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Schwer - in Ordnung!? (Arbeitstitel)


 
 
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uruf
Geschlecht:weiblichErklärbär

Alter: 58
Beiträge: 3
Wohnort: Schwyz


Beitrag01.08.2013 19:46
Schwer - in Ordnung!? (Arbeitstitel)
von uruf
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ich bin neu hier, schreibe gerade an meinem ersten Buch - einer Mischung aus Biografie und Ratgeber. Auf dem roten Teppich wurde ich gebeten einen Text zu posten....
Nun traue ich mich einfach mal.... ich habe dieses Kapitel gewählt, damit Ihr wisst um was es inhaltlich in etwa geht.
Vorab habe ich gleich noch eine Frage! Ich möchte zu jedem Kapitel ein passendes Gedicht oder Zitat schreiben. Darf man das ohne weiteres wenn man die Quelle angibt oder gibt es Probleme mit dem Urheberrecht?
Und nun geh ich schon mal in Deckung und bin sehr gespannt auf Eure konstruktive Kritik! Wink

Los gehts:

Ausgrenzung
Als man die Ausländer verfolgte, habe ich geschwiegen, denn ich war ja keiner.
Als man die Lesben und Schwulen verfolgte, habe ich geschwiegen, denn ich fühlte nicht so.
Als man die geistig Behinderten verfolgte, habe ich geschwiegen, denn ich zählte mich nicht dazu.
Als man die Körperbehinderten verfolgte, schwiegen meine Nachbarn, denn ich gehörte nicht zu ihnen.
Als man die psychisch Gestörten verfolgte, war es meinen Nachbarn recht, denn sie glaubten keine zu sein.
Als man meine Nachbarn verfolgte, war anscheinend niemand mehr da, der helfen konnte !

Als man die Ausländer verfolgte, habe ich geschwiegen, denn ich war ja keiner.
Als man die Homosexuellen verfolgte, habe ich geschwiegen, denn ich meinte keiner zu sein.
Als man die geistig Behinderten verfolgte, habe ich geschwiegen, denn ich war es ja nicht.
Als man die Körperbehinderten verfolgte, schwiegen meine Nachbarn, denn sie waren ja keine.
Als man meine Nachbarn verfolgte, war schier keiner mehr da, der helfen konnte.

Als man die Ausländer ausgrenzte, habe ich geschwiegen, denn ich bin ein Deutscher.
Als man die Asylanten bedrohte, habe ich geschwiegen, denn ich rief sie nicht her.
Als man die Lesben und Schwulen verfolgte, habe ich geschwiegen, denn ich fühlte nicht so.
Als man die geistig Behinderten einsperrte, habe ich geschwiegen, denn ich fühlte mich auch belästigt.
Als man die körperlich Gebrechlichen behinderte, habe ich geschwiegen, denn ich war nicht betroffen.
Als man die psychisch Gestörten verfolgte, war es meinen Nachbarn recht, denn sie glaubten nicht dazu zugehören.
Als man meine Nachbarn verfolgte, war schier keiner mehr da, der helfen konnte.

W. Funke nach Martin Niemöller

Meine Gesundheit und ich, das ist ein Thema für sich. Ich sage immer – ich bin nicht krank, ich habe nur ein Handicap.Dieses Handicap war und ist für alle die mich sahen offensichtlich: Das war mein Gewicht. Ungefähr mit meinem 20. Lebensjahr fing das Dilemma an – ich nahm immer mehr zu – damals vor allem von der Hüfte abwärts. Das soll heißen mein Oberkörper war relativ normal, während ich Hosen mindestens 2 Nummern größer benötigte.

