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Gibt es eigentlich zeitgenoessische Literatur -"Manifes

 
 
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firstoffertio
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Beitrag08.11.2012 23:43
Gibt es eigentlich zeitgenoessische Literatur -"Manifes
von firstoffertio
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Es ist ja viel an mir vorbeigegangen. Darum wollte ich hier mal fragen.

Wir kennen in der Geschichte ja Manifestos zur Kunst, Literatur, Lyrik von Leuten, die etwas Neues machen wollten, auf etwas Altes reagierten, wie Surrealismus, Symbolismus, etc. Manchmal war es nicht so deutlich ausgesprochen, sondern eine Gruppe wandte sich gegen Vorhandenes, und wollte Neues, Zeitgemäßes tun, schreiben.

Gibt es derartiges heute, oder gab es in den letzten Jahrzehnten? Machen sich welche Gedanken, wie Literatur, Lyrik, Prosa heute sein sollte?

Ich denke, da wir ja eine Zeit haben, wo Massenmedien schon lange, nun vor allem Internet, blogs, twitter, facebook, ebooks und eine Unmenge an Bildern, Information und Texten auf uns eindringen, gleichzeitig die Welt des Einzelnen auch schon global beeinflusst ist, doch vielleicht Schreiber gibt, die sich Gedanken zur Funktion von Literatur heute gemacht haben, vielleicht solche, die bestimmte Wege fordern,empfehlen...

Über info, links würde ich mich freuen, falls es welche gibt.
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jim-knopf
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Beitrag09.11.2012 00:35

von jim-knopf
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hallo firstoffertio

wir haben in diesem bereich hier im forum seit einiger zeit ein technisches problem. und zwar leuchtet der button der lyrik-werkstatt nicht orange, wenn ein neues thema verfasst wurde. man sieht also den neuen beitrag nur, wenn man zufällig auf die rubrik klickt. das ganze ist aber schon an die chefetage weitergegeben und sollte hoffentlich bald gelöst sein.

gruß
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Angst
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Beitrag23.12.2012 13:27

von Angst
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Hallo firstoffertio

Das sind zwar keine Manifeste, aber wie wäre es mit den Frankfurter Poetik-Vorlesungen?


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— Søren Kierkegaard, Philosophische Brosamen,
München: Deutscher Taschenbuch Verlag, S. 48.
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firstoffertio
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Beitrag23.12.2012 22:38

von firstoffertio
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Danke, das klingt interessant.

Aber wo kann man sie im Internet lesen?
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crim
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Beitrag23.12.2012 23:00

von crim
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Hi firstoffertio,

das Erste, was mir da in den Sinn kommt, (weiß aber nicht, ob das wirklich das ist, was du meinst) ist diese Dogma-Bewegung. Die gibt es nicht nur beim Film, sondern auch literarisch erlegen sich da ein paar Leute selbst gemachte Zwänge auf. Wenn du bei Google "Dogma Literatur" eingibst, wird dir da einiges zu aufgeführt. Vor allem Zeitungsartikel und Wikis.

Ansonsten würd mich das auch mal interessieren. Ich erinnere mich an eine Gruppe Schriftsteller - da war auch Grass dabei, glaube ich - die hatten sich mal zusammen getan und an einer "neuen Prosa" oder so gebastelt. Die trafen sich Jahr um Jahr - in den Sechzigern, Siebzigern? -, veranstalteten Lesungen, Kundgebungen und diskutierten, was Texte leisten müssten, sollten, wollten und am Ende haben sie sich meistens tierisch besoffen und seltsam ungelenk getanzt. Zumindest erinnere ich mich vage, dass die Doku das so darstellte. Irgendwas war auch mit nem aufmüpfigen Handke, ach, nur ich komm nicht drauf.

Jedenfalls hätte ich selbst mal Lust so ne Saufrunde unter dem Motto "Erneuerung der Literatur" abzuhalten. Sah aus wie ne Riesen-Gaudi - und wenn dann so ein neunmalgescheiter Handke in die Runde platzen würde, dann...


Übrigens würde Edith gerne anmerken: Such nach "Gruppe 47" und vergiss die Siebziger, da gabs die schon nicht mehr.

