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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Postkartenprosa 03/2013
[1] Ding dong quietsch krach bumm

 
 
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seitenlinie
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Beiträge: 1829

Pokapro 2015


Beitrag01.04.2013 10:29

von seitenlinie
Antworten mit Zitat

sleepless_lives hat Folgendes geschrieben:
Die Geschichte kann in zwei unterschiedlichen Weisen gelesen werden. Die eine besteht darin nur dem Fluss der Wörter und Sätze zu folgen, ohne nachzufragen, ohne tiefer zu graben.


Das ist richtig. Aber selbst dann bleiben Begriffe und Inhalte hängen, die stimmig sein müssen.

Nehmen wir z.B. die Plastikkästchen.
Ich muss nicht wissen, dass es Handys sind. Aber ich muss spüren, dass es Teile sind, die sie in der Hand halten.
Denn wir waren kurz vorher bei Trafo-Kästen.
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KeTam
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Das goldene Gleis Ei 1
Ei 10 Ei 8
Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag01.04.2013 10:31

von KeTam
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Hallo sleepless,

dein Text war mein absoluter Favorit, er hat mich förmlich umgehauen. Erst habe ich ihn einfach so gelesen, musste ihn noch nicht mal verstehen, lies mich einfach reinziehen, mitreißen, von diesem Tempo.
Dann kam das Verstehen und ich finde, du hast dem Inhalt eine Form gegeben, die mich beeindruckt.

Lg, KeTam.
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hexsaa
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Ei 6 Extrem Süßes!


Beitrag01.04.2013 11:08

von hexsaa
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Hallo sleepless_lives,

ich stimme KeTam zu. Der Text ist einer meiner persönlichen Favoriten. An meinem Kommentar in Verbindung mit den Federn kannst du sehen, dass ich ihn anfangs interessant (6 Federn), später gut (7 Federn) und nach dem dritten Lesen der Hammer (8 Federn) fand.

LG
hexsaa


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Ich lebe in meiner eigenen Welt.
Das ist okay, man kennt mich dort.
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sleepless_lives
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Beitrag01.04.2013 15:20

von sleepless_lives
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seitenlinie hat Folgendes geschrieben:
Nehmen wir z.B. die Plastikkästchen.
Ich muss nicht wissen, dass es Handys sind. Aber ich muss spüren, dass es Teile sind, die sie in der Hand halten.
Denn wir waren kurz vorher bei Trafo-Kästen.

Hmm. Die Verbindung ist assoziativ. Im Kopf der Erzählerin. Ich weiß nicht, ob das nicht eine andere Wirkung hervorrufen würde, wenn mehr erklärt würde. Natürlich, ich hätte beispielsweise einfach ein "in der Hand" hinzufügen können, aber im Allgemeinen, wenn mal mit dem Erklären im Text angefangen hat, hört man damit nicht mehr auf und am Ende steht ein ganz anderer Text.  



Danke für das Lob, Grendel, KeTam und hexsaa. Mit dem Titel wollte ich bewusst zerstören, der Sprache Gewalt antun, aber ich glaube, das hat nicht funktioniert. Der Titel wird wohl doch recht anders wahrgenommen, als ich mir das vorgestellt habe, und eine Mischung, wie du vorschlägst, Grendel, wäre vielleicht die bessere Option gewesen.  Es freut mich natürlich sehr, dass der Text so gut ankommt. Ich war fest davon überzeugt im unteren Drittel zu landen, denn ich hab keine Kompromisse gemacht und es ist mir schon klar, dass so eine Text nicht jeden anspricht. Stattdessen habe ich mit 5 x 9 Federn und 7 x 8 Federn mehr hohe Bewertungen als beim letzten PKP mit der Siegergeschichte (glaub ich zumindest). Das wird durch eine Reihe von niedrigen Bewertungen kompensiert, ein Text, der polarisiert, und das ist keine Überraschung. Ich glaub aber, das man in der extremen Kurzform mehr wagen kann.


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Es sollte endlich Klarheit darüber bestehen, dass es uns nicht zukommt, Wirklichkeit zu liefern, sondern Anspielungen auf ein Denkbares zu erfinden, das nicht dargestellt werden kann. (Jean-François Lyotard)

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Phenolphthalein
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 838

DSFo-Sponsor


Beitrag01.04.2013 16:41

von Phenolphthalein
Antworten mit Zitat

[quote="sleepless_lives"]
seitenlinie hat Folgendes geschrieben:
Das wird durch eine Reihe von niedrigen Bewertungen kompensiert, ein Text, der polarisiert, und das ist keine Überraschung.