Natürlich ging ich zu diversen Ärzten – ausschließlich ALLE rieten mir abzunehmen, eine Diät zu machen. Also machte ich das ganz brav – angefangen bei Vollwertkost, Atkins-Diät, Weight Watchers, Trennkost usw. habe ich so ziemlich alles durch, was man sich nur vorstellen kann. Mit dem Ergebnis dass ich, wenn ich überhaupt abgenommen habe (was nur Gramm weise der Fall war!) an der Brust abnahm, die so genannten Problemzonen blieben unverändert.
Irgendwann wurde ich auch Opfer des Jojo-Effektes und es kam wirklich Adipositas dazu.
Mit steigendem Gewicht wurde es auch immer anstrengender sich zu bewegen - ich bekam immer mehr Schmerzen in den Beinen, aber auch die Knie und der Rücken machten nicht mehr so mir, wie ich das gerne wollte.
2005 kam ich durch Zufall (es gibt keinen Zufall ) über eine Fernsehsendung (genaueres darüber im Kapitel "Zuversicht") darauf, was ich wirklich hatte. Lip-Lymphödeme am ganzen Körper im Stadium 3.
Das haben mir mehrere Fachärzte bestätigt. Da dies so spät erkannt wurde, kann man außer durch regelmäßige Lymphdrainagen und Bandagen versuchen den derzeitigen Zustand zu erhalten, heilen kann man sie nach dem derzeitigen Stand der Dinge nicht.
Mit der Zeit kamen natürlich diverse andere Probleme dazu, z.B permanente Rückenschmerzen und wahnsinnige Schmerzen in den Knien. Wenn ich zum Arzt ging, hieß es lapidar: “Das sind Abnutzungserscheinungen – bei Ihrem Gewicht kein Wunder - da können wir auch nichts mehr machen – sie müssen damit leben.
Als wir nun Anfang 2009 in die Schweiz zogen, hatte ich eigentlich innerlich resigniert – ja, ich hatte mich aufgegeben, mich damit arrangiert und mich sogar schon damals damit befasst, bald gar nicht mehr laufen zu können und im Rollstuhl zu sitzen.

Leider sind Lip-Lymphödeme auch unter Ärzten wenig bekannt und immer wieder passierte es mir, dass ICH die Ärzte  aufklären musste.
Dabei sind etwa 11 Prozent ALLER erwachsenen Frauen in Deutschland davon betroffen (Földi et al., 2005).
Für mich ist es unverständlich dass so wenig Aufklärung betrieben wird.
Das ist mit ein Grund, warum ich mich entschlossen meine Geschichte aufzuschreiben.
Ich möchte Betroffenen Mut machen und aufklären.
Im Anhang dazu einige Empfehlungen zu Fachliteratur und Webseiten, welche sich mit diesem Thema beschäftigen.
Es ist schon schlimm genug, eine solche Diagnose zu bekommen - aber es ist noch viel schlimmer, dass man nicht nur gegen die Krankheit kämpfen muss, sondern auch gegen die Umwelt.
Ich sage immer - ich BIN nicht behindert - aber ich WERDE behindert!

