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Infodump-Alarm!


 
 
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Paradigma
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 54
Beiträge: 960
Wohnort: Östlich von Westfalen
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Beitrag28.01.2013 01:13
Infodump-Alarm!
von Paradigma
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ich habe hier ein Stück Text, das nach etlichen Seiten Einleitung und Spannungsaufbau im MS anfängt. Die Protagonistin trifft das erste Mal auf eine für die weitere Handlung essentielle Person und soll von dieser einiges an Hintergund-Informationen kriegen. Diese braucht sie dringend, damit sie mehrere Handlungsfäden miteinander verknüpfen kann. Die Infos sind also alle ziemlich wichtig.

Die essentiellen Informationen habe ich mal farblich markiert.

Sie marschiert also so gegen 8:00 Uhr in ein Cafe, das sie noch nie gesehen hat, und es gibt einen Zeitrahmen von höchstens einer oder anderthalb Stunden, in der sie die Familiengeschichte dieser Leute erfahren muss, denn danach warten andere Aufgaben auf sie. Sie kann auch nicht vorher schon Kontakt haben.

Bitte lest euch mal die Rohfassung durch und gebt mir ein Feedback, ob das jetzt unerträglicher, zum Gähnen langweiliger Infodump ist, oder ob das noch so halbwegs erträglich rüberkommt. Wie gesagt, es ist keine Anfangsszene, sondern die Leser kennen die Protagonistin und ihr Umfeld schon etwas, und haben sie schon bei dem einen oder anderen Abenteuer begleitet.

Fallen euch noch Tricks ein, wie ich hier mehr vom "Tell" zum "Show" komme?
Es dürfen gerne Haustiere, Gäste, plötzliche Regenschauer, Paketboten, Lieferanten, usw. auftreten (allerdings keine Marsmännchen), wenn sich dadurch die Infos besser verpacken lassen. Aber es muss alles in 1,5 Stunden "machbar" sein.

Ach so: dieser Text hier gehört zu dem Manuskript, für das ich für die Anfangsszenen schon mal einen Thread eröffnet hatte: "Erste Szene, erster Akt"

-------------------------------
So gegen acht Uhr meldete sich mein Magen und erwartete Aufmerksamkeit. Ein verlockender Duft nach Espresso zog mich schließlich in eine kleine Bar, die ihre fröhlichen rotweißen Sonnenschirme vor den Arkaden eines wunderschönen alten Haus aufgespannt hatte.
Ein junger Mann hatte den Kopf über den geöffneten Kaffeeautomaten gebeugt und hantierte mit einem Werkzeug zwischen den Schläuchen und Kläppchen im Inneren, im Hintergrund polierte eine ältere Frau in einer geblümten Schürze die Tische.

„Buongiorno, tutto bene?“, fragte ich.
Er fuhr erschrocken herum und stieß sich dabei den Kopf am Deckel. „Au, verdammt!“, entfuhr es ihm.  Ich starrte ihn verblüfft an. Einen Moment lang dachte ich verwirrt, dass Vincent vor mir stand, aber ich hatte mich getäuscht. Dieser Mann war etwas breiter gebaut, er hatte vollere Lippen, ein kantigeres Gesicht, seine Augen waren dunkel unter kräftigen Brauen und er war sauber rasiert.

„Scusa, ich wollte dich nicht erschrecken!“
„No, no, va bene! Es ist nur dieser dumme Automat, ich komme einfach nicht an diese Schraube, meine Finger sind zu dick!“ seufzte er. „Es gibt keinen Kaffee für dich, mein Fräulein, es tut mir sehr leid!“
Er hob bedauernd die Hände und lächelte mich entschuldigend an. Er hatte ein sehr schönes Lächeln und eine angenehme, warme Stimme.

„Soll ich es mal versuchen? Vielleicht passen die hier?“ Ich hob die Hand und wackelte mit den Fingern. Ich hatte sehr schmale Hände und lange schlanke Finger.
„Ah, Signorina, wenn du das machen würdest … bitte, komm und probiere es.“ Er hob eine Klappe in der Theke und winkte mich zu sich. „Schau, es ist dieses winzige Rädchen, das musst du einen Zahn weiterdrehen, nach links. Dann ist alles gut.“ Gemeinsam beugten wir uns über die Öffnung. Es war wirklich keine schwierige Aufgabe. Ich schob vorsichtig meine Hand in das enge Gehäuse und meine Finger erreichten problemlos die Schraube. Im Nu war die Sache erledigt.

Ich wendete ihm den Kopf zu und lächelte ihn an. „Das war einfach! Hast du sonst noch etwas zu reparieren? Ich helfe gerne!“ Er war mir so nah, das ich seinen feinen, männlichen Duft wahrnahm.
Er lachte, seine Augen strahlten. „Signorina, du hast dir ein Frühstück verdient! Ich mache dir eins, zwei, drei den besten Cappuccino von Florenz und serviere dir das leckerste Hörnchen dazu!“
Er setzte die Maschine in Betrieb und machte sich daran, sein Versprechen wahr zu machen. Er stellte die Tasse vor mir auf den Tresen und reicht mir die Hand. „Ich heiße übrigens Ernesto.“
„Ich bin Marie.“ Ich nippte vorsichtig an meinem schaumigen Getränk. „Danke für den Cappuccino, er ist sehr lecker!“

Er deutet auf meine Kamera: „Bist du auf Urlaub hier in Florenz? Gefällt es dir?“
„Zum Arbeiten.“ Ich blicke auf meiner Kamera. „Ich bin Fotografin und habe einen Auftrag hier. Und heute Morgen habe ich die Zeit genutzt, um mir die Stadt anzusehen. Es ist einfach wundervoll, ich habe so viele schöne Motive gefunden!“
„Va da sé! Das ist selbstverständlich! Florenz ist die Perle Italiens. Zeigst du mir deine Fotos?“
Ich schaltete die Kamera an und aktivierte die Bildwiedergabe. Gemeinsam beugten wir uns über die Fotos. Ich wählte eines für ihn aus: „Hier, das hier gefällt mir besonders gut.“

Das Foto zeigte ein aufgestyltes Mädchen in Minirock und High Heels mit einem aufgeregt kläffenden Hündchen. Obwohl der Hund so winzig war, zog er so stark an der Leine, dass sie hinter ihm her über das Kopfsteinpflaster stolperte und ihn nur mit Mühe halten konnte.
Ernesto lachte. „Die kenne ich. Das ist die Signorina Adele. Die läuft jeden Morgen dort vorbei und immer hinter dem kleinen Biest her. Sie arbeitet in einer Bank in der Via del Corso. Nonna Rosa, du kennst Adele doch auch. Schau mal, ist das nicht großartig?“

Er winkt die bisher mit den Tischen beschäftigte Frau an die Theke, um ihr das Bild zu zeigen. Sie humpelte zu unserem Tisch. So stellte man sich die typische italienische Großmutter vor; ein Gesicht wie ein verhutzelter Apfel mit rosigen Bäckchen, ein leichter Damenbart, das schwarze, mit silbernen Fäden durchwobene Haar in einem Knoten am Hinterkopf festgesteckt.
Rosa wirft einen Blick auf das Foto und lacht meckernd. „Ah, dieser Hund ist eine Bestie. Letzte Woche hat er mich erwischt. Er hat sich in meinen wehen Knöchel verbissen. Das dumme Mädchen hatte keine Ahnung, wie sie den giftigen kleinen Köter dazu bringen sollte, wieder loszulassen. Ich musste ihm eine mit meinem Krückstock verpassen, arme Töle. Ich hab ihr gesagt, dass sie sich lieber einen Kanarienvogel anschaffen soll!“ Ihre schwarzen Knopfaugen funkelten, als sie mit lebhafter Stimme und wild gestikulierend ihre Geschichte erzählte.
Die alte Dame ließ sich an einem Tischchen nieder, Ernesto und die Nonna beugten sich weiter über meine Kamera.
„Du fotografierst sehr schön, Mädchen! Schau mal, Ernesto, hier hat sie die Früchte auf Emilias Marktstand fotografiert und dort den dicken Fernando, wie er die Hörnchen liefert.“

