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Perry Exposéadler
P Alter: 71 Beiträge: 2509
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Zinna schweißt zusammen, was
Beiträge: 1551 Wohnort: zwischen Hügeln und Aue...
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12.08.2013 21:55
von Zinna
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Hallo Perry,
der Titel deines Gedichts hat mich bremsen lassen. Hatte sofort das Lied im Ohr (immer noch). Cooler Song. (Genauso alt wie ich, hab ich gelesen... )
Ob es deiner Intention entspricht, weiß ich nicht ganz, aber ich sehe einen Biker auf seiner Maschine durch die Dämmerung brausen, sich in die Kurven legen, auf den Gerade richtig aufdrehen. Und dabei tagträumen.
(Das boxen und der flachköpfige Motor lassen mich an ein Motorrad mit Boxermotor denken. Mein Mann hatte früher eins, eine BK 350, ich fand die auf einem Bild doch recht imposant und habe mal eine "in echt" sogar erkannt. *stolz guck* - Ich selber fahre lieber Fahrrad...)
Zwei Sachen irritieren mich in meinem Bild (deshalb meine Unsicherheit, ob ich "richtig" lese, da es sich im Moment nicht einfügt-)
gegen tausend ps-starke brecher
die sich durchs packeis boxen
Vermutlich ist es kein Motorrad, sondern ein Motorboot... und mich hat der Motor auf die falsche Tour geführt.
Zweite Stelle:
da macht das späte angebot mut
das ein oder andere organ zu spenden
Hm... Mut und Angebot bekomme ich für mich nicht stimmig.
Das späte Angebot, das eine oder andere Organe zu spenden, macht Mut. (?) Wem und warum. Mir schiene hier etwas im Sinne "ein gutes Gefühl" schlüssiger(?) Da bitte ich um deine Aufklärung.
Habe hier keinen Unfall oder besonders Risiko als Anlass zur Spende auf dem Schirm. Immerhin hält dein LI an. Später.
Der Fortgang deines Gedichts führt mich doch wieder "on the Road". Und weiter... Die Elsterfrau, du greifst hier den Song wieder auf? (Der Begriff fremdelt etwas mit mir, vermutlich da ich unbewusst Flüsschen und Dorf im Sinn habe, nicht nur den glitzergrapschenden Vogel. Das ist aber sicher nur persönlich bei mir bedingt. )
Vermutlich lebt dein Gedicht (wie Lieder oft) von seinen Bildern.
Und da sehe ich ihn brausen, in den Sonnenuntergang, himmelwärts. Easy Rider ohne Harley.
Ich mags und nicht nur wegen des Songs.
Ohrwurmige Grüße
Zinna
_________________ Wenn alle Stricke reißen, bleibt der Galgen eben leer...
(c) Zinna |
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Perry Exposéadler
P Alter: 71 Beiträge: 2509
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P 12.08.2013 23:58 Hallo Zinna, von Perry
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da ist sie wieder, die Frage nach dem roten Faden in Gedichten.
Muss er vorhanden sein, bzw. muss ein Gedicht einen folgerichtigen Handlungsstrang haben?
Mit der Easyrider-Ebene hast Du den Hauptstrang des Textes gut herausgespürt. Der flachköpfige Motor (Shovelhead) findet sich z.B. in alten Harleys, auch der Song von Led Zeppelin stammt aus den 70igern.
Das LI denkt zurück an diese "wilden" Zeiten."
Im Jetzt gibt es stärkere Motoren, z.B. in Atom getriebenen Eisbrechern, die sich zum Pol kämpfen (boxen nennt man dabei das Auffahren und Eindrücken des Eises). Ein weiteres Puzzle ist eine Anfrage von der Krankenkasse sich als Organspender eintragen zu lassen, was dem LI Mut macht, denn wenn selbst im Alter seine Organe noch gefragt sind, kann es um ihn noch nicht allzu schlecht bestellt sein.
Letztlich sind wir alle unterwegs, bis uns die Elsterfrau (Metapher für den Todesengel) im Tausch für unser Bestes (das Leben), die Treppe zum Himmel weist.
Danke für dein Hineinspüren und LG
Perry
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Zinna schweißt zusammen, was
Beiträge: 1551 Wohnort: zwischen Hügeln und Aue...