Man trifft auf sehr wenig Verständnis. Die Menschen sind voller Vorurteile gegenüber Dicken - wobei es im Grunde genommen EGAL ist, wodurch das Übergewicht entstand, denn auch Adipositas ist eine Krankheit. Die Menschen zeigen mit dem Finger auf einen, lachen über dich und grenzen dich aus.
SO gibt es viele Menschen die nicht gern mit Menschen befreundet sind, die extrem dick sind. Verständlich, wenn man sich mit Menschen wie mir sehen lässt, muss man ebenfalls Häme und Spott erleben.
Mein erster Mann schämte sich mit mir gesehen zu werden. Ich weiß - auf seine Weise hat er mich aufrichtig geliebt - trotzdem hat er sich davor gescheut sich mit mir in der Öffentlichkeit zu zeigen.
Das wollte ich jahrelang nicht sehen und habe es verdrängt. Erst nach der Trennung als ich die letzten Jahre rekapitulieren ließ sind mir so einige Sachen wieder eingefallen.
Zu seiner Entschuldigung muss ich dazu sagen, dass wir uns kennen lernten als ich 17 Jahre alt und keine Figurprobleme hatte.
Er hatte sich zumindest, wenn man nach Äußerlichkeiten geht, in eine andere Frau verliebt, als in die die er letztendlich hatte.
Wir hatten damals einen relativ großen Freundeskreis, aber das waren alles Kontakte die ICH geschlossen hatte. Diese Leute haben erst mich und dann ihn kennengelernt.
Ich kann mich an eine Episode erinnern die beispielführend ist. Wir waren gerade verheiratet und haben eine Reise in die Türkei gemacht.
Wir hatten extra ein kleines Hotel mit nur 20 oder 30 Zimmern gebucht mit dem Hintergedanken, dass ich dann auch im Pool schwimmen könnte.
Dies habe ich dann auch gemacht - aber immer wenn mein Mann sah, dass ich aus dem Wasser rauskomme, ist er aufgesprungen um mir sofort - noch halb im Wasser ein großes Tuch umzulegen - damit man meine Beine und meinen Po nicht sehen konnte.
Da ich mich damals selbst ablehnte, dachte ich dass er das mir zu Liebe gemacht hätte - erst Jahre später wurde mir klar, dass er sich geschämt hat!
Er sagte einmal zu meiner Schwester, dass ich eine perfekte Hausfrau sei, aber mitnehmen könne man mich nicht, da ich wie ein Monster aussehen würde.
Gott sei Dank sagte meine Schwester mir das erst viele Jahre später.

Man muss als Mensch- außerhalb der Norm, sehr viele Demütigungen einstecken.
Als mein jetziger Mann und ich meinen Schwiegereltern mitteilten dass wir heiraten, ist meine Schwiegermutter in Tränen ausgebrochen und hat den Raum verlassen.
Mein Schwiegervater sagte, sie hätten gehofft dass ich irgendwann Heimweh bekommen würde und wieder nach Bayern ziehen würde. Vom Charakter her wäre ich ja die perfekte Schwiegertochter -  wenn ich anders aussehen würde!

Es gab Zeiten in meinem Leben, da habe "wirklich" (denn in meinen Augen war ich nicht krank- ich war "nur" dick!) kranke Menschen beneidet, denen sah man ihr Handicap meistens nicht an.

Gott sei Dank, habe ich gelernt mich trotz meines Handicaps anzunehmen, zu akzeptieren, ja sogar mich zu lieben - ich habe mich soweit es die Infrastruktur (zu enge Stühle, Treppen usw) zuließ nicht ausgrenzen lassen.
Aber ich möchte nicht wissen, wie hoch die Dunkelziffer an Menschen über 200 kg ist, die sich jahrelang nicht mehr raus trauen und in ihren Wohnungen vereinsamen.
Erst heute habe ich einen Bericht gelesen über einen 29 jährigen Mann der den Notarzt rufen musste. Er wog 400 kg, die Feuerwehr bekam ihn nicht auf normalem Weg aus der Wohnung - sie mussten eine Wand einreißen ihn heraus zu bekommen.
Seit Jahren lebte dieser Mann zürückgezogen in seiner Wohnung, konnte sich kaum noch bewegen. Eine Nachbarin: „Wir haben ihn seit zwei Jahren nicht mehr vor der Haustür gesehen.“
Das kann es doch nicht sein!!!! Warum müssen sich Menschen wie ich verstecken? Warum werden sie ausgegrenzt?
Sie haben doch sowieso schon genug Probleme!