Mein Handy klingelte. Vincents gut gelaunte Stimme drang aus dem Hörer. „Liebe Frau Fotografin, wo steckst du nur? Ich wollte mit dir Frühstücken, aber der Portier sagt, du bist ausgegangen?“
„Guten Morgen, lieber Herr Designer. Ja, ich bin heute morgen früh losgezogen, um mir die Stadt anzusehen. Das Shooting soll ja erst um 11:00 Uhr beginnen. Jetzt trinke ich gerade einen Cappuccino in einer netten Bar. Soll ich zurückkommen?“
„Du bist ja vielleicht eine elende Frühaufsteherin! Und ich dachte, nach all der Aufregung gestern werde ich dich kaum wach kriegen. Wo steckst du denn genau? Wenn du ein nettes Plätzchen entdeckt hast, dann können wir uns auch da treffen. Ich bringe dann dein Zeug gleich mit, dann können wir anschließend gleich weiter zur Location des Shootings.“
Ich schaue mich um, über der Bar hängt das Logo, ein Engel, der ein Gebäude in den Händen trägt. „Ich bin in der Casa Di Angelo, ganz in der Nähe des botanischen Gartens.“
–––
„Hallo? Bist du noch dran?
„Marie, ja. Ja, ich bin noch dran. Ich kenne das Haus, ich nehme mir ein Taxi und bin in einer halben Stunde da, spätestens.“ Vincents Stimme klingt gepresst, er spricht leise und hastig.
„Ich habe heute Morgen eines der Objektive auf den Nachtisch gelegt – bitte pack dass mit ein, das werden wir sicher brauchen. Ansonsten findest du alles in dem großen Rucksack, bis auf das Stativ, das liegt auf dem Koffer.“ erinnere ich ihn.
„Ist gut, Marie. Bis gleich!“ Abrupt brach die Verbindung ab.
Unsicher steckte ich das Handy ein. Vincent hatte sich so zum Schluss so seltsam angehört, was war passiert?“

Ernesto sah mich fragend an: „Schlechte Neuigkeiten? Du siehst so nachdenklich aus.
„Ich weiß nicht. Das war mein Auftraggeber, er hat sich fast böse angehört. Vielleicht ist er sauer, das ich nicht im Hotel gewartet habe. Er kommt jedenfalls gleich hierher, ihr werdet mich also noch nicht so schnell los!“
Ernesto ist unverkennbar begeistert von dieser Idee, er macht für mich und die Nonna noch mehr Cappuccini. „Bist du aus Deutschland? Ich habe dich für eine Italienerin gehalten, aber du sprichst so flüssig Deutsch?“ fragt er, während er die Milch aufschäumte.

„Ich bin Italienerin, aber ich und meine Familie leben in Deutschland. Meine Großeltern sind in den Sechzigerjahren als Gastarbeiter nach Hamburg gegangen. Na ja, sie sind nie nach Assisi zurückgekehrt, aber sie haben Italien im Herzen nie verlassen.
Die alte Frau nickt, „Ja, damals sind auch viele Familien hier aus Florenz fortgegangen. Die wenigsten sind wieder nach Hause gekommen.“
„Eigentlich wollten sie nur ein paar Jahre bleiben. Meine Mutter ist in Deutschland geboren, aber als Kind hat sie nur Italienisch gelernt, bis sie in die Schule kam. Meine Großeltern haben immer nur Italienisch mit mir gesprochen, meine Nonna spricht noch heute kaum Deutsch.“
„Und dein Vater?“, will sie wissen. „Ist der auch Italiener?“
„Ich weiß es nicht, ich kenne ihn nicht.“, sage ich kurz angebunden. Alte Frauen haben so eine Art, nach Dingen zu fragen, die sie nichts angehen!
Nonna tätschelt mir die Hand. „Mach dir nichts draus, meine Kleine: Das kommt in den besten Familien vor. Meine Tochter Irene hat drei Kinder, und keines davon kennt den Vater. Sie lebt in New York, weißt du, und hat in so einer Kommune gewohnt. Ah, das waren Zeiten damals! Aber sie hat die Kinder gut erzogen, Sie und ihre Jungs haben eine Pizzeria.“
„Nonna, Zia Irene hat nicht eine Pizzeria, sie hat ein ganzes Pizzaimperium. Eine sehr tüchtige Frau, meine Tante!“
Ich muss lachen. Ich hasse es, wenn ich zugeben muss, dass ich nicht weiß, wer mein Vater ist. Aber hier habe ich auf einmal das Gefühl, dass das gar nichts ausmacht.

Die alte Frau studierte noch einmal alle meine Fotos. „Was meinst du, Ernesto, vielleicht könnte Marie die Fotos für dein Buch machen?“, schlug sie plötzlich vor.
Nonna Rosa, wir haben doch schon drüber gesprochen: Dafür haben wir jetzt kein Geld übrig. Das muss warten, bis die Zeiten besser werden.“ Er wendet sich erklärend an mich: „Weißt du, mein Vater war Historiker, er hat alte Kochrezepte aus dem Mittelalter und der Renaissance gesammelt. Es ist wirklich eine fantastische Sammlung, die er da zusammengetragen hat. Das meiste schmeckt für unsere Begriffe ziemlich seltsam, aber ich habe sie alle ausprobiert und modernisiert.“
„Ernesto ist Koch, genau wie es meine Tochter Emilia war. Sie ist eine fantastische Köchin gewesen. Alle Feinschmecker von Florenz haben ihre Küche angebetet! Ernesto hat ihr Talent geerbt. Er hat in den letzten Jahren bei Spitzenköchen auf der ganzen Welt gearbeitet. Er ist ein Künstler mit dem Kochlöffel!“, wirft Rosa stolz ein. „Ich habe ihm gesagt, er muss aus den Rezepten ein Kochbuch machen. Es ist das Lebenswerk seines Vaters. Ernesto hat die Sammlung einem Verlag angeboten, aber ohne Fotos wollen sie die Rezepte nicht!“
„Ich habe versucht die Gerichte zu fotografieren, aber so hätte keiner das Buch gekauft! Deine Fotos von den Hörnchen und dem Obst auf dem Marktstand dagegen – die sahen richtig lecker aus!“
Ich schüttle bedauernd den Kopf: „Ich bin nur eine Woche hier und werde vermutlich alle Hände voll zu tun haben. Aber dein Essen würde ich gerne mal probieren. Habt ihr ein Restaurant hier?“


„Wir hatten eines, aber als meine Eltern bei dem Unfall gestorben sind, haben Rosa und Matteo, mein Großvater, das Restaurant geschlossen und nur mehr das Hotel und die Bar weiter betrieben. Mein Großvater ist vor einigen Monaten gestorben, deshalb bin ich nach Hause zurückgekommen, und ich habe das Restaurant wiedereröffnet, aber es läuft noch schlecht, und es gibt nur die klassische Karte. Im Moment haben wir kein Geld, um Werbung zu machen. Na ja, es ist Wirtschaftskrise, du verstehst.
„Das mit deinen Eltern und deinem Großvater tut mir leid. Liebe Frau Rosa, mein Beileid.“
Rosa nestelte ein fein ziseliertes Medaillon an einer langen Goldkette hervor. Sie öffnete es und zeigte mir die Fotos darin. Rechts ein würdiger alter Mann mit Schnäuzer und schneeweißem Haar. So wird Ernesto wohl einmal aussehen, wenn er alt ist. Die linke Seite zeigt ein junges Paar, das Mädchen heiter und fröhlich, der Mann mit einem feingeschnittenem, klugen Gesicht. Ich betrachte die Fotos und gebe das Medaillon an Rosa zurück. Wir bleiben einen Moment schweigend sitzen und trinken unseren Kaffee.

