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Zwölftes Kapitel


 
 
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Andi Fontäne
Eselsohr

Alter: 37
Beiträge: 268



Juan, der Bodyguard
Beitrag12.03.2013 13:32
Zwölftes Kapitel
von Andi Fontäne
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Kapitel 12

Es waren wieder einige Monate vergangen und seither gab es auch keine neuen Drohbriefe mehr. Deswegen brachte Madonnas Bruder jetzt das Thema „Neue, große, Geld einbringende Madonna-Tour“ auf den Tisch, als wir gerade beim Mittagessen zusammen saßen.
„Das wird groß, groß, groß. Wir machen die USA, Kanada, Europa, Spanien, Frankreich, Deutschland, England. Wir machen eine China-Tournee, wir gehen sogar nach Afrika, nach Russland, vor dem Kreml vielleicht sogar, das ist prestigeträchtig, meinst du nicht, Schwester?“
Ich mischte mich ein:
„Donald, wenn Sie sagen ‚wir’, meinen Sie dann Madonna?“
„Halten Sie jetzt bloß ihr dummes Maul, Juan. Ich verbitte es mir, in so einem Ton…“
„Hört auf!“, kreischte Madonna, „Diese ewigen Streitereien, ich kann es, ich will es nicht mehr ertragen. Hört endlich auf, ihr beiden. Juan, ich will auf Tour gehen, das hat nichts mit meinem Bruder zu tun.“
„Sie dürfen sich aber jetzt nicht draußen zeigen. Es ist noch zu früh. Der Fanatiker könnte gerade das ausnutzen. Wir müssen wachsam bleiben!“
„Unsinn, wieder alles Unsinn.“, kopfschüttelte Donald, „Der Typ hat seit vier Monaten keinen Brief geschickt. Es ist einfach nichts passiert, die ganze Zeit. Sie können die Tatsache wohl nicht akzeptieren, Juan, dass Sie hier vollkommen überflüssig sind. Meine Schwester befindet sich in absolut keiner Gefahr!“
Donald schwenkte sein Martiniglas mit seiner Hand, die nur noch viereinhalb Finger hatte. Dann zündete er sich eine Zigarillo an und pustete den Qualm mit großer Wonne in mein Gesicht.
„Juan“, sagte er, „Sie scheinen nicht zu begreifen, dass, wenn meine Schwester nicht wieder unverzüglich auf Tour geht, wir alles verlieren, was wir haben!“
Jetzt wurde auch Madonna hellhörig.
„Wie meinst du das?“
Donald erhob sich und stolzierte wieder in der für ihn typischen Arroganz umher, während er seinen Monolog hielt.
„Ja, Schwester, es ist jetzt Zeit, dir die Wahrheit zu sagen. Denn nun ist mir klar geworden, wie wichtig es ist, dass du unsere Situation ganz realistisch einschätzt. Wir sind pleite, Schwester! Das Haus ist quasi schon weg, die Konten alle überzogen.“
Madonnas Nasenflügel wackelten nervös.
„Wie? Was? Verschuldet sagst du? Und das Haus – weg? Wie um Himmels willen konnte das denn passieren?“
„Wir haben über unsere Verhältnisse gelebt. Ja, so ist es. Niemand kann etwas dafür, es macht jetzt keinen Sinn mit dem Finger auf jemanden zu zeigen! Wir sollten nach vorne blicken.“
Ich schlug mit einer Wucht auf den Tisch, dass das teure Porzellan nur noch zu klirren vermochte.
„Jetzt ist aber mal gut“, schrie ich, „Wir wissen doch hier alle, dass du die ganze Kohle verzockt und versoffen hast, du Vollidiot! Du fährst doch jeden Abend ins Casino, ich bin dir gefolgt, Donald. Ich weiß alles.“
„Du spionierst mir heimlich nach? Das ist unfassbar! Das ist nicht länger hinnehmbar. Schwester, wir müssen ihn loswerden!“
„Oh Gott, mein geliebtes Haus“, weinte Madonna vor sich hin, „Das darf nicht wahr sein!“
„Juan, begreifen Sie jetzt, wie wichtig es ist, dass meine Schwester auf Tour geht? Neue Millionen müssen ran, sonst sind wir erledigt!“
„Du miese Ratte, ich hätte dich umlegen sollen, als wir uns das erste Mal über den Weg gelaufen sind…“
„Juan, bitte! Er ist mein Bruder! Nein, ich kann ihm nicht böse sein, er ist kein schlechter Mensch!“
Donald fasste Madonnas Hand.
„Wir müssen ihn loswerden. Er hat nicht genug Sensibilität im Umgang mit Künstlern, wie du einer bist! Er versteht nicht, was die Musik dir bedeutet. Außerdem habe ich bemerkt, wie er die Kampfhunde heimlich auf mich abrichtet.“
„Was? Stimmt das, Juan?“
„Wie? Ach quatsch!“
„Doch, es stimmt. Ich habe ihn gestern im Garten beobachtet, wie er Schaufensterpuppen mit meinen Jacketts einkleidet und sie mit Zigarillorauch anpustet und dann die Hunde dazu bringt, sie anzugreifen. Das mit meinem Finger, das war kein Unfall. Er soll uns doch beschützen, stattdessen attackiert er uns, Schwester. Er ist ein Feind, er muss sofort gehen.“
„Juan, das sind schwere Vorwürfe. Und ich bin zutiefst enttäuscht von Ihnen. Haben Sie wirklich die Hunde auf meinen Bruder abgerichtet?“
„Mh…na gut, ja! Ja, ich hab’s gemacht. Aber ich hab’s nur gemacht, weil der Kerl so ein dämlicher Idiot is, Junge. Echt jetzt!“
„Das ist nicht hinnehmbar, Schwester. Du musst ihn feuern!“
„Oh Juan, wie konnten Sie nur?“
„Ach, jetzt stellt euch mal nicht so an, der Kerl ist doch ohne Finger genauso ein Idiot, wie mit. Der hat die ganze Kohle verzockt, Junge, checkst du das nicht? Ey, wach mal auf, Junge, wirklich. Dein Bruder is das Problem.“

