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Im Mondschein


 
 
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Pinsel
Geschlecht:weiblichErklärbär
P

Alter: 28
Beiträge: 3
Wohnort: da wo du nicht wohnst


P
Beitrag25.09.2013 19:23
Im Mondschein
von Pinsel
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Den Text habe ich glaube ich mit 13 oder 14 mal angefangen, aber er ist nie fertig geworden lol2

Ich hatte schon auf ihn gewartet. Es war Dienstagabend. Er kam zur Tür rein. Er sieht verdammt gut aus, dachte ich. Als er mich erblickte, breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. Ich mochte es, wenn er lächelte. Es wirkte so natürlich, so beruhigend. Langsam kam er auf mich zu. „Hallo Hannah!“ sagte er. In seiner Stimme konnte ich ein leises Lächeln erkennen. Man sah es an seinem gesamten Körper. An seinen zittrigen Händen; der Art wie er stand, die Schultern leicht nach vorne gebeugt, mit den Händen in den Hosentaschen. Ich sah in seine Augen. Ich war schon immer gut im Augen lesen gewesen. Was ich sah, gefiel mir. Er mochte mich. So viel war klar. Und er war nervös. Ich erkannte es an der Art, wie er stand, wie seine Finger mit seinem T-Shirt spielten. Nach einer Weile bemerkte ich den fragenden Ausdruck in seinen Augen und erinnerte mich daran, dass ich ihn ebenfalls begrüßen sollte. „Hey Marlon. Schön dich zu sehen.“ Mehr kam nicht über meine Lippen. Ich zitterte, doch ich konnte es nicht abstellen. Verdammt, dachte ich. Jetzt hält er mich wahrscheinlich für eine Idiotin, die sich selbst nicht unter Kontrolle hat. Marlon sah mich an.

Meine Gedanken rasten; schon seit ich ihn zu ersten Mal gesehen hatte konnte ich nicht aufhören, an ihn zu denken. Das war vor ziemlich genau drei Wochen gewesen. Damals waren wir in genau demselben Raum, in dem wir uns jetzt im Moment befanden. Marlon sah mich an. Ich hatte ihn dazu aufgefordert, mit mir zu tanzen. In einem Tanzkurs darf man nicht nein sagen, wenn man aufgefordert wird. Er tanzte gut. Viel besser als ich... Ich versuchte, ihm nicht auf die Füße zu treten, und doch passierte es oft genug. Und jedes Mal entschuldigte ich mich aufs Neue. Er aber hatte mich einfach nur mit seinen wunderschönen eisblauen Augen angesehen. Und er hatte gelächelt. Diese Momente waren so voller Zauber, dass ich sie nie vergessen sollte. In diesen Momenten schien sich die Welt nur um uns zu drehen; nur uns zu gehören. Auf einmal kehrte ich wieder in die Realität zurück und erinnerte mich daran, dass er gerade direkt vor mir stand.