Ich sehe mich in dem Raum um. Um das Gespräch in andere Bahnen zu lenken, frage ich: „Aus welcher Zeit stammt dieses Haus?“
„Es wurde Mitte des 13. Jahrhunderts von Francesco Talenti für seine Familie erbaut – und seit damals ist sie im Familienbesitz geblieben.“
Ich schüttelte den Kopf: „Müsste mir Francesco Talenti was sagen?“
„Er hat die Loggia dei Lanzi entworfen, er war Architekt und Bildhauer. Seine Frau schon damals hat seine Frau hier ein Gasthaus geführt, dieser Tradition ist unsere Familie treu geblieben. Die Di Angelos leben hier seit 650 Jahren.“
Er sagt das mit so viel Ernst, dass ich lachen muss. Erst schaut er ein wenig verdutzt, dann lacht er auch.
„Ich übertreibe es mit meinem Familienstolz, si?“
Rosa nickt und gibt ihm einen liebevollen Klaps. Sie wendet sich an mich. „Sein Vater hat Haus und Garten nach den historischen Plänen neu gestaltet und angelegt. Es ist ein kein Wunder, das Ernesto dieses Haus liebt!“



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Beitrag28.01.2013 12:51
Re: Infodump-Alarm!
von holg
Antworten mit Zitat

Paradigma hat Folgendes geschrieben:

hi. nicht ganz mein Lieblingsgenre. aber ich schau mal drüber.

-------------------------------
So gegen acht Uhr meldete sich mein Magen und erwartete Aufmerksamkeit. Ein verlockender Duft nach Espresso zog mich schließlich in eine kleine Bar, die ihre fröhlichen rotweißen Sonnenschirme vor den Arkaden eines wunderschönen alten Hauses aufgespannt hatte.
Ein junger Mann hatte den Kopf über den geöffneten Kaffeeautomaten gebeugt und hantierte mit einem Werkzeug zwischen den Schläuchen und Kläppchen Für mich macht ein Kaffeeautomat verschiedene Kaffeespezialitäten auf Knopfdruck. In dieser Bar würde ich eher etwas old-school-mäßigeres erwarten. Und da gibt es keine kläppchen im Inneren. nur Schläuche, Leitungen, massiv aussehende Kupferteile. im Inneren, im Hintergrund polierte eine ältere Frau in einer geblümten Schürze die Tische.

„Buongiorno, tutto bene?“, fragte ich.
Er zuletzt war von der älteren Frau die Rede. fuhr erschrocken herum und stieß sich dabei den Kopf am Deckel. „Au, verdammt!“, entfuhr es ihm.  Ich starrte ihn verblüfft an. Einen Moment lang dachte ich verwirrt, dass Vincent wenn man weiss, wer Vincent ist, dann ok. sonst verwirrend. vor mir stand, aber ich hatte mich getäuscht. Dieser Mann war etwas breiter gebaut, er hatte vollere Lippen, ein kantigeres Gesicht, seine Augen waren dunkel unter kräftigen Brauen und er war sauber rasiert. Knapp, knackig. geht.

„Scusa, ich wollte dich nicht erschrecken!“
„No, no, va bene! Es ist nur dieser dumme Automat, ich komme einfach nicht an diese Schraube, meine Finger sind zu dick!“ seufzte er. „Es gibt keinen Kaffee für dich, mein Fräulein, es tut mir sehr leid!“
Er hob bedauernd die Hände und lächelte mich entschuldigend an. Er hatte ein sehr schönes Lächeln und eine angenehme, warme Stimme.

„Soll ich es mal versuchen? Vielleicht passen die hier?“ Ich hob die Hand und wackelte mit den Fingern. Ich hatte sehr schmale Hände und lange schlanke Finger.
„Ah, Signorina, wenn du das machen würdest … bitte, komm und probiere es.“ Er hob eine Klappe in der Theke und winkte mich zu sich. „Schau, es ist dieses winzige Rädchen, das musst du einen Zahn weiterdrehen, nach links. Dann ist alles gut.“ Gemeinsam beugten wir uns über die Öffnung. Es war wirklich keine schwierige Aufgabe. Ich schob vorsichtig meine Hand in das enge Gehäuse und meine Finger erreichten problemlos die Schraube. Im Nu war die Sache erledigt.

Ich wendete wandte, da kein Schnitzel und kein Auto ihm den Kopf zu und lächelte ihn an. „Das war einfach! Hast du sonst noch etwas zu reparieren? Ich helfe gerne!“ Er war mir so nah, das ich seinen feinen, männlichen Duft wahrnahm. beim ersten lesen ok. Jetzt frage ich mich, ob der sich gewaschen hat.
Er lachte, seine Augen strahlten. „Signorina, du hast dir ein Frühstück verdient! Ich mache dir eins, zwei, drei den besten Cappuccino von Florenz und serviere dir das leckerste Hörnchen dazu!“
Er setzte die Maschine in Betrieb und machte sich daran, sein Versprechen wahr zu machen. Er stellte die Tasse vor mir auf den Tresen und reicht mir die Hand. „Ich heiße übrigens Ernesto.“
„Ich bin Marie.“ Ich nippte vorsichtig an meinem schaumigen Getränk. „Danke für den Cappuccino, er ist sehr lecker!“

Er deutet auf meine Kamera: „Bist du auf Urlaub hier in Florenz? Gefällt es dir?“
„Zum Arbeiten.“ Ich blicke auf meiner Kamera. „Ich bin Fotografin und habe einen Auftrag hier. Und heute Morgen habe ich die Zeit genutzt, um mir die Stadt anzusehen. Es ist einfach wundervoll, ich habe so viele schöne Motive gefunden!“
„Va da sé! Das ist selbstverständlich! Florenz ist die Perle Italiens. Zeigst du mir deine Fotos?“
Ich schaltete die Kamera an und aktivierte die Bildwiedergabe. Gemeinsam beugten wir uns über die Fotos. Ich wählte eines für ihn aus: „Hier, das hier gefällt mir besonders gut.“

Das Foto zeigte ein aufgestyltes Mädchen in Minirock und High Heels mit einem aufgeregt kläffenden Hündchen. Obwohl der Hund so winzig war, zog er so stark an der Leine, dass sie hinter ihm her über das Kopfsteinpflaster stolperte und ihn nur mit Mühe halten konnte.
Ernesto lachte. „Die kenne ich. Das ist die Signorina Adele. Die läuft jeden Morgen dort vorbei und immer hinter dem kleinen Biest her. Sie arbeitet in einer Bank in der Via del Corso. Nonna Rosa, du kennst Adele doch auch. Schau mal, ist das nicht großartig?“