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13.08.2013 06:29
von Zinna
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Moin Perry,
der rote Faden in Gedichten... (Man möchte doch dem Dichter folgen können..(?) Aber hier in deinem Gedicht empfinde ich den roten Faden wie in Schlingen gelegt und zwischendrin tauchen die anderen , indirekt dazu gehörenden Bilder auf. (Eisbrecher, Organspende)
In Liedern wird dies nicht hinterfragt, deshalb passt dein Gedicht für mich gut zu dem Titel(Song).
Zu den Eisbrechern nochmal, der Gedanke des LI an die "Stärkeren", also eine Verbindung dazu, könntee ich mir mit einem Wort ein bissl doch vorstellen.
Dein LI sagt das mit: was ist schon ein... Das empfinde ich aber als selber irgendwie abwertend, er ist immerhin der König der Landstraße.
(So vielleicht vom Sinn her: Hier auf meinem Maschinchen bin ich im Moment der Größte, aber da gibt es...)
Mit dem Motor lag ich also daneben... Macht nix, immerhin hats mich doch auf die Straße geführt.
Nun aber los... Aber ohne Rad, hier regnets.
Liebe Grüße
Zinna
_________________ Wenn alle Stricke reißen, bleibt der Galgen eben leer...
(c) Zinna |
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Aranka Bücherwurm
A
Beiträge: 3106 Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
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A 13.08.2013 07:58
von Aranka
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Hallo Perry,
da du nun schon viel Deutendes selbst gesagt hast, will ich hier nur zurückmelden, was davon bei mir auch ohne deine Antwort angekommen ist:
die Easyrider-Ebene, wie du es nennst, der Led Zeppelin Song, die Harley mit dem ganzen dazugehörigen nostalgischen Umfeld der 70iger. Diese Stimmung kam bei mir gut rüber. Auch die Elsterfrau, einmal etwas anders "spektakulär und eigenwillig" (fast etwas gelassen/fröhlich) inszeniert konnte ich als vom LI "akzeptierten" Todesengel lesen.
Selbst die Organspende im Zusammenhang mit Motorradfahrer gelang mir hier zu installieren.
Das Packeis und die Eisbrecher dagegen scheint mir weit hergeholt und ich erkannte die Verbindung nicht.
Und nun zu deiner interessanten Frage, zu der ich dann auch noch mal was in meinem Faden "nirgends" sagen werde, da Frank sie ja mit seiner "Plottheorie" auch anschneidet. Aber hier deine Frage:
Zitat: | da ist sie wieder, die Frage nach dem roten Faden in Gedichten.
Muss er vorhanden sein, bzw. muss ein Gedicht einen folgerichtigen Handlungsstrang haben? |
Sicher gibt es "Erzählgedichte", wie die Ballade, da gibt es den roten Faden, da wird auch ausholender erzählt, und von mir aus nenne ich es da sogar Plot, und um den geht es auch, den will der Autor dem Leser vermitteln, da soll eine "Handlung" vom Punkt A über B und C an einen Punkt D geführt werden, und das möglichst für den Leser nachvollziehbar, vielleicht sogar spannend oder lustig oder ironisch oder mit Zeigefinger(moralisch). Aber generell sehe ich ein Gedicht schon etwas anders in seinem Wesen.
Da gibt es die "Fundkiste" des Autors. Sie enthält durchaus auch luftige, diffuse Fundstücke, neben handfesten, dinghaften. Er hat sie irgendwo und irgendwann gesammelt, sie sind aufgeleuchtet und ins Bewusstsein gelangt, wo sie eine Weile schon ruhen und nun gehen sie "neue Verbindungen ein, setzen sich neu zusammen. Hierbei geschehen Verzerrungen, Weitungen, Umkehrungen... . Es entsteht eben in genau der neuen Zusammenfügung die Textspannung und eine Aussage. Hierdurch gerät die Aussage, das Gedicht in eine Schwebe. Das was sein "Material" jedoch zusammenhält ist die darunterlegende Verbbindung, eine Art Nabelschnur zwischen dem Material und dem Gedicht.
Hier in deinem Text sehe ich eine derartige "Machart". Du erzählst keine Geschichte, willst du auch nicht. Dir sind ein paar Dinge, Erlebnisse, Eindrücke , Songs, bedeutsam geworden (irgendwann einmal) und nun haben sie sich zusammengefunden zu diesem Text. Für dich gibt es die unsichtbare Nabelschnur. Und hier ist das Problem und das ist immer gegeben.