Hallo Sleepless,

So ging es mir eben auch. Ich brauchte eine zweiten Anlauf, um denn Sinn und die Absicht zu erkennen, aber dafür hat es mich danach überzeugt.
Für mich wirklich die beste Geschichte.
Aber wie ich an anderer Stelle schrieb, ist ein "Experiment" immer mit Risiko verbunden.

Also:
Meine Hochachtung, ich ziehe den Hut.

LG,

Phenolphthalein


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-Arthur Schopenhauer
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Mardii
Stiefmütterle

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Beiträge: 1774



Beitrag01.04.2013 19:58

von Mardii
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Am meisten hat mich überzeugt, dass der Text in einem Zug eine komplexe Situation mitnimmt. Habe nicht so sehr auf die Stimmigkeit von Details gesehen, aber verstanden, dass dieser Unfall passiert und Gleichzeitiges auf dem Balkon. Nur bis zum Zauberer von Oz konnte ich nicht vordringen. Wollte ich noch zu meinem Kommentar dazu fügen. Smile

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Ridickully
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seitenlinie
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Beiträge: 1829

Pokapro 2015


Beitrag01.04.2013 20:21

von seitenlinie
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sleepless_lives hat Folgendes geschrieben:
Natürlich, ich hätte beispielsweise einfach ein "in der Hand" hinzufügen können, aber im Allgemeinen, wenn mal mit dem Erklären im Text angefangen hat, hört man damit nicht mehr auf und am Ende steht ein ganz anderer Text.  


Auf keinen Fall erklären. Deshalb schrieb ich "spüren". Müssen es die Plastikkästchen sein, dann z.B. so:

Die Laterne schief in ihren Licht, lehnt, fällt, das Licht fällt, die Menschen schlendern, spazieren, laufen, hasten, rennen, stolpern, stürzen.
Plastikkästchen. Schwätzen, tippen, senden. 10.000 Gedanken hinein, kaum etwas heraus.
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Jenni
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Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag01.04.2013 20:56

von Jenni
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Den Zauberer von Oz habe ich irgendwann mal als Kind gesehen. Kaum Erinnerung daran. "Ding dong the witch is dead" kenne ich klar trotzdem, zwar nur als Simpsons-Adaption, aber dein Titel hat diese Assoziation bei mir leider nicht geweckt. Schade. So hat der Titel in mir den leisen Verdacht geweckt, jemand könnte dahinter zu stecken, der es mit dem Leser nicht so ernst meint. Nicht im Sinne von ernst, sondern im Sinne von "Haha, jetzt habt ihr euch so ausführlich mit meinem Text beschäftigt, obwohl ich den in zwei Stunden ...", was man bei 42 Texten und wenig Zeit eben leider schnell entscheiden muss.

Ach, ich will nur sagen: deshalb freue ich mich, wenn es wieder einen E-Wettbewerb gibt. Weil es sich dann bei jedem Text lohnt, sich ausführlich reinzudenken. Vor allem, wenn es eine Jury-Vorauswahl der Texte gibt, was ich deshalb befürworten würde.

Dein Text hat von mir 7 Federn trotzdem bekommen, für den Lesegenuss, den er vermittelt, auch ohne, dass man den Inhalt völlig durchschaut hat. Aber ich hätte gerne gewusst, dass es sich lohnt, hier so tief reinzuschauen, denn dann hätte ich diese Herausforderung gerne angenommen. smile

LG Jenni
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Gast







Beitrag01.04.2013 21:48

von Gast
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Hallo nochmal,

mir ist gerade eben klar geworden, was mich so irritiert hat, wegen deines Schlusssatzes:

Für mich (die ich den Titel der Geschichte überhaupt nicht mit dem Wizard of Oz in Verbindung gebracht habe, sondern eben die roten Schuhe und den Farbkontrast) war da eine Sinnverdrehung:

"Somewhere over the Rainbow" ... im Film ist da eine Sehnsucht, weg vom Alltag, weg vom tristen Einerlei, hin zu den Farben, dem blauen Himmel usw.
Wenn ich nun am Schluss diesen Satz lese, dann kann er (für mich) ja nicht passen, weil das Schlimme, das Unwiderrufliche geschehen ist, sie also nicht im Wunderland ist, sondern in einer Situation, in der sie nicht die Hacken zusammenschlagen und zurückkehren kann ... verstehst du?