Er winkt Da ist ein Sprung in der Zeit ins Präsens. kann hier - wie an der ein oder anderen Stelle Redebegleitend für mich gerne so bleiben, aber an anderen Stellen wäre eine Entscheidung für eine Zeit übersichtlicher.die bisher mit den Tischen beschäftigte Frau an die Theke, um ihr das Bild zu zeigen. Sie humpelte zu unserem Tisch. So stellte man sich die typische italienische Großmutter vor; Einladung zum Kopfkino. Im folgenden Satz ein wenig konkretisiert. geht. ein Gesicht wie ein verhutzelter Apfel mit rosigen Bäckchen, ein leichter Damenbart, das schwarze, mit silbernen Fäden durchwobene Haar in einem Knoten am Hinterkopf festgesteckt.
Rosa wirft einen Blick auf das Foto und lacht meckernd. „Ah, dieser Hund ist eine Bestie. Letzte Woche hat er mich erwischt. Er hat sich in meinen wehen Knöchel verbissen. Das dumme Mädchen hatte keine Ahnung, wie sie den giftigen kleinen Köter dazu bringen sollte, wieder loszulassen. Ich musste ihm eine mit meinem Krückstock verpassen, arme Töle. Ich hab ihr gesagt, dass sie sich lieber einen Kanarienvogel anschaffen soll!“ Ihre schwarzen Knopfaugen funkelten, als sie mit lebhafter Stimme und wild gestikulierend ihre Geschichte erzählte.
Die alte Dame ließ sich an einem Tischchen nieder, Ernesto und die Nonna beugten sich weiter über meine Kamera.
„Du fotografierst sehr schön, Mädchen! Schau mal, Ernesto, hier hat sie die Früchte auf Emilias Marktstand fotografiert und dort den dicken Fernando, wie er die Hörnchen liefert.“

Mein Handy klingelte. Vincents gut gelaunte Stimme drang aus dem Hörer. „Liebe Frau Fotografin, wo steckst du nur? Ich wollte mit dir Frühstücken, aber der Portier sagt, du bist ausgegangen?“
„Guten Morgen, lieber Herr Designer. Ja, ich bin heute morgen früh losgezogen, um mir die Stadt anzusehen. Das Shooting soll ja erst um 11:00 Uhr beginnen. Jetzt trinke ich gerade einen Cappuccino in einer netten Bar. Soll ich zurückkommen?“
„Du bist ja vielleicht eine elende Frühaufsteherin! Und ich dachte, nach all der Aufregung gestern werde ich dich kaum wach kriegen. Wo steckst du denn genau? Wenn du ein nettes Plätzchen entdeckt hast, dann können wir uns auch da treffen. Ich bringe dann dein Zeug gleich mit, dann können wir anschließend gleich weiter zur Location des Shootings.“
Ich schaue mich um, über der Bar hängt das Logo, ein Engel, der ein Gebäude in den Händen trägt. „Ich bin in der Casa Di Angelo, ganz in der Nähe des botanischen Gartens.“
–––
„Hallo? Bist du noch dran?
„Marie, ja. Ja, ich bin noch dran. Ich kenne das Haus, ich nehme mir ein Taxi und bin in einer halben Stunde da, spätestens.“ Vincents Stimme klingt gepresst, er spricht leise und hastig. Ok, jetzt ist klar, er kennt das Cafe, Die Ähnlichkeit ist nicht zufällig. Familie? Da gibt es eine Geschichte. Keine Gute. Spannung? Weiss nicht
„Ich habe heute Morgen eines der Objektive auf den Nachtisch gelegt – bitte pack dass mit ein, das werden wir sicher brauchen. Ansonsten findest du alles in dem großen Rucksack, bis auf das Stativ, das liegt auf dem Koffer.“ erinnere ich ihn.
„Ist gut, Marie. Bis gleich!“ Abrupt brach die Verbindung ab.
Unsicher steckte ich das Handy ein. Vincent hatte sich so zum Schluss so seltsam angehört, was war passiert?

Ernesto sah mich fragend an: „Schlechte Neuigkeiten? Du siehst so nachdenklich aus."
„Ich weiß nicht. Das war mein Auftraggeber, er hat sich fast böse angehört. Vielleicht ist er sauer, das ich nicht im Hotel gewartet habe. Er kommt jedenfalls gleich hierher, ihr werdet mich also noch nicht so schnell los!“
Ernesto ist unverkennbar begeistert von dieser Idee, er macht für mich und die Nonna noch mehr Cappuccini. „Bist du aus Deutschland? Ich habe dich für eine Italienerin gehalten, aber du sprichst so flüssig Deutsch?“ fragt er, während er die Milch aufschäumte.

„Ich bin Italienerin, aber ich und meine Familie leben in Deutschland. Meine Großeltern sind in den Sechzigerjahren als Gastarbeiter nach Hamburg gegangen. Na ja, sie sind nie nach Assisi zurückgekehrt, aber sie haben Italien im Herzen nie verlassen.
Die alte Frau nickt, „Ja, damals sind auch viele Familien hier aus Florenz fortgegangen. Die wenigsten sind wieder nach Hause gekommen.“
„Eigentlich wollten sie nur ein paar Jahre bleiben. Meine Mutter ist in Deutschland geboren, aber als Kind hat sie nur Italienisch gelernt, bis sie in die Schule kam. Meine Großeltern haben immer nur Italienisch mit mir gesprochen, meine Nonna spricht noch heute kaum Deutsch.“
„Und dein Vater?“, will sie wissen. „Ist der auch Italiener?“
„Ich weiß es nicht, ich kenne ihn nicht.“, sage ich kurz angebunden. Alte Frauen haben so eine Art, nach Dingen zu fragen, die sie nichts angehen!
Nonna tätschelt mir die Hand. „Mach dir nichts draus, meine Kleine: Das kommt in den besten Familien vor. Meine Tochter Irene hat drei Kinder, und keines davon kennt den Vater. Sie lebt in New York, weißt du, und hat in so einer Kommune gewohnt. Ah, das waren Zeiten damals! Aber sie hat die Kinder gut erzogen, Sie und ihre Jungs haben eine Pizzeria.“
„Nonna, Zia Irene hat nicht eine Pizzeria, sie hat ein ganzes Pizzaimperium. Eine sehr tüchtige Frau, meine Tante!“
Ich muss lachen. Ich hasse es, wenn ich zugeben muss, dass ich nicht weiß, wer mein Vater ist. Aber hier habe ich auf einmal das Gefühl, dass das gar nichts ausmacht.

Die alte Frau studierte noch einmal alle meine Fotos. „Was meinst du, Ernesto, vielleicht könnte Marie die Fotos für dein Buch machen?“, schlug sie plötzlich vor.
"Nonna Rosa, wir haben doch schon drüber gesprochen: Dafür haben wir jetzt kein Geld übrig. Das muss warten, bis die Zeiten besser werden.“ Er wendet sich erklärend an mich: „Weißt du, mein Vater war Historiker, er hat alte Kochrezepte aus dem Mittelalter und der Renaissance gesammelt. Es ist wirklich eine fantastische Sammlung, die er da zusammengetragen hat. Das meiste schmeckt für unsere Begriffe ziemlich seltsam, aber ich habe sie alle ausprobiert und modernisiert.“
„Ernesto ist Koch, genau wie es meine Tochter Emilia war. Sie ist eine fantastische Köchin gewesen. Alle Feinschmecker von Florenz haben ihre Küche angebetet! Ernesto hat ihr Talent geerbt. Er hat in den letzten Jahren bei Spitzenköchen auf der ganzen Welt gearbeitet. Er ist ein Künstler mit dem Kochlöffel!“, wirft Rosa stolz ein. „Ich habe ihm gesagt, er muss aus den Rezepten ein Kochbuch machen. Es ist das Lebenswerk seines Vaters. Ernesto hat die Sammlung einem Verlag angeboten, aber ohne Fotos wollen sie die Rezepte nicht!“
„Ich habe versucht die Gerichte zu fotografieren, aber so hätte keiner das Buch gekauft! Deine Fotos von den Hörnchen und dem Obst auf dem Marktstand dagegen – die sahen richtig lecker aus!“
Ich schüttle bedauernd den Kopf: „Ich bin nur eine Woche hier und werde vermutlich alle Hände voll zu tun haben. Aber dein Essen würde ich gerne mal probieren. Habt ihr ein Restaurant hier?“
Viele Erklärungen hier, aber auch die gehen bei mir durch. Das sind Italiener und sie haben ein Anliegen. Da redet man länger und erklärt. klingt für mich natürlich.

