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Niemandsland


 
 
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Literättin
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 58
Beiträge: 1836
Wohnort: im Diesseits
Das silberne Stundenglas Der goldene Roboter
Lezepo 2015 Lezepo 2016


Beitrag21.06.2013 16:01
Niemandsland
von Literättin
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Verhungern, hier?!
Das weist man ganz weit von sich,
und reicht noch Ostern Printen bis ganz unten durch.

Die Tafeln biegen
unterm Müll entsorgter Güte,
und unter Blindheit vor der grenzenlosen Welt.

Was abfällt trifft
wie kalte Schläge, wehrlos wütende Gesichter,
und stinkt im Dunst vollmundiger Grundgütigkeit.

Und die, die sterben
tun‘s zum Glück woanders,
weit vor den Toren eiserner Gesetzlichkeit.

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Rübenach
Geschlecht:männlichExposéadler
R


Beiträge: 2836



R
Beitrag21.06.2013 21:09
Re: Niemandsland
von Rübenach
Antworten mit Zitat

Hallo Literättin,

wie ich sehe, ist dies dein erster Text, den du hier im Forum vorstellst. Herzlich Willkommen.
Ich habe so meine Probleme mit sogenannter "engagierter" Lyrik in den heutigen gesellschaftlichen Verhältnissen. Die Armut in der BRD kann ich genauer und ausführlicher in einem blog kritisieren, die Zeiten, dass man sie in Kunst "verstecken" muss, sind vorbei. Zur Zeit zumindest. (Und ein Gedicht wird auch nicht häufiger gelesen als ein unbekanntes blog.) Die lyrische Form muss meiner Meinung nach einen Mehrwert bieten. Dass so etwas funktionieren kann, hat Brecht mit großer Meisterschaft gezeigt.  


Literättin hat Folgendes geschrieben:
Verhungern, hier?!
Das weist man ganz weit von sich,      werde konkret, man ist so schön allgemein, da weiß jeder, dass er nicht gemeint ist.
und reicht noch Ostern Printen bis ganz unten durch.  wäre es besser, wenn es schon Ostereier wären, oder Fastenspeisen?

Die Tafeln biegen  Das Bild mit den wörtlich genommenen Tafeln gefällt mir
unterm Müll entsorgter Güte, schönes Wortpiel mit entsorgtem Müll und entsorgter Güte, würde aber vielleicht unter der Müller entsorgten Güte schreiben
und unter Blindheit vor der grenzenlosen Welt. Das verstehe ich nicht. Tafeln biegen [sich] unter Blindheit vor der grenzenlosen Welt. Was immer du damit meinst, mir ist es auch wieder zu unkonkret. Meint grenzenlose Welt (eigentlich ja eine Utopie) globalisierte Welt?

Was abfällt trifft starkes Bild
wie kalte Schläge, wehrlos wütende Gesichter, nicht nur, dass Wie-Vergleiche immer problematisch sind, hier machst du außerdem mit Adjektivitis dein starkes Bild kaputt. Was abfällt trifft. ME könnte das reichen.
und stinkt im Dunst vollmundiger Grundgütigkeit. hier gilt im Grunde das gleiche wie im Vers davor.

Und die, die sterben
tun‘s zum Glück woanders,
weit vor den Toren eiserner Gesetzlichkeit. der letzte Vers ist grausig. Und außerdem erfrieren sie doch in den Städten.


Soweit mein erster Eindruck.

Liebe Grüße Rübenach


_________________
"Vielleicht sollten mehr Leute Schreibblockaden haben." Joy Williams
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archeios
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 64
Beiträge: 22
Wohnort: Wien


Beitrag21.06.2013 21:09

von archeios
Antworten mit Zitat

Hallo Ratte,
Ich will es mal mit einer Deutung versuchen, prinzipiell ist das Thema gerader jetzt in der Krise leider aktuell, trotzdem fällt mir dazu die französische Revolution ein.

„Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie Brioche [Gebäck] essen“ wird Marie Antoinette in den Mund gelegt. Wenn du die ungleiche Verteilung  von Nahrung auf der Welt ansprichst. Die Zeiten ändern sich, ich frage weiter, ob heute für alle genug Nahrung da wäre? Wenn ja, an wem liegt es, dass andere hungern? Sind die im Wohlstand nur so kurzsichtig?
Gibst du irgendwem Schuld an der Misere?
Stehst du an der Seite, die hungern? Wo befindet sich das Niemandsland? Der Roman Panem fällt mir dazu ein. Jedenfalls fordert das Gedicht heraus, sich mit selbstgefälligen Verhalten kritisch auseinander zu setzen. Vielleicht kann damit in einzelnen etwas bewirkt werden,. Vielleicht sollten die, die sich heute im Niemandsland befinden, einfach eine Stimme bekommen.Sonst entscheidet am Ende unter Umständen die Wut, wie es auch bei dir anklingt.
Was soll sich deiner Meinung nach ändern?

archeios
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Literättin
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 58
Beiträge: 1836
Wohnort: im Diesseits
Das silberne Stundenglas Der goldene Roboter
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Beitrag22.06.2013 07:04

von Literättin
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo ihr beiden,

ich danke für eure Kommentare.

Ja, es ist mein erster Text hier im Forum. Aber nicht der erste in meinem Schreiberleben.

Ich stehe dennoch am Anfang mit meinen Versuchen, in Worte zu fassen, was mich täglich so umtreibt und sehe das als Herausforderung.

@Rübenach,

du bist nicht der erste und nicht der einzige der Schwierigkeiten mit engagierter Lyrik hat und dann Brecht und Blogs ins Feld führt. Gegen diesen Vorbehalt lässt sich schwer etwas sagen, er hat etwas rückwirkend mundtot machendes obwohl das Gedicht ja schon da steht. ;o)

Es klingt nach: versuch's erst gar nicht und lass es besser bleiben.

Ich dagegen lese keine Blogs und will auf der anderen Seite auch nicht informieren oder aufklären. Informiert sind wir alle, denke ich, längst genug.

Mir liegt trotz aller Information etwas auf der Seele und das fast täglich. Ich nehme eine Kluft war im heutigen Denken und für die suche ich Worte.

Und das ist zugegebenermaßen in der Tat schwierig und mir ist bewusst, dass mein Gedicht noch etwas unbeholfen daherkommt.  Wink ...

@archeios,

... und ich erwische mich dabei, in meinem Gedicht vage und ungenau zu bleiben.

Dabei ist es Gedicht ganz konkret gemeint und bezieht sich auch konkret auf diesen vielbeschworenen Satz: "Hier verhungert keiner!", der mich genauso wie dich an Marie Antoinette erinnert. Es ist ein zynischer Spruch ins Gesicht derjenigen, die gezwungen sind, bei den Tafeln anzustehen und sich dort abspeisen zu lassen. Ich habe selbst auch schon dort gestanden und an Ostern Paketeweise Printen in die Hand gedrückt gekriegt. Daher die Printen. Es sind ganz konkrete - dies nochmal @Rübenach.

Mich bestürzt das Menschenbild hinter diesem Müllentsorger-System aber immer nur im Zusammenhang der Tatsache, dass gleichzeitig  und aus derselben zynischen Denke heraus Europa zur Festung wird und das in ähnlich human verbrämter "Verteilungsgerechtigkeit" durchgesetzt in derselben Verächtlichkeit.

Aber ich merke, ich gerate ins politische Reden schwingen und gerade das wollte ich nicht. Blogs gibt es genug und informiert, wie gesagt, sind wir alle.

Nein, ich will an Brecht nicht heran. In Lyrik "verstecken" will ich auch nichts.

Es will halt etwas raus und ich feile an den Worten und hoffe, dass sie eines Tages so heran- und ausgereift sind, dass sie wirklich überzeugen.

