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ricochet Eselsohr
Alter: 68 Beiträge: 389 Wohnort: Graz
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15.04.2013 07:00 Gottfried Benns eherne Gebote von ricochet
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Hallo Leute,
da ich gerade "Gedichte schreiben" von Thomas Wieke (Verlag Autorenhaus) lese, stoße ich auf die "ehernen Gebote", wie sie G. Benn bezüglich Gedichten formuliert hat:
1. Keine Andichtung unbelebter Gegenstände!
Ausnahme: Eichendorff.
2. Keine Wie-Vergleiche!
Ausnahme: Rilke.
3. Keine Farben!
Ausnahme: Blau.
4. Keine Esoterik!
Ausnahme: auf realistischer Basis
Ich frage mich, wie man nur so einen Unsinn aufstellen kann ... Oder übersehe ich da was? Wie geht es euch damit?
rico
_________________ Ich schreibe, also bin ich. |
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Paradigma Klammeraffe
Alter: 54 Beiträge: 959 Wohnort: Östlich von Westfalen
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15.04.2013 07:31
von Paradigma
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Vielleicht den Spaß-Faktor?
Ohne den Kontext zu kennen: Ich halte das für eine scherzhaft gemeinte Übertreibung – um den ernst gemeinten Kern "medienwirksam" zu verpacken.
Gemeint dürfte sein:
Halte dich zurück mit der Andichtung unbelebter Gegenstände, verwende Wie-Vergleiche sparsam, es soll auch nicht jedes Gefühl als Farbe symbolisiert werden. Außerdem wirkten esoterische Gedichte meist furchtbar überkandidelt.
Nur: Wie langweilig ist das denn?
Das wäre einem Dichter, wie Benn es war, völlig unwürdig.
_________________ Schreib den ersten Satz so, dass der Leser unbedingt auch den zweiten lesen will.
William Faulkner |
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ricochet Eselsohr
Alter: 68 Beiträge: 389 Wohnort: Graz
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15.04.2013 08:39
von ricochet
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Ich fürchte, der Benn hat das ernst gemeint.
rico
_________________ Ich schreibe, also bin ich. |
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kskreativ Märchenerzähler
K Alter: 59 Beiträge: 2232 Wohnort: Ezy sur Eure, France
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K 15.04.2013 08:42
von kskreativ
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Peinlich? Enge Sichtweise? Wie auch immer, du musst dich ja nicht daran halten.
_________________ C'est la vie. oder: Du würdest dich wundern, was man so alles überleben kann. |
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ricochet Eselsohr
Alter: 68 Beiträge: 389 Wohnort: Graz
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15.04.2013 09:08
von ricochet
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kskreativ hat Folgendes geschrieben: | du musst dich ja nicht daran halten. |
Was auch das Letzte ist, was mir einfällt. Dennoch - ein G. Benn hat das gesagt und damit haben diese "ehernen Gesetze" einen gewisse Autorität. Benn war nicht einfach jemand wie du oder ich. Benn war ein Lyriker, an dessen Bedeutung keiner von uns auch nur annähernd heranreicht. Ausgerechnet der sollte einen derartigen hanebüchenen Blödsinn von sich gegeben haben?
rico
_________________ Ich schreibe, also bin ich. |
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kskreativ Märchenerzähler
K Alter: 59 Beiträge: 2232 Wohnort: Ezy sur Eure, France
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K 15.04.2013 09:20
von kskreativ
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ricochet hat Folgendes geschrieben: | kskreativ hat Folgendes geschrieben: | du musst dich ja nicht daran halten. |
Was auch das Letzte ist, was mir einfällt. Dennoch - ein G. Benn hat das gesagt und damit haben diese "ehernen Gesetze" einen gewisse Autorität. Benn war nicht einfach jemand wie du oder ich. Benn war ein Lyriker, an dessen Bedeutung keiner von uns auch nur annähernd heranreicht. Ausgerechnet der sollte einen derartigen hanebüchenen Blödsinn von sich gegeben haben?
rico |
Nobody ist perfect.
_________________ C'est la vie. oder: Du würdest dich wundern, was man so alles überleben kann. |
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Paradigma Klammeraffe
Alter: 54 Beiträge: 959 Wohnort: Östlich von Westfalen
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15.04.2013 09:58
von Paradigma
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Zitat: | Ich fürchte, der Benn hat das ernst gemeint. |
Wie kommst du darauf?
So in dieser Form wirkt das auf mich wie eine Überzeichnung, eine kleine Persiflage.
Benn war nicht kitschig und Pompös. Aber der Titel "Eherne Gesetze" ist es.