Ediths Zwillingsschwester hierzu: Such gar nicht, die haben nie großartige Manifeste formuliert, sondern einen Wischi-Waschi-diskursiven kulturell-politischen Mumpitz fabriziert, zumindest bei den Treffen, dazwischen warn sie aber ganz prägend für die deutsche Literaturlandschaft. "Erneuerung der Literatur." Tss.  Das war wohl nur meine Wunschvorstellung, die da mit mir durchgegangen ist. Ich will Handke die Hand zur Versöhnung reichen.
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Mr. Curiosity
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Beitrag23.12.2012 23:59

von Mr. Curiosity
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Zitat:
Jedenfalls hätte ich selbst mal Lust so ne Saufrunde unter dem Motto "Erneuerung der Literatur" abzuhalten.


Wenn's soweit ist, gib mir Bescheid. Ich komm dann auch.


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"Wenn du Schriftsteller sein willst, dann sag, dass du der Beste bist ...
Aber nicht, solange es mich gibt, kapiert?! Es sei denn, du willst das draußen austragen."

(Ernest Hemingway in "Midnight in Paris")
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Angst
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Beitrag24.12.2012 01:09

von Angst
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firstoffertio hat Folgendes geschrieben:
Aber wo kann man sie im Internet lesen?

Wahrscheinlich nirgends? Wende dich an die Bibliothek deines Vertrauens. :)
Übrigens rümpfe ich bei Manifesten immer die Nase. Wer sich vornimmt, die Literatur mit einem festgelegten Programm von Grund auf zu erneuern, nimmt sich ein bisschen zu wichtig …


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crim
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Beitrag24.12.2012 11:11

von crim
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Zitat:
Wer sich vornimmt, die Literatur mit einem festgelegten Programm von Grund auf zu erneuern, nimmt sich ein bisschen zu wichtig …


...oder trinkt nicht gern genug.

Ich hab mir ja gestern eine andere Doku zum Thema Gruppe 47 angesehen und hab festgestellt: Das war einfach nur ein Vorläufer dieses Forums!   Shocked

Ich finde, wenn, ja, wenn man ein Manifest zur "Erneuerung der Literatur" abgeben wollte, dann müsste das heutzutage schon sehr bewußt realsatirisch geprägt sein, womit man aber direkt wieder mitten im postmodernen Ironismus drinstecken würde und sein eigenes Anliegen ad absurdum führte.
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Angst
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Beitrag24.12.2012 11:34

von Angst
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Nun, fairerweise muss man sagen, dass man manchmal einfach (über-)pointierte Texte braucht, um seine Anliegen deutlich zu machen. Mir selbst liegt ein solches Auftreten nicht. Ich halte es nicht für meine Aufgabe, mir einen Platz in der Literaturgeschichte zuzuweisen. Und an dieser Formulierung merkt man schon, wie anmassend das eigentlich ist!

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crim
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Beitrag24.12.2012 12:07

von crim
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Ja, aber das machen die ja andauernd, diese Manifest-Auferleger! Die schaffen sich selbst einen Raum und eine Öffentlichkeit und plötzlich wird das wirklich zum bestimmenden zeitgeistlichen Diskurs. Ich denke, wenn man diese bspw. aus der Gruppe 47 mitgeborene Literaturkritik-Schiene, die sich ja bis heute hält, aufbrechen wollte, müsste man eine völlig neue Art des Diskurses entwickeln.

Also um diesen Gedanken jetzt mal zu Ende zu führen: In der neuen Doku, die ich bis gestern nicht kannte, da sitzt tatsächlich die heutige vermeintliche Kritiker-Elite zusammen (namentlich Ijoma Mangold, die von Lovenberg, Denis Scheck) und faselt sich den Mund fusselig über Ausschnitte einer Doku von dreiundsechzig! geht darauf ein, dass ein Grass sich ja schon in seinem Duktus verändert habe und dass ein Hoellerer noch am sympathischsten war, weil ein Walther Jens schon damals einfach nur ein Meinungsdrücker ohne ausreichende Selbstreflektion gewesen sei und Ranicki erst, aber die heutigen sitzen da, ohne ein Fünkchen Selbstironie, ohne auch nur den Fiep jener rückführenden Selbsterkenntnis, die sie von den damaligen Kritikern einfordern. Der neue, der schonungslose Diskurs müsste sich eigentlich jederzeit seiner eigenen Lächerlichkeit bewußt sein. Ich hoffe, dass ich das bin, wenn ich hier vom Leder ziehe.
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firstoffertio
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Beitrag26.12.2012 00:22

von firstoffertio
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Eure Beiträge sind für mich bisher sehr interessant. Weil ich ja nicht in Deutschland wohne, bekomme ich gare nichts mit in dieser Hinsicht. Nun habe ich schon mal einiges, wonach ich googeln kann.

