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RUMO Schneckenpost
Alter: 61 Beiträge: 14 Wohnort: Nähe Frankfurt
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03.12.2012 00:55 [außer Konkurrenz] Saltimbocca Romana von RUMO
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Saltimbocca Romana
Der Duft von Salbei – in Butter geschwenkt – durchzog bereits das ganze Lager und den Ausstellungsraum. Der richtige Moment war ganz nahe. Jeder, der in der Lage war, ein Kochbuch zu lesen, war auch in der Lage, ein Essen zuzubereiten. Doch wenige, vielleicht einer unter 10.000 war in der Lage, ein perfektes Gericht zu kochen.
Ernesto Valese zweifelte nicht im Geringsten, einer dieser Meisterköche zu sein. Die Butter zu großer Hitze ausgesetzt oder den gewaschenen Salbei tropfnass in die Butter gegeben und ein Meisterwerk war sicher zerstört.
Langsam nahm der Salbei die gewünschte Färbung an. Prüfend hob Ernesto den Deckel vom Kartoffeltopf während er mit der anderen Hand die Pfanne mit Salbei und der Butter und das Kalbfleisch vom Herd nahm.
Fast liebevoll stach er mit einer silbernen Gabel in die goldgelben Kartoffeln: „Perfekt!“, schnalzte er.
Der Dampf der abgeschütteten Kartoffeln ließ seine Brille beschlagen, als das Scheppern der Türglocke seine Vorbereitung rüde unterbrach. Ernesto schob die Brille auf die Glatze. „Jetzt nicht…jetzt keine Störung!“ Im Laden erklang die Tischklingel. „Paolo Kundschaft…“
Die abgetropften Kartoffeln noch schnell in der großen Hitze in der Restbutter geschwenkt, etwas Thymian hinzu. Es Klingelt erneut mit zunehmender Dringlichkeit. „Paolo, du Faulpelz, mach dich nützlich!“ Unter gemurmelten Flüchen warf Ernesto einen Blick in den Laden. Paolo war nirgends zu sehen. Eine junge Dame – fast noch ein Mädchen – stand vor dem Tresen, den Blick gesenkt.
Für was hatte er diesen Jungen bloß angestellt? Sicher war er wieder mit Freunden bei den amerikanischen Soldaten. „Um Handel zu treiben, Onkel“, war in letzter Zeit seine Ausrede. Ernesto glaubte, dass es eher die amerikanischen Krankenschwestern waren, die Paolo hinderten, ein bisschen mehr für die Familie zu tun.
Sei’s drum, Ernesto riss sich die Schürze vom Leibe und zwängte sich in sein Jackett. Er betrat den Laden hinter dem Tresen, als das Mädchen erneut die Tischklingel anschlagen wollte. Schuldbewusst zuckte ihre Hand zurück. „Aah, Don Valese, ich dachte schon, es wäre niemand zu Hause…“ „Nein, nein, meine Liebe, ich war nur gerade beschäftigt! Die Konten, die Rechnungen – alles will erledigt sein, auch in diesen schweren Zeiten. Was kann ich für dich tun?“
Ernesto konnte sich vage an das Gesicht erinnern. Eine Falkone. Die Augen, die Nase, wenn die aufgesprungenen Lippen und die tiefliegenden Augen etwas anderes sagten, so war Ernesto doch sicher, eine der damals so stolzen Falkone-Töchter vor sich zu haben. Ihre Haltung war noch die, längst vergangener Zeiten.
„Don Valese, ich…“, sie setzte erneut an, „meine Familie…“ Ihre Stimme wurde zum Ende dünner. Sie senkte den Blick.
Ernesto gab keinen Laut von sich. Doch auch ohne Ermunterung straffte sie die Schultern und sprach mit festerer Stimme: „Meine Familie schickt mich, um…“
„Die Familie Falkone benötigt meine Hilfe nicht.“ Ernesto schlug mit der Hand auf den Tresen. Erschrocken wich das Mädchen zurück: „Don Valese…“, die Augen weit aufgerissen. „Niemals, ich wiederhole niemals werde ich Geschäfte mit eurer Familie machen!“ „Don Valese, bitte… bitte zeigt ein wenig Menschlichkeit! Wir brauchen Geld für Medizin. Das Mädchen schluchzte jetzt.
Ernesto, froh seinen Standpunkt zu Geschäften in diesem frühen Stadium geklärt zu haben, brummte: „Ist der alte Falkone krank? Was hast du?“
„Metall, Don Valese, gutes Metall….“ Mit zittrigen Händen legte sie einen großen flachen Gegenstand auf den Tresen. „Von den Amerikanern“, beeilte sie sich zu sagen. Der Gegenstand gab ein leises Brummen von sich.
„Was ist das?“, fragte Ernesto. Das Mädchen schüttelte den Kopf und zuckte gleichzeitig mit den Schultern: „Ich weiß es nicht, aber es hat kleine Rollen und man bekommt doch schon was für das Metall, oder?
Ernesto nahm die Scheibe mit Kennermiene auf. „Hmm, das ist ein Ring, der lässt sich drehen…ganz schön schwer….was willst du dafür haben?“ Erwartungsvoll lächelte das Mädchen: „Was würden Sie mir geben? Vielleicht 2.000 Lire?“
„2.000 Lire?“, Ernesto schlug mit der Hand auf die Scheibe….
„Staff Sergeant Pondner mit Meldung: Alles ruhig! Leutnant, am Nachmittag ist im Zentruzm ein Haus in die Luft geflogen – sonst nichts. War wohl noch ein Blindgänger.“ „Jemand verletzt oder tot?“, fragte der Leutnant. „Wohl nur der Besitzer der Pfandleihe – is’ kein Schaden, soll sich an allen bereichert haben im Krieg. Aber soll gut gekocht haben!“
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Dienstwerk Reißwolf
Alter: 55 Beiträge: 1254 Wohnort: Gera/Markkleeberg
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16.12.2012 23:52
von Dienstwerk
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Ach hätte der Blindgänger doch etwas mehr rotiert, dann wäre der Text nicht disqualifiert worden.