Nun sprang Madonna auf und stapfte zur Tür, dann drehte sie sich um und sagte:
„Ich verlange, dass diese Streitigkeiten sofort ein Ende haben! Ich werde ab nächsten Monat meine Tour beginnen. Donald, du rufst sofort die Agentur an, die sollen Termine machen. Auch bei diesem Kreml-Dings, oder was das da ist. Und Juan, Sie werden mich beschützen! Ich weiß, dass sie es niemals zulassen würden, dass mir etwas passiert, und das soll mir als Versicherung reichen, dass ich unbeschadet meine Tour überstehen werde. Guten Tag noch, die Herren!“
Dann war sie weg. Ich sah Donald an, wie er sein Martini schwenkte und mich triumphierend anlächelte. Ich sagte ihm:
„Du bist echt so scheiße, Junge. Die ganze Kohle von deiner Schwester verballert… hast du echt kein schlechtes Gewissen, Junge? Wirklich ey.“
„Lassen Sie es mich so sagen, Juan: Ihre Zeit hier ist begrenzt. Sie werden früher oder später verschwinden und dann wird es wieder so sein, wie es früher war, in besseren Zeiten. Sie werden uns nie verstehen, Juan, denn wir beide, wir leben in zwei unterschiedlichen Welten. Wir – das sind die erfolgreichen Stars, die Vorbilder für ganze Nationen, die, die dem Leben die Seele und die Schönheit und den Glanz verleihen. Sie – das ist der bodenständige, hart arbeitende Durchschnittsbürger, der es niemals schaffen wird, Massen zu begeistern, ihnen Lichtblicke zu verschaffen, weil er so verdammt langweilig ist, weil sein Leben so verdammt langweilig ist. Kurz: Von uns wird dieses Leben, das wir führen, erwartet. Für uns gibt es keinen Stillstand, keine Pausen, für uns geht es immer nur rauf und runter. Und jetzt, mein werter Juan, müssen wir sehen, dass es wieder rauf geht mit uns. Und da stehen Sie nur im Wege.“
„Junge, junge. Du bist mir einer, mit deinem Glanz und deiner Seele. Das glaubst du echt, Junge? Du bist nur ein voll gekokster Spieler, der die ganze Kohle von seiner Schwester verballert. Du machst mich echt krank, echt jetzt. Echt, Junge, du spinnst doch total. Meinste etwa, ich wüsste nicht, wie das ist, mit dem Geld verlieren? Junge, bei mir, da geht’s immer nur rauf und wieder runner, und wieder rauf, und dann wieder runner. Echt jetzt, aber weißte, Junge. Ich glaub ich hab was gelernt, und dafür bin ich dir echt dankbar, wirklich. Durch dich hab ich echt gecheckt, was für ein Versager ich war. Und das kommt jetzt nicht mehr vor. Ich mein, deine Schwester, die ist wirklich klasse, Junge. Also ich mein, ich würde die sofort nehmen, wenn es ginge. Aber du weißt ja, ich bin ihr Bodyguard, und das kann ich nicht machen. Ich bin ja nicht so n Spasti, wie du, Junge, der nicht checkt, was für’n toller Mensch die Madonna ist. Und so nem tollen Menschen tut man nicht weh, Junge. Is so!“

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