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Autor |
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adelbo Reißwolf
Beiträge: 1830 Wohnort: Im heiligen Hafen
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04.02.2013 21:19
von adelbo
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@ firstoffertio
Zitat: | Hallo Adelbo,
ich lese deine Geschichte nun nicht zum ersten Mal. Ich finde sie gut. Das ist gut. Zwei Dinge:
Da du ja eher beobachten als urteilen möchtest, wäre es vielleicht besser, den zweiten Teil hier wegzulassen?
Eine nahezu kitschig anmutende Idylle, die durch etwas gestört wird. (Ja, ich werde den zweiten Teil weglassen.)
Den letzten Satz verstehe ich nicht ganz. Es klingt für mich, als sollte der Vater öfters mit dem Kind an den Strand zum Baden gehen. Er mag aber ja nicht die Zeit dafür haben? Und komisch kommt es mir vor, dass Vanessa sich gerade darüber Gedanken macht, nach dem Gespräch, das ja zu vielen mehr anregen könnte. Da stehe ich etwas auf dem Schlauch. (Das war gedacht, um die Unsicherheit von Vanessa zu dokumentieren. Sie fühlt sich unwohl bei der ganzen Geschichte, aber sie kann dem Mann im Grunde genommen wenig Greifbares vorwerfen. So, warum geht er mit dem Kind nicht woanders hin und eben, im Sommer an der See, ist das doch recht wenig für das Kind. Es ist für diese Woche genug.) |
Danke Dir firstoffertio für deine Meinung. Gerne immer wieder. Eine Überarbeitung werde ich die Woche einstellen.
LG
adelbo
_________________ „Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel.“
Bertrand Russell |
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adelbo Reißwolf
Beiträge: 1830 Wohnort: Im heiligen Hafen
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07.02.2013 18:13
von adelbo
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Zitat: | Hallo adelbo,
gefällt mir.
Dankeschön Frank. Entschuldige, hat es etwas länger gedauert, mit dem Antworten. Bin sehr bissy und schwirre irgendwo in Norwegen herum, quer durch das Internet.
eine mal wieder sehr interessante (fast) beispielhafte Alltäglichkeit, wie und worüber (erwachsene) Menschen auf welche Nebenbei-Art ins Gespräch kommen – leer plappernd (und sie meinen es tatsächlich wichtig – ihr wie worüber Sprechen), als ging es um einen Ball, der zufällig ins Wasser gefallen ist. Das Kind wird hier zu einem Neutrum – egal, ob der Mann oder auch diese Vanessa darüber eiffern. (das finde ich jetzt sehr schade, dass du das so empfindest. Das sollte auf keinen Fall so rüber kommen, dass sich Vanessa ereifert. Die redet eigentlich nur so viel, weil sie total verunsichert ist. Vielleicht sogar im Moment mit dieser Situation überfordert.) Und,
textal so fein selbstspiegelnd dargestellt , wie es diese hier beiden Protagonisten (Mann, Vanessa) unbewusst schaffen, sich selbst, quasi in der hilflosen Opferrolle dem Hauptprota Neutrum Kind gegenüber zu sehen, ohne zu bemerken, dass sie einzig diejenigen sind, die nicht mehr kommunizieren können – umso mehr umso weniger dem Wesen Kind gegenüber. Als läge es, was auch immer an Kontroverse, erstmal am Kind ...
Die, vom Text als klischeehafte Ist-Umgebung benannt und provoziert, spiegelt mMn letztlich sehr ähnlich jene empfundenen Erwachsenenklischees wider – als läge eine Distanz, zum definierten Neutrum gewordenen Ballast Kind fast schon evolutionär am Wesen Kind selbst, als läge die prmäre Fürsorge dem Kind gegenüber vor allem darin, einen formalen Überlebensraum zur Verfügung zu stellen, als wäre es so ...