Wobei, jeder Depp erkennt doch solch ein gefährliches Teil in Kriegszeiten, oder? Trotz des für mich kleinen Logikfehlers ist das eine sehr schöne Geschichte. Aber: Was ist mit dem Mädchen? Ist sie etwa mit hochgegangen, als der Pfandleiher draufgehauen hat? Das wird nicht deutlich.
LG, Ana
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RUMO Schneckenpost
Alter: 61 Beiträge: 14 Wohnort: Nähe Frankfurt
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17.12.2012 18:33
von RUMO
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Hallo Dienstwerk,
ja die Logik blieb auf der Strecke. Sie wurde um 20:01 Uhr durch nackte Panik ersetzt.
War das erste mal, und ich hatte Zeit und Sprache nicht im Griff. Fertig war ich nach 22:00 Uhr, und da hatte ich mich schon aufgegeben.
Beim senden an Guy dann nochmal neu eingeloggt, Murphy's law! Ich dachte, ich wäre der eine mit 14 Minuten Verspätung.
Ach ja, das Mädchen ist leider mit verstorben...Das Leben ist nicht fair. ''
Danke für dein Feedback.
Gruß
RUMO
_________________ Nächster Versuch... |
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The Brain Reißwolf
Alter: 65 Beiträge: 1966 Wohnort: Over the rainbow
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17.12.2012 18:49
von The Brain
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Hi RUMO,
sehr schön, wie du die Atmosphäre beschreibst ... aber durch die intensiven Beschreibungen der Kochkünste deines Ernesto ist der Schwerpunkt der Geschichte etwas verrutscht. Klar ... die zwei Stunden sind Schuld ...
Liebe Grüße
Brain
_________________ Dinge wahrzunehmen,
der Keim der Intelligenz
(Laotse)
***********
Die Kindheit endet nicht mit dem Erwachsenwerden.
Sie begleitet dich durch all deine Lebenstage.
***********
Alle Bücher dieser Welt
Bringen dir kein Glück,
Doch sie weisen dich geheim
In dich selbst zurück.
(Hermann Hesse) |
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OrangeHair Leseratte
Alter: 53 Beiträge: 108 Wohnort: Wien
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18.12.2012 11:13
von OrangeHair
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Auch diese Geschichte gefällt mir sehr gut.
Allerdings habe ich dieselben Fragen wie Ana (Dienstwerk).
Schade - nächstes Mal bist du sicher mit dabei.
LG Orange
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Piratin Exposéadler
Alter: 58 Beiträge: 2186 Wohnort: Mallorca
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18.12.2012 14:59
von Piratin
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Hallo Rumo,
jetzt habe ich Hunger und Du bist schuld
Schade, dass der Blindgänger nicht eine Spur Bewegung gezeigt hat und Du es rechtzeitig geschafft hättest, abzuschicken.
Hat mir gefallen.
Liebe Grüße
Piratin
_________________ Das größte Hobby des Autors ist, neben dem Schreiben, das Lesen. |
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Eredor Dichter und dichter
Moderator Alter: 32 Beiträge: 3415 Wohnort: Heidelberg
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18.12.2012 22:35
von Eredor
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ich liebe beschreibungen übers kochen, deine besonders. und obwohl ich gerade gegessen habe, knurrt mein magen. das ende hatte ich erwartet, aber das macht die geschichte nicht schlechter. mir gefällt sie sehr gut!
lg dennis
_________________ "vielleicht ist der mensch das was man in den/ ersten sekunden in ihm sieht/ die umwege könnte man sich sparen/ auch bei sich selbst"
- Lütfiye Güzel |
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Nina Dichterin
Beiträge: 5007 Wohnort: Berlin
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18.12.2012 23:04
von Nina
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mir hat die geschichte auch gut gefallen. ich verstehe nicht so recht, warum sie disqualifiziert wurde? weil sich die bombe nicht bewegt hat? hat sie doch. bumm. weg war alles. und ja, die kochszene ist schön beschrieben. mir gefällt außerdem, dass du eine, wie ich finde, ungewöhnliche "location" gewählt hast.
_________________ Liebe tut der Seele gut. |
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RUMO Schneckenpost
Alter: 61 Beiträge: 14 Wohnort: Nähe Frankfurt
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19.12.2012 03:12
von RUMO
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@Nina,
war zu spät...Weit nach 22:00 Uhr. Gründe hab ich weiter oben beschrieben.
Gut, die Welt soll die ungeschminkte Wahrheit erfahren... in Wirklichkeit haben Außerirdische mich während des FFF in eine andere Dimension entführt...aber Maria hat mir nicht geglaubt.
..tut es gut ein Feedback zu bekommen, nur so kann ich wachsen, danke an alle!!!
Beim nächsten mal schaff ich es vielleicht. Und dann ohne Logik Fehler.
LG
RUMO
_________________ Nächster Versuch... |
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Aranka Bücherwurm
A
Beiträge: 3106 Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
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A 19.12.2012 17:13
von Aranka
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Hallo Rumo,
ich habe gerade deine "Saltimbocca Romana" genossen. Eine gute Geschichte und gut geschrieben. Ich denke diese Geschichte wäre gut befedert aus dem FFF herausgekommen, wenn der Autor einen funktionierenden Wecker neben den PC gesetzt hätte.
Schön, dass du sie dennoch eingestellt hast. Gerne gelesen.
Liebe Grüße Aranka
_________________ "Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)
„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke) |
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