Für Dich. als Betroffene:
Gib Dich nicht auf - geh raus- zeige DICH - so wie DU bist - die Anderen sollen sehen! Sollen an deinem Beispiel sehen dass man ein toller Mensch sein kann, auch wenn man anders aussieht wie die Norm.
Denn auch und gerade DU bist etwas ganz Besonderes - DU hast es verdient und kannst es VERLANGEN, dass die Leute dich so akzeptieren wie DU bist!
Aber das werden sie erst tun, wenn DU DICH selbst liebst wie DU bist - wenn Du Dich - JA und auch Deinen Körper annimmst.
Sei deinem Körper dankbar - dankbar, dass er aus Liebe zu DIR bis jetzt alles mitgemacht hast, was du ihm (aus welchen Gründen auch immer) angetan hast!
Sieh auch du selbst bewusst hin! Du bist viel mehr als dein Körper- aber auch dein Körper ist ein Wunderwerk der Schöpfung. Allein die Tatsache, dass dein Herz noch schlägt, die Lungen atmen, deine Beine Dich tragen usw. ist ein Wunder - sei dankbar dafür!
Du wirst dies dann auch ausstrahlen und Du wirst sehen Dein Leben wird leichter!

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Dorka
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 69
Beiträge: 391
Wohnort: Allertal


Beitrag02.08.2013 13:35

von Dorka
Antworten mit Zitat

Liebe uruf,

Du schreibst sehr emotional und ich kann Deine Kämpfe, Deine Frustration, Deine Enttäuschungen gut nachvollziehen. Es ist sicher nicht leicht gewesen, sich diese neue Lebenseinstellung zu erarbeiten und ich finde es gut, dass Du anderen Betroffenen Mut machen möchtest, ebenfalls eine solche Einstellung zu entwickeln.

Meine nachfolgenden Bemerkungen unterstellen, dass Du Dein Buch in einem Verlag veröffentlichen möchtest.

Ich vermute, das Kapitel, das Du eingestellt hast, ist die Einleitung? Dann würde ich hier Einzelheiten (die Du manchmal in Klammern stellst), weglassen - es wird ja in dem entsprechenden Kapitel ausführlich behandelt.

Da Du im weitesten Sinne ein Sachbuch schreibst, sollstest Du ein Konzept haben. Dies kann sich chronologisch an Deiner Lebensgeschichte entlanghangeln, dann hast Du sicher für die verschiedenen Phasen je ein Kapitel. Vorteil: Deine Lebensgeschichte kennst Du gut. Nachteil: wo bringst Du allgemeine Infos unter (Statistiken) und gehörte Geschichten (der junge Mann, der aus dem Fenster gekrant werden musste)?

Oder Du nimmst eine thematische Einteilung (Ursachen von Gewichtsproblemen; Probleme dicker Menschen im Alltag; Diskriminierung; (bis hierher wäre es "Das Problem", nun geht es zu den "Lösungen"); Strategien in der Beziehung; Aufbau eines positiven Selbstbildes; (als Clou:) Forderungen an Medien und Politik.
Vorteil: Jedes Kapitel ist in sich abgeschlossen, Du weist genau, wo Statistiken und gehörte Geschichten hingehören, Nachteil: Du musst Erlebnisse aus deinem Leben möglicherweise aus dem chronologischen Zusammenhang reißen.

Das einmal aufgestellte Konzept solltest Du durchhalten. In der Einleitung hangelst Du Dich dann an diesem Konzept entlang, sodass man Lust bekommt, in den Kapiteln mehr zu lesen.

Das versuchst Du mit Deiner Einleitung, also denke ich, dass Dein Buch eher chronologisch gehalten ist. Du kannst die Einleitung mit einem konkreten, einschneidenden Erlebnis beginnen, solltest aber bei nur einem Erlebnis bleiben. Danach "streifst" Du die Themen Deiner Kapitel.

Emotionalität in einem solchen Ratgeber kann eine Stärke sein: es wirkt sehr authentisch, es kann aber auch ein Risiko sein, wenn es ins Lamentieren und Jammern abgleitet. Das Risiko sehe ich bei Dir eher weniger, es ist aber da. Beispiel: bereits in der Einleitung durch Großschreibung an die Leserin appelieren - das solltest Du lassen. Wenn Deine Beschreibungen und Argumente es nicht schaffen, wird es die Großschreibung auch nicht. Die Apelle gehören auch ins Schlusskapitel, nicht in die Einleitung - da würde ein Hinweis gehören, dass dieses Kapitel allen Betroffenen Mut machen will, anders mit der Situation umzugehen.

