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archeios
Gänsefüßchen
 Alter: 63 Beiträge: 22 Wohnort: Wien
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Literättin
Exposéadler
 Alter: 57 Beiträge: 2078 Wohnort: im Diesseits
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 19.06.2013 16:09
von Literättin
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Hallo archeios,
ich versuche einfach mal, von ABC-Schütze zu ABC-Schütze dir meinen Eindruck dazulassen und hoffe, dass etwas Hilfreiches für dich dabei ist.
Vorneweg. der Titel hat mich reingelockt, wobei ich mir als Forum-Neuling hier, nicht sicher bin, ob der erste Teil "Hirn aus" ein Übungstitel ist.
Dennoch: "Hirn aus - über die Freiheit" hat in meinen Augen echt das Zeug zu einem guten Titel.
In den Strophen, die dann folgen fehlt mir das konkret Greifbare.
Schon in der ersten Zeile bleibst du sehr vage:
Zitat: | Bei einem Gedanken mache ich halt |
Ich frage mich sofort: welcher Gedanke? Und ich bin etwas enttäuscht, dass da nur eine Spur verlischt.
Ein Gedanke, der den Autor einhalten lässt und der es ihm wert ist, ein Gedicht damit zu beginnen, der aber dann nicht konkret wird. Ich finde, das schwächt den Einstieg etwas. Der Gedanke verlischt, bevor er sichtbar geworden ist.
Bis hierhin kann ich noch keinen Bogen zu Titel schlagen. Und lese erst einmal weiter.
Zitat: | Die Leute in ihrem Schmerz,
die dem Ruf der Freiheit folgen.
Die Stille wird übertönt
die freie Welt auf einem Park
vom matten Schein umgrenzt. |
Auch hier beginnst du mit einem recht ungenauen Bild: "die Leute" klingt für mich zu allgemein. So in etwa tratscht es hin und wieder in meiner Nachbarschaft: jaja, die Leut' ...
Ich hoffe, ich formuliere das nicht zu garstig, denn es ist nicht so gemeint. Ich wüsste halt nur gerne als Leser deiner Lyrik von wem genau du eigentlich sprichst: bei dem ersten Gedanken, genau wie bei den folgenden Leuten.
Der Titel lockt und dann verliert sich das Weitere etwas ungenau im Nebel.
Dabei will ich doch was Durchschlagendes über die Freiheit hier finden. Also: welcher Gedanke, welche Leute in welchem Schmerz. Mir ist das noch zu allgemein und zu vage.
Und ich muss raten, wovon du sprichst:
Zitat: | die freie Welt auf einem Park |
... es könnte einen aktuellen Bezug zu den jüngsten Versammlungen im Gezi-Park von Istanbul haben. Aber das ist nur geraten, weil von Freiheit und Park die Rede ist und mich das rein assoziativ aktuell daran erinnert. In deinem Gedicht steht es allerdings nicht, also kann ich voll daneben liegen mit meiner ganz privaten Assoziation.
Wenn du diese Assoziation aber durchaus hervorrufen wolltest, könnte es nicht schaden, noch ein wenig "nachzupfeffern" weil es nur ein paar Wochen später sein bräuchte, um die aktuellen Nachrichtenbilder wieder aus den Köpfen zu haben, die es braucht, um dein Gedicht damit zu verknüpfen.
Eigentlich sollte es aber dann umgekehrt sein: dass dein Gedicht es allein schafft, an solche Ereignisse zu erinnern und Bilder zu schaffen, die einem solche Assoziationen wieder ganz konkret aus dem eigenen Hirnarchiv herauslocken.
Weiter geht es:
"Frei sein von Unterdrückung heißt es.
Doch Wünschen ist es."
Ist mir zu sehr Phrase und ruft in mir nicht allzu viel hervor.
Und noch eine Schwächung kommt am Schluss:
Zitat: | Wandel zeigt sich erst nach Jahren,
oft mehr als man sich erwartet,
Seid bloss wachsam.
Oder lasst es sein. |
Hier erklärst du deinem Leser, dass er sich mit seiner eventuell vorhandenen Frieheitssehnsucht, die ihn ja in dein Gedicht gelockt hat, bitte ein paar Jahre gedulden soll , . Das wirkt nun nach dem leicht Parolenhaften oben (frei von Unterdrückung) doch etwas altväterlich und auch dies ist nicht gemein gemeint, sondern einfach kritisch angemerkt.
Insgesamt fällt dein Gedicht nach dem Titel relativ schnell ab. Ich meine zu ahnen dass es an den etwas nebulösen Bildern (ein unbenannter Gedanke) und den allgemein gehaltenen Bildern (die Leute) sowie dem leicht phrasenhaften liegen könnte.