„Wir hatten eines, aber als meine Eltern bei dem Unfall gestorben sind, haben Rosa und Matteo, mein Großvater, das Restaurant geschlossen und nur mehr das Hotel und die Bar weiter betrieben. Mein Großvater ist vor einigen Monaten gestorben, deshalb bin ich nach Hause zurückgekommen, und ich habe das Restaurant wiedereröffnet, aber es läuft noch schlecht, und es gibt nur die klassische Karte. Im Moment haben wir kein Geld, um Werbung zu machen. Na ja, es ist Wirtschaftskrise, du verstehst. Den ganzen Abschnitt - nicht nur das Blaue, könntest du etwas raffen. Sie haben ein Restaurant, das eine Zeitlang zu war. Jetzt ist es wieder auf, läuft aber noch schlecht. Warum, wieso, wer. Das ist (vor allem mit dem Abschnitt davor) zuviel Familiengeschichte für mich.
„Das mit deinen Eltern und deinem Großvater tut mir leid. Liebe Frau Rosa, mein Beileid.“
Rosa nestelte ein fein ziseliertes Medaillon an einer langen Goldkette hervor. Sie öffnete es und zeigte mir die Fotos darin. Rechts ein würdiger alter Mann mit Schnäuzer und schneeweißem Haar. So wird Ernesto wohl einmal aussehen, wenn er alt ist. Die linke Seite zeigt ein junges Paar, das Mädchen heiter und fröhlich, der Mann mit einem feingeschnittenem, klugen Gesicht. Ich betrachte die Fotos und gebe das Medaillon an Rosa zurück. Wir bleiben einen Moment schweigend sitzen und trinken unseren Kaffee.

Ich sehe mich in dem Raum um. Um das Gespräch in andere Bahnen zu lenken, frage ich: „Aus welcher Zeit stammt dieses Haus?“
„Es wurde Mitte des 13. Jahrhunderts von Francesco Talenti für seine Familie erbaut – und seit damals ist sie es im Familienbesitz geblieben.“
Ich schüttelte den Kopf: „Müsste mir Francesco Talenti was sagen?“
„Er hat die Loggia dei Lanzi entworfen, er war Architekt und Bildhauer. Seine Frau schon damals hat seine Frau hier ein Gasthaus geführt, dieser Tradition ist unsere Familie treu geblieben. Die Di Angelos leben hier seit 650 Jahren.“
Er sagt das mit so viel Ernst, dass ich lachen muss. Erst schaut er ein wenig verdutzt, dann lacht er auch.
„Ich übertreibe es mit meinem Familienstolz, si?“
Rosa nickt und gibt ihm einen liebevollen Klaps. Sie wendet sich an mich. „Sein Vater hat Haus und Garten nach den historischen Plänen neu gestaltet und angelegt. Es ist ein kein Wunder, das Ernesto dieses Haus liebt!“ Das geht wieder. Nicht zuviel.


Insgesamt lebendig und flüssig, trotz der vielen Informationen. Im Stil einer mit einer schlimmen (?) Familiengeschichte verwobenen Liebesgeschichte. Viele Andeutungen. Die Wechsel in der Zeit würde ich ein wenig ausdünnen und nur da lassen, wo absolut klar ist, dass es "partizipisch" gemeint ist (ich blicke auf statt aufblickend, direkt bei einer wörtlichen Rede).

Bis dann

holg
Wie gesagt, nicht mein Lieblingsgenre.


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Kätzchen
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Beitrag28.01.2013 13:02

von Kätzchen
Antworten mit Zitat

Hi Para!

Ich greif mir mal deine markierten Teile raus, da es auch nicht der Anfang ist, werde ich mich auf deine Fragen beschränken und den Rest außer Acht lassen.

Zitat:
Einen Moment lang dachte ich verwirrt, dass Vincent vor mir stand, aber ich hatte mich getäuscht. Doch dieser Mann war etwas breiter gebaut, er hatte vollere Lippen, ein kantigeres Gesicht, seine Augen waren dunkel unter kräftigen Brauen und er war sauber rasiert.


Das verwirrt ist unnötig, das geht aus dem nachfolgenden Teil hervor. Das gestrichene ist "tell" und mein Vorschlag "show" (da du es ja gerne wolltest!)
In meinem Vorschlag entdeckt der Leser selbst, dass sie sich getäuscht hatte anhand der Beschreibung, während deine Variante "tellt", dass sie sich eben getäuscht hatte.

Zitat:
lächelte mich entschuldigend an. Er hatte ein sehr schönes Lächeln


Grad die WW aus dem Augenwinkel gesehen...

Zitat:
Ich blicke auf meiner Kamera


Man was man beim Überfliegen zu blauen Stellen alles sieht!

Zitat:
Er winkt die bisher mit den Tischen beschäftigte Frau an die Theke, um ihr das Bild zu zeigen. Sie humpelte zu unserem Tisch.


Die Großmama danach kann ruhig bleiben, aber hier wieder WW Tisch. "Er winkt eine Frau an die Theke, die gerade dabei war, benutztes Geschirr abzuräumen."



Zitat:
„Marie, ja. Ja, ich bin noch dran. Ich kenne das Haus, ich nehme mir ein Taxi und bin in einer halben Stunde da, spätestens.“ Vincents Stimme klingt gepresst, er spricht leise und hastig.


Da find ich jetzt nix böses dran.

Zitat:
Die alte Frau studierte noch einmal alle meine Fotos. „Was meinst du, Ernesto, vielleicht könnte Marie die Fotos für dein Buch machen?“, schlug sie plötzlich vor.


check

Zitat:
Nonna Rosa, wir haben doch schon drüber gesprochen: Dafür haben wir jetzt kein Geld übrig. Das muss warten, bis die Zeiten besser werden.“


Wörtliche Rede, Anfang

Zitat:
Er wendet sich erklärend an mich: „Weißt du, mein Vater war Historiker, er hat alte Kochrezepte aus dem Mittelalter und der Renaissance gesammelt. Es ist wirklich eine fantastische Sammlung, die er da zusammengetragen hat. Das meiste schmeckt für unsere Begriffe ziemlich seltsam, aber ich habe sie alle ausprobiert und modernisiert.“


Find ich ok, Italiener plaudern gerne.

Zitat:
„Ernesto ist Koch, genau wie es meine Tochter Emilia war. Sie ist eine fantastische Köchin gewesen. Alle Feinschmecker von Florenz haben ihre Küche angebetet! Ernesto hat ihr Talent geerbt. Er hat in den letzten Jahren bei Spitzenköchen auf der ganzen Welt gearbeitet. Er ist ein Künstler mit dem Kochlöffel!“, wirft Rosa stolz ein.


Hol die Rosa an den Satzanfang, hab mich gerade gewundert wer da spricht.

Dann ist der Dialog mir zu steif, kommt zu sehr vom Autor als von Rosa. Lass der Dame etwas mehr Persönlichkeit, ihren eigenen Stil. Hier ist wirklich Infodump Alarm, aber nicht wegen der Infos an sich, sondern wegen der steifen Verpackung.

Vor dem folgenden Teil könnte Ernesto noch etwas sagen wie "Ach Rosa übertreib mal nicht!" Wäre plastischer, dann könnte man Rosa weitersprechen lassen, während sie seine Bemerkuung übergeht.

Zitat:
„Ich habe ihm gesagt, er muss aus den Rezepten ein Kochbuch machen. Es ist das Lebenswerk seines Vaters. Ernesto hat die Sammlung einem Verlag angeboten, aber ohne Fotos wollen sie die Rezepte nicht!“


ist ok denke ich.