Langsam wurde mein Blick wieder klar. Marlon sah mich an. Immer noch. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Marlon setzte sich neben mich. Ich konnte den Lufthauch, den er verursachte, auf meiner Haut spüren. „…urz alleine sprechen?“ Peinlich berührt registrierte ich, dass er mir soeben eine Frage gestellt hatte. Mist. Ich war so in Gedanken versunken gewesen, dass ich es nicht einmal mitgekriegt hatte. Du Schussel, sagte ich mir. „Wie?“ fragte ich Marlon. „Ich hatte dich gefragt, ob ich dich nach dem Tanzkurs mal alleine sprechen könnte.“ Verdammt. Er hatte also mitgekriegt, dass ich nicht ganz bei der Sache war. Nicht gut. Mit einem Lächeln auf den Lippen fragte er nochmal nach. „Also?“ Ich kam mir vor wie ein Trottel und war ziemlich erleichtert, dass ich tatsächlich eine Antwort herausbekam. „Klar.“ Ich versuchte mich ebenfalls an einem Lächeln, doch ich hatte das Gefühl, dass es wie eine Grimasse aussehen musste, als ich meine Mundwinkel gezwungen nach oben zog. Plötzlich kam unser Tanzlehrer zur Tür rein. Meine Rettung. Freudestrahlend verkündete er:„Heute lernen wir Tango.“ Marlon neben mir regte sich und wandte sich an mich. „Du kannst bestimmt richtig gut Tango tanzen.“ „Warum bist du dir da so sicher? Das habe ich noch nie gemacht. Und ich mein, ich trete dir ja eh schon beim Walzer ständig auf die Füße.“ „Das ist so ein Gefühl.“ Da rief der Tanzlehrer die Mädchen und Jungs dazu auf, sich geschlechtergetrennt auf zwei Seiten des Raumes zu verteilen. Er begann, uns die Schritte zu zeigen. Nach einiger Zeit sollten wir uns dann einen Partner suchen. Ich hatte ein klares Ziel vor Augen. Marlon. Wen auch sonst? Er kam mir schon entgegen, obwohl das eigentlich nicht erlaubt war. „Das darfst du doch gar nicht!“ sagte ich frech. Seine Antwort war ebenso frech wie meine Feststellung es gewesen war. „Du kannst nichts dafür, wenn ich zum Mülleimer muss.“ Ich musste lachen; aber er hatte Recht. Egal wie man es drehte und wendete. Einige Tänze mit Marlon später waren die zwei Stunden schon vorbei. Ich war im Laufe der Zeit immer nervöser geworden und hatte nur noch einen Gedanken im Kopf - was würde er mit mir besprechen? Zusammen mit zwei Freundinnen ging ich zur Garderobe, um meine Sachen zu holen. Als ich meine weißen Ballerinas ausgezogen und gegen meine warmen Boots getauscht hatte, sah ich mich nach ihm um. Er stand inmitten der vor der Jackenausgabe wartenden Jugendlichen unseres Kurses. Ich wartete auf ihn. Endlich hatte er seine Jacke bekommen und schlängelte sich zwischen den anderen Tanzschülern zu mir durch. Er zog seine schwarz-neongrün gestreifte Jacke an und wir gingen nach draußen.