LG, Ratte
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Nora_Sa
Geschlecht:weiblichBeistrichknarzer


Beiträge: 208
Wohnort: Linz
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Beitrag22.06.2013 10:32

von Nora_Sa
Antworten mit Zitat

Wow! Deine Erklärung lässt deinen Text in einem ganz anderen Licht erscheinen. Ich fürchte allerdings, genau da liegt noch der Knackpunkt. Als ich deinen Text das erste Mal las, dachte ich auch: Mmh, bisschen viel Moralkeule. Speziell diese Zeilen störten mich:

Das weist man ganz weit von sich,
In das "man" schließt du alle ein und der Leser bekommt es als erstes ab. Das erzeugt natürlich Empörung und Wut. "Wer ist denn bitte die, dass sie mir so ein Denken unterstellt?"

tun‘s zum Glück woanders
Auch hier fragt man sich, wem du dieses Denken unterstellst. Ich selbst nehme mich jedenfalls davon aus. Wenn du allerdings nicht mich meinst, habe ich im nächsten Atemzug das Problem, dass ich deinen Text nicht mehr (so gerne) lesen möchte, denn er ist ja nicht an mich gerichtet.

weit vor den Toren eiserner Gesetzlichkeit.
Und dieser Satz ist trotz aller schlechten Erfahrungen schwarz-weiß gemalt. In "der Gesetzlichkeit" arbeiten eine Menge Leute die ihre Arbeit ernst nehmen. Natürlich auch viele Idioten, die gibt es eben überall. Aber wenn du mit einem so großen Knüppel austeilst ist klar, dass mancher Leser sich eben zu unrecht "geschlagen" fühlt.

Fazit: Ich kann deine Wut verstehen und auch den Wunsch ihr Ausdruck zu verleihen. Doch wenn du deine Texte in die Öffentlichkeit streust (was du getan hast) und "verstanden" werden willst, solltest du gleichfalls verstehen, dass nicht alle Menschen in Europa/Deutschland/einer Stadt deiner Wahl böse, blind oder dumm sind. Meines Erachtens nach sind viele (Mitglieder dieses Forums) ebenso hilflos wie du, wenn es um das Thema gerechte Güterverteilung oder Gerechtigkeit im Allgemeinen geht.


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Am Ende wird alles gut und wenn es noch nicht gut ist, sorge dafür, dass es noch nicht das Ende ist.
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Rheinsberg
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Beitrag22.06.2013 11:06

von Rheinsberg
Antworten mit Zitat

Gucke einmal in die Lyrik, um zu sehen, was genau diese Neue so schreibt und finde dieses.
Und finde es gut. Im Gegensatz zu Rübenach bedauere ich es, dass zu wenig politische Literatur zu sehen ist, Lyrik oder Prosa.

Das der Satz "Und weisen dies weit von sich" etwas stört, ja, finde ich auch.
Der Rest - Nora, vielleicht liegt es am Vorwissen, wie man etwas versteht. Mir war das mit den Tafeln wohl klar. Auch, dass eben die meisten Hungertoten weit weg sterben.

Das Ende wiederum, "vor den Toren eiserner Gesetzlichkeit" hatte ich als Anspielung auf die "Festung Europa" verstanden, wo so viele, die vor dem Verhungern nach Europa flüchten, an dieser Mauer der Abwehrgesetze ertrinken.

Aber, wie gesagt, ich verstehe nix von Lyrik. Wink


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Gast







Beitrag22.06.2013 12:02

von Gast
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Hallo Litterätin!

Ich glaube, du packst zuviel in diesen Text, jedenfalls dann, wenn er (auch) dazu gedacht ist, vor einen Leser gestelt zu werden wie hier im Forum.

Durch dieses zuviel drängst du den Leser in eine rein empfangende Haltung, es gibt so gut wie nichts für ihn zu tun. Das tut Gedichten meist gar nicht gut.

Nimm Z3, das "noch Ostern": Das "noch" erschließt sich ein halbwegs aufmerksamer Leser schon selbst aus dem Gegensatz "Ostern" - "Printen"; hättest du "an Ostern", "zu Ostern" geschrieben, bliebe mehr Raum für den Leser.