Scheinheilige, mit Manifesten hatte ich gar nicht so die Vorstellung verbunden, dass Leute sich einen Platz in der Geschichte zuweisen wollen, eher , dass sie sich Gedanken machen hinsichtlich ihres Schreibens in einer bestimmten Zeit. Geschichte wurden solche Bewegungen, Reflexionen, Manifeste von  früher doch meistens auch erst im Nachhinein, wenn überhaupt?
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tagedieb
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Beitrag27.12.2012 11:00

von tagedieb
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Scheinheilige hat Folgendes geschrieben:
firstoffertio hat Folgendes geschrieben:
Aber wo kann man sie im Internet lesen?

Wahrscheinlich nirgends? Wende dich an die Bibliothek deines Vertrauens. smile
Übrigens rümpfe ich bei Manifesten immer die Nase. Wer sich vornimmt, die Literatur mit einem festgelegten Programm von Grund auf zu erneuern, nimmt sich ein bisschen zu wichtig …


Ich denke da unter anderem an Friedrich Schlegels „Athenaeums“-Fragmente für die Romantik oder das Manifest des Surrealismus von André Breton. So generell kann man nicht sagen, dass es anmaßend ist, ein Manifest zu schreiben. Soetwas gehört zur Kunst dazu, dass eine Bewegung versucht für ihre Zeit einen gemeinsamen Nenner zu finden. Vielleicht ist das manchmal anmaßend, ja. Aber vielleicht braucht es diese Anmaßung manchmal auch, damit die Kunst sich verwandelt und neue Impulse von ihr ausgehen und m.E. kann man ebenso darüber die Nase rümpfen, dass jemand grundsätzlich über Manifeste die Nase rümpft. Für Peter Handke gehört der Größenwahn sogar essentiell zur Poesie dazu.

„Demut ist ein bisschen religiös als Wort ...ich bescheide mich manchmal. Aber das Schreiben ist größenwahnsinnig, das muss man halt wissen. Also ein Schriftsteller, wenn er das ernst nimmt, macht ja eigentlich etwas, worauf eine Art Todesstrafe stehen könnte. Das ist gefährlich. Die meisten folgen ja nur noch Rezepten vom Schreiben. Das ist natürlich nicht gefährlich … im Schreiben muss die Suchbewegung drin sein. Es ist eine Einmann-Expedition in unbekanntes Land. Jedes mal. “ - Peter Handke

Quelle: http://www.youtube.com/watch?v=24F_OxfwUgw


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tagedieb
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Beitrag27.12.2012 11:14

von tagedieb
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Scheinheilige hat Folgendes geschrieben:
Nun, fairerweise muss man sagen, dass man manchmal einfach (über-)pointierte Texte braucht, um seine Anliegen deutlich zu machen. Mir selbst liegt ein solches Auftreten nicht. Ich halte es nicht für meine Aufgabe, mir einen Platz in der Literaturgeschichte zuzuweisen. Und an dieser Formulierung merkt man schon, wie anmassend das eigentlich ist!


Fairerweise muss man sagen, dass Manifeste ein Ideenpool sein können und Künstlergruppen auch Zukunftswerkstätten, die nicht nur zum Spaß schreiben, sondern auch gesellschaftlich engagiert sind. Ich finde nicht, dass falsche Bescheidenheit eine wirkliche Alternative ist. Oder anders gesagt: diese angebliche Bescheidenheit ist selbst nicht weniger anmaßend. Anmaßend es grundsätzlich besser zu wissen. Vielleicht sollte man das auch nicht so bierernst nehmen. Die Kunstgeschichte ist voller Manifeste und Programmatik. Die muss man ja nicht bejahen. Aber man sollte auch nicht grundsätzlich auf sie herabschauen. Vordergründig sind das Versuche, experimentelle Feldversuche auf dem Gebiet der Kunst, würde ich sagen ...und als solche legitim.