Es ist ein Risiko, einen solchen Bezug herzustellen, weil so etwas wie der "Wizard of Oz" zwar praktisch in einem kollektiven Kulturbewusstsein verankert ist, aber wahrscheinlich doch wieder in solch unterschiedlicher Ausprägung, dass du dich nicht wirklich darauf verlassen kannst, was genau aus deiner Bezugnahme wird.

Ich hoffe, ich habe mich verständlich ausgedrückt. Der Rest meines Kommentars gilt immernoch, die acht Federn würde ich dir jederzeit wieder geben smile

Lorraine grüsst
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sleepless_lives
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Beitrag02.04.2013 16:06

von sleepless_lives
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Danke, Phenolphthalein, Mardii, Jenni, Lorraine, für die nochmalige Rückmeldung.  Bei mir ist es auch endlos lange eher, dass ich den "Wizard of Oz" gesehen habe, die 1939-Verfilmung mit Judy Garland. Aber Ding Dong und der Kansas-Satz begegnen mir immer wieder als Zitate. Und jetzt will Disney mal wieder neu verfilmen.

Lorraine, das stimmt schon, dass jeder irgendwie eine andere Vorstellung hat vom "Wizard of Oz". Das ist bei jeder Anspielung auf ein anderes Werk so, denk ich. Die Zeiten, wo es einen Kanon von Werken gab, die jeder kannte und bei denen auch die Interpretation standardisiert war, sind vorbei. Genau genommen aber, ist das ein ständiges Problem eines jeden Schriftstellers bis hinunter auf die Wortebene. Wenn ich das Wort "Berghütte" schreibe, dann verstehen wir darunter wahrscheinlich in etwa dasselbe, aber Konnotationen und individuelle Assoziationen stimmen nicht überein. Wenn es nur um die direkte Bedeutung geht, sorgt die ständige sprachliche Kommunikation für eine Angleichung, aber was darüber hinaus geht, erlaubt Unterschiede.

Mein Gedanke war eher, dass auch Dorothy nicht in Oz bleiben will, trotz allem. Der Film ist konservativ, wohin kämen wir denn, wenn Farmerstöchter aus dem Mittleren Westen in Wunderländer entkommen könnten oder wollten. "Zu Hause ist es doch am schönsten", "there is no place like home". Und wie Dorothy wohl nur geträumt hat, würden die Protagonistin und die Unfallzeugen nur zu gern aus dem (Alb)-Traum aufwachen.




Später noch mal mehr zu anderen Punkten, die in Kommentaren erwähnt wurden.


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dürüm
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Beitrag02.04.2013 20:20
Re: [1] Ding dong quietsch krach bumm
von dürüm
Antworten mit Zitat

sleepless_lives hat Folgendes geschrieben:
.

Ding dong quietsch krach bumm


Die  Straßen, die Lichter, die Häuser, die Ampeln, die Plakatwände, die Transformator-Kästen. Die zu weiten Straßen, die zu hellen Lichter, die Ampeln, die Ampeln, die Ampeln, die Kästen der elektrischen Transformation. 10.000 Volt hinein, wenig heraus. Die verborgenen Untergrund-Bahnen. Die Laternen. Die Laterne schief in ihren Licht, lehnt, fällt, das Licht fällt, die Menschen schlendern, spazieren, laufen, hasten, rennen, stolpern, stürzen. Die intelligenten Plastikkästchen. 10.000 Gedanken hinein, kaum etwas heraus. Auf nichts geachtet. Rückwärts ist vorwärts. Stürzen. Zu spät. Max kennt Lily nicht. Max, der Stille, Lily, die Besorgte, Susanne aus den Bergen. Hugo findet die Schuhe nicht. Egon kennt Anna nicht. Egon, der Kleinliche, Anna, die Verteidigerin alles Menschlichen. Hugo findet die Schuhe nicht. Findet die schnürsenkellosen Schuhe nicht. Findet die roten Schuhe nicht. Stolpern.