Ein anderer Stolperstein scheint mir, dass du "bewegt bist", der Text es aber nicht schafft, dieses Bewegtsein, diese "Auf-regung" zu vermitteln.

Mir scheint, da ist ein auch Zuviel an Schlenkern im Text, an kleinen, scheinbar lyrischen Tricks, denen der Leser erst einmal hinterherdenken muss, die dann aber gar nicht so viel bewirken; auch, weil sie in vergleichsweise leeren Begrifflichkeiten gründen - "Gründgütigkeit", "Gesetzlichkeit", so was. Hieltest du die Bildlichkeit aus dem "Ostern-Printen-Anfang" durch, gewönne der Text sicherlich!

Na ja, du hörst schon, so ganz überzeugt mich der Text noch nicht. Aber schreiben kann man solche Gedichte natürlich schon.

Gruß,

Soleatus
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Literättin
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Beitrag22.06.2013 14:19

von Literättin
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Hui das sind alles sehr spannende Anmerkungen!

Und so viele, dass ich kaum auf alle einzeln eingehen kann  Pfiffig Blinzeln , aber eines wird mir klar: die Herausforderung ist enorm!

Nicht, um mein Gedicht zu rechtfertigen, ich sehe durchaus, dass es Schwächen hat, aber trotzden zur Erläuterung: was ich darin versuche, ist etwas, das ich als eine Art in der Luft liegenden "gesellschaftlich moralischen Konsens" einfangen und auf den Punkt bringen und kritisieren möchte.

Wobei ich natürlich keinen Leser angreifen will. Schon gar nicht mit Moralkeule. Ich dachte, die verdamme ich in meinem Text.  Confused

Weil es durchaus viel von Moral und Keule hat, was ich diffus als gesellschaftlichen Konsens in der Luft liegen fühle: diese Verantwortungs-Verkehrungen samt sich in die Brust werfen und beweihräuchern.

Und das, was ich wahrnehme, hat dummerweise eine Art "immanente Gleichzeitigkeit" weshalb es dann scheinbar auch gleich so viel wird.

Ich versuche es mal prosaisch anhand der ersten Strophe zu erläutern:

Für mich ist die gesellschaftliche Phrase des "hierzulande nicht Verhungerns" - der ich oft begegnet bin und leider immer wieder begegne - der eigentliche "Hammer" den ich kritisiere.

Weil diese Phrase einerseits mit dem Finger auf die hierzulande Angewiesenen zeigt und gleichzeitig die, die tatsächlich Hungers sterben noch verhöhnt. Im selben Atemzug. Im selben Fingerzeig. In eben genau diesen Worten: hier nicht.

Es steckt eine Art Doppelblindheit darin (deshalb die Blindheit in der zweiten Strophe). Und es steckt eine Grundhaltung darin, die Folgen hat.

Aber das alles steckt nicht darin, weil ich es da partout reinpacken will, sondern weil es eine gesellschaftliche Form der Abwehr ist, die ich ganz ganz übel finde.

Und es steckt für mich in diesem Satz auch noch als drittes die Selbst-Beweihräucherung der reichen Geber: hier, bei uns geht es selbst denen gut, die wir alle mit durchfüttern und Kirchen heften sich das dann als getätigte Nächstenliebe an die Brust.

Prosaisch finde ich das alles furchtbar kompliziert aufzudröseln, weshalb ich mich - zugegeben noch wenig erfolgreich - mit diesem Thema an Gedichten abarbeite.

Ich will also im Grunde nicht eigentlich viel reinpacken, ich ackere eher an dieser von mir empfundenen Gleichzeitigkeit einer "Geste der Großzügigkeit" ab, die nach meinem Gefühl nur das Gegenteil im Sinn hat: Selbstrechtfertigung und Abschiebung (von allem und allen Möglichen).

Von daher kann ich das hier nicht so betätigen ...

