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Dem Riesen juckt sein Schlafanzug


 
 
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mynameisnotearl
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Beiträge: 7



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Beitrag17.06.2013 14:04
Dem Riesen juckt sein Schlafanzug
von mynameisnotearl
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Neue Version »

Dem Riesen juckt sein Schlafanzug

Wahrscheinlich hast du es dir ja ohnehin schon gedacht, aber am liebsten sind Riesen einfach nur riesengroß. Oft stehen sie in der Gegend herum und freuen sich daran, dass sie SO RIESIG sind. Sie betrachten neugierig die kleinen Storchenbabies in ihren Nestern auf dem Schornstein, pflücken die oberste Kirsche von Tante Fannys sehr hohem Kirschbaum oder lassen sich vom Wetterhahn auf der Turmspitze an der Nase kitzeln.
Am zweitliebsten aber und das weißt du vielleicht noch nicht, tragen sie Schlafanzüge. Richtig gehört: so gemütliche Riesen-Pyjamas mit denen sie sich unter ihre Decken in ihre Bettchen kuscheln können.
Der Riese von dem ich dir erzählen will, heißt Strumpfsock. Er wird so genannt weil er nie seine Hausschuhe anziehen will, sondern... ach schau einfach mal auf deine eigenen Füße, dann weißt du was ich meine.
Eines schönen Tages hatte Strumpfsock Geburtstag und die 22 Zwerge aus den Nadelbergen überreichten ihm ein besonderes Geschenk: das ganze Jahr lang hatten sie an einem neuen Schlafanzug für ihn gestrickt.
Strumpfsock zog ihn gleich an und war so glücklich, dass ihm vor lauter Freude eine dicke Riesen-Träne über seine Wange lief, während er alle 22 Zwerge auf einmal an sich drückte.
Als er jedoch am Abend mit seinem neuen Pyjama ins Bett schlüpfte und wie immer die Decke bis über die Nase hochzog, spürte er ein merkwürdiges und sonderbares, ein lästiges und unbekanntes Jucken.
Und so geschah etwas, das ihm in seinem langem Riesenleben noch nie passiert war: er konnte nicht einschlafen. Stundenlang wälzte er sich von einer Seite auf die andere, drehte sich im Kreis herum und zählte wieder und wieder die 333 Schafe welche man für seinen Schlafanzug geschoren hatte. Zwecklos - es juckte und Strumpfsock blieb wach.

Müde wanderte er am nächsten Morgen hinauf zu den Zwergen um ihnen im neuen Schlafanzug sein Leid zu klagen.
“Wo juckt es denn genau?” fragte ein Zwerg etwas gekränkt, weil er sich beim Waschen der Wolle besondere Mühe gegeben hatte.
“Am Bauch?”
“Oder am Bein?”
“Vielleicht an den Ärmeln?”
Aber Strumpfsock konnte wirklich nicht sagen wo genau es ihn juckte. Es juckte einfach mal hier, mal da.
Deswegen holten die Zwerge kurzerhand ihre längsten Leitern aus dem Schuppen, geboten dem Riesen sich hinzulegen und kletterten auf ihm herum.

Der erste Zwerg wanderte über seinen Bauch, doch er hatte keinen Erfolg. Denn er zupft und er zupft und er zupft und er zupft, aber Strumpfsock, den juckts immer noch. Armer, armer Riese mit deinem schönen neuen Schlafanzug.

Der zweite Zwerg hüpfte und zerrte an Strumpfsocks Beinen, aber auch das war vergebens. Denn er zupft und er zupft und er zupft und er zupft, aber Strumpfsock, den juckts immer noch. Armer, armer Riese mit deinem schönen neuen Schlafanzug.

Der dritte Zwerg hangelte sich mutig die langen Arme entlang, aber du kannst dir bestimmt schon denken, was kommt. Er zupft und er zupft und er zupft und er zupft, aber Strumpfsock, den juckts immer noch. Armer, armer Riese mit deinem schönen neuen Schlafanzug.

