schlaflos

[Literättin]

lang vor morgengrauen
wenn tapeten wabern
und ladelampen glühn

bröckelt ganz hinten
im kühlschrankgebrumm
ein vergessener käse
die zeit in harte krümel

unter dem teppich
kriecht bucklig
das leben davon

[Perry]

ein unverblümter frühmorgendlicher Blick ins Alltägliche.
Die Bilder spiegeln die Tristesse einer Welt der Hektik (Ladelampen glühn),
des Existenzminimums (harte krümel) und Menschenunwürdigkeit (das leben kriecht ... bucklig davon) sehr treffend wider.
Das einzige Bild, das sich mir etwas sperrt ist "wenn tapeten wabern", weil ich da die aufgehende Sonne impliziere, was aber rein zeitlich (vor dem morgengrauen) nicht passt. Vermutlich hattest Du ein anders Bild vor Augen, vielleicht eine Bildtapete mit Sonnenaufgang, wie sie früher mal Mode waren.
Ansonsten bin ich gern "fröstelnd" Miteingetaucht in dieses menschliche "Idyll."
LG
Perry

[xXNatzXx]

hi
gern gelesen und interessantes Thema
mir persönlich gefällt die wortwahl an einigen Stellen nicht so ganz
aber das ist natürlich auch geschmackssache
auf jeden fall ein interessantes Thema, was sich sicher ausbauen lässt
daumen hoch

liebe Grüße

[firstoffertio]

Das gefallt mir auch sehr gut.Es ist so anschaulich, und der alte Käse hinten ihm Kühlschrank hat so eine irre Relation zum LI im Bett. Dabei ist das Gedicht auch wunderbar kurz.

Die wabernden Tapeten: Vielleicht erscheinen sie im Licht von Ladelampen dem LI so? (Damit kenne ich mich nicht aus, mit Ladelampen.)

[Literättin]

  Hallo an Euch drei,

da freue ich mich aber erst einmal richtig riesig über drei positive Kommentare und dass die fiesen Nachtstunden doch so gut an- und rüberkommen.

Ja, die wabernden Tapeten sind noch etwas provisorisch. Weil mir einfach aber auch nichts deutlicheres einfallen wollte, habe ich es so unvollkommen wie es ist eingestellt.

Gemeint ist dieses tief nachtschwarze Wabern, sind jene optischen Täuschungen, wenn man so im Dunkeln an die Wände starrt. Für mich war es dann oft so, wie wenn die Tapeten sich lösen und auf einen zukommen. Irgendwie ein schwarz-irisierendes Gewabere.

Da das Gedicht aber ohnehin schon mit etwas "unersetzbar-abgegriffenen" Worten (Morgengrauen, Zeit, Leben) ringt und ich nicht noch Nacht und Schwarz reinbringen wollte, oder ähnliches, musste ich in diesem Stadium erst einmal passen, wobei "wabern" mir selbst nicht so recht gefällt.

Vielleicht fallen mir später einmal bessere Worte ein, wie ich dieses Bild deutlicher machen kann.

LG,

Literättin