Zitat:
Ich glaube, du packst zuviel in diesen Text, jedenfalls dann, wenn er (auch) dazu gedacht ist, vor einen Leser gestelt zu werden wie hier im Forum.


...  und klar stelle ich es hier vor Leser. Ist doch eine Werkstatt! Wo sonst, finde ich heraus, wie meine Machwerke wirken und wo es hakt? Ich veröffentliche es ja nicht als etwas Fertiges.  Mr. Green .

Also arbeite ich dran bis es irgendwann vielleicht einmal sitzt  wink!

LG, Ratte
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firstoffertio
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Beitrag24.06.2013 23:50

von firstoffertio
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Ich habe dies vor ein paar Tagen gelesen und nun gesucht, um zu sagen, dass ich deinen Ansatz toll finde, und dass du dich an politisch/soziale Themen heranwagst. Ich finde das ausgesprochen schwierig angesichts der so komplex gewordenen und global verwickelten Welt, in der wir leben.
Mir verschlägt es meinen Gedanken dazu leider die Sprache.

Aber auch deinem Text merkt man diese Schwierigkeiten an, obwohl es dir schon gelungen ist, einiges einzufangen.

Ich frage mich schon öfters, ob wir sprachlich, ob in Lyrik oder Prosa, diese komplexen Zusammenhänge und Vorgänge auf verschiedensten Ebenen überhaupt noch ausdrücken können. Und wenn ja, wer sie verstehen würde. Ob überhaupt die Zeit dafür bleibt, weil ja auch das Leben selbst schon, selbst in Friedensgebieten, nicht überschaubar einfach zu meistern ist.
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Literättin
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Beitrag25.06.2013 08:35

von Literättin
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Ja es ist schwierig, aber ich werde es nicht aufgeben.

Es sind eben diese Themen, die mir die Sprache zu verschlagen drohen und immer wenn ich versuche, Worte zu finden - in Gesprächen mit Freunden, Familie, Bekannten, dann gerät es in mir in Wallung und ich gerate entweder ins Stottern oder ins "lamentieren" und komme nie auf den Punkt. Da merke ich, es macht mich nur noch ratloser, wortloser, sprachloser.

Und wenn ich erst ganz sprachlos bin, dann hat das Unsagbare nach meinem Gefühl endgültig gewonnen. Zumindest in mir.

Ich finde - auch wenn obiges Gedicht das nicht gerade unter Beweis stellt,

 wink  - dass in der Lyrik immerhin noch die Chance steckt, oder die Möglichkeit, das, was mich so fassungslos macht wie in einem Brennglas zu bündeln (mir ist das andernorts schon besser gelungen).

Es ist wohl eines der am schwierigsten zu beackernden Lyrikfelder, weil es so schnell parolenhaft und kampfmäßig klingen kann oder auf der anderen Seite zu lyrisch und zu verklausuliert. Und weil es auf den größten Leserwiderstand stößt. Mit verhauener Liebeslyrik geht man im allgemeinen noch gnädiger um wink.

Beim obigen hänge ich derzeit völlig fest, weil ich die bemängelten Sätze aus der ersten Strophe innerlich nicht loswerde  Laughing  und nichts finde, was die Gnadenlosigkeit europäischer Gesetzgebung gut in Bilder setzt, oder auch die selbstbeweihräucherte Güte, sodass ich auch diese sperrigen Zeilen nicht überwinden kann.

Ich habe schon dersucht die Perspektive zu ändern und ein LI sprechen zu lassen. Klappt auch nicht. Also lasse ich es erstmal so stehen.

Allerdings hat mich so mancher Kommentar schon angeregt, mir weitere Gedanken zu machen - auch über die Abwehr politischer Lyrik  wink .

Ich werde dieses Feld also unverdrossen weiter beackern, denn wenn ich die Worte gar nicht erst in die Welt lasse, entwickeln sie sich in mir auch nicht weiter, sondern verkümmern verschämt.

Danke für deinen Kommentar, in dem auch Ermutigung steckt! Tut gut!
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