So ging es weiter bis der 22te Zwerg an der Reihe war. Doch sein Platz war leer und sie fanden mit Schrecken auch sein Bett unbenutzt.
Genau in diesem Moment hörten sie ein leises Wimmern, welches direkt aus dem Schlafanzug zu kommen schien. Es klang wie “Ich bin hier drin” oder “Holt mich hier raus” oder “Hilfe, ich stecke im Schlafanzug fest”. Aber keiner konnte sich einen rechten Reim daraus machen, was das wohl zu bedeuten habe, bis Strumpfsock die glänzende Idee hatte, seinen Schlafanzug doch einmal auszuziehen und der fehlende Zwerg namens “Kratzebart” aus dem Ärmel gekrochen kam.
Nun löste sich auch das juckende Rätsel. Denn bei der überschwänglichen Umarmung für sein Geschenk hatte Strumpfsock den kleinen Zwerg in seinen neuen Schlafanzug hineingedrückt, wo dieser, kuschelig-warm, glatt eingeschlafen war. Und als er im Dunkel der Nacht erwachte und vergeblich versuchte einen Weg aus dem Woll-Labyrinth zu finden, brachte er Strumpfsock um seinen Schlaf.
Nachdem Kratzebart seine Geschichte zu ende erzählt hatte, mussten alle herzlich lachen und obwohl gerade erst gefrühstückt wurde, zogen alle Zwerge wieder ihre Schlafanzüge an und quatschten und alberten herum bis sie spät nachts in ihre Betten fielen und friedlich einschliefen.
Und Strumpfsock? Der schnarchte in seinem neuen Schlafanzug so laut wie nie zuvor und wenn die Motten diesen nicht entdeckt haben, dann tut er das wohl immer noch.

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Paradigma
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Beitrag17.06.2013 14:12

von Paradigma
Antworten mit Zitat

Die Geschichte ist aber niedlich ... nur gut, das der Riese den Kratzbart nicht versehentlich erdrückt hat.

Im ernst, ich finde diese Geschichte wundervoll für kleine Kinder - da noch ein paar Illustrationen dazu und ich würde das sofort auf meine Eiunkaufsliste setzen.


_________________
Schreib den ersten Satz so, dass der Leser unbedingt auch den zweiten lesen will.

William Faulkner
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mynameisnotearl
Schneckenpost
M


Beiträge: 7



M
Beitrag17.06.2013 14:16
AKTUELLERE VERSION
von mynameisnotearl
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Mist, ich sehe gerade, dass hier noch eine aktuellere Version ist:

Dem Riesen juckt sein Schlafanzug

Wahrscheinlich hast du es dir ja ohnehin schon gedacht, aber am liebsten sind Riesen einfach nur riesengroß. Oft stehen sie in der Gegend herum und freuen sich daran, dass sie SO RIESIG sind. Sie betrachten neugierig die kleinen Storchenbabies in ihren Nestern auf dem Schornstein, pflücken die oberste Kirsche von Tante Fannys sehr hohem Kirschbaum oder lassen sich vom Wetterhahn auf der Turmspitze an der Nase kitzeln.

Am zweitliebsten aber, und das weißt du vielleicht noch nicht, tragen sie Schlafanzüge. Richtig gehört: so gemütliche Riesen-Pyjamas, mit denen sie sich unter ihre Decken in ihre Bettchen kuscheln können.
Der Riese, von dem ich dir erzählen will, heißt Strumpfsock. Er wird so genannt, weil er nie seine Hausschuhe anziehen will, sondern... ach schau einfach mal auf deine eigenen Füße, dann weißt du, was ich meine.

Eines schönen Tages hatte Strumpfsock Geburtstag und die 22 Zwerge aus den Nadelbergen  überreichten ihm ein besonderes Geschenk: das ganze Jahr lang hatten sie an einem neuen  Schlafanzug für ihn gestrickt.
Strumpfsock zog ihn gleich an und war so glücklich, dass ihm vor lauter Freude eine dicke Riesen-Träne über seine Wange lief, während er alle 22 Zwerge auf einmal an sich drückte.

Als er jedoch am Abend mit seinem neuen Pyjama ins Bett schlüpfte und wie immer die Decke bis über die Nase hochzog, spürte er ein merkwürdiges und sonderbares, ein lästiges und unbekanntes Jucken.         
Und so geschah etwas, das ihm in seinem langem Riesenleben noch nie passiert war: er konnte nicht einschlafen. Stundenlang wälzte er sich von einer Seite auf die andere, drehte sich im Kreis herum und zählte wieder und wieder die 333 Schafe, welche man für seinen Schlafanzug geschoren hatte. Zwecklos - es juckte und Strumpfsock blieb wach.

Müde wanderte er am nächsten Morgen hinauf zu den Zwergen, um ihnen im neuen Schlafanzug sein Leid zu klagen.
“Wo juckt es denn genau?” fragte ein Zwerg etwas gekränkt, weil er sich beim Waschen der Wolle besondere Mühe gegeben hatte.
“Am Bauch?”
“Oder am Bein?”
“Vielleicht an den Ärmeln?”
Aber Strumpfsock konnte wirklich nicht sagen, wo genau es ihn juckte. Es juckte einfach mal hier, mal da. Deswegen holten die Zwerge kurzerhand ihre längsten Leitern aus dem Schuppen, geboten dem Riesen sich hinzulegen und kletterten auf ihm herum.

Der erste Zwerg wanderte über seinen Bauch, doch er hatte keinen Erfolg. Denn er zupft und er zupft und er zupft und er zupft, aber Strumpfsock, den juckts immer noch. Armer, kleiner Riese mit deinem schönen neuen Schlafanzug.

