 15:12

von Samanter
Antworten mit Zitat

Hallo Pinsel!

Deine Geschichte greift ein viel beschriebenes Thema auf - Nahtoderfahrungen und Jenseitsfantasien. Ein für dein Alter sehr schweres Thema finde ich. Ich kann nur hoffen, dass du hier nicht aus eigener Erfahrung sprichst.
Nun, du wolltest Kritik, also sollst du sie auch bekommen. Vorweg will ich jedoch gleich sagen, ich bin kein Profiautor und will meine Aussagen auch nicht als absolute Wahrheit gesehen haben. Es sollen lediglich Denkanstöße sein, über die du nachdenken kannst, aber nicht musst.

Was mir als Erstes an deiner Geschichte auffiel, waren ein paar logische Fehler.
1. Woher weiß sie, dass sie tot ist?
2. Warum hat sie Panik, wegen des Krampfes, wenn sie einen solchen schon mehrmals überlebt hat?
3. Ertrinken ist kein schwereloses Abdriften in die Bewusstlosigkeit, sondern sehr schmerzhaft. Wenn der Drang zu atmen so groß wird, dass man einfach atmen muss, atmet man Wasser in die Lungen. Das brennt und zerreißt förmlich das Gewebe. Gleichzeitig kann man nun den Drang weiter Wasser einzuatmen nicht mehr unterdrücken. Also noch mehr Wasser in den Lungen. Erst nach ca. 2 Minuten, in sehr kaltem Wasser auch schneller, wird man bewusstlos.
4. Warum wandert sie wie ferngesteuert auf ein Schranke (Höllen/Himmeltor) zu wenn sie eben noch aufgefordert wurde, bei sich zu bleiben. Also muss sie doch wach gewesen sein und zumindest geatmet haben. Woran starb sie dann also, nachdem sich ihre Freundin sorgenvoll über sie beugte und bevor sie Richtung Schranke schwebte?
5. Warum hat sie noch nie etwas über den Tod gehört, aber gleichzeitig die Vorstellung sterben wäre wie das Gehen durch ein Schranke?

Noch ein paar kleine Anregungen zum Stil.
1. Du schreibst sehr lange Sätze, versuchst in einem Satz Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auszudrücken. Das funktioniert nicht. Versuche so knapp wie möglich zu schreiben und dabei so spezifisch wie möglich zu beschreiben.
2. Versuche Eindrücke und Bilder der Umgebung nicht mit inneren Gedanken oder Empfindungen zu mischen. Die kannst dich vor- oder nachher darauf beziehen, aber nicht beides gleichzeitig darstellen.
3. Versuche lahme Begriffe wie Ort, hörte, machte, Umgebung ... zu vermeiden. Ein Ort/Lichtung zeigt kein Bild, eine Waldichtung schon. Hörte ist tonlos, lauschte wäre besser. Machte mir Gedanken ... hat keine Spannung, schoss es mir durch den Kopf, sickerte in mein Bewusstsein wäre anschaulicher. Platz sagt gar nichts, Beton, Rasen, Hochhausdach? Vielleicht Wiese, Sandstrand.
Vermeide so gut es geht Füllwörter, also Wörter die du weglassen könntest ohne den Sinn des Satzes zu verändern. z. Bsp.:
Zitat:
Ich dachte immer, wenn man stirbt würde man zuerst eine Art Schranke passieren müssen, um danach entweder in den Himmel oder in die Hölle zu kommen.


Noch ein Tipp zum Abschluss. Wenn du nicht zu lange Texte einstellst, bekommst schneller Kritik. Die meisten hier schreckt es ab, wenn sie einen langen Text lesen und beurteilen sollen.

Ich hoffe ich konnte dir helfen.

LG Sam


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Pinsel
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Beitrag28.09.2013 15:41

von Pinsel
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Hallo Sam,

erstmal danke für deine Antwort smile

Nein, zum Glück spreche ich hier nicht aus Erfahrung...

Die Logikfehler sind mir so garnicht aufgefallen, aber das liegt wahrscheinlich auf zum Teil daran, dass andere Leute sowas eher sehen lol2

Zitat:
2. Versuche Eindrücke und Bilder der Umgebung nicht mit inneren Gedanken oder Empfindungen zu mischen. Die kannst dich vor- oder nachher darauf beziehen, aber nicht beides gleichzeitig darstellen.


Wie meinst du das?