Da hat sich etwas zusammengebraut. An der Ecke, an der Kreuzung. Da hat sich etwas zusammengebraut neben der Brauerei. Da hat sich etwas verdichtet, ist in sich zusammengefallen, schallt und hupt und kracht und lärmt. Dumpf und blechern, schrill und hohl. Schleifend. Strohköpfe haben nichts bemerkt, von all dem habe ich nichts bemerkt, von all dem haben sie nichts bemerkt. Zu spät. Manfred, der Kontrollierte, Claudia, die Stiefelträgerin. Manfred kennt Claudia nicht. Susanne kennt Hugo nicht. Niemand hat etwas bemerkt. Zu spät. Fallen. Die harten Straßen, die Halogenlichter, die schrägen Häuser, die Ampeln, die grünen Ampeln, die roten Ampeln. Bumm. 10.000 Newton hinein, nichts heraus. Die rubinroten Schuhe, die ziegelroten Ampeln.

Einschub:  Ich liebte die frühen, stillen Morgen, wenn die Nebelschwaden an meinem schmiedeeisen-berankten Schlafzimmerfenster vorbeigeisterten, wenn die Luft kühl war, aber nicht kalt, wenn ich mit einem Kaffee bei einer Zigarette draußen saß, auf dem engen Balkon mit seinen Keramik-Blumenkästen und dem japanischen Windspiel, der kleinen Buddha-Figur auf dem Fenstersims, die Stadtgeräusche gedämpft, wie ferne Erinnerungen in ein weißes Tuch gewickelt, wenn ich hinunter sah auf die Markisen der Geschäfte und das grünliche Wasser im Fluss, das schnell dahinströmende Wasser im Fluss hinter der Steinmauer auf der anderen Seite der Straße, wenn ich die Leute sah unten auf den Gehsteigen, die Pfade, die sie beschritten, die sie zu ihren nicht sichtbaren Zielen brachten, alle unterschiedlich, unverbunden, ohne Zusammenhang. Aber nun ist Abend.

Die Tasche auf dem Boden, aufgerissen, offenstehend, die Äpfel, die grünen Äpfel. Rollen. Die roten Schuhe, die roten Ampeln, die roten Arme, die roten Beine, das blaue Licht. Rotierend.

Sie stehen beieinander, wissen nichts zu sagen. Lily berührt Max, der Susanne tröstet, die Claudia umarmt, die Manfred an der Hand fasst, der sich zu Anna setzt, die sich an Hugo lehnt, der Lily anblickt.

Nein, Dorothy, ich glaube, wir sind nicht mehr in Kansas.     

.


Das hier war mein zweiter Favorit. Ganz anders als Archegonie, dieser Text erschließt sich durch das laute Lesen, nachdem ich beim leise Lesen Knoten im Hirn hatte.

Zuerst Chaos, Tempo, Großstadtgewimmel (ich sage nur : Wimmelbilderbücher von Ali Mitgutsch) und dann dieser Absatz über den Balkon. (das hat mich nicht umsonst an die Chroniken der Menschenfresser erinnert (war es das zweite Kapitel?? Sie ritten weiter. smile extra )

Den Zauberer von Oz kenne ich nicht, deshalb habe ich das Dorothy-Zitat  bei google gesucht und gefunden. Klar war, wer so einen Text schreibt, der denkt sich bei jedem Wort etwas.

Unglaublich gut!

Gruß
Kerem

Nachträgliche 8 Federn


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Der Willige wird vom Schicksal geführt. Der Störrische geschleift.
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Ruth
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Beitrag02.04.2013 20:59

von Ruth
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Den Zauberer von Oz kenne ich auch nur metamäßig aus anderen Geschichten, in denen er erwähnt wird. Figuren hätte ich schon wiedererkannt, aber beim Titel hat es bei mir nicht geklingelt. Beim letzten Satz habe ich geahnt, dass es eine Anspielung auf irgendetwas ist, aber kam nicht darauf. Ich fand den Text aber auch ohne das gut.
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Fao
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Beitrag02.04.2013 21:09

von Fao
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Interessant smile extra Da werde ich den Text aber gleich noch einige Male lesen. Zauberer von Oz, mir auch nicht wirklich direkt bekannt, daher auch nicht beim erstem Mal aufgefallen oder assoziiert. Dennoch hat die Geschichte allein sprachlich sehr gut gefallen; schön, dass sie vorne gelandet ist.
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sleepless_lives
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Beitrag03.04.2013 16:16

von sleepless_lives
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Danke, dürüm, für die nachträglichen Federn. Der Text ist wohl in der Tat eher laut zu lesen. Ich selbst hab das gar nicht so gemerkt, wahrscheinlich weil ich in meinem Kopf alle meine Texte gesprochen höre. Aber dann hat Phenolphthalein in seinem Kommentar darauf hingewiesen, du sagst es und eine Freundin von mir meinte, dass die Geschichte sie an Monologe in meinen (frühen) Theaterstücken erinnert habe. Und die Geschichte ist wahrscheinlich auch ein Monolog. So einfach ist das.