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tagedieb
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Beitrag27.12.2012 15:36
Re: Gibt es eigentlich zeitgenoessische Literatur -"Man
von tagedieb
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firstoffertio hat Folgendes geschrieben:


Gibt es derartiges heute, oder gab es in den letzten Jahrzehnten? Machen sich welche Gedanken, wie Literatur, Lyrik, Prosa heute sein sollte?


Sollte sich nicht jeder Schreibende darüber Gedanken machen?  Wink Also ich denke, erstmal muss beim Schreiben die Unschuld da sein. Dann können später irgendwelche Pläne geschmiedet werden. Aber am Anfang steht die Wahrnehmung. Ganz konkret finde ich jedoch zum Beispiel den Ansatz des Malers Bernhard Krieger sehr interessant, der eine Synthese der Moderne mit der europäischen Kunst der vorhergehenden Jahrhunderte anstrebt.

Zitat:
Den Begriff Peinture Classique hat Krieger aufgegriffen um seine Abkehr von verbreiteten Erscheinungsformen der Gegenwartskunst zu verdeutlichen. Insbesondere wendet er sich gegen eine von Trivialität geprägte, eklektizistische Manier, die nach seiner Auffassung für die Kunst des ausgehenden 20. und des beginnenden 21. Jahrhunderts charakteristisch ist und die er zusammenfassend als spätmodernen Trivialmanierismus bezeichnet. Die damit verbundene Betonung der materiellen Oberfläche erwecke nur noch scheinbar den Eindruck des unverständlich Provozierenden, des Revolutionären oder Skandalösen. Demgegenüber strebt er eine Synthese aus dem in der Moderne gewonnenen geistigen Spielraum und der europäischen Kunst der vorhergehenden Jahrhunderte an. Dies gilt für ihn als die eigentlich neue Perspektive des 21. Jahrhunderts sowohl für die Kunst als auch sinngemäß für die allgemeine geistige Entwicklung.


Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Bernhard_Krieger

Außerdem hier ein Vid:
Bernhard Krieger über die Kunst des 21. Jahrhunderts
http://www.youtube.com/watch?v=uejYnBLqH9U


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nebenfluss
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Beitrag27.12.2012 17:20

von nebenfluss
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Mr. Curiosity hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Jedenfalls hätte ich selbst mal Lust so ne Saufrunde unter dem Motto "Erneuerung der Literatur" abzuhalten.


Wenn's soweit ist, gib mir Bescheid. Ich komm dann auch.


Freibier bei crim? Das würde ich auch ungern verpassen. Ungelenk tanzen kann ich prima. Um allen Ernstes an einem Manifest mitzuwirken, bräucht's aber schon einen Kübel Caipirinha - und sei es, um das Manifest am nächsten Morgen im verbliebenen Eiswasser einzuweichen.

Was ich mich aus aktuellem Anlass gerade frage, ist, ob nicht Literatur zunehmend nur einen Klick entfernt ist von Wikipedia, Google & Co.
Ob wir heute noch Rücksicht nehmen müssen auf den durchschnittlichen Bildungsstand des Lesers zum jeweiligen Thema - oder erwarten können, dass er Unverständliches selbst recherchiert? Das hieße, eine ganz neue Interaktion des Lesers zu ermöglichen, birgt aber auch die Gefahr, vom unterhaltsamen Geschichtenerzählen abzukommen.

Nur so ein spontaner Gedanke - weiß nicht, ob das so verständlich ist oder ob es wirklich was mit dem Thema zu tun hat ...

LG
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tagedieb
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Beitrag27.12.2012 18:53

von tagedieb
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„Die Kunst des 21. Jahrhunderts wird sich von der des 20. Jahrhunderts grundlegend unterscheiden. Im 20. Jahrhundert ging es darum, einen neuen Freiraum zu erkämpfen, im 21. Jahrhundert wird es darum gehen ihn auszufüllen. Die Gesamtheit der heterogenen Erfahrungen, die sich aufgestaut haben, wartet auf ein neues, ästhetisches Zusammenfügen. Hier stehen wir jetzt noch am Anfang. Mein eigenes Interesse als Maler richtet sich auf dieses Spannungsfeld. Auch für die Malerei gilt, dass wir uns heute einem komplexen Erfahrungsschatz gegenübersehen, der in seiner Fülle neu ist. Er umfasst die ganze Spanne von der Antike bis zur Moderne. Diese zusammenzufassen und mit neu entstehenden Empfindungswelten zu verbinden ist eine Perspektive, der zu folgen ich jedenfalls für mich in Anspruch nehme. So erklärt sich auch der von mir aufgegriffene Begriff „Peinture Classique“, der nicht die Wiederbelebung traditioneller Malerei bedeutet, sondern das Streben nach einer neuen Form der Klassizität.“ - Bernhard Krieger