Was allerdings auch der Fall sein kann: dass ich dein Gedicht einfach nur nicht verstanden habe und andere Leser über meine Kritik empört den Kopf schütteln, weil sie den Gehalt im Gegensatz zu mir voll erfasst haben.
Dann war ich nur nicht dein Zielpublikum und verdrücke mich bescheiden und versuche bald selbst mal wieder zu dichten
LG von der Ratte
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Goldlotos
Gänsefüßchen
 Alter: 56 Beiträge: 39 Wohnort: 83209Frauenchiemsee
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 19.06.2013 19:17
von Goldlotos
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Ein Gedanke darf verlöschen,wenn dann die Überleitung zum nächsten Gedanken konkretisiert wird und die Leere gefüllt oder gefühlt werden soll..Entschuldigung war jetzt auch nebulös ,liegt wohl an der Hitze (40Grad unterm Dach juhu)
_________________ Flämchen Kleine Fünkchen stieben über warmem Honigmund...Feuerelfen fliegen...knisternd heiß aus dem Kamin..wohin?...Sich zu vereinigen mit würzigem Kräuterduft. |
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archeios
Gänsefüßchen
 Alter: 63 Beiträge: 22 Wohnort: Wien
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 21.06.2013 06:05 Antwort an Ratte und Goldlotos von archeios
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Worum geht es in dem Gedicht? Inwieweit ist es mit den Geschehnissen im Gezi Park in Verbindung zu bringen? Warum muss etwas erlöschen, bevor etwas neues entstehen kann, warum braucht es Symbole wie den Gezi Park, geht es nicht jedem von uns an? Deswegen sind vage die Leute genannt. Zugegeben, das ist zu allgemein. Auch der Schmerz ist nicht nachvollziehbar. Also werde ich noch etwas brauchen, bis daraus etwas wird, es geht mir ja um den Prozess des Schreibens.
Danke dir Ratte und danke dir Goldlotos für eure nette und kompetente Unterstützung. bei meinen Versuchen.
Bis bald an dieser Stelle, könnt mir aber auch eine PN schicken. Ich hoffe darauf, dass die Freiheit des Internets erhalten bleibt.
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Abari
Alla breve
 Alter: 42 Beiträge: 1887 Wohnort: ich-jetzt-hier
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 06.04.2014 18:11
von Abari
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Hallo archeios,
auch ich würde, wie Literättin, vom Titel angelockt. Freiheit ist ein großartiges Thema, weil es als Abstraktum alle möglichen Assoziationen zulässt.
Bei deinem Gedicht profiliert sich die von dir gemeinte Freiheit nicht bei mir. Wenn das so gewollt ist, solltest du das an irgendeiner Stelle dem Leser "verraten" - direkt oder metaphorisch. Z.B. durch den Titel "Freiheit, nicht greifbar" (platter Vorschlag!).
Zum andern suche nach gesteigerten Bildern. Das Vergleichswort "wie" macht ziemlich alles kaputt, was an gutem um es herum steht.
Zitat: | betrachte seine Spur wie durch den Nachthimmel. |
funktioniert als Bild, wenn das wie einfach wegfällt, hat aber einen ganz andern Sinn als das, was du zu meinen scheinst. Bei
Zitat: | Dann erlischt die Spur wie Licht. |
geht das nicht, weil die Syntax dann verschwindet. Man könnte es vielleicht durch einen Punkt ersetzen, allerdings sperrt sich dann das dadurch viel größer gewordene "Licht" gegen den Rest des Verses und zerstört das Bild ganz.
Den Zeitbezug verstehe ich, ehrlich gesagt, nicht, weil mir dazu das Hintergrundwissen fehlt. Falls z.B.
Zitat: | Frei sein von Unterdrückung heißt es |
ein Zitat sein sollte, denke mal über eine größere Abstraktion dessen nach, die dem Freiheitsbegriff, den du proklamierst, besser entspricht und nicht durch das Wortspiel herabgesetzt wird. Gerade solche Gedichte sind nicht dazu da, das Zeitgeschehen bloß zu kommentieren, glaube ich. Sie müssen jemanden/etwas verwandeln, sonst verlieren sie viel ihres Wertes.
Ich glaube, dass du aus dem Text mehr herausholen kannst, wenn du die Bilder - die ich gut finde - etwas ordnest und stärker zeichnest.
LG
abari
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archeios
Gänsefüßchen
 Alter: 63 Beiträge: 22 Wohnort: Wien
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