Zitat:
„Ich habe versucht die Gerichte zu fotografieren, aber so hätte keiner das Buch gekauft! Deine Fotos von den Hörnchen und dem Obst auf dem Marktstand dagegen – die sahen richtig lecker aus!“


Vielleicht ein ehrlicher Kommentar seinerseits, wie schrecklich diese Bilder waren.

Zitat:
Ich schüttle bedauernd den Kopf: „Ich bin nur eine Woche hier und werde vermutlich alle Hände voll zu tun haben. Aber dein Essen würde ich gerne mal probieren. Habt ihr ein Restaurant hier?“


schüttele

Zitat:
Mein Großvater ist vor einigen Monaten gestorben, deshalb bin ich nach Hause zurückgekommen, und ich habe das Restaurant wiedereröffnet, aber es läuft noch schlecht, und es gibt nur die klassische Karte. Im Moment haben wir kein Geld, um Werbung zu machen. Na ja, es ist Wirtschaftskrise, du verstehst.


Lass ich mir auch gefallen, aber das Geld würde ich nicht direkt ansprechen. Eher was "wir können es uns nicht leisten". Könnten auch zeitliche Gründe sein und man bindet nicht jedem seine Geldsorgen doppelt und dreifach auf die Nase.

Zitat:
„Sein Vater hat Haus und Garten nach den historischen Plänen neu gestaltet und angelegt. Es ist ein kein Wunder, das Ernesto dieses Haus liebt!“


So geschätzig wie die gute Rosa scheint, wäre das auch noch in Ordnung.

Soviel zu deinen Fragen! Beispiel zu mehr "show" habe ich dir ja ganz am Anfang geliefert, daher glaube ich du wirst das auch im weiteren Textverlauf gut umsetzten können!

Eine sehr lebendige Szene übrigens!

LG

Katze


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Paradigma
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Beitrag28.01.2013 20:40

von Paradigma
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@holg
Zitat:
Insgesamt lebendig und flüssig, trotz der vielen Informationen. Im Stil einer mit einer schlimmen (?) Familiengeschichte verwobenen Liebesgeschichte.


Danke für die Anmerkungen. Um so mehr, als du dir ein ungeliebtes Genre angetan hast Smile. Ich hatte Sorge, das mir bei dieser Stelle jeder wegpennen wird. Dann funktioniert es ja doch ganz gut so. Smile Das Ganze soll eher heiter werden mit etlichen Verwicklungen und ein wenig Herzens-Chaos. Aber so ein bisserl dramatischer Background schadet ja nicht.

Zitat:
Viele Andeutungen.


Die werden ziemlich schnell wieder aufgeklärt und einiges macht bei dir diesen Eindruck, weil der Kontext fehlt. Sorry dafür ...

Zitat:
Die Wechsel in der Zeit würde ich ein wenig ausdünnen und nur da lassen, wo absolut klar ist, dass es "partizipisch" gemeint ist (ich blicke auf statt aufblickend, direkt bei einer wörtlichen Rede).


Mich werfen die Dialoge, die ja Präsens sind, immer aus meinem Zeitdenken. Ich bessere Verben hinterher brav aus, aber die sind mir durchgeschlüpft. Danke fürs Finden!

@Kätzchen
Zitat:
Eine sehr lebendige Szene übrigens!

Auch dir danke ich sehr.

Das mit dem Show und Tell muss ich mir noch mal ganz genau zu Gemüte führen. Irgendwo gab es hier einen Thread dazu.

Ansonsten werde ich die Erbsen einfach einbauen und bin Glücklich damit.
Revanche gibt es dann beim nächsten Seelenbanner-Teil.


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Hunter_S_Thompson1988
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Beitrag28.01.2013 21:12

von Hunter_S_Thompson1988
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Hallo Para,

Ich traue mich leider immer noch nicht ganz, seltsame Grammatik und unpassende Vergangenheitsformen genau zu kritisieren, da es mir dafür meiner Meinung nach an Wissen und Erfahrung (und wohl auch der dafür notwendigen Bildung  Laughing ) fehlt.
Trotzdem möchte ich gerne ein paar Anregungen zum generellen Geschehen äußern.
Der Text hat mir nicht ganz so gut gefallen, wie ich es von den ersten beiden gewohnt bin. Das liegt weder am Setting (kommt stimmungsvoll rüber) und auch nicht an den Charakteren, die aus meiner Sicht sehr gut gewählt sind.
Man könnte vielleicht sagen, dass es hin und wieder etwas Klischeehaft wirkt, aber weißt du was? Das stört mich ebensowenig, denn Klischees sind Klischees, weil sie oft einfach gut funktionieren, sofern sie stimmig umgesetzt werden. Und hier liegt der Hund begraben. Ich hatte einfach oft das Gefühl, dass alles zu schnell geht. Vielleicht stehe ich mit meiner meinung alleine da, aber ich muss nicht immer "show" haben. Ich liebe gut beschrieben Info-Abschnitte, auch wenn sie etwas länger dauern. Da sind Geschmäcker eben verschieden. Grundsätzlich hast du also meinen Nerv getroffen, auch wenn ich solche Genres auch so gut wie nie lese.
Mir persönlich wäre es egal, wenn dieser Abschnitt noch länger wäre, nur sollte zwischen den Infos, die die Charaktere erzählen, mehr Umgebung beschrieben werden. Mit einem kleinen unwichtigen zwischensatz lässt du mir Zeit, die eben gehörte Info im Kopf zu speichern, bevor es mit der nächsten weitergeht. Und viele Sätze waren mir zu statisch.
Trotzdem bin ich immer noch Fan des gesamtprodukts, und werde auch weiterhin gerne Teile aus dieser Geschichte lesen.
Ich weiß, das sind alles sehr allgemeine Kritiken, aber ich gebe halt, was ich zu bieten habe, und außerdem weißt du sicher, wie es gemeint ist.
Und noch was - kürz es bitte nicht, denn meiner Meinung nach sind solche Romane auf eine Zielgruppe ausgerichtet, die mit stilvoll beschrieben Abschnitten sehr viel Anfangen können, auch wenn mal nicht so viel passiert. Vielleicht etwas historisch wertvolle Infos einbauen? Gerade Italien bietet sich doch hierfür wunderbar an, ohne Langweilig zu werden.
So, das wars erst mal. Weiter so!

LG Hunter  Smile


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Paradigma
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Beitrag28.01.2013 22:34

von Paradigma
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Hunter,

danke für diese Meinung. Ich bin mir immer sehr unsicher, wie langatmig ich denn werden darf. Unmittelbar vor diesem Abschnitt kommt ein Spaziergang durch Florenz, wo ich meiner Vorliebe für blumige Beschreibung voll die Zügel habe schießen lassen.

Bei Dialogszenen habe ich immer die Sorge, das solche Sätze die Leser ablenken. Mitten im Wortwechsel schaut man sich ja auch nicht um und studiert die Wände oder bemerkt die Fliegen an der Wand. Aber ich behalte das auf jeden Fall im Hinterkopf und schau mir meine Szenen noch mal an, wo man da noch ein wenig Beschreibung unterbringen könnte und etwas mehr Stimmung aufbauen kann.

Ich muss das alles sowieso noch gründlich überarbeiten, ist ja nur die Rohfassung. Ich will erst mal weiterkommen mit der Geschichte, und sie dann beim Überarbeiten erst noch richtig ausschmücken. Schreibst du deine Szenen gleich beim Entwurf komplett fertig? Ich springe jedenfalls immer wieder vor und zurück, um Details nachzubessern die sich beim Schreiben verändert haben.  