Was hälst Du davon, wenn Du dein Kozept hier hereinstellst?
Dann könnten wir anhand des Konzeptes an Deiner Einleitung arbeiten.

Ach ja: Bitte mach nicht nach jedem Satz ein Absatzende, dann liest es sich flüssiger.

Und nochmal ach ja: Wenn Du ganze Gedichte zitierst, benötigst Du die Erlaubnis desjenigen, der das Veröffentlichungsrecht besitzt - in der Regel die Verlage, bei denen sie erschienen sind, manchmal auch die Autoren. Ich würde die Gedichte erst einmal weglassen.

Gruß
Dorka
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uruf
Geschlecht:weiblichErklärbär

Alter: 58
Beiträge: 3
Wohnort: Schwyz


Beitrag04.08.2013 17:18

von uruf
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Liebe Dorka,

vielen Dank für deine Antwort.

Du hast mir sehr viele Denkanstöße gegeben!

Zitat:
Ich vermute, das Kapitel, das Du eingestellt hast, ist die Einleitung? Dann würde ich hier Einzelheiten (die Du manchmal in Klammern stellst), weglassen - es wird ja in dem entsprechenden Kapitel ausführlich behandelt.

Nein, dieses Kapitel war willkürlich gewählt, weil eben ein kleiner Teil meiner Geschichte dort zu lesen ist. Es wird zwar relativ am Anfang sein, soll aber nicht die Einleitung werden - die Einleitung habe ich noch nicht geschrieben.
Zitat:
Da Du im weitesten Sinne ein Sachbuch schreibst, solltest Du ein Konzept haben....

Jetzt wird es kompliziert.... es soll nämlich KEIN Sachbuch sein....ich möchte keine Biographie schreiben, sondern eher ein Motivationsbuch...
Ein Buch, das anderen Menschen in schwierigen Situation Hoffnung und Mut gibt.
Es soll alles Andere als trocken werden und sicher keine Abhandlung über Adipositas usw. werden. Natürlich wird die Gesundheit auch in den Kapiteln vorkommen, aber auch noch viele andere Themen.
Ich nehme mir in den einzelnen Kapitel jeweils einen "Begriff", z.B. "Begegnungen", "Würde", "Vertrauen", Freunde" und schreibe aus meinen Erfahrungen, und eben am Ende jeden Kapitels einen "Appell" an den Leser.
Die Einleitung wollte ich erst schreiben, wenn ich ganz fertig bin und die Kapitel "geordnet" habe.
Gerne es stelle ich hier noch mehr Kapitel rein, wenn Interesse besteht. Ich habe bis jetzt so ca 20 Kapitel weitestgehend fertig.
Mehr an Konzept gibt es zur Zeit noch nicht.....
Da ich so gar keine Erfahrung mit dem Schreiben eines Buches habe, will ich in erster Linie wissen, ob und wie meine Art zu erzählen ankommt.

Vielen lieben Dank nochmal
Liebe Grüße aus der Schweiz
Ursula Maria


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Dorka
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 69
Beiträge: 391
Wohnort: Allertal


Beitrag05.08.2013 13:35

von Dorka
Antworten mit Zitat

Liebe Uruf,

auf die Idee, dass es sich um eine Einleitung handelt, bin ich gekommen, weil Du einige Stationen Deines Lebens streifst - Wie man Dich früher behandelt hat, die späte Diagnose, Deine erste Ehe, Deine Verletzungen daraus, eine Geschichte eines jungen Mannes, ein kurzer Blick in Deine zweite Ehe und einen Aufruf.

Natürlich kannst Du auch die von Dir erwähnten Begriffe als Strukturelemente benutzen. Ich könnte jetzt aber keinen Begriff als Leitthema für das von Dir vorgelegte Kapitel ausmachen.