Es war kalt. So kalt wie es Ende Januar eben ist. Ich zog meine neuen hellbraunen Handschuhe an. Sie waren warm und mit Fleece gefüttert. Ich blickte auf. Marlon sah mich an. „Lass uns ein Stück spazieren gehen.“ Ich hakte mich bei ihm ein und so liefen wir los. Mitten durch die Stadt, vorbei an Straßen und Häusern, bis zum Stadtpark. Wir hielten an. Wir befanden und an einem Ort mitten im Park, an dem ich jedoch noch nie gewesen war. Hinter einem großen Baum war ein See. Er war zugefroren und glitzerte im Mondschein. Der Anblick dieser natürlichen Schönheit raubte mir für kurze Zeit den Atem. „Es ist so wunderschön!“ sagte ich zu Marlon. Ich staunte wie ein kleines Kind staunt, wenn es zum ersten Mal in seinem Leben Schnee sieht. Was Marlon sagte, riss mich sofort aus meinem Staunen heraus und brachte mich in die Wirklichkeit zurück. „Genauso wie du.“ Es war weniger das, was er sagte, sondern eher wie er es sagte, was mich zu ihm aufblicken ließ. Seine Stimme hörte sich warm und sanft an. Er war gut zehn Zentimeter größer als ich. „Ich habe dich hierher gebracht, weil ich das hier nicht vor den vielen Augen der Anderen besprechen wollte.“ Aber was wollte er mit mir besprechen? Ich hatte keine Ahnung. Ich hatte mir schon den ganzen Abend den Kopf darüber zerbrochen, aber ohne Ergebnis. Ich hatte mir völlig unrealistische Szenen mit ihm vorgestellt, in denen immer etwas unfassbar Romantisches oder Tolles geschah, ohne mich der Illusion hinzugeben, dass diese Szenarien jemals eintreffen könnten. Es machte mich verrückt. Ich hatte das Gefühl, vor Neugier und Nervosität gleich zu platzen. „Willst du mit mir auf dem Abschlussball gehen?“ Leere. Gleich danach: Freude. Und Verwirrung. Warum ich? Warum will er mit mir auf den Ball gehen und nicht mit der hübschen Marlen, die ihn diese Stunde unverhohlen angeflirtet hatte. Sie ist viel hübscher als ich und zudem mit Sicherheit begabter. Ich bin ihm schon unzählige Male auf die Füße getreten, doch sie hingegen hatte den Ruf, dass dies bei ihr nie geschah. Wie kam er also auf mich, wo er doch so eine so viel bessere Tanzpartnerin haben könnte? Ich zwang mein aufgewühltes Inneres zur Ruhe. Ich konnte es jetzt nicht brauchen, wenn ich wie ein dummer Esel rumstand und nichts sagte. Also riss ich mich zusammen. Er sah erwartungsvoll auf mich herab. Meine Stimme zitterte ein wenig, als ich sprach. „Es gibt niemanden, mit dem ich lieber tanzen würde.“ Ich konnte förmlich sehen, wie meine Antwort langsam bei ihm ankam. Zuerst sah ich es nur an dem angedeuteten Lächeln in seinen Mundwinkeln. Es schien durch ihn durch zu fließen, bis es schließlich auch seine Augen erreichte und sie zum Leuchten brachte.

Ich fragte mich, was gerade in seinem Kopf vor sich ging. Ob er sich wohl die selben Fragen gestellt hatte wie ich mir eben? Ich sah in seine Augen. Man sagt ja immer, dass sie der Spiegel der Seele seien. Auch in Marlons Fall schien das uralte Sprichwort zu stimmen. Es war unbeschreiblich, was ich in diesem Moment in ihnen sehen konnte. Da waren Glück und Freude, aber auch Unfassbarkeit darüber, dass ich tatsächlich ja gesagt hatte. Ich ließ mich von meinen Gefühlen mitreißen, bestand nur noch aus Freude und unbändigem Glück. Ich hatte meinen Körper nicht mehr unter Kontrolle. Er konnte tun und lassen, was immer er wollte. Plötzlich lag ich in Marlons Armen. Es war ein wunderbares Gefühl, von ihm gehalten zu werden. Ich konnte seinen schnellen Herzschlag spüren und seinen Duft riechen, der mich an warmes Sonnenlicht erinnerte. Es war ein Moment für die Ewigkeit. Glück schien durch meine Adern zu fließen wie flüssiges Gold, mein Herz raste. Ob er es hören konnte? Ich hoffte es nicht. Aber warum eigentlich? Was war so schlimm daran, wenn er mitbekam, was in mir vorging, wie ich auf ihn reagierte, wenn er mich umarmte? Wir standen lange am Rand des zugefrorenen Sees im Mondschein, doch mit kam es vor, als wären es nur wenige Augenblicke, die ich in seinen Armen verbracht hatte. Es waren Augenblicke der Nähe und Vertrautheit, die uns keiner nehmen konnte. Nicht einmal Marlen, die Blondine, die mit ihrer nicht vorhandenen Intelligenz ihrer Haarfarbe alle Ehre machte. Warum dachte ich überhaupt an sie? Sie war nicht hier, konnte mir keine Konkurrenz machen und diese wunderschöne Zeit zerstören. Marlon flüsterte mir etwas in mein Ohr. „Hannah, ich liebe dich.“



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Den größten Fehler, den man im Leben machen kann, ist, immer Angst zu haben, einen Fehler zu machen.
Dietrich Bonhoeffer
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