Ich glaub, das Genre braucht einfach auch ein gerüttelt Maß an Klischees. Einen strahlenden Helden, ein süßes Mädchen, eine warmherzige Oma, einen fiesen Ex, einen hartherzigen Vater ... macht doch sonst keinen Spaß, und wo bliebe der Wiedererkennungseffekt Smile

Historische Details? Schau dir mal die überarbeitete Fassung an, da findest du was zu historischem Essen. Smile

Zitat:
Und viele Sätze waren mir zu statisch.


Könntest du mir ein oder zwei Beispiele nennen, wo dir das aufgefallen ist, und dazuschreiben, warum dir das so vorkommt? Wie müsste ein dynamischer Satz aussehen? Ich glaub dir das gerne, nur steh ich grad auf dem Schlauch, und kann das selber nicht erkennen?



Für die, die es interessiert: Hier noch einmal der untere, überarbeitete Teil:
-------------
„Ich habe versucht die Gerichte zu fotografieren. Aber die selbst das leckerste Risotto sah aus wie grauer Beton und die Erbsen leuchteten giftgrün. So etwas will niemand essen, so hätte keiner das Buch gekauft!“ Ernesto zuckte resigniert die Schultern. „Deine Bilder von den Hörnchen und dem Obst auf dem Marktstand dagegen – die sahen richtig lecker aus! Da wollte ich am liebsten reinbeißen“ fuhr er entusiastisch fort.

Ich schüttelte den Kopf: „Ich bin nur eine Woche hier und werde vermutlich alle Hände voll zu tun haben.“ Im Stillen bedauerte ich das. Ich liebte es, neue Rezepte auszuprobieren und noch mehr liebte ich gutes Essen. Und gegen einen weiteren Auftrag wäre ja eigentlich auch nichts einzuwenden gewesen. „Aber dein Essen würde ich gerne mal probieren.“

Ernesto beugte sich eifrig vor. „Weißt du, wir planen ein Restaurant der Rennaissance zu eröffnen, in dem wir diese Gerichte anbieten werden, es wird fantastisch werden. Stell es dir vor, die prächtig mit Damast gedeckten Tische, das irdene Geschirr, die zinnernen Leuchter – und dazu Platten mit gebratenem Fasan, Schüsseln mit Kamelinsauce und Blancmanger, in den Bechern warmer Hippokras und kühle Mandelmilch.“ Beim Reden wurde er ganz aufgeregt, seine Gesten deckten vor mir den Tisch mit allerlei altertümlichen Leckereien.

„Von so einem Restaurant hat schon dein Vater geträumt.“ warf Rosa ein.
Er lachte etwas verlegen, hörte auf zu reden und schüttelte über sich selber den Kopf.

„Nein, nein, sprich weiter!“ drängte ich ihn. „Was bitte ist Karmelinsauce?“ Ich sah mich in dem Raum um. „Dieses Haus würde doch wunderbar zu so einem Restaurant passen. Es stammt doch sicherlich aus der Ranaissance?“

Rosa nickte. „Es ist eines der frühesten Häuser, die im Stil der Renaissance erbaut wurden. Francesco Talenti hat es Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut.“
Ich fragte nach: „Müsste mir Francesco Talenti was sagen?“
„Er war Architekt und Bildhauer und hat die berühmte Loggia dei Lanzi entworfen und hat am Dom von Orvieto mitgearbeitet.“, entgegnete sie würdevoll.

Ernesto zwinkerte mir zu: „Nonna platzt vor Familienstolz. Francesco Talenti war einer unserer Vorfahren. Er hat das Haus für sich und seine Familie erbaut. Seine Frau hat schon damals hier ein Gasthaus geführt und dieser Tradition ist unsere Familie treu geblieben. Die Di Angelos leben hier seit 650 Jahren und fast die ganze Zeit war es eine Wirtsstube und Herberge.“
Er sagte das mit so viel Ernst, dass ich lachen musste. Erst schaute er ein wenig verdutzt, dann lachte er auch.
„Auch Ich übertreibe es mit meinem Familienstolz, si?“

Rosa nickte und gab ihm einen liebevollen Klaps. Sie wendete sich an mich. „Sein Vater hat Haus und Garten nach den historischen Plänen neu gestaltet und angelegt. Es ist kein Wunder, das Ernesto dieses Haus liebt!“
„Vielleicht kannst du uns ja mal Besuchen am Abend und mit uns Essen?“ schlug Ernesto eifrig vor. „Dann koche ich für dich eine Karmelinsauce zum Spanferkel und wir trinken Hippokras dazu. Ich zeige dir das ganze Haus – und natürlich auch den Garten.“


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Hunter_S_Thompson1988
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Beitrag29.01.2013 00:11
Re: Infodump-Alarm!
von Hunter_S_Thompson1988
Antworten mit Zitat

Also dann will ich mal ein paar Beispiele rauspicken



„Soll ich es mal versuchen? Vielleicht passen die hier?“ Ich hob die Hand und wackelte mit den Fingern. Ich hatte sehr schmale Hände und lange schlanke Finger.

Nur ein Beispiel - hier fühle ich mich spontan erinnert an:
Ich bin die Susi. Ich habe ein Pony. Und einen Hasen auch...
Ich weiß nicht ob du verstehst, was ich damit meine, aber ich würde es z.B. eher so schreiben:  Ich hob die Hand (oder sogar - demonstrativ hob ich die Hand...  Ich schweife ab...) und wackelte mit meinen langen, schlanken Fingern.
Klingt irgendwie knackiger finde ich, und nicht ganz so steif. Aber ist nur meine Meinung, wie gesagt. Es ist auch nicht so, dass es extrem stören würde, mir ist es halt aufgefallen.




„Die kenne ich. Das ist die Signorina Adele. Die läuft jeden Morgen dort vorbei und immer hinter dem kleinen Biest her. Sie arbeitet in einer Bank in der Via del Corso.

Den Satz würde ich auch etwas umformulieren. Recht steif, vor allem die Satzanfänge stören mich hier.





„Ich weiß es nicht, ich kenne ihn nicht.“, sage ich kurz angebunden. Alte Frauen haben so eine Art, nach Dingen zu fragen, die sie nichts angehen!
Nonna tätschelt mir die Hand.


Hier würde ich auch umformulieren. z.B. "Ich weiß es nicht. Hab ihn nie kennengelernt."  Sowas in der Art.
Du siehst, es handelt sich eher um kleinere Sachen, die ich zu bemängeln habe, aber das waren Beispiele der Dinge, die meinen ansonsten sehr guten Lesefluss etwas gebremst haben.
Den nächsten Text schnapp ich mir morgen!   Smile



LG Hunter


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Hunter_S_Thompson1988
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Beitrag29.01.2013 00:29

von Hunter_S_Thompson1988
Antworten mit Zitat

Jetzt musste ich doch noch kurz reinlesen, und muss sagen, ich bin sehr positiv überrascht.



Ernesto beugte sich eifrig vor. „Weißt du, wir planen ein Restaurant der Rennaissance zu eröffnen, in dem wir diese Gerichte anbieten werden, es wird fantastisch werden. Stell es dir vor, die prächtig mit Damast gedeckten Tische, das irdene Geschirr, die zinnernen Leuchter – und dazu Platten mit gebratenem Fasan, Schüsseln mit Kamelinsauce und Blancmanger, in den Bechern warmer Hippokras und kühle Mandelmilch.“ Beim Reden wurde er ganz aufgeregt, seine Gesten deckten vor mir den Tisch mit allerlei altertümlichen Leckereien.

WUNDERBAR!  Dieser Abschnitt gefällt mir wirklich gut.