Ruth und Fao, ja, wahrscheinlich sollte man den "Wizard of Oz" nicht mehr als bekannt voraussetzen. Das hat viel mit einer Veränderung im Fernsehprogramm zu tun, denk ich. Bis in die Achtziger Jahre haben die viele alte Filme gezeigt und ich meine Filme, die schon damals nicht 30 Jahre alt waren, sondern 50 oder mehr (und natürlich in ihrem Stil auch damals schon veraltet). Stummfilme sogar, zu normalen Sendezeiten. Charlie Chaplins "The Great Dictator", "Gold Rush" und besonders "Modern Times" hatte jeder mindestens einmal gesehen. Jetzt muss man sich das auf DVD kaufen oder in ein Kunstfilmkino gehen. Schön, dass die Geschichte auch ohne die genauere Kenntnis des "Wizard of Oz" funktioniert.


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holg
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Beitrag04.04.2013 19:05

von holg
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Den Wizard habe ich letztens erst mit den Kids geschaut. Lohnt sich noch immer und mit der neu gerenderten Blueray-Edition auf einem großen Bildschirm ist das ein wahres Fest der Sinne. Genau wie deine Story - auch wenn ich den Titel gar nicht damit assoziiert habe. Nur die roten Schuhe und den für mich völlig überflüssigen Nachsatz. (hab Dir trotzdem volle Punktzahl verpasst)

Was mir durch den Kopf ging habe ich ja geschrieben...

Jetzt im Nachhinein passen natürlich auch die Anspielungen auf die Technicolor-Farben (wurden extra für die optimale Darstellung im Film ausgewählt) Rot-Blau-Grün - Aber wo ist das Gelb?

LG
holg


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gold
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Beitrag08.04.2013 08:45

von gold
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Hallo Sleepless,

mein Kommentar kommt spät, aber trotzdem:

als erstes: ich finde deine Beschreibung klasse!

Die Szenarien deine Beitrags sind so passend eingefangen, ich liebe die Farbenspiele, die Wiederholungen, die- in ihrer Atemlosigkeit gesetzt- die Hektik der Großstadt verdeutlichen. Auch finde ich die Beschreibung der Entfremdung der Menschen, die man Tag für Tag erlebt, sehr gelungen. In all der bunten Hektik dann die besinnliche Szene des Balkons als Kontrast mit den (- vom Leser angenommenen- weißen) Nebelschwaden-wunderschön. Dem Kitsch hast du vorgebeugt durch die Verbindung mit der ersten Szene, durch den erneuten Hinweis auf die Kontaktlosigkeit der Menschen, die in die Balkonidylle schwappt.

Auch auf die Struktur bezogen, finde ich deinen Beitrag interessant: der dritte Teil, bildet die die Steigerung, die Fortsetzung der im ersten Teil beschriebenen Szene.

Inhaltlich spannt sich ein Bogen vom Beginn, der Kontaktlosigkeit, dem Fremdsein zum Miteinander- Vertrautwerden.

Was ich an deinem Text nicht so gelungen finde, ist:
a) der Titel, der eine Ergänzung des Textes darstellt:
zwar findet der Text durch ihn eine Balance, indem er die Aufmerksamkeit auf die Akustik lenkt, aber die lautmalerischen Worte muten etwas kindlich an, damit wird m.E. ein stilistischer Bruch zum sonst „erwachsenen“ Text erzeugt.

b) der Schlusssatz, der für mich in keinen Zusammenhang mit dem Text steht.

Dennoch vermögen diese beiden Punkte den sonst so gelungenen Text kaum zu schmälern!

Hätte ich befedert, hätte es von mir acht Federn gegeben.

Liebe Grüße
gold


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die zetern
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sleepless_lives
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Wohnort: München
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Pokapro VI Weltrettung in Gold


Beitrag08.04.2013 15:38

von sleepless_lives
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Hallo gold,
danke für den Kommentar und die nachträglichen hypothetischen Federn. Was den Titel und den letzten Satz angeht, wurde das auch von anderen Rezensenten erwähnt und ich habe hier etwas zu den Hintergründen gesagt. Das klärt vielleicht zumindest die zugrundeliegende Motivation.


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