Liebe Grüße
Pinsel


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Samanter
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Wohnort: Augsburg


Beitrag28.09.2013 18:43

von Samanter
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Zitat:
erstmal danke für deine Antwort

Keine Ursache, dazu sind wir ja da.

Zitat:
Nein, zum Glück spreche ich hier nicht aus Erfahrung...

Na gottseidank. War schon besorgt. Schon erstaunlich worüber die heutige Jugend alles nachdenkt, einfach so???!!!

Zitat:
Die Logikfehler sind mir so garnicht aufgefallen, aber das liegt wahrscheinlich auch zum Teil daran, dass andere Leute sowas eher sehen

Jepp! Das nennt sich Betriebsblindheit. Geht jedem so, nur das Ausmaß wird etwas weniger mit der Zeit.

Zitat:
Zitat:
2. Versuche Eindrücke und Bilder der Umgebung nicht mit inneren Gedanken oder Empfindungen zu mischen. Die kannst dich vor- oder nachher darauf beziehen, aber nicht beides gleichzeitig darstellen.

Wie meinst du das?

Da habe ich mich wohl etwas kompliziert ausgedrückt. Sorry. Ich hätte es anders erklären müssen.

Zitat:
Als ich wieder aufwachte, war ich tot. Es war eine merkwürdige Erfahrung für mich. Zu Lebzeiten hörte man ja nichts, wie es sich anfühlte tot zu sein. Ich wollte meinen Freunden unbedingt von diesem Ort berichten.


Sie war tot, woher weiß sie das? Und ist Todsein wirklich nur „merkwürdig“? Dann kommt „Zu Lebzeiten hörte ich …“ Sie verwendet den Begriff so selbstverständlich, als wäre Todsein das normalste von der Welt. An die Freunde denen ich die neueste Sensation „berichten“ will, denke ich in diesem Moment wohl auch kaum. Da fehlt Entwicklung zwischen neue Situation erkennen und sich damit zurechtfinden wollen.

Vorschlag:
Ich wachte auf, Annas Gesicht hing über einen Körper der am Boden lag. Wie wild redete sie auf das Mädchen ein. Irgendwie kenne ich sie. Verdammt, das bin ja ich. Ich? Ich! Gott nein, bin ich tot?

Zitat:
Doch dies hier schien mir lediglich wie meine vertraute Welt in einer anderen Dimension. (Hier fehlt, wie sich das anfühlt, so herausgerissen aus seiner Welt und doch noch mittendrin, aber ohne Zugang.) Ob hier auch noch andere lebten? (Diese Frage stellt sich erst, wenn sie erkannt hat, dass sie abgeschnitten ist. Erst dann sucht sie nach „Leidensgenossen“)


Vorschlag:
Doch alles um mich herum war wie immer - meine Freunde, der See, die Wiese. Alles war noch da. Aber irgendwie auch wieder nicht, denn das was Ich sein sollte, lag regungslos am Boden, tot. Es war als ob ich plötzlich in einer anderen Dimension aufgewacht wäre die direkt neben, oder in meiner alten Realität existiert. Ich versuchte Anna zu erklären, dass ich hier und nicht dort am Boden war, dass ich sie hören und sehen konnte. Aber sie reagierte nicht. Unbeirrt versuchte sie den Körper am Boden aufzuwecken. Egal was ich tat, rufen, mit den Armen Zeichen geben … nichts zeigte Wirkung. Verdammt, was mache ich hier? Wo bin ich? Sieht so das Todsein aus? Moment, wenn das hier die andere Seite ist, dann muss es doch noch mehr Menschen geben, die jetzt, wie ich, von der echten Welt abgeschnitten sind. Vielleicht bin ich hier in dieser Dimension gar nicht allein. Ich brauche Hilfe, irgendjemand muss mir doch helfen können. Aber ich sehe niemanden, außer meine Freunde, die ich nicht erreichen kann.

Mir fehlt einfach mehr was sie fühlt/denkt, wie sie sich mit der Situation zurechtfindet. Dadurch wirken die Beschreibungen von dem was um sie herum passiert zu plötzlich. Das Verhältnis zwischen Eindrücke aus der Umgebung und ihren inneren Empfindungen stimmt nicht.

Ich hoffe ich konnte mich jetzt etwas mehr verständlich machen. Ich bin wie gesagt auch kein Profi.