Rosa nickte. „Es ist eines der frühesten Häuser, die im Stil der Renaissance erbaut wurden. Francesco Talenti hat es Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut.“
Ich fragte nach: „Müsste mir Francesco Talenti was sagen?“
„Er war Architekt und Bildhauer und hat die berühmte Loggia dei Lanzi entworfen und hat am Dom von Orvieto mitgearbeitet.“, entgegnete sie würdevoll.

Sowas habe ich gemeint. Smile   
Gefällt mir jetzt richtig gut. Konnte es in einem Zug flüssig durchlesen.

LG Hunter


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Beitrag29.01.2013 09:46

von Paradigma
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Wow, danke.

Es sind offenbar wirklich die Kleinigkeiten, die es ausmachen, nicht wahr?
(Das mit Karmelinsauce, Blancmanger und Hippokras habe ich aus einem Zeitschriftenartikel - der stand auch Pate für die Idee mit der Sammlung alter Rezepte).


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Beitrag29.01.2013 10:09

von Rheinsberg
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Vincent bin ich doch schon mal begegnet?  Wink

Wie schon die Vorredner schrieben - bis auf Kleinigkeiten ist das durchaus so in Ordnung, mir gefällt die Atmosphäre gut und das Telefonat lässt mich Fragen stellen.

Bin durchaus am Rest interessiert  Wink


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Beitrag10.03.2013 17:39
Re: Infodump-Alarm!
von Elias Struten
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Hallo, Para,

nachdem ich diesen und den zeitlich davor spielenden Teil Deiner Geschichte mehrmals gelesen habe, möchte ich meine Krumen beitragen. Andererseits erscheint mir dieser Thread zur Ruhe gekommen. Ich bin unsicher, ob Du noch Feedback wünscht oder die Geschichte längst abgehakt und fertiggestellt ist. Sofern Dich mehr Feedback in meiner assoziativen Art interessiert, so wie ich es gleich exemplarisch folgen lasse, dann mache ich mich gerne über den Rest her.

Falls Dir meine weitere Beschäftigung mit diesem Text obsolet erscheint, wäre das auch kein Beinbruch für mich. Ich frage mich eh, wie in diesen Kontext ein Ingenieur passt, der aus Versehen einen Drachen plattfährt. Cool

Ich bin gespannt
Elias
 
Paradigma hat Folgendes geschrieben:

So gegen acht Uhr meldete sich mein Magen und erwartete Aufmerksamkeit.

"Beachtung" wäre das Wort, das mir einfiele. Wenn es um "show, don't tell" geht, könntest Du hier beschreiben, welche Symptome der ignorierte Magen bei der Protagonistin auslöst.  

Paradigma hat Folgendes geschrieben:

Ein verlockender Duft nach Espresso zog mich schließlich in eine kleine Bar, die ihre fröhlichen rotweißen Sonnenschirme vor den Arkaden eines wunderschönen alten Haus aufgespannt hatte.

Die Formulierung gefällt mir nicht so gut. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe:
a) Deine Prota hat italienische Wurzeln, in ihrem Sprachgebrauch kommt das Wort "Espresso" nicht vor, sie würde "Caffè" sagen.
b) woher kommt der Duft überhaupt? Die Maschine wird doch gerade repariert.
c) rein sprachlich widerstrebt mir die Formulierung, Mein Sprachgefühl erwartet "den Duft von Caffè", aber nicht "... nach Caffè".  Vielleicht hilft es, den Satz komplett umzustellen? Ich roch Caffè und folgte der Duftspur vorbei an den fröhlichen rotweißen Sonnenschirme zu den Arkaden eines wunderschönen alten Hauses. Das intensive Aroma sog mich hinein in die kleine Bar.


show, don't tell: "ein wunderschönes altes Haus" produziert in der Vorstellungskraft des Lesers wenig.
Warum schreibst Du nicht etwas wie: "vor den Arkaden eines historischen Gasthofes, dessen Fassade lombardische Bogenfriese strukturierten" oder so?  



Paradigma hat Folgendes geschrieben:

Ein junger Mann hatte den Kopf über den geöffneten Kaffeeautomaten gebeugt und hantierte mit einem Werkzeug zwischen den Schläuchen und Kläppchen im Inneren, im Hintergrund polierte eine ältere Frau in einer geblümten Schürze die Tische.


show, don't tell: der "junge Mann" ist beinahe schon Klischee.
Eventuell könnte schon eine Kleinigkeit genügen, z.B. "Hinter der Theke empfing mich die Aussicht auf einen knackigen Hintern in engen Jeans. Der zugehörige Kopf steckte im Innenleben eines geöffneten Kaffeeautomaten. Sein sehniger Arm führte ein Werkzeug in das Dickicht aus Schläuchen, Kabeln und Leitungen."


"… im Hintergrund polierte eine weißhaarige Frau mit gekrümmten Rücken die Tische."


Paradigma hat Folgendes geschrieben:

„Buongiorno, tutto bene?“, fragte ich.
Er fuhr erschrocken herum und stieß sich dabei den Kopf am Deckel. „Au, verdammt!“, entfuhr es ihm.


Oder so:
"Er fuhr herum und stieß sich den Kopf.
"Porca miseria!", entfuhr es ihm."
Wieso verzichtest Du ausgerechnet hier auf Lokalkolorit?
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Paradigma
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Beitrag10.03.2013 21:30

von Paradigma
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Hallo Elias,

so trifft man sich wieder. Was macht deine Teekanne?

Danke, das du dir meine Texte angesehen hast. Dieses Projekt habe ich zur Zeit beiseite gelegt, weil ich nicht mehr vorwärts gekommen bin. Irgendwo hakt es und ich brauche etwas Abstand, um die gesamte Geschichte neu zu überblicken. Das ärgert mich ziemlich, aber es macht auch keinen Sinn, ständig davor zu sitzen und den Bildschirm anzustarren.

Deswegen hab ich mir (als Kur sozusagen) eine Kurzgeschichte verordnet, die ich bei einem Wettbewerb einreichen möchte. In der Geschichte taucht dann der drachenplättende Ingenieur auf.

Kannst du Italienisch? Ich suche mir die Übersetzungen über Google Translate zusammen und das ist höchst unbefriedigend. Aber "Porca miseria!" klingt toll! Auch das mit dem Caffè ist ein wichtiger Hinweis. War schon am überlegen, ob ich das alles nicht einfach nach Barcelona verlege, weil ich die Stadt besser kenne und wenigstens ein paar Brocken Spanisch kann. Aber irgendwie will diese Story unbedingt in Florenz stattfinden und von einer italienischen Familie handeln. Non si può fare nulla.

Ich melde mich, wenn ich wieder drangehe an diese Geschichte ... da tauchen garantiert noch genug Fragen auf und jegliches Feedback ist dann wieder höchst wichtig und willkommen.

Mille Grazie!


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Elias Struten
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Beitrag11.03.2013 08:29

von Elias Struten
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Moinsen, liebe para,

danke der Nachfrage, s'Deegännsche ist ein zartes, diffuses Gedankenkonstrukt. Das dumme Ding weiß nicht, ob es nicht stattdessen lieber ein Elephant werden will — oder doch eine Ofenkachel?   Confused

Ob ich italienisch kann? Nö. Jedenfalls nicht aktiv. Ich war nur öfters vor Ort. Mein Hörverstehen ist ganz ordentlich entwickelt, zu lesen fällt mir schon schwerer, da fehlt öfters der Kontext, der mich in Gesprächen rettet. Die Idee hinter deiner Hochzeitsszene, als die Fotografin die Braut mit der geschönten Übersetzung schont, gefiel mir gut, aber eine korrekte Übersetzung der italienischen Anteile ginge über meinen Horizont.

Wenn Du diese Geschichte fortsetzt, lese ich gerne weiter.
Bis dahin
Elias
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