Mich persönlich hat Dein Text zwischenzeilig und auch in direkter Bildebene (unter meiner Brille) gut berührt – mich wieder mal in die armselige Erwachenenwelt gut reingestoßen ...
Ebenso sprachlich fühle ich mich sehr realistisch von Deinem gesetzten Erzählton durch den Text geführt.
Paar kleine Frank-Krittels mal folgend angefügt ( Du weißt ja, einzig meine Brille )
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Idylle
Achtlos lässt Vanessa ihr Fahrrad auf die Wiese neben der Uferpromenade fallen. Sie kann nicht mehr und Martin wird es irgendwann schon bemerken, dass sie nicht mehr hinter ihm her fährt.
Sie setzt sich erschöpft auf eine Bank, streckt die Beine weit von sich und atmet tief ein und aus.
Ein paar Meter vor ihr, am Ende des leicht abschüssigen Geländes Strandes, <-- der Strand verwirrt mich auch ( Gelände fände ich jetzt etwas irreführend zu allgemein. Es ist Sand mit Tang und ein paar Steinen. Ich werde darüber nachdenken. (und das Komma brauchts mMn nicht ) plätschern die Wellen über feinen Kies. Schäfchenwolken wandern am blauen Himmel. Durch türkisfarbenes Wasser gleiten Segelschiffe mit weißen oder bunten Segeln und nicht weit entfernt, liegen geruhsam vor sich hinschaukelnd e <-- Fischerboote und vertäute Kanus. Ein paar Schwäne schwimmen heran, um das klischeehafte Motiv einer Ansichtskarte vom Meer zu vervollständigen. Es riecht nach Fisch und Tang.
Eine nahezu kitschig anmutende Idylle, die durch etwas gestört wird.
Zwischen den Fischerbooten leuchten immer wieder zwei gelbe Punkte auf. Vanessa schaut genauer hin.
Sie sieht ein Kind, mit Schwimmärmchen, das zwischen den Booten im Wasser herumtollt und fröhlich ruft: „Ich komme nicht raus. Jetzt noch nicht.“ Es bewegt sich nahe an einem Seil, das eines der Boote sichert und das sich im Taumel der Wellen mal spannt und entspannt.
Vanessa dreht sich um und sieht hinter einer Bank einen Mann mit einer Sonnenbrille stehen. In der Hand hält er ein graues Handtuch.
Er hat Vanessas Blick bemerkt. Als müsse er darauf antworten: „Soll sie eben drin bleiben. Es wird ihr schon kalt werden. Dann kommt sie von alleine raus.“
Vanessa schaut zwischen der Sonnenbrille und den gelben Schwimmärmchen hin und her.
„Sie hört sowieso nicht. Also lasse ich sie.“ Der Mann rollt das Handtuch in den Händen.
„Schwimm von den Seilen weg. Hörst du“, brüllt er nach. Das Kind sucht die Seile, sieht das eine und tappt mit den gelben Ärmchen über das Wasser von ihm weg.
Vanessa denkt, warum geht er nicht an eine andere Stelle, an einen Strand, wo es keine Seile gibt. Dort, wWo das Kind ungehindert schwimmen und toben kann.
Als könne er ihre Gedanken lesen. (Ich denke darüber nach. Ein wenig wundere ich mich, dass du das einfügen würdest. Ich dachte eher, du würdest sagen, warum dieser Hinweis ) „Sie hat keine Ruhe gegeben. Sie wollte ins Wasser. Jetzt lasse ich sie machen.“
„Das kenne ich. Von meiner Nichte“, sagt Vanessa. „ Wenn sie etwas will, setzt sie es durch. Sie ist etwa im gleichen Alter.“
„So sind sie“, sagt die Brille der Mann. „Ich bin alleinerziehender Vater. Seit einem Jahr. Davor war sie bei ihrer Mutter. Von ihr wurde sie ständig verprügelt.“
Erschrocken schaut Vanessa auf das Kind.