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firstoffertio
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Beitrag27.12.2012 23:00

von firstoffertio
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Mal schnell: Habe etwas gegoogelt.

Das Dogma Literatur "Manifest"überzeugt mich nicht. Es kommt mir auch recht vertraut vor von dem, was ich hier manchmal im Forum lese. Dies sind die Forderungen:

1. Adjektive sollen vermieden werden.
2. Gefühle sollen nicht benannt, sondern dargestellt werden.
3. Gebrauchte Metaphern sind verboten.
4. Es muss im Präsens geschrieben werden.
5. Ein Satz hat nicht mehr als fünfzehn Worte.
6. Die Perspektive darf nicht gewechselt werden.
7. Der allwissende Erzähler ist tot.
8. Jeder Text, der das Hamburger Dogma erfüllt, soll vom Autor als solcher
gekennzeichnet sein.


Gruppe 47 ist ja schon uralt. Wir haben zwar in der Schule einige der damit verbundenen Autoren gelesen, komischerweise kam mir der Name Gruppe 47 da nicht unter. Aber interessant ist der Wikipedia Artikel dazu. Weiss nun auch, worin R.R.'s Stellung sich gründet.

Bernhard Krieger nimmt einiges Interessante wahr. Inwieweit seine Schlüsse mir einleuchten, weiss ich noch nicht. Auch nicht, was ich davon in seinen Werken wiederfinde. Dazu brauchte es sicher genauere Auseinandersetzung.

nebenfluss' Fragen finde ich interessant:

Zitat:
Was ich mich aus aktuellem Anlass gerade frage, ist, ob nicht Literatur zunehmend nur einen Klick entfernt ist von Wikipedia, Google & Co.
Ob wir heute noch Rücksicht nehmen müssen auf den durchschnittlichen Bildungsstand des Lesers zum jeweiligen Thema - oder erwarten können, dass er Unverständliches selbst recherchiert? Das hieße, eine ganz neue Interaktion des Lesers zu ermöglichen, birgt aber auch die Gefahr, vom unterhaltsamen Geschichtenerzählen abzukommen.


Da steckt schon einiges an Thematik drin.
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tagedieb
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Beitrag28.12.2012 06:45

von tagedieb
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Krieger hat natürlich nur eine Tendenz aufgezeigt, eine vage Richtung wohin die Reise gehen könnte. Wie der Bruch mit der Moderne aussieht, von dem er spricht, weiß er selbst noch nicht so genau. Woher auch? Daran wirken wir alle mit. Die Frage wäre dann vielleicht erstmal: was würde dich begeistern?

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Beitrag28.12.2012 23:46

von firstoffertio
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Ich suche eigentlich nicht nach etwas, was mich begeistern würde.

Habe heute aber einen interessanten langen! ausführlichen Artikel zu literatur(at)internet gefunden, zu digitaler Literatur also:

http://www1.uni-hamburg.de/DigiLit/suter/literatur_internet.html
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Angst
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Beitrag29.12.2012 00:28

von Angst
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Hallo tagedieb

Spannende Beiträge, auf die ich gerne kurz antworte. Beziehungsweise die ich gerne mit Gegenfragen abblocke, hihi.

tagedieb hat Folgendes geschrieben:
[…] und m.E. kann man ebenso darüber die Nase rümpfen, dass jemand grundsätzlich über Manifeste die Nase rümpft.

Natürlich. Ich sage nicht, dass Manifeste doof sind. Ich sage nur: Ich finde Manifeste doof. Und würde nie ein solches schreiben. Andere mögen das anders sehen, nur zu.

tagedieb hat Folgendes geschrieben:
Fairerweise muss man sagen, dass Manifeste ein Ideenpool sein können und Künstlergruppen auch Zukunftswerkstätten, die nicht nur zum Spaß schreiben, sondern auch gesellschaftlich engagiert sind.