Zum Thema Sachbuch: Der Buchmarkt unterscheidet Belletristik (Romane, Krimis, Science Fiction, Historiendramen ....) und Sachbuch. Da Du keinen Roman schreibst, schreibst Du ein Sachbuch. Das muss keinesfalls trocken sein (schau Dir in Buchläden doch mal die Sachbuchecke an - Lebensratgeber, Kochbücher, Gartenbücher, Tierbücher ...) die können sehr unterhaltsam und spannend geschrieben sein.

Aber Du wolltest Rückmeldung zu Deinem Stil. Zu den Großschreibungen habe ich schon etwas gesagt.

Du benutzt sehr viel Umgangssprache - hier solltest Du vielleicht etwas feilen. Vielleicht versuchst Du, Dich möglichst einfach auszudrücken, damit Du alle Menschen mit ähnlichen Problemen erreichst und sich niemand von abgehobener Sprache abgeschreckt fühlt. Dennoch würde ich Dir zu einer sachlichen (nicht trockenen!) Sprache raten.

Beispiel:
Zitat:
Meine Gesundheit und ich, das ist ein Thema für sich.
Da Du hier praktisch nur über Deine Gesundheit und Deine Befindlichkeiten redest, ist der Hinweis überflüssig. Es ist das Thema.
Ich sage immer – ich bin nicht krank, ich habe nur ein Handicap.
Könnte man auch so schreiben: Heute stehe ich auf dem Standpunkt: ich bin nicht krank, ich habe nur ein Handicap. "Ich sage immer..." ist Umgangssprache.
Dieses Handicap war und ist für alle die mich sahen offensichtlich: Das war mein Gewicht.
 Hier gehen Vergangenheit und Gegenwart sprachlich durcheinander.  Es reicht, wenn Du hier in der Gegenwart bleibst. Die Vergangeheit wird ja noch vor Dir behandelt.


Ein anderer Punkt sind die Bemerkungen in Klammern. Das kann man in Briefen an Bekannte machen, aber - so meine ich - nicht in einem Sachbuch.

Beispiel:
 
Zitat:
2005 kam ich durch Zufall (es gibt keinen Zufall ) über eine Fernsehsendung (genaueres darüber im Kapitel "Zuversicht") darauf, was ich wirklich hatte.


Wenn Du das Thema Zufall ansprechen möchtest, solltest Du das tun - in einem extra Absatz oder Satz. So hat es den Eindruck, als wenn Du Deine Beschreibung "Durch Zufall" wieder zurücknehmen willst. Was denn jetzt, fragt sich die Leserin, Zufall oder nicht?

Hinweise auf andere Kapitel kann man einstreuen, man kann es auch in Klammern machen, da bin ich unschlüssig. Aber für mich haben Klammern immer etwas "Uneigentliches", etwas, das ich sagen will, aber nicht wirklich zum bisher gesagten passt. Oder eine Zusatzinformation, von der ich nicht weiß, ob der Adressat sie benötigt und dann setze ich sie in Klammern, damit der Adressat nicht sauer wird, weil ich ihm Unwissenheit unterstelle. Verstehst Du, was ich sagen will?

Insgesamt finde ich Deine Bescheibungen schon lebendig. Sie erzeugen bei mir Bilder. Aber wenn Du eine Veröffentlichung in einem Verlag planst, wirst Du noch einiges überarbeiten müssen.

Ich hoffe, meine Einschätzungen, die sicher auch nicht das Non-Plus-Ultra sind, haben Dir geholfen.
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Babella
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 61
Beiträge: 889

Das goldene Aufbruchstück Der bronzene Roboter


Beitrag05.08.2013 15:21

von Babella
Antworten mit Zitat

Ich wäre ein bisschen vorsichtig mit den Appellen an deine Leser. Sie können leicht in Plattitüden ausarten. Du weißt ja nicht, wer dein Buch liest. "Geh raus und zeig dich" ist leichter gesagt als getan, und hinter der Scheu, sich zu zeigen, kann alles Mögliche stecken, was therapiert werden kann und sollte und vielleicht mit dem Gewicht nur am Rand zu tun hat.