LG Sam


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Drakenheim
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Beitrag04.10.2013 22:42
Re: [Der erste Satz] Nach dem Tod- Die Schrankentheorie
von Drakenheim
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Aufgabe: Manchmal ist es gerade der Beginn, der einem zu schaffen macht. Wähle einen der folgenden drei Sätze aus und erfinde daraufhin eine Geschichte mit Höhepunkt und Ende!

    Als ich das Haus verließ, ahnte ich noch nicht, welchen schrecklichen Fehler ich begangen hatte.

    Als ich wieder aufwachte, war ich tot.

    "Willkommen zu einer neuen Ausgabe von »Mitten im Leben«. Heute begleiten wir... "



Ziel: Einen flüssigen Übergang zum Rest der Geschichte zu schreiben und den Anfang in einen kreativen Kontext zu stellen.

Der erste Satz ist Aufgabestellung, den werde ich also hübsch stehen lassen. Aber den zweiten knöpfe ich mir gleich vor.

Pinsel hat Folgendes geschrieben:


Als ich wieder aufwachte, war ich tot. Es war eine merkwürdige Erfahrung für mich, zu Lebzeiten hörte man ja nichts, wie es sich anfühlte tot zu sein. (zu lang, und die Formulierung "hörte man ja nichts" ist mir zu umgangssprachlich.)Ich wollte meinen Freunden unbedingt von diesem Ort berichten. Sie sollten wissen, dass es mir gut ging und dass sie sich keine Sorgen um mich machen brauchten. Doch bevor ich mir Gedanken darüber machte, wie ich dies bewerkstelligen sollte, sah ich mich in meiner unmittelbaren Umgebung um. Ich fand mich auf einer wunderschönen Lichtung wieder. Es war angenehm warm und durch die Äste der umherstehenden Bäume schien helles Frühlingssonnenlicht auf den Platz, an dem ich lag. (warum nicht: "und durch die Äste fielen warem Sonnenstrahlen auf mich/meine Arme/inmein Gesicht"?) So hatte ich mir das Totsein nicht vorgestellt. Ich dachte immer, wenn man stirbt würde man zuerst eine Art Schranke passieren müssen, um danach entweder in den Himmel oder in die Hölle zu kommen. (Konjunktiv ist ungeschickt.) Doch dies hier schien mir lediglich wie meine vertraute Welt in einer anderen Dimension. Ob hier auch noch andere lebten? Wie war ich überhaupt hier her gekommen? Ich versuchte mich, an die letzten Momente meines Lebens auf der Erde zu erinnern.