Auch die Form - eine Aufzählung mit 1., 2., 3.: Hallo, der Mann war ein begnadeter Lyriker, kein Bürokrat. Wenn er diese Form wählt, dann als Stilmittel, um seinem Text dem äußeren Anstrich eines Gesetzestextes zu geben. Nicht um seine Gedanken in Paragrafen zu gliedern und übersichtlich für den Vollidioten von nebenan zu gliedern und übersichtlich darzustellen.
Inhaltlich liegt er doch völlig richtig oder? Alle die genannten Dinge - unbelegte Gegenstände, Wie-Vergleiche, Farbsymbolik und Esoterik dürften sich in den Gedichten seiner zeitgenössischen Mit-Dichterlinge unangenehm gehäuft haben - und nicht zur Qualität der dabei entstandenen Verslein beigetragen haben.
Im Prinzip sagt er es doch klar:
Wer es kann (Eichendorff, Rilke), kann über alles dichten (auch "Esoterik") und jedes Stilmittel nutzen (selbst Farbsymbolik u. ä.).
Wer es nicht kann, sollte lieber die Finger von ein paar Dingen lassen, weil diese dann unweigerlich zu pompösen, kitschigen Gedichten führen.
Ich sehe da keinen Unsinn. Er kommt wie immer ein wenig arrogant rüber, aber so war er eben, und wer so gut ist wie er es war, kann sich das ja auch leisten.
_________________ Schreib den ersten Satz so, dass der Leser unbedingt auch den zweiten lesen will.
William Faulkner |
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Gast
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15.04.2013 10:26
von Gast
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mein ehernes gesetz:
wer die genannten und den benn nicht gern hat, der nimmt einfach robert gernhardt.
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Paradigma Klammeraffe
Alter: 54 Beiträge: 959 Wohnort: Östlich von Westfalen
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15.04.2013 10:53
von Paradigma
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Walther,
und was ist mit denen, die Benn, Eichendorff, Rilke und Gernhardt schätzen?
_________________ Schreib den ersten Satz so, dass der Leser unbedingt auch den zweiten lesen will.
William Faulkner |
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Merlinor Art & Brain
Alter: 72 Beiträge: 8666 Wohnort: Bayern
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15.04.2013 12:25
von Merlinor
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Hallo ricochet
Ich nehme mir mal die Freiheit, das Thema in die Rubrik -> Selbsthilfe -> Genre, Stil, Technik, Sprache ... zu verschieben.
Das ist schließlich eine ernsthafte schreibtechnische Diskussion und kein SmallTalk.
LG Merlinor
_________________ „Ich bin fromm geworden, weil ich zu Ende gedacht habe und nicht mehr weiter denken konnte.
Als Physiker sage ich Ihnen nach meinen Erforschungen des Atoms:
Es gibt keine Materie an sich, Geist ist der Urgrund der Materie.“
MAX PLANCK (1858-1947), Mailand, 1942 |
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Rübenach Exposéadler
R
Beiträge: 2832
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Gast
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15.04.2013 16:15
von Gast
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Zitat: | Walther,
und was ist mit denen, die Benn, Eichendorff, Rilke und Gernhardt schätzen? Very Happy
die sollen beginnen zu dichten und endlich aufhörn zu schwätzen |
Nix! Weiterschwätzen und ganz, ganz viele Lyrikbücher kaufen. Dann wird das der neue Trend, die Reime stapeln sich dann auf den Schnelldrehertischen, auf den Handys wird sich der neue soleatus runtergeladen und die aranka gibt's als Klingelton und alle walters schreiben sich von da an mit TH undundund ...
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Rübenach Exposéadler
R
Beiträge: 2832
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R 15.04.2013 16:29
von Rübenach
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das einhorn hat mit ihrer rumzitiererei meinen schönen reim zerstört. und mich gleich mit. am boden.
_________________ "Vielleicht sollten mehr Leute Schreibblockaden haben." Joy Williams |
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Paradigma Klammeraffe
Alter: 54 Beiträge: 959 Wohnort: Östlich von Westfalen
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15.04.2013 16:54
von Paradigma
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Leutz,
das ist hier ein ernsthaftes Thema - so wie die Lyrik an sich.
Nehmt euch lieber ein Beispiel an Andreas Gryhius und Robert Blairs und diskutiert Elegieen und Distichen, anstatt euch an Ringelnatzens, Morgensterns und Gernhardts Verslein zu orientieren.
Machen hier erst einen auf große Künstler und dann wird hier schätzen auf schwätzen gereimt ... echt jetzt.
Tz ...
Am Ende kauft das Zeug noch einer ...
_________________ Schreib den ersten Satz so, dass der Leser unbedingt auch den zweiten lesen will.
William Faulkner |
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