Ende offen

[Tayfun]

Ende offen


Angst malt mit giftigen Klauen
Gespenster in mein Lebensheft,
das mir aus der Hand geglitten.

Allein und trotzig
schlage ich Kerben in eisernes Holz,
es umzuwandeln in Papyrus.

Vernetzt und findig
suche ich nach unbeachtetem Altpapier,  
es umzuschreiben in fortgesetzten Visionen.

Hefte Seite um Seite mit Träumen und Plänen neu
und werfe es meinem verkörperten Verrat vor die Füße.

Höre Körper!
Lese Krebs!
Sieh her Angst!

Das Ende ist noch offen!

[Nina]

Liebe Tayfun,

den Anfang Deines Gedichtes finde ich sehr stark! Und auch das Thema.

"Verkörperter Verrat" ist auch ein sehr schön getroffenes Bild. (Also, gut beschrieben).

Dennoch: die Form Deines Gedichtes ist momentan noch sehr "roh", - zumindest empfinde ich es so. Es liest sich nicht so leicht, zumal die Zeilenlänge etc. sehr unterschiedlich ist.

Vielleicht arrangierst Du es noch einmal anders?

LG
Nina

[Tayfun]

Hallo Nina,

Danke dir für dein Feedback, es freut mich.  Mir liegt was an diesem Teil. Könntest du das "roh" noch genauer festmachen?

Und zweite Frage: Zeilenlänge und Metrik etc., davon habe ich wirklich keine Ahnung. Wo stört es dich am meisten?

Es liegt mir nämlich auch überhaupt nicht, fürchte ich.
Es ist mir auch bei Gedichten anderer unwichtig, selbst bei großen alten Meistern. Ich entkleide jedes Gedicht seiner Form beim Lesen und schau, was unter der "hübschen" Verpackung übrig bleibt. Wortgeklingel, Reime etc. empfinde ich manchmal sogar als Belästigung (Eichendorff   ), auch wenns nett vertont ist. Ich mag nichts (nur) Verspieltes mehr. Zeitgeschmack.  Menschenalter. Situationsbezug. Und meine Zeit tickt anders. Keine Zeit für SchnickSchnack   .

Liebe Grüße, Tayfun

[Nina]

Liebe Tayfun,

hm, um es "fachgerecht" zu sortieren, bin ich wohl nicht
firm genug. Habe Ilka gebeten mal hier reinzuschauen,
weil ich denke, dass sie in Fragen Metrik & Co. die bes-
sere Ansprechpartnerin ist. Hoffe das ist okay.


LG
Nina

[Brynhilda]

Ich bin verwundert.
Nina hat mich gebeten, mir dieses Gedicht mal anzuschauen wegen der Metrik.
Aber es ist doch in freien Rhythmen und ohne Reim geschrieben, und da braucht man auch kein festes Metrum.

Dennoch ein sehr spannendes, ungewöhnliches Gedicht (Ungewöhnlich ist gut.)
Sehr gelungen. Ich muß mich unbedingt noch mal in die Metaphorik vertiefen, aber das braucht ein wenig Zeit.

Liebe Grüße,
Ilka

[Tayfun]

Liebe Brynhilda,
rumms, da fällt ein Stein.

Mensch, hatte ich Muffensausen, als Nina schrieb, sie hätte dich gebeten mal drüber zu sehen. Ich dachte, ich wär danach klein mit Hut, aber okay, auch das wäre nicht schlimm. Denn am wichtigsten ist mir, meine Fehler zu erkennen. Und ich habe noch einen langen Weg vor mir, den ich aber im Kurztempo zurücklegen will/muß. Aber gut, daß du in Klammern dabei geschrieben hast, daß ungewöhnlich gut ist  . Uff, so eine kleine  Streicheleinheit tut auch gut - und jetzt kannst du es zerfetzen   .
Aber mich interessiert die Fage, wie frei man beim freien Gedicht wirklich ist, schon ernsthaft. Aber im Endeffekt fürchte ich, lernt man tatsächlich nur durch selbst schreiben und gezielt lesen.

Danke dir, Tayfun