Der zweite Zwerg hüpfte und zerrte an Strumpfsocks Beinen, aber auch das war vergebens. Denn er zupft und er zupft und er zupft und er zupft, aber Strumpfsock, den juckts immer noch. Armer, kleiner Riese mit deinem schönen neuen Schlafanzug.

Der dritte Zwerg hangelte sich mutig die langen Arme entlang, aber du kannst dir bestimmt schon denken, was kommt. Er zupft und er zupft und er zupft und er zupft, aber Strumpfsock, den juckts immer noch. Armer, kleiner Riese mit deinem schönen neuen Schlafanzug.

So ging es weiter bis der zweiundzwanzigste Zwerg an der Reihe war. Doch sein Platz war leer und -oh Schreck- auch sein Bett war unbenutzt.

Genau in diesem Moment hörten sie ein leises Wimmern, das direkt aus dem Schlafanzug zu kommen schien. Es klang wie “Ich bin hier drin” oder “Holt mich hier raus” oder “Hilfe, ich stecke im Schlafanzug fest”. Aber keiner konnte sich einen rechten Reim daraus machen, was das wohl zu bedeuten habe, bis Strumpfsock die glänzende Idee hatte, seinen Schlafanzug doch einmal auszuziehen. Da kroch der vermißte Zwerg mit Namen Kratzebart aus dem Ärmel heraus!

Nun löste sich auch das juckende Rätsel. Denn bei der überschwänglichen Umarmung für sein Geschenk hatte Strumpfsock den kleinen Zwerg in seinen neuen Schlafanzug hineingedrückt. Dort war er in der kuscheligen Wärme prompt eingeschlafen - so sind sie nun einmal, die Zwerge.
Und als er im Dunkel der Nacht erwachte und vergeblich versuchte, einen Weg aus dem Woll-Labyrinth zu finden, brachte er Strumpfsock um seinen Schlaf.

Nachdem Kratzebart seine Geschichte zu Ende erzählt hatte, mussten alle herzlich lachen, und obwohl sie gerade erst beim Frühstücken waren, zogen alle Zwerge ihre Schlafanzüge wieder an und quatschten und alberten herum, bis sie spät nachts in ihre Betten fielen und friedlich einschliefen.

Und Strumpfsock? Der schnarchte in seinem neuen Schlafanzug so laut wie nie zuvor, und wenn sich zum Winter keine Igel darin verkrochen haben, dann tut er das wohl immer noch.
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Gamone
Geschlecht:weiblichEselsohr
G

Alter: 46
Beiträge: 360
Wohnort: NRW


G
Beitrag18.06.2013 11:44

von Gamone
Antworten mit Zitat

Die Geschichte ist wirklich sehr Kleinkindertauglich.  Der Hennie (2) sucht jetzt ständig in seinem "Na-tatug" nach einem "Wekk" und schüttelt die Klammotte fürchterlich bevor er sie anzieht wink

_________________
Gut ist besser als schlecht!
*H.S.*

***

... du solltest öfters vom Dach springen ...
*Lapidar*
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Gast







Beitrag18.06.2013 11:57

von Gast
Antworten mit Zitat

Hallo mynameisnotearl,

das wird wohl so gehen ... Finde ich mal, als Nicht-Prosaist. Auf der Fein-Ebene würde ich aber schon noch was daran tun, "Riesen", die in "Bettchen" schlafen, finde ich zum Beispiel leicht daneben; "einen Reim aus etwas machen" müsste "einen Reim auf etwas machen sein", oder?! Und die Zeichensetzung halt ... Aber insgesamt gefällt's mir.

Gruß,

Soleatus
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mynameisnotearl
Schneckenpost
M


Beiträge: 7



M
Beitrag18.06.2013 21:24

von mynameisnotearl
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Vielen Dank schonmal. Freut mich, dass es euch gefällt. Interessant finde ich, dass der Riese im "Bettchen" auf so viel Widerspruch (bist nicht der Erste) stößt. Ich persönlich finde das eigentlich sehr nett... gerade im Bezug auf kleine Kinder, denen die Geschichte ja in ihrem eigenen kleinen Bettchen vorgelesen wird.

Aber mit der Zeichensetzung geb ich dir voll und ganz recht... da hau ich intuitiv immer daneben... smile
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Annovella
Schneckenpost
A

Alter: 51
Beiträge: 13
Wohnort: BaWü / Deutschland


A
Beitrag27.06.2013 22:10

von Annovella
Antworten mit Zitat

Paradigma hat Folgendes geschrieben:
Im ernst, ich finde diese Geschichte wundervoll für kleine Kinder - da noch ein paar Illustrationen dazu und ich würde das sofort auf meine Eiunkaufsliste setzen.


Ich auch.   Smile

Wirklich eine total süße Geschichte.
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