|
|
Autor |
Nachricht |
Simone91 Wortedrechsler
Beiträge: 73
|
13.07.2013 21:01 Kalter Kaffee von Simone91
|
|
|
Ich hoffe es gehört hier her...
Sag es mir wenn ich falsch liege. Aber alles an was ich denken kann, schmeckte wie kalter Kaffee am Morgen.
Sag mir wenn ich richtig liege, denn ich hoffe so sehr du wünschtest er wäre warm.
Und ich umklammere die kalte Tasse und wünschte du könntest den Dampf riechen. Die frisch gemahlenen Bohnen, nach dem meine Haare noch länger riechen werden.
Ich mag keinen kalten Kaffee, jeder Schluck davon lässt mein Herz erfrieren. Nur ein Lachen lässt es zerspringen. Wie ein Glashaus einstürzen um all die kleinen Splitter mit einen Augenschlag fliegen zu lassen. Wie Sterne funkeln und wie Feenstaub sich auf meine Haut legen. Lässt mich schweben und den Boden verlieren. Nach dem Mond greifen um ihn mir vom Himmel zu holen. Und dann merke ich, dass du gar nicht mehr da bist und falle, und falle, falle wieder zurück in meinen See aus kalten Kaffee.
Ich hasse kalten Kaffee und ich könnte mit Kaffeebohnen um mich werfen, dich bewerfen. Sieh mich an! Sieh mich an! Hör mir zu! Diese Bohne ist dafür, dass du auf der Leitung sitzt. Diese dafür, dass du mich erschreckt hast! Diese dafür, dass du deinen Kumpel mitgebracht hast. Diese dafür, dass du blaue Augen hast. Diese dafür, dass dein Lachen Herz erwärmend ist. Und diese dafür, dass du sie nicht aufhebst und mir frischen Kaffee daraus machst.
Komm doch bitte an den Rand der Tasse. Setz dich doch darauf und denke bitte einmal nach. Lass dir Zeit ich kann schwimmen. Ja wirklich, ich bin wie ein kleiner Fisch im Wasser.
Ich weiche all den anderen Netzen aus. Blitzschnell wie ein kleiner Fisch.. Ich kann schwimmen! Solange ich Hoffnung habe. Dann sinke ich, sinke, sinke, bis auf den Grund der Tasse. Ertrinke in kalten Kaffee.
Hast du mich gesehen? Ich versinke! Hilf mir, reich mir deine Hand und zieh mich zu dir an den Rand. Oder sag es mir! Sag es mir! Sag mir, dass du keinen Kaffee magst, nicht einmal wenn er heiß wäre.
Was denkt ihr darüber?
_________________ Why is a raven like a writing desk?
We are all mad here....
Lewis Carroll |
|
Nach oben |
|
|
Mogmeier Grobspalter
Moderator Alter: 50 Beiträge: 2677 Wohnort: Reutlingen
|
13.07.2013 23:55 Re: Kalter Kaffee von Mogmeier
|
|
|
Simone91 hat Folgendes geschrieben: | Aber alles an was ich denken kann, ... |
Das ist für meinen Geschmack ein wenig falsch formuliert. Besser wäre es vielleicht so:
›Aber alles, woran ich denken kann, ...‹
.......................
Aber gut, ich las gerade bezüglich der Rubrik die Benennung ›Tagebuch‹, da könnte man das freilich auch als Stilmittel durchgehen lassen.
Und so ein Tagebucheintrag fällt ja im Allgemeinen mitunter in die Kategorie ›Automatisches Schreiben‹. Unter diesem Gesichtspunkt lese ich mir das Ganze grad noch einmal durch.
Aber etwas habe ich dann doch noch zu mäkeln: Wenn die Tasse bereits kalt ist, wieso dampft dann der Kaffee noch?
_________________ »Nichtstun ist besser, als mit viel Mühe nichts schaffen.«
Laotse |
|
Nach oben |
|
|
Simone91 Wortedrechsler
Beiträge: 73
|
14.07.2013 08:44 Re: Kalter Kaffee von Simone91
|
|
|
Mogmeier hat Folgendes geschrieben: |
Aber etwas habe ich dann doch noch zu mäkeln: Wenn die Tasse bereits kalt ist, wieso dampft dann der Kaffee noch? |
Weil ich immer noch die Hoffnung habe, er wäre warm
_________________ Why is a raven like a writing desk?
We are all mad here....
Lewis Carroll |
|
Nach oben |
|
|
Grendel Eselsohr
G Alter: 60 Beiträge: 243
|
G 14.07.2013 09:51 Re: Kalter Kaffee von Grendel
|
|
|
Hallo Simone,
bei mir kommt eine Trennungsszene an, bzw. die Gedanken einer Verlassenen. Er hat mit ihr Schluss gemacht, zur Unterstützung vielleicht (das habe ich vielleicht auch nur hineinphantasiert) einen Freund mitgebracht, damit er nicht mit ihr allein reden musste. Sie sitzt mit ihrem kalt gewordenen Kaffee am Tisch und möchte die Zeit zurückdrehen, wenigstens aber Antworten haben.
Was mir gefiel, waren die Gefühle, die in dem kurzen Text sehr deutlich wurden. Das Bild des kalten Kaffees ist gut gewählt, das kann sich jeder vorstellen und es vermittelt etwas Trostloses.
Woran es hapert, ist die Ausführung. Für einen Tagebucheintrag spielt das keine Rolle, aber der Text ist in der Form nicht reif für eine Veröffentlichung. Im Einzelnen:
Simone91 hat Folgendes geschrieben: |
Sag es mir wenn ich falsch liege. Aber alles an was ich denken kann, schmeckte wie kalter Kaffee am Morgen. (Sag mir, wenn ich falsch liege. Aber alles, woran ich denken kann, ist der Geschmack kalten Kaffees am Morgen.)