Wie weit sind die Verbindungen zwischen den "Materialteilen" nur vom Autor nachvollziehbar, und wieweit beruhen sie auf einem allgemeinen "Welterleben/Zeiterfahren/Kulturgut" und können dann eben auch für den Leser wirksam werden.
Manchmal liegt es auch daran, was der Autor zeigt von seinen "Versatzstücken". Wie hier zum Beispiel mit der Organspende, kann ich zwar eine Verbindung zum Motorradfahrer und der erhöhten Unfallstatistik ziehen, aber nicht die persönliche Betroffenheit des LI, da du die "Aufforderung, also den Brief der Krankenkasse" nicht einbringst. Du verbirgst hier den konkreten Anlass und gehst auf die allgemeine Ebene. Und da sind wir dann wieder bei einer anderen Frage im Gedicht. die Kunst des Verbergens und Offenbarens.
Der Autor muss entscheiden, wie weit und wie deutlich er mit dem Gedicht auch das "Entstehen, das Material aus dem es sich fügt, den Moment des Beginns" zeigen will. Er wird sich dessen bewusst sein, dass er Leser außen vor lassen kann oder mitnehmen kann und in welchem Grad er das tut.
Hier gibt es also keinen notwendigen Handlungsfaden, aber ein LI, das uns seine Fundstücke präsentiert und dann ist es aus meiner Sicht die Kunst des Autors, die vorhandene "Schnur" zwischen den Dingen in einem richtigen Maße zu zeigen und zu verbergen, so dass der Leser dieses geheimnisvolle Zusammenspiel der Dinge im Text zu minntest ahnen kann, ohne in allzu große Spekulationen zu geraten. Ganz normale Differenzerfahrungen sind hier inbegriffen.
Für mich ist es ein interessanter Text, der mit genau solchen Fundstücken arbeitet, die einer bestimmten Zeit angehören, die eine bestimmte Zeitstimmung evozieren, aber dann mit der Organspende und auch mit der Elsterfrau ins Jetzt geholt werden: also der Faktor der sich dehnenden und stehenden Zeit im Gedicht auch sichtbar wird.
Ich wünschte es mir beim Packeis, wenn dieser Gedanke für dich wichtig ist etwas deutlicher, und vielleicht auch bei der Organspende etwas mehr den LI-Bezug. Ohne deine Erklärung, hätte ich es nur "raten" können. Und genau da setze ich dann Fragezeichen an. "Ahnen" ja, "raten" eher nicht.
Ein wirklich interessanter Text. Vielleicht leuchten meine eher allgemeinen Gedanken zum Gedicht deinen Text ja doch etwas aus und zwar von der Seite seines "Gemachtseins" her.
Liebe Grüße Aranka
_________________ "Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)
„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke) |
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Perry Exposéadler
P Alter: 71 Beiträge: 2509
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P 13.08.2013 11:48 Hallo Aranka, von Perry
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schön, dass Du den roten Faden, besser die geistige Nabelschnur noch einmal beleuchtet hast. Ich sehe das ähnlich, habe aber bei meinen Kontakten mit Verlagslektoren immer wieder die Erfahrung gemacht, dass je leichter ein Text/eine Intuition nachvollziehbar ist, desto weniger entspricht er/sie deren Vorstellungen. Nicht, dass mich das besonders beeindrucken würde , aber es bestärkt mich doch, Texte mehrschichtiger aufzubauen. Dass dabei kein "Ratespiel" entstehen soll, sehe ich übrigens genauso wie Du.
Die angesprochenen Punkte, wie
der Eisbrecher, der hier als Metapher für die Erkenntnis, dass eine Harley doch nicht das "Stärkste" auf der Welt ist, steht
und die Organspende, die auf eine etwas makaber ironische Art das Selbstwertgefühl des LI hebt
sollte ich deshalb noch ein wenig enger in den Text einfügen. Mal sehen, was mir dazu noch einfällt.
Danke für deinen treffenden Blick, der mich durchaus bestärkt weiter daran zu arbeiten.
LG
Perry
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Perry Exposéadler
P Alter: 71 Beiträge: 2509
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Zinna schweißt zusammen, was
Beiträge: 1551 Wohnort: zwischen Hügeln und Aue...
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13.08.2013 20:01
von Zinna
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Ja, genau so.
Feeling bleibt erlebbar, keine Unklarheiten mehr. Stimmig.
LG
Zinna
_________________ Wenn alle Stricke reißen, bleibt der Galgen eben leer...
(c) Zinna |
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Perry Exposéadler
P Alter: 71 Beiträge: 2509
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