Die Ausgrenzung Übergewichtiger mit den Problemen von Asylsuchenden und Homosexuellen in einen Topf zu werfen finde ich auch nicht so gelungen. Es gab einen Paragraphen, der Homosexualität unter Strafe stellte, und Flüchtlinge werden oft ausgewiesen, obwohl ihr Leben bedroht ist, aber von derlei Maßnahmen ist mir, was Übergewichtige angeht, nichts bekannt.

Das ganze Gedicht aufnehmen geht nicht, wie schon geschrieben.

Wenn ich dich richtig verstehe, kämpfst du mehr mit den Reaktionen deiner Umwelt als mit deinem Handicap und möchtest auch genau das mitteilen. Aber jemand, der aus dem Haus gekrant werden muss, hat nicht nur das Problem, das er sich nicht aus dem Haus traut (vielleicht), sondern vor allem das Problem, dass sein Übergewicht ihn in jeder Hinsicht beeinträchtigt und gefährdet. Ihm zu sagen, er soll rausgehen und sich zeigen, hilft ihm nicht. Er braucht ärztliche Betreuung.

Kennst du eigentlich das Buch "Das Leben ist zu kurz für Knäckebrot" von Sabine Asdogom? Ich fand den Titel lustig - das Buch aber ganz schrecklich. Die Autorin stellt sich einzig selbst dar (als super-erfolgreich, und das über so viele Seiten, dass ich beim Lesen richtig aggressiv wurde) und versucht alle Gewichtsprobleme als Scheinprobleme, verursacht durch Vorurteile dümmlicher Leute, darzustellen. Ohne Frage sind viele Leute oberflächlich und vorurteilsbehaftet - aber zuviel Gewicht mit sich rumzuschleppen ist nun einmal anstrengend und unbequem, und wenn man nicht davon wegkommt, wäre es doch ein erster Schritt, sich damit abzufinden, so wie sich andere mit einem angeborenen Diabetes abfinden und nicht die Schuld dafür bei anderen suchen.

Mut machen ist sicher ein gutes Ziel, aber eben auch eine hohe Kunst. Ich lese aus deinem Text ein echtes Anliegen heraus, aber was hier zum Thema Konzept und Struktur geschrieben wurde, kann ich nur unterschreiben. Es ist auch nicht günstig, keine Aussage zu machen über die Art des Buchs. Natürlich ist es ein Sachbuch, wenn du dir die Dinge nicht ausdenkst und dich an das allgemeine (nicht Fach-)Publikum richtest. An deiner Stelle würde ich mal im Buchhandel nach vergleichbaren Büchern suchen (das von Sabine Asdogom zum Beispiel, oder "Jeden Tag wurde ich dicker und müder" von Vanessa Blumhagen, beide Bücher machen Ähnliches wie du: Rat und Info mit eigener Erfahrung mixen) und gucken, was du ähnlich und was du anders machen möchtest.

Viel Erfolg!
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uruf
Geschlecht:weiblichErklärbär

Alter: 58
Beiträge: 3
Wohnort: Schwyz


Beitrag08.08.2013 09:37

von uruf
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Liebe Dorka, liebe Babella,

vielen Dank für euere Tipps und Ratschläge.

Ihr habt mir sehr interessante und nützliche Hinweise gegeben.
Ich habe mir die beiden Buchempfehlungen bestellt und warte gerade auf die Lieferung.
Als nächsten Schritt werde ich ein Manuskript, bzw. den Einleitungstext schreiben und es dann hier reinstellen.

Bis dahin wünsche ich Euch eine schöne Zeit

Liebe Grüsse aus der Schweiz

Ursula Maria

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