Sag mir wenn ich richtig liege, denn ich hoffe so sehr du wünschtest er wäre warm. (Der Satz ist völlig verschwurbelt. Er soll wünschen, dass er der Kaffee warm wäre? Wenn sich das Erzähl-Ich wünschen würde, dass der Kaffee warm wäre, oder dass "er" ihr frischen aufbrüht, so wäre das noch nachvollziehbar. Wahrscheinlich willst Du etwas in der Art sagen, dass "ich" sich wünscht, dass "er" gern noch bei ihr wäre, also einen Zeitpunkt zurückwünscht, als der Kaffee noch warm war. Das könnte etwa so aussehen: Sag mir, wenn ich richtig liege. Aber nur, wenn du dir auch wünschst, dass er noch warm wäre.)
Und ich umklammere (klammern erinnert an Arme, weniger an Hände, vielleicht suchst Du noch mal nach einer Alternative) die kalte Tasse und wünschte (besser wünsche, weil sie ja tatsächlich wünscht, sich nicht nur vorstellt, sie würde wünschen) du könntest den Dampf riechen (Riecht man den Dampf oder das Aroma?). Die frisch gemahlenen Bohnen, nach dem (denen) meine Haare noch länger riechen werden. (unschön: Dopplung von riechen, außerdem irritieren hier die Kaffeboohnen, wenn der fertige Kaffee bereits duftet.)
Ich mag keinen kalten Kaffee, jeder Schluck davon lässt mein Herz erfrieren. (Wenn das Herz erfriert, ist das mir persönlich zu dramatisch) Nur ein Lachen lässt es zerspringen. (Wenn etwas zerspringt, ist es kaputt. Willst Du das wirklich sagen? Ein Eispanzer um das Herz könnte zerspringen und damit das Herz befreien. Wenn das Herz selbst zerspringt, ist das Bild so schief wie der Turm von Pisa.) Wie ein Glashaus einstürzen um all die kleinen Splitter mit einen Augenschlag (Autsch - die Kombination von Augen und Splitter ruft nicht nur positive Assoziationen hervor.) fliegen zu lassen. Wie Sterne funkeln (Wer oder was? Der Bezug geht hier verloren.) und wie Feenstaub sich auf meine Haut legen. Lässt mich (Wieder kein Bezug, geraten wäre es das Lachen, aber eben nur geraten) schweben und den Boden verlieren. Nach dem Mond greifen (Bezug) um ihn mir vom Himmel zu holen. Und dann merke ich, dass du gar nicht mehr da bist und falle, und falle, falle wieder zurück in meinen See aus kalten (kaltem) Kaffee.
Ich hasse kalten Kaffee und ich könnte mit Kaffeebohnen um mich werfen, dich bewerfen. Sieh mich an! Sieh mich an! Hör mir zu! Diese Bohne ist dafür, dass du auf der Leitung sitzt. Diese dafür, dass du mich erschreckt (das Erschrecken kommt in dem Text nicht zum Ausdruck, es sei denn, das "ich" hat gerade festgestellt, dass "er" tatsächlich nie weggegangen ist, ihr also nur einen Schreck eingejagt hat, weil er zu lange im Bad war. Wenn es ein Tagebucheintrag ist, der nur für den Autor bestimmt ist, spielt das keine Rolle, dann weiß der einzige Leser, worum es geht) hast! Diese dafür, dass du deinen Kumpel mitgebracht hast. (dito) Diese dafür, dass du blaue Augen hast. Diese dafür, dass dein Lachen Herz erwärmend (herzerwärmend) ist. Und diese dafür, dass du sie nicht aufhebst und mir frischen Kaffee daraus machst (Kaffee machen, das könntest Du schöner formulieren).
Komm doch bitte an den Rand der Tasse. Setz dich doch darauf und denke bitte einmal nach. (Abgesehen vom Doppel-doch, das mir hier nicht nötig erscheint, ist dieses "denk bitte einmal nach" sehr steif und belehrend, wie eine Mutter zu einem ungezogenen Kind.) Lass dir Zeit (Komma) ich kann schwimmen. Ja wirklich, ich bin wie ein kleiner Fisch im Wasser. (Jetzt wechselst Du das Bild komplett. Eben warst "ich" noch am Tisch, hielt die Tasse in der Hand, jetzt schwimmt "ich" in der braunen Brühe. Der Bruch passt nicht.)
Ich weiche all den anderen Netzen ("er" wirft doch kein Netz, er sitzt wie ein gescholtener Bub am Tassenrand und denkt pflichtgemäß nach) aus. Blitzschnell wie ein kleiner Fisch.. Ich kann schwimmen! Solange ich Hoffnung habe. Dann sinke ich, sinke, sinke, bis auf den Grund der Tasse. Ertrinke in kalten (kaltem) Kaffee.
Hast du mich gesehen? Ich versinke! Hilf mir, reich mir deine Hand und zieh mich zu dir an den Rand. Oder sag es mir! Sag es mir! Sag mir, dass du keinen Kaffee magst, nicht einmal wenn er heiß wäre.
|
Schick den Tagebucheintrag noch mal in deine persönliche Werkstatt und feile ihn sorgfältig, ich denke, dass es sich lohnen könnte.
LG
Grendel
|
|
Nach oben |
|
|
|
|
Seite 1 von 1 |
|
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben. Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten. Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten. Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen. Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen. In diesem Forum darfst Du keine Ereignisse posten Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
|
Empfehlung | Empfehlung | Empfehlung | Empfehlung | Empfehlung | Buch | Buch | Empfehlung | Buch | Empfehlung |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|