„Eine Nachbarin rief mich an, als ihr das Geschrei aus der Wohnung zu viel wurde. Ihre Mutter hat natürlich alles abgestritten. Da habe ich das Jugendamt eingeschaltet.“
Die Schwimmärmchen schaukeln über dem Wasser, nahe an den Seilen.
„Geh da weg“, schreit der Mann. Wortlos robbt das Kind in die andere Richtung und lässt sich von den Wellen tragen.
„Die haben die Mutter erwischt, als sie auf das Kind einschlug. Es hat sich gewehrt.“
„Bekommt sie keine blauen Lippen?“ Vanessa versucht abzulenken. „Sie muss doch frieren.“
„Die ist zäh“, sagt der Mann. „Jetzt ist sie bei mir. <-- hierzu fehlt mir eine kleine Zusatzerklärung, warum ist sie bei ihm??? / denn er, dieser Brillenmann ist doch davor zum Kind ein Fremder, oder? (Nein, es ist der Vater. Oben steht er ist alleinerziehender Vater.) Meine Freundin ist wegen ihr abgehauen.“ Er zuckt mit den Schultern. „Aber was soll`s. So ist es eben.“
Vanessa überlegt, soll sie aufstehen. Martin müsste doch längst gemerkt haben, dass sie nicht mehr da ist.
Das Kind hat jetzt festen Boden unter den Füßen. Es steht, ein kleines schmales Wesen, mit gelben Schwimmärmchen mitten in der bunten Postkartenidylle.
„Ich war gestern mit meiner Nichte im Erlebnispark“, erzählt Vanessa. Sie hätte nicht sagen können, warum sie es erzählt. „Es war fast unmöglich sie von manchen Fahrgeschäften wegzubekommen. Sie wollte absolut nicht hören. Gott sei Dank hat sie vor Achterbahnen und Ähnlichem noch Angst.“
„Angst kennt die überhaupt nicht.“ Der Mann zeigt auf das herannahende Kind. „Die geht auf jede Bahn. Im Erlebnispark kennt sie jeder. Sie darf überall mitfahren. Wenn ich meine Ruhe haben will, setze ich mich in dem Park auf eine Bank, lese die Zeitung und lasse sie machen. Bis sie es leid ist.“
Das Kind steht nun zitternd vor ihm. Es schaut zu Vanessa hinüber und ein Lächeln huscht über das zarte Gesicht.
Der Mann drückt ihm das Handtuch in die Hand. „Zieh den Badeanzug aus und trockne dich ab. Für diese Woche reicht es, hörst du.“
Vanessa blickt über den Strand aufs Meer, auf die Schiffe, die Schwäne.
„Hallo Liebes“, hört sie hinter sich Martin sagen. „Kein Wunder, dass du hängen geblieben bist. Traumhaft ist es hier.“ Er lässt sich neben ihr auf die Bank fallen. Erleichtert gibt Vanessa ihm einen Kuss.
Sie sieht zur anderen Bank hinüber. Das Kind beeilt sich, den Reißverschluss seiner roten Hose in die Höhe zu ziehen. Dann läuft es, das graue Handtuch über die Erde schleifend, dem Mann hinterher. <-- zusammen geschrieben Er steht neben einem dunklen alten Auto, blickt ihm durch die Sonnenbrille entgegen.
Vanessa gehen seine letzten Worte an die Kleine durch den Sinn. „Für diese Woche reicht es, hörst du.“ Heute ist Dienstag.
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adelbo,
habe wieder sehr gerne in Deinen zwischenzeilenden beiß-Text reingeschaut , und Dir klaro, heute ein noch weiterhin gutgelingendes Sonntagtschüss, Frank ... |
Frank, vielen Dank für deine Hinweise. Ich werde sie bei der Überarbeitung berücksichtigen.
Gerne immer wieder und einen schönen Abend.
LG
adelbo
_________________ „Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel.“
Bertrand Russell |
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