Interessant, dass du das ausschliessend betrachtest. Meinst du, ernsthaft schreiben bedeutet immer gesellschaftlich engagiert schreiben?

tagedieb hat Folgendes geschrieben:
Ich finde nicht, dass falsche Bescheidenheit eine wirkliche Alternative ist. Oder anders gesagt: diese angebliche Bescheidenheit ist selbst nicht weniger anmaßend.

Wie unterscheidest du wahrhaftige von falscher Bescheidenheit? Nimm zum Beispiel diese Aussage: "Ich bin nicht dazu in der Lage, die Literatur mithilfe eines Manifests in eine neue Richtung zu lenken."

tagedieb hat Folgendes geschrieben:
Aber man sollte auch nicht grundsätzlich auf sie herabschauen.

Ich schaue nicht auf sie herab, sondern zu ihnen hinüber. (Und höre ab sofort auf, die Nase zu rümpfen.)


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Beitrag29.12.2012 01:56

von nebenfluss
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Hallo firstoffertio,

firstoffertio hat Folgendes geschrieben:
Ich suche eigentlich nicht nach etwas, was mich begeistern würde.

Habe heute aber einen interessanten langen! ausführlichen Artikel zu literatur(at)internet gefunden, zu digitaler Literatur also:

http://www1.uni-hamburg.de/DigiLit/suter/literatur_internet.html


Danke für den Link!
Das sieht interessant aus, leider kann ich mich zu dieser Uhrzeit nicht mehr drauf konzentrieren. Ich denke aber, dass sich darüber fruchtbarer diskutieren ließe als über das dröge Schreibratgeber-Dogmas aus dem Hotel Adlon.

Ich lese es die Tage mal durch, vielleicht kommt dann doch noch etwas Schwung in diesen Thread.

LG
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tagedieb
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Beitrag03.01.2013 14:31

von tagedieb
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Liebe Scheinheilige!

Das meinte ich in Bezug auf den Anspruch des Künstlers. Ein Künstler will Neues und Einmaliges zur Sprache bringen, sonst wäre es keiner. Das kann, je nach Perspektive, wie eine Anmaßung erscheinen … und manchmal ist es das vielleicht auch. Natürlich kann es aber nicht darum gehen in die Geschichtsbücher zu kommen, wie Du geschrieben hast. Sondern einem schöpferischen Menschen geht oder sollte es um ganz andere Dinge gehen: geistige Erotik, Selbst- und Welterkenntnis, oder auch Weltveränderung und das „Prinzip Hoffnung“ einer Suchbewegung nach vorwärts.

Literatur hat in diesem Sinne eine utopische Qualität, da in ihr das Vorgefühl des Kommenden und Noch-Nie-Gewesenen zur Formulierung kommt. Die Poesie ist immer auch ein Traumfänger ihrer Zeit gewesen … und diese Anmaßung muss man sich vielleicht einfach erlauben, damit neue Maßstäbe möglich werden. Was natürlich nicht heißt, dass alte Maßstäbe nichtig geworden sind. Aber diese können nur bedingt für heutige Menschen gelten und müssen neu koordiniert werden. Soetwas wie ein Manifest kann dazu zumindest ein Impulsgeber sein. Wobei ich selbst dabei vorsichtig wäre.

Für ein richtiges Manifest braucht man auch ein fruchtbares Biotop, eine gescheite und ebenso mutige Künstlergruppe, die imstande dazu ist, soetwas wie eine Gegenkultur aufzubauen ... und es versteht sich schätze ich von selbst, dass das zwar ein Heidenspaß wäre, aber wohl ebenso in Richtung Mammutaufgabe ginge ... und nicht zuletzt ist es nicht jedermanns und jederfraus Sache, sich irgendeiner Gruppe anzuschließen. Inspiration braucht ebenso oder noch mehr die Einsamkeit. Viele Künstler haben fast ausschließlich in der Einsamkeit gearbeitet. Auguste Rodin und Rainer Maria Rilke wären dafür wohl Paradebeispiele...

Ernst Bloch: Das Prinzip Hoffnung
http://www.youtube.com/watch?v=De_uhdBBwDE


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