Es war der perfekte Nachmittag gewesen. Ich war mit meinen beiden besten Freundinnen Anna und Alisa am See gewesen. Mitten im Sommer keine Seltenheit. Doch an diesem Tag waren wir die Einzigsten dort gewesen. Das ist sehr ungewöhnlich, denn meistens trifft man noch um Mitternacht (zugegeben illegal) Jungen und Mädchen, die mit ihren Freunden in den See wollten. Wir jedenfalls hatten uns gefreut, den ganzen See für uns alleine zu haben.
"Kommt, wir gehen Volleyball spielen! Heute ist ja mal keiner da, der uns das Feld vor der Nase wegschnappt." freute sich Alisa.
Normalerweise war es nämlich besetzt und wir regten uns jedes Mal aufs Neue wieder darüber auf.
"Ich liebe Volleyball!" freute sich Anna.
"Was ist eigentlich mit dir, Lena? Du bist so still...stimmt irgendwas nicht?"
"Nein, nein, alles in Ordnung" beteuerte ich. Es klang nicht besonders überzeugend. Etwas an diesem Tag war merkwürdig. Und dieses unbestimmte Gefühl wurde mit jeder Minute intensiver.
"Los, fang endlich an!" Ich versuchte mich auf das Spiel zu konzentrieren. Normalerweise funktionierte das immer, aber heute verfehlte es seine ablenkende Wirkung.
Nach einer Weile hörten wir auf Volleyball zu spielen und legten uns auf unsere Handtücher in die warme Sommersonne.
"Mensch Lena, du bist heute echt komisch...lass uns schwimmen gehen. Vielleicht bringt dich das ja endlich auf andere Gedanken."
Wir liefen, fröhlich plaudernd, zum Wasser. Ich hatte die Angewohnheit, mich immer sofort in das kühlende Nass zu stürzen, da ich sonst ewig vorne stehen blieb, weil es mir zu kalt wurde. Meine beiden Freundinnen sahen mich wie immer wenn ich das machte mit dem "du bist doch echt verrückt"-Blick an und fingen an, sich langsam zu mir vorzutasten. Mir dauerte es zu lange.
"Ich schwimme schon mal ein Stück weiter raus! Ihr könnte dann ja nachkommen." Und mit diesen Worten schwamm ich los.
Ungefähr in der Mitte des Sees hielt ich an, um mich nach Anna und Alisa umzusehen. Sie standen mittlerweile bis zum Bauchnabel im Wasser. Es konnte sich nur noch um Stunden handeln.
Doch plötzlich fühlte ich einen unbeschreiblich starken Schmerz in meinen Waden. Krämpfe. Ich hatte damit schon immer Probleme. Ich geriet in Panik. Mit einem Krampf kann man nicht schwimmen. (sehr akademisch unterkühlte Feststellung. Hier wäre eine sich schön steigernde Beschreibung möglich, was sie eigentlich erlebt. Mit verschiedenen Abstufungen der Panik. Z B dass sie sich erst noch halbwegs sicher fühlt, dann feststellt, dass ihr Kopf bald länger unter als über Wasser ist, dass ihre Arme schlapp werden und sie nicht mehr lange halten werden. ERLEBEN, nicht einfach konstatieren, dass man mit Krampf nicht schwimmen kann) Nahezu unmöglich. In meinem Kopf ging ich rasend schnell alle Möglichkeiten, die ich hatte, durch.
"Alisa, Hilfe! Krampf!" Mehr brachte ich vor Schmerz nicht heraus. Ich hatte genug damit zu tun, über Wasser zu bleiben. Ich sah zu den beiden hinüber. Sie alberten herum, hatten mich nicht gehört. (Nicht sehr glaubwürdig. Wie groß ist dieser See, dass sie sie weder platschen hören noch sehen?) Verzweifelt ruderte ich mit meinen Armen. Ich konnte nicht mehr. Vor meinen Augen tanzten bereits Sterne. Die Bewegung meiner Arme wurde immer langsamer, bis ich das Wasser über meinem Kopf zusammenschwappen spürte. Atmen. Ich musste atmen. Doch ich kam nicht mehr an die Luft. (Ah gut, hier ist das was ich oben vermisst habe. ^^) Immer weiter sank ich herab. Je näher ich dem Boden des Sees kam, desto ruhiger wurde ich. Ich konnte nicht mehr denken, nach und nach verlor ich mein Bewusstsein.
Das nächste was ich wusste war, dass ich am Seeufer lag und meine beiden Freundinnen sich über mich beugten.
"Lena? Lena, hörst du mich?" Das war die sorgenvolle Stimme von Anna.
"Ja." Ich brachte nur ein schwaches Flüstern zustande.
"Der Krankenwagen ist gleich da." Ich spürte, wie ich wieder in die Dunkelheit zu sinken drohte.
"Lena! Lena, wach bleiben!" Doch ich konnte nicht. Ich konnte die Schwärze, die mich wie magisch anzog, nicht bekämpfen. Dazu war ich zu schwach.

Die Erinnerung an diese letzten Worte ließ mich nicht los. Um den Kopf frei zu bekommen, beschloss ich einen Spaziergang durch den angrenzenden Wald zu machen. Ich lief und lief. Es war wie eine Trance, als wüssten meine Füße genau, wohin sie mich tragen müssten. Nach etwa 15 Minuten kam eine Schranke in Sicht. Ich erinnerte mich wieder an meine Schrankentheorie. Ich wollte nicht dort durch, denn ich wusste nicht, was sich dahinter befand. An diesem Ort zu bleiben war das einzigste, das ich mir wünschte. Aber ich konnte weder anhalten, noch umdrehen. Es war wie ein Sog. Schließlich stand ich vor der Schranke. Sie war nicht besonders beeindruckend. Aus hellem Holz gefertigt und lediglich lackiert. Ohne einen Kommentar öffnete sie sich und ich trat hindurch. Sofort fiel ich in ein Loch, das ich bis dahin nicht wahrgenommen hatte. Ich fühlte Schmerzen. Die ganze Welt schien nur noch aus Schmerz zu bestehen. Dann begriff ich: Ich war in der Hölle gelandet. (Och schade.)


Wie sich ertrinken anfühlt, kann ich leider nicht sagen. Ich bin noch nie ertrunken, noch habe ich viel darüber gelesen. Aber es gibt für sowas einen Recherche-Fred, wo man andere fragen kann.
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